DE19620273A1 - Verfahren zum reibschweißartigen Fügen von Holz - Google Patents
Verfahren zum reibschweißartigen Fügen von HolzInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum reibschweißarti
gen Fügen. Reibschweißverfahren sind seit längerem in der
industriellen Fertigung eingeführt und haben sich in vie
len Fertigungsbereichen für unterschiedlichste Bauteile
gut bewährt. Die Verfahren zeichnen sich vor allem durch
kurze Schweißzeit, gute Reproduzierbarkeit, hohe Qualität,
symmetrische Wärmeeinbringung, geringe Wärmebelastung der
Bauteile und niedrigen Energiebedarf aus.
Beim Rotationsreibschweißen werden die stumpf zu fügenden
Teile gespannt und unter Kraft ohne Zusatzwerkstoffe zu
sammengeführt. In der Berührfläche kommt es zu einer Rela
tivbewegung zwischen den Bauteilen und zu Reibungsvorgän
gen, die zur Erwärmung der Teile führen. Nach ausreichen
der Wärmeeinbringung wird die Relativbewegung aufgehoben,
und die Teile werden unter Kraft gefügt.
Neben dem stationären Rotationsreibschweißen sind Verfah
rensvarianten wie das Linear-, Radial-, Reibauftrag-,
Reibbolzen-, Ozillations- und Orbitalreibschweißen be
kannt.
Die Schweißparameter (Drehzahl, Reibkraft, Axialkräfte,
Schweißzeit etc.) lassen sich gut erfassen und werden an
die Eigenschaften der jeweils zu fügenden Werkstoffe an
gepaßt.
Die Verbindungsbildung beim Reibschweißen kann etwa mit
der des Diffusionsschweißens verglichen werden. Durch die
axialen Kräfte und die daraus resultierenden Verformungen
nähern sich die beiden Oberflächen einander an. Diese An
näherung und die entstehenden Gittereffekte beschleunigen
die Diffusion der Metallatome. Durch die ständige Rekri
stallisation (Bedingung: ausreichende Verformung und Über
schreiten der Rekristallisationstemperatur) entsteht ein
feinkörniges Gefüge, so daß gute mechanische Eigenschaften
im Bereich der Schweißnaht entstehen.
Die Energie für die Entstehung der Verbindung wird einer
seits durch die Relativbewegung der Werkstücke und ande
rerseits durch den axialen Druck eingebracht. Die entste
henden Reibungskräfte setzen sich aus Deformationskräften
und Adhäsionskräften (Anziehungskräfte an der Grenzfläche
zweier Stoffe) zusammen.
Die Entstehung der Bindung ist im einzelnen noch nicht
restlos geklärt und wird einem Zusammenwirken unter
schiedlicher Mechanismen zugeschrieben. Man nimmt an, daß
an den Oberflächenschichten der Werkstücke zum Teil Ver
schweißungen durch örtliches Aufschmelzen entstehen. Ande
rerseits wird angenommen, daß der Werkstoff während der
Verformung örtlich im fließenden Zustand vorliegt. Es
herrschen dann Temperaturen um den Erweichungs- bzw.
Schmelzpunkt, die Schweißbrücken entstehen lassen. Es er
scheint jedoch gesichert, daß man für eine Verbindungsbil
dung den schmelzflüssigen Zustand nicht erreichen muß.
Aufgrund des beschriebenen Bindungsmechanismus beim Reib
schweißen galt es bislang als undenkbar, andere Werkstoffe
als Metalle oder Kunststoffe mittels Reibschweißen mitein
ander zu verbinden.
Die Anmelder haben erkannt, daß bekannte Reibschweißver
fahren zum Herstellen von Holzverbindungen nutzbar gemacht
werden können, wie dies in Anspruch 1 beschrieben ist.
Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den
Unteransprüchen beschrieben.
Überraschenderweise wurde von den Anmeldern herausgefun
den, daß sich die bislang nur für Metalle bekannte Reib
schweißtechnik auch bei Holzwerkstoffen einsetzen läßt. Es
wurde festgestellt, daß bei Holzwerkstoffen, wie bei Me
tallen, während des Reibvorgangs eine Reibelektrizität
auftritt, die für den Fügevorgang unter Druck und erhöhter
Temperatur grundlegende Neustrukturbildungen der Kohlen
wasserstoffsubstanzen des Holzmaterials einleitet. Diese
Aktivierung der zu fügenden Oberflächen wird durch den
Reibvorgang ausgelöst, der zu Wechselwirkungen der Reib
partner und zur Ausbildung einer hochaktiven Prozeßzone
führt, die mechanische, elektrische und chemische Verände
rungen im Reibspalt verursacht. In einer anschließenden
Phase wird die Bindungskinetik durch den eingeleiteten
Stauchdruck ausgelöst.
Die Erfindung wird nachfolgend unter Bezugnahme auf eine
Zeichnung anhand eines Ausführungsbeispiels erläutert. Es
zeigt:
Fig. 1 eine schematische Darstellung einer Rotations
schweißvorrichtung,
Fig. 2 ein Diagramm, das den zeitlichen Verlauf des Reib
momentes und der Temperatur bei einen Reibschweißvorgang
zeigt,
Fig. 3A und 3B jeweils schematisch die Prozeßzone während
der Reibaktivierung zwischen den Reibteilen.
Fig. 1 zeigt den schematischen Aufbau einer herkömmlichen
Reibschweißmaschine, wie sie beispielsweise in der Automo
bil-, Werkzeug- oder Flugzeugindustrie eingesetzt wird.
Ein rotations- oder nicht rotationssymmetrisches Werkstück
1 mit massivem oder hohlem Querschnitt wird durch ein
Spannwerkzeug 2 gehalten, welches durch einen nicht darge
stellten Antrieb in rotierende Bewegung (Pfeil 3) versetzt
wird. Eine Bremse 4 dient zum (positionsgenauen) Abbremsen
der Spindel 2 und damit des Werkstücks 1. Das mit dem
Werkstück 1 zu verschweißende Werkstück 4 ist in einem
nicht rotierenden Spannwerkzeug 5 gehalten, welches mit
tels eines Hydraulikzylinders 6 in Richtung des Pfeils 7
gegen das rotierende Werkstück 1 bewegt werden kann. Die
wichtigsten Parameter beim Schweißvorgang sind Drehzahl,
flächenbezogene Reibkraft und Reibzeit/Reibung, flächenbe
zogene Stauchkraft und Stauchzeit/Stauchweg.
Der Schweißvorgang kann in mehrere Phasen unterteilt wer
den, die anhand charakteristischer Verläufe typischer Pro
zeßgrößen in Fig. 2 erläutert sind. Nachdem die zu schwei
ßenden Teile eingespannt, die Spindel auf Nenndrehzahl
gebracht und der Arbeitsschlitten in Schweißposition ge
fahren ist, kommt es in der ersten Phase (I) zu einer er
sten Werkstückberührung. Dieser Bereich kennzeichnet die
Haltereibung, ein Produkt der Anziehung von Oberflächen
abschnitten mit nicht abgesättigten Valenzen. Die Phase II
ist das energetische Gebiet der Haftschichtenreibung. Sie
paßt die Reibflächen an die Verhältnisse von Druck und
Geschwindigkeit an, wobei der Verschleiß dominant wirkt.
Die lokalen Platifizierungen induzieren in der Zeit eine
weitere Erhöhung der Temperatur (T), welche wiederum Dif
fusions- und Absorptionsvorgänge der Oberflächenatome in
Aktion setzt, so daß eine Prozeßzone schon hier von eini
gen Hundertstelmillimetern entsteht.
Mit fortschreitender Reibung baut sich die Temperatur
schnell auf, und es entstehen Temperaturgradienten inner
halb der Werkstücke. In der Phase III des zeitlichen Reib
momentenverlaufes herrschen abrasiver Verschleiß,
Warmpressen und Preßverschweißungen vor. Die Energiean
sammlung reicht soweit, daß Oberflächendetails sphärisch
eingeformt werden, und erste Schmelzinseln deuten im Reib
spalt den Umschlag ins Gebiet der Mischreibung an (Phase
IV), bei der das Reibmoment zurückgeht. Der Extrempunkt MR,
max steht für diesen Qualitätsumschlag und den Beginn der
Entwicklung der Mischreibung.
Das exponentielle Zurückgehen der Trockenreibung im Be
reich IV bis auf rund 30% der Gesamthöhe des erste Maxi
mums legt die Höhe des Niveaus V fest, wo Misch- und
Trockenreibung, beide mit unterschiedlichen Wichtungen und
gestaltet von der aktuellen Viskosität der Schmelzinseln,
den Verlauf des Reibmomentes bestimmen. Hier sind ausrei
chend Schmelzinseln vorhanden, so daß Hohlräume ausgefüllt
werden. Reibionisierungen produzieren Ladungsträger für
den Bindungsmechanismus.
In diesem Zustand kann die Aktivierungsphase beendet und
die Stauchphase eingeleitet werden. In der Stauchphase
tritt beim Abbremsen der Rotation ein weiteres Reibmoment
maximum auf, an das sich die eigentliche Ausbildung der
Schweißverbindung anschließt.
Fig. 3A und 3B erläutern die Vorgänge in der Prozeßzone.
Im Spalt der miteinander in Wechselwirkung stehenden Ober
flächen treten hohe Energiefreisetzungsraten auf, die in
folge von Oszillationen und Verschleiß vorhandener Rauhig
keiten entstehen. Anfangs bleibt die Ausdehnung der Pro
zeßzone auf weniger als 100 µm beschränkt. Innerhalb die
ser Abmessungen kommt es zu einer Entartung der Werkstof
fe, d. h. zu Veränderungen der Eigenschaften in unmittel
barer Umgebung des Reibspalts.
Bei der Aktivierung werden die unmittelbaren Kontaktober
flächen verändert. Temperatur und Verschleiß bewirken
zeitlich eine Ausdehnung der Prozeßzone von den unmittel
baren Kontaktflächen in die Reibpartner hinein. Es bildet
sich ein dritter prozeßtypischer Reibkörper, dessen Aus
dehnungen von der Reibenergiedichte abhängen. Um die Wär
meeinflußzonen und den Verschleiß gering zu halten, sollte
daher sehr schnell die Phase der Aktivierung überwunden
werden, wodurch die künftige Qualität der Bindung zwischen
den Teilen beeinflußt wird.
Diese Phase ist - stark schematisiert - in Fig. 3A darge
stellt, wobei sich zwischen den Reibpartnern 1 und 4 eine
Prozeßzone 10 ausgebildet hat, in deren Bereich durch Wär
mefreisetzung und Reibelektrizität lokale Schmelzinseln
11, losgerissene Oberflächenatome, Moleküle oder deren
Bruchstücke 12 sowie freie Elektronen 13 anzutreffen sind.
Die Grenzfläche zwischen der Prozeßzone und den Festkör
pern wird durch sogenannte Coulombzentren 14 gebildet.
Die Ionisierung der Reibflanken aufgrund der Reibung er
zeugt ein sehr intensives statisches Feld, welches pola
sierend wirkt und den Reibspalt überbrückt. Dieser Zustand
ist labil und existiert nur bei Reibung. Hört diese auf
und setzt ein Stauchdruck die Teile auf Kontakt im nm-Be
reich, so entsteht ein vereinheitlichter Festkörper (Fig.
3B). Dieser bildet sich infolge des Rekombinationsbestre
bens der geladenen Reibflanken (Coulombzentren) mit den in
der Prozeßzone vorhandenen Elektronen, wobei neue physika
lische und/oder chemische Bindungen entstehen. Die
Schmelzinseln füllen vorhandene Hohlräume aus, welche dem
Rekombinationsprozeß zwischen Ionen und Elektronen als
Vorstufe fester Verbindungen entgegenstehen. Kristall
wachstum und Vernetzungen tragen dazu bei, daß der Trenn
spalt "heilt" und schließlich ganz verschwindet. Relaxa
tions- und Diffusionsvorgänge reduzieren noch vorhandene
Erregungszustände der Bindungszone.
Die Untersuchungen der Erfinder haben gezeigt, daß bei
Verwendung von Holz als Fügungs- bzw. Reib"schweiß"materi
al die vorstehend beschriebenen Vorgänge ganz analog wie
bei Verwendung von Metallen ablaufen, wobei insbesondere
die Kombination von Wärme, Reibelektrizität und Druck eine
entscheidende Rolle spielt, um die für den Fügevorgang
verantwortliche Neustrukturbildung des Materials in die
Wege zu leiten.
Während man bei Holz-/Kunststoffverbindungen zum Teil noch
von Schmelzinseln im Reibspalt sprechen kann, zumindest
wenn thermoplastische Kunststoffe verwendet werden, ist
diese Vorstellung im Fall von Holz-/Kunststoffverbindungen
möglicherweise nicht voll übertragbar.
Entscheidend ist nur die erfindungsgemäße Übertragbarkeit
des Verfahrens und der Erzeugnisse als Ganzes.
Die in der vorangehenden Beschreibung, in der Zeichnung
sowie in den Ansprüchen offenbarten Merkmale der Erfindung
können sowohl einzeln als auch in beliebiger Kombination
für die Verwirklichung der Erfindung in ihren verschiede
nen Ausführungsformen wesentlich sein.
Claims (10)
1. Verfahren zum reibschweißartigen Fügen zweier
Werkstücke, bei dem die Werkstücke an einer Kontaktfläche
mit einem Anpreßdruck gegeneinander angedrückt werden,
unter Beibehaltung des Anpreßdrucks während einer Reibzeit
in reibende Relativbewegung zueinander versetzt und
anschließend im Stillstand mit einem Stauchdruck
aneinandergepreßt werden, dadurch gekennzeichnet, daß
wenigstens eines der beiden Werkstücke (1, 4) aus Holz
besteht.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die Relativbewegung der Werkstücke (1, 4) eine
Rotationsbewegung ist.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß
die Relativbewegung eine oszillierende Rotationsbewegung
ist.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die Relativbewegung der beiden Werkstücke (1, 4) eine
oszillierende Linearbewegung ist.
5. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß eines der beiden Werkstücke
aus Kunststoff besteht.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß beide Werkstücke (1, 4) aus Holz
bestehen.
7. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß der Stauchdruck zur Festigkeit
der Holzfasern proportional ist.
8. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß die Kontaktfläche der beiden
Werkstücke mit einem Inertgas beaufschlagt wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch
gekennzeichnet, daß der Bereich der Kontaktfläche der
beiden Werkstücke evakuiert wird.
10. Reibschweißartige Fügung zweier Werkstücke, dadurch
gekennzeichnet, daß die Fügung mit einem Verfahren nach
einem der Ansprüche 1 bis 9 hergestellt ist.
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