DE19605697C2 - Mehrphasiger Stahl, Erzeugung von Walzprodukten und Verwendung des Stahls - Google Patents
Mehrphasiger Stahl, Erzeugung von Walzprodukten und Verwendung des StahlsInfo
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Description
Die Erfindung betrifft einen mehrphasigen Stahl, ein Verfahren zur Erzeugung von Walzprodukten aus
diesem Stahl mit bis zu 70 Vol.-% polygonal-ferritischem Gefüge sowie seine Verwendung. Der Stahl soll hohe
Festigkeit, gutes Kaltumformvermögen sowie verbesserte Oberflächenqualität nach der letzten Warmverfor
mungsstufe besitzen.
Es sind Dualphasenstähle mit einem Gefüge bekannt, welches z. B. bis zu 80 Vol.-% aus polygonalem relativ
weichen Ferrit und Rest aus kohlenstoffreichem Martensit besteht. Die in kleinerer Menge vorliegende kohlen
stoffreiche zweite Phase ist inselförmig in der voreutektoiden ferritischen Phase eingelagert. Ein derartiger Stahl
hat gute mechanische Eigenschaften und gutes Kaltumformvermögen.
Bekannte Stähle mit überwiegend polygonalem Ferrit im Gefüge sowie darin eingelagertem Martensit
bestehen aus (in Masse-%) 0,03 bis 0,12% C, bis 0,8% Si und 0,8 bis 1,7% Mn (DE 29 24 340 C2) oder 0,02 bis
0,2% C, 0,05 bis 2,0% Si, 0,5 bis 2% Mn, 0,3 bis 1,5% Cr sowie bis 1% Cu, Ni und Mo (EP 0072867 B1). Beide
Stähle sind aluminiumberuhigt und enthalten lösliche Restgehalte von weniger als 0,1% Al. Silizium in diesen
Stählen fördert die Ferritumwandlung. In Kombination mit Mangan und gegebenenfalls Chrom wird die Perlit
bildung unterdrückt. Dadurch wird die ausreichende Anreicherung von Kohlenstoff in der zweiten Phase
sichergestellt und die Bildung von polygonalem Ferrit im überwiegenden Verhältnis zur zweiten Phase erreicht.
Diese bekannten Legierungen haben jedoch den Nachteil, daß sich beim Warmwalzen eine inhomogene Ober
flächenstruktur ausbildet, die durch Zungen von rotem Zunder sichtbar wird. Nach dem Beizen verbleiben
Unebenheiten auf der Oberfläche. Für viele Anwendungsfälle ist derartiges Material nicht verkaufsfähig. Bisher
ist es nicht gelungen, die Oberflächenqualität dieser warmgewalzten Stähle zu verbessern. Deshalb sind diese
Stähle für bestimmte Zwecke, wie kaltumgeformte Radscheiben von Kraftfahrzeugen oder andere durch Kalt
umformung zu erzeugende Produkte, wie kaltumgeformte Bauprofile und dgl., nicht einsetzbar. Darüberhinaus
erreichen Stähle dieses Typs mit überwiegendem Anteil an verhältnismäßig weichem polygonalem Ferrit im
Gefüge nur Zugfestigkeiten bis 700 N/mm2. Dadurch ist der linear mit der Festigkeit verknüpften Gewichtsre
duktion enge Grenzen gesetzt.
Daraus leitet sich die Aufgabe ab, einen Stahl zu entwickeln, der das hervorragende Spektrum der mechani
schen Eigenschaften bekannter Stähle zumindestens in gleicher Größe aufweist, höhere Festigkeiten erreicht als
die bekannten Dualphasenstähle und ebenso gut kaltumformbar ist wie diese, jedoch nach der Erzeugung durch
Warmumformung eine bessere Oberflächenstruktur aufweist als diese Stähle
Zur Lösung dieser Aufgabe wird ein mehrphasiger Stahl mit (in Masse-%)
0,12 bis 0,3% Kohlenstoff
1,2 bis 3,5% Mangan
1,1 bis 2,2% Aluminium
weniger als 0,2% Silizium
Rest Eisen einschließlich unvermeidbarer Verunreinigungen, wie Phosphor und Schwefel,
1,2 bis 3,5% Mangan
1,1 bis 2,2% Aluminium
weniger als 0,2% Silizium
Rest Eisen einschließlich unvermeidbarer Verunreinigungen, wie Phosphor und Schwefel,
mit einem perlitfreien Gefüge aus weniger als 70 Vol.-% weichem polygonalem Ferrit und dem Rest bainiti
schem Ferrit und mehr als 4 Vol.-%, bevorzugt bis 20 Vol.-%, kohlenstoffangereichertem Restaustenit sowie
gegebenenfalls zusätzlich kleineren Anteilen an kohlenstoffangereichertem Martensit vorgeschlagen, der Alu
minium in einer Menge von in Masse-%
Al < 7,6 . Cäqu. - 0,36
enthält mit einem Kohlenstoffäquivalent (Cäqu.)
0,2 ≦ Cäqu. = %C + 1/20% Mn + 1/20% Cr + 1/15% Mo ≦ 0,325.
Ein solcher Stahl übertrifft das Produkt Rm.A5 bekannter siliziumlegierter Dualphasenstähle und weist nach
Abschluß der Warmumformung verbesserte Oberflächenqualität auf, wie sie z. B. für Radscheiben von Kraft
fahrzeugen gefordert wird, die durch Kaltumformung des warmgewalzten Stahls erzeugt werden. Zusätzlich
können dem Stahl folgende weitere Elemente bis zu den angegebenen Mengen (in Masse-%) zulegiert werden:
bis 0,05% Titan
bis 0,8% Chrom
bis 0,5% Molybdän
bis 0,8% Kupfer
bis 0,5% Nickel.
bis 0,8% Chrom
bis 0,5% Molybdän
bis 0,8% Kupfer
bis 0,5% Nickel.
Ein derartiger anstelle von Silizium mit Aluminium legierter Stahl erreicht ein Produkt Rm.A5 < 18.000
N/mm2.%, d. h. eine Bruchdehnung A5 < 18000/Rm in % bei einem Zugfestigkeitswert Rm bis 900 N/mm2.
Kennzeichen des erfindungsgemäßen Stahls ist der gegenüber bekannten Stählen mit 1,1-2,2% erheblich
erhöhte Gehalt an Aluminium. Dafür wurde erfindungsgemäß der Gehalt an Silizium auf weniger als 0,2%
begrenzt.
Bekannte Stähle dieses Typs benötigen dagegen Siliziumgehalte über 0,5%. Der erfindungsgemäß mit Alumi
nium legierte Stahl weist die erwähnte Mehrphasen-Gefügestruktur mit Restaustenit auf und hat hervorragende
mechanische Eigenschaften. Vor allem ist die Oberflächenqualität des warmverformten Erzeugnisses nach der
letzten Warmverformungsstufe wesentlich besser, als man dies von siliziumlegierten Stählen bisher kannte. Die
Perlitbildung wird gegenüber bekannten Stählen deutlich verzögert und kann bei Einhaltung der beanspruchten
Verfahrensparameter sicher vermieden werden.
Der Kohlenstoffgehalt liegt mit 0,12 bis 0,3% in dem für gattungsgemäße Stähle üblichen Rahmen.
Mangan wird in einer Menge von 1,2 bis 3,5% zugegeben, um die Perlitbildung zu vermeiden. Mangan wirkt
mischkristallverfestigend und hebt das Festigkeitsniveau. Die Gehalte an Kohlenstoff und Mangan sind unter
den Aspekten der Perlitvermeidung und Wirkung auf die Ferritbildung innerhalb des durch das Kohlenstoffäqui
valent gesteckten Rahmens austauschbar.
Das Kohlenstoffäquivalent wird ermittelt zu:
0,2 ≦ Cäqu. = %C + 1/20% Mn + 1/20% Cr + 1/15% Mo ≦ 0,325.
Der Schnittpunkt des Kohlenstoffäquivalenzwertes und des dazu passenden Aluminiumwertes soll erfin
dungsgemäß in dem schraffierten Bereich in der Fig. 1 liegen, um unter großtechnischen Produktionsbedingun
gen einen Ferritanteil unter 70 Vol-% und Restaustenitgehalte von über 4 Vol.-% zu erhalten.
Ein Zusatz von Titan bis 0,05% sichert die Stickstoffabbindung und vermeidet die Ausbildung gestreckter
Mangansulfid.
Chrom in einer Menge bis 0,8% kann zur Verbesserung der Martensitanlaßbeständigkeit und zur Vermeidung
von Perlitbildung zugesetzt werden.
Molybdän vergrößert in einer Menge bis 0,5% die Spannbreite erfolgreicher Abkühlraten.
Kupfer und Nickel in einer Menge bis jeweils 0,5% können zur Absenkung der Umwandlungstemperatur und
zur Vermeidung von Perlit beitragen.
Zur Beeinflussung der Einformung von Sulfiden ist eine Behandlung der Metallschmelze mit Kalzium-Silizium
sinnvoll.
Die Warmwalzendtemperatur ET sollte im Bereich von
Ar3 - 50°C < ET < Ar3 + 100°C
liegen.
Die Ar3-Temperatur, die im Bereich von 750 bis 950°C liegen soll, errechnet sich wie folgt
750°C ≦ Ar3 = 900 + 100% Al - 60% Mn - 300%C ≦ 950°C.
Die Abkühlung von der Warmwalzendtemperatur auf die zwischen 200 und 500°C liegende Haspeltemperatur
erfolgt beschleunigt mit einer Abkühlungsgeschwindigkeit von 15 bis 70 K/s.
Bei der Abkühlung von Warmwalzendtemperatur kann man bei dem erfindungsgemäßen Verfahren im
Bereich von Ar3 bis Ar3 - 200°C durch Einlegen einer Kühlpause von 2 bis 30 s, in der die Abkühlrate unter 15
K/s liegt, die Bildung von polygonalem Ferrit fördern.
Fig. 2 zeigt eine schematische Darstellung der Erzeugung von Warmband gekoppelt mit dem Abkühlungsver
lauf des erfindungsgemäßen Stahls beim und nach dem Warmwalzen.
Daraus ist erkennbar, daß der unerwünschte Eintritt in das Perlitgebiet sicher vermieden werden kann, wenn
die angegebenen Bedingungen für die Warmwalzendtemperatur, die Abkühlungsgeschwindigkeit und die Has
peltemperatur eingehalten werden.
Ein erfindungsgemäßer Stahl A der Zusammensetzung nach Tabelle 1 wurde auf eine Endbanddicke von
3,7 mm warmgewalzt mit einer Warmwalzendtemperatur von 855°C.
Die Abkühlung von dieser Temperatur erfolgte mit 30 K/s auf die Haspeltemperatur (HT) von 415°C. Die
Eigenschaften dieses erfindungsgemäßen Stahls A wurden nach DIN EN 10002 an Flachzugproben ermittelt
Die Werte für die Streckgrenze, Zugfestigkeit, Dehnung und das Streckgrenzenverhältnis für die Lagen längs
und quer zur Walzrichtung sind in Tabelle 2 mitgeteilt.
Zum Vergleich wurden in Tabelle 2 die entsprechenden mechanischen Eigenschaften eines aus der
EP 0586704 A1 bekannten Stahls B mit der Zusammensetzung nach Tabelle 1 eingetragen.
Aufgrund seines Eigenschaftsspektrums eignet sich der erfindungsgemäße Stahl besonders für die Herstellung
kaltumgeformter Kfz-Strukturelemente, wie Bodenversteifungselemente, Querlenker, oder für Radscheiben.
Claims (6)
1. Mehrphasiger Stahl mit (in Masse-%)
0,12 bis 0,3% Kohlenstoff
1,2 bis 3,5% Mangan
1,1 bis 2,2% Aluminium weniger als 0,2% Silizium Rest Eisen und unvermeidbare Verunreinigungen, einschließlich Phosphor und Schwefel,
mit einem perlitfreien Gefüge, das aus bis zu 70 Vol-% weichem polygonalem Ferrit und als Rest bainiti schem Ferrit und mehr als 4 Vol.-% kohlenstoffangereichertem Restaustenit sowie gegebenenfalls kleine ren Anteilen an kohlenstoffangereichertem Martensit besteht, der Aluminium in einer Menge von in Masse-%
Al ≦ 7,6.Cäqu. - 0,36
enthält mit einem Kohlenstoffäquivalent (Cäqu.)
0,2 ≦ Cäqu. = %C + 1/20% Mn + 1/20% Cr + 1/15% Mo ≦ 0,325.
0,12 bis 0,3% Kohlenstoff
1,2 bis 3,5% Mangan
1,1 bis 2,2% Aluminium weniger als 0,2% Silizium Rest Eisen und unvermeidbare Verunreinigungen, einschließlich Phosphor und Schwefel,
mit einem perlitfreien Gefüge, das aus bis zu 70 Vol-% weichem polygonalem Ferrit und als Rest bainiti schem Ferrit und mehr als 4 Vol.-% kohlenstoffangereichertem Restaustenit sowie gegebenenfalls kleine ren Anteilen an kohlenstoffangereichertem Martensit besteht, der Aluminium in einer Menge von in Masse-%
Al ≦ 7,6.Cäqu. - 0,36
enthält mit einem Kohlenstoffäquivalent (Cäqu.)
0,2 ≦ Cäqu. = %C + 1/20% Mn + 1/20% Cr + 1/15% Mo ≦ 0,325.
2. Mehrphasiger Stahl nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch einen Restaustenitgehalt bis 20 Vol.-%.
3. Verfahren zur Erzeugung von Walzprodukten aus einem mehrphasigen Stahl der Zusammensetzung nach
Anspruch 1 oder 2 mit hoher Festigkeit, guter Zähigkeit, guter Oberflächenbeschaffenheit im warmgewalz
ten Zustand, und gutem Kaltumformvermögen, der ein perlitfreies Gefüge hat, das aus bis zu 70 Vol.-%
polygonalem Ferrit und als Rest bainitischem Ferrit und mehr als 4 Vol.-% kohlenstoffangereichertem
Restaustenit sowie gegebenenfalls zusätzlich kleineren Anteilen an kohlenstoffangereichertem Martensit
besteht, durch Vergießen zu einem Strang, Warmwalzen mit einer Anfangstemperatur von über 1000°C und
mit einer Endtemperatur (ET) im Bereich von
Ar3 - 50°C < ET < Ar3 + 100°C,
anschließendem Abkühlen von der Warmwalz-Endtemperatur (ET) mit einer Geschwindigkeit von 15 bis 70 K/s auf eine Temperatur im Bereich 200 bis 500°C und Haspeln.
Ar3 - 50°C < ET < Ar3 + 100°C,
anschließendem Abkühlen von der Warmwalz-Endtemperatur (ET) mit einer Geschwindigkeit von 15 bis 70 K/s auf eine Temperatur im Bereich 200 bis 500°C und Haspeln.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Stahl zusätzlich mit (in Masse-%)
bis 0,05% Titan
bis 0,8% Chrom
bis 0,5% Molybdän
bis 0,5% Kupfer
bis 0,8% Nickel
einzeln oder zu mehreren legiert wird.
bis 0,05% Titan
bis 0,8% Chrom
bis 0,5% Molybdän
bis 0,5% Kupfer
bis 0,8% Nickel
einzeln oder zu mehreren legiert wird.
5. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß im Temperaturbereich zwischen Ar3 und
Ar3 - 200°C für die Dauer von 2 bis 30 s eine Kühlpause eingelegt wird, in der die Abkühlungsgeschwindig
keit kleiner als 15 K/s ist.
6. Verwendung eines Stahls der Zusammensetzung nach Anspruch 1, 2 oder 4 als Werkstoff für kaltumge
formte Kraftfahrzeug-Strukturelemente, insbesondere für Bodenversteifungselemente, Querlenker, oder für Radschei
ben.
Priority Applications (12)
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