Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung einer mehr
lagigen Bahn aus einem außenliegenden Bezug und einem darunter
liegenden Vliesstoff mit einem erhöhten stehenden Faseranteil.
Es ist bekannt, unterschiedliche Bahnen z. B. eine Gewebebahn ei
nerseits und einen Vliesstoff andererseits zwischen Paaren von
im Abstand parallel und geradlinig geführten, beiderseits ge
schlossenen, teilweise beheizbaren und teilweise kühlbaren Füh
rungsbändern - in sog. Flachbettkaschiermaschinen - mittels
Klebern zu verbinden. Verschiedene, in diesem Zusammenhang ge
eignete Vliesstoffarten, ihre Verwendbarkeit für Autopolster
stoffe und die Prüfmethoden sind u. a. in Beiträgen von G.
Schmidt "Kaschierung von Autopolsterstoffen mit Faservliesen" in
Melliand Textilberichte 6/1992, Seiten 479 bis 486 und "Ab
standsgewirke ohne und mit Dekorseite für Anwendungen im Automo
bil" in Melliand Textilberichte 1/1993, Folgen 1 und 2, Seiten
37 bis 39 bzw. Seiten 129 bis 134 beschrieben. Auch das DE 91 16 536 U1
zeigt ein mehrlagiges, textiles Bezugsmaterial dieser
Art. Danach haben also mehrlagige Bezugsmaterialien für Auto
polsterstoffe, bei denen ein Oberstoff mit einem Vliesstoff in
Form eines Vliesgewirkes zusammenkaschiert ist, als bekannt zu
gelten.
Es ist ferner bekannt (vgl. z. B. US-PS 3 619 322), ein aus einer
Fasermischung einschließlich sog. Bindefasern gebildetes Faser
vlies zwischen zwei im Abstand parallel und geradlinig geführten
luftdurchlässigen Führungsbändern durch Druck und zwangskonvek
tiv zugeführter Wärme in der Weise zu verfestigen, daß aus den
frei liegenden Oberflächen des dabei gebildeten Vliesstoffes sich
einzelne Fasern nicht mehr so leicht heraus lösen lassen und daß
diese Vliesoberflächen einigermaßen eben gestaltet sind. Binde
fasern sind Fasern aus thermoplastischem Kunststoff mit einem
geringeren Schmelzpunkt als die übrigen Fasern des Vlieses. Von
den Führungsbändern ist wenigstens eines als Sieb ausgebildet,
so daß die Wärme in Form von Heißluft in das Faservlies einge
blasen oder durch es durchgeblasen werden kann. Durch dieses
meist Thermofusion genannte Verfestigungsverfahren wird außerdem
- wie beabsichtigt - der Vliesstoff in der Dicke gleichmäßig
maßhaltig, oberflächlich weniger haftfreudig und in sich etwas
biege- und schubsteifer, so daß er bei der Weiterverarbeitung zu
textilen Erzeugnissen leichter handhabbar ist. Nachteilig an dem
bekannten Thermofusionieren ist, daß sich die Siebstruktur auf
der Vliesoberfläche plastisch abbildet. Diese Strukturierung
kann durch Aufkaschieren eines Bezugsstoffes nicht vollständig
ausgeglichen werden; zumindest bleibt beim Einsatz dünner Be
zugsmaterialien andeutungsweise eine gewisse Reststruktur auch
nach dem Kaschieren außenseitig erkennbar.
Neben den hier erwähnten Bindefasern sind auch sog. Bikomponen
ten-Bindefasern bekannt, die zum Beispiel in der DE 44 07 097 A1
in unterschiedlichen Ausgestaltungsformen im Zusammenhang mit
einem mehrlagigen textilen Verbundmaterial erwähnt sind. Die Bi
komponenten-Bindefasern enthalten jeweils thermoplastische Mate
rialien unterschiedlicher Schmelzpunkte, so daß sie beim Schmel
zen der niedriger schmelzenden Komponente ihre Fasereigenschaft
nicht verlieren. Auf diese Weise können Bikomponenten-Bindefa
sern einen stabileren textilen Verbund bilden als stofflich ein
heitlich aufgebaute Bindefasern, die sich nach dem Aufschmelzen
in einzelne Schmelzentröpfchen zerlegen, die sich ihrerseits -
wenn auch nur zum Teil - in Kreuzungspunkte der zu verbindenden
Fasern anlagern.
Durch Vorschläge in einer älteren, aber nicht vorveröffentlich
ten Patentanmeldung 195 34 252.6 der Anmelderin sollen die sitz
klimatischen Eigenschaften von weich hinterfütterten Bezugsmate
rialien für Polstermöbel, insbesondere für Fahrzeugsitze oder
z. B. Türinnenverkleidungen unter Beibehaltung des Kostenniveaus
dieser Bezugsmaterialien verbessert werden. Und zwar werden da
nach in kostenneutraler Weise die bisher verwendeten, sitzklima
tisch nicht optimalen Schaumstofflagen durch funktionsgleiche
Textilbahnen mit hohem stehenden Faseranteil, meist Vliesgewirke
unterschiedlicher Machart, die zwar bisher teurer, jedoch sitz
klimatisch besser als Schaumstofflagen sind ersetzt. Durch Zu
sammenfassung verschiedener Herstellungsschritte zu einem ein
zigen Verfahrens schritt wird ein Kostenvorteil in der Herstel
lung des Mehrlagenverbundes erreicht, der ihn unter Kostenge
sichtspunkten konkurrenzfähig im Vergleich zu schaum-unterfüt
terten Bezugsmaterialien macht. Das so auf einfache Weise her
stellbare Bezugsmaterial ist aufgrund werkstofflicher Gleichheit
oder Gleichartigkeit aller Komponenten gut recycelbar und außer
dem können in dieses Bezugsmaterial ohne Funktionsnachteile und
auf kostengünstige Weise Textilrecyclate als Reißfasern eingear
beitet werden.
In zwei verschiedenen Verfahrensvarianten werden in der genann
ten, älteren Patentanmeldung Teilschritte in unterschiedlicher
Art kostenreduzierend zusammengefaßt. Zum einen wird von einem
einfach vorverfestigten Vliesstoff als gesondert hergestelltem
Vorprodukt ausgegangen und es werden die Teilschritte Zusatzver
festigen, Kalibrieren, Glätten des Vliesstoffes und das Zusam
menkaschieren von Vlies- und Bezugsstoff zusammengefaßt. Zum
anderen werden zumindest die Teilschritte des Herstellens eines
voluminösen Vlieses sowie das Zusatzverfestigen, Kalibrieren und
Glätten desselben zu einem Vliesstoff verfahrensmäßig zusammen
gefaßt, was z. B. durch unmittelbares aneinanderschließen der
entsprechenden Maschinen für die Vliesbildung zum einen sowie
das Thermofusionieren, Kalibrieren und Glätten zum anderen er
folgen kann. Dieses Vorprodukt von hohem Fertigungsgrad braucht
dann lediglich noch in bekannter Weise mit dem Bezugsstoff zu
sammenkaschiert zu werden. Hierbei ist es ohne weiteres denkbar,
daß auch dieser Schritt in einer maschinenbaulich und verfah
rensmäßig einheitlichen Abfolge zusammengefaßt wird, was sich
weiter kostensenkend auswirken wird.
Die erste Verfahrensvariante gemäß der genannten, älteren Pa
tentanmeldung mit kombinierter Thermofusion des Vlieses und Ka
schieren des Bezugstoffes ist in sofern nicht unter allen Stoff
kombinationen von Vliesmaterial und Bezugstoff verfahrensfunk
tionell optimal, als das Thermofusionieren und das Kaschieren in
ein und dem selben Flachbett und bei den gleichen Temperaturen
erfolgt, was bei bestimmten Bezugsstoffen u. U. zu bleibenden
Temperaturdruckstellen, Glanzstellen o. dgl. führen kann. Es las
sen sich auf diese Weise nicht alle praktisch denkbaren Kombina
tionen von Vliesmaterialien, Bikomponenten-Bindefasern und Be
zugsmaterialien verarbeiten. Vielmehr müssen hier u. U. unlieb
same Kompromisse bei der Materialzusammenstellung eingegangen
werden. Bei Vliesen, die bei Wärmeeinwirkung zum Schrumpfen nei
gen, wird der mit durch die Thermofusion hindurchlaufende Be
zugsstoff in unzumutbarer Weise zu Falten geworfen. Außerdem
gibt es Bezugsmaterialien, die zu dick oder zu dicht, d. h. zu
stark isolierend sind, so daß der notwendige Wärmefluß mehr als
notwendig verzögert würde. Unter energetischen und unter Kosten
gesichtspunkten ist es außerdem wenig sinnvoll, den Bezugsstoff
ohne sachliche Notwendigkeit mehr als nötig aufzuheizen. Proble
matische Bezugsmaterialien wie TPO-Folien (TPO = thermoplasti
sche Polyolefine) oder TPO-Schaumfolien oder auch PVC-Folien
wären bei einem übermäßigen Erwärmen in jedem Fall gefährdet,
insbesondere, wenn sie bereits genarbt sind. Ebenso sind dünne
und/ oder feine Maschentextilien als Bezugsmaterialien nur
schwierig verarbeitbar, weil hier bereits kleine Schrumpfungsun
terschiede von Vlies und Bezug bei der Erwärmung sich in einer
sog. "Poltrigkeit" der Oberfläche oder in einer sog. "Orangen
schalen"-Struktur bemerkbar machen können. Die zweite Verfah
rensvariante gemäß der genannten, älteren Patentanmeldung mit
kombinierter Vliesbildung und Thermofusion desselben zum einen
und anschließendem Kaschieren des Bezugstoffes zum anderen in
maschinenbaulich und verfahrensmäßig einheitlicher Abfolge hat
den Nachteil, daß alle Vorgänge bei der gleichen Arbeitsge
schwindigkeit durchgeführt werden müssen und daß demzufolge bei
der Wahl der Arbeitsgeschwindigkeit unzweckmäßige Kompromisse
eingegangen werden müssen. Die optimale Arbeitsgeschwindigkeit
für die Vliesbildung ist wesentlich geringer als die für das
Thermofusionieren oder für das Kaschieren; demgemäß muß die kom
binierte Anlage mit einer insgesamt nicht optimalen Arbeitsge
schwindigkeit gefahren werden, was für die Produktivität des in
vestierten Kapitals schädlich ist. In diesem Zusammenhang sei
auch erwähnt, daß Vliesstoffe meist in einer mehrfach größeren
Breite - z. B. bis 4,8 m Breite - hergestellt werden, als der
späteren Verarbeitungsbreite - z. B. 1,6 bis 2 m Breite beim Ka
schieren - entspricht.
Ausgehend von dem geschilderten Stand der Technik ist es Aufgabe
der vorliegenden Erfindung, das kostengünstig kombinierte Ver
fahren dahingehend zu verbessern, daß zwar einerseits auch ther
misch empfindliche Bezugsstoffe schädigungsfrei auf einen Vlies
stoff aufkaschiert und/oder stärker zum Schrumpfen neigende
Vliesstoffe ohne Faltenbildung beim Bezugsmaterial verarbeitet
werden können, daß aber andererseits die installierten Anlagen
teile mit verfahrensmäßig und wirtschaftlich optimaler Arbeits
geschwindigkeit, d. h. bei geringen Betriebskosten und Ausschuß
raten betrieben werden können.
Ausgehend von dem geschilderten Stand der Technik wird diese
Aufgabe erfindungsgemäß durch die Gesamtheit der Merkmale von
Anspruch 1 gelöst. Danach wird zunächst bei geringer Arbeitsge
schwindigkeit ein Vliesstoff in einem nicht zusatz-verfestigten
und unkalibrierten Zustand in einer separaten Vliesbildungsein
richtung hergestellt und anschließend bei höherer Arbeitsge
schwindigkeit in einem beheizbaren und ggf. kühlbaren Flachbett
dieser Vliesstoff thermofusioniert und kalibriert. Im unmittel
baren Anschluß, d. h. noch vor einem Aufwickeln der Substratbahn,
wird dem zusatzverfestigten und kalibrierten Vliesstoff der Be
zugstoff zugeführt und dieser mittels eines zuvor aufgebrachten
Klebemittels bei annähernd gleicher Arbeitsgeschwindigkeit in
einer Kaschiereinrichtung auf das thermofusionierte Vlies aufka
schiert. Aufgrund der unterschiedlichen Substratbahnen in der
Einrichtung für das Thermofusionieren - hier ist der Vliesstoff
alleine vorhanden - einerseits und in der Einrichtung für das
Aufkaschieren - hier sind beide, Vlies und Bezugsstoff, vorhan
den - andererseits kann jeweils mit verfahrens- und werkstoffop
timalen Temperaturen, Temperaturverläufen, Drücken und Einwirk
zeiten gearbeitet werden. Aufgrund des Thermofusionierens des
Vlieses zwischen oberflächlich glatten und luftundurchlässig
geschlossenen, umlaufenden Bändern und einer Kontakterwärmung
der Vliesstoffbahn zumindest an ihrer Oberflächenbereich ist
eine ebene strukturfreie Oberfläche mit einer Oberflächenplani
tät innerhalb eines Wertes von etwa ± 0,1 mm erzielbar.
Das erfindungsgemäß modifizierte Thermofusionieren der Vlies
stoffbahn zwischen geschlossenen Bändern aufgrund einer Erwär
mung auf Behandlungstemperatur durch Kontakterwärmung seitens
der erwärmten Bänder ist für den Fachmann überraschend, funk
tioniert aber bei den hier interessierenden Vliesstoffstärken
überraschend gut. Dadurch ist die strukturfrei-glatte und ebene
Vliesstoffoberfläche erreichbar. Im übrigen können mit der Er
findung folgende weiteren Vorteile erzielt werden:
- - Dank der hohen Oberflächengüte des thermofusionierten Vlies
stoffes können auch dünne Bezugsmaterialien aufkaschiert wer
den, die aus unterschiedlichen Gründen (z. B. Design, Dekorart,
Preisgründe) wünschenswert sein können.
- - Es lassen sich optimale Behandlungsparameter hinsichtlich der
Behandlungstemperatur, dem Verlauf der Temperaturrampen, dem
ausgeübten Druck, der Behandlungsdauer für das Thermofusionie
ren einerseits und für das Kaschieren andererseits trotz etwa
gleicher Behandlungsgeschwindigkeit realisieren und bei verän
derten Substratparametern auch jeweils gesondert optimal ein
stellen.
- - Aufgrund der separaten Wahl und Einstellbarkeit optimaler
Prozeßparameter für das Thermofusionieren einerseits bzw. für
das Kaschieren andererseits ist der Verfahrensprozeß sicher
beherrschbar, so daß Ausschuß weitgehend vermieden werden
kann.
- - Aufgrund der jeweils für die Verfahrensteile Thermofusionie
ren bzw. Kaschieren optimierbaren Prozeßparameter können auch
hohe Arbeitsgeschwindigkeiten realisiert werden, die eine hö
here Produktivität ermöglichen.
- - Aufgrund einer isolierten Behandlung nur des Vliesstoffes
beim Thermofusionieren gestaltet sich der Verfahrensablauf
auch unter Energiegesichtspunkten vorteilhaft, nämlich recht
ökonomisch, da die Wärme nicht durch Substratbahnteile hin
durch geleitet werden muß, die diese Wärme gar nicht benöti
gen.
- - Dadurch wird das Bezugsmaterial thermisch geschont, so daß
keine Bezugsstoff-Schäden wie Druckstellen, Glanzstellen oder
Farbveränderungen zu befürchten sind.
- - Dieser Vorteil eröffnet für bestimmte empfindliche Materiali
en überhaupt erst eine Verarbeitbarkeit als Bezugsstoff für
Polster und schafft so weitere gestalterische Freiräume für
den Polsterdesigner.
- - Nachdem die Wärmebeanspruchung des Vliesstoffes während des
Thermofusionierens höher ist als beim anschließenden Kaschie
ren, treten etwaige thermisch bedingten Schrumpfungen des
Vliesstoffes nur während des Thermofusionierens auf, wo der
Vliesstoff alleine vorliegt. Thermisch bedingte Schrumpfungen
des Vliesstoffes können also in beliebigem Ausmaß längs und/
oder quer zugelassen werden; eine Faltenbildung auf dem Be
zugsstoff ist nicht zu befürchten.
- - Aufgrund der bezüglich der Verfahrensparameter jeweils sepa
rat einstellbaren Schritte des Thermofusionierens und des Ka
schierens kann das aufzukaschierende Material bei einer ge
zielt eingeschleppten Restfeuchte im Bezugstoff und einer ge
zielt noch nicht trocknend wirkenden Vorheizung beim Kaschie
ren ein oberes Dampfpolster auf der außenliegenden Oberfläche
des Bezugsmaterials gebildet werden, welches - ähnlich einer
Dekatur - einen Mattierungseffekt auf die frei sichtbare Tex
tiloberfläche ausübt, der bedarfsweise artikelspezifisch aus
genutzt werden kann.
Zweckmäßige Ausgestaltungen der Erfindung können den Unteran
sprüchen entnommen werden. Im übrigen ist die Erfindung an Hand
eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispieles nach
folgend noch erläutert; dabei zeigen:
Fig. 1 eine schematische Darstellung einer verfahrensmäßig und
maschinenbaulich gesonderten Vliesbildung und
Fig. 2 eine schematische Darstellung einer gesonderten, aber
unmittelbar aufeinander folgenden und maschinenbaulich
zusammengefaßten Thermofusionierung des Vliesstoffes und
des Aufkaschierens des Bezugsstoffes.
Durch die in den Figuren schematisch angedeutete Verfahrensanla
ge soll fortlaufend eine mehrlagige Bahn 16 aus einem außenlie
genden Bezug 15 und einem darunter liegenden, zusatzverfestigten
und kalibrierten Vliesstoff 3′ mit einem hohen stehenden Faser
anteil hergestellt werden. Mit stehenden Fasern ist der Anteil
von Fasern oder Faserlängen gemeint, die annähernd rechtwinklig
zur Vliesstoffoberfläche angeordnet sind. Dieser stehende Faser
anteil soll mindestens 20%, vorzugsweise etwa 50 bis 70% der
Fasern bzw. der Faserlängenanteile betragen. Abgesehen davon
sind in das Vlies Bikomponenten-Bindefasern - vorzugsweise zu
etwa 15% - eingelagert, durch die der Vliesstoff 3 zusatzverfe
stigt und mit hoher Dickenkonstanz und Oberflächenebenheit per
manent kalibriert wird.
Zur Herstellung des mehrlagigen Verbundmaterials 16 wird zu
nächst in einer gesonderten, an sich bekannten, in Fig. 1 sche
matisch dargestellten Vliesbildungsanlage 2 bei einer ersten,
relativ geringen Arbeitsgeschwindigkeit ein Vliesstoff 3 in ei
nem nicht zusatz-verfestigten und unkalibrierten Zustand herge
stellt. In der Regel wird dieser Vliesstoff bei mehrfach größe
ren Breiten hergestellt, als der späteren Weiterverarbeitungs
breite entspricht, d. h. die erzeugte Vliesstoffbahn wird vor der
Weiterverarbeitung, u. U. sogar schon vor dem Aufwickeln (das ist
jedoch nicht dargestellt) der Länge nach in mehrere schmalere
Bahnen geschnitten, die dann weiterverarbeitet werden. Bereits
bei diesem Herstellungsprozeß wird der hohe stehende Faseranteil
in dem Vliesstoff erzeugt; auch die Bicomponenten-Bindefasern
sind den Fasern des Vlieses beigemischt, ohne daß sie binden. Um
diesen Vliesstoff mit einer höheren Arbeitsgeschwindigkeit wei
terverarbeiten zu können, muß er - abgesehen von dem Längs
schneiden in geringere Weiterverarbeitungsbreiten - aufgewickelt
oder sonst in geeigneter Weise raumsparend als Bahn zwischenge
speichert werden.
Der vorgefertigte Vliesstoff 3 wird anschließend in einer weite
ren, in Fig. 2 dargestellten Verfahrensanlage bei einer zwei
ten, höheren Arbeitsgeschwindigkeit in zwei weiteren Verfahrens
schritten weiterbehandelt. Zunächst wird der Vliesstoff 3 fort
laufend durch eine Thermofusionier-Einrichtung 4 geführt. Diese
ist beim dargestellten Ausführungsbeispiel im wesentlichen durch
zwei im Abstand annähernd planparallel und geradlinig geführte
Führungsbänder 5 und 6 gebildet, die mittels entsprechender
Heiz- (7) und Kühleinrichtungen 8 beheizbar bzw. kühlbar sind.
Während des Durchlaufes durch die nach Art einer Flachbett-Ka
schiereinrichtung ausgebildeten Thermofusionier-Einrichtung 4
wird in den Vliesstoff 3 Wärme zugeführt und zunehmend ein ört
lich gleichmäßiger Druck auf ihn ausgeübt. Durch die äußerlich
schmelzenden bzw. thermoplastisch vernetzenden, in den Vlies
stoff eingelagerten Bikomponenten-Bindefasern wird der nun ent
stehende Vliesstoff 3′ zusatzverfestigt und durch den zugleich
flächig aufgebrachten Druck verdichtet, die Vliesstärke redu
ziert, der Vliesstoff kalibriert und die freiliegende Vlies
stoffoberfläche eben und strukturfrei geglättet. Aufgrund des
Thermofusionierens des Vliesstoffes zwischen oberflächlich glat
ten und luftundurchlässig-geschlossenen, umlaufenden Bändern und
einer Kontakterwärmung des Vliesstoffes zumindest an seinen
Oberflächenbereich ist eine ebene strukturfreie Oberfläche mit
einer Oberflächenplanität innerhalb eines Wertes von etwa ± 0,1 mm
erzielbar. Durch das anschließende Abkühlen wird der erreich
te Zustand stabilisiert bzw. "eingefroren".
Im unmittelbaren Anschluß an das Thermofusionieren wird noch vor
dem Aufwickeln oder einem anderweitigen raumsparenden Zwischen
puffern der zu behandelnden Substratbahn bei annähernd gleicher
Arbeitsgeschwindigkeit in einer innerhalb der Anlage sich an die
Thermofusioniereinrichtung anschließenden Kaschiereinrichtung 9
auf den zusatzverfestigten und kalibrierten Vliesstoff 3′ unter
Verwendung eines aufgebrachten Klebemittels der Bezugstoff 15
aufkaschiert. Das Klebemittel kann auf unterschiedliche Weise
und/oder in unterschiedlichen Phasen des Verfahrensablaufes auf
gebracht werden (dazu Näheres weiter unten); in Fig. 2 ist bei
spielsweise der Klebemittelauftrag durch das Einlaufenlassen ei
nes vorgefertigten, aufgewickelten, florartigen Klebefaservlie
ses 14 realisiert. Bei dem dargestellten Ausführungsbeispiel er
folgt das Aufkaschieren des Bezugsstoffes 15 auf den zusatzver
festigten und kalibrierten Vliesstoff 3′ in einer gegenüber der
Thermofusionier-Einrichtung 4 weitgehend selbst ständigen Ka
schiereinrichtung 9, die verfahrens- und anlagenmäßig in die Ge
samtanlage integriert ist. Aufgrund dessen, daß die Kaschierein
richtung 9 zumindest steuerungstechnisch selbstständig ist, las
sen sich - abgesehen von der insoweit unkritischen Arbeitsge
schwindigkeit - die sonstigen für das Kaschieren relevanten Ar
beitsparameter wie Druck, Temperatur, Temperaturverlauf und u. U.
- nämlich über die Behandlungslänge - auch die Einwirkungszeit
frei wählen bzw. separat einstellen. Im Ergebnis wird das Zu
satzverfestigen, Kalibrieren und Glätten des Vliesstoffes 3′ in
der Thermofusionier-Einrichtung 4 gleichwohl mit dem Aufkaschie
ren des Bezugsstoffes 15 kostensparend zusammengefaßt. Das
zeichnerisch dargestellte Ausführungsbeispiel zeigt eine Flach
bett-Kaschiereinrichtung. Diese aus verschiedenen Gründen bevor
zugte Art der Kaschiereinrichtung ist jedoch keineswegs allein
verfahrensnotwendig. Vielmehr kann durchaus auch eine kleiner
bauende und in der Regel kostengünstigere Kalander-Kaschierein
richtung eingesetzt werden, und zwar insbesondere dann, wenn nur
dünnere oder härtere Vliesstoffe verarbeitet werden sollen, oder
wenn das Kaschieren im wesentlichen auf solche Paarungen von
Vlies- und Bezugsstoff beschränkt ist, bei denen beim Kaschieren
nur ein relativ geringer Druck ausgeübt zu werden braucht.
Rein synthetische Faserwerkstoffe können in der Regel nur sehr
wenig Wasser binden. Ein daraus hergestellter Vliesstoff wird
aufgrund seiner geringen Wasseraufnahme beim Erwärmen keine
Feuchtigkeit abgeben. Anders verhält es sich mit natürlichen
oder aus Naturstoffen gewonnenen Fassern, insbesondere mit Woll
fasern, die - ohne sich feucht anzufühlen - relativ viel Wasser
aufnehmen können. Zum Thermofusionieren des Vliesstoffes zwi
schen geschlossenen, beiderseits des Vliesstoffes anliegenden
Bändern ist es daher zweckmäßig, den Vliesstoff vor Einlauf zwi
schen diese beiden Bänder zunächst auf etwa 105°C vorzuwärmen
und zu trocknen. Solange der Vliesstoff nämlich noch Feuchtig
keit abgeben kann, ist eine Erwärmung bei Umgebungsluftdruck auf
Temperaturen deutlich über 100°C nicht möglich. Aufgrund der zu
nächst nur unterseitigen Unterstützung des Vliesstoffes 3 im
Einlaufbereich der Anlage nach Fig. 2 kann die Feuchtigkeit
dort großflächig und behinderungsfrei nach oben aus dem Vlies
austreten und entweichen.
Beim dargestellten Ausführungsbeispiel geschieht dieses Vorwär
men und Trocknen der Vliesstoffbahn 3 dadurch, daß diese zu
nächst nur unterseitig vom unteren Band 6 der Thermofusionier
einrichtung 4 unterstützt wird und sie oberseitig durch Wärme
strahler 18 und/oder Heißluftzufuhr vorerwärmt wird. Das untere
Band 6 ist zu diesem Zweck um eine gewisse Trockenstrecke 17 ge
genüber dem oberen Band 5 nach vorne vorgezogen. Beim Vorwärmen
kann der Vliesstoffbahn darüber hinaus Wärme zugleich auch von
unten her durch Kontakt und Strahlung seitens des unteren, er
wärmten Bandes 6 zugeführt werden, wobei dieses Band seinerseits
z. B. durch einen Kontakt-Heizkörper 19 erwärmt werden kann.
Es ist auch eine Variante denkbar, die jedoch nicht gezeichnet
ist, bei der zum Vorerwärmen und Trocknen der Vliesstoffbahn
diese zunächst von einem vorgeschalteten, luftdurchlässigen,
umlaufenden Band zumindest auf einer der beiden Vliesstoffseiten
geführt wird und daß die für das Vorerwärmen der Vliesstoffbahn
erforderliche Wärme zumindest auch zwangskonvektiv mittels in
die Vliesstoffbahn einströmender Heißluft zugeführt wird. Die
Sieb- oder sonstige Oberflächenstruktur dieser luftdurchlässigen
Bänder zeichnet sich nicht bleibend auf der Vliesoberfläche ab,
weil diese Bänder auf die bei geringeren Temperaturen (um 105°C)
stattfindende Trocknung beschränkt sind, in der die im Vlies
eingelagerten Klebe- oder Bindefasern zwar erwärmt sind aber
noch nicht ausgelöst werden. Eine etwaige Eindrückung der Ober
flächenstruktur der luftdurchlässigen Trocknerbänder in die
Vliesoberfläche ist nur vorübergehender Art. Selbst wenn bei
diesen Eindrückungen plastische Verformungen auftreten sollten,
so werden diese bei der anschließenden, bei höheren Temperaturen
und Drücken ablaufenden Thermofusionierung wieder vollständig
beseitigt.
Nach dem Thermofusionieren kann in energie-ökonomischer Weise
das Aufkaschieren des Bezugsstoffes 15 auf den thermofusionier
ten Vliesstoff 3′ unter Ausnutzung der Restwärme des nur teilab
gekühlten Vliesstoffes durchgeführt werden. Zweckmäßigerweise
wird der Vliesstoff hier im wesentlichen lediglich von der Un
terseite her abgekühlt, wogegen die zu kaschierende obenliegende
Seite wesentlich weniger oder auch überhaupt nicht abgekühlt
wird.
Das Aufkaschieren des Bezugsstoffes 15 auf den thermofusionier
ten Vliesstoff 3′ wird in der bereits erwähnten Flachbett-Ka
schiereinrichtung 9 zwischen zwei im Abstand annähernd planpa
rallel und geradlinig geführten Führungsbändern 10 und 11 durch
geführt, wobei die beiden Führungsbänder durch ein Paar berüh
rend anliegender Heizeinrichtungen 12 beheizbar und durch ein
Paar ähnlich wirkender Kühleinrichtungen 13 auch wieder kühlbar
sind. Zum Aufkaschieren des Bezugsstoffes 15 wird dieser vor dem
Aufbringen auf den thermofusionierten Vliesstoff 3′ vorgewärmt,
damit er keine Schockwirkung auf den Kleber ausüben kann, was
eine gute Klebeverbindung beeinträchtigen könnte. Und zwar wird
aus Energiespargründen gezielt die dem Vliesstoff zugekehrte
Seite des Bezugsstoffes vorgewärmt, wobei hierfür beim darge
stellten Ausführungsbeispiel ein Wärmestrahler 20 vorgesehen
ist.
Zweckmäßigerweise wird der Bezugsstoffes höchstens bis zu einer
Temperatur, z. B. auf etwa 95°C, vorgewärmt, bei der noch keine
Trockenwirkung eintritt. Die in dem aufzukaschierende Bezugs
stoff enthaltene Restfeuchte - ggf. kann auch durch Konditionie
ren eine bestimmte Feuchte eingestellt werden - wird dann in die
Kaschierstrecke eingetragen und erst dort verdampft. Aufgrund der
weiteren Erwärmung tritt beim Kaschieren aus dem Kaschiermateri
al Dampf aus, wodurch ein Dampfpolster auf der Sichtseite des
Bezugsstoffes gebildet wird. Mit diesem Dampfpolster kann ein
Mattierungseffekt auf die Sichtseite des Bezugsstoffes ausgeübt
und ein Glättungseffekt seitens der druckausübenden Oberflächen
kompensiert werden.
Wie bereits erwähnt, wird beim dargestellten Ausführungsbeispiel
das Klebemittel durch Auflaufen-lassen eines vorgefertigten, von
einer Vorratsrolle abgezogenen Klebefaservlieses 14 auf die zu
kaschierende Vliesstoffbahn aufgebracht, wobei durch die diesbe
züglich in vollen Linien dargestellte Ausführungsvariante das
Klebemittel erst nach dem Thermofusionieren der Vliesstoffbahn
3′ auf diese aufgebracht und auf dieser aufliegend vorerwärmt
wird, was z. B. durch einen Wärmestrahler 21 geschehen kann.
Statt dessen kann es in Einzelfällen auch sinnvoll sein, das Kle
bemittel 14′ bereits vor dem Thermofusionieren auf den Vlies
stoff aufzubringen, wie dies in der strichpunktiert angedeuteten
Variante realisiert ist, wodurch ein gesondertes Erwärmen des
Klebemittels entbehrlich ist.
Selbstverständlich sind auch andere Auftragsformen für Klebemit
tel bekannt und geeignet, z. B. Aufsprühen in verflüssigter Form
oder es kann ein fein granuliertes oder pulverisiertes Klebemit
tel beispielsweise auch aufgestreut und auf dem Vliesstoff durch
Wärmeeinwirkung thermisch plastifiziert und aktiviert werden.
Ferner ist es denkbar, daß das Klebemittel für das Aufkaschieren
in Form von losen, auf die zu kaschierende Vliesstoffbahn in
Wirrlage annähernd gleichmäßig aufgestreuten Klebefasern aufge
bracht wird. Hierbei können die losen Klebefasern unmittelbar
vor dem Auftragen aus einer verflüssigten Klebemasse erzeugt
werden.
Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, daß der Vliesstoff
3′ - je nach Bedarf - wahlweise mit seiner velourartigen Steh
faserseite oder mit seiner mechanisch verfestigten Maschenseite
mit dem außenliegenden Bezug (15) zusammenkaschiert werden kann.
Üblich sind Kaschierungen, bei denen der Vliesstoff so in den
Mehrlagenverbund eingebracht ist, daß die Maschen- bzw. Nadel
seite des Vliesstoffes die Rückseite des Mehrlagenverbundes bil
det. Diese Lage des Vliesstoffes hat den Vorteil, daß der Ober
stoff weich abgestützt wird, daß die Rückseite nicht so leicht
abflust und daß sie ein gewirke-ähnliches Aussehen hat. Nachtei
lig bei manchen Anwendungen ist hierbei eine gewisse sandwichar
tige Steifheit des Mehrlagenverbundes, was bei engen Krümmungen
des Bezugsmateriales zur Bildung von optisch unerwünschten
Knick- oder Knitterfalten führen kann. Deshalb kann es im Ein
zelfall durchaus zweckmäßig sein, wenn man den Vliesstoff mit
seiner Maschen- bzw. Nadelseite mit dem Oberstoff zusammenka
schiert, so daß die offenere Florseite mit dem stehenden Faser
anteil die Rückseite des Mehrlagenverbundes bildet. Diese Art
der Kaschierung hat den Vorteil, daß der Verbund biegeweicher
ist und bei einer enggekrümmten Verarbeitung weniger Knick- oder
Knitterfalten bildet. Auch wird der Oberstoff dadurch wirksamer
ausgesteift, da die stabilere Seite des Vliesstoffes unmittelbar
mit dem Oberstoff zusammenkaschiert ist. Nachteilig kann sich
hier jedoch auswirken, daß der Oberstoff sich etwas härter an
fühlt und daß die Rückseite des Mehrlagenverbundes u. U. leichter
abflust.