DE19546116A1 - Estergruppenhaltige, langzeithydrolysestabile Polyurethane - Google Patents
Estergruppenhaltige, langzeithydrolysestabile PolyurethaneInfo
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Description
Gegenstand der Erfindung ist die Verwendung von Ringöffnungsprodukten epoxidierter
Fettsäureester, erhältlich aus Fettsäuren und/oder Fettsäuregemischen mit 16 bis 20
C-Atomen und monofunktionellen Alkoholen mit 1 bis 8 C-Atomen, wobei der Anteil zwei
oder mehrfach ungesättigter Fettsäuren insgesamt mindestens etwa 40 Gew.-% und der
Anteil einfach ungesättigter Fettsäuren durchschnittlich weniger als 35 Gew.-% beträgt,
mit mindestens trifunktionellen Alkoholen, zur Herstellung von Polyurethanen. Die
Werkstoffe lassen sich als Schäume, Gießharze und/oder Beschichtungen zur Herstellung
von Formkörpern, Überzügen sowie Verbundwerkstoffen und dergleichen einsetzen.
Polyesterpolyole eignen sich hervorragend zur Herstellung von Polyurethanen. Die bislang
benutzten Polyetherpolyole führten zwar bei richtiger Verarbeitung zu Polyurethanen mit
befriedigenden Materialeigenschaften, die hohe Polarität der Polyethergruppen führte
jedoch schon beim Ansetzen zu einer starken Wasseraufnahme der Polyolkomponente, was
blasige, schaumige Werkstoffe zur Folge hatte. Aus diesem Grund erlaubte es die
Hydrophilie der Polyetherpolyole nicht, auf feuchten oder wasserhaltigen Untergründen zu
arbeiten.
Eine deutliche Reduzierung dieser Phänomene brachte die Verwendung von
Polyesterpolyolen als Polyolkomponente zur Herstellung von Polyurethanwerkstoffen.
Dem Fachmann sind jedoch die Probleme bekannt, die die Esterbindung bezüglich der
Hydrolysestabilität der daraus hergestellten Werkstoffe mit sich bringt. Durch die mit der
Hydrolyse verbundene Freisetzung von Carboxylgruppen und die dadurch verursachte
Änderung der Polarität, nimmt der Werkstoff in wäßriger Umgebung Wasser auf, was zur
Erweichung und gegebenenfalls zur vollständigen Zerstörung des Werkstoffs führt. Bisher
konnten estergruppenhaltige Polyurethanwerkstoffe weitgehend hydrophob eingestellt
werden, so daß zumindest die Blasenbildung bei der Verarbeitung und die kurzzeitige
Hydrolyse unter wäßrigen Bedingungen minimiert wurde. Nichtsdestotrotz ließ die
Hydrolysestabilität über Zeiträume von mehreren Monaten in all diesen Fällen zu
wünschen übrig. Die kontinuierliche Freisetzung von Säuregruppen durch die
Esterspaltung führte zu erhöhter Wasseraufnahme, zur Erweichung und schließlich zum
Verlust der erwünschten Eigenschaften des Werkstoffs. Insbesondere bei den Gießharzen,
die beispielsweise als Kabelvergußmassen zur Stabilisierung und Isolierung stromführender
Teile eingesetzt werden, ist solch ein Langzeitverhalten insbesondere bei der Anwendung
in feuchter oder nasser Umgebung auf Dauer problematisch. Ähnliche Probleme ergeben
sich selbstverständlich bei allen weiteren Anwendungsgebieten von
Polyurethanwerkstoffen, wie Schäumen oder Beschichtungen, wo es auf Langzeitstabilität
der Werkstoffe in Umgebungen ankommt, die eine Hydrolyse begünstigen. Zwar läßt sich
durch Erhöhung der Vernetzungsdichte im Polyurethan die Zerstörung des Werkstoffs
verlangsamen, die Hydrolyse schreitet jedoch trotzdem weiter fort und führt zu einem
Funktionsverlust. In diesem Zusammenhang muß selbstverständlich auch die unter
Umständen drastische Veränderung in den Materialeigenschaften berücksichtigt werden,
die mit einer höheren Vernetzungsdichte einhergeht. Insbesondere die
Glasübergangstemperatur wird durch die zusätzlich eingeschränkte Beweglichkeit der
Molekülsegmente eingeengt, so daß in der Regel mit zunehmender Vernetzungsdichte der
Werkstoff hart und spröde wird und damit eine zum Teil durchaus erwünschte Elastizität,
beispielsweise um mit Temperaturänderungen verbundene Dichteschwankungen
auszugleichen, verliert.
Gießharze sind bekanntlich flüssige oder durch mäßige Erwärmung verflüssigbare
synthetische Harze, die in offene Formen gegossen werden und dort erhärten. Zu den
Gießharzen zählen auch Isocyanat-Gießharze. Darunter werden nach DIN 55 958
Kunstharze verstanden, die auf aliphatischen, cycloaliphatischen oder aromatischen
Isocyanaten basieren und noch freie Isocyanat-Endgruppen enthalten. Ihre Aushärtung
kann unter verschiedenen Bedingungen erfolgen. So besteht z. B. ein einkomponentiges
Gießharz aus einem Polyurethanprepolymeren mit endständigen freien oder blockierten
Isocyanat-Gruppen, die bei Feuchtigkeitseinwirkung aushärten, wobei eine Erwärmung
erfolgen kann, um z. B. die Reaktion zu beschleunigen oder die Festigkeit zu erhöhen. Ein
zweikomponentiges Gießharz basiert z. B. auf Polyhydroxyverbindungen auf Basis von
verzweigten Polyestern oder Polyethern als erste Komponente und auf Polyisocyanat als
zweite Komponente. Nach dem Mischen beider Komponenten härten sie bei Raum
temperatur oder leicht erhöhter Temperatur aus.
Es bestand daher der Bedarf nach Isocyanat-Gießharzen, Schäumen bzw.
Beschichtungsmassen zur Herstellung von Formkörpern, Beschichtungen, Schäumen,
Überzügen und/oder Verbundwerkstoffen, welche einerseits bei der Herstellung gegenüber
Feuchtigkeit und Chemikalien unempfindlich sind, so daß beim Aushärten eine Bla
senbildung vermieden wird, aber andererseits beim Langzeitgebrauch der ausgehärteten
Werkstoffe über einen sehr langen Zeitraum Hydrolysestabilität zeigen. Zusätzlich sollen
die Werkstoffe trotz der höheren Stabilität noch eine ausreichende Flexibilität besitzen und
damit Glasübergangstemperaturen, die denen der bislang eingesetzten Polyurethane
entspricht. Diese technische Aufgabenstellung wird von den aus dem Stand der Technik
bekannten Polyolen bislang nur unbefriedigend gelöst.
So beschreibt die DE-A1-43 08 097 die Herstellung von Isocyanat-Gießharzen aus
Polyolen mit mehr als 10 C-Atomen und mit 2 oder mehr Hydroxylgruppen. Zur
Herstellung der Polyole werden epoxidierte Fette und Öle, bzw. deren Ester mit
monofunktionellen Alkoholen, mit polyfunktionellen Alkoholen ringgeöffnet. Die
Druckschrift erwähnt die Tatsache, daß solche Isocyanat-Gießharze unempfindlich gegen
Hydrolyse und vorteilhaft in bezug auf die Blasenbildung bei der Verarbeitung sind. Die
Druckschrift gibt jedoch keinen Hinweis darauf, daß bei einer bestimmten Auswahl an
Polyolen ein nahezu ideales Hydrolyseverhalten erreicht werden kann, bei dem die
Wasseraufnahme nach relativ kurzer Zeit mit dem Erreichen eines Maximalwerts völlig
abbricht und der Probekörper ein konstantes Gewicht beibehält.
Überraschenderweise wurde nun gefunden, daß die Verwendung von
Ringöffnungsprodukten epoxidierter Fettsäureester oder deren Gemischen mit einem
Gehalt an zwei oder mehrfach ungesattigten Fettsäureestern mit 16 bis 20 C-Atomen von
insgesamt mindestens 40 Gew.-% und monofunktionellen Alkoholen mit 1 bis 8
C-Atomen, mit mindestens trifunktionellen Alkoholen als Polyole zur Herstellung von
Polyurethanen zu Werkstoffen führt, die eine ausgezeichnete Langzeithydrolysestabilität
aufweisen, und deren Wasseraufnahme pro Zeiteinheit nach einer Initialphase
vernachlässigbar klein wird.
Gegenstand der Erfindung ist also die Verwendung von Ringöffnungsprodukten
epoxidierter Fettsäureester, erhältlich aus Fettsäuren und/oder Fettsäuregemischen mit 16
bis 20 C-Atomen und monofunktionellen Alkoholen mit 1 bis 8 C-Atomen, wobei der
Anteil zwei oder mehrfach ungesättigter Fettsäuren insgesamt mindestens etwa 40 Gew.-%
und der Anteil einfach ungesättigter Fettsäuren durchschnittlich weniger als 35 Gew.-%
beträgt, mit mindestens trifunktionellen Alkoholen, zur Herstellung von Polyurethanen.
Bevorzugt werden Fettsäuregemische verwendet, deren Anteil an zwei- oder mehrfach
ungesättigten Fettsäuren insgesamt etwa 40 bis 85, insbesondere etwa 50 bis 76 Gew.-%
beträgt. Besonders gute Ergebnisse erhält man bei der Verwendung von Fettsäure
gemischen, in denen dieser Anteil etwa 50 bis 68 Gew.-% beträgt.
Zur Darstellung erfindungsgemäß geeigneter Polyole können die epoxidierten
Fettsäureester der vollständigen Ringöffnung mit mehrfunktionellen Alkoholen oder auch
der teilweisen Ringöffnung unterzogen werden. Bei der teilweisen Ringöffnung entstehen
modifizierte Fettsäureester mit Epoxid- und Hydroxyl- sowie Ethergruppen. Die
Herstellung derartiger Produkte am Beispiel der Triglyceride ist Gegenstand der deutschen
Patentanmeldung DE 32 46 612. Danach werden Triglyceride eines wenigstens anteils
weise olefinisch ungesättigte Fettsäuren enthaltenden Fettsäuregemisches mit ein- oder
mehrwertigen Alkoholen in Gegenwart von Katalysatoren zur Herstellung von
Triglyceridreaktionsprodukten der partiellen Ringöffnung unterworfen, indem die Reaktion
durch Zerstören oder Entfernen des Katalysators und/oder des Alkoholreaktanden nach
einem Umsatz von 20 bis 80 Mol-%, bezogen auf Epoxidgruppen, abgebrochen wird.
Eine besonders wichtige Klasse erfindungsgemaß geeigneter Polyole für Zwei
komponenten-Gießharze sind Ringöffnungsprodukte von epoxidierten Fettsäureestern
monofunktioneller C₁- bis C₈-Alkohole, insbesondere C₁- bis C₄-Alkohole, also z. B. von
epoxidierten Fettsäuremethyl-, -ethyl-, -propyl- oder -butylestern.
Zur Ringöffnung werden in der Regel Alkohole mit einer Funktionalität von 3 bis 8,
vorzugsweise 3 bis 6 eingesetzt, insbesondere Trimethylolethan, Trimethylolpropan,
Glycerin, Pentaerythrit oder Sorbit sowie Gemische dieser Alkohole. Die Herstellung
derartiger Produkte kann nach bekannten Epoxidations- und Ringöffnungsverfahren
erfolgen. Bevorzugt sind Ringöffnungsprodukte, bei denen ein Verhältnis zwischen
epoxidierten Fettsäureestern und dem zur Umsetzung verwendeten Alkohol von 1 : 0,1 bis
1 : 10, insbesondere von 1 : 0,5 bis 1 : 4 angewandt worden ist. In Analogie zu den
Öffnungsprodukten epoxidierter Fettalkohole sind auch hier 1 : 1 oder 1 : 2-Addukte
herstellbar. In der Regel sind die als Umsetzungsprodukte von epoxidierten
Fettsäuremethylestern mit aliphatischen C₃- bis C₈-Alkoholen der Funktionalität 3 bis 6
erhältlichen Polyole erfindungsgemäß bevorzugt.
Unter Fettsäuren werden Carbonsäuren mit nahezu ausschließlich unverzweigten
Kohlenstoffketten verstanden, insbesondere mit im Mittel mehr als 12 Kohlenstoffatomen,
vorzugsweise mit 16 bis 20 Kohlenstoffatomen. Erfindungsgemäß werden
vorteilhafterweise solche Fettsäuren oder Fettsäuregemische eingesetzt, die zwei- oder
mehrfach ungesättigte Fettsäuren, z. B. Linol- und Linolensäure, in den eingangs
geforderten Mengen enthalten. Sie können vorteilhafterweise aus Fetten und Ölen
natürlichen Ursprungs erhalten werden, wie z. B. aus Lein-, Tran-, Sonnenblumen-, Mais-,
Tall-, Hanf-, Perilla-, Mohn-, Satlor-, Walnuß- und Sojabohnen-Öl.
Üblicherweise werden zur Herstellung der erfindungsgemäßen Polyurethane keine reinen,
durch destillative Fraktionierung oder ähnliche, gleichwertige Reinigungsverfahren
aufbereitete Fettsäurederivate eingesetzt, sondern diejenigen Derivate, die aus der
Umsetzung geeigneter Fettsäureschnitte, wie sie insbesondere bei der geeigneten
Umsetzung natürlich vorkommender Fette und Öle gewonnen werden. So ist es im
erfindungsgemäßen Sinne durchaus zweckmäßig, die genannten Fette und Öle zunächst
mit den geeigneten monofunktionellen Alkoholen umzuestern, die entsprechend
entstehenden Alkylester zu epoxidieren und anschließend mit mindestens trifunktionellen
Alkoholen einer Ringöffnung zu unterwerfen.
Es ist daher im erfindungsgemäßen Sinne bevorzugt, die epoxidierten
Umesterungsprodukte von Sojaöl, Leinöl, Baumwollsaatöl und Sonnenblumenöl mit
monofunktionellen Alkoholen, einer solchen Ringöffnung zu unterziehen.
Alle bisher erwähnten, als Polyole verwendbaren Alkoholgemische können weiterhin noch
einer Kettenverlängerungsreaktion unterzogen werden. Zu diesem Zweck werden sie unter
an sich bekannten Bedingungen mit C₂- bis C₄-Epoxiden umgesetzt. Bevorzugt ist hier die
Umsetzung mit Ethylenoxid. Die Alkoholgemische können pro Mol OH-Gruppen mit 1 bis
40 Mol Ethylenoxid umgesetzt werden. Bevorzugt ist die Umsetzung mit 5 bis 20 Mol und
insbesondere mit 10 bis 15 Mol Ethylenoxid. Außer mit Ethylenoxid kann auch mit
Propylenoxid umgesetzt werden, wobei pro Mol OH-Gruppe bis zu 40 Mol, vorzugsweise
jedoch 5 bis 20 Mol Propylenoxid eingesetzt werden. Weiterhin kann mit anderen
kurzkettigen Epoxiden, etwa mit Glycidol, umgesetzt werden. Schließlich ist Butenoxid
ein geeignetes Umsetzungsmittel. Die Umsetzung mit Ethylenoxid und/oder mit Glycidol
führt zu einer Hydrophilierung der Härter, was für manchen Einsatzzweck gewünscht
wird.
Die Isocyanat-Komponente der erfindungsgemäßen Gießharze ist eine
Isocyanatverbindung der Funktionalität 2 bis 4. Geeignet sind hier sowohl aromatische als
auch aliphatische, monocyclische wie polycyclische, mehrfunktionelle Isocyanat
verbindungen. So kann nach einer ersten Ausführungsform als aromatische Iso
cyanatverbindung Toluylendiisocyanat oder Diphenylmethandiisocyanat eingesetzt werden.
Besonders geeignet ist technisches Diphenylmethandiisocyanat mit einem Gehalt an
höherfunktionellen Diisocyanaten und einer Funktionalität an Isocyanatgruppen größer als
2. Ein weiteres geeignetes aromatisches Diisocyanat ist Xylylendiisocyanat. Darüber hinaus
kann eine Vielzahl aliphatischer Isocyanate der Funktionalität 2 und höher eingesetzt
werden. Beispiele sind hier Isophorondiisocyanat, tris(6-Isocyanatohexyl)isocyanurat und
Dicyclohexylmethandiisocyanat als cyclische aliphatische Diisocyanate. Weitere Beispiele
sind aliphatische, geradkettige Diisocyanate, wie sie durch Phosgenisierung von Diaminen
gewonnen werden, zum Beispiel Tetramethylendiisocyanat oder Hexamethylendiisocyanat.
Insbesondere können im erfindungsgemäßen Sinne Isophorondiisocyanat, tris(6-Iso
cyanatohexyl)isocyanurat, Dicyclohexylmethandiisocyanat, Hexamethylendiisocyanat
(HDI), HDI-Biuret und/oder HDI-Trimer eingesetzt werden.
Als Isocyanat-Komponente in den erfindungsgemäßen Zweikomponenten-Gießharze
können außer den mehrfunktionellen Isocyanat-Verbindungen an sich auch Prepolymere
eingesetzt werden. Unter Prepolymeren werden hier die Addukte mehrfunktioneller
Isocyanate an mehrfunktionelle Alkohole, etwa die Umsetzungsprodukte eines der
vorgenannten aromatischen oder aliphatischen Diisocyanate mit Ethylenglykol,
Propylenglykol, Glycerin, Trimethylolpropan oder Pentaerythrit verstanden. Auch
Umsetzungsprodukte von Diisocyanaten mit Polyetherpolyolen, zum Beispiel
Polyetherpolyolen auf Basis Polyethylenoxid oder auf Basis Polypropylenoxid können als
Prepolymere verwendet werden. Ebenso geeignet sind Prepolymere, deren
Polyolkomponente aus Bausteinen auf oleochemischer Basis besteht. So sind
beispielsweise die Umsetzungsprodukte von hydroxygruppenhaltigen Triglyceriden wie
Rizinusöl oder die Ringöffnungsprodukte epoxidierter Triglyceride mit ein- oder
mehrwertigen Alkholen brauchbar. Hierbei sind insbesondere die Ringöffnungsprodukte
von Sojaöl, Rüböl, Leinöl, Baumwollsaatöl und/oder Sonnenblumenöl zu erwähnen.
Gleichermaßen geeignet zur Herstellung von Prepolymeren sind auch die
erfindungsgemäßen Polyole. Aber auch cyclische Prepolymere aus Diisocyanaten sind
brauchbar, z. B. Isocyanurate. Insbesondere werden solche Polyurethanprepolymere
eingesetzt, die im Mittel zwei oder mehr Isocyanatgruppen pro Molekül tragen, wie
beispielsweise Isocyanurate, aber auch Addukte von aliphatischen oder aromatischen
Diisocyanaten an Diole und/oder Triole sind erfindungsgemäß einsetzbar.
Die Zweikomponenten-Gießharze und Beschichtungsmassen können weiterhin
verschiedene Hilfsstoffe enthalten, die vorzugsweise dem Polyol zugemischt werden.
Verwendet werden können hier zum Beispiel Füllstoffe. Als Füllstoffe geeignet sind
gegenüber Isocyanaten nicht reaktive, anorganische Verbindungen wie zum Beispiel
Kreide oder Gips, gefällte Kieselsäuren, Bentonite, gemahlene Mineralien sowie andere,
dem auf dem Arbeitsgebiet tätigen Fachmann bekannte anorganische Füllstoffe wie
beispielsweise anorganische Fasern. Weiterhin können auch organische Füllstoffe und
Fasern verwendet werden, insbesondere Faserkurzschnitte und anderes. Bevorzugt sind
Füllstoffe, die den Gießharzen Thixotropie verleihen. Eine besondere Bedeutung kann der
Zugabe von Zeolith als Trocknungsmittel zukommen. Hierdurch können besonders
homogene, blasenfreie Materialien erhalten werden.
Die erfindungsgemäßen Zweikomponenten-Gießharze bzw. Beschichtungsmassen können
weiterhin Beschleuniger enthalten. Geeignet sind zum Beispiel tertiäre Basen wie Bis-
(N,N-dimethylamino)-diethylether, Dimethylaminocyclohexan, N,N-Dimethyl-benzylamin,
N-Methylmorpholin sowie die Umsetzungsprodukte von Dialkyl-(β-hydroxyethyl)-amin
mit Monoisocyanaten und Veresterungsprodukte von Dialkyl-(β-hydroxyethyl)-amin und
Dicarbonsäuren. Ein weiterer wichtiger Beschleuniger ist das 1,4-Diamino-bicyclo-(2.2.2)-octan.
Ferner können nichtbasische Substanzen als Beschleuniger verwendet werden. Hier
seien Metallverbindungen genannt, beispielsweise Eisenpentacarbonyl, Nickeltetra
carbonyl, Eisenacetylacetonat sowie Zinn-(II)-(2-ethylhexoat), Dibutylzinndilaurat oder
Molybdänglykolat.
Außer den genannten Verbindungen können die Gießharze bzw. Beschichtungsmassen
noch weitere Hilfsstoffe enthalten. Zu erwähnen sind hier Lösungsmittel. Geeignet sind
Lösungsmittel, die ihrerseits nicht mit Isocyanatgruppen reagieren, wie zum Beispiel halo
genierte Kohlenwasserstoffe, Ester, Ketone, aromatische Kohlenwasserstoffe und andere.
Weiterhin können Weichmacher, Flammschutzmittel, Verzögerer, Farbstoffe, Stabi
lisatoren und Alterungsschutzmittel, wie sie in entsprechenden Gießharzen bekannt sind,
miteingearbeitet werden.
Die erfindungsgemäß verwendeten Polyole können durch andere Polyole in einem Ausmaß
von bis zu 80% ersetzt werden. Bevorzugt werden sie jedoch unvermischt eingesetzt.
Die Isocyanat-Gießharze bzw. Beschichtungsmassen werden bis zu ihrer Anwendung
zweikomponentig gelagert, daß heißt bis zu diesem Zeitpunkt werden Polyol und
Isocyanatverbindung getrennt aufbewahrt. Zur Anwendung werden diese beiden
Verbindungen miteinander vermischt und das Gemisch auf die zu beschichtenden Substrate
aufgetragen. Bezüglich des Mischungsverhältnisses und von Maßnahmen zur
Beeinflussung der Topfzeit sei auf das allgemeine Fachwissen des Fachmanns verwiesen.
Dies ist beispielsweise in der Monographie von Saunders und Frisch "Polyurethanes,
Chemistry and Technology", Band XVI der Serie High Polymers "Interscience Publishers"
New York - London, Teil I (1962) und Teil II (1964) dokumentiert. Um das richtige
Mischungsverhältnis zu finden, wird der Fachmann im allgemeinen eine Äquivalenz an
Isocyanat und OH-Gruppen anstreben. Dazu kann in Vorversuchen die OH-Zahl der
Alkoholgemische und die Isocyanatzahl der Isocyanatverbindungen bestimmt werden, aus
denen sich dann die Anzahl der Mole reaktiver Gruppen pro Gramm errechnen läßt.
Besonders geeignete erfindungsgemäße Polyole weisen OH-Zahlen zwischen 120 und 500,
vorzugsweise zwischen 150 und 380 auf. Je nach chemischer Struktur sind jedoch auch
Verbindungen mit geringerer oder höherer OH-Zahl, etwa mit OH-Zahlen zwischen 60
und 120 oder zwischen 240 und 700 geeignet, sofern ihre Funktionalität nicht weniger als
zwei OH-Gruppen pro Molekül beträgt.
Die erfindungsgemäß hergestellten Gießharze bzw. Beschichtungsmassen sind gegenüber
Feuchtigkeit und sogar gegenüber Wasser weitgehend inert. So ist es möglich, sie für
feuchte Untergründe aus z. B. Holz oder Textilien zu verwenden. Darüber hinaus sind sie
zusätzlich beständig gegen aggressive Medien wie Salzlösungen, anorganische oder
organische Säuren - z. B. Essigsäure -, Laugen, organische Lösungsmittel und Esteröle auf
organischer Basis, z. B. synthetische Ester wie Rapsölmethylester und Schmierstoffester.
Daher eignen sich die Harze und die Massen zur Verwendung in der chemischen Industrie,
in der Elektro- und Mineralöl-Industrie und z. B. in Bädern, beim Modellbau sowie bei
Fassaden, insbesondere bei der Betonsanierung und Lackierung sowie zum Kor
rosionsschutz. Es können zähharte, schlagfeste, flexible Beschichtungen hergestellt
werden.
Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist die Verwendung der erfindungsgemäßem
Polyurethane in Verbundwerkstoffen und/oder Blends, wobei als Blends homogene,
mikro- oder auch makroseparierte Mischungen mit anderen Kunststoffen zu verstehen
sind. Hierzu können die Polyurethane in unterschiedlichen Mischungsverhältnissen mit
einer oder mehreren zusätzlichen Komponenten zusammen zu einem Werkstoff mit
verbesserten und/oder neuen Eigenschaften verarbeitet werden. Im Gegensatz zu den
Füllstoffen, die hauptsächlich kostensenkende Funktion besitzen, übernehmen die im
Folgenden angesprochenen Zusätze eine funktionelle, hauptsächlich mit einer
Verbesserung der physikalischen Materialeigenschaften verbundene Aufgabe im Material.
Zur Herstellung von Verbundwerkstoffen werden die erfindungsgemäßen Polyurethane
beispielsweise mit natürlichen oder synthetischen Fasern, Faserkurzschnitten, Geweben
oder dergleichen zusammen verarbeitet. Geeignete Materialien sind z. B. die natürlichen
Fasern wie Seide, Baumwolle, Wolle, Jute, Hanf Flachs, Sisal, Stroh oder dergleichen,
ebenso geeignet sind jedoch die Sekundärprodukte dieser Fasern in ihrer bearbeiteten
Form, beispielsweise als Gewebe. Die Fasern können sowohl in unbehandelter als auch in
behandelter Form in die erfindungsgemäßen Polyurethane eingearbeitet werden. Als
geeignete Mittel zur Oberflächenbehandlung haben sich beispielsweise die Schlichten auf
Siloxanbasis oder auf Polyesterbasis erwiesen, wie sie dem Fachmann für solche
Oberflächenbehandlungen bekannt sind. Die so entstehenden Verbundwerkstoffe verfügen
in vielen Fällen über eine hervorragende Stabilität, Reißfestigkeit, Abriebfestigkeit und
Zähigkeit, wie sie für viele Anwendungen in hydrolysegefährdeten Bereichen gefordert
wird.
Neben den natürlichen Fasern können auch Fasern synthetischer Natur, wie beispielsweise
Polyamide, Polyester, Polyether oder Carbon aber auch anorganische Fasern, wie
beispielsweise Glasfasern und Glasfasermatten, eingearbeitet werden.
Die Erfindung wird anhand von nachfolgenden Beispielen im einzelnen erläutert:
Zum Vergleich der Eigenschaften der auf erfindungsgemäßen Polyolen basierenden
Polyurethanen und solchen, wie sie dem bekannten Stand der Technik entsprechen,
wurden mit den folgenden Polyolen Vergleichsversuche durchgeführt.
Erfindungsgemäß:
Polyol E1: Polyester-/ether, OHZ 390 (Sojafettsäuremethylesterepoxid/TMP).
Polyol E1: Polyester-/ether, OHZ 390 (Sojafettsäuremethylesterepoxid/TMP).
Vergleichsbeispiele:
Polyol V1: Polyether, OHZ 530 (TMP × PO)
Polyol V2: Polyether, OHZ 390 (TMP × PO)
Polyol V3: Polyester-/ether, OHZ 310 (Ölsäuremethylesterepoxid/TMP)
Polyol V4: Polyester, OHZ 160 (Rizinusöl).
Polyol V1: Polyether, OHZ 530 (TMP × PO)
Polyol V2: Polyether, OHZ 390 (TMP × PO)
Polyol V3: Polyester-/ether, OHZ 310 (Ölsäuremethylesterepoxid/TMP)
Polyol V4: Polyester, OHZ 160 (Rizinusöl).
Wasseraufnahme von PUR Prüfkörpern (hergestellt durch äquimolare Vernetzung der
obengenannten Polyole mit Polymer MDI, 31% NCO und Zusatz von 5 Gew.-%
Molekularsiebpaste zwecks Bindung des Restwassers in den Polyolen) in Gew.-% nach
Lagerung in deionisiertem Wasser bei 80°C.
Glasübergangstemperaturen von Polyurethanprüfkörpern (hergestellt durch äquimolare
Vernetzung der obengenannten Polyole mit Polymer MDI, 31% NCO und Zusatz von 5%
Molekularsiebpaste zwecks Bindung des Restwassers in den Polyolen):
Aussehen von Polyurethanprüfkörpern (Herstellung s. o.) bei Aushärtung von 10 g
Reaktionsmasse (⌀ 80 mm) bei 30°C und 80% relativer Luftfeuchtigkeit:
Erfindungsgemäß:
Polyol E1: schaumfreie Gießmasse, 2 mm Schichtdicke.
Polyol E1: schaumfreie Gießmasse, 2 mm Schichtdicke.
Vergleichsbeispiele:
Polyol V1: Schaum, 3-9 mm Schichtdicke
Polyol V2: Schaum, 3-9 mm Schichtdicke
Polyol V3: schaumfreie Gießmasse, 2 mm Schichtdicke
Polyol V4: schaumfreie Gießmasse, 2 mm Schichtdicke.
Polyol V1: Schaum, 3-9 mm Schichtdicke
Polyol V2: Schaum, 3-9 mm Schichtdicke
Polyol V3: schaumfreie Gießmasse, 2 mm Schichtdicke
Polyol V4: schaumfreie Gießmasse, 2 mm Schichtdicke.
Die Beispiele zeigen, daß durch Verwendung der erfindungsgemäßen Ringöffnungspro
dukte mit Alkoholen als Polyolkomponente beispielsweise PUR-Gießharze hergestellt
werden können, die, im Gegensatz zu auf Ethylen- oder Propylenoxidderivaten
basierenden Polyurethanen, an der feuchten Luft blasenfrei aushärten.
Während diese Anforderung zwar von vergleichbaren, auf einfach ungesättigten Fettsäuren
basierenden Polyurethanen ebenfalls erfüllt wird (Polyole V3 und V4), zeigt die
Untersuchung der Hydrolysebeständigkeit jedoch eindeutig die Überlegenheit der
erfindungsgemäßen Gießharze.
Claims (11)
1. Verwendung von Ringöffnungsprodukten epoxidierter Fettsäureester, erhältlich aus
Fettsäuren und/oder Fettsäuregemischen mit 16 bis 20 C-Atomen und
monofunktionellen Alkoholen mit 1 bis 8 C-Atomen, wobei der Anteil zwei oder
mehrfach ungesättigter Fettsäuren insgesamt mindestens etwa 40 Gew.-% und der
Anteil einfach ungesättigter Fettsäuren durchschnittlich weniger als 35 Gew.-%,
jeweils bezogen auf den Gesamtgehalt an Fettsäuren, beträgt, mit mindestens
trifunktionellen Alkoholen, zur Herstellung von Polyurethanen.
2. Verwendung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zur Herstellung der
Fettsäureester Fettsäuregemische, deren Anteil an zwei oder mehrfach ungesättigen
Fettsäuren insgesamt 40 bis 85, insbesondere 50 bis 76 Gew.-% beträgt, eingesetzt
werden.
3. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß
Gemische von Ringöffnungsprodukten epoxidierter Fettsäureester, wie sie durch
Umesterung von natürlichen Triglyceriden wie Sojaöl, Leinöl, Baumwollsaatöl und
Sonnenblumenöl mit monofunktionellen Alkoholen mit 1 bis 8 C-Atomen und
anschließender Ringöffnung erhältlich sind, eingesetzt werden.
4. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß zur
Ringöffnung Polyole mit einer Funktionalität von 3 bis 8, insbesondere 3 bis 6
eingesetzt werden.
5. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß zur
Ringöffnung Trimethylolpropan, Glycerin, Trimethylolethan, Pentaerythrit und/oder
Sorbit verwendet werden.
6. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß es sich
bei der Isocyanat-Komponente um aromatische Diisocyanate vorzugsweise um
Diphenylmethandiisocyanat und insbesondere technisches Diphenylmethandiisocyanat
der Funktionalität größer als 2, oder Toluylendiisocyanat handelt.
7. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß es sich
bei der Isocyanat-Komponente um Isophorondiisocyanat, tris(6-Isocyanatohexyl)iso
cyanurat, Dicyclohexylmethandiisocyanat, Hexamethylendiisocyanat (HDI),
HDI-Biuret und/oder HDI-Trimer handelt.
8. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 7 dadurch gekennzeichnet, daß es sich
bei der Isocyanat-Komponente um Polyurethanprepolymere mit im Mittel 2 oder
mehr Isocyanatgruppen pro Molekül handelt, z. B. um ein Isocyanurat, insbesondere
um Addukte von aliphatischen oder aromatischen Diisocyanaten an Diole und/oder
Triole.
9. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 8 dadurch gekennzeichnet, daß das
Gießharz bzw. die Beschichtungsmasse mindestens eine der Komponenten: Be
schleuniger, Stabilisatoren, gegenüber Isocyanatgruppen nicht reaktive Lösungsmittel
und/oder Verzögerer enthält.
10. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß das
Gießharz bzw. die Beschichtungsmasse übliche Füllstoffe wie zum Beispiel Kreide,
Gips, gefällte Kieselsäuren, organische oder anorganische Fasern oder Zeolith enthält.
11. Verwendung der Polyurethanmassen nach einem der Ansprüche 1 bis 10 in
Verbundwerkstoffen oder Blends.
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