DE19528351A1 - Aus wenigstens zwei Komponenten bestehender Klebstoff - Google Patents
Aus wenigstens zwei Komponenten bestehender KlebstoffInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft einen aus wenigstens zwei Komponenten
bestehender Klebstoff, bei dem die Reaktion durch Grenzflächenkontakt der
beiden Komponenten ausgelöst wird.
Wie bekannt, ist bei den für Polymerisationsklebstoffe in Frage kommenden
Ausgangsmonomeren das Vorhandensein von einer oder mehreren Kohlen
stoff-Kohlenstoff-Doppelbindungen im Molekül wichtig, die gegenüber der
Einfachbindung einen höheren Energiegehalt besitzen. Zu einer Polymerisa
tion kommt es durch das Aufrichten dieser Doppelbindung in Folge des Über
ganges von einem energiereicheren in einen energieärmeren Zustand.
Bei allen Molekülen mit der Doppelbindung kann auf diese Weise eine An
einanderreihung vieler Moleküle zu einem Polymer erhalten werden. Das
Aufrichten der Doppelbindung bedarf einer Aktivierung der Bindungsenergie
im Monomermolekül. Diese Aktivierung kann entweder durch geeignete Ka
talysatoren oder Radikale, die eine anionische, kationische oder radikalische
Polymerisation herbeiführen, oder durch eine Strahlung, wie UV-Strahlung
oder durch einen Elektronenstrahl, bewirkt werden.
Bei Einkomponenten-Polymerisationsklebstoffen sind die Monomere derart
stabilisiert, daß die Polymerisation erst durch Einflüsse, die während des
Auftragens oder nach dem Auftragen auf die Fügeteile wirksam werden, be
ginnt. Solche Einflußfaktoren werden neben anderen durch das Hinzufügen
von Metallionen bei gleichzeitigem Ausschluß von Sauerstoff erhalten, z. B.
sogenannte anaerobe Klebstoffe.
Das kennzeichnende Merkmal solcher Einkomponenten-Polymerisationskleb
stoff Systeme ist ein Aushärtungsmechanismus, der in Abwesenheit von Sauer
stoff stattfindet. Solche Klebstoffe bleiben solange in einem flüssigen Zustand,
wie sie in Kontakt mit dem Sauerstoff in der Luft stehen. Nach dem Aus
schluß des Sauerstoffes, während des Zusammenbringens der zu klebenden
Teile, setzt unter gleichzeitigem Einfluß von Metallionen in sehr kurzer Zeit
die Polymerisation ein.
Die Aushärtezeit ist von der katalytischen Aktivität der jeweiligen Metallober
fläche und der Temperatur abhängig, bei Raumtemperatur härtende Systeme
benötigen bis zum Erreichen ihrer funktionellen Sicherheit 5 bis 10 h.
Auch bei den Zweikomponenten-Polymerisationsklebstoffen erfolgt die Akti
vierung der C = C Doppelbindung durch Radikale. Diese Radikale können
einerseits durch Photoinitiatoren bzw. durch direkte Strahlungseinwirkung
gebildet werden und anderseits aus dem Monomer als sogenannte Härter
zugesetzte radikalbildende Substanzen. Zur Anwendung werden die zu ver
bindenden Teile mit aus zwei miteinander vermischten Komponenten beste
hendem Klebstoffsystem bestrichen und zusammengefügt.
Als radikalbildende Substanz dient Dibenzoylperoxid, das als zugegebene Här
terkomponente durch einen Beschleuniger in zwei Radikale aufgespalten wird.
Als Beschleuniger können tertiäre aromatische Amine verwendet werden.
Eine wichtige Anwendung solcher Klebstoffe findet sich in der Stirnflächen
kopplung von Lichtwellenleitern. Dazu werden die Fasern in sehr präzisen
Bohrungen zentriert und verklebt. Solange dies als Fertigungsvorgang in einer
Fabrik geschieht, spielen die zu erbringenden Aufwände eine weniger große
Rolle, als wenn im Feld eine solche Kopplung hergestellt werden soll. Der
Ausdruck "im Feld" steht hier für alle denkbaren Anwendungen außerhalb
einer Fabrik.
In der Fachwelt ist eine große Anzahl von Verfahren bekannt, wie die in die
Hülse eingesetzte Faser für optische Abstrahlung und für eine gute Zentrie
rung bearbeitet werden muß. Ein Beispiel zeigt die EP-B-0 464 161. Ein
bekannter Vorschlag nach einer Lösung der 3M soll die Hülse mit einem
Hotmelt (Thermoplast) gefüllt werden und nach dem Erwärmen kann die
Faser eingesteckt werden.
Eine andere Lösung des Problems schlägt AT & T vor. Die Faser soll in eine
Flasche mit einem Primer beaufschlagt werden, dann soll mit einer Injektions
spritze Klebstoff in die Hülse gebracht werden, und zwar soviel, daß die
Bohrung der Hülse vollständig gefüllt ist. Darauf kann die vorbehandelte
Faser in die Hülse gestoßen werden. Die Aushärtezeit wird mit einer Minute
angegeben. Es ist aber nicht jedermanns Sache mit zwei Komponenten in
einer derart genau zu behandelnden technischen Anwendung zu operieren.
Es ist dementsprechend eine Aufgabe der Erfindung einen Klebstoff zu schaf
fen, von dem die eine Komponente praktisch unter Ausschluß von Luft, in
anaerober Form für längere Zeit aufbewahrt werden kann, also die fabrikmäßig
in die Hülse eines optischen Verbinders eingebracht werden und die zwei
te Komponente auf der Montagestelle mit der Faser in die erste Komponente
hineingeführt werden kann.
Erfindungsgemäß wird dies nach den Merkmalen im kennzeichnenden Teil
des Anspruchs 1 dadurch erreicht, daß die beiden Komponenten je aus unge
sättigten Verbindungen bestehen, die in mono- und/oder multifunktionellen
Akrylaten gelöst sind.
Ein Anwendungsbeispiel ist in der Zeichnung dargestellt. Die einzige Fig.
zeigt eine optische Steckverbindung nach dem Hülsenprinzip.
In einer Präzisions-Führungshülse 1 sind beidseits je eine Ferrule 2 mit polier
ter Endfläche 3 hineingeschoben, und zwar soweit, bis sich die beiden polier
ten Endflächen 3 berühren. In jede der Ferrulen 2 ist je ein Lichtwellenleiter
4 eingeklebt. Die populärste Methode Lichtwellenleiter in einem Stecker
optimal zu positionieren beruht auf der genauen Zentrierung der Glasfaser in
einer sehr präzisen Bohrung und zu verkleben. Dazu werden die Lichtwellen
leiter von ihrer primären und sekundären Beschichtung befreit und mit einem
Klebstoff in die Ferrule eingeklebt, von der der Hülsenboden eine zentrische
Bohrung aufweist, die bis auf wenige Mikrometer Plustoleranz dem Durch
messer der Glasfaser entspricht. Dieser Hülsenboden wird anschließend zu
sammen mit der um wenige Millimeter herausragenden Faser auf optische
Genauigkeit bis zum Hülsenboden geschliffen und poliert.
Es ist nun verständlich, daß auch der Klebstoff ganz spezielle Bedingungen zu
erfüllen hat, so soll die eine Komponente eines als Zweikomponentenkleber
konzipierter Klebstoff über längere Zeit unter Luftabschluß aufbewahrt wer
den können, denn so kann die Ferrule mit dieser Komponente vorverfüllt
werden, so daß die zweite Komponente mit der Glasfaser in die Ferrule
eingebracht werden kann, um dort eine sofortige Polymerisation auszulösen.
Es ist bekannt, daß bei Acrylat-/Methacrylat-Klebstoffen die Gefahr besteht,
unter Luftabschluß als Einkomponentenkleber auszuhärten. Aus diesem
Grunde wurde auch schon vorgeschlagen, die offene Hinterseite der Ferrule
mit einer größeren Kappe zu verschließen, die genügend Sauerstoff enthält,
um diese Reaktion wenigstens zu verzögern. Natürlich ist eine solche Lösung
nicht leicht anzuwenden.
Zur Herstellung eines anaerob stabilen Klebstoffes wurden verschiedene
Acrylate/Methacrylate untersucht. Es wurde festgestellt, daß es Acrylate oder
Methacrylate gibt, die bei einem Unterdruck vom 0,8-0,9 bar und bei 40°C
in sehr kurzer Zeit vernetzten, daß es aber auch solche speziellen Formen
gibt, die länger als 24 Stunden unvernetzt blieben. Mit diesen Stoffen wurde
dann experimentiert. Beispiele solcher Stoffe sind
- 1) Laurylmethacrylat
- 2) Ditrimethylolpropantetracrylat.
Es muß angenommen werden, daß die Trägheit dieser Stoffe davon herrührt,
daß die sonst instabile Doppelbindung in der Kohlenstoffverbindung in diesen
Fällen durch die besondere sterische Konfiguration gegeben ist.
Die äußeren Bedingungen für diese Klebstoffe stellen sich dadurch, daß sie
an Glas, Metall, insbesondere an Nickel, an Kunststoffen und an Keramik
haften. Daraus hergeleitet ergibt sich eine Rezeptur für derartige Klebstoffe,
die anaerob aufbewahrbar sind, nämlich:
Erste Komponente | |
A) ungesättigtes Polyesterharz, styrolfrei auf Tricyclodekandiolbasis (bewirkt Haftung und hohe Viskosität)|35% | |
B) ungesättigtes Polyesterharz styrolfrei auf Terephthal/Phthalsäure-Fumarsäure-Basis (Bewirkt Haftung und hohe Viskosität) | 15% |
C) monofunktionelles cycloaliphatisches Acrylat (vernetzendes Lösungsmittel für die Stoffe unter A) und B)) | 30% |
D) multifunktionelles ethoxyliertes aliphatisches Acrylat (Lösungsmittel für die Stoffe A) und B), schnell reagierend) | 16,5% |
E) Metallorganische Verbindung (Beschleuniger) | 3% |
F) Stabilisator (zur Stabilisierung der Stoffe C) und D)) | 0,5% |
Zweite Komponente | |
G) ungesättigtes Polyesterharz, styrolfrei auf Tricyclodekandiolbasis (bewirkt Haftung und hohe Viskosität)|35% | |
H) ungesättigtes Polyesterharz styrolfrei auf Terephthal/Phthalsäure-Fumarsäure-Basis (Bewirkt Haftung und hohe Viskosität) | 15% |
I) monofunktionelles cycloaliphatisches Acrylat (vernetzendes Lösungsmittel für die Stoffe unter A) und B)) | 30% |
K) multifunktionelles ethoxyliertes aliphatisches Acrylat (Lösungsmittel für die Stoffe A) und B), schnell reagierend) | 15% |
L) ungesättigte oder gesättigte Carbon- oder Dicarbonsäuren, deren Anhydride (Die Carbon-, di- oder multifunktionellen Carbonsäuren müssen in der Lage sein, die metallorganischen Verbindungen umzulagern) | 2% |
M) Peroxid (Initiator) | 2,5% |
N) Stabilisator (Zur Stabilisierung der Stoffe I) und K)) | 0,5% |
In die Ferrule eingebracht, bleibt dieser erste Klebstoffteil über längere Zeit
hinweg erhalten. So konnte nachgewiesen werden, daß eine solche erste
Komponente nach einem Monat bei -0,8 bar und 50°C zur Reaktion gebracht
werden konnte. Diese erste Komponente war vor der Reaktion flüssig und
zeigte keine Anzeichen einer Gelierung.
Zum Starten der Reaktion wurde vorgesehen, die Glasfaser mit der zweiten
Komponente zu benetzen und in die mit dem ersten Klebstoffteil gefüllte
Ferrule hineinzustoßen. Damit ein solches System in der Praxis anwendbar
ist, muß die Polymerisation innert nützlicher Frist ablaufen, d. h. innerhalb
von Minuten.
Für die Viskositäten wurden für beide Stoffe solche zwischen 1000 mPa·s
und 100 000 mPa·s vorgesehen. Für die Reaktionszeit wurde der Start bei
30 s und das Ende bei 5 min festgestellt, also für die vorgesehene Verwen
dung sehr gut brauchbar.
Zur Polymerisation im gewünschten Umfang, d. h. mit einer möglichen Aus
lösung durch Grenzflächenkontakt, dienen die oben genannten Komponenten
L) und M) im Zusammenhang mit der Komponente E der ersten Klebstoff
komponente.
Versuche im Labor haben gezeigt, daß das Peroxid in der Ferrocenkompo
nente allein nicht aktiviert wird. Ebenfalls wird das Peroxid nicht in Gegen
wart von Maleinsäure aus der Komponente L) aktiviert. Hingegen wurde
festgestellt, daß das Zusammentreffen von Maleinsäure und Ferrocen in
Gegenwart von Peroxiden zu einer spontanen Reaktion führt. Dabei ist es
selbstverständlich, daß eine Wärmeeinwirkung die Reaktionszeit verändern
kann.
Als Akrylate kommen Mono-, Di-, Tri- und höhere funktionelle Acryl-, Meth
acryl-Verbindungen, wie Alkyl/Aryl/Acryl und Methacrylate, Hydroxyester,
Amino-Amidverbindungen, Äther-Monoester, Glycolabkömmlinge, Diolver
bindungen von Butan bis Dodecan, Glycidilester, inbegriffen die Bisphenol
A und F Abkömmlinge, usw. Oligomere wie PU-/ EP-/ UP-/Polyester, Mela
min usw. in Frage, die reaktionsbeschleunigende oder haftvermittelnde Eigen
schaften haben.
Als Polyesterkomponenten eignen sich ungesättigte Polyesterharze aus der
Gruppe ungesättigter mehrbasischer Carbonsäuren wie Fumarsäure, Malein
säure, Ataconsäure, Citraconsäure, Mesconsäure und deren Anhydride, sowie
Kombinationen von ungesättigten oder gesättigten mehrwertigen Carbonsäu
ren, umgesetzt mit mehrwertigen Alkoholen, wie Äthylen-, Propylan-, Neopen
tyl-, 1,4-Cyclohexandiolmethanol, 1,4-Butandiol, Bisphenol A und F. Zu die
ser Gruppe werden auch die Vinylesterharze gerechnet. Die Haftung wird z. B.
über freie Carboxylgruppen erzielt und die Härte und Temperaturbeständig
keit durch Bisphenol A-und/oder F-Verbindungen.
Die Peroxide, die sich eigneten sind tertiäres Butylperbenzoat, 2,2-Bis-(tert.
Butylperoxy)-butan, 1,1-Bis-(tert.Butylperoxy)-benzol, Bis-(tert.Butylpe
roxyisopropyl)-benzol oder tert.Butylpermaleinat. Ebensogut könnten aber
auch andere, in einem Temperaturbereich zwischen +600 und +200°C reagie
rende Peroxide verwendet werden.
Claims (9)
1. Aus wenigstens zwei Komponenten bestehender Klebstoff, bei dem
die Reaktion durch Grenzflächenkontakt der beiden Komponenten
ausgelöst wird, dadurch gekennzeichnet, daß die beiden Komponen
ten je aus ungesättigten Verbindungen bestehen, die in mono- und/
oder multifunktionellen Akrylaten gelöst sind.
2. Klebstoff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die unge
sättigten Verbindungen Harze sind.
3. Klebstoff nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Harze
Polyesterharze sind.
4. Klebstoff nach einem der vorangehenden Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß die eine Komponente eine metallorganische
Verbindung und die andere Komponente eine ungesättigte Dicarbon
säure und Peroxid enthält.
5. Klebstoff nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die metall
organische Verbindung Ferrocen ist.
6. Klebstoff nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die unge
sättigte Dicarbonsäure Maleinsäure ist.
7. Klebstoff nach einem der vorangehenden Ansprüche 1 bis 6, dadurch
gekennzeichnet, daß die Akrylate aus der Gruppe enthaltend Mono-,
Di-, Tri- und höhere funktionelle Acryl-, Methacryl-Verbindungen, wie
Alkyl/Aryl/ und Methacrylate, Hydroxyester, Amino-Amidverbindun
gen, Äther-Monoester, Glykolabkömmlinge, Diolverbindungen von
Butan bis Dodecan, Glycidylester, inbegriffen die Bisphenol-A- und
-F-Abkömmlinge, Oligomere, wie PU-/,EP-/,UP-/Polyester, Mela
min, die in der Lage sind, reaktionsbeschleunigend oder haftvermit
telnd zu wirken ausgewählt sind.
8. Klebstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeich
net, daß die ungesättigten Polyesterharze aus der Gruppe ungesättig
ter mehrbasischer Carbonsäuren wie Fumarsäure, Maleinsäure, Ata
consäure, Citraconsäure, Mesconsäure und deren Anhydride, sowie
Kombinationen von ungesättigten oder gesättigten mehrwertigen
Carbonsäuren, umgesetzt mit mehrwertigen Alkoholen, wie Äthylen-,
Propylen-, Neopentyglykol, 1,4-Cyclohexandiolmethanol, 1,4-Butandiol,
Bisphenol A und F, ausgewählt ist.
9. Optische Steckverbindung mit in eine Ferrule mittels eines Klebstof
fes nach den vorhergehenden Ansprüchen eingeklebten Lichtwellen
leiters.
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