DE19535073C1

DE19535073C1 - Verfahren zur künstlichen Inkubation von Hühnereiern

Info

Publication number: DE19535073C1
Application number: DE19535073A
Authority: DE
Inventors: Roland Dr Grosmann; Eckhard Dr Muehlbauer; Sergey Dr Kisliuk
Original assignee: Individual
Current assignee: Individual
Priority date: 1995-09-21
Filing date: 1995-09-21
Publication date: 1997-02-20
Anticipated expiration: 2015-09-22
Also published as: WO1997010707A1

Description

Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur künstlichen Inkubation von Hühnereiern.

Die Inkubation von Eiern in Industrie und Forschung erfolgt standardmäßig bei einer Brutwärme von 37 bis 38°C. Während der Vorbrut, d. h. der ersten 17 Bebrütungstage, ist die relative Luftfeuchtigkeit auf etwa 60% eingestellt und wird während der Schlupfbrut, also der Bebrütung bis zum Schlüpfen der Küken am 21. Tag, auf 80% erhöht. Dies gilt für Hühner als auch für andere domestizierte Vögel. Diese Inkubationsbedingungen gelten als optimal, weil sie mit einer hohen Schlupfrate verbunden sind (Jahrbuch für die Geflügelwirtschaft 1995, J. Petersen ed, Ulmer Verlag).

In Deutschland werden etwa 50 Mio. Legehennen gehalten, eine Verringerung dieser Anzahl unter Beibehaltung der selben Menge gelegter Eier pro Jahr erscheint auch aus wirtschaftlichen Gründen wünschenswert.

Der Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, die Eierproduktion einer Legehenne zu erhöhen.

Gelöst wird diese Aufgabe durch ein Verfahren zur künstlichen Inkubation von Hühnereiern, worin auf befruchtete Eier nach der üblichen Sterilisation ein osmotischer Stimulus ausgeübt wird. Dieser kann darin bestehen, daß die relative Luftfeuchtigkeit während der Inkubation der Eier verringert wird. Insbesondere eine Verringerung der relativen Luftfeuchtigkeit von 32 bis 45% führt zu einer Erhöhung der Produktivität.

Ein regulatives Element der Reproduktion bei Hühnern ist das Hormon Arginin-Vasotocin (AVT), welches im Hypothalamus synthetisiert und über die Neurohypophyse ins Blut ausgeschüttet wird. AVT stimuliert unter anderem die Kontraktion des Oviduktes während der Eiablage. Eine weitere biologische Funktion des AVT ist die Regulation des Wasserhaushalts. Es wurde festgestellt, daß ein osmotischer Stimulus während der Embryonalentwicklung wie die Verringerung der Luftfeuchtigkeit im Brutschrank eine dauerhafte Erhöhung der Aktivität des AVT-Systems während des späteren Lebens verursacht. Es hat sich insbesondere gezeigt, daß die Inkubation von Bruteiern unter reduzierter Luftfeuchtigkeit genutzt werden kann, um über die dauerhafte Stimmulation des AVT-Systems die Eierproduktion zu erhöhen. Eine genaue Erklärung der physiologischen Wirkungen dieses Mechanismus steht allerdings noch aus.

Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform des Verfahrens werden die Eier in den ersten 8 bis 10 Tagen nach der Eiablage bei einer relativen Luftfeuchte von etwa 58 bis 62%, anschließend bis zum 18. Tag bei einer relativen Luftfeuchte von 32 bis 40% und dann bei einer relativen Luftfeuchte von 78 bis 80% bis zum Schlupf inkubiert. Die letzte Bebrütungsstufe entspricht Standardbedingungen und erfolgt vorzugsweise im Schlupfbrüter.

Mit dem Inkubationsverfahren läßt sich die Eierproduktion von etwa 260 Eiern pro Henne und Jahr um etwa 5 Eier steigern. Zur Erzielung der gegenwärtigen Eierproduktion in Deutschland müßten bei Anwendung des Verfahrens etwa 1 Mio. Legehennen weniger gehalten werden bzw. es würden 250 Mio. Eier mehr erzeugt werden.

Das Verfahren wird durch das nachfolgende Beispiel näher erläutert.

Beispiel

Befruchtete Eier einer Gruppe von Hennen einer Leghorn Linie (LSL) wurden zufällig in zwei Gruppen aufgeteilt. Bei der Kontrollgruppe I erfolgte die Bebrütung unter Standardbedingungen und bei der Versuchsgruppe II eine Bebrütung unter reduzierter Luftfeuchtigkeit. Bis zum 8. Tag wurden beide Gruppen im selben Inkubator bei 58 bis 62% relativer Luftfeuchte inkubiert, wobei die Bebrütungstemperatur 37,8°C betrug. Ab dem 8. Tag wurden die Gruppen geteilt und Gruppe II wurde bei einer relativen Luftfeuchte von 32 bis 40% bebrütet. Ab dem 18. Inkubationstag wurden beide Gruppen wieder in einen gemeinsamen Schlupfbrüter verbracht und bei 37,0°C und einer relativen Luftfeuchte von 78 bis 80% entsprechend Standardbedingungen bis zum Schlupf bebrütet. Die Schlupfrate, d. h. Anzahl der geschlüpften Tiere, bezogen auf eingelegte Eier, war zwischen beiden Gruppen nicht signifikant unterschiedlich und betrug 89 bis 91%. Die Versuchsdauer betrug 52 Wochen.

Ein weiteres Experiment wurde in derselben Weise durchgeführt, wobei die Versuchsdauer nun 45 Wochen betrug.

Insgesamt war der Anstieg der Produktivität in der Gruppe II, verglichen mit der Kontrollgruppe I, 6,8 Eier pro Tier während der 52wöchigen Versuchsdauer und 3,7 Eier pro Henne während der 45wöchigen Versuchsdauer. Die Ergebnisse dieser beiden Experimente sind in den Tabellen 1 und 2 dargestellt.

Experiment 1

Experiment 2

Diese Ergebnisse zeigen eine eindrucksvolle Steigerung der Legeproduktivität nach Anwendung des Bebrütungsverfahrens.

Claims

1. Verfahren zur Inkubation von Hühnereiern, dadurch gekennzeichnet, daß während der Inkubation ein osmotischer Stimulus auf die Hühnereier ausgeübt wird.

2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der osmotische Stimulus in einer mehrtägigen Verringerung der Luftfeuchtigkeit während der Vorbrut besteht.

3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die relative Luftfeuchte auf 32 bis 42% eingestellt wird.

4. Verfahren nach Anspruch 2 und 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Bebrütung bei verringerter Luftfeuchte zwischen dem 8. und dem 18. Bebrütungstag erfolgt.