DE19543371A1 - Vorrichtung zur endotoxinfreien Blutreinigung durch Dialyse - Google Patents
Vorrichtung zur endotoxinfreien Blutreinigung durch DialyseInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur endotoxinfreien Blutreinigung durch
Dialyse.
Die Vorrichtung kann zur endotoxinfreien Blutreinigung durch Dialyse bei der
Behandlung nierenkranker Patienten eingesetzt werden. Sie verhindert das
Einschleppen von Endotoxinen in den Blutkreislauf des Patienten und zeichnet sich
durch vereinfachten Aufbau und eine hohe Leistung aus.
Vorrichtungen zur Blutreinigung durch Dialyse sind bekannt. Bei derartigen
Vorrichtungen wird in einem Blutfilter eine Dialysierflüssigkeit an der einen Seite einer
Membran und Blut an der anderen Seite dieser Membran entlanggeführt. Die Membran
sperrt aufgrund ihrer Porengröße den Blutkreislauf steril gegen die Umgebung ab und
verhindert so das Eindringen von Bakterien in den Blutkreislauf. Allerdings kann die
Membran Endotoxine, die aus Bruchstücken von Bakterien entstehen, nicht
zurückhalten. Dringen Endotoxine in den Blutkreislauf ein, so verursachen sie
Fieberreaktionen beim Patienten. Sie können im Blut außerdem zur Freisetzung von
Interleukin-1 und des Tumor-Nekrose-Faktors, beides körpereigene Gifte, führen.
Zur Beseitigung des Auftretens bakterieller Verunreinigungen im
Dialysierflüssigkeitssystem hat man Sterilfilter beziehungsweise auch für Endotoxine
undurchlässige Ultrafilter in einen geschlossenen Dialysierflüssigkeitskreislauf
geschaltet (EP 0 189 561 A1). Aus der DE 41 18 625 C1 ist eine Vorrichtung bekannt,
durch welche eine Kontamination eines Dialysierflüssigkeitssystems im Bereich des
Blutfilters mit Bakterien und gegebenenfalls mit Endotoxinen vermieden werden soll.
Dazu werden zwei Filter in den Dialysierflüssigkeitsstrom geschaltet, einen ersten Filter
vor Eintrift der Dialysierflüssigkeit in den Blutfilter mit einer Porengröße < 0,22 µm zur
Abtrennung von Bakterien und einen zweiten Filter im Ultrafiltrationsbereich nach
Austrift der Dialysierflüssigkeit aus dem Blutfilter zur Abtrennung von Endotoxinen.
R. Bambauer, J. Walther und W.K. Jung ("Ultrafiltration of Dialysis Fluid to Obtain a
Steril Solution during Remodialysis", Blood Purif. 1990, Seite 309 bis 317) verwenden
nur ein Filter aus Polyamidhohlfasermembranen im Ultrafiltrationsbereich, mit dem
sowohl Bakterien als auch Endotoxine vor Eintrift der Dialysierflüssigkeit in den
Blutfilter zurückgehalten werden.
Nachteilig ist bei den vorstehend genannten Lösungen, daß aufgrund der geringen
Durchlässigkeit der Ultrafilter die Dialysierflüssigkeit mit einer Druckdifferenz von bis
zu 10 bar durch den Ultrafilter gepumpt oder eine vergrößerte Filterfläche verwendet
werden muß. Neben den dadurch verursachten höheren Betriebskosten und
Energieeinträgen kann es zu Passagen an Endotoxinen durch den Filter aufgrund von
Porenerweiterungen oder Leckagen kommen.
Nach der WO 93/08894 ist es auch bekannt, daß man bis zu ungefähr 98% an
Endotoxinen aus wäßrigen Pufferlösungen und wäßrigen biologisch/pharmazeutischen
Lösungen mittels Filtration durch mehrere Lagen Membranadsorber mit einer
Porengröße von 0,2, 0,1 und 0,04 µm entfernen kann. Bei den Membranadsorbern
handelt es sich um Membranen, die mit Diethylaminoethyl-Cellulose (DEAE),
quarternären Aminoethyl-Salzen (QAE) oder quarternären Aminomethyl-Salzen (QAM)
beschichtet sind oder um Membranen, wo diese Stoffe direkt an den Membranen
gebunden sind.
Würde man derartige Lagen Membranadsorber zur Endotoxinabtrennung aus der
Dialysierflüssigkeit verwenden, käme es auch hier aufgrund der bis auf 0,04 µm
abnehmenden Porengröße zu einer starken Durchflußminderung. Zum Ausgleich müßte
man auch hier die Druckdifferenz stark erhöhen oder sehr große Filterflächen wählen,
was zu den gleichen Nachteilen, wie oben erwähnt, führt.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, bekannte Vorrichtungen zur
Blutreinigung durch Dialyse so zu verbessern, daß Endotoxine aus der
Dialysierflüssigkeit mit geringem Aufwand und bei Anwendung üblicher
Druckdifferenzen sicher entfernt werden können.
Die Aufgabe wird dadurch gelöst, daß die Dialysierflüssigkeit durch eine
Filtrationseinheit filtriert wird, die Endotoxine zurückhaltende Membranadsorber
enthält mit Porengrößen < 0,22 µm. Mit derartigen Membranadsorbern bestückte
Filtrationseinheiten können mit für die Mikrofiltration üblichen Druckdifferenzen von
< 2 bar betrieben werden und erfordern keine gesonderten Maßnahmen zur Umrüstung
üblicher Geräte zur Hämodialyse.
Als Membranadsorber, die eine ausreichende Adsorptionkapazität für Endotoxine
aufweisen, werden Anionenaustauschermembranen verwendet, vorzugsweise stark
basische und schwach basische Anionenaustauschermembranen mit Porengrößen im
Bereich von 0,22 µm bis 5 µm und einer Adsorptionskapazität für Endotoxine von
mindestens 4 µg/cm², vorzugsweise von mindestens 10 µg/cm². Filtrationseinheiten,
die Anionenaustauschermembranen mit einer derartig hohen Adsorptionskapazität
aufweisen, können für in der Praxis eingesetzte Blutdialysatoren flächenmäßig relativ
klein ausgeführt werden und verursachen deshalb nur einen geringen zusätzlichen
Aufwand. Es hat sich beispielsweise als ausreichend erwiesen, Filtrationseinheiten mit
einer Membranfläche von ungefähr 25 bis ungefähr 100 cm² zu verwenden. Aus
Sicherheitsgründen sollten dabei 2 bis 10, vorzugsweise 3 bis 5 Lagen
hintereinanderliegender, an ihren Rändern fluiddicht verbundener flächiger
Membranadsorber verwendet werden. Es hat sich als vorteilhaft erwiesen,
Anionenaustauschermembranen einzusetzen, die für Isotone Kochsalzlösungen (0,16
Mol/l NaCl) einen hohen Durchfluß aufweisen. Als besonders geeignet haben sich
Anionenaustauschermembranen der Sartorius AG Sartobind 100 Q (stark basisch) und
Sartobind 100 D (schwach basisch) erwiesen, die bei einer Porengröße 0,22 µm eine
Flußrate von < 12000 l/h × m² × h für 0,9% NaCl in Wasser aufweisen. Sie
gewährleisten bei Druckdifferenzen von < 2 bar und Filterflächen von etwa 25 bis etwa
100 cm² eine für die Blutdialyse ausreichende Flußrate an Dialysierflüssigkeit.
In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindungen wird zur Erreichung einer großen
Sicherheit in der Abtrennung von Endotoxinen aus der Dialysierflüssigkeit eine Dead-
End-Filtrationseinheit verwendet, die einen Stapel flächiger Membranadsorber enthält.
Sollte eine Membran eine Leckage in Form einer mechanische Beschädigung
aufweisen, so werden die Endotoxine von der nachfolgenden intakten Membran
adsorbiert.
Besonders vorteilhaft ist es, wenn die verwendeten stark basischen und schwach
basischen Anionenaustauschermembranen vor Erschöpfung ihrer Adsorptionskapazität
separat regeneriert und sterilisiert werden können. Es wurde gefunden, daß die
Anionenaustauschermembranen der Sartorius AG Sartobind Q (stark basisch) und
Sartobind D (schwach basisch) diese Anforderungen erfüllen. Die Regenerierung kann
mit konzentrierten Salzlösungen oder Laugen vorgenommen werden.
Die Erfindung wird anhand der Figur und der Ausführungsbeispiele näher erläutert.
Dabei zeigt die Figur schematisch eine erfindungsgemäße Vorrichtung.
In der Figur ist eine Vorrichtung zur endotoxinfreien Blutreinigung durch Dialyse mit
einem Blutfilter 1 dargestellt, der durch mindestens eine Dialysemembran 2 in eine
Blutkammer 3 und eine Dialysierflüssigkeitskammer 4 geteilt ist. Durch die
Blutkammer 3 ist ein durch Pfeile angedeuteter Blutkreislauf gelegt. Eine
Dialysierflüssigkeitsquelle 5 ist über eine Dead-End-Filtrationseinheit 6 mit der
Dialysierflüssigkeitskammer 4 des Blutfilters 1 verbunden. Eine
Dialysierflüssigkeitsableitung 7 führt aus der Dialysierflüssigkeitskammer 4 heraus. Die
Dead-End-Filtrationseinheit 6 enthält Endotoxine zurückhaltende Filtermembranen 8
mit Porengrößen 0,22 µm.
Zur Blutreinigung wird die Dialysierflüssigkeit aus der Dialysierflüssigkeitsquelle 5 mit
einer Druckdifferenz < 2 bar durch die Endotoxine zurückhaltenden Filtermembranen 8
der Dead-End-Filtrationseinheit 6 in die Dialysierflüssigkeitskammer 4 gepumpt und
verläßt nach Überströmen der Dialysemembran 2 den Blutfilter 1 über die
Dialysierflüssigkeitsableitung 7. Die die Dead-End-Filtrationseinheit 6 verlassende
Dialysierflüssigkeit ist frei von Endotoxinen.
An folgenden Beispielen soll die Adsorptionskapazität von Endotoxinen aus wäßrigen
Lösungen gezeigt werden.
In den Beispielen wird Endotoxin der Firma Pyroquant eingesetzt und die quantitative
Bestimmung erfolgt mit dem Limulus Amoebo-Lysat Test (LAL-Test) der Firma
Pyrogent mit einer Empfindlichkeit von 6 pg/ml.
Als Membranen werden stark basische Anionaustauschermembranen Sartobind Q mit
einer Flußleistung von 140 ml/min·cm²·bar und schwach basische
Anionenaustauschermembranen Sartobind D mit einer Flußleistung von 104
ml/min·cm²·bar der Sartorius AG verwendet.
5 cm² der Anionenaustauschermembran wurden in api (Aqua pro injectione) eine
Stunde lang heftig geschüttelt, mit 20 ml api gespült und der LAL-Test durchgeführt.
Das Spülwasser wurde untersucht. Das Ergebnis zeigte keine Anwesenheit von
Endotoxinen bis zu einer Empfindlichkeit von 6 pg/ml. Die Membranen wurden nun in
einen endotoxinfreien Edelstahlvorsatz eingelegt, und anschließend wurden 50 ml einer
Lösung von 1 µg/ml Endotoxin in api oder endotoxinfreier isotoner Kochsalzlösung
(0,16 Mol/l) mit einer frischen endotoxinfreien Plastik-Spritze durch die Membran
hindurchfiltriert. Die Filtrate wurden reihenweise im Verhältnis 1 : 10 verdünnt und mit
dem LAL-Test auf Anwesenheit von Endotoxin geprüft. Beispiele 1 bis 4.
Die folgende Tabelle 1 gibt die Adsorptionskapazität wider:
Durch jede Membran der Beispiele 1 und 3 wurden 10 ml 1 N NaOH filtriert und die
Membranen für 30 min in Kontakt mit dieser Lauge belassen. Danach wurden 3 × 10 ml
api und 10 ml endotoxinfreie isotone Kochsalzlösung (0,16 Mol/l) mit einer frischen
endotoxinfreien Plastik-Spritze durch die Membranen hindurchfiltriert und der LAL-
Test durchgeführt. Das Spülwasser wurde untersucht. Das Ergebnis zeigte keine
Anwesenheit von Endotoxinen. Anschließend wurden 50 ml einer Lösung von 1 µg/ml
Endotoxin in api oder endotoxinfreier isotoner Kochsalzlösung (0,16 Mol/l) mit einer
frischen endotoxinfreien Plastik-Spritze durch die Membran hindurchfiltriert. Die
Filtrate wurden reihenweise im Verhältnis 1 : 10 verdünnt und mit dem LAL-Test auf
Anwesenheit von Endotoxin geprüft.
Die folgende Tabelle 2 gibt die Adsorptionskapazität wider:
Das Erreichen der gleichen Bindekapazität für das verwendete Endotoxin zeigt, daß
sich die Membranen mit 1 normaler NaOH regenerieren lassen.
In den folgenden Beispielen wird Endotoxin der Firma Pyroquant eingesetzt und die
quantitative Bestimmung erfolgt mit dem Limulus Amoebo-Lysat Test (LAL-Test) von
BioWhittaker mit einer Empfindlichkeit von 6 pg/ml.
Reduktion des Endotoxingehaltes in Lösungen durch Filtration über Sartobind Q.
Mehrere Lagen 5 cm² große Anionenaustauschermembranen (Sartobind Q in Beispiel
5; Sartobind D in Beispiel 6) wurden in api (Aqua pro injectione) eine Stunde lang
heftig geschüttelt, jede Lage mit 20 ml api gespült und der LAL-Test durchgeführt. Das
Spülwasser wurde untersucht. Das Ergebnis zeigte keine Anwesenheit von
Endotoxinen. Nun wurden 1 Lage Membran in einen endotoxinfreien Edelstahlvorsatz
an den Rändern fluiddicht eingespannt, und anschließend wurden eine Lösung von 1
µg/ml Endotoxin in endotoxinfreier isotoner Kochsalzlösung (0,16 Mol/l) mit einer
frischen endotoxinfreien Plastik-Spritze in 5 ml Portionen durch die Membran
hindurchfiltriert und als 5 ml Fraktionen A-D aufgefangen. Die Filtrate wurden
reihenweise im Verhältnis 1 : 10 verdünnt und auf Anwesenheit von Endotoxin geprüft.
Das Ergebnis ist in folgender Tabelle 3 aufgeführt:
Es erfolgte eine Reduktion des Endotoxingehaltes in den Frationen A und B um
mindestens 3 Zehnerpotenzen.
Alle Versuche wurden mindestens zweimal durchgeführt.
Mehrere Lagen 5 cm² große Anionenaustauschermembranen (Sartobind Q in Beispiel
5; Sartobind D in Beispiel 6) wurden in api (Aqua pro injectione) eine Stunde lang
heftig geschüttelt, jede Lage mit 20 ml api gespült und der LAL-Test durchgeführt. Das
Spülwasser wurde untersucht. Das Ergebnis zeigte keine Anwesenheit von
Endotoxinen. Nun wurden 1 Lage Membran in einen endotoxinfreien Edelstahlvorsatz
an den Rändern fluiddicht eingespannt, und anschließend wurden 50 ml einer Lösung
von 1 µg/ml Endotoxin, entsprechend einer Gesamtmenge von 50 µg Endotoxin, in
endotoxinfreier isotoner Kochsalzlösung (0,16 Mol/l) mit einer frischen endotoxinfreien
Plastik-Spritze durch die Membran hindurchfiltriert. Danach wurde die Membrane mit
20 ml endotoxinfreier isotoner Kochsalzlösung (0,16 Mol/l) gespült. Danach wurde mit
20 ml einer endotoxinfreien Lösung von 1 M KCl in 0,01 M Kalium-Phosphat-Puffer
pH 7,0 eluiert. Das Eluat wurde reihenweise im Verhältnis 1: 10 verdünnt und auf
Anwesenheit von Endotoxin geprüft. Es wurde gefunden, daß < 48 µg Endotoxin von
der Membrane eluiert wurde. Der Versuch wurde mit gleichem Ergebnis wiederholt.
Claims (4)
1. Vorrichtung zur Blutreinigung durch Dialyse mit einem Blutfilter, der durch
mindestens eine Dialysemembran in mindestens eine Blutkammer und in mindestens
eine Dialysierflüssigkeitskammer geteilt ist, einem Blutkreislauf, der durch die
Blutkammern gelegt ist, einer Dialysierflüssigkeitsquelle, die über eine
Filtrationseinheit mit den Dialysierflüssigkeitskammern des Blutfilters verbunden ist
und einer von den Dialysierflüssigkeitskammern abgehenden
Dialysierflüssigkeitsableitung,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Filtrationseinheit Endotoxine zurückhaltende Mikrofiltrationsmembranen mit
Porengrößen 0,22 µm enthält.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Mikrofiltrationsmembranen aus Anionenaustauschermembranen bestehen.
3. Vorrichtung nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Anionenaustauschermembranen stark basische oder schwach basische
Anionenaustauschermembranen sind.
4. Vorrichtung nach den Ansprüchen 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Filtrationseinheit als Dead-End-Filtrationseinheit ausgebildet ist und einen Stapel
flächiger Anionenaustauschermembranen enthält.
Priority Applications (2)
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