DE19626901C2 - Scheibenbremse mit mindestens zwei Bremsbelagsätzen - Google Patents
Scheibenbremse mit mindestens zwei BremsbelagsätzenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine Scheibenbremse mit einer Brems
scheibe und zwei in Umfangsrichtung hintereinander angeordneten
und separat jeweils mittels mindestens einer Kolben-Zylinder-
Einheit hydraulisch belastbaren Bremsbelagsätzen, wobei pro
Bremsbelagsatz jeweils ein Bremsbelag auf eine andere Brems
scheibenseite wirkt und jeder Bremsbelagsatz in einem eigenen
Bremssattel untergebracht ist.
Scheibenbremsen mit hintereinander angeordneten Bremsbelag
sätzen in separaten Bremssätteln sind aus der Literatur be
kannt, vgl. zum Beispiel Manfred Burckhardt, Fahrwerktechnik:
Bremsdynamik und Pkw-Bremsanlagen, Vogel-Buchverlag, 1. Aufl.
1991, Seite 234. Dort wird u. a. eine Scheibenbremse mit zwei
Bremssätteln beschrieben, bei der beide Bremssättel einander
gegenüberliegen und einen Winkel von ca. 170° einschließen. Je
ein Bremssattel sitzt in Fahrtrichtung gesehen vor und hinter
der Radaufhängung.
Die Verwendung von mehreren Bremssätteln pro Bremsscheibe dient
hier im wesentlichen der Erhöhung der Bremskraft pro einem
gebremsten Fahrzeugrad.
Aus der JP 61 167 723 (A) ist ferner eine Scheibenbremse mit
zwei um ca. 120° versetzte Bremssättel bekannt, bei der der
zweite Bremssattel aufgrund seiner Gestalt die Vibrationen
dämpfen soll, die der erste erzeugt.
Im Fahrgestell- und Scheibenbremsenbau für Kraftfahrzeuge
stellt der sog. "Bremsshimmy", ein Flattern des gebremsten Ra
des einen Beanstandungsschwerpunkt dar. Eine Ursache für das
Flattern ist u. a. eine in Umfangsrichtung unterschiedliche
Bremsscheibendicke und die daraus resultierenden Bremskraft
schwankungen. Eine periodische Dickenschwankung entsteht vor
zugsweise bei Bremsscheiben mit einem Planlaufschlag, der grö
ßer ist als der Rückhub der Bremskolben und/oder der Brems
beläge. Die Bremsscheibenbereiche, die bei unbetätigter Bremse
mit den Bremsbelägen bei fast jeder Radumdrehung in Kontakt
kommen, werden nach und nach im Bereich der Kontaktzone abge
tragen.
Es werden enorme Anstrengungen unternommen, um auf Seiten der
Achskinematik und Bremsscheibengeometrie die Empfindlichkeit
für diese Schwingungsanregung aus der schwankenden Bremsschei
bendicke zu verringern. Schließlich übertragen die Bremsbeläge
und die Bremssättel ihre niederfrequente, als störend empfun
dene Schwingung auf andere Teile des Fahrzeugs, die zum Teil
auch weit von der Scheibenbremse entfernt sind.
Die bekannte Scheibenbremse mit zwei Bremssätteln verringert
die Schwingungsanregung nicht. Denn bei einem üblichen Plan
schlag sind die wechselseitig abgetragenen Bremsscheibenzonen
um 180° gegeneinander versetzt angeordnet. Folglich finden
zwei sich annähernd einander gegenüberliegende Bremssättel
vergleichbare Bremsscheibendicken vor, so daß sich die Brems
kraftschwankung gegenüber einer Scheibenbremse mit nur einem
Bremssattel kaum verändert.
Der Erfindung liegt daher das Problem zugrunde, eine Scheiben
bremse zu konzipieren, von der eine verminderte Schwingungs
anregung ausgeht.
Das Problem wird mit den Merkmalen des Hauptanspruchs gelöst.
Hier werden zwei separat betätigte Bremsbelagsätze in zwei
separaten Bremssätteln zueinander versetzt angeordnet. Die
Zentren der hintereinander liegenden Bremsbelagsätze sind
bezogen auf die Rotationsachse der Bremsscheibe um 90° ± 15°
versetzt angeordnet. Die beiden Bremssättel sind annähernd
übereinander vor der Rotationsachse positioniert.
Bei dieser Anordnung der Bremsbelagsätze wird die Bremsscheibe
zumindest nahezu zeitgleich in einer regulär dicken und einer
abgetragen Zone umgriffen, sodaß bei einer Bremsenbetätigung
die Gesamtbremskraft pro Rad ein Mittelwert aus der regulären
Bremskraft und der verminderten Bremskraft ist. Somit halbiert
sich theoretisch die Bremskraftschwankung, während sich die
Frequenz der Schwingungsanregung verdoppelt. Zusätzlich kann
die Amplitude der Bremskraftschwankung durch eine Verbreiterung
der Bremsbeläge in Umfangsrichtung verringert werden.
Der Flächenschwerpunkt der hintereinander angeordneten Brems
belagsätze muß nicht für beide Sätze den selben Abstand zur
Rotationsachse der Bremsscheibe haben.
Jeder Bremsbelagsatz wird in einem eigenen Bremssattel unter
gebracht. Das ermöglicht zum einen eine bessere Kühlung und zum
anderen bei weit auseinanderliegenden, benachbarten Bremsbelag
zentren eine Gewichtseinsparung.
Ferner werden die beiden Bremssättel einer Scheibenbremse an
nähernd übereinander angeordnet. Das ermöglicht pro gebremstem
Rad baugleiche Bremssättel. Hierbei können u. a. die
bremssattelseitigen Entlüftungen pro Sattel an der gleichen
Stelle angeordnet werden, wodurch die Wartung und Instandhal
tung erleichtert und die Betriebssicherheit erhöht wird.
Die einzelnen Bremssättel können als Festsattel, Schwimm
sattel, Schwimmrahmensattel, Pendelsattel und dergleichen aus
gebildet sein.
Weitere Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus dem bisher
nicht zitierten Unteransprüchen und der nachfolgenden Be
schreibung einer schematisch dargestellten und anhand von Dia
grammen erläuterten Ausführungsform:
Fig. 1: Bremsscheibe mit zwei Bremssätteln,
Fig. 2: abgewickelter Bremsscheibenschnitt,
Fig. 3: Bremskraftdiagramm bei einem Bremssattel,
Fig. 4: Bremskraftdiagramme bei zwei Bremssätteln.
Fig. 5: Überlagerung der Bremskraftdiagramme aus Fig. 4.
Fig. 1 zeigt eine Scheibenbremse mit einer Bremsscheibe (1)
und zwei Bremssätteln (11) und (12). Beide Bremssättel (11,
12) sind beispielsweise in Fahrtrichtung (8) vor der Rota
tionsachse (6) der Bremsscheibe (1) angeordnet. Dabei sind sie
hier beispielsweise um 90° gegeneinander versetzt.
In Fig. 2 ist ein Schnitt entlang einer konzentrisch zur Ro
tationsachse (6) ausgerichteten Kreislinie (7), vgl. Fig. 1,
abgewickelt dargestellt. Die Kreislinie (7) entspricht unge
fähr der Kreisbahn, auf der die Flächenschwerpunkte (13, 14)
der Bremsbeläge liegen. Die Schnittfläche (2), die bei einer
absolut planen Bremsscheibe rechteckig wäre, ist bei einem üb
lichen Bremsscheibenschlag annähernd sinusförmig verkrümmt. In
Fig. 2 ist die Verkrümmung überhöht gezeichnet.
Bei einer Scheibenbremse mit nur einem Bremssattel (11) be
rührt im ungebremsten Zustand eine - mit einem üblichen Schlag
versehene - Bremsscheibe (1) pro Radumdrehung und Seite einmal
einen Bremsbelag. An den Berührungsstellen wird die Brems
scheibe (1) allmählich abgeschliffen. Folglich ist an den um
180° versetzt zueinander liegenden Abtragstellen (3, 4) die
Bremsscheibe (1) dünner als in den benachbarten Zonen. Das
führt bei betätigter Bremse zu periodisch wiederkehrenden
Bremskraftschwankungen, wie sie in Fig. 3 für nur einen
Bremssattel dargestellt sind.
Das in Fig. 3 abgebildete Diagramm zeigt vereinfacht bzw.
idealisiert einen Bremskraftverlauf (21) über einer Brems
scheiben- bzw. Radumdrehung.
In Fig. 4 sind in einem Diagramm zwei Bremskraftverläufe (21,
22) aufgetragen. Der Bremskraftverlauf (21) ergibt sich bei
spielsweise für den oberen Bremssattel (11) aus Figur (1)
während der gestrichelt dargestellte Bremskraftverlauf (22)
dem unteren Bremssattel (12) zuzuordnen ist. Die Bremskraft
minima des zweiten, unteren Bremssattels (12) sind beim Aus
führungsbeispiel um 90° gegenüber dem Minima des ersten, obe
ren Bremssattels (11) versetzt.
Eine Überlagerung beider Bremskraftverläufe (21) und (22) er
gibt einen Bremskraftverlauf (23), wie er in Fig. 5 darge
stellt ist. Bei doppelter Frequenz ergibt sich bei dem gezeig
ten Beispiel theoretisch eine Halbierung der Bremskraftschwan
kung. In der Praxis wird die Amplitudendifferenz kleiner aus
fallen, da sich die Bremsbelagbreite glättend auf den Kurven
verlauf auswirkt. Die Maxima und die Minima werden abgeflacht.
Claims (2)
1. Scheibenbremse mit einer Bremsscheibe und zwei in Umfangs
richtung hintereinander angeordneten und separat jeweils mit
tels mindestens einer Kolben-Zylinder-Einheit hydraulisch be
lastbaren Bremsbelagsätzen, wobei pro Bremsbelagsatz jeweils
ein Bremsbelag auf eine andere Bremsscheibenseite wirkt und je
der Bremsbelagsatz in einem eigenen Bremssattel untergebracht
ist, dadurch gekennzeichnet,
- 1. daß die Zentren (13, 14) der hintereinander liegenden Brems belagsätze bezogen auf die Rotationsachse (6) der Brems scheibe (1) um 90° ± 15° versetzt angeordnet sind und
- 2. daß die beiden Bremssättel (11, 12) annähernd übereinander vor der Rotationsachse (6) positioniert sind.
2. Scheibenbremse gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die Zentren (13, 14) der Bremsbelagsätze der beiden Bremssät
tel (11, 12) zur Rotationsachse (6) einen weitgehend gleichgro
ßen Abstand haben.
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