DE19523199A1 - Verfahren zur Darstellung von EKG-Signalen - Google Patents
Verfahren zur Darstellung von EKG-SignalenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren gemäß dem Oberbegriff des
Patentanspruchs 1.
Das Elektrokardiogramm/EKG ist ein weit verbreitetes Diagnosever
fahren zur Erkennung von Herzfehlern oder Herzerkrankungen. Seine
Wirkungsweise beruht darauf, daß das Herz als Muskel während seiner
Bewegung ein elektrisches Signal aussendet, das sich über den Körper
verbreitet und dort erfaßt werden kann. Zur Erfassung der Signale
des Herzens dienen Elektroden, die am Körper angebracht werden und
deren elektrische Signale zu geeigneten Auswerteeinrichtungen
gelangen, wo sie auf unterschiedliche Art und Weise aufgezeichnet,
berechnet und dargestellt werden, derart, daß aus den dargestellten
Spannungsverläufen ein Rückschluß auf die Befindlichkeit des Herzens
gezogen werden kann.
Allgemein hängt die Aussagekraft und die Zuverlässigkeit dieser
medizinischen Information dann natürlich ab von Art und Anordnung
der Elektroden einerseits und Auswertungsverfahren andererseits. Im
Laufe der Zeit sind hier verschiedene klassische Verfahren bekannt
geworden, die nach ihren ersten Anwendern z. B. Einthoven heißen,
dieses Verfahren wird auch beim erfindungsgemäßen Verfahren einge
setzt.
Es sind auch aufwendige Verfahren bekannt geworden, die zur Erken
nung spezieller Herzerkrankungen geeignet sein sollen und mit denen
mit einer Vielzahl von Informationen und spezieller Auswertungs
verfahren möglichst zuverlässige Informationen über den medizini
schen Zustand des Herzens gewonnen werden sollen (DE 42 43 889 A1,
DE 41 31 103 C1).
Das Ergebnis der Messungen stellt sich meistens als eine Vielzahl
von Kurvenverläufen dar, die in direkter oder indirekter Form
jeweils einer Elektrode und somit den Auswirkungen der elektrischen
Erregung des Herzens am Ort dieser Elektrode entsprechen. Zu einer
medizinisch korrekten Interpretation und somit Diagnose ist seitens
des Arztes sehr viel Routine und Erfahrung nötig, wozu in ent
sprechenden Lehrbüchern Atlanten mit beispielhaften "guten" und
"schlechten" Kurvenverläufen dargestellt werden, um deren Zuord
nungen zu typischen Herzerkrankungen zu ermöglichen und das Auge des
analysierenden Arztes zu schulen.
Abhängig von der Anordnung der Elektroden, die letztlich verschie
dene Meßebenen des gleichen Vorgangs, nämlich des Spannungsimpulses
des Herzens, darstellen, sind somit eine Vielzahl von EKG-Kurven
dokumentiert; die durch typische Krankheiten gebildeten Kurvenab
weichungen lassen sich in der Regel durch Bildung der Hauptablei
tungen der Kurven darstellen, gegebenenfalls werden zusätzliche
Elektroden an besonderen Körperstellen angebracht, diese Art der
Auswertung bzw. Diagnose ist aus den genannten Gründen jedoch
unübersichtlich und in ihrer Zuverlässigkeit daher beeinträchtigt.
Aufgabe der Erfindung ist es daher, mit geringem technischen Aufwand
bzw. verfügbaren technischen Mitteln dem diagnostizierenden Arzt
eine schnelle und zuverlässige Übersicht über den aktuellen
Gesundheitszustand des Herzens zu vermitteln.
Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe gemäß dem kennzeichnenden Teil
des Patentanspruchs 1 gelöst.
Die Grundidee der Erfindung besteht darin, zur Darstellung der
Herzfunktion auf die theoretische Erregungskurve (Korticoid-Kurve)
zurückzugreifen, mit der das Erregungssignal des Herzens an einem
Meßpunkt/Elektrodenpunkt in Polarkoordinaten theoretisch dargestellt
ist, nach der Gleichung
r = a*(1 + b* sinϕ)
mit r = Spannung (Amplitude in der Regel in mV), Phasenwinkel
und a*, b* konstante Faktoren.
Ein typischer Verlauf dieser Funktion ist in Fig. 1 dargestellt.
Der Vorzug dieser Darstellungsform liegt in dem "runden", glatten
Verlauf bei einem gesunden Herzen, wodurch Abweichungen gegenüber
einem gestörten Ablauf leichter zu erkennen sind als durch Vergleich
der bisher verwendeten Zeitdiagramme mit einer Vielzahl von Impuls
spitzen, die zum Vergleich in Fig. 2 dargestellt sind. Man kann
nachweisen, daß die Darstellungen der Fig. 1 und 2 verschiedene
Darstellungen des gleichen Phänomens sind und durch entsprechende
Transformationsregeln ineinander übergeführt werden können. Insofern
kann die Polarkoordinatendarstellung der Fig. 1 auch als "Urkurve"
bezeichnet werden.
Derartige geschlossene Darstellungen der Herzkurve können ansatz
weise auch aus einzelnen Elektrodensignalen gewonnen werden und
oszillographisch dargestellt werden (Vektorkardiographie), haben
aber nur eine sehr begrenzte Aussagekraft.
Eine beispielhafte Ausführungsform einer Meßanordnung zur Durchfüh
rung des erfindungsgemäßen Darstellungsverfahrens ist in Fig. 3
dargestellt. Hierbei erfolgt die Ableitung der Meßwerte vom Körper
des Patienten in bekannter Weise von den Elektroden (RA, LA, RL) an
Handgelenken und Fußgelenken (die andere Elektrode LL liegt an
Masse). Ebenfalls dargestellt bei Fig. 3 ist auf dem Körper des
Patienten das sogenannte Einthoven-Dreieck, in dem drei Geraden I, II
und III die Elektroden untereinander gedanklich verbinden und in
dessen Mittelpunkt das Herz liegt. Die Signale der Elektroden
(RA, LA, RL) gelangen zu einem Präzisions-Gleichspannungsverstärker,
wo sie etwa um den Faktor 10³ von mV in V verstärkt werden. Diesem
Verstärker ist ein schneller A/D-Wandler zugeordnet, der von einem
nachgeschalteten Rechner (beispielsweise PC) steuerbar ist. Die mit
typisch bei 6kHZ liegender Abtastfrequenz einlaufenden drei EKG-
Analogsignale (im folgenden als UI, UII und UIII bezeichnet) werden
hier mit hoher Auflösung digitalisiert und diese Werte werden
nacheinander im Speicher des Rechners abgelegt. Hierzu sind
mindestens vier Kanäle vorgesehen. Die Speicherkapazität muß so
bemessen sein, daß die derart abgetasteten und digitalisierten EKG-
Signale für die Dauer mindestens eines Herzschlages abgespeichert
werden können (hierfür ist in der Regel ein Speicherplatz von 60 kB
ausreichend). Die hohe Abtastgeschwindigkeit zusammen mit der hohen
Auflösung des A/D-Wandlers führen zu äußerst präzisen
digitalisierten Meßwerten, so kann beispielsweise in der Spanne
zwischen den Erregungszuständen R und S von etwa 0,1 Sekunden ein
Meßbereich von mindestens 50 Meßpunkten bei einer Abtastfrequenz von
500 Hz bis 600 Meßpunkten bei einer Abtastfrequenz von 6 kHz liegen.
Sind die Elektrodenspannungen UI, UII, UIII derart digitalisiert
abgespeichert, so werden diese zum Erhalt einer vektoriellen
Gesamtdarstellung der drei einzelnen Spannungen im Sinne der oben
genannten Korticoid-Kurve wie folgt behandelt, wobei die drei Winkel
ϕ1, ϕ2 und ϕ3 den Spannungen gemäß dem Einthovenschen
Dreieck wie folgt zugeordnet werden:
Wenn UI < 0 ist, dann ist ϕ1 = 180°, sonst ist ϕ1 = 0.
Wenn UII < 0, dann ist ϕ2 = 240°, sonst ist ϕ2 = 60°.
Wenn UIII < 0, dann ist ϕ3 = 300°, sonst ist ϕ3 = 120°.
Wenn UI < 0 ist, dann ist ϕ1 = 180°, sonst ist ϕ1 = 0.
Wenn UII < 0, dann ist ϕ2 = 240°, sonst ist ϕ2 = 60°.
Wenn UIII < 0, dann ist ϕ3 = 300°, sonst ist ϕ3 = 120°.
Die Darstellung der Korticoidkurve in kartesischen Koordinaten x und
y ergibt sich dann wie folgt:
x = x1 - x2 + x3
y = y1 - y2 + y3
mit
x1 = UI cos ϕ1
x2 = UII cos ϕ2
x3 = UIII cos ϕ3
y1 = UI sin ϕ1
y2 = UII sin ϕ2
y3 = UIII sin ϕ3
x = x1 - x2 + x3
y = y1 - y2 + y3
mit
x1 = UI cos ϕ1
x2 = UII cos ϕ2
x3 = UIII cos ϕ3
y1 = UI sin ϕ1
y2 = UII sin ϕ2
y3 = UIII sin ϕ3
Die derart gebildeten Summen werden dann auf dem Bildschirm des PC
dargestellt und zeigen eine geschlossene Darstellung der Korticoid
funktion. Die erreichte Korticoidkurve liegt allerdings schräg im
Raum, was darauf zurückgeht, daß infolge des Dipolcharakters des
Herzens dieses gegenüber der Meßebene geneigt ist. Eine weitere
Veranschaulichung kann man auf einfache Art und Weise erreichen,
wenn man die Korticoidkurve mittels einer Koordinatendrehung mit der
Vorschrift
x1 = x*cosβ +y*sinβ und y1 = x*sinβ -y*cosβ
aufrichtet, wobei der Winkel β ein Maß für den Winkel darstellt,
mit dem die Dipolachse des Herzens gegenüber der durch die 3
Meßpunkte aufgespannten Meßebene geneigt ist.
Bei einem gesunden Herzen ergibt die so erhaltene Korticoidkurve
einen weitgehend glatten Verlauf, der mit der theoretischen
Korticoidkurve gemäß Abb. 1 vergleichbar ist. Störungen der
Herzfunktion lassen sich somit sehr einfach durch entsprechende
"Dellen" oder "Einbeulungen" dieser Kurve erkennen und zumindest zu
einer ersten, vorläufigen Diagnose herangezogen werden; zur ein
gehenderen Abklärung können dann in bekannter Art und Weise die
Zeitfunktionen der einzelnen Elektrodensignale herangezogen werden
oder die eingangs erwähnten aufwendigeren Verfahren bei bestimmten
Herzfehlern und Herzkrankheiten zusätzlich für Diagnose herangezogen
werden.
Es ist auch möglich, eine zusätzliche Elektrode in der kritischen
Richtung, die auch vom Rechner ermittelt werden kann, am Patienten
anzubringen und dann den dort gemessenen Zeit-Verlauf des Elektro
densignals zu bewerten.
Die Programmierung beispielsweise eines 486-PC nach den oben
genannten Vorschriften ist dem Fachmann ohne weiteres möglich, so
daß auf weitere Erläuterungen hierzu verzichtet werden kann, da
Meßwerterfassungen und deren rechnergesteuerte Verarbeitung in
weiten Bereichen der Technik bekannt geworden sind.
Claims (4)
1. Verfahren zur Darstellung von EKG-Signalen, die an mehreren
Stellen des Körpers über Elektroden gewonnen werden, und bei dem
die von den Elektroden abgegebenen Spannungen und/oder hieraus
abgeleitete Zusatzsignale grafisch oder optisch derart darge
stellt werden, daß eine medizinische Bewertung der dargestellten
Signale ermöglicht wird,
gekennzeichnet durch folgende Verfahrensschritte:
- 1) Die gegebenenfalls verstärkten Elektrodensignale von mindestens drei Elektroden werden mit einer Abtastfrequenz von mindestens 500 Hz zyklisch erfaßt und digitalisiert,
- 2) für die Dauer mindestens eines Herzschlags werden die derart verarbeiteten Signale abgespeichert,
- 3) die abgespeicherten Signale werden nach dem Verfahren des Einthovenschen Dreiecks bewertet, und
- 4) die Vektorsumme der bewerteten Signale wird auf einem geeig neten Ausgabemedium in Form einer Polardarstellung der Korticoidkurve dargestellt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch eine Abtastfre
quenz von 6 kHz.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
resultierende Polardarstellung der Korticoidkurve um einen
Korrekturwinkel (β) in ihrer Ebene gemäß den folgenden Koordi
natengleichungen gedreht wird:
x1 = xcos β + ysin β
y1 = xsin β + ycos βmit (x1/y1) = korrigierte Koordinaten und (x/y) = gemessene Koordinaten.
y1 = xsin β + ycos βmit (x1/y1) = korrigierte Koordinaten und (x/y) = gemessene Koordinaten.
4. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß der
Korrekturwinkel (β) etwa dem Neigungswinkel des Herzens
gegenüber der durch die drei Elektroden aufgespannten Meßebene
gewählt ist.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE19523199A DE19523199A1 (de) | 1995-06-27 | 1995-06-27 | Verfahren zur Darstellung von EKG-Signalen |
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Publication Number | Publication Date |
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DE19523199A Withdrawn DE19523199A1 (de) | 1995-06-27 | 1995-06-27 | Verfahren zur Darstellung von EKG-Signalen |
Country Status (1)
Country | Link |
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DE (1) | DE19523199A1 (de) |
Cited By (4)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE19801240A1 (de) * | 1998-01-12 | 1999-07-29 | Cybernetic Vision Ag | Verfahren und Vorrichtung zur Darstellung und Überwachung von Funktionsparametern eines physiologischen Systems |
DE10232141B4 (de) * | 2002-07-08 | 2005-03-24 | Atanassow, Atanas, Dipl.-Ing. | Einsatz eines Biosensors zur Funkkontaktvermittlung |
DE102007025101A1 (de) | 2007-05-24 | 2008-12-04 | Atanassow, Atanas, Dipl.-Ing. | Biosensor und seine radiale Strahlung |
US8467859B2 (en) | 2006-09-07 | 2013-06-18 | Telozo Gmbh | Method and device for deriving and evaluating cardiovascular information from curves of the cardiac current, in particular for applications in telemedicine |
-
1995
- 1995-06-27 DE DE19523199A patent/DE19523199A1/de not_active Withdrawn
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Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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US6694178B1 (en) | 1998-01-12 | 2004-02-17 | Energy-Lab Technologies Gmbh | Method and device for representing and monitoring functional parameters of a physiological system |
DE10232141B4 (de) * | 2002-07-08 | 2005-03-24 | Atanassow, Atanas, Dipl.-Ing. | Einsatz eines Biosensors zur Funkkontaktvermittlung |
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DE102007025101A1 (de) | 2007-05-24 | 2008-12-04 | Atanassow, Atanas, Dipl.-Ing. | Biosensor und seine radiale Strahlung |
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