DE19706918A1 - Verfahren zum Betreiben eines elektrochromen Elementes - Google Patents
Verfahren zum Betreiben eines elektrochromen ElementesInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben eines elektro
chromen Elementes, das aus mindestens den folgenden Schichten be
steht:
- - einer ersten Elektrodenschicht;
- - einer ersten Schicht, in die reversibel Ionen einlagerbar sind;
- - einer transparenten Ionenleitschicht;
- - einer zweiten Schicht, in die reversibel Ionen einlagerbar sind; und
- - einer zweiten Elektrodenschicht;
wobei die erste und/oder die zweite Schicht, in die reversibel
Ionen einlagerbar sind, eine elektrochrome Schicht ist und die
andere dieser Schichten als Gegenelektrode zu der elektrochromen
Schicht arbeitet, und wobei an die Elektrodenschichten eine einen
Umfärbevorgang hervorrufende Spannung angelegt wird, die Werte in
einem Redoxstabilitätsbereich des elektrochromen Schichtsystems
aufweist.
Der Begriff Umfärbevorgang bezeichnet dabei entweder ein willkür
liches Einfärben, das heißt eine Minderung des Transmissions- oder
Reflexionsgrads des elektrochromen Elements, insbesondere im
sichtbaren Spektralbereich, oder aber ein Entfärben oder Bleichen,
also eine Erhöhung des Transmissions- oder Reflexionsgrads. Er
kann aber auch primär in einer Änderung des Farbortes der trans
mittierten oder reflektierten Strahlung bestehen. Spannungswerte
in einem Redoxstabilitätsbereich des elektrochromen Schichtsystems
meint Spannungen, bei denen das aus der elektrochromen Schicht,
der Ionenleitschicht sowie der als Gegenelektrode arbeitenden
Schicht bestehende elektrochrome Schichtsystem keine oder allen
falls sehr geringfügige irreversible Veränderungen erfährt.
Das elektrochrome Element weist mindestens eine elektrochrome
Schicht auf, die reversibel umgefärbt werden kann. Diese wird als
Gegenelektrode entweder mit einer weiteren elektrochromen Schicht
oder mit einer transparenten Ionenspeicherschicht, die ihre Trans
parenz durch die Einlagerung von Ionen nicht nennenswert ändert,
kombiniert. Zur Vereinfachung werden im folgenden beide Schichten,
in die reversibel Ionen einlagerbar sind, gemeinsam als elektro
chrome Schichten bezeichnet.
Die zuvor aufgeführten Schichten des elektrochromen Elements kön
nen gegebenenfalls auch indirekt unter Zwischenschaltung weiterer
Schichten, wie z. B. Schutzschichten, Isolierschichten, optisch
wirksamer Hilfsschichten, Referenzelektrodenschichten oder der
gleichen, aufeinander folgen.
Zumindest eine der Elektrodenschichten ist eine transparente
Schicht. Wenn das elektrochrome Element als transparentes Fenster
element mit variablem Transmissionsgrad eingesetzt werden soll, so
wird auch die zweite Elektrodenschicht transparent sein. Soll hin
gegen das elektrochrome Element als Spiegel mit variablem Refle
xionsgrad verwendet werden, so wird vorzugsweise eine der beiden
Elektrodenschichten als opake Reflexionsschicht aus einem geeig
neten Metall, wie Aluminium oder Silber, ausgebildet. Es ist aber
auch möglich, mit zwei transparenten Elektrodenschichten zu arbei
ten und eine zusätzliche metallische Reflexionsschicht vorzusehen.
Im folgenden wird der Einfachheit halber nur von elektrochromen
Elementen mit variablem Transmisssionsgrad die Rede sein, ohne daß
jedoch die Erfindung hierauf beschränkt ist.
Durch die über die Elektrodenschichten an das elektrochrome Ele
ment angelegte Spannung kann dessen Transmissionsgrad verändert
werden. Diese Veränderung erfolgt im Regelfall umso schneller, je
höher die angelegte Spannung ist. Wird das elektrochrome Element
allerdings nicht in optimaler Weise betrieben, ist also insbeson
dere die angelegte Spannung zu groß, so kann es dauerhaft geschä
digt werden. Es wird dann möglicherweise das elektrochrome Element
in seinem Transmissionsgrad nicht mehr veränderbar sein, oder der
Unterschied zwischen minimalem und maximalem Transmissionsgrad ist
unter ansonsten gleichen Umgebungsbedingungen nicht mehr so groß
wie im ungeschädigten Zustand. Auch ist zu befürchten, daß das
elektrochrome Element nicht mehr homogen einfärbt, wobei sich mög
licherweise irreversibel eingefärbte oder nicht mehr einzufärbende
Bereiche bilden.
Vor allem dann, wenn ein Polymerelektrolyt als Ionenleitschicht
verwendet wird, besteht außerdem die Gefahr, daß das elektrochrome
Element delaminiert, d. h. daß sich die Ionenleitschicht von den
elektrochromen Schichten bereichsweise ablöst.
Je nach Einsatzgebiet des elektrochromen Elementes ist dieses mehr
oder weniger hohen Temperaturschwankungen ausgesetzt. So kann bei
spielsweise bei einem elektrochromen Element, das in Kraftfahrzeu
gen als Fensterscheibe, Dachverglasung oder dergleichen eingesetzt
wird, erwartet werden, daß es bei Temperaturen im Bereich von
-20°C bis +80°C befriedigend arbeitet. Mit ähnlichen Temperatu
ren ist bei Anwendungen in der Außenhaut von Gebäuden, beispiels
weise im Bereich von Gebäudefassaden, zu rechnen. Es ist bekannt,
daß eine Temperaturerhöhung zu einer Verringerung des spezifischen
Widerstandes der Systemkomponenten führt. Insbesondere der Wider
stand der Ionenleitschicht kann mit einer Temperaturerhöhung dra
stisch abnehmen. Wenn keine geeigneten Maßnahmen getroffen werden,
kann dies leicht dazu führen, daß bei höheren Temperaturen der
Redoxstabilitätsbereich des elektrochromen Schichtsystems verlas
sen wird und irreversible Veränderungen auftreten.
Aus der EP 0 475 847 B1, nach der der Oberbegriff des Patentan
spruches gebildet ist, ist ein Verfahren zum Betreiben eines elek
trochromen Elementes bekannt, bei dem die an das elektrochrome
Element angelegte Spannung temperaturabhängig ist. Die Temperatur
wird dabei direkt mit einem Thermometer gemessen oder aber indi
rekt, indem vor jedem Umfärbevorgang ein Spannungspuls erzeugt
wird, über den bei gleichzeitiger Strommessung der Widerstand der
Ionenleitschicht bestimmt und daraus die Temperatur des elektro
chromen Elementes ermittelt wird. Entsprechend der ermittelten
Temperatur wird für eine vorgegebene Zeit eine Spannung an das
elektrochrome Element angelegt. Wenn der gewünschte Transmis
sionsgrad erreicht ist, wird die Spannung abgeschaltet.
Die EP 0 718 667 A1 hat ein vom Benutzer beeinflußbares Verfahren
zum Betreiben eines elektrochromen Elementes zum Gegenstand, das
über eine Schnittstelle an bauartlich unterschiedliche elektro
chrome Elemente, an die Umgebungstemperatur und an die Abmessungen
des elektrochromen Elementes anpaßbar ist. Dabei soll die Span
nung, mit der das elektrochrome Element betrieben wird, auch eine
Funktion der Temperatur sein. Nachteilig bei dem bekannten Verfah
ren ist es, daß für jedes einzelne elektrochrome Element eine An
passung der Steuerparameter an die Scheibenabmessungen erfolgen
muß.
Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren zum
Betreiben eines elektrochromen Elementes zur Verfügung zu stellen,
das in einem großen Temperaturbereich arbeitet, das weitgehend
unabhängig von der Fläche des elektrochromen Elementes ist, das
eine Veränderung des Transmissionsgrads über einen großen Bereich
zuläßt, das eine ausreichend schnelle Umfärbung ermöglicht, und
mit dem eine hohe Lebensdauer des elektrochromen Elementes er
reichbar ist.
Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren nach Patentanspruch 1 ge
löst. Vorteilhafte Ausgestaltungen sind Gegenstand der Unteran
sprüche.
Erfindungsgemäß ist vorgesehen, daß der durch das elektrochrome
Element fließende Strom I fortlaufend gemessen wird, daß in einer
Anlaufphase des Umfärbevorgangs die an das elektrochrome Element
angelegte Spannung U stetig bis maximal zu einem temperaturabhän
gig vorgegebenen Endwert Umax erhöht bzw. erniedrigt wird, wobei
die Temperaturabhängigkeit des Endwertes Umax bauartbedingt, jedoch
unabhängig von der umzufärbenden Fläche für das elektrochrome Ele
ment festgelegt ist, und daß die Spannung U im Verlauf des Umfär
bevorgangs abhängig vom Strom I geführt wird, wobei die Spannung U
ihrem Betrage nach den Betrag des Endwertes Umax nicht überschrei
tet. Der Endwert Umax kann dabei für einen Einfärbevorgang einen
anderen Betrag aufweisen als für einen Entfärbevorgang.
Die Strommessungen erfolgen im Normalfall regelmäßig in immer
gleichen, ausreichend kurzen Zeitabständen, typischerweise mehrere
Male in der Sekunde. Es kann aber auch so vorgegangen werden, daß
zum Beispiel in der Anlaufphase des Umfärbevorgangs Messungen in
kürzeren Abständen vorgenommen werden als in späteren Phasen, weil
sich in der Anlaufphase der Strom und die Spannung normalerweise
am schnellsten ändern.
Für die meisten Anwendungsfälle wird es ausreichend sein, wenn die
Temperaturabhängigkeit des Endwertes Umax der Spannung U durch
einen linearen Zusammenhang gegeben ist, beispielsweise
Umax = A - B . T, (1)
wobei T die Temperatur des elektrochromen Elementes ist und A und
B von der Bauart des elektrochromen Elementes bestimmte Konstanten
sind, die empirisch zu ermitteln sind. Wenn T die Temperatur in °C
ist, so entspricht A betragsmäßig derjenigen Spannung U, die bei
0°C maximal an das elektrochrome Element angelegt werden darf. Mit
der Konstante B wird festgelegt, wie stark der Endwert Umax der
Spannung U bei Temperaturänderungen zu modifizieren ist. A und B
können für einen Einfärbe- und einen Entfärbevorgang unterschied
lich sein. Sie sind charakteristisch für eine bestimmte Bauart
eines elektrochromen Elementes, aber unabhängig von dessen Abmes
sungen. Sie können ausgehend von cyclovoltammetrischen Vorunter
suchungen an den elektrochromen Schichten beispielsweise durch
systematische Versuchsreihen ermittelt werden, bei denen elektro
chrome Elemente gleicher Bauart und Abmessungen mit verschiedenen
Werten für Umax bei verschiedenen Temperaturen betrieben werden und
diejenigen betragsmäßig größten Spannungen ermittelt werden, bei
denen die elektrochromen Elemente jeweils über eine große Anzahl
(mind. etwa 1000-10 000) von Umfärbezyklen keine nennenswerte
Verschlechterung ihrer Umfärbeeigenschaften erfahren.
Ein wesentliches Merkmal der Erfindung ist die Regelung der an das
elektrochrome Element angelegten Spannung U in Abhängigkeit vom
Strom I. Die Erfindung nutzt die überraschende Erkenntnis, daß
eine Auswertung von fortlaufenden Messungen des Stroms I eine
Kenntnis der genauen Abmessungen des elektrochromen Elements für
eine schonende Betriebsweise dieses Elements erübrigt. Dabei kön
nen die Meßwerte des Stroms I grundsätzlich auf unterschiedliche
Weise zur Regelung der Spannung U verwendet werden. So kann bei
spielsweise vorgesehen werden, die Spannung U zunächst in der An
laufphase bis auf den Endwert Umax betragsmäßig zu erhöhen und sie
danach auf dem erreichten Wert zu halten, bis der Strom I eine - wie
weiter unten erläutert - auf den Maximalstrom Imax bezogene,
temperaturabhängige erste Schwelle unterschreitet, wonach die
Spannung U betragsmäßig stetig oder in mehreren Stufen so ernied
rigt wird, bis der Strom I eine ebenfalls auf den Maximalstrom
Imax bezogene, temperaturabhängige untere Abschaltschwelle er
reicht. Vorteilhafterweise geschieht diese stromgeführte Regelung
der Spannung U jedoch unter Zuhilfenahme eines aus Strom- und
Spannungsmessungen ermittelten Rechenwertes für den Gesamtwider
stand Rges des elektrochromen Elementes.
Der Gesamtwiderstand Rges des elektrochromen Elementes kann bevor
zugt in der Anlaufphase des Umfärbevorgangs aus der Spannung U und
dem Strom I ermittelt werden. Zum Ausgleich eventueller Spannungs-
Offsets (Leerlaufspannungen) wird dabei der Gesamtwiderstand Rges
insbesondere aus der ersten Ableitung der Spannung U nach dem
Strom I errechnet. Diese ergibt sich in erster Näherung durch die
Bildung des Quotienten ΔU/ΔI der Beträge von Spannungsdifferenz
und Stromdifferenz zu aufeinanderfolgenden Zeitpunkten ti, ti+1, ΔU
=¦U(ti+1)-U(ti)¦, ΔI =¦I(ti+1)-I(ti)¦. Die Genauigkeit der Berech
nung kann dadurch erhöht werden, daß eine Mittelwertbildung aus
mehreren zu verschiedenen Zeitpunkten ermittelten Quotienten ΔU/ΔI
vorgenommen wird. Durch die Durchführung der Messungen und der
Berechnung in der Anlaufphase des Umfärbevorgangs kann eine Ver
fälschung der Meßergebnisse durch im Zuge des Umfärbens auftre
tende innere Spannungen weitgehend vermieden werden.
Da der Gesamtwiderstand Rges temperaturabhängig ist, kann aus die
sem grundsätzlich auch auf die Temperatur T des elektrochromen
Elementes geschlossen werden, wenn aufgesonderte Temperaturfühler
verzichtet werden soll. Insbesondere bei großflächigen elektro
chromen Elementen ist allerdings eine direkte Temperaturmessung
mit Hilfe eines Temperaturfühlers wegen deren höherer Genauigkeit
vorzuziehen.
Eine besonders hohe Lebensdauer des elektrochromen Elements kann
dadurch erzielt werden, daß aus der Spannung U, dem Strom I sowie
dem Gesamtwiderstand Rges eine Spannung Ueff, die elektrochemisch an
den elektrochromen Schichten wirksam ist, errechnet und die Span
nung U so geregelt wird, daß Ueff dem Betrage nach einen vorbestim
mten Wert Ueff,max, oberhalb dessen irreversible Veränderungen am
elektrochromen Element auftreten können, nicht überschreitet.
Dabei wird vorzugsweise die folgende Näherungsgleichung zur Ermitt
lung der an den elektrochromen Schichten elektrochemisch wirk
samen Spannung Ueff benutzt, deren Zustandekommen weiter unten er
läutert wird:
Ueff = U - I . D . Rges (2)
wobei D eine bedarfsweise zu verwendende, Näherungsfehler ausglei
chende Korrekturgröße ist. Es wird in den meisten Fällen aus
reichen, für D den Wert 1 zu verwenden. Zur Optimierung der Span
nungsregelung im Hinblick auf eine möglichst lange Lebensdauer des
elektrochromen Elements kann es aber vorteilhaft sein, mit einer
durch orientierende Versuche zu ermittelnden von 1 abweichenden
Korrekturgröße D zu arbeiten. Denkbar sind z. B. Fälle, in denen
die Messung des Gesamtwiderstands Rges erst zu einem relativ späten
Zeitpunkt eines Umfärbevorgangs vorgenommen wird, in denen die
Einzelwiderstände des elektrochromen Schichtsystems besonders
stark vom Färbungszustand abhängen oder in denen die elektrochro
men Schichten einen ungewöhnlich hohen Ohm'schen Widerstand auf
weisen.
Ein schnelles und dennoch schonendes Umfärben wird auf steuerungs
technisch besonders einfache Weise erreicht, wenn nach dem Ab
schluß der Anlaufphase und solange die elektrochemisch an den
elektrochromen Schichten wirksame Spannung Ueff den maximal zuläs
sigen Wert Ueff,max dem Betrage nach nicht erreicht, die Spannung U
im wesentlichen konstant auf dem am Ende der Anlaufphase erreich
ten Endwert Umax gehalten wird. Es versteht sich, daß auch mit dem
Betrage nach unter dem Endwert Umax liegenden Spannungen U gear
beitet werden könnte. Ein solches Verfahren hätte aber längere
Umfärbezeiten zur Folge, was normalerweise unerwünscht ist.
Ein Abschaltkriterium für die Spannung U kann, insbesondere falls
eine vollständige Ein- oder Entfärbung gewünscht ist, erfin
dungsgemäß besonders einfach mit Hilfe des maximalen Stromes Imax,
der während des Umfärbevorgangs geflossen ist, definiert werden.
So kann festgelegt werden, daß die Spannung U dann abgeschaltet
wird, wenn das Verhältnis von momentan fließendem Strom I zu maxi
malem Strom Imax einen vorgegebenen, von der Bauart, der Art des
Umfärbevorgangs sowie in der Regel von der Temperatur T bestimmten
Wert unterschreitet.
Ist nur eine Teilumfärbung gewünscht, so kann beispielsweise der
Transmissionsgrad oder der Reflexionsgrad des elektrochromen Ele
mentes überwacht und die Spannung U abgeschaltet werden, wenn der
Transmissionsgrad oder Reflexionsgrad einen vorgegebenen Wert er
reicht.
Eine andere Möglichkeit besteht darin, die im elektrochromen Ele
ment seit Beginn des Umfärbevorganges geflossene Ladungsmenge zu
ermitteln und die Spannung U abzuschalten, wenn die geflossene La
dungsmenge einen vorgegebenen Wert erreicht. Die geflossene La
dungsmenge kann dabei durch zeitliche Integration des Stromes I
ermittelt werden.
Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren gelingt es, sobald einmal die
bauartbedingten Parameter A, B, D, Ueff,max und das Abschaltver
hältnis I/Imax festgelegt sind, im wesentlichen unabhängig von der
umzufärbenden Fläche des elektrochromen Elementes eine Selbstkali
brierung des Steuerungsverfahrens durchzuführen, die ein schonen
des Betreiben des elektrochromen Elementes erlaubt. Es liegt im
Rahmen der Erfindung, zur Verfeinerung und weiteren Optimierung
des Steuerverfahrens verschiedene Größenklassen für elektrochrome
Elemente zu definieren, innerhalb derer jeweils die gleichen bau
artbedingten Parameter angewandt werden, z. B. in Schritten von
etwa 0,5-1 m, bezogen auf die kürzeste Elementabmessung.
Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht auf steuerungstechnisch
einfache Weise eine schnelle, reproduzierbare und gleichmäßige
Umfärbung von elektrochromen Elementen, wobei für eine Teilumfär
bung ergänzende Abschaltkriterien herangezogen werden können. Es
ist in der praktischen Ausführung maßgeblich durch seine Anlauf
phase bestimmt, in der eine Selbstkalibrierung vorgenommen wird,
d. h. in der wesentliche Steuerparameter des Verfahrens festgelegt
werden.
Im folgenden soll die Erfindung anhand der beigefügten Zeichnungen
näher erläutert werden. Es zeigt:
Fig. 1 den schematischen Aufbau eines elektrochromen Ele
mentes;
Fig. 2 ein vereinfachtes Ersatzschaltbild für das elek
trochrome Element der Fig. 1;
Fig. 3 ein stark schematisiertes Blockschaltbild zur Er
läuterung der Meß- und Regelgrößen für das erfin
dungsgemäße Betreiben eines elektrochromen Elemen
tes;
Fig. 4 den schematischen Verlauf von Strom und Spannung,
wenn das elektrochrome Element der Fig. 1 nach
einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungs
gemäßen Verfahrens betrieben wird;
Fig. 5 eine Meßkurve für den Strom- und Spannungsverlauf
bei einem Einfärbevorgang, der ein bevorzugtes
Verfahren entsprechend der vorliegenden Erfindung
ausnutzt, durchgeführt an einem elektrochromen
Element mit den Abmessungen 70 cm . 100 cm; und
Fig. 6 einen erfindungsgemäßen Entfärbevorgang bei einem
elektrochromen Element entsprechend Fig. 5.
In Fig. 1 ist schematisch der Aufbau eines beispielhaften elek
trochromen Elementes dargestellt. Auf einem Glasträger 10 befindet
sich eine erste transparente Elektrodenschicht 12, auf der als
erste Schicht, in die reversibel Ionen eingelagert werden können,
eine elektrochrome Schicht 14 vorgesehen ist. Eine transparente
Ionenleitschicht 16, die als Polymerelektrolyt ausgeführt sein
mag, trennt die elektrochrome Schicht 14 von der zweiten Schicht,
in die reversibel Ionen eingelagert werden können, hier einer
Ionenspeicherschicht 18, die als Gegenelektrode zur elektrochromen
Schicht 14 arbeitet. Die Ionenspeicherschicht 18 kann als Schicht
mit vom Einlagerungszustand im wesentlichen unabhängigem Transmis
sionsgrad ausgeführt sein. Sie kann aber auch über mehr oder weni
ger ausgeprägte elektrochrome Eigenschaften verfügen. Die Schich
ten 14, 18 werden zur Vereinfachung gemeinsam als elektrochrome
Schichten 14, 18 bezeichnet, ohne daß der Anwendungsbereich des
erfindungsgemäßen Verfahrens auf elektrochrome Elemente mit zwei
einfärbbaren Schichten beschränkt ist.
Der Schichtaufbau ist symmetrisch ergänzt durch eine zweite trans
parente Elektrodenschicht 20 und eine Glasplatte 22. Die Elektro
denschichten 12 und 20 sind mit elektrischen Anschlüssen 24, 26
versehen, an die über nicht dargestellte Zuleitungen eine Steuer
spannung U angelegt werden kann. Die elektrochrome Schicht 14 und
die Ionenspeicherschicht 18 bestehen aus für diesen Zweck bekann
ten und geeigneten Materialien, wie sie beispielsweise in der
EP 0 475 847 B1 aufgeführt sind, die Kationen, insbesondere Proto
nen oder Li⁺-Ionen, reversibel einlagern können, wobei die elek
trochrome Schicht 14 je nach Einlagerungszustand eine unterschied
liche Einfärbung aufweist.
Die an das elektrochrome Element angelegte Spannung U muß während
des gesamten Umfärbevorgangs zwei Bedingungen erfüllen:
- (I) Der Betrag der Spannung U darf den Betrag eines vor gegebenen, von der Temperatur T abhängigen Endwertes Umax nicht überschreiten. Die Temperaturabhängigkeit dieses End wertes U max ergibt sich aus der Bauart des elektrochromen Elementes und richtet sich vor allem nach den Materialien für die elektrochromen Schichten 14, 18 und für die Ionen leitschicht 16.
- (II) Die Spannung Ueff, die elektrochemisch an den elektrochromen Schichten 14, 18 wirksam ist, darf einen bestimmten Wert Ueff,max betragsmäßig nicht überschreiten. Da die an den elek trochromen Schichten 14, 18 herrschenden Potentiale nur mittelbar zu beeinflussen und nur mit großem Aufwand meß technisch erfaßbar sind, wird die an das elektrochrome Ele ment angelegte Spannung U vorzugsweise auf Basis des in der Anlaufphase des Umfärbevorgangs ermittelten Gesamtwider stands Rges und durch die Auswertung der fortlaufenden Mes sungen des Stroms I so geregelt, daß die Bedingung (II) stets eingehalten wird. Der maximal zulässige Betrag Ueff,max der elektrochemisch an den elektrochromen Schichten 14, 18 wirksamen Spannung Ueff hängt im Regelfall von verschiedenen Parametern ab, nämlich beispielsweise von der Temperatur T des elektrochromen Elements, von dessen Bauart und von der Art des Umfärbevorgangs (Einfärbung oder Entfärbung).
Die elektrochemisch an den elektrochromen Schichten 14, 18 wirk
same Spannung Ueff ist betragsmäßig gegenüber der außen an das
elektrochrome Element angelegten Spannung U vermindert, und zwar
um diejenigen Anteile, die an den Widerständen der verschiedenen
anderen stromdurchflossenen Komponenten des elektrochromen Ele
ments einschließlich dessen Zuleitungen abfallen. Die Spannung Ueff
ist zwar bei einem industriell zu vertretbaren Kosten herstell
baren elektrochromen Element einer direkten Messung nicht zugäng
lich. Sie kann aber mit ausreichender Genauigkeit näherungsweise
berechnet werden, wie im folgenden erläutert wird.
Es zeigt Fig. 2 ein vereinfachtes Ersatzschaltbild des elektro
chromen Elementes nach Fig. 1. Dabei ist R1 der Ohm'sche Wider
stand der Elektrodenschicht 12 einschließlich Anschluß 24 sowie
etwaiger, nicht dargestellter Zuleitungen, R2 der Ohm'sche Wider
stand der elektrochromen Schicht 14, R3 der Ohm'sche Widerstand
der Ionenleitschicht 16, R4 der Ohm'sche Widerstand der Ionenspei
cherschicht 18 und R5 der Ohm'sche Widerstand der Elektroden
schicht 20 einschließlich Anschluß 26 sowie etwaiger, nicht dar
gestellter Zuleitungen.
Der Gesamtwiderstand Rges des elektrochromen Elements ergibt sich
damit als Summe der Widerstände R1 bis R5,
Rges = R1 + R2 + R3 + R4 + R5.
Mit dem durch das elektrochrome Element fließenden Strom I erhält
man hieraus die angelegte Spannung U entsprechend der Ohm'schen
Gleichung U = I . Rges, wobei die über den elektrochromen Schich
ten 14, 18 abfallenden Spannungsanteile I . R2 + I . R4 der zuvor
erwähnten elektrochemisch wirksamen Spannung Ueff entsprechen. Es
gilt also:
U = Ueff + I . (R1 + R3 + R5)
oder - nach Ueff aufgelöst -:
Ueff = U - I . (R1 + R3 + R5). (3)
Aus dieser Gleichung (3) kann unter der Annahme, daß jedenfalls in
der Anlaufphase des Umfärbevorgangs die Widerstände R2 und R4 klein
gegenüber R1 + R3 + R5 sind, mit Rges ≈ R1 + R3 + R5 die oben auf
geführte Näherungsgleichung (2) abgeleitet werden.
Aus Gleichung (3) bzw. Näherungsgleichung (2) ergibt sich unmit
telbar, daß die elektrochemisch an den elektrochromen Schichten
14, 18 wirksame Spannung Ueff über die Spannung U und mit Hilfe von
Messungen des Stromes I geregelt werden kann. Der so berechnete
Wert von Ueff kann naturgemäß nur ein Näherungswert sein, da der
Spannungsabfall I . R insbesondere bei großflächigen elektrochro
men Elementen nicht über die gesamte Fläche des Elementes konstant
ist, sondern an den Rändern am größten ist, während er in dessen
Mitte ein Minimum annimmt. Physikalisch korrekt wird das Wider
standsverhalten eines elektrochromen Elementes über komplexe
Größen (Impedanzen) beschrieben. Die Bestimmung komplexer Impedan
zen erfordert aber einen vergleichsweise hohen apparativen Auf
wand, der wirtschaftlich nicht gerechtfertigt ist. Es hat sich
gezeigt, daß in der Praxis zur Ermittlung der benötigten Betriebs
parameter des Steuerverfahrens die Berücksichtigung nur des
Ohm'schen Anteils der Impedanzen der Systemkomponenten einen völ
lig ausreichenden Näherungswert darstellt.
Aus den beiden obengenannten Bedingungen (I) und (II), die beim
Betreiben des elektrochromen Elementes in einem Redoxstabilitäts
bereich des elektrochromen Schichtsystems einzuhalten sind, be
stimmen sich zusammen mit Näherungsgleichung (2) für jeden Zeit
punkt des Umfärbevorganges zwei Obergrenzen für den Betrag der an
das elektrochrome Element anzulegenden Spannung U, die beide nicht
überschritten werden dürfen:
¦U¦≦¦Umax¦ (4)
¦U¦≦¦Ueff,max + I . D . Rges¦ (5)
Die Spannung U wird unter Auswertung der fortlaufenden Messungen
des Stromes I so geregelt, daß die kleinere der sich aus den Rela
tionen (4) und (5) ergebenden Obergrenzen betragsmäßig nicht über
schritten wird.
Um einen Umfärbevorgang einzuleiten, wird an die elektrischen An
schlüsse 24 und 26 (Fig. 1) des elektrochromen Elementes eine
Spannung U angelegt, die von einer im stromlosen Zustand des elek
trochromen Elementes meßbaren Leerlaufspannung UEC ausgeht. Die
Spannung U wird nun - je nach Art des gewünschten Vorgangs - er
höht oder erniedrigt, wobei die Erhöhung oder Erniedrigung stetig
vorgenommen wird, dabei aber nicht notwendigerweise linear ver
laufen muß. Es versteht sich, daß je nach dem Vorzeichen der Leer
laufspannung UEC zunächst ein Nulldurchgang der Spannung U erfolgen
kann, wobei also der Betrag der Spannung U zunächst abnimmt, bevor
letztendlich ein Anstieg des Spannungsbetrages erfolgt. Der An
stieg des Spannungsbetrages und damit die Anlaufphase des Umfär
bevorgangs wird spätestens dann beendet, wenn die niedrigere der
Obergrenzen gemäß Relationen (4) und (5) erreicht wird.
Bei dem hier beschriebenen Verfahren liefert normalerweise zu
nächst Relation (4) die niedrigere Obergrenze, während die Ober
grenze gemäß Relation (5) erst im weiteren Verlaufe des Umfär
bevorganges zum Tragen kommt. Es kann aber auch vorkommen, daß der
Anstieg des Betrags der Spannung U in der Anlaufphase des Umfär
bevorganges durch Erreichen der Obergrenze gemäß Relation (5) und
damit vor Erreichen des Endwertes Umax beendet wird.
Während der Anlaufphase des Umfärbevorgangs wird erfindungsgemäß
aus dem Quotienten ΔU/ΔI wie zuvor definiert der Gesamtwiderstand
Rges des elektrochromen Elementes ermittelt. Dabei wird vorzugswei
se ein Mittelwert aus mehreren zu verschiedenen Zeitpunkten be
stimmten Einzelwerten des Gesamtwiderstands Rges gebildet, um die
Meßgenauigkeit zu erhöhen.
Im weiteren Lauf des erfindungsgemäßen Verfahrens wird bevorzugt,
solange die Obergrenze gemäß Relation (5) höher ist als diejenige
aus Relation (4), die Spannung U auf oder nahe dem Endwert Umax
gehalten. Der Strom I durch das elektrochrome Element sinkt in der
Regel mit der Zeit ab. Damit verringert sich auch die Obergrenze
aus Relation (5). Es ergibt sich dann im Regelfall nach einer ge
wissen Zeit die Situation, daß Relation (5) die niedrigere Ober
grenze für den Betrag der Spannung U liefert, so daß von da an die
Spannung U entsprechend Relation (5) geregelt, das heißt im Regel
fall entsprechend der zum Ende des Umfärbevorgangs fort schreiten
den Abnahme des Stroms I betragsmäßig reduziert wird.
Der Strom I wird erfindungsgemäß auch nach der Anlaufphase fort
laufend gemessen, damit die Einhaltung der Relationen (4) und (5)
durch Nachregeln der Spannung U ständig sichergestellt werden
kann. Eine Unterschreitung der hierdurch gegebenen Obergrenzen ist
dabei durchaus erlaubt, wobei hinsichtlich Größe, zeitlicher Dau
er, Häufigkeit der Unterschreitungen und dergleichen grundsätzlich
unter Sicherheitsgesichtspunkten keinerlei Einschränkungen beste
hen. Es ist jedoch dabei stets zu berücksichtigen, daß eine Unter
schreitung der zulässigen Obergrenzen für den Betrag der Spannung
U die Zeiten bis zur vollständigen Umfärbung verlängert, was im
Regelfall unerwünscht ist.
Fig. 3 zeigt ein stark schematisiertes Blockschaltbild zur Erläu
terung der Meß- und Regelgrößen beim erfindungsgemäßen Verfahren
zum Betreiben eines elektrochromen Elements (ec-element). Die Tem
peratur des elektrochromen Elementes wird im Regelfall über einen
geeigneten Temperaturfühler (mit T bezeichnet) ermittelt, dessen
Meßwerte von dem den Umfärbevorgang überwachenden und steuernden
Controller abgefragt werden. Der Temperaturfühler kann an geeig
neter Stelle außerhalb oder innerhalb des elektrochromen Elements
angeordnet werden. Weiterhin wird der durch das elektrochrome Ele
ment fließende Strom von einem mit I bezeichneten Meßgerät gemes
sen und werden die Meßwerte dem Controller zugeführt. Der Control
ler führt dann die Berechnungen wie oben ausgeführt durch und
übermittelt die sich daraus ergebende Regelgröße an eine Span
nungsquelle (mit U bezeichnet), die wiederum den eingeregelten
Wert an das elektrochrome Element anlegt. Je nach Art der Span
nungsquelle kann entweder die an die Spannungsquelle übermittelte
Regelgröße direkt als Maß für die an das elektrochrome Element
angelegte Spannung verwendet oder diese mit Hilfe eines gesonder
ten, nicht dargestellten Meßgerätes ermittelt werden. Der Control
ler, die Meßgeräte sowie die Spannungsquelle bilden zusammen eine
Steuereinheit zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens.
Der Controller umfaßt u. a. Mittel zum Durchführen der erforder
lichen Berechnungen (z. B. einen Mikroprozessor), zur Ein- und Aus
gabe von Meß- und Regelgrößen sowie zur Speicherung der Steue
rungsparameter sowie weiterer Größen wie z. B. des maximal geflos
senen Stroms Imax.
Das Ende eines vollständigen Umfärbevorgangs ist dann erreicht,
wenn der durch das elektrochrome Element fließende Strom I einen
vorbestimmten Bruchteil des maximalen seit Beginn des Umfärbevor
ganges geflossenen Stromes Imax unterschreitet. Der Wert dieses als
Abbruchkriterium dienenden Verhältnisses I/Imax wird bestimmt durch
die Temperatur T und die Bauart des elektrochromen Elementes sowie
die Art des ablaufenden Vorgangs, also Einfärbung oder Entfärbung.
Da während des gesamten Umfärbevorgangs der Strom I fortlaufend
gemessen wird, bedeutet es keine Schwierigkeit, einen Maximalwert
Imax zu ermitteln und für das Abbruchkriterium zu speichern.
Das erfindungsgemäße Verfahren nach seiner bevorzugten Ausfüh
rungsform kann im Normalfall in drei Phasen unterteilt werden, wie
sie in der Fig. 4 dargestellt sind. Der Umfärbevorgang beginnt
mit der als Anlaufphase bezeichneten Phase I, in der Spannung U
und Strom I unter Vermeidung von Spannungs- oder Stromspitzen ste
tig erhöht bzw. erniedrigt werden, bis die Spannung einen vor
gegebenen Endwert Umax erreicht. Es schließt sich eine Phase II an,
in der die Spannung U auf dem Endwert Umax verharrt. Phase II nimmt
im Regelfall die längste Zeit des Umfärbevorgangs in Anspruch.
Phase III mit bis zum Erreichen eines Wertes gemäß dem erfin
dungsgemäßen Abbruchkriterium absinkendem Strom I und betragsmäßig
abnehmender Spannung U schließt sich an, sobald die Obergrenze aus
Relation (5) unter Umax fällt. In der Anlaufphase wird der für den
Zeitpunkt des Einsetzens der Phase III und für den zeitlichen Ver
lauf der in dieser Phase einzustellenden Spannung U wichtige Ge
samtwiderstand Rges bestimmt. Der sanfte, stetige Anstieg des Stro
mes I und des Betrages der Spannung U in der Anlaufphase sorgt
außerdem überraschenderweise für eine Vergleichmäßigung des Fär
bungsgrads über die Fläche des elektrochromen Elements.
Die Erfindung wird in der Anwendung für ein vollständig entfärbtes
elektrochromes Element erläutert, bei dem beim Anlegen einer posi
tiven Spannung U ein Strom I mit positiver Polarität durch das
elektrochrome Element fließt, der zu einer Einfärbung des Elemen
tes führt. Ausgehend von einem eingefärbten Zustand des elektro
chromen Elementes ruft eine Spannung U negativer Polarität einen
Strom I negativer Polarität hervor, der zu einer Entfärbung des
elektrochromen Elementes führt.
Eine geeignete Steuereinheit, bestehend aus Controller, Span
nungsgeber und Meßgeräten nach dem Schema der Fig. 3 stellt die
erforderlichen Spannungen und Ströme zur Verfügung und mißt fort
laufend, bevorzugt in regelmäßigen zeitlichen Intervallen, die
Spannung U, den Strom I und die Temperatur T. In der Praxis hat es
sich bei Umfärbezeiten im Minutenbereich bewährt, den Strom I ei
nige Male je Sekunde zu messen.
Das elektrochrome Element befindet sich im gewählten Beispiel zu
nächst im entfärbten Zustand. Zwischen den Anschlüssen des elek
trochromen Elementes ist eine Leerlaufspannung UEC im stromlosen
Zustand des elektrochromen Elementes meßbar. Ausgehend von dieser
Leerlaufspannung UEC wird eine Spannung U an das elektrochrome Ele
ment angelegt, so daß ein Strom I, der zu einer Einfärbung des
Elementes führt, fließt. Die Spannung U wird stetig und - abge
sehen von einer Startphase mit zunehmender Steigung der Strom-
Spannungs-Kurve - bevorzugt im wesentlichen linear mit der Zeit
erhöht. Der Strom-Spannungs-Verlauf wird in jedem Falle so gere
gelt, daß keine Strom- oder Spannungsspitzen auftreten. Während
dieser Phase des Ansteigens der Spannung U werden zu verschiedenen
Zeitpunkten ti, ti+1 die Werte der an das elektrochrome Element
angelegten Spannung U(ti), U(ti+1) festgestellt. Zu den gleichen
Zeitpunkten wird jeweils der durch das elektrochrome Element flie
ßende Strom I(ti), I(ti+1) gemessen. Aus den Wertepaaren ΔU
=¦U(ti)-U(ti+1)¦und ΔI = ¦I(ti)-I(ti+1)¦ wird ein Widerstandswert
Rges(ti, ti+1) ermittelt. Sobald eine für eine Mittelung ausreichende
Anzahl von Widerstandswerten vorliegt, spätestens aber mit dem
Erreichen des Endwertes Umax, wird aus den Einzelwerten Rges(ti, ti+1)
das arithmetische Mittel gebildet und so der Gesamtwiderstand Rges
errechnet. Der durch das elektrochrome Element fließende Strom I
wird vom Beginn des Einfärbevorganges an fortlaufend gemessen, der
größte in dieser Zeit gemessene Wert Imax wird gespeichert.
Sobald die Spannung U den Endwert Umax erreicht, ist die Anlaufphase
(Phase I in Fig. 4) beendet. Der Endwert Umax ist temperaturabhän
gig. Ein einfacher Zusammenhang für die Temperaturabhängigkeit des
Endwertes Umax ergibt sich aus der bereits weiter oben aufgeführten
Gleichung
Umax = A - B . T (1)
wobei T die Temperatur ist. Die Parameter A und B müssen vorab für
jede Bauart eines elektrochromen Elementes festgelegt werden. Sie
sind von der Fläche des elektrochromen Elementes im wesentlichen
unabhängig.
Mit dem Erreichen des Endwertes Umax für die Spannung U beginnt
Phase II (Fig. 4), in der die Spannung U auf oder nahe unter dem
Endwert U max verharrt, wenn eine möglichst rasche Einfärbung ge
wünscht ist. Auch während der Phase II wird der Strom I von der
Steuereinheit fortlaufend gemessen. Wird zu irgendeinem Zeitpunkt
ein größerer Wert für I gemessen, als bisher für Imax gespeichert
war, so wird der größere Wert von diesem Zeitpunkt an als Imax ge
speichert. Außerdem wird auf der Basis der Meßwerte für den Strom I
fortlaufend überprüft, ob die Obergrenze gemäß Relation (5) noch
höher ist als der aktuell für die Spannung U eingestellte Endwert
Umax. Der in dieser Relation (5) verwendete Wert für die maximal
zulässige elektrochemisch an den elektrochromen Schichten 14, 18
wirksame Spannung Ueff,max ist in der Regel keine Konstante, sondern
variiert in ähnlicher Weise wie Umax mit der Temperatur T. Ergibt
sich aus Relation (5), daß die hiernach ermittelte Obergrenze be
tragsmäßig unter den Endwert Umax gesunken ist, so endet die Phase
II.
In der sich unmittelbar anschließenden Phase III führt nun die Re
lation (5) zu einer betragsmäßigen Begrenzung der an das elektro
chrome Element anzulegenden Spannung U. Da die Spannung Ueff, die
elektrochemisch an den elektrochromen Schichten 14, 18 wirksam ist,
über die Spannung U beeinflußt werden kann, wird in Phase III die
Spannung U so geregelt, daß Ueff den vorgegebenen Wert Ueff,max nicht
überschreitet. Die aus der Relation (5) berechenbare Obergrenze für
den Betrag der Spannung U ist während der Phase III stets kleiner
als der in Phase II als Obergrenze geltende Endwert Umax. Da der Ueff
gemäß Näherungsgleichung (2) beeinflussende Strom I sich zeitlich
ändert, nämlich zum Ende des Umfärbevorgangs hin im Normalfall ste
tig abnimmt, muß U ständig durch die Steuereinheit nachgeregelt
werden. Die Spannung U wird dabei bevorzugt auf die entsprechend
Relation (5) betragsmäßig stetig abnehmende Obergrenze eingeregelt,
um die Umfärbezeit möglichst klein zu halten. Auch während der
Phase III wird zu diesem Zwecke der Strom I fortlaufend gemessen.
Außerdem können die Meßwerte für den Strom I in dieser Phase ver
wendet werden, um festzustellen, wann die vollständige Einfärbung
erreicht. Dieser Zeitpunkt ist erfindungsgemäß dann erreicht, wenn
der Strom I im Verhältnis zum maximal geflossenen Strom Imax unter
einen vorgegebenen Schwellenwert fällt. Sobald die Steuereinheit
feststellt, daß der Schwellenwert für I/Imax und damit das Ende der
Phase III erreicht ist, wird die Spannung U abgeschaltet und damit
der Stromfluß durch das elektrochrome Element beendet. Der im Re
gelfall temperaturabhängige Schwellenwert für I/Imax wird von der
Bauart des elektrochromen Elementes und dem ablaufenden Vorgang
(Einfärbung, Entfärbung) bestimmt und ist vorab durch einfache ori
entierende Versuche ermittelbar.
Der umgekehrte Vorgang des Entfärbens läuft im wesentlichen wie
zuvor beschrieben ab. Ausgehend von einer Leerlaufspannung UEC, die
sich von derjenigen zu Beginn des Einfärbevorgangs normalerweise
unterscheidet, wird in der Anlaufphase die Spannung U stetig ernie
drigt, und zwar maximal bis zu einem in diesem Falle negativen End
wert Umax, dessen Betrag sich von demjenigen für den Einfärbevorgang
unterscheiden mag. Es schließt sich die Phase II an, in der die
Spannung auf dem Endwert Umax solange verharrt, bis die Obergrenze
aus Relation (5) betragsmäßig kleiner als Umax wird. In der ab
schließenden Phase III nimmt die Spannung U sukzessive zu, d. h.
betragsmäßig ab, bis sie wegen des Erreichens des Abschaltkrite
riums, das von demjenigen für den Einfärbevorgang abweichen kann,
abgeschaltet wird. Der Entfärbevorgang ist abgeschlossen, das elek
trochrome Element befindet sich wieder im gleichen Zustand wie zu
Beginn des Beispiels.
Die Fig. 5 und 6 zeigen für ein elektrochromes Element mit den
Abmessungen 70 cm . 100 cm den Verlauf jeweils eines vollständigen
Einfärbe- und Entfärbevorgangs bei Raumtemperatur, wobei die Span
nung U und der Strom I jeweils als Funktion der Zeit t aufgetragen
sind. Das elektrochrome Element (s. Fig. 1) wies zwei mit transpa
renten Elektrodenschichten 12, 20 aus ITO (Indiumzinnoxid) mit ei
nem Flächenwiderstand von etwa 10 Ohm versehene Glassubstrate 10,
22 auf. Auf der Elektrodenschicht 12 war eine elektrochrome Schicht
14 aus WO3 in einer Dicke von etwa 300 nm aufgebracht, während auf
der Elektrodenschicht 20 eine ebenfalls etwa 300 nm dicke Ionen
speicherschicht 18 aus Certitanoxid angeordnet war. Als Ionenleit
schicht 16 wurde ein Polymerelektrolyt entsprechend WO 95/31 746 in
einer Dicke von 1 mm verwendet. Die elektrischen Anschlüsse 24, 26
in Form von Metallstreifen wurden entlang der längeren Elementsei
ten einander diagonal gegenüberliegend angebracht und leitend mit
den jeweiligen Elektrodenschichten 12, 20 verbunden. Die für die
erfindungsgemäße Steuerung des Einfärbevorgangs und des Entfärbe
vorgangs erforderlichen Parameter wurden in einer Reihe von Vorver
suchen (Cyclovoltammetrie, zyklisches Umfärben bei verschiedenen
Temperaturen über bis zu 1000 Zyklen an elektrochromen Elementen
gleicher Bauart) ermittelt. Für Ueff,max ergaben sich aus cyclovoltam
metrischen Untersuchungen für beide Arten von Umfärbevorgängen Be
träge von 2 V (20°C) bzw. 1 V (80°C), aus denen Beträge für andere
Temperaturen durch lineare Extrapolation ermittelbar sind. Hiervon
ausgehend wurde mit Hilfe weiterer systematischer Untersuchungen
wie zuvor beschrieben die Beträge von Umax bei 20°C zu 3,5 V und bei
80°C zu 2 V bestimmt. Damit ergaben sich die Beträge der Parameter
A und B für Gleichung (1) zu A = 4 V und B = 0,025 V/°C (Temperatur
T in °C), also Umax= 4 V - 0,025 V/°C . T für den Einfärbevorgang
und Umax = -4 V + 0,025 V/°C . T für den Entfärbevorgang. Den Fig.
5 und 6 ist zu entnehmen, daß die Spannung U jeweils ausgehend von
einer Leerlaufspannung von etwa -0,7 V (Einfärben) bzw. +0,7 V
Einfärben) stetig erhöht bzw. erniedrigt wurde, wobei die Anlauf
phase beim Einfärbevorgang nach etwa 16 s und beim Entfärbevorgang
nach etwa 12 s durch Erreichen des Endwertes Umax von + 3,5 V bzw.
-3,5 V beendet war. Die Spannung U wurde danach etwa 75 s auf diesem
Wert gehalten, bis der Strom I so weit zurückgegangen war, daß die
Obergrenze aus Relation (5) betragsmäßig unter Umax fiel. Die Kor
rekturgröße D aus Relation (5) hatte dabei den Wert 1. In Phase III
wurde die Spannung U auf die betragsmäßig allmählich abnehmende
Obergrenze gemäß Relation (5) eingeregelt. Der Strom I hatte seinen
Maximalwert Imax = 460 mA jeweils mit dem Ende der Anlaufphase er
reicht. Die Phase III wurde in beiden Fällen beendet, wenn I/Imax
unter 20% fiel, was beim Einfärbevorgang nach etwa 95 s und beim
Entfärbevorgang nach rund 100 s der Fall war. Bei einer Temperatur
von 80°C lag das Abschaltverhältnis I/Imax bei 50%.
Die in der Beschreibung, in der Zeichnung sowie in den Ansprüchen
offenbarten Merkmale der Erfindung können sowohl einzeln als auch
in beliebiger Kombination für die Verwirklichung der Erfindung we
sentlich sein.
10
Glasträger
12
erste transparente Elektrodenschicht
14
elektrochrome Schicht
16
transparente Ionenleitschicht
18
Ionenspeicherschicht
20
zweite transparente Elektrodenschicht
22
Glasplatte
24
elektrischer Anschluß
26
elektrischer Anschluß
Claims (15)
1. Verfahren zum Betreiben eines elektrochromen Elementes,
das aus mindestens den folgenden Schichten besteht:
- - einer ersten Elektrodenschicht;
- - einer ersten Schicht, in die reversibel Ionen einlagerbar sind;
- - einer transparenten Ionenleitschicht;
- - einer zweiten Schicht, in die reversibel Ionen einlagerbar sind; und
- - einer zweiten Elektrodenschicht;
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
Temperaturabhängigkeit des Endwertes (Umax) der Spannung durch
die Gleichung
Umax = A - B . T
gegeben ist, wobei T die Temperatur des elektrochromen Elementes ist und A und B durch die Bauart des elektrochromen Elementes bestimmte Konstanten sind.
Umax = A - B . T
gegeben ist, wobei T die Temperatur des elektrochromen Elementes ist und A und B durch die Bauart des elektrochromen Elementes bestimmte Konstanten sind.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß der Gesamtwiderstand (Rges) des elektrochromen Elementes in
der Anlaufphase des Umfärbevorgangs aus der Spannung (U) und dem
Strom (I) ermittelt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der
Gesamtwiderstand (Rges) des elektrochromen Elementes aus dem Quo
tienten ΔU/ΔI von Spannungsdifferenz (ΔU) und Stromdifferenz
(ΔI) ermittelt wird, die sich aus den Messungen von Spannung (U)
und Strom (I) zu aufeinanderfolgenden Zeitpunkten ergeben.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß der
Gesamtwiderstand (Rges) des elektrochromen Elementes durch Mit
telwertbildung aus mehreren zu verschiedenen Zeitpunkten ermit
telten Werten des Quotienten ΔU/ΔI berechnet wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 5, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Temperatur (T) des elektrochromen Elemen
tes aus seinem Gesamtwiderstand (Rges) ermittelt wird.
7. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß aus der Spannung (U), dem Strom (I) sowie
dem Gesamtwiderstand (Rges) eine Spannung (Ueff), die elektroche
misch an den elektrochromen Schichten wirksam ist, berechnet
wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die
elektrochemisch an den elektrochromen Schichten wirksame Span
nung (Ueff) nach der Gleichung
Ueff = U - I . D . Rges
berechnet wird, wobei D eine unter anderem vom Schichtwiderstand des elektrochromen Elementes abhängige Korrekturgröße ist.
Ueff = U - I . D . Rges
berechnet wird, wobei D eine unter anderem vom Schichtwiderstand des elektrochromen Elementes abhängige Korrekturgröße ist.
9. Verfahren nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet,
daß die an das elektrochrome Element angelegte Spannung (U) so
geregelt wird, daß die elektrochemisch an den elektrochromen
Schichten wirksame Spannung (Ueff) dem Betrage nach einen vorbes
timmten Wert (Ueff,max) nicht überschreitet.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß,
solange die an den elektrochromen Schichten wirksame Spannung
(Ueff) den maximal zulässigen Wert (Ueff,max) dem Betrage nach nicht
erreicht, die Spannung (U) im wesentlichen konstant auf dem End
wert (Umax) gehalten wird.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch
gekennzeichnet, daß aus den während des Umfärbevorgangs ermit
telten Meßwerten für den Strom (I) ein maximaler Strom (Imax)
ermittelt wird.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß
die Spannung (U) abgeschaltet wird, wenn das Verhältnis von mo
mentan fließendem Strom (I) zu maximalem Strom (Imax) einen zuvor
festgelegten Wert unterschreitet.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch
gekennzeichnet, daß der Transmissionsgrad oder der Reflexions
grad des elektrochromen Elementes überwacht wird und daß die
Spannung (U) abgeschaltet wird, wenn der Transmissionsgrad oder
der Reflexionsgrad einen vorgegebenen Wert erreicht.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 13, dadurch ge
kennzeichnet, daß die durch das elektrochrome Element seit Be
ginn des Umfärbevorganges geflossene Ladungsmenge ermittelt wird
und daß die Spannung (U) abgeschaltet wird, wenn die geflossene
Ladungsmenge einen vorgegebenen Wert erreicht.
15. Verfahren nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, daß die
geflossene Ladungsmenge durch zeitliche Integration des Stromes
(I) ermittelt wird.
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