DE19614407A1 - Martensitisch-austenitischer Stahl - Google Patents
Martensitisch-austenitischer StahlInfo
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Description
Die Erfindung betrifft einen martensitisch-austenitischen Stahl, insbesondere zur
Verwendung als Werkstoff für Rotoren oder Rotorscheiben von Gasturbinen.
Derartige martensitisch-austenitische Stähle sind bekannt, so beispielsweise ver
gütbare Chromstähle, die z. B. als Werkstoffe für den Einsatz in Gasturbinen, ins
besondere als Werkstoffe für Rotoren oder Rotorscheiben verwendet werden.
Im Gegensatz zu Eisen- sowie Nickelbasis-Superlegierungen zeichnen sich ver
gütbare Chromstähle aus durch eine gute zerstörungsfreie Prüfbarkeit, einen re
lativ tiefen thermischen Ausdehnungskoeffizienten und eine gute Wärmeleitung,
was die Anfälligkeit zur thermischen Ermüdung verkleinert. Diese Vergütungsstäh
le erreichen jedoch bei Temperaturen über 450°C die gewünschten Anforderun
gen z. B. an Rotoren bezüglich Warmfestigkeit und Zähigkeit nicht.
So ist ein vergütbarer martensitischer Stahl mit der Bezeichnung X12CrNiMo12
bekannt. Dieser Stahl enthält neben Eisen 0.10-0.14% C, 0.10-0.40% Si, 0.50-0.90%
Mn, 11.0-12.0% Cr, 2.0-2.6% Ni, 1.3-1.8% Mo, 0.2-0.35% V und 0.02-0.05%
N sowie übliche Verunreinigungen. Dieser Stahl weist bis zu Temperaturen
unterhalb von 450°C eine relativ hohe Warmstreckgrenze und zusätzlich eine re
lativ hohe Kriechfestigkeit auf. Bei Temperaturen über 450°C ist die Warmstreck
grenze sowie die Strukturstabilität jedoch ungenügend und der Stahl weist eine
hohe Versprödungsneigung auf.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen martensitisch-austenitischen
Stahl zur Verwendung für Gasturbinenrotoren oder -rotorscheiben mit einer genü
genden Warmfestigkeit und Zähigkeit für einen Temperaturbereich von 450°C bis
zu mindestens 550°C zu entwickeln.
Erfindungsgemäß wird dies durch die Merkmale des ersten Anspruches erreicht.
Kern der Erfindung ist es also, daß der Stahl im wesentlichen aus (gemessen in
Gew.-%) 8 bis 15% Chrom, 0.2 bis 2.5% Molybdän, 1 bis 2% Wolfram, 4 bis 10%
Kobalt, 0.5 bis 6% Nickel, 2.5 bis 8% Mangan, 0.35 bis 1.0% Vanadium, 0.05 bis
0.35% Stickstoff, 0.01 bis maximal 0.1% eines Sondernitridbildners, Rest Eisen
mit Verunreinigungen besteht.
Die Vorteile der Erfindung sind unter anderem darin zu sehen, daß der so gebil
dete Stahl auch bei Temperaturen oberhalb 450°C aufgrund seiner thermisch
stabilen Mikrostruktur eine hohe Strukturstabilität, eine geringe Versprödungsnei
gung im Temperaturbereich der Anlaßversprödung und insbesondere eine hohe
Warmstreckgrenze aufweist.
Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen ergeben sich aus den Unteransprüchen. So
ist es zweckmäßig, wenn der Kohlenstoffgehalt unterhalb 0.01% liegt, um die
Bildung von Karbiden, insbesondere Chrom-Karbiden, beispielsweise der Form
Cr₂₃C₆ die der Legierung Chrom entziehen würden, zu vermeiden.
Der im wesentlichen aus (gemessen in Gew.-%) 8 bis 15% Chrom, 0.2 bis 2.5%
Molybdän, 1 bis 2% Wolfram, 4 bis 10% Kobalt, 0.5 bis 6% Nickel, 2.5 bis 8%
Mangan, 0.35 bis 1.0% Vanadium, 0.05 bis 0.35% Stickstoff, 0.01 bis maximal
0.1% eines Sondernitridbildners, Rest Eisen mit Verunreinigungen bestehende
Stahl kann durch Gießen oder auf pulvermetallurgischem Weg hergestellt wer
den.
Nachfolgend werden die besonders bevorzugten Mengen für jedes Element und
die Gründe für die gewählten Legierungsbereiche der vorliegenden Legierung
dargelegt.
Durch im Mischkristall gelöstes Chrom wird der Oxidationswiderstand gesteigert.
Chrom steigert zudem die Kriechfestigkeit durch Bildung von Cr₂N beim Betrieb in
einem mittleren Temperaturbereich. Um dies zu erreichen, ist ein Mindest-Cr-
Gehalt von 8 Gew.-% notwendig. Der Chromgehalt sollte jedoch nicht über 15
Gew.-% liegen, da sonst δ-Ferrit gebildet wird, der eine Reduktion von Zähigkeit
und Hochtemperaturfestigkeit mit sich bringt. Ein zweckmäßiger Bereich für
Chrom reicht daher von etwa 8 bis 15 Gew.-%, vorzugsweise von 9 bis 12 Gew.-%
und insbesondere von etwa 10 Gew.-%.
Im vorliegenden Stahl steigert Mangan die Stickstofflöslichkeit im Austenitgebiet
besonders wirksam. Um beim Lösungsglühen die sehr stabilen Nitride vom
hexagonalen Typ (Cr, V)₂N und vom kubischen Typ (V, Cr)N zu lösen, um eine
möglichst hohe Martensithärte zu erzielen, ist ein Mindest-Mn-Gehalt von 2.5 Gew.%
anzustreben. Der Mn-Gehalt sollte jedoch 8 Gew.-% nicht überschreiten,
damit die Legierung nicht vollständig austenitisch wird. Dies hätte einen erhöhten
thermischen Ausdehnungskoeffizienten und damit eine Anfälligkeit zu thermischer
Ermüdung zur Folge. Ein zweckmäßiger Bereich für Mangan reicht daher von et
wa 2.5 bis 8 Gew.-%, vorzugsweise von 3.5 bis 6.5 Gew.-% und insbesondere
von etwa 5 Gew.-%.
Nickel erhöht die Zähigkeit in martensitischen Chromstählen, weil es z. B. den δ-
Ferrit-Gehalt wirksam reduziert. Aus diesem Grunde sollten mindestens 0.5 Gew.-%
Ni in der Legierung enthalten sein. Oberhalb eines Nickelgehaltes von über 6 Gew.-%
tritt eine Destabilisierung der Nitride bei erhöhten Temperaturen auf. Ein
zweckmäßiger Bereich für Nickel reicht daher von etwa 0.5 bis 6 Gew.-%, vor
zugsweise von 2 bis 5 Gew.-% und insbesondere von etwa 3.7 Gew.-%.
Kobalt erhöht das Nickeläquivalent soweit, daß die Legierung aus der Schmelze
austenitisch erstarrt. Dadurch wird eine Stichstoffeffusion und damit eine Poren
bildung vermieden. Der Co-Gehalt sollte daher mindestens 4 Gew.-% betragen.
Der Co-Gehalt sollte allerdings 10 Gew.-% nicht überschreiten, damit die Legie
rung noch eine genügend hohe ACl Temperatur aufweist. Ein zweckmäßiger Be
reich für Kobalt reicht daher von etwa 4 bis 10 Gew.-%, vorzugsweise von 5 bis 8 Gew.-%
und insbesondere von etwa 6 Gew.-%.
Molybdän fördert die Anlaßbeständigkeit und die Warmfestigkeit, ein Mindestge
halt von 0.2 Gew.% sollte deshalb eingehalten werden. Dieser Gehalt sollte 2.5 Gew.-%
nicht übersteigen, da es dann besonders in N-Stählen zu massiver, un
kontrollierbarer Lavesphasenbildung kommen kann. Ein zweckmäßiger Bereich
für Molybdän reicht daher von etwa 0.2 bis 2.5 Gew.-%, vorzugsweise von 0.3 bis
1 Gew.-% und insbesondere von etwa 0.5 Gew.-%.
Wolfram wirkt in ähnlicher Weise wie Molybdän und sollte daher in den Grenzen
von 1-2 Gew.-% zulegiert werden. Das Überschreiten der oberen Grenze kann
ebenfalls zur Lavesphasenbildung führen. Deshalb liegt der Mangan-Gehalt im
Bereich von etwa 1 bis 2 Gew.-%, vorzugsweise im Bereich von etwa 1.5 Gew.-%.
Vanadium bildet zusammen mit Stickstoff und geringen Anteilen von Chrom eine
dichte Dispersion kohärenter und teilkohärenter kubischer Nitride, die aufgrund
des bekannten Orowan-Mechanismus eine sehr hohe Festigkeit verbunden mit
einem hohen Kriechwiderstand mit sich bringen. Es sollten mindestens 0.35 Gew.-%
V zulegiert werden. Da Vanadium aber die Tendenz zur δ-Ferrit-Bildung
unterstützt, sollten 1.0 Gew.-% V nicht überschritten werden. Deshalb liegt der
Vanadium-Gehalt im Bereich von etwa 0.35 bis 1 Gew.-%, vorzugsweise im Be
reich von etwa 0.5 Gew.-%.
Sondernitridbildner, insbesondere wie die nachfolgend aufgeführten Elemente Ni
ob, Titan und Tantal, sollten in ihren optimalen Gehalten niemals gleichzeitig in
der Legierung verwendet werden. Je nach gewünschter Lösungsglühtemperatur
wird nur eine der thermodynamisch mehr oder weniger stabilen Nitridarten ver
wendet.
Niob bildet zusammen mit Stickstoff extrem stabile Nitride, die einen Lösungs
glühprozeß bei sehr hohen Temperaturen um 1200°C überleben und somit ein
unzulässig großes Austenitkornwachstum verhindern. Daher sollten mindestens
0.01 Gew.-% Nb zulegiert werden. Nb-Gehalte über 0,1 Gew.-% vermindern die
Duktilität und binden soviel Stickstoff, daß eine Vanadiumnitriddispersion verun
möglicht wird.
Titan ist wie Nb, V oder Ta ein sehr starker Nitridbildner. Die Wirkung dieses Le
gierungselementes ist mit derjenigen von Niob vergleichbar. Der Titan-Gehalt
liegt deshalb auch im Bereich von etwa 0.01 bis 0.05 Gew.-%.
Tantal bildet mit Stickstoff thermodynamisch noch stabilere Nitride als Niob. Tan
tal kann daher zur Wachstumskontrolle der Austenitkörner bei hohen Lö
sungstemperaturen eingesetzt werden. Der Ta-Gehalt sollte wegen der starken
Affinität zum Stickstoff 0.05 Gew.-% nicht übersteigen. Der Tantal-Gehalt liegt
deshalb im Bereich von etwa 0.01 bis 0.05 Gew.-%.
Stickstoff fördert im atomar gelösten Zustand das diffusionslose martensitische
Umwandeln aus der austenitischen Phase beim Abkühlen. Somit ist eine Vergüt
barkeit gewährleistet. Außerdem bildet es die bereits erwähnten Nitride mit Cr, V,
Nb, Ti und Ta. Stickstoff sollte daher in Mengen von 0.03 bis 0.35 Gew.-% legiert
werden. Die obere Grenze sollte wegen möglicher N-Effusion beim Erstarrungs
prozeß nicht überschritten werden. Deshalb liegt der N-Gehalt im Bereich von
etwa 0.05 bis 0.35 Gew.-%, vorzugsweise im Bereich von etwa 0.12 Gew.-%.
Kohlenstoff fördert zusammen mit Chrom die Bildung von Karbiden der Form
Cr₂₃C₆. Dieses Karbid entzieht der Matrix aufgrund seiner Stöchiometrie wesentlich
mehr Chrom als das im vorliegenden Stahl gebildete Cr₂N. Aus diesem Grunde
sollte der Kohlenstoffgehalt 0.01 Gew.-% nicht überschreiten.
Bei den üblicherweise auftretenden, herstellungsbedingten Verunreinigungen
sollten die Elemente wie Phosphor, Schwefel, Antimon, Zinn und Arsen die in der
untenstehenden Tabelle 2 angegebenen Gehalte nicht überschreiten. Dies ist nö
tig um eine reversible Anlaßversprödung zu vermeiden.
Der erfindungsgemäße Stahl besitzt ein martensitisch-austenitisches Gefüge
welches durch einen Vergütungsprozeß erzeugt wird. Der Vergütungsprozeß
besteht aus Lösungsglühen, Härten und anschließendem Anlassen.
Das Lösungsglühen sollte im Temperaturbereich 1050°C T 1250°C stattfin
den, vorzugsweise bei 1100°C T 1230°C und insbesondere bei 1200°C, um
alle Nitride der Form VN aufzulösen. Die Glüh-Zeit sollte zwischen 0.5 und 3
Stunden liegen, vorzugsweise 1.5 bis 2.5 Stunden und insbesondere 2 Stunden.
Das Anlassen entscheidet über den Austenitgehalt im Gleichgewicht und den
Dispersionsgrad der Legierung, wobei der Austenitgehalt vorzugsweise 15 bis
45% beträgt. Die Temperaturen liegen im Bereich von 550°C T 750°C, vor
zugsweise bei 570°C T 680°C und insbesondere bei 600°C. Die Anlaß-Zeit
sollte 2 bis 6 Stunden betragen, vorzugsweise 3 bis 5 Stunden und insbesondere
4 Stunden.
Beispielhaft wird im folgenden auf eine besonders bevorzugte Ausführungsform
der oben beschriebenen Legierungen näher eingegangen, welche als Legierung
817 bezeichnet wird. Die Zusammensetzung der Legierung 817 ist der Tabelle 1
sowie der Tabelle 2 zu entnehmen. Die Tabelle 2 stellt dabei einige Maximal-
Gehalte möglicher Verunreinigungen dar. Die Eigenschaften der erfindungsgemäßen
Legierung 817 werden in der Tabelle 3 mit der eingangs erwähnten Le
gierung X12CrNiMo12 verglichen.
Die Legierung 817 zeichnet sich gemäß der Tabelle 3 im Vergleich zur Legierung
X12CrNiMo12 durch durchgehend bessere Eigenschaften aus. So weist die Le
gierung 817 eine hohe Warmfestigkeit, eine hohe Zähigkeit und eine hohe
Kriechfestigkeit auf. Die hohe Kriechbeständigkeit der Legierung 817 läßt sich
durch die bereits oben beschriebene, thermisch besonders stabile Mikrostruktur
erklären.
Claims (4)
1. Martensitisch-austenitischer Stahl, im wesentlichen bestehend aus:
(gemessen in Gew.-%) 8 bis 15% Chrom, 0.2 bis 2.5% Molybdän, 1 bis
2% Wolfram, 4 bis 10% Kobalt, 0.5 bis 6% Nickel, 2.5 bis 8% Mangan,
0.35 bis 1.0% Vanadium, 0.05 bis 0.35% Stickstoff, 0.01 bis maximal
0.1% eines Sondernitridbildners, Rest Eisen mit Verunreinigungen.
2. Martensitisch-austenitischer Stahl nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß Chrom im Bereich von 9 bis 12% und/oder Molybdän im Bereich
von 0.3 bis 1% und/oder Kobalt im Bereich von 5 bis 8% und/oder
Nickel im Bereich von 2 bis 5% und/oder Mangan im Bereich von 3.5
bis 7% vorliegt.
3. Martensitisch-austenitischer Stahl nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß maximal 0.01% Kohlenstoff enthalten ist.
4. Martensitisch-austenitischer Stahl nach Anspruch 1, 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß als Sondernitridbildner 0.01 bis 0.1% Niob oder 0.01 bis 0.05%
Tantal oder 0.01 bis 0.05% Titan vorliegt.
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