DE19543886C2 - Mit Gips gefülltes, elastisches Schaumstoffmaterial und Verfahren zu seiner Herstellung - Google Patents
Mit Gips gefülltes, elastisches Schaumstoffmaterial und Verfahren zu seiner HerstellungInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein elastisches, poröses
Material auf Basis von Gips mit guter Festigkeit.
Im Baubereich werden große Mengen sehr gut feuerhemmender und
gleichzeitig preisgünstiger Materialien benötigt. Hierfür bietet
sich der Einsatz von gipshaltigen Polymermaterialien an. Gips
liegt in ungebranntem Zustand als Sekundärrohstoff aus
Rauchgasentschwefelungsanlagen (sog. REA-Gips) in großen Mengen
vor. Seine Verwendung ist in doppelter Hinsicht preiswert, da er
zum einen ein leicht verfügbares, preisgünstiges Material ist
und zum anderen seine Verwendung als wiederverwertbarer
Werkstoff die Abfallmengen von Rauchgasentschwefelungsanlagen
verringert.
Aus der DE-OS 34 37 627 sind Formteile aus heißhärtendem
Silikonkautschuk bekannt, der bei einer Mikrowellenbestrahlung
in Gegenwart von Wasser schneller aushärtet. Ein Aufschäumen
soll dabei vermieden werden. Es wird vorgeschlagen, das
benötigte Wasser in Form von grundfeuchtem Mehl oder von Gips
einzutragen.
Weiterhin sind bereits geschäumte, feste Produkte mit Rohdichten
im Bereich zwischen 0,1 und 0,5 g/cm3 bekannt. Stand der Technik
ist die Herstellung von gipshaltigen Schaumstoffen durch Einsatz
isocyanathaltiger Preaddukte bei der Verfestigung von
hydratisierten Gipsen, wie sie z. B. durch die Schriften DD 298
906 bzw. DE 29 40 785 beschrieben werden. Diese durch niedrige
Raumgewichte ausgezeichneten Baustoffe sind starr und weisen als
Nachteil die Entstehung von blausäurehaltigen Pyrolysegasen im
Brandfall auf.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist die Bereitstellung von
flexiblen Materialien mit ausgezeichneten feuerhemmenden
Eigenschaften, die im Brandfall keine blausäurehaltigen Gase
entstehen lassen.
Diese Aufgabe wird durch die Bereitstellung eines mit Gips
gefüllten Schaumstoffmaterials gelöst, welches mindestens ein
elastisches Polymeres mit anorganischer Haupkette oder
anorganischem Netzwerk enthält.
Es hat sich überraschend gezeigt, daß die Kombination von Gips
mit derartigen elastischen Polymeren zu Produkten mit unerwartet
günstigen Flammschutzeigenschaften führt. Auch die
Empfindlichkeit gegenüber Wasser ist trotz des hohen
Gipsgehaltes erstaunlicherweise außerordentlich gering.
Zusätzlich wurde festgestellt, daß die Einarbeitung von Gips in
die genannten elastischen Polymeren zu einer wesentlich
verbesserten Schallabsorption führt, während ungefüllte
Schaumstoffe sehr viel schlechter den Schall absorbieren. Es
wird vermutet, daß diese Eigenschaften einerseits durch eine
hohe Offenzelligkeit im Vergleich zum weitgehend
geschlossenzelligen Schaum des Standes der Technik und
darüberhinaus durch die unerwartet gute Einbindung des Gipses in
das Polymere bewirkt werden, was anhand der im Mikroskop
sichtbaren, nahezu vollständigen Umhüllung der Gipskörner
festgestellt werden kann. Dies äußert sich auch durch die nicht
festzustellende Ausgliederung von Gipskörnern beim Walken des
Schaumstoffes.
Elastische Polymere mit anorganischer Hauptkette bzw. mit
anorganischem Netzwerk sind in verschiedensten Varianten bekannt
und besitzen ausgezeichnete Eigenschaften in Bezug auf
Temperaturbeständigkeit, Härte und dergleichen, wobei sich je
nach Materialien die gewünschten Eigenschaften auch
"maßschneidern" lassen. Als Beispiele für erfindungsgemäß
verwendbare Elastomermassen seien elastische Polysiloxan-
Kunststoffe genannt. Dabei können die höher funktionellen
Vernetzungsstellen, die meist aus Silicium-Atomen bestehen,
durch Metallatome (z. B. Al, Ti, Co, Ni, B) ersetzt sein.
Letztere Verbindungen werden meist als Polyorganometallosiloxane
bezeichnet. Die Silicongruppen können variabel substituiert
sein; so sind phenylierte Siliconharze wegen ihrer Elastizität
und Wärmebeständigkeit gesucht, während Fluorsilicone sich
besonders durch ihre Oxidations- und Chemikalien-Beständigkeit
auszeichnen. Weitere Beispiele für die erfindungsgemäßen
Polymeren mit anorganischem Netzwerk sind die sogenannten
ORMOCERE (ORganic MOdified CERamics). Solche ORMOCERE sind
Polymere auf Basis von Monomeren mit der allgemeinen Formel
XaRbSiR'(4-a-b), wobei X ganz allgemein eine hydrolysierbare
Gruppe ist, R ein organischer Rest ist, der über ein C-Atom am
Silicium gebunden ist, und R' eine ebensolche Gruppe darstellt,
die mindestens eine polymerisierbare Gruppe (z. B. eine
Doppelbindung) enthält. a kann Werte von 1 bis 3 annehmen,
während b = 0 bis 2 ist. Diese Verbindungen werden hydrolytisch
kondensiert und durch eine organische Polymerisationsreaktion
thermisch, durch UV-Strahlung oder dergleichen polymerisiert,
wobei Materialien erhalten werden, die sich durch Einstellen der
verschiedenen Parameter im Molekül äußerst variabel gestalten
lassen. Gegebenenfalls kann ein Teil der Silicium-Atome durch
andere Metallatome wie Titan oder dergleichen ersetzt sein.
Eine dritte, ebenfalls beispielhafte genannte Gruppe für die
erfindungsgemäß eingesetzten elastischen Polymeren mit
anorganischer Hauptkette sind die Polyphosphazene, die
insbesondere in Form der Phenyloxyphosphazene äußerst stabile,
hochtemperaturfeste Kunststoffe für die Wehr- und
Raumfahrttechnik darstellen. Selbstverständlich sind auch andere
Polymere einsetzbar, wie beispielsweise Polyaluminiumphosphat
mit Phenyloxy- und/oder Siloxanseitengruppen und andere Polymere
mit Hauptketten aus Sauerstoff und Aluminium, Titan, Bor,
Magnesium, Phosphor, Stickstoff und/oder dergleichen.
Erfindungsgemäß kann selbstverständlich jeglicher Gips
eingesetzt werden, aus Kostengründen ist jedoch REA-Gips
bevorzugt. Auch zerkleinerter gipshaltiger Bauschutt, der neben
dem Hauptanteil Gips weitere Verunreinigungen wie Ziegelmehle,
Fasermaterialien und ähnliche Baustoffrückstände enthält und
deshalb einer Aufarbeitung zu Bindemittel-Gipsen nicht
zugänglich ist, bietet sich erfindungsgemäß an. Der Gips kann
beispielsweise eine Restfeuchtigkeit bis zu 30% (bezogen auf den
Gips) aufweisen.
Die Poren im erfindungsgemäßen Schaumstoffmaterial werden
entweder durch Spaltprodukte der Polymerisations-/
Kondensationsreaktionen (z. B. H2 bei der Bildung der
Polysiloxane) erzeugt; bei Fehlen solcher im Gaszustand
befindlicher oder leicht dahin überführbarer Reaktionsprodukte
werden dem Präpolymer in bekannter Weise Treibmittel (z. B.
niedrig siedende Paraffine, eingeblasene oder eingerührte Luft
und/oder eine Kombination aus Säuren und Carbonaten) zugesetzt.
Ein solcher Zusatz kann sich auch empfehlen, wenn die Bildung
von Treibgas während der Polymerisationsreaktion nicht
ausreichend erscheint. Durch kontrolliertes Zudosieren
entsprechender Mengen an Treibmittel läßt sich die Dichte des
Produktes regeln.
Durch die Zugabe des Gipses wird das Volumen des Schaumansatzes
überraschenderweise deutlich erhöht. Weiterhin wurde gefunden,
daß im Gegensatz zu ungefülltem Schaum, der nahezu nur
geschlossene Zellen aufweist, beim Zusatz von - insbesondere
feuchtem - Gips mehr offene Zellen entstehen. Da durch die
offenzellige Struktur der gipsgefüllten Schäume ein schneller
Austausch des Treibmittels gegen Luft erfolgt, sind brennbare
Treibmittel wie Wasserstoff oder Pentan nicht nachteilig, da das
Brandverhalten nicht beeinträchtigt wird.
Dem erfindungsgemäßen Schaumstoffmaterial können Fasern
zugesetzt werden. Dies ist insbesondere günstig, wenn eine
Erhöhung der mechanischen Festigkeit gewünscht wird. Beispiele
hierfür sind Zellstoff oder Papierfasern. Die Fasern werden
bevorzugt in feuchter Form in die Masse eingearbeitet. Da
hierbei der Schaum meist weniger als bei Realisierung des
theoretisch entstehenden Gasvolumens aufgebläht wird, ist es
empfehlenswert, daß in solchen Ausführungsformen auch bei
Bildung von Treibgas durch die Polymerisationsreaktion
zusätzliches Treibmittel zugegeben wird und/oder die
Formtemperatur erhöht wird.
Weiterhin können den Massen Prozeßöle oder andere übliche
Zusatzstoffe und Hilfsmittel zugegeben werden. Bevorzugt niedrig
viskose Siliconöle, in geringerem Maße bei Erhalt der
Flammschutzeigenschaften auch Paraffinöle, können beispielsweise
zum Zwecke der Fluidisierung beigemischt werden.
Zum Aushärten wird die homogenisierte Masse in eine Form
gegeben. Wegen der geringen Exothermie der
Polymerbildungsreaktion ist die Zuführung von Wärme durch
Temperierung oder Vorwärmen der Form vorteilhaft, insbesondere,
wenn die Komponenten des Systems durch Verdünnungsmittel wie
flüssiges Paraffin oder das zugesetzte Treibmittel weniger
konzentriert vorliegen.
Mit den erfindungsgemäßen porösen Gipswerkstoffen stehen
Isoliermaterialien zur Verfügung, die insbesondere eine hohe
Wärmeisolierung aufweisen und als Wärmeisolierungen für Dächer
bzw. Zwischenwände verwendet werden können. Die Dichte des
Verbundmaterials liegt bevorzugt im Bereich von 0,35 bis
0,5 g/cm3. Es ist möglich, den Anteil an Gips (z. B. REA-Rohgips)
auf mehr als 60 Gew.-%, bezogen auf die Gesamtmasse, anzuheben,
ohne daß die normale Verarbeitbarkeit beeinträchtigt wäre. Das
Brandverhalten der Werkstoffe ist im Test nach ASTM 1695 als
nicht brennbar einzustufen. Hierbei ist es nicht möglich, den
Schaumstoff mit der Brennerflamme zur Entzündung zu bringen.
Auch die Empfindlichkeit gegenüber Wasser ist trotz des hohen
Gipsgehaltes außerordentlich gering. Eine weitere unerwartete
positive Eigenschaft ist die verbesserte Schallabsorption.
Als elastisches Polymeres mit anorganischem Netzwerk bzw. mit
anorganischer Hauptkette wird ein bei Raumtemperatur
vernetzender Zwei-Komponenten-Siliconschaum verwendet, nämlich
RTV-2 SC 850 der Fa. Wacker Chemie. Dabei ist die Komponente A
ein oligomeres Polysiloxan mit endständigen Hydrosilangruppen,
die mit den Silanolgruppen der Komponente B unter Bildung von
Wasserstoff reagieren. Folgende Rezepturen wurden hergestellt:
40 g Komponente A,
40 g Komponente B,
80 g REA-Gips.
40 g Komponente B,
80 g REA-Gips.
20 × 100 × 150 mm, 20 × 100 ×
200 m
Raumgewicht des Schaumes: 0,35 g/cm3
Raumgewicht des Schaumes: 0,35 g/cm3
40 g Komponente A
40 g Komponente B
80 g REA-Gips
20 g einer wäßrigen Fasersuspension (6%ige Suspension von zerfasertem Altpapier in Wasser)
Raumgewicht des Schaumes: 0,4 g/cm3
40 g Komponente B
80 g REA-Gips
20 g einer wäßrigen Fasersuspension (6%ige Suspension von zerfasertem Altpapier in Wasser)
Raumgewicht des Schaumes: 0,4 g/cm3
30 g Komponente A
30 g Komponente B
160 g REA-Rohgips
15 g Wasser
15 g Siliconöl
15 g Pentan (wird der Komponente A beigemischt)
Raumgewicht des Schaumes: 0,35 g/cm3
30 g Komponente B
160 g REA-Rohgips
15 g Wasser
15 g Siliconöl
15 g Pentan (wird der Komponente A beigemischt)
Raumgewicht des Schaumes: 0,35 g/cm3
Die Herstellung der Probenkörper erfolgt in der folgenden Weise:
Der REA-Gips wird der Komponente B zugesetzt und darin verrührt.
Wenn Fasermaterial eingearbeitet werden soll, wird dieses
ebenfalls in die Komponente B eingearbeitet. Mit steigendem
Anteil an Gips und bei zunehmender Fasermenge wird aus der
zunächst hochviskosen Flüssigkeit zunehmend eine teigförmige
Masse, die nur geringe Fließneigung zeigt. Um eine Fluidisierung
dieser plastischen Masse zu erreichen, können im ersten Schritt
der Komponente B angemessene Anteile an Wasser zugegeben werden.
Dabei ist die Grenze durch die Entmischungserscheinungen in der
Gesamtmischung gegeben. Nach der Homogenisierung der Komponente
B, bei der zusätzlich Luft eingerührt wird, wird die Komponente
A dazugewogen, und die Mischung wird kräftig durchgemischt. Dann
wird die Mischung in eine Form gegeben, die aus Polypropylen
(Beispiele 1 und 2) oder Metall (Beispiel 3) besteht. Die Form
des Beispiels 3 ist auf 50°C temperiert.
Nach etwa 2 bis 3 Minuten beginnt der Treibvorgang, der nach
weiteren 5 Minuten abgeschlossen ist. Als Ergebnis entsteht ein
offenzelliger Schaum.
Claims (12)
1. Mit Gips gefülltes Schaumstoffmaterial, umfassend mindestens
ein elastisches Polymeres mit anorganischer Hauptkette oder
anorganischem Netzwerk.
2. Mit Gips gefülltes Schaumstoffmaterial nach Anspruch 1,
worin der Gips Rauchgasentschwefelungsanlagen-Gips mit einer
Restfeuchte bis maximal 30 Gew.-%, bezogen auf das Gewicht
des Gipses, ist.
3. Mit Gips gefülltes Schaumstoffmaterial nach Anspruch 1 oder
2, worin das elastische Polymere mit anorganischem Netzwerk
ein Polysiloxan-Kunststoff, eine organisch modifizierte
Keramik oder ein Polyphosphazen ist.
4. Mit Gips gefülltes Schaumstoffmaterial mit einem Gewichts-
Anteil an Gips von bis zu 65%.
5. Mit Gips gefülltes Schaumstoffmaterial nach einem der
voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß seine
Dichte ≦ 0,5 g/cm3 ist.
6. Mit Gips gefülltes Schaumstoffmaterial nach einem der
voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß es
offenporig ist.
7. Mit Gips gefülltes Schaumstoffmaterial nach einem der
voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß es
weiterhin Fasern enthält.
8. Verfahren zum Herstellen eines mit Gips gefüllten
Schaumstoffmaterials, umfassend mindestens ein elastisches
Polymeres mit anorganischer Hauptkette oder anorganischem
Netzwerk, umfassend die Schritte:
- a) Zusetzen von Gips zur noch nicht ausgehärteten Masse eines elastischen Polymeren oder zu einer Komponente davon, und
- b) Aushärten des Materials in der Form.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß der
noch nicht ausgehärteten Masse des elastischen Polymeren
oder einer Komponente davon mindestens ein weiterer
Bestandteil, ausgewählt unter Fasern, Silikon- oder
Paraffinöl, zugesetzt wird.
10. Verfahren nach Anspruch 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet,
daß der noch nicht ausgehärteten Masse des elastischen
Polymeren oder einer Komponente davon ein Treibmittel
zugesetzt wird.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß der
noch nicht ausgehärteten Masse des elastischen Polymeren
oder einer Komponente davon ein niedrig siedendes Paraffin
zugesetzt wird.
12. Verfahren nach Anspruch 10 oder 11, dadurch gekennzeichnet,
daß einer Komponente der noch nicht ausgehärteten Masse
zuerst Gips zugesetzt wird und anschließend in die Mischung
Luft eingerührt wird.
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ID=7778344
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- 1995-11-24 DE DE1995143886 patent/DE19543886C2/de not_active Expired - Fee Related
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