DE19533168A1 - Fettchemische Polyole als Reaktivverdünner - Google Patents
Fettchemische Polyole als ReaktivverdünnerInfo
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Description
Offenbart wird die Verwendung fettchemischer Polyole als
Reaktivverdünner in Beschichtungsmitteln. Der Einsatz solcher
Verdünnungssysteme führt zu einer Lösemittelersparnis in high-solid
Polyurethansystemen von bis zu 60%.
Polyurethane können in den verschiedensten Anwendungsformen zum
Einsatz kommen. Hierzu zählen beispielsweise Elastomere, Schäume,
Gießharze, Verbundwerkstoffe, Lacke und sonstige Beschichtungen.
Üblicherweise werden zur Darstellung solcher Polyurethanmassen
aliphatische, aromatische sowie auch heterocyclische Isocyanate mit
hochmolekularen, Hydroxygruppen tragenden Polymeren umgesetzt. Die
Eigenschaften der resultierenden Polyurethane können weitgehend durch
die Art und das Mischungsverhältnis der zugrundeliegenden Monomere
sowie durch gegebenenfalls vorhandene Zusatzstoffe bestimmt werden.
Eines der wichtigsten Anwendungsgebiete der Polyurethane sind die
Beschichtungsstoffe. Polyurethanfilme zeigen beispielsweise gute
Substrathaftung, Glanz, elektrisch isolierende Eigenschaften, niedrige
Gasdurchlässigkeit, Wasser- und Lösemittelbeständigkeit sowie gute
Verwitterungsresistenz. Sie lassen sich weiterhin in variabler Flexibilität
und unter den verschiedensten Temperaturbedingungen herstellen.
Im allgemeinen kann jede Polyhydroxyverbindung zusammen mit einer
mindestens zwei Isocyanatgruppen tragenden Komponente zur
Herstellung von Polyurethanen verwendet werden. Vorzugsweise setzt
man hydroxyl-terminierte Polyester mit oder ohne zusätzliche
Hydroxygruppen an der Polymerkette, Polyether mit terminalen
Hydroxygruppen, Copolymere hydroxyl-funktionalisierter Acrylate
und/oder Methacrylate mit Acrylat und/oder Methacrylatestern, Styrol,
Copolymeren von Allylalkohol und andern ungesättigten Monomeren
sowie Alkydharze als polymere Polyole ein. Solche Hydroxygruppen
tragenden Polymere sind jedoch hochviskose Harze und benötigen zum
Teil beachtliche Mengen an Lösemitteln, um eine Viskosität zu erzielen,
die eine Verarbeitung durch Spritzdüsen ermöglicht.
Eine Möglichkeit die Viskosität solcher, hochmolekulare Harze
enthaltenden, Beschichtungsstoffe zu reduzieren, ist die Abmischung der
polymeren Polyole mit niedermolekularen, hydroxyl-terminierten
Polyethern geringer Viskosität. Nachteilig wirkt sich jedoch hierbei aus,
daß die entstehenden Polyurethane eine geringe Hydrolysestabilität,
hohe Lösemittelempfindlichkeit sowie ein schlechtes Bewitterungs
verhalten zeigen. Eine weitere Möglichkeit zur Reduzierung der Viskosität
eines Beschichtungsstoffes liegt in der Verwendung niedermolekularer
Isocyanate als Reaktionspartner der polymeren Polyole. Die Flüchtigkeit
und die Toxizität dieser Verbindungen kann jedoch zu erheblichen
Umweltproblemen sowie zu Gesundheitsproblemen für die mit der
Verarbeitung befaßten Personen führen. Die damit verbundenen hohen
Sicherheitsauflagen machen diesen Weg der Viskositätsreduzierung
unwirtschaftlich.
Kommerziell erhältliche Isocyanate stellen daher meist
Umsetzungsprodukte von niedermolekularen Polyolen mit Polyisocyanat
verbindungen dar, in denen die Flüchtigkeit der Isocyanatkomponente
durch das hohe Molekulargewicht der Umsetzungsprodukte mit den
Polyolen verringert wird. Nachteilig wirkt sich bei den hier beschriebenen
höhermolekularen Isocyanaten aus, daß in Abmischung mit den
polymeren Polyolen deren Viskosität nur wenig verringert wird und damit
eine leichte Verarbeitbarkeit, beispielsweise durch Spritzdüsen, nicht
gegeben ist. In der Folge ist wieder eine erhebliche Lösemittelzugabe
erforderlich um die Viskosität des Beschichtungsmittels auf ein die
Verarbeitung erlaubendes Maß zu reduzieren.
Eine Möglichkeit reaktive Lösemittel zu benutzen, bietet die Abmischung
niedermolekularer Diole wie z. B. Ethylenglycol, Propylenglycol, Glycerin
und Trimethylolpropan (TMP) oder deren flüssige Oligomere mit dem
Beschichtungsstoff. Die Verwendung niedermolekularer, reaktiver
Lösemittel als Kettenverlängerer für die Isocyanatkomponente führt
jedoch häufig zu brüchigen, hydrolyseempfindlichen Polyurethanfilmen,
die den Leistungsanforderungen an moderne Werkstoffe im allgemeinen
nicht entsprechen können. Problematisch kann sich hier auch die
Inkompatibilität der meisten Polyisocyanatkomponenten mit den
niedermolekularen Polyolen auswirken, die oft zu Phasenseparation, und
damit verbundener Mangelhaftigkeit des dargestellten Werkstoffs führt.
Um eine Reduzierung des Lösemittelgehalts in Polyurethan-
Beschichtungsstoffen zu erreichen, lassen sich beispielsweise
hydrophobe Polyole mit niedriger Viskosität benutzen, die beim Aushärten
des Beschichtungsmittels selbst Teil der Beschichtung werden und so die
Lösemittelemission reduzieren.
Die Druckschrift CA-850627 beschreibt den Einsatz fettchemischer
Polyole zur Viskositätserniedrigung in Beschichtungsstoffen auf
Polyurethanbasis. Die teilweise Inkompatibilität der fettchemischen
Polyole mit den OH-funktionalisierten Polymeren wird hier durch Erhitzen
der Komponenten bei 250°C überwunden. Die Möglichkeit der
Abmischung des Beschichtungsstoffs mit inerten Lösemitteln zur
Reduzierung des Lösemittelverbrauchs bei gleichzeitiger Verbesserung
der Kompatibilität der Reaktanden wird nicht erwähnt.
Die US-4,535,142 offenbart den Einsatz von estergruppenverknüpften
Diricinoleatderivaten als Reaktivverdünner in high-solids-Be
schichtungen. Nachteilig wirkt sich hier beispielsweise die Abhängigkeit
von nur einem Rohstoff aus. Ebenso ist es als Nachteil zu empfinden, daß
die Verwendung von Ricinolsäure keine, oder nur eine unter großem
technischen Aufwand zu erreichende Variabilität in der Anzahl der
OH-Gruppen zuläßt.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, einen Reaktivverdünner zur
Verfügung zu stellen, der eine in der Regel deutliche Reduzierung des
Verbrauchs an konventionellen, Isocyanatgruppen gegenüber inerten
Lösemitteln erlaubt. Ein weiteres Ziel der Erfindung besteht darin, den
Reaktivverdünner zusammen mit anderen Lösemitteln so anzuwenden,
daß sich eine Kompatibilität der Komponenten ohne zusätzlichen,
thermischen Homogenisierungsschritt ergibt und alle gewünschten
Komponenten homogen mischbar sind. Weiterhin soll die Erfindung ein
Verfahren zur Herstellung eines Beschichtungsmittels auf
Polyurethanbasis sowie ein solches Beschichtungsmittel zur Verfügung
stellen.
Überraschenderweise wurde nun gefunden, daß sich durch Einsatz von
Ringöffnungsprodukten von Carbonsäureesterepoxiden mit di- oder
höherfunktionellen Alkoholen als Reaktivverdünner in solchen
Beschichtungsmitteln bis zu 60 Gew.-% Lösemittel einsparen lassen.
Gegenstand der Erfindung ist die Verwendung von Ringöffnungs
produkten von Carbonsäureesterepoxiden mit di- oder höherfunktionellen
Alkoholen, in Abmischung mit polymeren Polyolen, Isocyanaten, inerten
Lösemitteln, sowie gegebenenfalls üblichen Zusatzstoffen, als
Reaktivverdünner zur Herstellung von Beschichtungsstoffen.
Ausgangsstoffe für die erfindungsgemäßen Reaktivverdünner sind
Carbonsäureester, wobei bevorzugt die Carbonsäureester der
aliphatischen oder cycloaliphatischen Carbonsäuren mit 6 bis 44
C-Atomen eingesetzt werden. Da die Carbonsäureester in einem
nachfolgenden Schritt einer Epoxidierung unterworfen werden sollen ist
es vorteilhaft, wenn im Carbonsäurerest bereits eine oder mehrere
C-C-Doppelbindungen vorhanden sind. Es sind jedoch auch solche
Carbonsäuren im Sinne der Erfindung einsetzbar, deren
C-C-Doppelbindung zuerst synthetisch durch eine chemische Transformation
wie beispielsweise eine Eliminierung oder eine C-C-Doppelbindungs
synthese erzeugt werden muß.
Bevorzugt werden solche Carbonsäureesterepoxide eingesetzt, die sich
aus Fettsäuren und/oder Fettsäureestern, insbesondere aus Fettsäuren
und/oder Fettsäureestern oder Derivaten von Fettsäuren und/oder
Fettsäureestern natürlichen Ursprungs herstellen lassen.
Hierzu zählen beispielsweise die Triglyceride Rindertalg, Palmöl,
Erdnußöl, Rizinusöl, Rüböl, Baumwollsaatöl, Sojabohnenöl, Tranöl,
Sesamöl, Sonnenblumenöl, Maisöl, Mohnöl, Perillaöl, Getreidekeimöl und
Leinöl sowie die Tallölfettsäuren und ihre Ester.
Die Fettsäureester können sowohl durch direkte Veresterung der
Fettsäure mit dem gewünschten Alkohol als auch durch Umesterung von
Fettsäureestern mono- oder polyfunktioneller Alkohole erhalten werden.
Zur Umesterung werden in der Regel aliphatische Alkohole eingesetzt,
wobei die Alkohole üblicherweise eine Funktionalität zwischen 1 und 10
haben. Bevorzugt werden solche Alkohole verwendet, die eine
Funktionalität zwischen 1 und 5 haben, wobei erfindungsgemäß
diejenigen mit einer Funktionalität von 1 bis 2 besonders bevorzugt sind.
Es ist für die Ausführung der Erfindung unerheblich, ob der Alkohol linear,
verzweigt, gesättigt oder ungesättigt ist. Bevorzugt werden jedoch zur
Umesterung gesättigte Alkohole mit 1 bis 24 C-Atomen eingesetzt.
Hierzu gehören beispielsweise Methanol, Ethanol, Propanol, iso-Butanol,
n-Butanol, Hexanol, Heptanol, Octanol, Nonanol, Decanol, 2-
Ethylhexanol, Ethylenglycol, Propylenglycol oder Butylenglycol.
Von diesen Alkoholen werden bevorzugt diejenigen mit 1-10 und ganz
besonders bevorzugt diejenigen mit 1-3 C-Atomen eingesetzt.
Erfindungsgemäß besonders bevorzugt ist der Einsatz von Methanol.
Der ungesättigte Ester wird in an sich bekannter Weise zum Epoxid
umgesetzt, wozu beispielsweise die Reaktion mit Ameisensäure/H₂O₂
dienen kann. Es ist jedoch ebenso jedes andere Verfahren anwendbar
das zu einem Epoxid eines ungesättigten Fettsäureesters führt.
Bevorzugt wird die Epoxidierungsreaktion möglichst quantitativ, d. h. bis
zur in der Regel vollständigen Umsetzung aller vorhandenen olefinischen
C-C-Doppelbindungen, durchgeführt.
Zur Öffnung des Oxiranrings werden aliphatische Alkohole mit 2 bis 44
C-Atomen, bevorzugt 2 bis 6 C-Atomen und einer Funktionalität von 1 bis 6,
bevorzugt 2 bis 4 und besonders bevorzugt 2 oder 3 benutzt. Hierzu
zählen z. B. Ethylenglycol, Propylenglycol, Butylenglycol, Glycerin, und
Trimethylolpropan (TMP) sowie deren Alkoxylierungsprodukte wie
Ethylenoxid (EO), Propylenoxid und EO/PO-Gemischen. Die Ringöffnung
verläuft unter Bedingungen, wie sie z. B. in der DE-A-32 46 612
beschrieben sind. Als saure Katalysatoren kommen typische
Mineralsäuren oder niedere organische Carbonsäuren wie z. B.
Schwefelsäure, Phosphorsäure, Ameisensäure, Trifluormethansulfon
säure oder Essigsäure in Betracht. Die sauren Katalysatoren können in
Konzentrationen von 0,1 Gew.-% - bezogen auf die Ausgangsstoffe -
eingesetzt werden.
Die Ringöffnungsreaktion kann bei Temperaturen von 80 bis 120°C,
vorzugsweise bei 90 bis 100°C durchgeführt werden. Anschließend ist es
von Vorteil, die Katalysatorsäure mit einer Base, beispielsweise mit
Natriumhydroxid, Natriummethylat oder tertiären Aminen zu
neutralisieren.
Das Verhältnis von OH-Gruppen zu Oxiran-Ringen liegt in der Regel
zwischen 5 : 1 und 1 : 5, bevorzugt jedoch zwischen 2 : 1 und 1 : 2 wobei ein
Verhältnis zwischen 1,4 : 1 und 1 : 1,4 erfindungsgemäß besonders
bevorzugt ist. Ringgeöffnet werden vorzugsweise Carbonsäureester
epoxide mit einem 8 - 24 C-Atome aufweisenden Fettsäurerest, wobei in
der Regel der Einsatz von Carbonsäureesterepoxiden mit
14-18 C-Atomen erfindungsgemäß bevorzugt ist.
Die so erhältlichen Reaktivverdünner weisen in der Regel eine OH-Zahl
zwischen 30 und 800 auf, wobei OH-Zahlen zwischen 120 und 550
bevorzugt sind. Die Epoxidzahl sollte 9,5 nicht überschreiten und liegt in
der Regel zwischen 0 und 5,5 wobei Epoxidzahlen im Bereich von 0 bis
2,5 besonders bevorzugt sind. Üblicherweise sind die so erhaltenen
Polyole weitgehend wasserfrei, wobei erfindungsgemäß ein Wassergehalt
von weniger als 0,5 Gew.-% und insbesondere von weniger als 0,1 Gew.-%
bevorzugt ist.
Die Reaktivverdünner weisen im Allgemeinen ein OH-Äquivalentgewicht
von weniger als 320 auf, wobei das Molekulargewicht in der Regel 5000
und vorzugsweise 3000 nicht übersteigt.
Unter Äquivalentgewicht versteht man im Sinne der Erfindung das
Molekulargewicht geteilt durch die Anzahl der OH-Gruppen.
Neben den Reaktivverdünnern enthält der Beschichtungsstoff polymere
Polyole als Harze. Unter Harz ist im Hinblick auf die vorliegende
Erfindung üblicherweise ein solcher Stoff zu verstehen, der in der Regel
zusammen mit einem entsprechenden Härter ein Bindemittel darstellt, das
vorzugsweise durch chemische Reaktion ein makromolekulares Netzwerk
mit den gewünschten Materialeigenschaften bildet.
Als polymere Polyole im Sinne der Erfindung können in der Regel
Polyesterpolyole, Alkydharze, Hydroxygruppen tragende Polyacrylate
und/oder Polymethacrylate eingesetzt werden. Weiterhin ist die
Verwendung von Polymeren und/oder Copolymeren die durch
Polymerisation, Polyaddition oder Polykondensation von Hydroxygruppen
tragenden Monomeren oder solchen, aus denen Hydroxygruppen in einer
nachfolgenden, polymeranalogen Reaktion freigesetzt werden können
möglich. Ebenso sind die Anlagerungsprodukte von einem oder mehreren
Molen Ethylen-, Propylen und/oder höheren Alkylenoxiden an mindestens
difunktionelle Alkohole als polymere Polyole im Sinne der Erfindung zu
bezeichnen.
Erfindungsgemäß werden vorzugsweise Polyesterpolyole und
Polyetherpolyole oder deren Gemische, Alkydharze, Hydroxygruppen
tragende Polyacrylate und Polymethacrylate als polymere Polyole
eingesetzt.
Hierbei ist insbesondere die Verwendung solcher Polyesterpolyole
bevorzugt, die man durch Kondensation difunktioneller aliphatischer
und/oder aromatischer Säuren mit polyfunktionellen aliphatischen
Alkoholen erhält, insbesondere aus der Kondensation von Phthalsäure
und TMP. Unter den Hydroxygruppen tragenden Poly(meth)acrylaten sind
im Sinne der Erfindung diejenigen bevorzugt, die einen mittleren bis
hohen Vernetzungsgrad aufweisen.
Die polymeren Polyole weisen in der Regel ein Äquivalentgewicht von
mehr als 320 auf, wobei das Molekulargewicht vorzugsweise höher als
1500 und besonders bevorzugt höher als 3000 ist. Die polymeren Polyole
können in fester oder flüssiger Form vorliegen, wobei es für die Erfindung
unerheblich ist, ob das Polymer erst durch Lösemittelzugabe oder durch
Erwärmen in den flüssigen Aggregatzustand überführt werden kann oder
ob es inhärent flüssig ist.
Desweiteren werden in den erfindungsgemäßen Beschichtungsstoffen
noch andere Lösemittel als die durch Ringöffnung an Carbonsäure
esterepoxiden erhaltenen Polyole eingesetzt. Unverträglichkeiten
zwischen Harz, Härter und Reaktivverdünner sowie gegebenenfalls
Zusatzstoffen können zu Phasenseparation, Trübung, und damit
schlechteren Materialeigenschaften führen. Neben einer Reduzierung der
Viskosität kann durch die Zugabe weiterer Lösemittel eine eventuelle
Inkompatibilität der einzelnen Bestandteile des Beschichtungsstoffes
überwunden werden. Der Anteil dieser, als inert bezeichneten Lösemittel,
richtet sich nach der gewünschten Viskosität sowie der zu erzielenden
Homogenität des Beschichtungsstoffes. Ihr Anteil am
Gesamtverdünnergehalt (bestehend aus Reaktivverdünner und weiteren
Lösemitteln) kann zwischen 1 und 99 Gew.-% betragen, bevorzugt liegt
ihr Anteil jedoch zwischen 1 und 80 Gew.-% sowie insbesondere
bevorzugt zwischen 1 und 60 Gew.-%. Erfindungsgemäß werden
vorzugsweise solche Lösemittel eingesetzt, die Isocyanatgruppen
gegenüber weitgehend oder völlig inert sind. Die Zugabe erfolgt in der
Regel unabhängig vom Vorhandensein weiterer Lösemittel in einer der
Komponenten des Beschichtungsstoffes. Das Lösemittel wird
vorzugsweise in einem Anteil von mindestens 1 Gew.-% bezogen auf den
gesamten Lösemittel- und Reaktivverdünnergehalt verwendet.
Besonders bevorzugt werden Isocyanatgruppen gegenüber völlig inerte
Lösemittel aus der aus Xylolen, Toluol sowie höheren Alkylbenzolen wie
Ethylbenzol und Propylbenzol, sowie Estern wie beispielsweise
Methoxypropylacetat, Ethoxypropylacetat und 2-Methoxy-1-methylacetat,
und niedermolekularen Ketonen bestehenden Gruppe ausgewählt.
Weiterhin enthält der erfindungsgemäße Beschichtungsstoff Isocyanate
als Härter. Isocyanate reagieren in einer dem Fachmann bekannten
Weise mit freien Hydroxygruppen in einer Additionsreaktion unter
Ausbildung einer Urethangruppierung. Als erfindungsgemäße
Isocyanatkomponenten sind in der Regel alle üblichen, polyfunktionellen
aromatischen und aliphatischen Isocyanate geeignet, wie beispielsweise
auch alle oligomeren und polymeren Isocyanatverbindungen wie sie aus
der Oligomerisierung oder Cyclisierung von Polyisocyanaten unter
Feuchtigkeitseinfluß oder durch Reaktion von polyfunktionellen Alkoholen
mit Polyisocyanaten herstellbar sind. Die Polyisocyanate sind im Ober-
und im Unterschuß einsetzbar. Beispiele hierfür sind HDI-Trimer (Tris(6-
isocyanatohexyl)isocyanurat) (Tolonate® HDT) (Rhone-Poulenc), 4,4-
Diphenylmethandiisocyanat (MDI) (Desmodur® VL) (Bayer), HDI-Biuret
(1,3,5-Tris(6-isocyanat-hexyl)biuret, Hexamethylendiisocyanatbiuret
Desmodur® N 75, Bayer), und ein aromatisches Polyisocyanat auf der
Basis von Toluylendiisocyanat (Desmodur® L 67) (Bayer). Der Härter wird
in einer solchen Menge zugegeben, daß das OH/NCO-Äquivalenz
verhältnis zwischen 1 : 0,1 und 1 : 1,5, insbesondere jedoch zwischen
1 : 0,75 und 1 : 1,25 und erfindungsgemäß besonders bevorzugt zwischen
1 : 0,9 und 1 : 1,1 liegt.
Die Isocyanate können sowohl in reiner Form als auch in technischen
Gemischen mit oder ohne Lösemittel eingesetzt werden.
Weitere Bestandteile der Beschichtungsstoffe sind gegebenenfalls
Zusatzstoffe, wie beispielsweise Farbstoffe, Pigmente, Füllstoffe,
rheologische Additive, Antioxidantien, Bakterizide, Fungizide,
Korrosionsschutzmittel, Katalysatoren oder UV-Stabilisatoren.
Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung
von Beschichtungsstoffen auf Polyurethanbasis, indem Ringöffnungs
produkte von Carbonsäureesterepoxiden mit di- oder höherfunktionellen
Alkoholen als Reaktivverdünner, inerte Lösemittel, polymere Polyole
sowie gegebenenfalls übliche Zusatzstoffe mit Isocyanaten gemischt
werden.
Insbesondere betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Herstellung von
Beschichtungsstoffen auf Polyurethanbasis indem Ringöffnungsprodukte
von Carbonsäureesterepoxiden mit di- oder höherfunktionellen Alkoholen
als Reaktivverdünner mit inerten Lösemitteln, polymeren Polyolen sowie
gegebenenfalls üblichen Zusatzstoffen gemischt werden.
Des weiteren betrifft die Erfindung Beschichtungsstoffe enthaltend
Ringöffnungsprodukte von Carbonsäureesterepoxiden mit di- oder
höherfunktionellen Alkoholen als Reaktivverdünner, inerte Lösemittel,
polymere Polyole, Isocyanate sowie gegebenenfalls übliche Zusatzstoffe.
Erfindungsgemäß bevorzugt sind dabei in der Regel solche
Beschichtungsstoffe, die den Reaktivverdünner in einem Anteil von 1 bis
99 Gew.-% am gesamten Verdünnungsmittelgehalt sowie die inerten
Lösemittel in einem Anteil von 1 bis 99 Gew.-%, bevorzugt von 1 bis 50
Gew.-% am gesamten Verdünnungsmittelgehalt enthalten.
Verschiedene fettchemische Polyole wurden in Klarlacken und
Decklacken auf ihre Eignung als Reaktivverdünner untersucht. Hinter dem
Handelsnamen stehen in Klammern die in den Beispielen gebrauchten
Abkürzungen.
Als fettchemische Polyole wurden die folgenden Produkte der Firma
Henkel eingesetzt:
Sovermol® 750 (750), Sovermol® 815 (815) und Sovermol® 1 102/l (1102)
Sovermol® 750 (750), Sovermol® 815 (815) und Sovermol® 1 102/l (1102)
Es handelt sich dabei um verzweigte Polyester/-ether auf fettchemischer
Basis.
Als Polyesterpolyole kamen die folgenden Produkte (Bayer) zum Einsatz:
Desmophen® 650 (650) | |
verzweigter, hydroxylgruppenhaltiger Polyester | |
Desmophen® 651 (651) | verzweigter, hydroxylgruppenhaltiger Polyester |
Desmophen® 670 (670) | schwach verzweigter, hydroxylgruppenhaltiger Polyester |
Alkydal® R 35 (R 35) | Alkydharz mit 38% Ricinenöl |
Als hydroxylgruppenhaltige Polyacrylate kamen die folgenden Produkte
(Henkel Corp) zum Einsatz:
G-Cure® 105 (105) | ||
hydroxylgruppenhaltiges Polyacrylat geringer bis mittlerer Vernetzungsdichte | ||
G-Cure® 106 (106) | hydroxylgruppenhaltiges Polyacrylat mittlerer Vernetzungsdichte | |
G-Cure® 109 (109) | hydroxylgruppenhaltiges Polyacrylat hoher Vernetzungsdichte | |
Folgende Isocyanate wurden zur Vernetzung benutzt: @ | Desmodur® L 67 (L 67) | Aromatisches Polyisocyanat auf Basis Toluylendiisocyanat |
Desmodur® N 75 (N 75) | Hexamethylen-1,6-Diisocyanatbiuret | |
Desmodur® VL (VL) | 4,4′-Diphenylmethandiisocyanat | |
Tolonate® HDT (HDT) | Tris(6-isocyanatohexyl)isocyanurate (Trimer) | |
Tolonate® HDT-LV (HDT-LV) | niedrigviskose Zubereitung von Tris(6-isocyanatohexyl)isocyanurate (Trimer) |
Die Bewitterungsversuche wurden in einem QUV Accelerated Weathering
Tester, ASTM G 53-77, zur künstlichen Bewitterung durchgeführt. Die
Bestrahlung mit ultraviolettem Licht wurde bei 350 nm vorgenommen. Die
Testbedingungen waren 4 Stunden Licht bei 60°C und 4 h Kondensation
bei 50°C.
Die Viskositäten wurden nach Brookfield bei 25°C und 30 Upm mit
Spindel 4 gemessen.
Die Pendelhärten wurden nach der Vorschrift DIN 53157 gemessen.
Die folgende Tabelle 1 illustriert die Wirksamkeit der erfindungsgemäßen
Polyole beim Einsatz mit Polyesterpolyolen in Klarlacken. In der Spalte
"Polyol" ist das jeweilige Polyesterpolyol angegeben. Die Spalte
"Isocyanat" ist selbsterklärend. In der Spalte "Anfangs Visk." ist die
Viskosität der Mischung des entsprechenden Polyols mit dem
entsprechenden Isocyanat angegeben. In der Spalte "LM f. 1000 mPa·s"
ist die Menge an Xylol/Methoxypropylacetat (3 : 1) (in Gew.-% bezogen auf
den gesamten Beschichtungsstoff) angegeben, die man zum Erreichen
einer Viskosität von 1000 mPa·s im Beschichtungsmittel einsetzen muß.
Anschließend folgen unter den Oberbegriffen "Polyol 750", "Polyol 815"
sowie "Polyol 1102" jeweils drei Spalten. Die Spalte "+ 20%" gibt die
Viskosität des Beschichtungsmittels nach einer Zugabe von 20 Gew.-%
(bezogen auf den gesamten Beschichtungsstoff) des jeweiligen
fettchemischen Polyols an. Unter "% LM" wird die Menge an
Xylol/Methoxypropylacetat (3 : 1) angegeben, die benötigt wird, um nach
der Zugabe des Reaktivverdünners eine Viskosität von 1000 mPa·s zu
erreichen und unter "Δ" ist die Mengendifferenz (in Gewichtsteilen) für die
Zugabe von Xylol/Methoxypropylacetat (3 : 1) zum Erreichen einer
Viskosität von 1000 mPa·s ohne und mit fettchemischem Polyol als
Reaktivverdünner zu verstehen.
Es zeigt sich deutlich, daß der erfindungsgemäße Einsatz von 20 Gew.-%
der ringgeöffneten, fettchemischen Polyole in nahezu allen Fällen zu
einer deutlichen Verringerung des zum Erreichen einer beispielhaften
Verarbeitungsviskosität von 1000 mPa·s notwendigen Lösemittelverbrauchs
bewirkt. Die in den Beispielen gewählte Verarbeitungsviskosität von 1000
mPa·s stellt keine Limitierung der Erfindung dar, sondern kann in einer
dem Fachmann geläufigen Weise durch Variation der Komponenten
gewünschtenfalls nach oben oder nach unten korrigiert werden.
Tabelle 2 illustriert die Wirksamkeit der erfindungsgemäßen Polyole beim
Einsatz mit hydroxygruppentragenden Polyacrylaten in Klarlacken. In der
Spalte "Polyol" ist das jeweilige Polyacrylat angegeben. Die Bedeutung
der weiteren Spalten ist mit denen in Tabelle 1 identisch.
In Tabelle 3 sind die Pendelhärten nach DIN 53157 der
erfindungsgemäßen Klarlacke mit den Pendelhärten der nach
herkömmlichem Verfahren dargestellten Beschichtungsmitteln
vergleichend gegenübergestellt.
In Tabelle 4 sind die Belastbarkeiten der erfindungsgemäßen Decklacke
mit herkömmlichen Beschichtungsmitteln vergleichend gegenübergestellt.
Als polymeres Polyol kamen Polyesterpolyole zum Einsatz. Hierbei sind in
der obersten Zeile die Kombinationen Polyol/Reaktivverdünner und
Isocyanat angegeben. Die folgenden Zeilen stellen das Verhalten von
erfindungsgemäßen sowie nicht erfindungsgemäßen Decklacken in einer
QUV-Bewitterungsanlage dar. In der letzten Zeile wird die Beständigkeit
gegenüber Methyl-Ethylketon angegeben.
Die Versuchsergebnisse zeigen, daß die erfindungsgemäße Verwendung
der Reaktivverdünner in unterschiedlichen Anteilen mit Polyesterpolyolen
zum Teil deutlich verbesserte Ergebnisse in Härte und Glanz der
erhaltenen Produkte erzielt. Die Bewitterung in der QUV-Anlage zeigt,
daß die Bewitterungsstabilität der unter Verwendung von
Reaktivverdünnern hergestellten Beschichtungen mit den Werten für die
Vergleichsbeschichtungen nahezu identisch sind.
In Tabelle 5 sind die Ergebnisse der zu Tabelle 4 identischen Versuche
mit Hydroxygruppen tragenden Polyacrylaten als polymere Polyole
dargestellt.
Claims (9)
1. Verwendung von Ringöffnungsprodukten von Carbonsäureesterepoxiden mit di-
oder höherfunktionellen Alkoholen, in Abmischung mit inerten Lösemitteln,
polymeren Polyolen, Isocyanaten, sowie gegebenenfalls üblichen Zusatzstoffen,
als Reaktivverdünner zur Herstellung von Beschichtungsstoffen.
2. Verwendung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß Carbonsäureester
epoxide die sich aus Fettsäuren und/oder aus Fettsäureestern herstellen lassen
verwendet werden.
3. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß
Carbonsäureesterepoxide die sich aus Fettsäuren, Fettsäureestern und/oder
Derivaten von Fettsäuren und/oder Fettsäureestern natürlichen Ursprungs
herstellen lassen, verwendet werden.
4. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß
Carbonsäureesterepoxide mit einem 6 bis 24 C-Atomen aufweisenden
Fettsäurerest eingesetzt werden.
5. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß
als polymere Polyole Polyesterpolyole und Polyetherpolyole oder deren
Gemische, Alkydharze, Hydroxygruppen tragende Polyacrylate und/oder
Polymethycrylate verwendet werden.
6. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß
inerte Lösemittel in einem Anteil von 1 bis 99 Gew.-%, bezogen auf den
Gesamtlösemittel- und Reaktivverdünnergehalt, verwendet werden.
7. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß
als inerte Lösemittel Xylole, Toluol, Mehoxypropylacetat, Ethoxypropylacetat,
Ethylbenzol, Propylbenzol und 2-Methoxy-1-Methylethylacetat oder deren
Gemische verwendet werden.
8. Verfahren zur Herstellung von Beschichtungsstoffen auf Polyurethanbasis,
dadurch gekennzeichnet, daß polymere Polyole, inerte Lösemittel,
Ringöffnungsprodukte von Carbonsäureesterepoxiden mit di- oder
höherfunktionellen Alkoholen als Reaktivverdünner sowie gegebenenfalls
übliche Zusatzstoffe mit Isocyanaten gemischt werden.
9. Beschichtungsstoffe, enthaltend Ringöffnungsprodukte von Carbonsäureester
epoxiden mit di- oder höherfunktionellen Alkoholen als Reaktivverdünner,
polymere Polyole, inerte Lösemittel, Isocyanate sowie gegebenenfalls übliche
Zusatzstoffe.
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