DE19544445A1 - Verfahren zur Verbesserung des Regelverhaltens eines ABS für geländegängige Fahrzeuge - Google Patents
Verfahren zur Verbesserung des Regelverhaltens eines ABS für geländegängige FahrzeugeInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Verbesse
rung des Regelverhaltens eines Blockierschutz-Regelungssy
stems für geländegängige Fahrzeuge, insbesondere des Regel
verhaltens auf Kies, Schotter und ähnlichem, bei dem das
Drehverhalten der einzelnen Räder gemessen und zur Ermitt
lung von Eingangsgrößen für die Blockierschutzregelung aus
gewertet wird.
Bei Fahrzeugen der mittleren und höheren Preisklasse gehören
heutzutage Blockierschutzregelungssysteme (ABS) zu den Stan
dardausrüstungen. Kleinere und preiswertere Fahrzeuge werden
in zunehmendem Maße in diesen Kreis einbezogen. Die Vorzüge
einer Blockierschutzregelung sind unbestritten, obwohl es
Ausnahme-Situationen gibt, in denen durch eine Blockier
schutzregelung der Bremsweg länger werden kann.
Von besonderer Bedeutung sind solche Ausnahme-Fahrsituatio
nen für geländegängige Fahrzeuge, deren Bremsleistung auf
Kies, Schotter und ähnlichem zu Beanstandungen Anlaß gibt;
auf solchen Fahrbahnbelägen ist die Bremsleistung eines
blockierten Rades relativ hoch. Es ist daher auch bereits
bekannt, bei solchen geländegängigen Fahrzeugen eine Ab
schaltmöglichkeit für das ABS vorzusehen, um die maximale
Verzögerung im Off-Road-Betrieb zu gewährleisten.
Natürlich ist eine solche Abschaltmöglichkeit kritisch. Bei
blockierten Vorderrädern ist das Fahrzeug nicht mehr lenk
bar. Bei blockierten Hinterrädern ist bekanntlich die Fahr
stabilität gefährdet.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein für ge
ländegängige, mit Blockierschutzregelung ausgerüstete Fahr
zeuge geeignetes Verfahren zu entwickeln, daß auch bei un
günstigen Fahrsituationen bzw. Fahrbahnsituationen eine ver
gleichsweise hohe Fahrzeugverzögerung sicherstellt, ohne daß
- durch Abschaltung des ABS - auf die Vorzüge einer Bloc
kierschutzregelung verzichtet werden muß.
Es hat sich nun gezeigt, daß diese Aufgabe durch das in den
beigefügten Ansprüchen 1 oder 3 beschriebene Verfahren ohne
Inkaufnahme von Nachteilen gelöst werden kann. Die Beson
derheit des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht nach An
spruch 1 darin, daß bei einer Fahrzeuggeschwindigkeit bzw.
Fahrzeug-Referenzgeschwindigkeit, die unter einem vorgegebe
nen Grenzwert liegt, die Regelung derart ausgelegt wird, daß
erst nach dem Blockieren jeweils eines Rades einer Fahrzeug
achse die Blockierschutzregelung für das zweite Rad der Ach
se einsetzt. Es wird also jeweils das Blockieren eines Rades
einer Achse zugelassen und nur die Laufstabilität des zwei
ten Rades geregelt.
Nach Anspruch 3 wird nur bei Erkennen eines Geländebetriebes
bzw. einer bestimmten Fahrbahnbeschaffenheit und niedriger
Geschwindigkeit ein Sonder-Regelmodus aktiviert, bei dem
erst nach dem Blockieren eines Rades einer Achse die Rege
lung für das zweite Rad dieser Achse wirksam wird.
Nach der einen Variante der Erfindung wird also grund
sätzlich bei einer Fahrzeug-Geschwindigkeit, die unter einem
vorgegebenen Grenzwert liegt, das Blockieren jeweils eines
Rades einer Achse zugelassen. Nach der alternativen Variante
wird ein Sonder-Regelungsmodus erst dann aktiviert, wenn ein
"Geländebetrieb" erkannt wird und wenn gleichzeitig die
Fahrzeug-(Referenz)geschwindigkeit unter dem vorgegebenen
Grenzwert liegt.
Einige vorteilhafte Ausführungsbeispiele des erfindungsgemä
ßen Verfahrens sind in den Unteransprüchen genannt.
Durch das erfindungsgemäße Verfahren wird im Gelände und bei
niedriger Fahrzeuggeschwindigkeit durch das Blockieren eines
Rades einer Achse eine besonders hohe Bremsleistung bzw.
Fahrzeugverzögerung sichergestellt und gleichzeitig durch
die Regelung des zweiten Rades der Erhalt der Lenkfähigkeit
und der Fahrstabilität aufrechterhalten; zumindest ist die
Lenkfähigkeit und Stabilität besser als bei abgeschaltetem
ABS bzw. bei vier blockierten Rädern. Der Bremsweg wird in
den genannten Situationen deutlich kürzer, um bis zu 25%,
im Vergleich zu einer Regelung an allen Rädern.
Weitere Merkmale, Vorteile und Anwendungsmöglichkeiten der
Erfindung gehen aus der folgenden Darstellung von Einzelhei
ten anhand der beigefügten Abbildung hervor, die die wesent
lichen Komponenten einer Schaltungsanordnung zur Durchfüh
rung des erfindungsgemäßen Verfahrens wiedergibt.
Bei dem dargestellten Ausführungsbeispiel einer Schaltungs
anordnung, die für ein geländegängiges Fahrzeug vorgesehen
ist und zur Blockierschutzregelung dient, werden die Ein
gangssignale des Blockierschutzregelungssystems mit Hilfe
von Radsensoren S1 bis S4 gewonnen. Aus den Sensorsignalen
werden in einer Aufbereitungsschaltung 1 Signale oder Daten
abgeleitet, welche die Geschwindigkeiten v₁ bis v₄ der ein
zelnen Fahrzeugräder und das Drehverhalten dieser Räder
wiedergeben.
In einer Auswerteschaltung 2 werden in bekannter Weise die
Geschwindigkeitssignale v₁ bis v₄ ausgewertet, wobei vor al
lem die Änderungen der Fahrzeuggeschwindigkeiten, nämlich
die Radverzögerungen und -beschleunigungen ₁ bis ₄, die
zeitlichen Änderungen dieser Größen v₁ bis v₄ (der Ruck) und
der Radschlupf λ₁ bis λ₄ interessieren.
Zur Ermittlung des Radschlupfes wird in diesem Beispiel eine
Fahrzeug-Referenzgeschwindigkeit vREF herangezogen, die durch
logische Verknüpfung der einzelnen Radgeschwindigkeiten v₁
bis v₄ entsteht und die näherungsweise die Fahrzeuggeschwin
digkeit wiedergibt.
In einem symbolisch als ABS-Logik dargestellten Schaltkreis
4 werden durch Datenverarbeitung auf Basis komplexer Algo
rithmen und durch Auswertung aller zur Verfügung stehenden
Informationen aus den radindividuellen Meßwerten und den
abgeleiteten Größen (Verzögerung, Beschleunigung, Ruck,
Schlupf, Referenzgeschwindigkeit usw.) Bremsdrucksteuersi
gnale gewonnen, die über eine Ventilansteuerung 5 einem
Schaltblock 6 zugeführt werden. Dieser Schaltblock enthält
Bremsdruckaktuatoren, z. B. elektromagnetisch steuerbare Hy
draulikventile. Bei bekannten Blockierschutzregelungssyste
men verfügt jedes Fahrzeugrad über ein elektromagnetisch
steuerbares Einlaß- und ein Auslaßventil, mit denen in Ver
bindung mit einem Hilfsdruck-Versorgungssystem oder einer
hydraulischen Rückförderpumpe der Bremsdruck in den einzel
nen Fahrzeugrädern gesteuert und moduliert werden kann.
Ein ABS-Schaltungssystem der dargestellten Art kann natür
lich auch mit Hilfe von programmgesteuerten Schaltkreisen,
wie Mikrocomputer, Mikrocontroller oder dergleichen, ver
wirklicht werden.
Die abgebildete Schaltungsanordnung enthält außerdem eine
Zusatzschaltung 7, die die zur Durchführung des
erfindungsgemäßen Verfahrens erforderlichen Schaltkreise
enthält oder die die für dieses Verfahren notwendigen Pro
grammschritte verkörpert. Diese Zusatzschaltung 7 setzt sich
aus zwei Erkennungsschaltungen 8 und 9 und einer UND-Ver
knüpfung 10 zusammen.
Der Schaltkreis 8 erkennt und signalisiert eine Fahrsitua
tion im Gelände, d. h. auf holpriger Fahrbahn, auf Kies,
Schotter oder dergleichen. Zur Identifizierung einer solchen
Fahrbahn-Situation werden zweckmäßigerweise - wie hier - die
von den Radsensoren abgegebenen und in der Auswerteschaltung
2 ausgewerteten Radsignale analysiert. Das Fahren im Gelände
führt zu typischem Raddrehverhalten, zu Raddrehschwingungen,
Fahrwerksschwingungen bestimmter Amplitude- oder Frequenz
oder dergleichen; der typische Signalverlauf ist von der
jeweiligen Fahrwerkskonstruktion abhängig.
Der Eingang E1 der Zusatzschaltung 7 bzw. der Erkennungs
schaltung 8 kann alternativ oder zusätzlich mit einem (nicht
dargestellten) manuell betätigbaren Schalter in Verbindung
stehen, mit dessen Hilfe der Erkennungsschaltung 7 "Gelände
betrieb" signalisiert werden kann.
Die zweite Erkennungsschaltung 9, deren Eingang mit E2 be
zeichnet ist, vergleicht die momentane Fahrzeug-Referenz
geschwindigkeit (vREF) mit einer vorgegebenen Fahrzeug-Ge
schwindigkeitsschwelle vG. Liegt die Fahrzeuggeschwindigkeit
vREF unter dem vorgegebenen Geschwindigkeitsgrenzwert vG und
wird "Geländebetrieb" durch die Schaltung 8 erkannt, wird
dies über die UND-Verknüpfung 10 der ABS-Logik 4 signali
siert. Mit Hilfe der ABS-Logik 4 wird daraufhin - solange
die vorgenannten Kriterien erfüllt sind - auf den Sonder-
Regelungsmodus "umgeschaltet". Nach Aktivierung dieses
Sonder-Regelungsmodi wird ein Druckabbau bzw. eine Blockier
schutzregelung an einem Rad erst nach dem Blockieren des
zweiten Rades der jeweiligen Achse zugelassen.
Als Grenzgeschwindigkeit vG, oberhalb der kein Sonder-Rege
lungsmodus möglich ist oder beendet wird, hat sich ein Wert
in der Größenordnung zwischen 15 km/h und 25 km/h, z. B. ein
Grenzwert von 20 km/h, als zweckmäßig erwiesen. Bei höherer
Fahrzeug-(Referenz)geschwindigkeit, bei der im allgemeinen
kein "Geländebetrieb" vorliegt, wird einer ungehinderten
Blockierschutzregelung mit optimaler Lenkfähigkeit und Fahr
stabilität der Vorrang eingeräumt.
Claims (5)
1. Verfahren zur Verbesserung des Regelverhaltens eines
Blockierschutz-Regelungssystems für geländegängige Fahr
zeuge, insbesondere des Regelverhaltens auf Kies, Schot
ter und ähnlichem, bei dem das Drehverhalten der ein
zelnen Fahrzeugräder gemessen und zur Ermittlung von
Eingangsgrößen für die Blockierschutzregelung ausgewer
tet wird, dadurch gekennzeichnet, daß bei einer
Fahrzeug-Geschwindigkeit bzw. Fahrzeug-Referenzgeschwin
digkeit (vREF) unter einem vorgegebenen Grenzwert (vG) die
Regelung derart ausgelegt wird, daß erst nach dem Bloc
kieren jeweils eines Rades einer Achse die Blockier
schutzregelung für das zweite Rad der Achse einsetzt
bzw. zugelassen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
ein Grenzwert (vG) für die Fahrzeuggeschwindigkeit bzw.
Fahrzeug-Referenzgeschwindigkeit (vREF) in der Größenord
nung von 15 km/h bis 25 km/h vorgegeben wird.
3. Verfahren zur Verbesserung des Regelverhaltens eines
Blockierschutz-Regelungssystems für geländegängige Fahr
zeuge, bei dem das Drehverhalten der einzelnen Räder
gemessen und zur Ermittlung von Eingangsgrößen für die
Blockierschutzregelung ausgewertet wird, dadurch gekenn
zeichnet, daß bei Geländebetrieb, d. h. bei Erkennen ei
ner Fahrsituation auf holpriger Fahrbahn oder derglei
chen, und bei einer Fahrzeuggeschwindigkeit bzw.
Fahrzeug-Referenzgeschwindigkeit (vREF) unterhalb eines
vorgegebenen Grenzwertes (vG) ein Sonder-Regelungsmodus
aktiviert wird, bei dem erst nach dem Blockieren eines
Rades einer Achse die Blockierschutzregelung für das
zweite Rad der Achse wirksam wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß
beim Erkennen von Fahrwerksschwingungen, Radschwingun
gen, Raddrehschwingungen oder dergleichen, die für einen
Geländebetrieb typisch sind, der Sonder-Regelungsmodus
selbsttätig aktiviert wird.
5. Verfahren nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeich
net, daß die Regelung bei einer Fahrzeuggeschwindigkeit
bzw. Fahrzeug-Referenzgeschwindigkeit vREF unterhalb eines
vorgegebenen Grenzwertes (vG) manuell auf den Sonder-Re
gelungsmodus umgestaltet werden kann.
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