DE19617931A1 - Gefülltes und polymerisierbares Dentalmaterial - Google Patents
Gefülltes und polymerisierbares DentalmaterialInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein gefülltes und polymerisierbares
Dentalmaterial, welches insbesondere in Form von Füllungskom
positen, Befestigungszementen oder Adhäsiven eingesetzt werden
kann.
Die Eigenschaften von dentalen Füllungskompositen sind außer von
der Struktur der organischen Matrix auch von den Eigenschaften
der eingesetzten Füllstoffe abhängig. Wesentlichen Einfluß auf
die Gesamteigenschaften des Komposits haben dabei Teilchengröße,
Größenverteilung, Teilchenform, Art der Teilchenoberfläche,
chemische Zusammensetzung, Art einer etwaigen Oberflächenmodifi
zierung und optische Eigenschaften der Füllstoffe sowie der
Gesamtgehalt an Füllstoffen (vgl. J.F. Roulet, Degradation of
Dental Polymers, Karger, Basel 1987, Seite 10).
Eine hohe Festigkeit der dentalen Füllungskomposite sowie ein
geringer Polymerisationsschrumpf können vor allem durch einen
hohen Füllungsgrad erreicht werden. Dabei wird der optimale
Füllungsgrad auch durch die erforderliche Konsistenz der in der
Praxis eingesetzten Kompositpasten bestimmt. Diese müssen so
beschaffen sein, daß ein optimales Einbringen der Materialien in
die Zahnkavität sowie ein optimales Verarbeiten möglich ist. Es
ist bekannt, daß durch die Zugabe von Füllstoffen zu der
Matrixmonomermischung die Viskosität mit dem Füllstoffgehalt
ansteigt, wobei die Verdickungswirkung z. B. der hochdispersen
Kieselsäure, die nach der DE-C-24 03 211 als Füllstoff in
Dentalmassen Anwendung findet, mit abnehmender Primärpartikel
größe und mit steigender BET-Oberfläche zunimmt. Dementsprechend
zeichnen sich gegenwärtig verwendete Mikrofüller-Komposite durch
einen Füllungsgrad mit anorganischen Füllstoffen von ca. 50 Gew.-%
und Hybrid-Komposite durch einen Füllungsgrad von ca. 80 Gew.-%
aus.
Demgegenüber sind im Falle von Befestigungszementen auf Kom
positbasis im Vergleich zu den entsprechenden permanenten
Füllungskompositen geringere Viskositäten erforderlich, so daß
auch nur ein geringerer Füllungsgrad erzielt werden kann. Für
Dentaladhäsive ist in der Regel eine dünnflüssige Konsistenz
erforderlich, weshalb bei diesen auf die Zugabe von Füllstoffen
in der Regel völlig verzichtet werden muß.
Die Verwendung von Produkten von Sol-Gel-Verfahren als Bestand
teil von Dentalmaterialien ist bekannt. So werden in
DE-C-39 13 252, EP-B-394 794 und EP-B-523 545 Dentalmaterialien be
schrieben, die als feinteiligen Füllstoff Heterosiloxane
enthalten. Die eingesetzten Heterosiloxane werden durch Cokon
densation von entsprechenden Silanen mit Metallalkoxiden als
statistische Copolykondensate, Block-Copolykondensate oder
sogenannte gemischte Copolykondensate hergestellt. Dabei ist es
erforderlich, daß die nach Durchführung des Sol-Gel-Prozesses
anfallenden Feststoffe abgetrennt, gewaschen, getrocknet,
temperiert gemahlen und unter Umständen auch noch durch Ober
flächensilanisierung funktionalisiert werden. Diese Prozeßstufen
beeinflussen die Eigenschaften des schließlich erhaltenen
Füllstoffes dergestalt, daß dieser lediglich in agglomerierter
Form vorliegt.
Analoge Sol-Gel-Füllstoffe auf Basis von Heteropolysiloxanen
können gemäß EP-B-381 961 für dentale Füllungsmaterialien
eingesetzt werden.
Weiter sind aus der DE-A-41 33 494 Dentalmaterialien auf der
Basis von polymerisierbaren Polysiloxanen bekannt, die ebenfalls
durch den Sol-Gel-Prozeß von hydrolytisch kondensierbaren Silanen
erhalten werden. Die nach der Kondensation erhaltenen Harze sind
hochviskos und können kaum weiter gefüllt werden.
Aus der WO 92/16183 sind Zusammensetzungen auf der Basis von
organisch modifizierten Kieselsäure-Polykondensaten bekannt,
welche sich zur Beschichtung von Zähnen und Zahnersatzteilen
einsetzen lassen. Dabei ist es erforderlich, daß die erhaltenen
anorganisch-organischen Vorkondensate zur Einstellung der
Viskosität der Zusammensetzungen mit einem Lösungsmittel verdünnt
werden.
Die GB-A-2 257 438 offenbart Produkte des Sol-Gel-Prozesses zur
glasartigen Beschichtung von Zähnen.
Schließlich ist es auch bekannt, daß die Herstellung von SiO₂-Solen
durch Hydrolyse und Kondensation von geeigneten Vorläufern,
wie z. B. kondensierbaren Silanen, möglich ist. Dabei hängt die
Sol-Partikelbildung unter anderem von der Art der Vorläufer, der
Art des Reaktionsmediums, dem pH-Wert, dem Katalysator oder der
eingesetzten Wassermenge ab (vgl. C.J. Brinker, G.W. Scherer,
Sol-Gel-Science, Academic Press, Boston 1990, Seiten 99 ff. und
617 ff.).
Bei Kieselsolen handelt es sich um wäßrige Lösungen von kolloida
lem, amorphen SiO₂, welche in der Regel 10 bis 50 Gew.-%
SiO₂-Teilchen mit einem Durchmesser von 5 bis 150 nm enthalten (vgl.
Ullmann′s Encyklopädie der technischen Chemie, 4. Auflage, Band
21, Verlag Chemie, Weinheim 1982, Seiten 456 ff.). Dabei ist es
möglich, die Teilchen von diesen wäßrigen Kieselsolen z. B. mit
3-(Methacryloyloxy)-propyltrimethoxysilan zu silanisieren und
einen Lösungsmittelaustausch, z. B. mit Isopropanol oder Monomer,
durchzuführen (vgl. L.N. Lewis et al., Polym. Mat. Sci. Techn.,
Proceed. Amer. Chem. Soc., 72 (1995), Seite 583).
Der Erfindung liegt nunmehr die Aufgabe zugrunde, ein gefülltes
und polymerisierbares Dentalmaterial zur Verfügung zu stellen,
welches im Vergleich zu Materialien mit konventionellen Füll
stoffen eine geringere Viskosität, verbesserte mechanische
Eigenschaften sowie einen verringerten Polymerisationsschrumpf
zeigt.
Diese Aufgabe wird durch das erfindungsgemäße gefüllte und
polymerisierbare Dentalmaterial nach den Ansprüchen 1 bis 12
gelöst.
Weiter betrifft die Erfindung ebenfalls die Verwendung eines
gefüllten und polymerisierbaren Materials als Dentalmaterial nach
Anspruch 13.
Das erfindungsgemäße gefüllte und polymerisierbare Dentalmaterial
zeichnet sich dadurch aus, daß es
- (a) ein Sol von amorphen SiO₂-Teilchen in einem flüssigen, organischen Dispersionsmittel enthält, wobei die SiO₂-Teil chen organisch oberflächenmodifiziert sind, eine mittlere Größe von 10 bis 100 nm aufweisen und nicht agglomeriert sind.
Daß die SiO₂-Teilchen nicht-agglomerisiert vorliegen, ist z. B.
mittels Transmissionselektronenmikroskopie (TEM) nachweisbar.
Ebenfalls mittels TEM wird die mittlere Größe der Teilchen
bestimmt.
Im folgenden wird das Sol (a) auch als ein Kieselsäureorganosol
bezeichnet.
Das erfindungsgemäße Dentalmaterial enthält üblicherweise 1 bis
50 Gew.-% des Soles (a). Der Gehalt des Soles (a) an SiO₂-Teil
chen beträgt üblicherweise 10 bis 70 Gew.-% und insbesondere
20 bis 55 Gew.-%, bezogen auf das Sol.
Die SiO₂-Teilchen des Soles (a) liegen in einem flüssigen,
organischen Dispersionsmittel vor. Bevorzugt enthält das
flüssige, organische Dispersionsmittel mindestens ein Diol,
mindestens ein Hydroxy(meth)acrylat, mindestens ein Di(meth)acry
lat oder Mischungen der vorstehenden Verbindungen. Besonders
bevorzugt sind solche flüssigen, organischen Dispersionsmittel,
die Hexandioldiacrylat, 2-Hydroxyethylmethacrylat, Triethylen
glycoldimethacrylat, Bisphenol-A-Glycidylmethacrylat, ein
Urethandimethacrylat oder Mischungen der vorstehenden Ver
bindungen enthalten. Besonders vorteilhafte Mischungen von
flüssigem, organischen Dispersionsmittel sind Mischungen von
Triethylenglycoldimethacrylat (TEGDMA), Bisphenol-A-Glycidylmeth
acrylat und dem Urethandimethacrylat aus 2-Hydroxyethylmethacry
lat (HEMA) und 2,2,4-Trimethylhexamethylendiisocyanat (TMDI). Es
ist bevorzugt, daß das Dispersionsmittel mindestens eine
polymerisierbare Verbindung enthält.
Die SiO₂-Teilchen des Kieselsäureorganosols (a) sind an der
Oberfläche organisch modifiziert. Besonders vorteilhaft ist dabei
eine Modifizierung mit polymerisationsfähigen Acrylat- oder
Methacrylatgruppen, die nach der Polymerisation eines Soles (a),
welches polymerisationsfähige Dispersionsmittel enthält, einen
kovalenten Verbund der dispergierten SiO₂-Teilchen mit der
polymeren Matrix ergeben.
Das in dem erfindungsgemäßen Dentalmaterial eingesetzte SiO₂-Sol
(a) ist nach bekannten Verfahren und auch kommerziell erhältlich.
So kann ein solches Sol aus käuflichen kolloidalen Lösungen von
amorphem Siliciumdioxid in Wasser dadurch erhalten werden, daß
zunächst die Oberfläche der SiO₂-Partikel durch Umsetzung, z. B.
mit 3-(Meth)acryloyloxypropyltrialkoxysilan, modifiziert wird,
anschließend das Wasser durch einen flüchtigen Alkohol, z. B.
Isopropanol, ausgetauscht und der Alkohol durch das gewünschte
Dispersionsmittel, z. B. 2-Hydroxyethylmethacrylat oder Triethy
lenglycoldimethacrylat, schließlich ersetzt wird. Besonders
geeignete kommerziell erhältliche SiO₂-Sole werden unter der
Bezeichnung Highlink®-OG von Sociètè Francaise Hoechst angeboten.
In diesen nichtopaken SiO₂-Solen sind die SiO₂-Teilchen so
oberflächenmodifiziert, daß sie mit verschiedenen Lösungs- und
Dispersionsmitteln, wie Diolen, Hydroxy(meth)acrylaten oder
Di(meth)acrylaten, verträglich sind. Erfindungsgemäß einsetzbare
Typen sind dabei insbesondere Highlink®-OG 103-53, Highlink®-OG 100,
Highlink®-OG 2-IV, Highlink®-OG 3-IV und Highlink®-OG 4-IV.
Es hat sich überraschenderweise herausgestellt, daß das erfin
dungsgemäße Dentalmaterial selbst bei Verwendung von SiO₂-Sol (a)
mit einem sehr hohen SiO₂-Gehalt eine geringere Viskosität
aufweist als Dentalmaterialien, die mit einer entsprechenden
Menge an herkömmlicher Kieselsäure gefüllt sind, bei der die
SiO₂-Teilchen jedoch in agglomerierter Form vorliegen.
Das erfindungsgemäße Dentalmaterial kann neben dem Kiesel
säureorganosol (a) außerdem mindestens ein polymerisierbares
organisches Bindemittel (b) enthalten. Dieses wird üblicherweise
in einer Menge von 0 bis 80 Gew.-% und insbesondere 0 bis 50 Gew.-%
in dem Dentalmaterial eingesetzt.
Als polymerisierbares organisches Bindemittel eignen sich alle
für einen Dentalwerkstoff brauchbaren Bindemittel, insbesondere
monofunktionelle oder polyfunktionelle (Meth)acrylate, die allein
oder in Mischungen eingesetzt werden können. Bevorzugte Beispiele
für diese Verbindungen sind Methyl(meth)acrylat, Isobutyl(meth)a
crylat, Cyclohexyl(meth)acrylat, Tetraethylenglycoldi(meth)acry
lat, Diethylenglycoldi(meth)acrylat, Ethylenglycoldi(meth)acry
lat, Polyethylenglycoldi(meth)acrylat, Butandioldi(meth)acrylat,
Hexandioldi(meth)acrylat, Decandioldi(meth)acrylat, Dodecandiol
di(meth)acrylat, Bisphenol-A-di(meth)acrylat, 2,2-Bis-4-(3-(meth)acryl
oxy-2-hydroxy-propoxy)-phenylpropan (Bis-GMA) sowie
die Produkte der Reaktion von Isocyanaten, insbesondere
Di- und/oder Triisocyanaten, mit OH-gruppenhaltigen (Meth)acrylaten.
Besonders bevorzugte Beispiele für die zuletzt genannten Produkte
sind durch Reaktion von 1 Mol Hexamethylendiisocyanat mit 2 Mol
2-Hydroxyethylmethacrylat und von 1 Mol Tri-(6-isocyanatohe
xyl)biuret mit 3 Mol 2-Hydroxyethyl(meth)acrylat erhältlich.
Besonders bevorzugte polymerisierbare organische Bindemittel (b)
sind Triethylenglycoldimethacrylat, Bisphenol-A-Glycidylmethacry
lat, Urethandimethacrylat aus 2,2,4-Trimethylhexamethylendii
socyanat (TMDI) und 2-Hydroxyethylmethacrylat (HEMA), Trimethy
lolpropantrimethacrylat oder Pentaerythritetramethacrylat.
Neben dem SiO₂-Sol (a) kann das erfindungsgemäße Dentalmaterial
zudem auch herkömmliche anorganische oder organische teil
chenförmige Füllstoffe (c) enthalten. Diese Füllstoffe (c) werden
typischerweise in einer Menge von 0 bis 90 Gew.-%, insbesondere
0 bis 75 Gew.-%, in dem Dentalmaterial eingesetzt.
Beispiele für bevorzugte Füllstoffe (c) sind gefällte oder
pyrogene Kieselsäuren, Calciumcarbonat, Calciumhydroxyd,
Glasfüller oder röntgenopake Stoffe, wie Ytterbiumfluorid,
Bariumsulfat und Bariumhydroxyd.
Zur Erzielung einer verbesserten Haftung und Einbindung dieser
herkömmlichen Füllstoffe werden sie mit Silanen, wie z. B.
Methacryloyloxyalkylsilanen, z. B. dem käuflichen 3-Methacryloy
loxypropyltrimethoxysilan, silanisiert.
Weiter kann das erfindungsgemäße Dentalmaterial ebenfalls (d)
mindestens einen Polymerisationsinitiator und gegebenenfalls
einen Beschleuniger enthalten.
Das erfindungsgemäße Dentalmaterial kann heiß, kalt oder durch
Licht polymerisiert werden. Als Initiatoren für die Heißpolymeri
sation können die bekannten Peroxide wie Dibenzoylperoxid,
Dilauroylperoxid, tert.-Butylperoctoat oder tert.-Butylperbenzoat
eingesetzt werden. Darüber hinaus sind auch 2,2′-Azoisobuttersäu
renitril (AIBN), Benzpinakol und 2,2′-Dialkylbenzpinakole
geeignet.
Als Initiatoren für die Photopolymerisation können zum Beispiel
Benzophenon und seine Derivate sowie Benzoin und seine Derivate
verwendet werden. Weitere bevorzugte Photoinitiatoren sind die
α-Diketone wie 9,10-Phenanthrenchinon, Diacetyl, Furil, Anisil,
4,4′-Dichlorbenzyl und 4,4′-Dialkoxybenzyl. Besonders bevorzugt
wird Campherchinon verwendet. Darüber hinaus eignet sich auch die
Gruppe der Acrylphosphinoxide gut zur Initiierung der Photopoly
merisation. Zur Beschleunigung der Initiierung werden die
Photoinitiatoren vorzugsweise zusammen mit einem Reduktions
mittel, besonders bevorzugt mit einem Amin, insbesondere einem
aromatischen Amin, eingesetzt.
Als Initiatoren für die Kaltpolymerisation werden Radikale
liefernde Redox-Systeme, zum Beispiel Benzoyl- oder Lauroylper
oxid zusammen mit Aminen wie N,N-Dimethyl-p-toluidin,
N,N-Dihydroxyethyl-p-toluidin oder anderen strukturverwandten Aminen
eingesetzt.
Speziell bei Dentalmaterialien zur Zementierung von Dentalrestau
rationen, wie beispielsweise Glaskeramik-Inlays, -Onlays, -Teil
kronen und -Kronen, hat sich die Kombination von Photoinitiatoren
mit unterschiedlichen Redoxsystemen bewährt. Bevorzugt sind
Kombinationen aus Campherchinon, Benzoylperoxid und Aminen wie
beispielsweise N,N-Dimethyl-p-toluidin und/oder N,N-Cyanoethylme
thylanilin.
Die Konzentration der Initiatoren und Beschleuniger (d) liegt
bevorzugt im Bereich von 0,05 bis 1,5 Gew.-%, besonders bevorzugt
im Bereich von 0,2 bis 0,8 Gew.-%, bezogen auf die Menge der im
Dentalmaterial eingesetzten Monomeren.
Es ist ebenfalls möglich, daß das erfindungsgemäße Dentalmaterial
zumindest teilweise in polymerisierter Form vorliegt.
Besonders vorteilhaft wird das erfindungsgemäße Dentalmaterial
als Füllungskomposit, Befestigungszement oder Adhäsiv eingesetzt.
Dabei erweisen sich der verringerte Polymerisationsschrumpf und
die verbesserten mechanischen Eigenschaften dieser Materialien
als besonderer Vorteil.
Bei Verwendung des Dentalmaterials als Dentaladhäsiv wird das Sol
von nicht-agglomerierten SiO₂-Teilchen (a) insbesondere mit
häufig auch als Vernetzermonomere bezeichneten mehrfunktionellen
polymerisierbaren organischen Dispersionsmitteln und/oder
Bindemitteln, wie z. B. Triethylenglycoldimethacrylat,
Bisphenol-A-Glycidylmethacrylat, Urethandimethacrylat aus HEMA und TMDI,
kombiniert. Die erhaltenen erfindungsgemäßen Dentaladhäsive
zeigen im Vergleich zu Systemen, die mit hochdisperser Kiesel
säure gefüllt sind, eine deutlich geringere Viskosität, wobei als
weitere Vorteile eine verringerte Abrasivität der Polymermatrix
und eine Verringerung des Polymerisationsschrumpfes feststellbar
sind.
Bei Verwendung des erfindungsgemäßen Dentalmaterials als
Füllungskomposit werden neben dem Sol (a) und organischem
Bindemittel (b) üblicherweise auch herkömmliche anorganische oder
organische teilchenförmige Füllstoffe (c) eingesetzt. Dabei
werden bei geringem Füllgrad Befestigungszemente und bei hohem
Füllgrad Füllungsmaterialien erhalten. Darüber hinaus ist auch
eine Verstärkung mit Fasern, z. B. Kurz- oder Langglasfasern sowie
Cellulose- oder Polyamidfasern, möglich.
Schließlich kann das erfindungsgemäße Dentalmaterial auch noch
übliche Hilfs- und Zusatzstoffe, wie Farbstoffe, Pigmente,
Thixotropiehilfsmittel, Stabilisatoren z. B. Hydrochinonmonomethy
lether (MEHQ) oder 2,6-Di-tert.-butyl-4-methylphenol (BHT),
Aromastoffe oder mikrobiocide Wirkstoffe enthalten.
Gegenstand der Erfindung ist auch die Verwendung des vorstehend
definierten gefüllten und polymerisierbaren Materials als
Dentalmaterial. Wie oben erwähnt, zeichnet sich dieses Material
durch einen Gehalt an (a) einem Sol von amorphen SiO₂-Teilchen in
einem flüssigen, organischen Dispersionsmittel aus, wobei die
SiO₂-Teilchen organisch oberflächenmodifiziert sind, eine
mittlere Größe von 10 bis 100 nm aufweisen und nicht-agglomeri
siert sind.
Im folgenden wird die Erfindung anhand von Beispielen näher
erläutert.
In den Beispielen werden folgende Stoffe eingesetzt:
Monomere:
- - Hexandioldiacrylat (HDDA),
- - Triethylenglycoldimethacrylat (TEGDMA),
- - Bisphenol-A-Glycidylmethacrylat (Bis-GMA)
- - Urethandimethacrylat aus HEMA und TMDI, als UDMA bezeichnet.
Kieselsäureorganosole (a):
- - Highlink® OG 103-53 (Sociètè Francaise
Hoechst): 50 Gew.-% SiO₂, 50 nm Parti
kelgröße, HDDA als Dispersionsmittel,
Viskosität: 270 mPa·s/20°C, - - Highlink® OG 2-IV (Sociètè Francaise
Hoechst): 51,7 Gew.-% SiO₂, 50 nm Parti
kelgröße, TEGDMA als Dispersionsmittel,
Viskosität: 750 mPa·s/20°C, - - Highlink® OG 4-IV (Sociètè Francaise
Hoechst): 48,7 Gew.-% SiO₂, 50 nm Parti
kelgröße, eine Mischung aus TEGDMA (47,0 Gew.-%),
Bis-GMA (28,0 Gew.-%) und UDMA (25,0 Gew.-%) als Dispersionsmittel,
Viskosität: 3,0 Pa·s/20°C;
Herkömmliche Füllstoffe:
- - Silanisiertes Bariumaluminiumsilikat glaspulver (Schott), Korngröße < 7 µm, als BaG bezeichnet,
- - Ytterbiumfluorid (Rhone-Poulenc) (YbF₃),
- - Sphärosil, SiO₂-ZrO₂-Mischoxid (Tokoyama Soda), Sekundärkorngröße < 7 µm;
Photoinitiator + Beschleuniger:
- - Mischung aus Campherchinon (CC) und N-(2-Cyanoethyl)-N-methylanilin (CEMA).
Eine als Dentaladhäsiv einsetzbare transparente Mischung von 99,2 Gew.-%
Highlink® OG 103-53 mit 0,3 Gew.-% CC und 0,5 Gew.-% CEMA
sowie als Vergleich eine Mischung von 99,2 Gew.-% HDDA mit 0,3 Gew.-%
CC und 0,5 Gew.-% CEMA wurden durch 6 Minuten lange
Belichtung mit einer dentalen Strahlungsquelle (Spectramat, Firma
Vivadent) polymerisiert. Der Polymerisationsschrumpf (ΔV) wurde
aus der Differenz der gaspyknometrisch bestimmten Monomer- und
Polymerdichte berechnet, und die Biegefestigkeit (BF) und der
Biege-E-Modul (BEM) wurden nach der ISO-Norm 4049 (1988)
bestimmt. Die Kugeldruckhärte (KDH) der Polymerisate wurde
entsprechend der DIN 53 456 (1973) gemessen.
Analog zu Beispiel 1 wurden transparente Mischungen von (1) 99,2 Gew.-%
Highlink® OG 2-IV oder (2) Highlink® OG 4-IV mit jeweils
0,3 Gew.-% CC und 0,5 Gew.-% CEMA sowie als Vergleichsbeispiele
Mischungen von (3) 99,2 Gew.-% TEGDMA oder (4) einer Kombination
aus TEGDMA (46,6 Gew.-%), Bis-GMA (27,8 Gew.-%) und UDMA (24,8 Gew.-%)
mit jeweils 0,3 Gew.-% CC und 0,5 Gew.-% CEMA polymeri
siert. Die erhaltenen Polymerisate hatten die folgenden Eigen
schaften.
Diese Ergebnisse zeigen, daß die erfindungsgemäßen Materialien
im Vergleich zu Materialien ohne Kieselsäureorganosol eine
Verringerung des Polymerisationsschrumpfes und eine Verbesserung
der mechanischen Eigenschaften sowie der Materialhärte aufweisen,
so daß sie sich besonders als Dentaladhäsive oder -lacke eignen.
Als weitere Vergleichsbeispiele hergestellte Mischungen der
aufgeführten Monomerkomponenten mit herkömmlichen Füllstoffen
zeigen, daß im Falle pyrogener Kieselsäure, z. B. OX-50, nur opake
Mischungen geringer Durchärtungstiefe zugänglich sind oder im
Falle von Fällungskieselsäure, z. B. HDK 2000 (Wacker-Chemie
GmbH), höhere Füllungsgrade aufgrund der extremen Verdickungs
wirkung dieser Kieselsäure nicht erreichbar sind.
Es wurden Kompositpasten M1 bis M6 in einem Planeten-Kneter
(Linde) folgender Zusammensetzung (alle Angaben in Gew.-%)
hergestellt.
Diese Pasten wurden dann 10 Minuten lang bei 200 mbar entlüftet
und analog zu Beispiel 1 polymerisiert. Die erhaltenen Polymeri
sate hatten die folgenden Eigenschaften:
Diese Ergebnisse zeigen, daß die Verwendung der erfindungsgemäß
eingesetzten Kieselsäureorganosolen als Komponente von dentalen
Kompositen zu einer Verringerung der Schrumpfung und Verbesserung
der mechanischen Eigenschaften führt.
Claims (19)
1. Gefülltes und polymerisierbares Dentalmaterial, dadurch
gekennzeichnet, daß es
- (a) ein Sol von amorphen SiO₂-Teilchen in einem flüssigen, organischen Dispersionsmittel enthält, wobei die SiO₂-Teil chen organisch oberflächenmodifiziert sind, eine mittlere Größe von 10 bis 100 nm aufweisen und nicht agglomeriert sind.
2. Dentalmaterial nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
es 1 bis 50 Gew.-% des Soles (a) enthält.
3. Dentalmaterial nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeich
net, daß das Sol (a) 10 bis 70 und insbesondere 20 bis 55 Gew.-%
SiO₂-Teilchen, bezogen auf das Sol, enthält.
4. Dentalmaterial nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß das Dispersionsmittel mindestens eine
polymerisierbare Verbindung enthält.
5. Dentalmaterial nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß das flüssige, organische Dispersions
mittel
- - mindestens ein Diol,
- - mindestens ein Hydroxy(meth)acrylat,
- - mindestens ein Di(meth)acrylat oder
- - Mischungen der vorstehenden Verbindungen
enthält.
6. Dentalmaterial nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß
das flüssige, organische Dispersionsmittel
- - Hexandioldiacrylat,
- - 2-Hydroxyethylmethacrylat,
- - Triethylenglycoldimethacrylat,
- - Bisphenol-A-Glycidylmethacrylat,
- - ein Urethandimethacrylat oder
- - Mischungen der vorstehenden Verbindungen
enthält.
7. Dentalmaterial nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch
gekennzeichnet, daß es
- (b) mindestens ein polymerisierbares organisches Bindemit tel
enthält.
8. Dentalmaterial nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß
das polymerisierbare organische Bindemittel (b)
- - Triethylenglycoldimethacrylat,
- - Bisphenol-A-Glycidylmethacrylat,
- - das Urethandimethacrylat aus 2,2,4-Trimethylhexa methylendiisocyanat und 2-Hydroxyethylmethacrylat,
- - Trimethylolpropantrimethacrylat und/oder
- - Pentaerythrittetramethacrylat
ist.
9. Dentalmaterial nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch
gekennzeichnet, daß es
- (c) anorganische oder organische teilchenförmige Füllstoffe
enthält.
10. Dentalmaterial nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch
gekennzeichnet, daß es
- (d) mindestens einen Polymerisationsinitiator und gegebenen falls einen Beschleuniger
enthält.
11. Dentalmaterial nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch
gekennzeichnet, daß es ein Füllungskomposit, ein Befesti
gungszement oder ein Adhäsiv ist.
12. Dentalmaterial nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch
gekennzeichnet, daß es in zumindest teilweise polymerisier
ter Form vorliegt.
13. Verwendung eines gefüllten und polymerisierbaren Materials,
welches (a) ein Sol von amorphen SiO₂-Teilchen in einem flüs
sigen, organischen Dispersionsmittel enthält, wobei die SiO₂-Teil
chen organisch oberflächenmodifiziert sind, eine
mittlere Größe von 10 bis 100 nm aufweisen und
nicht-agglomeriert sind, als Dentalmaterial.
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Date | Code | Title | Description |
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OP8 | Request for examination as to paragraph 44 patent law | ||
D2 | Grant after examination | ||
8327 | Change in the person/name/address of the patent owner |
Owner name: IVOCLAR VIVADENT AG, SCHAAN, LI |
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8380 | Miscellaneous part iii |
Free format text: IN DER ZUSAMMENFASSUNG (VORLETZTE ZEILE) "TUN" AENDERN IN "NM" PATENTANSPRUCH 1, ZEILE 36 "TUN" AENDERN IN "NM" |
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8363 | Opposition against the patent | ||
8366 | Restricted maintained after opposition proceedings | ||
8392 | Publication of changed patent specification | ||
R008 | Case pending at federal patent court | ||
R120 | Application withdrawn or ip right abandoned |
Effective date: 20120709 |
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R039 | Revocation action filed |
Effective date: 20120511 |