DE19610475C1 - Vorrichtung zur Auffindung von Leckagen in Rohren, insbesondere Kanalisationsrohren - Google Patents
Vorrichtung zur Auffindung von Leckagen in Rohren, insbesondere KanalisationsrohrenInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung zur
Auffindung von Leckagen in Rohren, insbesondere in
Kanalisationsrohren und an Muffen zwischen Rohren.
Eine Kanalisation ist Teil eines öffentlichen oder
privaten Infrastruktursystems, für deren
funktionsgemäßen Betrieb der Anlagenbetreiber
entsprechend den gesetzlichen Rahmenbedingungen
verantwortlich zeichnet. Insbesondere das Vorhandensein
von Leckagen kann zu einer Exfiltration beziehungsweise
zur Infiltration von Flüssigkeiten oder Gasen aus dem
Rohrsystem oder an den Muffen zwischen den Rohren und
damit zu einer potentiellen Gefährdung eines
nachgeordneten Vorfluters oder gar des Grundwassers,
sowie des Erdreichs führen. Aus diesen mehr oder
weniger ökologischen Gründen kommt dem schnellen,
zuverlässigen und kostengünstigen Auffinden von
schadhaften Stellen im Rohrsystem einer Kanalisation
ein zunehmend höherer Stellenwert zu.
In Verbindung mit nicht begehbaren Abwasserrohren ist
es unter anderem bekannt, Leckagen über eine Befahrung
des Rohres unter Verwendung einer Fernsehkamera
aufzuspüren. Dieses Verfahren setzt jedoch eine
vorherige Stillegung und Reinigung des zu
untersuchenden Abwasserrohres voraus, was in der Regel
mit aufwendigen technischen Eingriffen und erheblichen
Kosten verbunden ist. Weiterhin sind die so erhaltenen
Untersuchungsergebnisse, die in einer rein visuellen
Bewertung der aufgenommenen Videofilme bestehen,
subjektiven Einflüssen unterworfen und hängen stark von
der Erfahrung des Begutachters ab. Eine objektive
Qualifizierung und Quantifizierung beobachteter
Leckagen im Hinblick auf tatsächlich vorhandene
Exfiltrationen aus dem Abwasserrohr ist jedoch auch bei
hoher Bildauflösung nicht möglich. Insbesondere im
Hinblick auf Leckagen im Bereich von Muffen zwischen
Abwasserrohren, das heißt im Bereich der sogenannten
Muffen, erlaubt dieses Verfahren nur äußerst ungenaue
Aussagen.
Weiterhin ist in Verbindung mit dem Auffinden und
Abdichten von Leckagen bei Kanalsystemen die Anwendung
von Drucküberprüfungen bekannt. In der EP 0 496 289 A1
wird eine derartige Vorrichtung beschrieben, die mit
einem Packer und einer Mehrzahl von aufblähbaren
Volumina, sowie einer Einrichtung zum Ausbringen eines
Dichtungsmaterials ausgestattet ist. Der Einsatz
derartiger Vorrichtungen wird jedoch sowohl durch die
technisch erforderliche Begrenzung des aufzubringenden
Drucks, als auch durch die Anzahl und Qualität der
vorhandenen Anschlüsse, wie beispielsweise von
Hausanschlüssen am Abwasserkanal, beschränkt. Zudem
kommt es durch die Anwendung einer Drucküberprüfung
häufig zu einer unerwünschten Reaktivierung von
Leckagen, die zuvor durch Selbstabdichtung nicht mehr
exfiltrierten.
Bei Abwasserrohren, deren Durchmesser Werte von ca. 80 cm
übersteigen, ist die Ermittlung von Leckagen in der
Praxis auch über eine Begehung möglich und damit auf
eine rein visuelle, subjektive Bewertung der
Beobachtungen beschränkt. Eine Qualifizierung und
Quantifizierung insbesondere im Bereich der Muffen
zwischen Abwasserrohren im Hinblick auf eine mögliche
Exfiltration ist hierbei nicht möglich.
Allen genannten Verfahren und Vorrichtungen ist
gemeinsam, daß diese lediglich den Zustand des
untersuchten Abwasserrohrs in seinem Inneren erfassen,
während Aussagen über das Umfeld des Abwasserrohrs,
sowie seine Einbettung bzw. eine Änderung dieses
Umfelds durch bestehende Undichtigkeiten nicht möglich
sind.
Die der vorliegenden Erfindung zugrunde liegende
Aufgabe ist es, eine Vorrichtung der eingangs genannten
Art anzugeben, die ein einfaches, schnelles, genaues
und zuverlässiges Auffinden von Leckagen in
Abwasserrohren und/oder an Muffen zwischen Rohren
ermöglicht, ohne daß diese zuvor entleert und gereinigt
werden müssen.
Diese Aufgabe wird durch die im kennzeichnenden Teil
des Patentanspruchs 1 definierte Sonde gelöst.
Der Kern der Erfindung besteht gewissermaßen darin,
eine Vorrichtung vorzuschlagen, mit der längs des zu
untersuchenden Rohrs geophysikalische Messungen des
elektrischen Spannungsabfalls, der elektrischen
Stromdichte und des Temperaturgradienten ausgeführt
werden. Durch die gleichzeitige Ermittlung der
vorgenannten Meßwerte wird deren Aussagekraft und damit
die Zuverlässigkeit der Sonde gesteigert; gleichzeitig
werden durch Erfassung unterschiedlicher physikalischer
Parameter im allgemeinen unvermeidbare Mehrdeutigkeiten
weitgehend eliminiert.
Weitere Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand
der Unteransprüche. Durch die zusätzliche Verwendung
von kernphysikalischen Meßmethoden beziehungsweise
Meßvorrichtungen kann insbesondere das Umfeld des
untersuchten Abwasserrohrs angesprochen werden und auch
auf die Art der Leckage geschlossen werden.
Die weitere Integration von chemischen Sensoren in die
erfindungsgemäße Vorrichtung erlaubt darüber hinaus
eine Beurteilung des Abwasserchemismus und auch eine
spezifische Detektion von Gasen im Abwasserrohr.
Die Erfindung wird im folgenden anhand eines in der
Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiels näher
beschrieben. Dargestellt ist der
prinzipielle Aufbau einer geophysikalischen Sonde.
Die in Fig. 1 dargestellte Sonde 10 wird zur Aufnahme
der Meßwerte in ein Abwasserrohr 1 eingeführt, das im
allgemeinen mit einer Flüssigkeit 2 gefüllt ist
beziehungsweise von einer Flüssigkeit durchströmt wird.
Damit ist es möglich, die Untersuchung während des
Betriebs (im Arbeitszustand) des Abwasserrohrs 1
durchzuführen, so daß es weder einer vorherigen
Stillegung, noch einer Reinigung des Rohrs 1 bedarf.
Die Sonde 10 ist beispielsweise als zylindrische Hülse
11 ausgebildet und zwar vorzugsweise aus Kunststoff.
Die Sonde 10 als Meßvorrichtung ist über ein
mehradriges Anschlußkabel 12 mit einer - außerhalb des
Rohrs 1 positionierten elektronischen Auswerteeinheit -
verbunden. Alternativ ist jedoch auch eine Übertragung
der Meßdaten per Funk denkbar und realisierbar.
Im Inneren der Sonde 10 sind - axial betrachtet
nacheinander - vier für geophysikalische Messungen
geeignete Elektroden 15, 15′, 15′′, 15′′′ montiert;
darüberhinaus ist an dem dem Anschlußkabel 12
zugewandten Teil der Sonde 10 eine weitere nicht
polarisierbare Elektrode 16 vorgesehen, und zwar
seriell zu den vorgenannten vier Elektroden. Die
räumliche Anordnung der Elektroden 15, 15′, 15′′, 15′′′
ist derart, daß in an sich bekannter Weise, und zwar
nach der sogenannten "Vier-Punkt-Anordnung" einerseits
der Spannungsabfall bezüglich der Längsachse des Rohrs
1 und andererseits die Stromdichte am jeweiligen (Meß-)Ort
innerhalb des Abwasserrohrs 1 bestimmt werden
kann.
Weiterhin sind im Inneren der Sonde 10 mindestens zwei
Temperatursensoren 20, 20′ zur Ermittlung des
Temperaturgradienten längs der Längsachse des
Abwasserrohrs 1 vorgesehen. Als Temperatursensoren
können herkömmliche Temperatursensoren wie
beispielsweise Pt100-Widerstände, d. h.
Widerstandsthermometer, bei denen das Metall des
elektrischen Widerstands Platin ist, verwendet werden.
Aus der Kenntnis
- - des - bezogen auf die Längsachse des Abwasserrohrs 1 elektrischen Spannungsabfalls, sowie
- - der Stromdichte innerhalb des Abwasserrohrs 1 und aus der Kenntnis
- - des Temperaturgradienten im Abwasserrohr 1 lassen sich so unter der Verwendung bekannter geophysikalischer beziehungsweise geoelektrischer Auswertemethoden sehr genau und sehr zuverlässig Leckagen in einem Abwasserrohr 1 ermitteln, und zwar mit einer hohen räumlichen Auflösung.
Zur zusätzlichen Bestimmung weiterer Meßgrößen können
weitere Funktionsteile in die Sonde 10 eingebracht
werden, und zwar gleichermaßen fest oder auswechselbar.
So ist es beispielsweise möglich, mit Hilfe eines oder
mehrerer geeigneter chemischer Sensoren 30 zum Beispiel
den CO₂-, den O₂-, oder den CH₄-Gehalt der Luft im Rohr
oder einer Flüssigkeit 2 innerhalb des Abwasserrohrs 1
zu bestimmen.
Innerhalb der Sonde 10 können ferner in zueinander
geeigneten Abständen jeweils eine oder mehrere
auswechselbare Neutronenquelle(n) oder eine
Gamma-Strahlenquelle 40 angeordnet werden, wobei auch die zum
Nachweis der entsprechenden Strahlung erforderlichen
spezifischen Zählers 41 vorzusehen sind.
Die von der Neutronenquelle 40 emittierten Neutronen
werden von der Flüssigkeit 2, die in der Regel zu einem
überwiegenden Teil aus Wasser besteht, abgebremst, so
daß hierdurch der Wassergehalt insbesondere im
unmittelbaren Umfeld des Abwasserrohrs beziehungsweise
im Boden bestimmt werden kann. Als Neutronenquelle 40
kommen beispielsweise Californium oder Americium in
Frage.
Die Gamma-Strahlenquelle 40, die eine handelsübliche
Radiumquelle sein kann, ermöglicht eine einfache
Detektion der Dichte im unmittelbaren Umfeld
(beziehungsweise im Boden) des Abwasserrohrs 1.
Der Einsatz von kernphysikalischen Strahlungsquellen
erlaubt es letztlich, Aussagen nicht nur über das
Innere des Abwasserrohrs 1 selbst, sondern auch über
dessen unmittelbare Umgebung zu machen. Damit wird
insbesondere eine Unterscheidung möglich, ob das
unmittelbar außerhalb des Abwasserrohrs 1 befindliche
Wasser aus dem Abwasserrohr 1 selbst stammt und durch
Exfiltration ausgetragen wurde ("aktive"
Undichtigkeit).
Ganz allgemein läßt sich im Hinblick auf die
vorliegende Erfindung noch folgendes anmerken:
Die erfindungsgemäße Vorrichtung ermöglicht die
Detektion von Leckagen in Abwasserrohren 1, ohne daß es
einer vorherigen Reinigung des Rohrs bedarf.
Durch die Kombination der aufgezeigten Meßmethoden kann
die räumliche Lage einer Leckage sehr genau
festgestellt werden. Dadurch lassen sich erhebliche
Kosteneinsparungen sowohl bei der Detektion, als auch
bei der Sanierung der Leckagen erzielen, da im
Gegensatz zum Stand der Technik auf eine
Gesamtsanierung von Rohrbereichen verzichtet werden
kann. Ein Rohrsystem kann quasi punktuell saniert
werden.
Durch die zusätzliche Integration von bekannten
kernphysikalischen Vorrichtungen lassen sich
darüberhinaus auf einfache Weise "aktive" und "passive"
Leckagen unterscheiden. Damit können Leckagen
qualifiziert und in gewissem Umfang auch quantifiziert
werden, d. h. eine Exfiltration und eine damit
möglicherweise verbundene Kontamination des Erdreichs
und/oder des Grundwassers kann sehr genau beurteilt
werden.
Aufgrund der einfachen Handhabung der erfindungsgemäßen
Vorrichtung kann diese in vorteilhafter Weise auch zur
Überprüfung von erfolgten Sanierungsmaßnahmen
eingesetzt werden.
Claims (3)
1. Vorrichtung zum Auffinden von Leckagen in Rohren,
insbesondere in Kanalisationsrohren und an Muffen
zwischen Rohren,
gekennzeichnet durch die Verwendung einer Sonde
(10) mit
- - mindestens vier Elektroden (15,15′, 15′′, 15′′′) zur Ermittlung eines elektrischen Spannungsabfalls im Abwasserrohr (1) und der elektrischen Stromdichte innerhalb des Abwasserrohrs (1) und mit
- - mindestens zwei Temperatursensoren (20, 20′) zur Bestimmung eines Temperaturgradienten im Abwasserrohrs (1).
2. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Sonde (10) mindestens einen chemischen
Sensor (30) aufweist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Sonde (10) mindestens eine Neutronenquelle
und/oder eine Gamma-Strahlenquelle (40) und
mindestens einen strahlungsspezifischen Zähler (41)
aufweist.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1996110475 DE19610475C1 (de) | 1996-03-16 | 1996-03-16 | Vorrichtung zur Auffindung von Leckagen in Rohren, insbesondere Kanalisationsrohren |
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DE1996110475 DE19610475C1 (de) | 1996-03-16 | 1996-03-16 | Vorrichtung zur Auffindung von Leckagen in Rohren, insbesondere Kanalisationsrohren |
Publications (1)
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DE19610475C1 true DE19610475C1 (de) | 1997-06-05 |
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ID=7788554
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DE1996110475 Expired - Fee Related DE19610475C1 (de) | 1996-03-16 | 1996-03-16 | Vorrichtung zur Auffindung von Leckagen in Rohren, insbesondere Kanalisationsrohren |
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Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE19610475C1 (de) |
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- 1996-03-16 DE DE1996110475 patent/DE19610475C1/de not_active Expired - Fee Related
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D1 | Grant (no unexamined application published) patent law 81 | ||
8364 | No opposition during term of opposition | ||
8327 | Change in the person/name/address of the patent owner |
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