DE19707230C2 - Verfahren zum Erkennen einer Erkrankung eines Organismus an einer transmissiblen spongiformen Enzephalopathie - Google Patents
Verfahren zum Erkennen einer Erkrankung eines Organismus an einer transmissiblen spongiformen EnzephalopathieInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Erkennen einer
Erkrankung eines Organismus an einer transmissiblen spongiformen
Enzephalopathie, wobei in vitro die Konzentration der β-Unter
einheit des Proteins S100 in einer Körperflüssigkeit des
Organismus bestimmt wird und wobei das Überschreiten einer
Grenzkonzentration der β-Untereinheit des Proteins S100 als
Hinweis auf das Vorliegen der Erkrankung gewertet wird.
Zu den transmissiblen spongiformen Enzephalopathien gehören die
Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJD) beim Menschen, die Traber
krankheit bei Schafen und Ziegen und die bovine spongiforme
Enzephalopathie (BSE) beim Rind. Das Entstehen der BSE-Krankheit
wird auf das Verfüttern von Tiermehl aus an der Traberkrankheit
erkrankten Schafen zurückgeführt. Es besteht der Verdacht, daß
eine neue Form (NVCD) der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit durch
Kontakt mit BSE-erkrankten Rindern und/oder den Verzehr von
Teilen solcher Rinder beim Menschen ausgelöst werden kann.
Eine Behandlung der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit oder der BSE-
Krankheit ist derzeit nicht möglich. Es ist aber möglich, die
Symptome der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit zu behandeln und das
Fortschreiten der Krankheit zu verzögern. Von daher ist eine
Früherkennung der Krankheit wünschenswert. Daneben ist es
wichtig, andere Ursachen einer auftretenden Demenz sicher
auszuschließen. Besondere Bedeutung hat die Früherkennung
jeglicher Erkrankung an einer transmissiblen spongiformen
Enzephalopathie aber auch bei der Erforschung der möglichen
Übertragungswege.
Eine absolute Diagnose auf das Vorliegen einer transmissiblen
spongiformen Enzephalopathie ist derzeit nur durch einen neuro
pathologischen Nachweis der pathologischen Isoform des Prion-
Proteins im befallenen Gehirngewebe möglich (Prion = Protein
aceous infective Agent). Die Diagnose intravitam ist nur
differenziell möglich. Sie erfolgt anhand von klinischen und
elektroencephalographischen Kriterien. Das Diagnoseergebnis kann
durch biochemischen Analysen abgesichert werden. Derzeit
betreffen solche biochemischen Analysen die Cerebrospinal
flüssigkeit (CSF), die auf das Vorliegen bzw. eine erhöhte
Konzentrationen der neuronenspezifischen Enolase (NSE), des
Proteins 14-3-3 und/oder des Protein S100 untersucht wird.
So ist aus Jimi T, Wakayama Y, Shibuya S. et al. "High Levels of
nervous system-specific proteins in cerospinal fluid in patients
with early stage Creutzfeldt-Jakob disease" Clin Chim Acta 1992;
211 (1-2): 37-46 ein Verfahren der eingangs beschriebenen Art
bekannt.
Unter der Handelsbezeichung LIA-mat Sangtec 100 wird von der
Firma AB Sangtec Medical, Bromma, Schweden ein quantitativer
Immun-Lumineszenz-Serumtest auf das Protein S100 vertrieben (AB SANGTEC MEDICAL, "LIA-mat®santec® 100,
Instructions for use", Bromma, Schweden, 1996,
S. 3-16). Der
Serumtest ist sowohl zur Anwendung in Cerebrospinalflüssigkeit
als auch in Blutserum geeignet. Das Protein S100 ist ein saures
Kalzium-bindendes Protein mit einem Molekulargewicht von 21.000,
das als Homodimer und Heterodimer von zwei Untereinheiten αS100
und ßS100 natürlich auftritt. Die β-Untereinheit (βS100) tritt
spezifisch nur in Glialzellen und Schwannzellen des Gehirns auf.
Der bekannte Serumtest reagiert nur auf die β-Untereinheiten
(ßS100). In der Produktinformation/Bedienungsanleitung zu dem
bekannten Serumtest wird darauf verwiesen, daß Gehirnschädi
gungen, beispielsweise aufgrund von Kopfverletzungen, mit einer
erhöhten Konzentration der β-Untereinheit des Proteins S100
sowohl in der Cerebrospinalflüssigkeit als auch im Blutserum
einhergehen und daher ein Test auf die β-Untereinheit des
Proteins S100 zur Quantifizierung des Ausmaßes solcher Gehirn
schädigungen herangezogen werden kann.
Aus der US 4 654 313 ist ein Verfahren zur Bestimmung der
Konzentration des Proteins S100 im Blutserum bekannt. Es wird
berichtet, daß bei neurologischen Schäden erhöhte Konzentra
tionen beobachtet werden. Eine Grenzkonzentration, die als
Hinweis auf neurologische Schäden zu verstehen ist, wird mit
1000 pg/ml angegeben. Darüberhinausgehende Konzentrationswerte
sollen Informationen für die Diagnose und die Ermittlung des
Schweregrads einer neurologischen Schädigung und der Geschwin
digkeit, mit der die Schädigung fortschreitet, liefern. Als
Vorteile des bekannten Verfahrens sind angegeben, daß es nicht
invasiv ist und praktisch ohne Risiko für den Patienten durch
geführt werden kann.
Aus Missler, U. und Wiesmann, M. in: European Journal of
Clinical Chemestry and Clinical Biochemestry, 1995, Band 33,
Heft 10, Seiten 743 bis 748 ist es bekannt, daß die Konzentra
tion des Proteins S100 sowohl in der Cerebrospinalflüssigkeit
als auch im Blut bestimmt werden kann. Dabei weisen Resultate
von Langzeitstudien darauf hin, daß bei neurochirurgischen
Patienten eine positive Korrelation zwischen der Konzentration
des Proteins S100 im Blut und dem klinischen Verlauf gegeben
ist. Deshalb soll die Bestimmung der Konzentration des Proteins
S100 im Blut für die Beobachtung und Patienten mit neurologi
schen Schäden sinnvoll sein.
Aus Kato, K. et al. in J Mol Neurosci (1990) 2, Seiten 109 bis
113 ist es bekannt, daß die Konzentration der β-Untereinheit des
Proteins S100 bei Patienten mit dem Down-Syndrom gegenüber
gesunden Vergleichspatienten erhöht ist. Dies wird darauf
zurückgeführt, daß das menschliche Gen, das die B-Untereinheit
des Proteins S100 codiert, auf dem Chromosom 21 angeordnet ist.
Für die gesunden Patienten wird eine Konzentration der B-
Untereinheit des Proteins S100 von 76 ± 25 pg/ml im Blutserum
angegeben.
Aus Fagnart, O. C. et al. in Clinical Chemistry, Vol. 34, No. 7,
1988, Seiten 1387 bis 1391 ist es bekannt, daß bei einer Nach
weisgrenze des Proteins S100 im Blutserum signifikant erhöhte
S100-Konzentrationen für Patienten mit Tumoren im zentralen
Nervensystem ermittelt wurden. Bei gesunden Patienten und
Patienten mit Demenz wurden keine erhöhten S100-Konzentrationen
festgestellt.
Es ist bekannt, daß das Protein S100 eine biologische Halbwerts
zeit von zwei Stunden aufgrund seines Abbaus durch die Nieren
aufweist. Bei zeitlich begrenzten Gehirnschädigungen fällt die
Konzentration der B-Untereinheit des Proteins S100 in der
Cerebrospinalflüssigkeit und dem Blutserum daher binnen kurzer
Zeit stark ab.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der
eingangs beschriebenen Art so weiterzuentwickeln, daß es mit
geringerem Aufwand durchgeführt werden kann. Die Entnahmen von
Cerebrospinalflüssigkeit ist grundsätzlich aufwendig. Bei
Rindern ist sie invitram mit erheblichen Schwierigkeiten
verbunden.
Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe bei einem Verfahren der ein
gangs beschriebenen Art dadurch gelöst, daß die Körperflüssig
keit ein Blutserum des Organismus ist und daß die Grenzkonzen
tration höchstens 300 pg/ml beträgt. Überraschenderweise stellt
sich heraus, daß sich auch bei der Bestimmung der Konzentration
der β-Untereinheit des Proteins S100 im Blutserum auffällige
Konzentrationen nachweisen lassen, wenn eine Erkrankung an einer
transmissiblen spongiformen Enzephalopathie
vorliegt. Die erhöhten Konzentrationen der β-Untereinheit des
Proteins S100 im Blutserum werden zwar nicht in jedem Fall einer
Erkrankung an einer transmissiblen spongiformen Enzephalopathie
beobachtet und sie sind auch nicht auf eine solche Erkrankung
beschränkt. Die Bestimmung der Konzentration der β-Untereinheit
des Proteins 5100 im Blutserum stellt aber eine einfach sehr
wirkungsvolle Ergänzung der bisherigen differenziellen Diagnose
von transmissiblen spongiformen Enzephalopathien dar.
Da Blutserum auch bei Rindern sehr leicht gewonnen werden kann
und das neue Verfahren daher insgesamt einen vergleichsweise
geringen Aufwand erfordert, sind erstmals Reihenuntersuchungen
von Tieren auf eine Erkrankung an BSE möglich. Dabei ist von
großem Vorteil, daß die erhöhten Konzentrationen der β-Unter
einheit des Proteins S100 bereits dann auftreten, wenn andere
Anzeichen für eine Erkrankung an einer transmissiblen spongi
formen Enzephalopathie noch nicht oder noch nicht in eindeutiger
Weise vorliegen.
Bei dem neuen Verfahren wird nur die Konzentration der β-Unter
einheit des Proteins S100 bestimmt, weil nur aus dem Gehirn
stammendes ßS100 in eindeutiger Weise in Beziehung zu einer
Beeinträchtigung des Gehirns steht.
Die Grenzkonzentration, die bei dem neuen Verfahren für das
Vorliegen einer Erkrankung an einer transmissiblen spongiformen
Enzephalopathie spricht, ist zwischen 150 und 300 pg/ml Blutse
rum festzulegen. Mit steigender Grenzkonzentration wird natur
gemäß die Spezifizität des Kriterium gesteigert, aber seine
Sensitivität gesenkt. Die Bandbreite von 150 bis 300 pg/ml
Blutserum trägt der Tatsache Rechnung, daß bei verschiedenen
Organismen, d. h. beispielsweise verschiedenen Tierarten, die
für das Vorliegen einer transmissiblen spongiformen Enzephalo
pathie sprechende Grenzkonzentration der β-Untereinheit des
Proteins S100 allein aufgrund der allgemeinen Zusammensetzung
des Blutserums in gewissen Grenzen schwankt.
Bei Menschen liegt eine sinnvolle Grenzkonzentration zwischen
180 und 260 pg/ml Blutserum und vorzugsweise bei 220 pg/ml
Blutserum, d. h. zwischen 200 und 240 pg/ml Blutserum. Die
Grenzkonzentration von 220 pg/ml Blutserum hat bei einer
Erprobung des neuen Verfahrens eine Sensitivität von etwa 76%
aller definitiven und wahrscheinlichen Fälle von Creutzfeldt-
Jakob-Erkrankungen und eine Spezifizität von über 82% ergeben.
Dabei lag der positive Vorhersagewert bei 86% und der negative
Vorhersagewert bei 70%.
Die Sensitivität und vor allem die Spezifizität des, neuen
Verfahrens können noch deutlich gesteigert werden, wenn max die
Konzentration der β-Untereinheit des Proteins S100 in zu
verschiedenen Zeiten dem Organismus entnommenen Blutseren
bestimmt, wobei nur ein anhaltendes Überschreiten der
Grenzkonzentration als Hinweis auf das Vorliegen der Erkrankung
gewertet wird. Ein rasches Abfallen der Konzentration des
Proteins S100 deutet auf eine zeitlich begrenzte schädigende
Einwirkung auf das Gehirn hin. Bei einer transmissiblen
spongiformen Enzephalopathie schreitet die Schädigung des
Gehirns mit den bekannten fatalen Folgen jedoch fort. Dies steht
in Einklang mit anhaltenden hohen Konzentrationen der β-Unter
einheit des Proteins S100 in zu verschiedenen Zeiten dem
Organismus entnommenen Blutseren. Durch eine größere Anzahl von
Blutseren aus demselben Organismus können auch zufällig niedrige
Einzelwerte leichter erkannt und ausgesondert werden, was sich
bei der Sensitivität des neuen Verfahrens positiv bemerkbar
macht.
Um das neue Verfahren sinnvoll durchführen zu können, muß die
Konzentration der β-Untereinheit des Proteins S100 in dem
Blutserum mit einer Nachweisgrenze und einer Auflösung von
jeweils besser als 100 pg/ml Blutserum bestimmt werden. Um eine
gute Sensitivität und Spezifizität zu erreichen, sollte mit
einer Nachweisgrenze und einer Auflösung von jeweils besser als
50 pg/ml Blutserum vorzugsweise von jeweils mindestens 20 pg/ml
Blutserum gearbeitet werden.
Bei der Durchführung des neuen Verfahrens kann der bekannte
quantitative Immun-Lumineszenz-Serumtest auf das Protein S100
mit Antikörpern zu der β-Untereinheit des Proteins S100
verwendet werden.
Bei diesem Serumtest werden die β-Untereinheiten des Proteins
S100 in einem ersten Inkubationsschritt an ihrerseits fixierten
Antikörpern fixiert und in einem zweiten Inkubationsschritt mit
ihrerseits markierten Antikörpern markiert, wobei die Antikörper
monoklonale Antikörper SMST 12, SMSK 25 und SMSK 28 sind.
Die Erfindung wird im folgenden anhand einer konkreten Erprobung
des neuen Verfahrens zur Erkennung einer Creutzfeldt-Jakob-
Erkrankung beim Menschen näher beschrieben. Die dabei gewonnenen
Ergebnisse sind aufgrund der übereinstimmenden Eigenschaften
anderer transmissiblen spongiformen Enzephalopathien grund
sätzlich auf den Nachweis dieser Erkrankungen übertragbar.
Insbesondere ist diese Übertragung bezüglich der Erkennung einer
BSE-Erkrankung bei Rindern möglich, da die bovine spongiforme
Enzephalopathie bekanntermaßen eine besonders große Nähe zu der
Creutzfeldt-Jakob-Krankheit aufweist. Zudem besteht eine
ausgeprägte Homologie und eine ausgeprägte Kreuzreaktivität
zwischen menschlichem und tierischem S100 Protein.
Es wurde das Blutserum von 224 Patienten untersucht, bei denen
ein Verdacht auf das Vorliegen einer Creutzfeldt-Jakob-
Erkrankung bestand. In 65 Fällen wurde die Diagnose auf die
Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung neuropathologisch bestätigt, 43
Fälle waren wahrscheinliche Erkrankungen, 36 Fälle mögliche
Erkrankungen, 6 Fälle waren genetisch bedingte Erkrankungen und
74 Patienten wiesen andere mit einer Demenz einhergehende
Erkrankungen auf. Zusätzlich zu diesen 224 Fällen wurde das
Blutserum von 35 Patienten mit nicht-Demenz-Erkrankungen
untersucht, die als Kontrollstichprobe anzusehen sind.
Eine Einstufung als wahrscheinliche Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung
wurde vorgenommen, wenn eine progressive Demenz von weniger als
zwei Jahren Dauer vorlag und wenn typische EEG-Veränderungen
[periodische Sharp-wave-Komplexe (PSwC)] vorlagen und wenn
mindestens zwei von den folgenden vier klinischen Kriterien
erfüllt waren:
- 1. Myoklonus,
- 2. visuelle oder cerebelläre Symptome,
- 3. pyramidale/extrapyramidale Störungen
- 4. akinetischer Mutismus.
Von einer möglichen Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung wurde ausge
gangen, wenn eine progressive Demenz von weniger als zwei Jahren
Dauer vorlag und wenn von den oben genannten vier klinischen
Erscheinungsformen 1 bis 4 mindestens zwei gegeben waren, jedoch
kein untypisches EEG oder überhaupt kein EEG vorlag. Alle ande
ren Fälle wurden als andere Erkrankungen eingestuft. Blutserum
proben wurden von den Patienten abgenommen und binnen 24 Stunden
auf -80°C abgekühlt. Die Konzentration der β-Untereinheit des
Proteins S100 in den Blutseren wurde unter Verwendung eines
quantitativen Immun-Lumineszenz-Serumtests (LIA-mat Sangtec 100
der Firma AB Sangtec Medical, Bromma, Schweden) durchgeführt.
Dieser Serumtest ist kommerziell verfügbar. Es handelt sich um
einen zweiseitigen Antikörpertest (Sandwichprinzip) mit
monoklonalen Antikörpern. Die verwendeten monoklonalen
Antikörper SMST 12, SMSK 25 und SMSK 28 reagieren in der
Immunreaktion nur mit den β-Untereinheiten des Proteins S100. In
einem ersten Schritt werden die β-Untereinheiten des Proteins
S100 an ein Substrat angebunden und im zweiten Schritt mit einem
Tracer markiert, hierbei handelt es sich um einen Lumineszenz-
Tracer. Die Auswertung des Serumtests erfolgt mit einem LIA mat
Lumineszenzanalysator der Firma Byk Sangtec unter Verwendung von
mit dem Serumtest LIA-mat Sangtec 100 gelieferten Standards. Der
Serumtest wurde genau nach der diesem beigefügten Gebrauchs
anweisung durchgeführt, auf die hier ausdrücklich Bezug genommen
wird.
Alle im folgenden gemachten Angaben über die Sensitivität und
die Spezifizität des durchgeführten Tests beruhen auf einem 95%-
Vertrauensintervall.
In dem beigefügten Boxplot-Diagramm sind die Konzentrationen der
β-Untereinheit des Proteins S100 im Blutserum für die
definitiven und wahrscheinlichen CJD-Fälle, die möglichen CJD-
Fälle, die anderen Demenz- und die nicht-Demenz-Fälle
wiedergegeben. In den Boxplots der ßS100 Konzentrationen sind
die 10er, 25er, 50er, 75er und 90er Perzentilen angegeben,
außerdem die Einzelwerte, die außerhalb dieser Bereiche liegen.
Im einzelnen lagen die Konzentrationen der β-Untereinheit des
Proteins S100 bei den definitiven und wahrscheinlichen CJD-
Fällen, die graphisch zusammengefaßt wurden, zwischen 95 pg/ml
Blutserum und 2016 pg/ml Blutserum. Der Mittelwert lag bei 493 pg/ml
Blutserum und die Standardabweichung bei 386 pg/ml Blut
serum. Bei den Fällen einer definitiven Creutzfeldt-Jakob-
Erkrankung lagen die Konzentrationen zwischen 120 pg/ml Blut
serum und 2016 pg/ml Blutserum bei einem Mittelwert von 552 pg/ml
Blutserum und einer Standardabweichung von 440 pg/ml
Blutserum. Bei den Patienten mit einer wahrscheinlichen
Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung lagen die ßS100 Konzentrationen
zwischen 95 pg/ml Blutserum und 1199 pg/ml Blutserum bei einem
Mittelwert von 405 pg/ml Blutserum und einer Standardabweichung
von 269 pg/ml Blutserum. Bei den möglichen Fällen einer
Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung lag die ßS100 Konzentration
zwischen 0 pg/ml Blutserum und 742 pg/ml Blutserum, wobei der
Mittelwert bei 194 pg/ml Blutserum und die Standardabweichung
bei 178 pg/ml Blutserum lag. In der Gruppe der anderen
Krankheiten lagen Konzentrationen von 0 pg/ml Blutserum bis 1198 pg/ml
Blutserum vor, wobei der Mittelwert bei 151 pg/ml
Blutserum und die Standardabweichung bei 177 pg/ml Blutserum
lag. Bei den nicht-Demenz-Fällen (Kontrollstichprobe) lagen die
Konzentrationen der β-Untereinheit des Proteins S100 zwischen 0 pg/ml
Blutserum und 657 pg/ml Blutserum bei einem Mittelwert von
117 pg/ml Blutserum und einer Standardabweichung von 127 pg/ml
Blutserum. Die nähere Aufschlüsselung der Konzentrationen der
β-Untereinheit des Proteins S100 im Blutserum bei den anderen
Demenz-Fällen und den nicht-Demenz-Fällen ist in den Tabellen 1
und 2 aufgeschlüsselt.
Es trat kein signifikanter Unterschied in den Konzentrationen
der β-Untereinheit des Proteins S100 zwischen den Fällen der
möglichen CJD-Erkrankungen, der anderen Demenz-Erkrankungen und
der nicht-Demenz-Erkrankungen auf. Es war jedoch ein
signifikanter Unterschied zwischen der Gruppe der definitiven
und wahrscheinlichen Creutzfeldt-Jakob-Erkrankungen und den
Fällen der anderen Demenz-Erkrankungen festzustellen. Innerhalb
der Gruppe der definitiven und der wahrscheinlichen Creutzfeldt-
Jakob-Erkrankungen konnten keine signifikanten Unterschiede in
der Konzentration des Proteins S100 festgestellt werden. Es
wurden auch keine geschlechtsspezifischen Unterschiede bei der
ßS100 Konzentration festgestellt.
In dem Boxplot-Diagramm sind die genetischen Fälle nicht
aufgelistet. Hierbei handelte es sich um zwei Fälle von
tödlicher familiärer Schlaflosigkeit (FFI), bei denen ßS100
Konzentrationen von 0 pg/ml Blutserum und 22 pg/ml Blutserum
festgestellt wurden. Ein Patient mit Insertmutation wies eine
Konzentration der β-Untereinheit des Proteins S100 von 178 pg/ml
Blutserum auf. Ein am Gerstmann-Sträussler-Scheinker-Syndrom
(GSS) erkrankter Patient und zwei Patienten mit einer V 200I-
Mutation wiesen ßS100 Konzentrationen von 1434 pg/ml, 296 pg/ml
bzw. 757 pg/ml Blutserum auf.
Aus den einzelnen Konzentrationen der β-Untereinheit des
Proteins S100 ergaben sich bei einer Grenzkonzentration von 220 pg/ml
die besten Ergebnisse bezüglich der Sensitivität und der
Spezifizität bei der Erkennung einer Creutzfeldt-Jakob-
Erkrankung durch die Bestimmung der Konzentration der
β-Untereinheit des Proteins S100 im Blutserum. Bei Berücksichti
gung der Gruppen definitiver und wahrscheinlicher CJD-Erkrankun
gen einerseits und der Fälle anderer Demenz-Erkrankungen
andererseits betrug die Sensitivität 75,9% und die Spezifizität
82,4%. Der positive Vorhersagewert lag bei 86,3% und der
negative Vorhersagewert bei 70,1%. Bei Anwendung derselben
Grenzkonzentration auf die Gruppe der nicht-Demenz-Fälle beträgt
die Spezifizität 85,7%.
Zwischen der ßS100 Konzentration im Blutserum und dem Zeitraum
zwischen der Entnahme des Blutserums bis zum Tod des Patienten
zeichnete sich ein Zusammenhang ab, nach dem eine niedrigere
ßS100 Konzentration auf eine höhere verbleibende Lebenserwartung
hinweist als eine höhere ßS100 Konzentration.
Im einzelnen wurde bei 13 von 16 Patienten, die klinisch
zunächst als mögliche Fälle eingestuft wurden und die später
neuropathologisch bestätigt wurden, Konzentrationen der
β-Untereinheit des Proteins S100 oberhalb von 220 pg/ml
gefunden. Zwei Patienten, die anfänglich als andere Fälle
eingestuft wurden und dann in die Gruppe der wahrscheinlichen
und definitiven Fälle umklassifiziert wurden, wiesen ßS100
Konzentrationen von oberhalb 220 pg/ml auf.
Claims (10)
1. Verfahren zum Erkennen einer Erkrankung eines menschlichen
Organismus an einer transmissiblen spongiformen Enzephalopathie,
insbesondere an der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJD), wobei in
vitro die Konzentration der β-Untereinheit des Proteins S100
(βS100) in einer Körperflüssigkeit des Organismus bestimmt wird
und wobei das Überschreiten einer Grenzkonzentration der
β-Untereinheit des Proteins S100 als Hinweis auf das Vorliegen
der Erkrankung gewertet wird, dadurch gekennzeichnet, daß die
Körperflüssigkeit ein Blutserum des Organismus ist und daß die
Grenzkonzentration höchstens 300 pg/ml Blutserum beträgt.
2. Verfahren zum Erkennen einer Erkrankung eines tierischen
Organismus an einer transmissiblen spongiformen Enzephalopathie,
insbesondere an einer bovinen spongiformen Enzephalopathie
(BSE), wobei in vitro die Konzentration der β-Untereinheit des
Proteins S100 (βS100) in einer Körperflüssigkeit des Organismus
bestimmt wird und wobei das Überschreiten einer Grenzkonzen
tration der β-Untereinheit des Proteins S100 als Hinweis auf das
Vorliegen der Erkrankung gewertet wird, dadurch gekennzeichnet,
daß die Körperflüssigkeit ein Blutserum des Organismus ist und
daß die Grenzkonzentration höchstens 300 pg/ml Blutserum
beträgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß die Grenzkonzentration mindestens 150 pg/ml Blutserum
beträgt.
4. Verfahren nach Anspruch 3 rückbezogen auf Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß die Grenzkonzentration zwischen 180
und 260 pg/ml Blutserum festgelegt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die
Grenzkonzentration etwa 220 pg/ml Blutserum, d. h. zwischen 200
und 240 pg/ml Blutserum, beträgt.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Konzentration des Proteins S100 in zu ver
schiedenen Zeiten dem Organismus entnommenen Blutseren bestimmt
wird und daß nur ein anhaltendes Überschreiten der Grenzkonzen
tration als Hinweis auf das Vorliegen der Erkrankung gewertet
wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch
gekennzeichnet, daß die Konzentration des Proteins S100 in dem
Blutserum mit einer Nachweisgrenze und einer Auflösung von
jeweils besser als 100 pg/ml Blutserum bestimmt wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die
Konzentration des Proteins S100 in dem Blutserum mit einer
Nachweisgrenze und einer Auflösung von jeweils besser als 50 pg/ml
Blutserum und vorzugsweise von jeweils mindestens 20 pg/ml
Blutserum bestimmt wird.
9. Verwendung eines quantitativen Immun-Lumineszenz-Serumtests
auf das Protein S100 mit Antikörpern zu der β-Untereinheit des
Proteins S100 bei der Durchführung des Verfahrens nach einem der
Ansprüche 1 bis 8.
10. Verwendung des Serumtests nach Anspruch 9, dadurch gekenn
zeichnet, daß der Serumtest die β-Untereinheiten des Proteins
S100 in einem ersten Inkubationsschritt an ihrerseits fixierten
Antikörpern fixiert und in einem zweiten Inkubationsschritt mit
ihrerseits markierten Antikörpern markiert, wobei die Antikörper
monoklonale Antikörper SMST 12, SMSK 25 und SMSK 28 sind.
Priority Applications (3)
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DE1997107230 DE19707230C2 (de) | 1997-02-24 | 1997-02-24 | Verfahren zum Erkennen einer Erkrankung eines Organismus an einer transmissiblen spongiformen Enzephalopathie |
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