DE19502670A1 - Fahrwerk für Schienenfahrzeuge - Google Patents
Fahrwerk für SchienenfahrzeugeInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Fahrwerk für Schienenfahrzeuge, bestehend aus einem, mit
mindestens einer Laufradachse und mit einem Fahrzeugaufbau versehenen Fahrwerk,
sowie mit Mitteln zur elektrischen oder elektropneumatischen oder
elektrohydraulischen Beeinflussung der Fahrwerksdämpfung.
Im Automobilbau sind elektrisch oder elektropneumatisch oder elektrohydraulisch
beeinflußbare Fahrwerksdämpfungseinrichtungen bekannt. Diese dienen jedoch
lediglich dazu, je nach Wahl einstellen zu können, ob die Fahrwerksdämpfung eher
sportlich, d. h. hart, oder komfortabel, d. h. weich, gewünscht wird. Bei
Schienenfahrzeugen ist eine Fahrwerksdämpfung jedoch nicht alleine, eine Frage des
Fahrkomforts, sondern in erheblichem Maße eine Frage der Sicherheit. Ferner geht es
bei Schienenfahrzeugen darum, Schwingungen, die durch Gleisunebenheiten oder
durch Überfahren von Weichen angeregt werden, zu dämpfen. Dies ist dann weniger
eine Frage des Komforts als vielmehr eine Frage der Sicherheit, nämlich die
Fahrwerke mitsamt des Fahrzeugaufbaus sicher über solche Gleisabschnitte fahren zu
können und ein Entgleisen zu verhindern. Wichtig ist dabei auch, Schwingungen zu
vermeiden, die durch oben genannte Gleisabschnitte angeregt werden und entweder
im einzelnen Fahrzeug oder im Zugverband resonant weiterschwingen. Solche
Fahrzustände sind deshalb extrem gefährlich, weil sich die Schwingungsamplituden
beim Ausbleiben einer Dämpfung erhöhen, bis das Schienenfahrzeug aus den
Schienen springt. Ferner sind sogenannte Querfederungen bekannt, die
Schwingungen oder Auslenkungen zwischen Fahrwerk und Fahrzeugaufbau dämpfen.
Bei dieser Art Dämpfeinrichtung werden druckmittelbetriebene Stellglieder zur
Dämpfung angesteuert, deren Auslenkung bzw. Einstellrichtung parallel zur
Laufradachse verlaufen. Diese Schwingungsbeeinflussung erfordert jedoch in der Re
gel die Ausführung eines langsamen Stellweges und eignet sich eher dazu, die o.g.
Relativbewegungen oder Schwingungen zwischen Fahrzeugaufbau und Fahrzeug zu
dämpfen bzw. zu beeinflussen.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, bei einem Fahrwerk für Schienen
fahrzeuge sicherheitsgefährdende Schwingungen besser zu dämpfen.
Bei einem Fahrwerk für Schienenfahrzeuge der gattungsgemäßen Art wird die ge
stellte Aufgabe erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß direkt am Fahrwerk mindestens
ein Sensor angeordnet ist, aus dem oder aus denen Fahrwerksbeschleunigungen
ermittelbar sind. In vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung ist der Sensor daher der
art angebracht, daß Beschleunigungen im wesentlichen parallel zur Laufradachse
ermittelbar sind. Abhängig von dem ermittelten Beschleunigungswert parallel zur
Laufradachse, d. h. also in Seitenversatzrichtung des Drehgestelles führt das Stellglied
zur Dämpfung jedoch eine Bewegung senkrecht zur Laufradachse, d. h. in der Vertika
len aus. D.h. bei der vorliegenden Erfindung liegen Dämpf- bzw. Hub- oder Stellrich
tung senkrecht zu der Richtung, in welcher die Beschleunigung gemessen wird.
Normalerweise, und so ist es bisher im Stand der Technik bekannt, erscheint eine
Dämpfung nur dann effizient und wirkungsvoll, wenn parallel oder antiparallel zu der
Richtung, in der die Schwingungen oder Auslenkungen gemessen werden, auch der
Stellhub der Dämpfungseinrichtung liegt. Mit anderen Worten heißt dies, daß bei
bekannten Einrichtungen der Kompensationshub immer in der Ebene liegt, in der auch
die Auslenkung liegt, am besten noch parallel bzw. antiparallel dazu. Bei der vorliegen
den Erfindung wird dieses Dämpfungssystem völlig neu artig gelöst, indem die Querbe
schleunigungen am Fahrwerk, also die Beschleunigungen parallel zur Laufradachse
ermittelt werden und der darauf ausgelöste Stellhub jedoch senkrecht dazu, d. h.
beispielsweise in der Vertikalen liegt. Versuche haben gezeigt, daß eine Anstellung der
Dämpfung in Vertikalrichtung in sehr effizienter Weise Querschwingungen parallel zur
Laufradachse dämpft. Eine zweite Erfindungsvariante, bei der die Anstellung der
Dämpfung im wesentlichen parallel und/oder antiparallel zur Fahrtrichtung erfolgt,
macht Gebrauch von sogenannten Schlingerdämpfern. Auch hierbei wird das
erfindungsgemäße Prinzip angewendet. In weiterer vorteilhafter Ausgestaltung der
Erfindung ist der Sensor ein nach dem Massenträgheitsprinzip arbeitender
Beschleunigungssensor, aus der eine der Beschleunigung direkt proportionale
Meßgröße erhalten wird. Desweiteren sind in weiterer vorteilhafter Ausgestaltung
elektronische Mittel vorhanden, mit deren Hilfe das Fahrverhalten ermittel- und/oder
aufzeichenbar ist, und daß mit Hilfe der Elektronik Stellsignale zur Beeinflussung der
Fahrwerksdämpfung erzeugbar sind. Beim Zusammenstellen eines Zugverbundes ist
daher weiterhin vorgesehen, eine Busleitung durch den gesamten Zugverbund zu
ziehen, welche am Zugfahrzeug mit einem Diagnoserechner verbunden ist. In diesem
können Fahrprogramme abgelegt werden, nach denen die Dämpfungsverhalten
veränderbar sind. Desweiteren ist vorgesehen, daß die an jedem Fahrwerk, d. h. an
jedem Drehgestell eines Fahrzeugverbundes ermittelten Beschleunigungswerte
adressiert auf die Busleitung aufgegeben werden, und beispielsweise im
Führerfahrzeug genau diagnostiziert werden können, wo möglicherweise eine Schwin
gungsschwachstelle oder eine Schwingungsanregungsstelle im Zugverbund vorliegt,
deren Dämpfer dann konkret adressiert, angesteuert werden können, um die
Schwingungen beseitigen zu können.
Die Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt und im nachfolgenden näher beschrie
ben.
Es zeigt
Fig. 1 Fahrwerk mit Beschleunigungssensor und Vertikaldämpfeinrichtung.
Fig. 2 Fahrwerk mit Beschleunigungssensor und Schlingerdämpfer.
Fig. 3 Signal- und regelungstechnische Einbindung in den Zugverbund.
Fig. 1 zeigt ein Fahrwerk eines Schienenfahrzeugs unter Verwendung der ersten
erfindungsgemäßen Variante. Direkt am Fahrwerk 1 ist ein Beschleunigungssensor 3
angeordnet. Dieser Beschleunigungssensor mißt dabei Beschleunigungen im
wesentlichen parallel zu den Laufradachsen 2. Der Beschleunigungssensor ist
hinsichtlich seines erzeugten, der Beschleunigung proportionalen elektrischen Größe
mit einer Elektronik 10 verbunden, welche ihrerseits wiederum mit einer Wagen-
und/oder Zugdiagnoseeinheit 20 verbunden sein kann. Aus dieser Zugdiagnose 20
bzw. aus der Elektronik 10 wird abhängig vom Beschleunigungssignal und ggf.
abhängig von gewählten Fahrprogrammen das Stellglied 5 einer
Dämpfungseinrichtung bestehend aus Stellglied 5 und Stoßdämpfer 4 angesteuert.
Fig. 2 zeigt eine 2. erfindungsgemäße Variante, bei der in der gleichen
erfindungsgemäßen Weise ein Beschleunigungssensor 3 an einem Fahrwerk 1 eines
Schienenfahrzeuges angebracht ist. Hierbei handelt es sich um ein typisches
neuartiges Hochgeschwindigkeitsfahrwerk. Gegenüber dem in Fig. 1 dargestellten
relativ starren Drehgestell, ist dieses Schwanenhals-Drehgestell der Fig. 2 in sich
elastischer als das in Fig. 1 dargestellte System mit festen Achslagerführungen. Aus
diesem Grund wird bei solchen Hochgeschwindigkeitsdrehgestellen wie in Fig. 2 der
Einsatz sogenannter Schlingerdämpfer notwendig, die ihren Stellhub bzw. ihre
Anstellrichtung im wesentlichen parallel bzw. antiparallel zur Fahrtrichtung haben.
Auch hierbei findet die Erfindung einen vorteilhaften Einsatz, indem der
Beschleunigungssensor 3 im wesentlichen Beschleunigungen parallel bzw. antiparallel
zu den Laufachsen mißt. Das Ausgangssignal dieses Beschleunigungssensors 3 wird
wie in Fig. 1 ebenfalls einer Elektronik und/oder einer Wagen- bzw.
Zugdiagnoseeinheit 20 zugeführt. Aus dieser heraus werden dann die
Schlingerdämpfer 5, in entsprechender Weise angesteuert. Auch bei diesem System
ist die Anstellrichtung der Schlingerdämpfer 5′ im wesentlichen senkrecht zu der
Richtung, in der die Beschleunigungen gemessen werden, d. h. im wesentlichen
senkrecht zu den meßbaren Beschleunigungsvektoren.
Fig. 3 zeigt die meß- und regelungstechnische Einbindung des Systems in eine
Elektronik bzw. in ein Zugdiagnosesystem. Der Sensor 3 ist beispielsweise ein nach
dem Massenträgheitsprinzip arbeitender Sensor, bei dem auf kapazitivem Wege die
Auslenkung einer massebehafteten Membran gemessen wird. Ebenso wäre ein
Sensor denkbar, der im wesentlichen aus einem lediglich einer Auslenkung
messenden Element besteht, aus welchem durch die 2. zeitliche Ableitung des Ortes
nach der Zeit die Beschleunigung gebildet wird. Der Sensor 3 ist ausgangsseitig mit
einem Meßwandler 11 verbunden, der ein aufbereitetes elektrisches Signal am
Ausgang auf einen Verstärker 12 gibt. Der Ausgang des Verstärkers ist mit einem
Tiefpaß 13 verbunden, der hochfrequente Störungen bzw. Schwingungen aus dem
System herausnehmen soll und lediglich Signale, die sich aus niederfrequenten
Störungen ergeben an den Auswerterechner 14 weitergeben soll. Der
Auswerterechner 14 ist in diesem Falle noch mit einem Diagnoserechner 21
verbunden, der zudem noch das ungefilterte Meßwandlersignal erhält. Dieser
Diagnoserechner 21 steht in beidseitigem Datenfluß mit einem Monitor 23, der
beispielsweise im Zugfahrzeug installiert sein kann. Desweiteren weist in dieser
Ausgestaltungsform der Diagnoserechner 21 eine Schnittstelle 22 auf, die mit dem
sogenannten Zugbus verbunden ist, über welchen die Beschleunigungssensorsignale,
aller Drehgestelle bzw. aller Fahrwerke in adressierter Weise zusammengenommen
werden können, und möglicherweise auch Ansteuersignale in adressierter Form an die
Dämpfereinrichtungen der Fahrgestelle gegeben werden können, an denen die
auftretenden Schwingungen gedämpft werden müssen.
Claims (11)
1. Fahrwerk für Schienenfahrzeuge, bestehend aus einem, mit mindestens einer
Laufradachse und mit einem Fahrzeugaufbau versehenen Fahrwerk, sowie mit
Mitteln zur elektrischen oder elektropneumatischen oder elektrohydraulischen
Beeinflussung der Fahrwerksdämpfung,
dadurch gekennzeichnet,
daß direkt am Fahrwerk (1) mindestens ein Sensor (3) angeordnet ist, aus dem
oder aus denen Fahrwerksbeschleunigungen ermittelbar ist bzw. sind.
2. Fahrwerk für Schienenfahrzeuge, nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Sensor (3) derart angebracht ist, daß Beschleunigungen im
wesentlichen parallel zur Laufradachse (2) ermittelbar sind.
3. Fahrwerk für Schienenfahrzeuge, nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Mittel (4, 5, 5′) zur elektrischen, elektropneumatischen oder
elektrohydraulischen Beeinflussung der Fahrwerksdämpfung hinsichtlich ihres
Stellhubes derart angebracht sind, daß der Stellhub im wesentlichen senkrecht
zum gemessenen Beschleunigungsvektor liegt.
4. Fahrwerk für Schienenfahrzeuge, nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Stellhub in der Vertikalen liegt.
5. Fahrwerk für Schienenfahrzeuge, nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Stellhub im wesentlichen parallel und/oder antiparallel zur Fahrtrichtung
liegt.
6. Fahrwerk für Schienenfahrzeuge, nach einem oder mehreren der
vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Sensor (3) ein nach dem Massenträgheitsprinzip arbeitender
Beschleunigungssensor ist.
7. Fahrwerk für Schienenfahrzeuge, nach einem oder mehreren der
vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Mittel (4, 5, 5′) zur elektrischen, elektropneumatischen oder
elektrohydraulischen Beeinflussung der Fahrwerksdämpfung eine Elektronik
(10) umfassen, mit deren Hilfe das Fahrverhalten ermittel- und/oder
aufzeichenbar ist, und daß mit Hilfe der Elektronik Stellsignale zur
Beeinflussung der Fahrwerksdämpfung erzeugbar sind.
8. Fahrwerk für Schienenfahrzeuge nach einem oder mehreren der
vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Fahrwerk mindestens einen Stoßdämpfer (4) enthält und ein den
Stoßdämpfer im Dämpfungsverhalten beeinflussendes elektrisches,
elektropneumatisches oder elektrohydraulisches Stellglied (5, 5′) aufweist.
9. Fahrwerk für Schienenfahrzeuge nach einem oder mehreren der
vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Mittel (4, 5, 5′, 10) zur elektrischen, elektropneumatischen oder
elektrohydraulischen Beeinflussung der Fahrwerksdämpfung eine Schnittstelle
(22) zu einer Busleitung aufweist, welche im Falle eines Zugverbundes von
einem Schienenfahrzeug zum anderen bis hin zum Zugfahrzeug
durchverbunden ist.
10. Fahrwerk für Schienenfahrzeuge nach einem oder mehreren der
vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß zumindest im Zugfahrzeug oder in mindestens einem der zu einem
Zugverbund zusammengekuppelten Schienenfahrzeuge ein Diagnoserechner
(21) vorgesehen ist, welcher mit der Busleitung zumindest per Datenfluß
verbunden ist und in welchem Fahrprogramme ablegbar sind.
11. Fahrwerk für Schienenfahrzeuge, nach einem oder mehreren der
vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß dem oder den Sensoren (3) jeweils eines Fahrwerkes jeweils eine
Datenadresse zugeordnet ist, derart, daß im Diagnoserechner (21) die
übermittelten Beschleunigungssensorwerte jedem einzelnen Fahrwerk im
Schienenfahrzeugverbund zugeordnet werden können.
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