DE19705138A1 - Dehnbares transdermales therapeutisches System - Google Patents
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein wirkstoffhaltiges trans
dermales therapeutisches System mit einer nicht klebrigen
Rückschicht, einer wirkstoffhaltigen Reservoirschicht und
einer der Haut zugewandten selbstklebenden Oberfläche, ge
gebenenfalls mit wiederlösbarer Schutzschicht.
Bereits seit dem Mittelalter ist es bekannt, daß pharmazeu
tische Wirkstoffe durch die menschliche Haut hindurchwan
dern können und somit durch Auflegen oder Aufstreichen von
Zubereitungen aus pharmazeutischen Wirkstoffen auf die Haut
arzneiliche Wirkungen erreichbar sind. Diese Wirkungen sind
nicht auf die Haut und das darunterliegende Gewebe be
schränkt, sondern können sich bei entsprechend geeigneten
Substanzen auf fernliegende Organe erstrecken, da die Wirk
stoffe nach der Aufnahme über den Blutkreislauf verteilt
werden.
Transdermale therapeutische Systeme (TTS), welche neben der
angewandten Wirkstoffkonzentration auch die Applikations
fläche genau definieren, haben sich in der Vergangenheit
als neue pharmazeutische Darreichungsformen etabliert, da
sie die gewünschten Eigenschaften besonders anwendungs
freundlich bereitstellen.
Zwischen den möglichen Ausführungsformen von TTS gibt es
einige grundsätzliche Gemeinsamkeiten:
- 1. Zum Schutz vor der unerwünschten Abgabe von Wirkstoff oder auch Hautfeuchtigkeit durch das transdermale therapeu tische System nach außen, des weiteren auch zum Schutz vor dem Ankleben an Textilien, wird eine im wesentlichen un durchlässige, nichtklebende Rückschicht verwendet.
- 2. Da transdermale therapeutische Systeme auf der Haut haften sollen, wird die der Haut zugewandte Schicht, zuwei len auch nur ein Teil der Kontur, selbstklebend ausgerü stet.
- 3. Wegen der selbstklebenden Eigenschaften ist zur Lage rung vor Gebrauch eine wiederablösbare Schutzschicht aufge bracht.
Die Rückschicht besteht in der Regel aus pharmazeutisch üb
lichen Materialien wie Kunststoffolien; aber auch Papier,
Vliesstoffe, Textilien und Metallfolien werden genannt.
Solche TTS sind trotz des gewonnenen Fortschrittes dennoch
auch mit einigen Nachteilen behaftet. So bedeutet die flä
chenstabile wirkstoffundurchlässige Rückschicht eine Ein
schränkung des Tragekomforts beim Patienten: Durch die
"Steifheit" bzw. mangelnde Dehnbarkeit der verwendeten Fo
lien resultiert praktisch eine Limitierung auf Flächengrö
ßen um 40 cm2. Da nun jedoch die flächenbezogene Transpor
trate durch die Haut für die meisten pharmazeutischen Wirk
stoffe sehr gering ist, wäre eine größere Systemfläche sehr
wünschenswert, um auch für solche Wirkstoffe marktfähige
TTS anbieten zu können.
Es gab bereits Versuche, den Tragekomfort durch Verwendung
elastischer Materialien für die Rückschicht zu verbessern
(z. B. US-PS 5 246 705), jedoch wurde dabei ausdrücklich
auf die Undurchlässigkeit des Materials für den avisierten
Arzneistoff geachtet.
Grundsätzlich sind leider alle elastischen und plastisch
dehnbaren, für die TTS-Rückschicht geeigneten Polymer
rohstoffe für die meisten TTS-Wirkstoffe diffusibel, so daß
damit hergestellte transdermale therapeutische Systeme ge
nerell das Problem potentieller Wirkstoffverluste
(Verdampfung über die Außenfläche der Rückschicht) aufwei
sen, insbesondere, wenn sehr stark flüchtige Wirkstoffe
eingesetzt werden.
Aufgabe der Erfindung ist die Bereitstellung eines trans
dermalen therapeutischen Systems mit elastischer bzw. pla
stisch dehnbarer Rückschicht, die eine gegenüber dem Stand
der Technik verbesserte Stabilisierung des enthaltenen
Wirkstoffs gegen Verdampfung aufweist.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß bei einem TTS der ein
gangs genannten Art gelöst, das gekennzeichnet ist durch
eine elastische bzw. plastisch dehnbare diffusible Rück
schicht mit einer als Durchlaßbarriere für Hilfs- und Wirk
stoffe der Reservoirschicht wirksamen, durch Schichtwachs
tum gebildeten Metallschicht, insbesondere Metallbedamp
fungsschicht. Weitere Besonderheiten ergeben sich aus den
Unteransprüchen und der Beschreibung.
Erfindungsgemäß umfaßt die elastische und mithin wirkstoff
durchlässige Rückschicht eine durch Schichtwachstum
(Aufsputtern, Abschneiden etc.) gebildete Metallschicht,
insbesondere Zone aufgedampften Metalls, die als Barriere
für Hilfs- und Wirkstoffe ausreicht, ohne das angestrebte
Dehnungsverhalten der Rückschicht zu unterbinden.
Diese Eigenschaften werden insbesondere mit Schichtdicken
der Metallschicht im Bereich von 50 bis 1500 Å, insbesonde
re von 100 bis 300 Å erreicht. Dabei spielt selbstverständ
lich die gewünschte Flächengröße des TTS eine gewisse Rol
le. Besonders bevorzugt werden Aluminium-Aufdampfschichten,
deren Herstellung an sich allgemein gut bekannt ist.
Bekannt ist auch im TTS-Bereich die Abscheidung von sehr
dünnen (8 Å) Al-Schichten auf einem 25 µm LDPE-Film, der
als Träger bzw. Rückschicht für eine arzneistoffhaltige
Klebschicht mit pflanzenextrakt-Wirkstoffen dienen soll
(JP 53 10560 A). Eine solche sehr dünne Abscheidung wäre
jedoch für die erfindungsgemäß angestrebte Wirkung nicht
ausreichend.
Ferner wird in der WO 91-11752 ein Estradiol-TTS beschrie
ben, für dessen Rückschicht eine Vielzahl von Materialien
angegeben wird, die auch flexible Kunststoff-Filme mit Al-
Bedampfung umfaßt. Diese Lehre führt jedoch keineswegs zu
der Erkenntnis, daß durch die Einbeziehung einer als Bar
riere für Wirkstoffverluste stark flüchtiger Substanzen
wirksamen, die Dehnbarkeit der Rückschicht in der Fläche
gestattenden Metallschicht, insbesondere Al-Schicht, in ei
ne elastische Rückschicht besonders geeignete Transder
maltherapiessysteme erzielt werden können.
Erfindungsgemäß gelingt es tatsächlich und überraschend,
die vorteilhafte Eigenschaft der größeren Nachgiebigkeit
des transdermalen therapeutischen Systeme in der Fläche mit
einer ausreichenden Stabilität auch bei problematischen
Wirkstoffen zu verbinden, da die Metallschicht nicht nur
Verluste durch Abdampfen verhindert, sondern gleichzeitig
einen Schutz gegen schädliche Lichteinwirkung auf lichtemp
findliche Wirkstoffe und Komponenten bietet.
Der Schutz vor Lichteinflüssen ist bei klassischen trans
dermalen Systemen, welche eine wirkstoffundurchlässige deh
nungssteife Rückschicht aufweisen, durch eine außenseitig
aufgebrachte lichtundurchlässige pigmenthaltige Lackierung
möglich. Dieses Verfahren ist jedoch bei elastischen Folien
nicht einsetzbar, da die mechanisch starren Lacksysteme bei
Dehnung abplatzen oder zumindest rissig werden.
Bei der erfindungsgemäßen Metallisierung, insbesondere Alu
minisierung der Rückschicht handelt es sich nicht um einen
in sich geschlossenen, einheitlichen, folienartigen Metall
verband, sondern es werden submikroskopische Kristallite in
die Oberfläche eingefügt, welche Lichteinfall und Diffusion
stark einschränken, aber eine genügende Nachgiebigkeit des
Materials in der Fläche zulassen.
Damit erscheint die Erfindung auch nützlich für ein in der
Zwischenzeit beschriebenes TTS, bei dem die Rückschicht
diffusibel ist und mindestens ein Drittel der in der Zube
reitung enthaltenen Wirkstoffmenge enthält. Bei diesen Sy
stemen (deutsche Patentanmeldung P 195 46 024.3) übernimmt
die Rückschicht eine Doppelfunktion als Teil des Arzneimit
telreservoirs
und gleichzeitig als Element der mechanischen Festigkeit
sowie zur Vermeidung von Verklebungen nach außen.
Bei der praktischen Realisierung wird die Aluminisierung
vorteilhafterweise auf die der Haut zugewandte Seite der
Rückschicht aufgebracht, um einen Abrieb durch Oberflächen
abrasion am TTS zu vermeiden. Da insbesondere im Falle von
Lichteinflüssen die in der äußersten Oberfläche der Rück
schicht enthaltenen Wirkstoffanteile der Zersetzung durch
Licht ausgesetzt sind, kann es weiterhin sinnvoll sein, die
Rückschicht auf eine extrem dünne Polymerschicht zu begren
zen und zwischen der nunmehr sehr dünnen eigentlichen Rück
schicht und den restlichen Elementen des transdermalen
therapeutischen Systems eine weitere, die Zugfestigkeit ver
bessernde Zone (Stützschicht), einzubeziehen.
Die Erfindung ist grundsätzlich mit allen hautgängigen
pharmazeutischen Wirkstoffen nutzbar. Besonders vorteilhaft
ist selbstverständlich ihre Anwendung bei flüchtigen Wirk
stoffen und Hilfsstoffen. Solche Stoffe sind zum Beispiel
Nicotin oder Nitroglycerin als Beispiele für pharmazeuti
sche Wirkstoffe. Ethanol, Propandiol und andere niedermole
kulare Alkohole, Menthol, Eucalyptol, Limonen und viele an
dere Terpene, niedermolekulare Fettsäuren wie z. B. Caprin
säure, Dimethylsulfoxid seien exemplarisch für typische Zu
satzstoffe in solchen Zubereitungen genannt, die mehr oder
weniger stark durch die Rückschicht aus der Zubereitung
herauswandern könnten.
Weiterhin ergeben sich besondere Vorteile bei Anwendung
lichtempfindlicher Substanzen, die bei zahlreichen orga
nisch-chemischen Wirkstoffgruppen auftreten, wie z. B. Phe
nothiazinen, bestimmten Peptiden, Dihydropyridinen ( z. B.
Nifedipin), Opioiden und zahlreichen anderen Wirkstoffgrup
pen.
Von der wirkstoffdurchlässigen und den Wirkstoff enthalten
den Rückschicht abgesehen, welche die Schutzschicht aus Me
tallbedampfung enthält, und einer gegebenenfalls vorhande
nen Stützschicht, ist der weitere Aufbau des transdermalen
therapeutischen Systems nicht kritisch für die Erzielung
des erfindungsgemäßen Zweckes. Es können daher transdermale
Systeme jeglicher Bauart eingesetzt werden, mag es sich um
ein- oder mehrschichtige Matrixsysteme, Aufbauten mit ein
gebrachten wirkstoffhaltigen faserförmigen Zubereitungen,
echte Reservoirsysteme mit flüssigem wirkstoffhaltigem Re
servoir oder um Systeme anderer Bauart handeln.
Für die Rückschicht sind mehrere, insbesondere für pharma
zeutische Produkte akzeptable Materialien grundsätzlich ge
eignet: Polyvinylalkohol, Styrol-Dien-Blockcopolymere, Po
lyurethane, Polyvinylchlorid, Polymethacrylate, um nur ei
nige Beispiele zu nennen.
Es kann durchaus sinnvoll sein, zum Schutze und zur leich
teren Applikation des transdermalen therapeutischen Systems
auf die Haut eine dehäsiv ausgerüstete, haftende, nach
Applikation wieder abnehmbare zusätzliche Stützschicht ein
zubringen, die nach Auflegen des Systems abgezogen werden
kann.
Die Erfindung wird im folgenden durch Beispiele erläutert:
A) 10 g Styrol-Isopren-Styrol-Copolymer (Cariflex® TR
1107) werden in 20 g Benzin mit einem Siedebereich zwischen
80 und 100°C vollständig gelöst.
Die Masse wird in einer Spaltbreite von ca. 250 µm so auf
eine dehäsiv ausgerüstete Polyesterfolie beschichtet, daß
nach 4-stündiger Trocknung bei 35°C eine gleichmäßige
Schicht mit einem Flächengewicht von 50 g/m2 entsteht.
Nach 20-minütiger Nachtrocknung bei 80°C wird im Vakuum ei
ne Aluminiumschicht von 80 mg/m2 aufgebracht.
B) In einem getrennten Vorgang wird eine Lösung von 20 g
hydriertem Kolophonium-glycerolesterharz (Staybelite Ester®
5 E) und 7 g Styrol-Isopren-Styrol-Copolymer (Cariflex®TR
1107) und 1 g dünnflüssigen Paraffins in 20 g Ethylacetat
mit einem Siedebereich zwischen 80 und 100°C angefertigt,
in die 0,5 g Nifedipin eingetragen werden, die sich bei
Raumtemperatur vollständig auflösen. Die Masse wird in ei
ner Spaltbreite von ca. 150 um so auf eine dehäsiv ausgerü
stete Polyesterfolie beschichtet, daß nach halbstündiger
Trocknung bei 35°C und 15-minutiger Nachtrocknung bei 60°C
eine gleichmäßige Schicht mit einem Flächengewicht von
35 g/m2 entsteht.
Die so hergestellten Schichten aus Phase A und Phase B wer
den durch Kaschieren aufeinandergebracht und haften spontan
zu einem manuell nicht lösbaren Verbund. Die dehäsiv ausge
rüstete Polyesterfolie aus Phase B und die Klebschicht so
wie die Rückschicht werden in dem Fachmann bekannter Weise
in einer der geometrischen Form der Zubereitung entspre
chenden Kontur gestanzt und die außenliegenden Reste ent
fernt.
Die Arzneiform wird einzeln in Siegelbeutel verpackt. Der
Anwender entnimmt das Arzneimittel aus der Verpackung, ent
fernt die Schutzschicht (Release Liner) für die Kleb
schicht, klebt die Arzneiform auf eine geeignete Hautstelle
und entfernt zuletzt die Stützschicht (dehäsiv ausgerüstete
Polyesterfolie).
Claims (6)
1. Wirkstoffhaltiges transdermales therapeutisches System
mit einer nicht klebrigen Rückschicht, einer wirkstoffhal
tigen Reservoirschicht und einer der Haut zugewandten
selbstklebenden Oberfläche, ggf. mit wiederablösbarer
Schutzschicht, gekennzeichnet durch eine elastische bzw.
plastisch dehnbare diffusible Rückschicht mit einer als
Durchlaßbarriere für Hilfs- und Wirkstoffe der Reservoir
schicht wirksamen, durch Schichtwachstum gebildeten Metall
schicht, insbesondere Metallbedampfungsschicht.
2. Transdermales therapeutisches System nach Anspruch 1,
gekennzeichnet durch eine Dicke der Metallschicht von 50-
1500 Å, insbesondere von 100-300 Å.
3. Transdermales therapeutisches System nach Anspruch 1
oder 2, gekennzeichnet durch eine Aluminiumschicht als Me
tallschicht.
4. Transdermales therapeutisches System nach einem der
vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die
Metallschicht auf der hautzugewandten Seite der Rückschicht
vorgesehen ist.
5. Transdermales therapeutisches System nach einem der
vorangehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch eine Gesamt
dicke ("Applikationsdicke" ohne Schutzschicht) von
50-250 µm, insbesondere um 100 µm.
6. Transdermales therapeutisches System nach einem der
vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die
metallisierte Rückschicht auf der haut zugewandten Seite mit
einer Stützschicht versehen ist.
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