DE19521358C1 - Verfahren zur Schlupfermittlung einer autonomen mobilen Einheit mit Dreiradkinematik - Google Patents
Verfahren zur Schlupfermittlung einer autonomen mobilen Einheit mit DreiradkinematikInfo
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Description
Die Erfindung befaßt sich mit dem Problem der Positionsbe
stimmung und Schlupfabschätzung bei autonomen mobilen Einhei
ten wie Robotern und fahrerlosen Transportsystemen.
Die zunehmende Automatisierung im häuslichen und betriebli
chen Umfeld begünstigt den Einsatz autonomer mobiler Einhei
ten. Sie können beispielsweise Tätigkeiten als Industrie
staubsauger, Transportfahrzeuge in der Fertigungsindustrie,
oder nicht zuletzt als bewegliche Vielzweckroboter durchfüh
ren. Bei diesen Einheiten tritt jedoch das Problem auf, daß
sie ihre Umgebung nicht immer im selben Zustand vorfinden,
sondern daß sich diese vielmehr kurzfristig und schnell
ändern kann. Sie müssen sich deshalb in einer unbekannten
Umgebung orientieren, indem sie von dieser eine Karte erstel
len und sich mit Hilfe von Sensoren in der Umgebung orientie
ren, um sich damit und mit der Karte darin zu jedem Zeitpunkt
lokalisieren zu können. Für viele Roboteraufgaben ist eine
exakte Kenntnis der eigenen Roboterposition und Orientierung
(Konfiguration) unerläßlich. Aus Kostengründen ist es vor
teilhaft, die Eigenposition mit sog. internen Sensoren (wie
Weggeber an den Rädern → Odometrie) zu bestimmen und auf
externe Hilfsmittel (z. B. GPS-System, künstliche Marken) zu
verzichten.
Eine grobe Abschätzung der Konfiguration ist mit Odometriedaten
möglich. Wegen des Schlupfes der Räder wird aber die
Schätzung der Konfiguration im Laufe der Zeit immer schlech
ter. Soll ein mobiles System über eine längere Zeit autonom
operieren, so muß sowohl die Eigenposition als auch deren
Unsicherheit fortlaufend geschätzt werden.
Die Verfahrensweise des Roboters, als welche die autonome
mobile Einheit in der Folge verschiedentlich bezeichnet wird,
sich während der Fahrt zu orientieren und gleichzeitig von
der unbekannten Umgebung eine Landkarte aufzubauen, wirft das
Problem auf, daß die Kartenbildung der Umgebung und die
Lokalisierung des Roboters von einander abhängen. Es spielt
dabei besonders die Art und die Genauigkeit der Sensoren,
welche die Einheit verwendet, um den zurückgelegten Weg zu
vermessen bzw. mit welchen sie in der Umgebung vorhandene
Hindernisse detektiert, eine große Rolle. Beispielsweise wird
der von einem Ausgangspunkt zurückgelegte Weg mit Hilfe eines
Radsensors ermittelt. Andererseits wird die Entfernung zu
auftretenden Hindernissen mit Hilfe von Entfernungssensoren
vermessen und die Meßergebnisse werden in Form von Landmarken
in der Karte eingetragen. Wegen der wechselseitigen Abhän
gigkeiten des Meßvorgangs zur Entfernungsbestimmung und des
Wegmeßvorganges kumulieren sich die auftretenden Meßfehler
im Laufe der Fahrt der autonomen mobilen Einheit. Im Zusam
menhang mit der Wegmessung spielt besonders der an den Rädern
der autonomen mobilen Einheit auftretende Schlupf eine Rolle,
denn er kann zu einer direkten Verfälschung des Wegmeßergeb
nisses führen. In der Praxis tritt bei autonomen mobilen
Einheiten (Kraftfahrzeuge, Staubsauger etc.) häufig die
Dreiradkinematik auf. Diese ist bezüglich ihrer geometrischen
Abhängigkeiten bereits genau untersucht worden.
Das Problem der unzureichenden Orientierung einer autonomen
mobilen Einheit, bzw. der Kumulierung der bei der Fahrt auftre
tenden Meßfehler wurde bereits von W.D. Rencken in [2] unter
sucht. Er schlägt dort vor, die Konfiguration des Roboters,
als welche die augenblickliche Position auch bezeichnet wird,
dadurch zu verbessern, indem die bei den einzelnen Meßinstru
menten auftretenden Meßfehler gemäß deren absoluter Größe auf
die Meßungenauigkeit, welche bestimmt werden kann, aufgeteilt
wird. Damit kann die augenblickliche Konfiguration des
Roboters genauer bestimmt werden. Bei kleinen Änderungen der
Konfiguration (Position und Orientierung) gibt es auch schon
in [3] Anregungen für den geschätzten Fehler eine Gauß-
Verteilung anzunehmen und die Konfigurationsunsicherheitsver
teilung als ein Ellipsoid darzustellen. Insbesondere im
Zusammenhang mit der Bahnplanung einer autonomen mobilen
Einheit möchte man gern im voraus wissen, auf welchem Weg
sich die Einheit günstigerweise bewegen soll, damit sie ihre
Positionsunsicherheit möglichst gering halten kann. In [1] ist
hierzu ein Verfahren angegeben, bei dem einer autonomen
mobilen Einheit mehrere voneinander unabhängige Teilaufgaben
vorgegeben werden, deren Ausführung durch Kostenfunktionen
bestimmt wird. Eine dieser Teilaufgaben besteht darin, die
Positionsunsicherheit der autonomen mobilen Einheit innerhalb
einer bestimmten Grenze zu halten. Um eine solche Teilaufgabe
beispielsweise sinnvoll erledigen zu können, ist es wichtig
daß man den Schlupf, der sich über eine bestimmte Strecke
aufsummiert, vorab abschätzen kann.
Die der Erfindung zugrundeliegende Aufgabe besteht also
darin, ein Verfahren anzugeben, das es einer autonomen mobi
len Einheit ermöglicht, den Schlupf, der sich auf ihrer Fahr
strecke kumuliert, wenn sie von einem Startpunkt zu einem
Zielpunkt fährt, schon vorab am Startpunkt ermitteln zu
können.
Diese Aufgabe wird gemäß den Merkmalen des Patentanspruches 1
gelöst.
Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich aus den abhängigen
Ansprüchen.
Ein besonderer Vorteil der Erfindung besteht darin, daß mit
einem Rechengang eine Aussage über den Schlupf einer längeren
Distanz möglich ist, wobei die Wechselwirkung zwischen Rota
tion und Translation explizit berücksichtigt wird. Damit
gestattet es das erfindungsgemäße Verfahren, vorab eine
Planung von Roboterfahrten unter Berücksichtigung der durch
Schlupf verursachten Konfigurationsunsicherheit durchzufüh
ren. Weiterhin ermöglicht das erfindungsgemäße Verfahren
vorteilhaft eine Rechenzeiteinsparung, da die Berechnungswei
se einfach gehalten ist.
Besonders vorteilhaft werden beim erfindungsgemäßen Verfahren
die unterschiedlichen Gegebenheiten bei Vorwärts- und Rück
wärtsfahrt einer dreiradkinematisch getriebenen Einheit
berücksichtigt. Weiterhin wird zur Vereinfachung der Berech
nung des Schlupfes vorteilhaft eine Gaußverteilung des
Schlupfes angenommen.
Besonders vorteilhaft wird beim erfindungsgemäßen Verfahren
die Gaußverteilung so gewählt, daß die Standardabweichung
größer ist als der maximale Betrag der Gaußkurve, um Unsi
cherheiten, die bei unterschiedlicher Bodenbeschaffenheit
oder Unebenheiten auftreten, berücksichtigen zu können.
Besonders vorteilhaft wird dabei die Standardabweichung
größer gewählt als der Normalschlupf auf glattem Boden.
Das erfindungsgemäße Verfahren wird besonders vorteilhaft für
längere Strecken, also Strecken, die größer sind als die
Einheit selbst, angewendet, da es hierfür noch keine Verfahren
gibt.
Besonders vorteilhaft wird das erfindungsgemäße Verfahren im
Rahmen einer übergeordneten Fahrwegplanung einer autonomen
mobilen Einheit eingesetzt, bei welcher Teilaufgaben kosten
funktionsabhängig durchgeführt werden, um gezielt die Kosten,
welche durch einen gewählten Fahrweg und im kumulierten
Schlupf entstehen, vorab auswerten zu können. Somit ist es
möglich, eine genauere Analyse unterschiedlichster Fahrwege
unter Berücksichtigung dieses Aspekts durchzuführen.
Im folgenden wird die Erfindung anhand von Figuren weiter
erläutert.
Fig. 1 zeigt die Konfiguration einer autonomen mobilen
Einheit und ihrer Abmessungen.
Fig. 2 gibt ein Beispiel für die anwachsende Konfigurations
unsicherheit entlang des Fahrweges einer Einheit an.
Fig. 3 verdeutlicht das der Erfindung zugrundeliegende
Problem.
Fig. 4 gibt ein Beispiel für ein erfindungsgemäßes Verfahren an.
Fig. 5 gibt ein Beispiel für den Unterschied von Vorwärts- zu
Rückwärtsfahrt an.
Fig. 6 zeigt ein Beispiel einer Ausgangsposition und mehre
rer zu untersuchender Endpositionen.
Fig. 7 und 8 geben ein Beispiel zur Erläuterung eines mögli
chen Positionsfehlers an.
Zur Konfigurationsbestimmung und Bewegungsmodellierung wird
bei der Erfindung, wie Fig. 1 zeigt, von einem autono
men System als einem Fahrzeug mit zwei unabhängig angetriebenen
Hinterrädern ausgegangen. Kinematisch entspricht diese An
triebsform der weitverbreiteten Dreirad-Kinematik, wie bei
Autos und vielen mobilen Robotern. Fig. 1 definiert dabei
das Bewegungsmodell eines solchen autonomen Fahrzeugs. Die
Erfindung soll jedoch nicht ausschließlich auf solche Fahr
zeuge anwendbar sein. Fig. 1 und die folgenden Figuren
dienen lediglich der Veranschaulichung der kinematischen
Besonderheiten einer Dreiradkinematik.
Mit folgenden Gleichungen können lediglich kleine Änderungen
der Konfiguration (Position und Orientierung) geschätzt
werden,
wobei mit ur und ul die Bewegungsänderungen an den beiden
Rädern der Einheit und mit d die Distanz zwischen den beiden Rädern
dargestellt wird. Das Index k kennzeichnet den diskreten
Zustand. Die Systemgleichung besitzt daher für die Einheit AE
die allgemeine Form:
xk+1 = fk(xk,uk)+vk (2)
mit
wobei mit x der Systemzustand (Konfiguration), mit u die
Eingangsvariablen und mit v eine beliebige Störung bezeichnet
ist.
Die rekursive Schätzung der Systemzustandsunsicherheit P,
auch Kovarianz genannt, lautet damit wie folgt:
mit
und
Wird dabei für den geschätzten Fehler eine Gaußverteilung
angenommen, so ergibt sich nach [3] für die Unsicherheitsverteilung
ein Ellipsoid.
Fig. 2 zeigt solche Unsicherheitsellipsen entlang einer
Trajektorie bei einem Schlupf von 5%. Die Trajektorie ges
markiert hier den geschätzten Fahrweg der Einheit und die
Trajektorie wirkt dagegen ihren realen Fahrweg ausgehend von
ihrer Ausgangsposition Ausg. Diese Ellipsen sind gemäß der
zurückgelegten Fahrstrecke aufsteigend von 1 bis 7 durchnume
riert. Sie werden, wie Fig. 2 deutlich zeigt, mit zunehmender
Fahrtstrecke immer größer. Eine jeweilige Ellipse stellt dabei
einen zweidimensionalen Querschnitt des dreidimensionalen
Unsicherheits-Ellipsoids in der xy-Ebene dar. Die Form und
Größe des Ellipsoids ändert sich mit der Roboterbewegung.
Das zuvor beschriebene Verfahren ist zur kontinuierlichen
Schlupfabschätzung geeignet, wenn bei bekannter Roboterposition
kleine Radgrößenänderungen auftreten. Die Radpositionen müssen
dabei kontinuierlich abgetastet werden (in der Praxis etwa alle
20 bis 50 ms bei Robotergeschwindigkeiten bis zu 1 m/s).
Eine gänzlich andere Situation stellt sich dar, wie Fig. 3
zeigt, wenn eine Roboter-Startposition A mit zugehöriger
Unsicherheit gegeben ist und an der Konfigurationsunsicher
heit einer beliebigen, z. B. einige Meter entfernten Endposi
tion B Interesse besteht. Dieses Problem tritt bei der
Bahnplanung auf, wenn vor der eigentlichen Roboterfahrt die
Unsicherheit an einem bestimmten Zielpunkt ermittelt werden
soll. Das Problem "wie groß ist die Konfigurations-Unsicherheit
Pk+1 an Punkt B bei gegebener Unsicherheit Pk an Punkt A
tritt bei der Bahnplanung von autonomen mobilen Einheiten,
die z. B. in [1], auf.
Fig. 4 verdeutlicht den erfindungsgemäßen Lösungsansatz.
Das im folgendem beschriebene erfindungsgemäße Verfahren
liefert für jede beliebige Endposition eine realistische
Unsicherheitsabschätzung, wenn eine Startposition und deren
Unsicherheit bekannt ist.
Die Grundidee der Erfindung ist dabei, daß überhaupt eine
Aussage über die Unsicherheit an einer beliebigen Endposition
gemacht werden kann. Ein wichtiges Ziel bei der Realisierung
des Verfahrens zur Abschätzung der Unsicherheit bestand darin,
mit relativ geringem Rechenaufwand realistische, praxisnahe
Unsicherheitswerte zu bekommen.
Da hierzu der tatsächlich gefahrene oder noch zu fahrende Weg
zwischen Start- und Endkonfiguration nicht bekannt ist, kann
beispielsweise nur eine "best-case"-Schätzung für den Schlupf
abgeben werden, d. h. es wird beispielsweise angenommen, daß
der Roboter einen "schlupfmäßig günstigen/kürzesten" Weg
zwischen den beiden Konfigurationen wählt. Fährt der Roboter
sehr ungünstig, z. B. nicht auf dem kürzesten Weg und evtl.
schlangenlinienförmig, so kann der reale Schlupf natürlich
größer sein.
Im Gegensatz zu (1) sehen die Bewegungsgleichungen zum
Zeitpunkt (k+1) wie folgt aus:
xk+l = xk + Tkcos(ψk)
yk+l = yk + Tksin(ψk)
Θk+l = Θk + ΔΘk (8)
yk+l = yk + Tksin(ψk)
Θk+l = Θk + ΔΘk (8)
mit
Das erfindungsgemäße Verfahren sieht zur Lösung der Problema
tik, wie Fig. 4 zeigt, die Aufteilung der Gesamtbewegung in
drei Phasen vor.
Um die Bewegungsunsicherheit abzuschätzen, muß eine adäquate
Trajektorie zwischen der End- und Startkonfiguration gefunden
werden. Mittels dieser Trajektorie können dann die Radbewe
gungen abgeleitet werden, die zur Unsicherheitsbestimmung
unbedingt notwendig sind. Eine solche Trajektorie kann erfin
dungsgemäß wie folgt umschrieben werden (siehe auch die Glei
chungen (8) und (9)):
- a) Rotation um ΔΘ₁
- b) Translation um T
- c) Rotation um ΔΘ₂.
Diese Vorgehensweise läßt sich folgendermaßen begründen:
Der Roboter wird "normalerweise" keine abgehackten Bewegungen (Rotation, Translation) fahren, sondern sich auf Kreistrajek torien bewegen. Trotzdem kann mit dem vorgestellten Verfahren die zu erwartende Unsicherheit, wie Versuche gezeigt haben, effektiv geschätzt werden.
Der Roboter wird "normalerweise" keine abgehackten Bewegungen (Rotation, Translation) fahren, sondern sich auf Kreistrajek torien bewegen. Trotzdem kann mit dem vorgestellten Verfahren die zu erwartende Unsicherheit, wie Versuche gezeigt haben, effektiv geschätzt werden.
Es sollte bei der Unsicherheitsabschätzung jedoch immer berück
sichtigt werden, daß der Schlupf auf den Rädern nicht vorher
sehbar ist. Es ist zwar wahrscheinlich, daß ein bestimmter
systematischer Schlupf z. B. bei Kurvenfahrten oder unter
schiedlichen Radgrößen vorhanden ist, jedoch macht es keinen
Sinn, diesen exakt zu bestimmen. In einer unbekannten Umge
bung kann es jederzeit vorkommen, daß der Roboter z. B. über
Bodenunebenheiten, wie z. B. Türschwellen oder Teppichkanten
fährt, welche die Roboterkonfiguration ent
scheidend verfälschen können. In Ermangelung exakter Schlupf
modelle wird deshalb vorteilhafterweise eine Gaußverteilung
des Schlupfes angenommen. Die Standardabweichung wird relativ
groß, d. h. größer als der "Normalschlupf" auf glattem Boden,
gewählt, um diese nicht vorhersehbaren und unbekannten Ereig
nisse zu berücksichtigen.
Nachdem die einzelnen Rotationen und die Translation gemäß
den Gleichungen (8) und (9) bestimmt wurden, müssen die
jeweiligen Radbewegungen der einzelnen Phasen bestimmt wer
den. Dies geschieht wie folgt:
Phase a): Rotation um ΔΘ₁.
Bei der ersten Rotation gilt:
Phase b):Translation um T
Bei der Translation gilt folgendes:
Phase c): Rotation um ΔΘ₂.
Für die zweite Rotation gilt:
Somit kann Gleichung (8) wie folgt geschrieben werden:
Für die Gesamtunsicherheit des Systemzustands ergibt sich
nun:
pk+1 = Δ∫xPkΔ∫Tx + Δ∫xaUΔΘ₁Δ∫T xa + Δ∫xbUTΔ∫T xb + Δ∫xcUΔΘ₂Δ∫T xc + vk (14)
mit:
und
sowie
und
Für die Unsicherheiten an den Rädern in jeder Phase werden
folgende Unsicherheiten angenommen:
Weiter gilt es die Radbewegungsunsicherheiten für die einzel
nen Phasen zu bestimmen. Bei einem realen Roboter gibt es
jedoch keine reine Rotation oder Translation. Bei jeder Rota
tion gibt es auch eine kleine Translation und umgekehrt.
Daher sollte diese Wechselwirkung vorzugsweise auch explizit
bei der Unsicherheitsbestimmung berücksichtigt werden. Für
die einzelnen Phasen wurden heuristisch folgende Unsicherhei
ten angenommen:
Phase a)
s = k (|ura| + k₂T)²σ = k (|ula| + k₂T)² (20)
Phase b)
s = k (|urb| + k₃|ΔΘ|)²σ = k (|ulb| + k₃|ΔΘ|)² (21)
Phase c)
σ = k (|urc| + k₄T)²σ = k (|uk| + k₄T)² (22)
Nimmt man einen "Standard-Schlupf" von 5% an, d. h. bei einer
Fahrstrecke von 1 m nimmt man einen Translationsfehler von 5 cm
an, so ergibt sich:
Fig. 5 erläutert die Problematik, welche sich, bedingt durch
die Dreiradkinematik, bei Anwendung des erfindungsgemäßen
Verfahrens auf eine rückwärts fahrende Einheit ergibt. Wenn
der Roboter rückwärts fährt, d. h.
ψ-Θk < π/2 (24)
wird der rotatorische Teil der Bewegung beispielsweise grob
überschätzt, da die Formeln (8) und (9) davon ausgehen, daß
der Roboter während der Translationsphase in Fahrtrichtung
schaut. Daher müssen bei Rückwärtsfahrt vorzugsweise folgende
Substitutionen in Formeln (8) und (9) durchgeführt werden:
ψ → π-ψ
ΔΘ₁ → π-ΔΘ₁
ΔΘ₁ → π-ΔΘ₁ (25).
ΔΘ₁ → π-ΔΘ₁
ΔΘ₁ → π-ΔΘ₁ (25).
Wie Fig. 6 zeigt, können, ausgehend von einer Startposition
der Einheit, die Konfigurationsunsicherheiten an verschieden
sten Endpositionen sowohl für Vorwärts-, als auch für Rück
wärtsfahrt evaluiert werden, indem die Bewegungstrajektorien
1 bis 5 gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren zerlegt werden.
Nach anschließender Anwendung der Gleichungen erhält man den
zugehörigen Schlupf und kann damit, im Zusammenhang mit einer
übergeordneten Fahrwegplanung eine vorteilhafte Bewegungstra
jektorie auswählen.
Die einzelnen Schritte des erfindungsgemäßen Verfahrens
können beispielsweise zusammenfassend wie folgt beschrieben
werden:
- 1) Aus einer beliebigen Start- und Endkonfiguration können die einzelnen Rotationen und die Translation der Gesamtbewe gung mittels (8) und (9) bestimmt werden.
- 2) Für jede einzelne Bewegungsphase können mittels (10)-(12) die einzelnen Radbewegungen bestimmt werden.
- 3) Mit Gleichungen (20)-(23) können die Unsicherheiten der Radbewegungen bestimmt werden.
- 4) Die Endkonfigurationsunsicherheit kann dann mittels (14)-(19) bestimmt werden.
- 5) Falls der Roboter während der Bewegung rückwärts fahren sollte, müssen die Berechnungen mit den Substitutionen aus (25) durchgeführt werden.
Das neue Verfahren zur Schlupfabschätzung bietet dabei folgende
Vorteile:
- - mit einem Rechengang, d. h. sehr schnell, ist eine Aussa ge über den Schlupf einer längeren Distanz möglich; mit herkömmlichen Verfahren hätte die zu fahrende Strecke in viele kleine Teilstrecken unterteilt werden und dafür jeweils der Schlupf bestimmt werden müssen.
- - Schlupfmodellierung ist sowohl bei Vorwärts- als auch bei Rückwärtsfahrt möglich.
- - Die Wechselwirkung zwischen Rotation und Translation wird explizit berücksichtigt.
Daraus ergibt sich:
- - Rechenzeiteinsparung
- - dieses Verfahren ermöglicht vorteilhaft alleine die Vorabplanung von Roboterfahrten unter Berücksichtigung der durch Schlupf verursachten Konfigurationsunsicher heit. Bisher wurde noch kein solches Verfahren in der Literatur erwähnt.
Die in Experimenten ermittelte Meßreihe dieser fünf Beispiel
fahrten 1 bis 5 zeigt, daß das erfindungsgemäße Schätzverfah
ren adäquate Ergebnisse liefert. Diese Ergebnisse sind in
Tabelle 1 dargestellt.
Die Unsicherheiten beim erfindungsgemäßen Schätzverfahren
liegen zwar etwas höher als bei der kontinuierlichen Schät
zung entlang des gefahrenen Weges, geben aber prinzipiell die
richtige Tendenz der Konfigurationsunsicherheit wieder. Die
höheren Werte kamen daher, daß bei den Parametern der Formeln
(20)-(22) sehr pessimistische Werte angenommen wurden.
Bei der Anwendung des beschriebenen Verfahrens in [1] kommt
es hauptsächlich auf das Finden der günstigsten Nachfolgekon
figuration an. Die absoluten Unsicherheitswerte sind von
untergeordneter Bedeutung. Deutlich erkennbar ist aus Tabelle
1, daß die Fahrt zur Endposition 1 den geringsten Unsi
cherheitszuwachs bringt, da es sich nur um eine Geradeaus
fahrt ohne Rotation handelt.
Bei den Fahrten 4 und 5 ergibt die Schlupfabschätzung durch das
erfindungsgemäße Verfahren gleiche Schätzungen, da auch
gleiche Endkonfigurationen angefahren werden. Da die Fahrt 4
aber länger und deswegen "schlupfschätzungsmäßig" schlechter
ist, hat die kontinuierliche Schätzung entlang des Weges
größere Unsicherheitswerte ergeben.
Das grundsätzlich Neue am vorgestellten Verfahren ist, daß
überhaupt ein Verfahren zur Schlupfprädiktion aufgezeigt
wurde. Die Prädiktion wird durch eine Aufteilung einer mögli
chen (in der Zukunft liegenden) Gesamtbewegung in drei Teil
bewegungen möglich. Diese Aufteilung ermöglicht eine
- 1.) sehr schnelle und auch
- 2.) adäquate Abschätzung der Konfigurationsunsicherheit.
Fig. 7 und 8 sollen verdeutlichen, wie ein Positionsfehler
entsteht, wenn ein Rad der Einheit über ein unbekanntes
Hindernis fährt:
Es soll dabei die Auswirkung auf die Positionsabschätzung gezeigt werden, wenn ein Rad, hier als Teilausschnitt R gezeigt, über ein kleines Hindernis fährt. Der entstandene Fehler fällt dabei beispielsweise unter die Kategorie "Schlupffehler".
Es soll dabei die Auswirkung auf die Positionsabschätzung gezeigt werden, wenn ein Rad, hier als Teilausschnitt R gezeigt, über ein kleines Hindernis fährt. Der entstandene Fehler fällt dabei beispielsweise unter die Kategorie "Schlupffehler".
In Fig. 7 setzt ein Rad gerade an, ein unbekanntes Hindernis
mit der Höhe h zu überfahren. Dabei gilt folgender Zusammen
hang:
r - h = r·cos(ϕ) wenn h r
d = r·sind(ϕ)
d′ = r·ϕ
l = d
l′ = d′ (26)
d = r·sind(ϕ)
d′ = r·ϕ
l = d
l′ = d′ (26)
Um die horizontale translatorische Relativbewegung l der
Radachse durchzuführen, muß die Radachse den Weg l′ zu
rücklegen. Gleichzeitig legt dabei das Rad den Weg d′ zurück.
Falls nur ein Rad über ein Hindernis fährt, ergibt sich für
dieses Rad eine Wegänderung Δd von:
Δd = 2·|d-d′| (27).
Der Faktor 2 ergibt sich aus der Tatsache, daß das Rad auf
das Hindernis hinauf und dann wieder herunter fahren muß.
Diese Wegänderung verursacht bei der Positionsbestimmung nach
(1) einen Winkelfehler ΔΘ von:
Rechenbeispiel:
Falls also ein Rad mit Radius 6 cm über eine Schwelle von 1 cm Höhe
fährt, ergibt sich ein Winkelfehler von 0,75°. Dieser Winkel
fehler verursacht z. B. bei einer nachfolgenden Geradeausfahrt
von dist = 10 m einen translatorischen Fehler ΔT = dist · sin(ΔΘ)
von ca. 13 cm.
[1] R. Bauer: Berücksichtigung von Selbstlokalisierung und
Landmarkenaufbau bei der Bahnplanung, 10. Fachgespräch
Autonome Mobile Systeme, Stuttgart, P. Levi, Th. Bräunl
(Hrsg.), Springer Verlag, Berlin Heidelberg, New York, pp.
296-305, 1994.
[2] W.D. Rencken: Concurrent Localisation and Map Building
for Mobile Robots Using Ultrasonic Sensors, Proc. or IEEE
Int. Conf. of Inteiligent Robots and Systems, pp. 2192-97,
Yokohama, Japan, 1993.
[3] R.C. Smith and P. Cheeseman: On the Representation and
Estimation of Spatial Uncertainty, Int. J. of Robotics Rese
arch, Vol 5, No. 4, pp. 56-68, 1986.
Claims (7)
1. Verfahren zur Schlupfermittlung einer autonomen mobilen
Einheit mit Dreiradkinematik mit folgenden Merkmalen:
- a) zur Vorhersage des Gesamtschlupfes, der sich nach Zurück
legen einer Fahrtstrecke von einem Startpunkt zu einem
Zielpunkt aufsummiert hat, wird eine fiktive Bewegungstra
jektorie der Einheit aus folgenden Elementen zusammenge
setzt:
- a1) erste Drehung der Einheit am Startpunkt um einen ersten Drehwinkel, welcher so bemessen ist, daß die Einheit nach der ersten Drehung in Richtung des Zielpunktes zeigt,
- a2) Vorwärtsfahrt der Einheit um die Strecke Startpunkt - Zielpunkt,
- a3) zweite Drehung der Einheit am Zielpunkt um einen zwei ten Drehwinkel, welcher so bemessen ist, daß die Einheit nach der zweiten Drehung eine am Zielpunkt erforderliche Drehlage einnimmt,
- b) Ermittlung des Gesamtschlupfes je Rad der Einheit unter Zugrundelegung eines mindestens streckenabhängigen Vorgabe schlupfes, indem aus den Abmessungen der Einheit in Verbin dung mit der Dreiradkinematik und der fiktiven Bewe gungstrajektorie die fiktive Fahrstrecke jedes Rades er mittelt wird und mit dem Vorgabeschlupf multipliziert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, bei dem für Rückwärtsfahrt der
Einheit der erste und der zweite Drehwinkel von π subtra
hiert werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1, bei dem der Vorgabeschlupf mit
einer Gaußverteilung gewichtet wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, bei dem die Gaußverteilung so
gewählt wird, daß die Standardabweichung betragsmäßig
größer ist als der Maximalwert der Gaußkurve, um Unsicher
heiten im realen Fahrablauf abdecken zu können.
5. Verfahren nach Anspruch 4, bei dem die Standardabweichung
größer als der Normalschlupf auf glattem Boden gewählt
wird.
6. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, bei dem
die Strecke Startpunkt - Zielpunkt mindestens den Abmessun
gen der Einheit entspricht.
7. Verfahren zur Fahrwegplanung einer autonomen mobilen Ein
heit, bei dem auf bekannte Weise von der Einheit durchzu
führende und zu planende Teilaufgaben durch Kostenfunktio
nen bestimmt werden, wobei mit mindestens einer Teilaufgabe
die Positionsunsicherheit der Einheit überwacht, bzw. kor
rigiert wird, und bei dem zur Berechnung der Kostenfunktion
dieser Teilaufgabe der Gesamtschlupf nach einem der voran
gehenden Ansprüche ermittelt wird.
Priority Applications (3)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE19521358A DE19521358C1 (de) | 1995-06-12 | 1995-06-12 | Verfahren zur Schlupfermittlung einer autonomen mobilen Einheit mit Dreiradkinematik |
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