DE19505896A1 - Leicht anmischbare Abformmasse mit hoher Zeichnungsschärfe - Google Patents

Leicht anmischbare Abformmasse mit hoher Zeichnungsschärfe

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Description

Die Erfindung betrifft leicht anmischbare Abformmaterialien, ein geeignetes Mittel und Verfahren zu ihrer Herstellung.
Bei Raumtemperatur vulkanisierbare Massen werden seit langem zum Abformen von Modellen und Gegenständen in der Kunst, Technik und Medizin eingesetzt. Diese Massen sind aufgebaut auf der Basis von Alginaten, Polysulfiden, Silikonen, und vulkanisierbaren Polyethermaterialien. Diese Massen haben verschiedene Eigenschaften und aufgrund ihrer Verarbeitbarkeit, ihrer physikalischen Eigenschaften, ihrer Qualität für die Abformung und Reproduktion und ihrer Kosten Vor- und Nachteile für jeden Anwendungsfall.
Solche bei Raumtemperatur vulkanisierbare Abformmassen werden durch Vermischung eines Mittels hergestellt, bestehend aus ein oder mehreren Komponenten, meist und günstigerweise aus zwei, mindestens einer Basiskomponente und einer Härter- oder Initiator- oder Katalysatorkomponente. Basis und Härter sind Grundkomponenten des Mittels. Die nach der Vermischung eintretende gummielastische Verfestigung wird Vulkanisation, Polymerisation oder Abbindung genannt.
Aus Gründen der Zeitersparnis soll die Vermischbarkeit schnell und leicht erfolgen können, üblicherweise von Hand. Ferner sollen solche Materialien wenig klebrig und nicht fadenziehend sein, damit keine Luftblasen eingemischt werden, die später am duplizierten Modell qualitätsmindernd abgebildet werden würden.
Ein bevorzugter Anwendungsbereich solcher bei Raumtemperatur vulkanisierbarer Abformmassen ist die Medizin, besonders bevorzugt die Dentalmedizin bei der Abformung von Gebissen.
Die Abformmassen sollen beim Mischen, beispielsweise in üblicher Weise unter dem Druck eines Anmischspatels auf einer Anmischunterlage, leicht fließen. Nach dem Anmischen sollen sie aber sofort ihre Fließfähigkeit verlieren und auch nicht von der Anmischunterlage oder aus dem sogenannten Applikationslöffel fließen, wenn diese auf den Kopf gestellt werden und ein Abdruck im Unterkiefer vorgenommen wird.
Meist haben die reinen reaktiven Grundharze und deren chemisch reine Härter diese Eigenschaften nicht. Es ist deshalb nötig, die Grundharze und gegebenenfalls auch die Härter durch geeignete chemisch verträgliche Füll- und Zusatzstoffe zu kompoundieren, um die Eigenschaften im allgemeinen zu verbessern und besonders die vorgenannten zu erreichen.
Auch Einkomponenten-Materialien sind bekannt, die vorinitiert sind und einen Photoinitiator haben, vor der Verwendung unter Lichtausschluß gelagert werden und später nach dem Auftrag auf den abzuformenden Gegenstand mittels Licht vulkanisiert werden. Auch hier ist bei hervorragender Standfestigkeit ein optimales leichtfließendes Anfließverhalten an das Modell erwünscht. In gleicher Weise ist eine andere Vorinitierung möglich, beispielsweise für Feuchtigkeit oder Luft.
Unter anderem sind aus den DE-PS 15 44 837, DE-PS 17 45 810 und US-PS 3,453,242 Abdruckmassen auf der Basis von Polyethermaterialien mit Aziridinendgruppen bekannt. Den Hauptteil dieser Abformmassen bilden präpolymere hydrophile lineare Kohlenwasserstoff-Polyetherketten, wie sie durch Polymerisation und Copolymerisation von cyclischen Ethern erhalten werden. Die Vulkanisation erfolgt über den bekannten ionischen Polymerisationsmechanismus des Aziridins bzw. deren Derivate. Solche Materialien werden unter dem als Epiminkunststoffe oder Polyether zur dentalen Verwendung verkauft. Besondere Eigenschaften sind das gute Anfließvermögen an hydrophilen, oralen Flächen und damit eine höhere Abdruckschärfe als andere bekannte hydrophobere Abdruckmaterialien, z. B. solche auf der Basis von Silikonen.
Solche hydrophile Aziridinopolyether lösen das Problem der leichten Anmischbarkeit bekanntermaßen durch ihr gegenüber Silikonen geringeres spezifisches Gewicht und das der perfekten Zeichnungsschärfe bekanntermaßen durch ihre hohe Hydrophilie, die ein gutes Anfließen und eine starke Adhäsion auch im unpolymerisierten Zustand an den feuchten oralen Flächen gewährleistet. Wegen dieser Adhäsion gibt es nachteiligerweise nach dem Auspolymerisieren Schwierigkeiten beim Entformen, wobei oft nicht mehr so fest sitzende Zähne bei der Entformung unerwünscherweise extrahiert werden. Teilweise werden hier antiadhäsive Additive eingesetzt, wie in DE-PS 32 46 654 genannt, die aber das Problem nur ungenügend lösen.
Vergleichbar viel besser Entformen lassen sich Abformmassen auf Basis von Silikon. Silikonabdruckmaterialien vulkanisieren aufgrund eines silikontypischen Polymerisationsmechanismuses, beispielsweise unter anderem über die sogenannte Additions- oder Kondensationsvernetzung. Beispiele für solche Abformmassen sind Organopolysiloxane nach DE-OS 27 36 421 und EP 0 123 321, die weitgehend reine Organosilikonverbindungen sind. Um die Hydrophilie zu steigern, enthält in der EP 0 369 394 oder US-PE 4,877,854 einer der beiden oder beide Komponenten einen präpolymeren Kohlenwasserstoff Polyether, jedoch immer mit einer silikontypischen Abbindung.
Trotz dieser zunehmenden Hydrophilie durch den zunehmenden Einbau von präpolymerem hydrophilem Polyether bleiben solche Materialien durch ihren verbleibenden Si- Gehalt Silikonderivate, haben hydrophobe Eigenschaften, lassen sich wegen des gegenüber Aziridino-Polyethern höheren spezifischen Gewichtes schlecht anmischen und neigen dabei zum Fadenziehen. Ihr Anfließverhalten an die Mundoberfläche ist bei einer Viskosität, die ein Abfließen vom Applikationslöffel meidet, gering und damit die Abdrücke unscharf. Bei dünnerer Viskosität zeichnen die Abformmassen besser, machen jedoch durch ihr Abfließen während der Behandlung zumal im Unterkiefer Schwierigkeiten, oftmals behilft man sich deshalb mit der sogenannten Doppelabdrucktechnik, wobei zeitaufwendig ein ungefährer Abdruck mit Abformmassen hoher Viskosität angefertigt wird und anschießend der so erhaltene Abdruck mit dünnfließendem Material benetzt wird und ein zweites Mal abgedrückt.
Aufgabe der Erfindung war es nun, nachdem die hydrophilen Eigenschaften solcher Abformmassen mit silikontypischer Abbindung und anderen chemischen Vulkanisationsmechanismen durch erhöhten Einbau hydrophiler Gruppen nicht mehr verbessert werden konnte, den erfindungsgemäßen Abformmassen ein für die Abformung optimales rheologisches Verhalten zu geben. Unter geringstem Druck soll das Abformmaterial an das abzuformende Modell perfekt dünnviskos anfließen und soll dann im unbewegten Zustand bis zur gummielastischen Erhärtung am Modell unverändert anliegen und standfest bleiben, ohne zwischenzeitlich wieder von oralen Fläche abzufließen.
Solche Eigenschaften sollen vergleichbar sein einem Schaum, beispielsweise einer Schlagsahne, die sich unter geringstem Druck leicht bewegen lädt und unter dem Eigengewicht nicht mehr flieht und auch keine Fäden zieht. Aus naheliegenden Gründen der Gummiqualität kommt die Einmischung von Luft aber nicht in Frage.
Diese Aufgabe konnte nun überraschenderweise durch die Erzeugung eines Kristallfilzes aus inertem Material innerhalb der Pasten gelöst werden.
Solche Kristallfilz-Pasten sind aziridinfreie vulkanisierbare Abformmassen, die dadurch gekennzeichnet sind, daß ihnen, bezogen auf das bestimmungsgemäß fertig vulkanisierte und auspolymerisierte Endprodukt, inerte organische Materialien in einem Gehalt von 2 bis 30%, bevorzugt 4 bis 25% und ganz besonders bevorzugt 6 bis 20% in fein verteilter und/oder ausgefällter Form zugesetzt und eingearbeitet sind, oder daraus bestehen, wobei die genannten inerten, bevorzugt organisch chemischen Materialien in dem oder den Grundharzen bei Raumtemperatur nicht löslich sein sollen, in den Pasten ein mikrofeines Kristallgeflecht bilden und als Reinsubstanzen einen Schmelz oder Erweichungspunkt zwischen 30 und 200 grd C, bevorzugt 30 bis 100 grd C, besonders bevorzugt 35 bis 80 grd C und ganz besonders bevorzugt 30 bis 70 grd C aufweisen soll, und wobei der gegebenenfalls vorhandene Rest aus üblichen Füll- und Zusatzstoffen besteht.
Alle Prozentangaben in dieser Anmeldung beziehen sich auf das Gewicht, und bei der Angabe von "Teile(n)" sind Gewichtsteile gemeint.
Weitere bevorzugte Bereiche sind 4 bis 50%, 3 bis 25% an inertem, bevorzugt organisch chemischem Material. Weitere bevorzugte Schmelz und Erweichungsbereiche liegen zwischen 40 bis 250 grd C und 25 bis 50 grd C.
Ein weiterer Gegenstand dieser Erfindung betrifft ein lagerstabiles aziridinfreies Mittel zur Herstellung von vulkanisierbaren Abformmassen, bestehend aus ein, zwei oder drei Komponenten, das vulkanisiert zu dem vorgenannten fertig auspolymerisierten Abformmaterial mit der genannten Gesamtzusammensetzung führt, nachdem das Mittel bestimmungsgemäß zu einer Paste vermischt wurde.
Lagerstabil bedeutet besonders, daß die für die Vulkanisation vorgesehenen vulkanisierbaren Basis- und Katalysatorkomponenten in physikalisch von einander getrennter Weise gelagert werden müssen, oder unter Bedingungen, die eine Vulkanisation ausschließen, wie beispielsweise unter Luft-, Feuchtigkeits- und/oder Lichtausschluß. Es bedeutet ferner, daß zusätzlich zu den vulkanisierbaren Grundkomponenten, die inerten Materialien und gegebenenfalls die Hilfs- und Zusatzstoffe innerhalb der einzelnen Komponenten bis 30 grd C und unter Atmosphärendruck wenigstens für die notwendige Zeit der Bereitstellung bis zum bestimmungsgemäßen Vermischung stabil gegen Entmischung und gegenseitigen chemischen Angriff sind. Zunehmend bevorzugt ist eine weitergehende Lagerstabilität über Stunden, Tage, Monate und Jahre.
Als übliche Hilfs- und Zusatzmittel werden unter anderem genannt Farbstoffe in reiner und/oder verlackter Form, Aromastoffe, Trenn- oder Netzmittel und organische und anorganische Füllstoffe und Weichmacher.
Beispiele für anorganische Füllstoffe, gegebenenfalls oberflächenbehandelt, sind Calciumcarbonat, Quarzmehl, Diatomeenerde, Talkum, Aluminiumsilikat, Zinkoxid, Magnesiumoxid und Gips. Auch verstärkende Füllstoffe mit einer BET-Oberfläche von mindestens 50 m²/g wie pyrogene oder gefällte Kieselsäuren oder Ruße können verwendet werden, wobei solche Füllstoffe das erfindungsgemäß gewünschte rheologische Verhalten noch unterstützen können.
Beispiele für organische Füllstoffe sind Polymerperlen, Teflon-, Polypropylen- und/oder Cellulosepulver.
Beispiele für übliche Weichmacher sind Glykole, beispielsweise hergestellt aus cyclischen Ethern, Phthalate, Polyester, Fettsäureester und Dibenzyltoluol.
Geeignet sind auch solche, soweit chemisch möglich, in derivatisierter Form, beispielsweise Glykolester, oder als Polymer oder Copolymer in verschiedenem Polymeraufbau. Vorzugsweise sind diese Weichmacher bei Raumtemperatur flüssig bis dünnpastös und schwerflüchtig.
Das erfindungsgemäße fein verteilte inerte Material wird bevorzugt auf alle einzelnen Komponenten des Mittels innerhalb der angegebenen Gesamtzusammensetzung verteilt sein. Es kann jedoch auch in Komponenten fehlen, insbesondere, wenn es Schwierigkeiten irgendwelcher Art bei der Einarbeitung oder Lagerung gibt. Wichtig ist, daß das fein verteilte inerte Material unmittelbar nach dem Vermischen der Komponenten des Mittels in den angegebenen Bereichsgrenzen vorliegt, das reaktive Harz mit einem Kristallfilz ausreichend durchdrungen ist und seinen erfindungsgemäßen rheologischen Effekt entfalten kann.
Inert bedeutet, daß das Material nicht mit den Grundkomponenten des Mittels reagiert.
Beispiele für derartige inerte Materialien sind vorgenannte Weichmacher, soweit sie in reiner Form wachsartig fest bei Raumtemperatur sind und einen im beanspruchten Bereich verflüssigen wie Stearin, hydrierte Fette und Polyglykole, gegebenenfalls Derivate, aber auch Asbest, Glaswollnadeln und feine Polymernadeln.
Soweit inerte Materialien, Hilfs- und Zusatzstoffe nicht inert sind oder die Lagerstabilität beeinträchtigen, können diese durch physikalische Nachbehandlung, chemische Desaktivierung und/oder Beschichtung inertisiert werden. Auch ist in solchen Fällen die Zugabe, auch zusätzliche, von Stabilisatoren, beispielsweise Trockenmittel, möglich.
Ein weiterer Gegenstand der Erfindung betrifft die Herstellung der Abformmassen mit den kristallverfilzten inerten Materialien. Dabei werden die Einzelsubstanzen bestehend aus dem inerten Material und weiteren Hilfs- und Zusatzstoffen und einer Grundkomponente eingewogen und in einem Kneter gemischt. Anschließend wird das so erhaltene Gemisch über einem kühlbaren Dreiwalzenstuhl mit enger Spaltbreite mehrmals homogenisiert, wobei das Gemisch bei der Bearbeitung die Raumtemperatur nicht nennenswert übersteigen soll.
Nach der mechanischen Zerkleinerung der inerten Materialien wird der erfindungsgemäße Kristallfilz durch Intervaltempern der Pasten zwischen Raumtemperatur und 5 grd C unter dem Verflüssigungspunkt des inerten Materials erzeugt und das gegebenenfalls erneut über dem Walzenstuhl homogenisiert.
Bei einer anderen Methode der Herstellung werden zunächst die schmelzbaren Materialien einer Komponente für eine Art Vormischung eingewogen. Diese werden dann über den Schmelzpunkt der höchstschmelzenden Komponente erhitzt oder, wenn sich höherschmelzende Anteile schon vorher in den anderen Komponenten lösen, bis zu dieser Temperatur.
Idealerweise entsteht dann eine klare einheitliche Lösung bei erhöhter Temperatur. Diese Lösung wird schockgekühlt, das heißt, sie wird üblicherweise in dünner Schicht auf eine gut wärmeleitende Oberfläche aufgetragen, wobei der spezielle erfindungsgemäße mikrokristalline Kristallfilz entsteht, der für die erfindungsgemäß gewünschten rheologischen Eigenschaften verantwortlich ist.
Besonders gut gelingt die Herstellung des erfindungsgemäßen Kristallfilzes, wenn eine klare erhitzte Lösung vorliegt und das inerte Material erst beim Schockkühlen ausfällt.
Als kontinuierliches, technisches Verfahren bietet sich der Auftrag der heilen Lösung auf einen gut kühlbaren Drei- bis Ein-Walzenstuhl an aber auch andere technische Geräte zur Schockkühlung, gegebenenfalls unter Schutzgas oder unter Luftausschluß. Die Zulaufmenge und die Herstellungsbedingungen sollten so reguliert werden, daß bei der entnommenen schockgekühlten Vormischung die Raumtemperatur nicht nennenswert überschritten wird.
Besonders gut lädt sich die Abnahmetemperatur der Vormischung auf einem Ein-Walzenstuhl durch die Dicke der schockzukühlenden aufgetragenen Schicht und die Regulierung der Umlaufgeschwindigkeit regeln.
Auch falls die Vormischung bei höherer Temperatur nicht zu einer klaren einheitlichen Lösung gelangen, ist das erfindungsgemäße Verfahren möglich. Vor der Schockkühlung ist die Lösung dann mit einem hochtourigen Rührer oder einem Dispergator zu homogenisieren. Hilfsweise kann hier ein gewisser Gehalt an Emulsionsstabilisator, beispielsweise pyrogenen Kieselsäuren, zugesetzt werden, um die hochdisperse Emulsion zu stabilisieren. Die Schockkühlung erfolgt wie oben beschrieben.
Vorteilhafterweise läßt man in manchen Fällen die Vormischung bei einer Temperatur von unter 20 grd C einen Tag ruhen und reifen.
Anschließend werden in einem Kneter die erforderlichen festen Hilfs- und Zusatzstoffe zugesetzt und wieder in üblicher Weise homogenisiert und blasenfrei gemacht.
Überraschenderweise zeigen nun solche auf diese Weise hergestellte Pasten ein ideales rheologisches Verhalten. Schon beim Anmischen lassen sich die Komponenten des Mittels mühelos homogen verreiben und leicht bewegen. Es gibt nicht die für aziridinfreie Abformmassen üblichen zähen Ausgangspasten.
Die homogenisierten und noch nicht vulkanisierten erfindungsgemäßen Abformmassen sind nicht fadenziehend und haben nach dem Anmischen eine ausreichende Standfestigkeit, um nicht vom Löffel zu fliegen. Die nicht vulkanisierten Mischungen lassen sich über eine feindüsige Spritze in alle abzuformenden Hohlräume und Hinterschnitte des Modelles bringen.
Bei der Polymerisation zeigen die erfindungsgemäßen Materialien einen verbesserten Snap-set, das heißt, es gibt kein langsames Zäher- und Festwerden, sondern auf eine lange Verarbeitungszeit hin folgt ein kurzer Abbindeübergang bis zur fertig vulkanisierten Abformmasse.
Die erfindungsgemäßen Abformaterialien zeigen Abformungen mit einer Zeichnungsschärfe, die höchsten Ansprüchen genügt, und wie sie sonst nur Aziridino- Polyether zeigen und haben zu dem den groben Vorteil, daß sie aufgrund ihrer relativen Hydrophobie, soweit sie Silikonderivate sind, eine hervorragende Entformbarkeit besitzen.
Physikalisches Kennzeichen der erfindungsgemäßen Abformmassen ist eine unstetige Viskositätskurve bei kontinuierlicher Temperaturerhöhung. Es ist verständlich, daß etwa dort in einem Temperatur/Viskositäts-Diagramm, wo das inerte Material seinen Schmelz- oder Erweichungspunkt hat, eine überproportionale Viskositätsabnahme erkennbar ist.
Ein weiteres Kennzeichen für solche Materialien ist, daß sie nach dem Erhitzen über den Punkt der hohen Viskositätsabnahme hinaus und langsamen Abkühlen entmischt und inhomogen grob sind und so wirken. Die durch den Kristallfilz bewirkte Strukturviskosität bricht über der Schmelztemperatur zusammen und ist dann merklich zerstört. Eine solche Paste kann aber auch wieder durch entsprechende Schockkühlung in gewissem Umfang restrukturiert werden.
Ein weiteres physikalisches Kennzeichen der erfindungsgemäßen Abformmassen ist, daß sie sich in dünner Schicht im Durchlichtmikroskop und polarisiertem Licht fein polykristallin präsentieren. Diese Polykristallität verschwindet beim Erhitzen. Beim anschießenden langsamen Abkühlen ist das Material viel gröber kristallin. Dieser Vorgang ist reversibel, so daß beim anschließenden Aufheizen und Schockkühlen wieder die feine kristalline Probe entsteht.
Die Beobachtung mit dem Durchlichtmikroskop bei polarisierendem Licht bietet sich im übrigen auch als Produktionskontrolle zur Beurteilung der Qualität der Schockkühlung oder mechanischen Dispergierung an.
Ein weiteres Kennzeichen so hergestellter Pasten ist die vergleichbar gute Ausbringbarkeit aus Applikationsspritzen, wie sie für Aziridino-Polyether verwendet werden.
Ein Hinweis auf das Vorliegen der erfindungsgemäßen Abformmassen besteht in dem im Vergleich zu entsprechenden anderen Abformmassen mit gleicher Viskosität geringeren Glührückstand.
Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist das Verfahren zur Herstellung der erfindungsgemäßen Abformmassen aus dem erfindungsgemäßen Mittel mittels der einzelnem Komponenten, vor allem der Basis- und Katalysatorkomponente.
Das erfindungsgemäße Verfahren der Schockkühlung ist grundsätzlich auch auf Aziridino-Polyether oder Epimine anwendbar, bringt jedoch dort aufgrund des ohnehin relativ niedrigen spezifischen Gewichtes und der ohnehin sehr hydrophilen Eigenschaften keinen zusätzlichen erfindungsgemäßen Effekt mehr.
Überraschenderweise wurde nun ferner gefunden, daß der Snap-set der erfindungsgemäßen Abformmaterialien noch verbessert werden kann, wenn den erfindungsgemäßen Basiskomponenten, soweit die Systeme einen saueren oder alkylierenden Katalysator verwenden, in Mengen von 0,1 bis 10%, bevorzugt 0,5 bis 7%, besonders bevorzugt 0,75 bis 5% an alkalischen Säurefängern, Amine, bevorzugt sterisch gehinderte, Metallverbindungen und/oder Metallkomplexe in fein verteilter Form.
Geeignete Amine sind unter anderem di-t-Butylethnolamin, 2,6-di-t-Butylanilin, tri-Isopropylamin und di-Isopropyl­ laurylamin.
Geeignete Metallverbindungen sind Magnesiumoxid, Titanoxid, Eisenoxid, Aluminiumoxid, Aluminiumlaureat, Calciumoleat und Natriumsalicylat.
Geeignete Metallkomplexe sind Nickeldimethylglyoxim, Metallacetylacetonate, Metallbenzoylacetonate und Metall­ tartrate.
Geeignet sind ferner fein gemahlene basische Ionentauscher.
Die genannten Substanzen wirken als Verzögerer auf die Vulkanisation. Wenn man nun diese Verzögerung durch eine erhöhte Startermenge ausgleicht, verbessert sich der Snap-set in hervorragender Weise.
Ein verbesserter Snap-set bewirkt ganz im Sinne der vorliegenden Erfindung, daß die vulkanisierenden Abformmaterialien während der Verarbeitungszeit und vor allem gegen deren Linde nicht verstrammen. Dies bedeutet eine gleichbleibend leichte Vermischbarkeit und auch bei der Abdrücknahme bis zum Ende der Verarbeitungszeit ein gleichmäßig gutes Anfließen an das Modell.
Die genannte Erzeugung eines Snap-sets ist nicht nur auf Kristallfilzpasten beschränkt. Allgemein wurde ferner für alle vulkanisierbaren Abformmaterialien gefunden, daß eine erhöhte Menge Katalysator bei gleichzeitiger angepaßter Zugabe von Katalysatorgiften, bevorzugt hochwirksamen, auf der Seite der Basiskomponente den Snap-set bei der Vulkanisation fördert.
Die Erfindung soll noch durch Beispiele erläutert werden.
Vergleichsbeispiel und Beispiel 1 Vergleichsbeispiel 1
Zwei Organopolysiloxan-Gemische, "Gemisch A" und "Gemisch B", werden gemäß DE-OS 27 36 421 Beispiel 1 hergestellt.
Zusammenfassend werden im Gemisch A zur Konsistenzeinstellung den 149 Teilen Organopolysiloxan neben kleinen Mengen Katalysator und anderen Hilfs- und Zuschlagstoffen 149 Teile Quarzmehl und 25 Teile pyrogene Kieselsäure zugegeben und zu einer homogenen Paste vermischt.
Gemisch B wird in analoger Weise aus 121 Teilen Organopolysiloxan, 50 Teilen Verdünnungsmittel, 121 Teilen Quarzmehl und 35 Teilen pyrogenen Kieselsäuren hergestellt.
Sowohl Gemisch A als auch Gemisch B werden einzeln auf einer planen Unterlage oder einem Anmischblock ausgestrichen. Beide Pasten sind zäh und weichen dem Druck des Anmischspatels nur widerstrebend aus. Die Pasten sind fadenziehend.
Bei einer Vermischung 1 : 1 von A und B lassen sich die Pasten auch nur widerstrebend mit dem Spatel vermischen. Die Zeichnungsschärfe an oralen Flächen, besonders bei Übergängen von Zahnhälsen zur Schleimhaut und sogenannten Taschen, ist gering.
Sowohl Gemisch A als auch Gemisch B lassen sich nur mit großen Mühen aus einer Applikationsspritze ausbringen. Dasselbe gilt für das vulkanisierende Gemisch unmittelbar nach dem Vermischen
Erfindungsgemäßes Beispiel 1 Herstellung der Kristallfilz-Pasten
Wie näher in vorgenannter DE-OS 27 36 421, Beispiel 1, definiert werden jeweils ein Organopolysiloxan gemäß Gemisch A und gemäß Gemisch B zu gleichen Teilen vermischt und mit Verdünner aus Beispiel 1 auf eine Viskosität von 25000 mPa·s eingestellt. Anschließend werden 171 Teilen davon und 5 Teile pyrogener Kieselsäure, 17,1 Teile hydrierter Rindertalg mit einem Erweichungspunkt von 48-52 grd C in ein Behältnis eingewogen und unter intensivem Rühren auf 60 grd C erwärmt, bis eine homogene Emulsion entsteht.
Die so erhaltene Emulsion wird sodann in einem dünnen Strahl auf einen nicht zu schnell drehenden Drei- Walzenstuhl gegeben, dessen Walzen von innen gekühlt werden. Es kann dann an der dritten Walze über einen Abschaber eine farblos opake, steife Paste entnommen werden, die 18 bis 20 grad C hat.
Die so erhaltene Vormischung lädt man einen Tag an einem kühlen Ort ruhen.
Erfindungsgemäßes Gemisch
188 Teile der Vormischung werden dann in einem Kneter mit nicht zu hohen Scherkräften mit 19 Teilen Quarzmehl versetzt, anschließend die erhaltene Paste weiter homogenisiert und endlich durch eine Vakuum-Knetung blasenfrei gemacht. Die Herstellung erfolgt unter Stickstoff als Schutzgas.
Das so erhaltene Gemisch läßt sich auf einer planen Unterlage oder einem Anmischblock sehr leicht ausstreichen. Die Paste lädt sich leicht bewegen und weicht dem Druck des Anmischspatels hervorragend aus. Andererseits hat sie eine hervorragende Standfestigkeit.
Die Paste reißt sofort vom Spatel ab, wenn dieser aus der Masse gezogen wird. Sie ist deshalb nicht fadenziehend und eine blasenfreie Vermischung mit dem Katalysator ist in hervorragender Weise gewährleistet.
Eine Vermischung von 200 Teilen des Gemisches mit 2 Teilen des Platin-Katalysators nach Beispiel 1 aus DE-OS 27 36 421 kann schnell und leicht erfolgen. Die Zeichnungsschärfe an oralen Flächen, besonders bei Übergängen von Zahnhälsen zur Schleimhaut und sogenannten Taschen, ist hervorragend.
Die Zeichnungsschärfe ist dann besonders hoch, wenn das angemischte Material vor der Vulkanisation mit einer Applikationsspritze in die Nischen und Taschen des abzuformenden Modells verbracht wird und das so vorbereitete Modell erst anschließend in die Abformmasse getaucht wird.
Gemisch lädt sich leicht aus einer Applikationsspritze ausbringen. Dasselbe gilt für das vulkanisierende Gemisch unmittelbar nach dem Vermischen.
Vergleichsbeispiel und Beispiel 2
Wie im sogenannten erfindungsgemäßen Beispiel, Herstellung des Harzes, der DE-OS 44 39 769 näher definiert, wird ein vulkanisierbares Harz hergestellt.
Vergleichsbeispiel 2
770 Teile des oben beschriebenen Harzes werden mit 210 Teilen Kieselgur Celatom MW 25 und 20 Teilen pyrogener Kieselsäure Cabosil TS 610 zu einer Paste verknetet, homogenisiert und blasenfrei gemacht.
5,00 Teile der erhaltenen Paste werden mit 0,51 Teilen Härterpaste auf einem Anmischblock in üblicher Weise homogen verrieben, wobei sich die Pasten nur widerstrebend mit dem Spatel vermischen lassen und zum Fadenziehen neigen. Die Zeichnungsschärfe an oralen Flächen, besonders bei Übergängen von Zahnhälsen zur Schleimhaut und sogenannten Taschen, ist gering.
Das vulkanisierende Gemisch unmittelbar nach dem Vermischen läßt sich nur mit groben Mühen aus einer Applikationsspritze ausbringen.
Erfindungsgemäßes Beispiel 2
800 Teile des oben beschriebenen Harzes werden mit 65 Teilen eines Endgruppen essigsäureveresterten Polytetrahydrofurans mit einem Molgewicht von 4.500 und 5 Teilen Cabosil TS 610 in einem Behälter bei 80 grd C intensiv homogenisiert.
Anschließend wird die heile Vormischung analog dem erfindungsgemäßen Beispiel 1 schockgekühlt.
Die Vormischung wird sodann mit 77 Teilen Kieselgur Celatom zu einer raste verknetet, anschließend homogenisiert und blasenfrei gemacht.
5,00 Teile der erhaltenen Paste werden mit 0,51 Teilen Härterpaste auf einem Anmischblock in üblicher Weise homogen verrieben, wobei sich die Pasten leicht mit dem Spatel vermischen lassen und nicht fadenziehend sind. Die Zeichnungsschärfe an oralen Flächen, besonders bei Übergängen von Zahnhälsen zur Schleimhaut und sogenannten Taschen, ist sehr hoch.
Das vulkanisierende Gemisch unmittelbar nach dem Vermischen läßt sich sehr gut aus einer Applikationsspritze ausbringen.

Claims (9)

1. Aziridinfreie vulkanisierbare Abformmassen, dadurch gekennzeichnet, daß ihnen bezogen auf das fertig vulkanisierte und auspolymerisierte Endprodukt inerte organische Materialien in einem Gehalt von 2 bis 30%, bevorzugt 4 bis 25% und ganz besonders bevorzugt 5 bis 20% in fein verteilter und/oder ausgefällter Form, bevorzugt als Kristall- oder Nadelfilz, zugesetzt und/oder eingearbeitet sind, oder daraus bestehen, wobei die genannten inerten, bevorzugt organisch chemischen Materialien in der oder den Komponenten bei Raumtemperatur nicht löslich sein sollen und als Reinsubstanzen einen bevorzugten Schmelzpunkt oder Erweichungsbereich zwischen 30 und 200 grd C, bevorzugt 30 bis 100 grd C, besonders bevorzugt 35 bis 80 grd C und ganz besonders bevorzugt 30 bis 70 grd C aufweisen soll, und wobei der gegebenenfalls vorhandene Rest aus üblichen Füll- und Zusatzstoffen besteht.
2. Abformmasse nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß weitere bevorzugte Bereiche an inertem, bevorzugt organisch chemischem Material 4 bis 50%, 3 bis 25% sind und weitere bevorzugte Schmelzpunkte und Erweichungsbereiche zwischen 40 bis 250 grd C und 25 bis 50 grd C liegen.
3. Abformmasse nach Anspruch 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Vulkanisation durch eine silikontypische Polymerisation erfolgt.
4. Abformmasse nach Anspruch 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Vulkanisation durch eine silikontypische Polymerisation mittels Säurekatalyse und Kondensation erfolgt.
5. Abformmasse nach Anspruch 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Vulkanisation in einem vorinitierten Einkomponenten-Material aufgrund von Licht, Feuchtigkeit oder Luft erfolgt.
6. Mittel zur Herstellung einer Abformmasse nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Mittel aus ein, zwei oder drei physikalisch von einander getrennten Komponenten besteht und die einzelnen Komponenten lagerstabil sind und nach der homogenen Vermischung aller Komponenten zu einem Abformmaterial vulkanisiert.
7. Verfahren zur Herstellung eines Mittels nach Anspruch 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Komponenten des Mittels mit einem inerten Material erhitzt, im flüssigen Zustand homogenisiert und anschließend schockgekühlt werden oder mechanisch bearbeitet werden, so daß ein mikrofeiner Kristallfilz entsteht.
8. Verfahren zur Herstellung einer Abformmasse nach Anspruch 1 bis 5 mit einem Mittel nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Abformmasse durch Vermischen des Mittels hergestellt wird.
9. Abformmasse nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß sie eine oder mehrere sauere oder alkylierende Katalysatorkomponenten zur Vulkanisation verwenden und ihrer Basiskomponente, in Mengen von 0,1 bis 10%, bevorzugt 0,5 bis 7%, besonders bevorzugt 0,75 bis 5% ein alkalischer Säurefänger zugesetzt ist, oder enthalten, Amine, bevorzugt sterisch gehinderte, Metallverbindungen und/oder Metallkomplexe in jeweils fein verteilter Form.
DE19505896A 1995-02-21 1995-02-21 Leicht anmischbare Abformmasse mit hoher Zeichnungsschärfe Withdrawn DE19505896A1 (de)

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