DE19502302A1 - Mittel zur Entschwefelung von Eisenschmelzen - Google Patents
Mittel zur Entschwefelung von EisenschmelzenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Mittel zur Behandlung von
Eisenschmelzen, insbesondere zur Entschwefelung von Roheisen
sowie ein Verfahren zur Entschwefelung von Roheisen, wonach das
Mittel entweder allein in Form einer Vielkomponentenmischung
nach dem Prinzip der Monoinjektion oder nach dem Prinzip der
Koinjektion mit anderen Gemischen in die Roheisenschmelze
eingebracht wird.
Es ist bekannt bei der Roheisenentschwefelung metallisches
Magnesium in reiner Form oder versehen mit Zusätzen wie
Aluminiumoxid, Silicaten, Öl u. a. Stoffen zusammen mit anderen
entschwefelnden Komponenten wie etwa Calziumcarbid und/oder
Kalk, nach dem Prinzip der Mono- oder Koinjektion in
Roheisenschmelzen einzublasen. (EP 226 994, DE 35 44 562,
DE 35 44 563). Üblicherweise sind den bekannten
Entschwefelungsgemischen gasabspaltende Zusätze beigemischt. Es
ist auch bekannt, daß der Zusatz desoxidierender Komponenten
wie metallisches Aluminium, Aluminiumoxid etc. zur Verbesserung
der Entschwefelung beiträgt. (DE 28 35 872)
Bei allen bekannten Verfahren treten jedoch Nachteile auf.
Metallisches Magnesium hat bei den während der
Roheisenbehandlung vorliegenden Temperaturen einen hohen
Dampfdruck, weshalb die Ausnutzung des Magnesiums bei der
Entschwefelung nur etwa 50% des theoretisch möglichen Wertes
beträgt.
Zusätze zum Magnesium, die der Verbesserung der Entschwefelung
dienen sollen, wie etwa Aluminium-Metall oder Aluminiumoxide,
neigen zur Entmischung und verringern die Reproduzierbarkeit
der Ergebnisse.
Die Verwendung reiner Metalle als Zusatz zu den bekannten
Entschwefelungsgemischen mit dem Ziel der Vordesoxidation sowie
einer den Prozeß begleitenden Desoxidation erhöht die
spezifischen Kosten des Verfahrens beträchtlich.
Die Dosierung des mittels Koinjektion eingeblasenen Magnesiums
als dem am weitesten verbreiteten Verfahren ist auch beim
heutigen Stand der Injektionstechnik zu ungenau, um immer eine
exakte, optimale Zufuhr von Magnesium pro Zeiteinheit zu
gewährleisten.
Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht deshalb darin,
ein Entschwefelungsmittel sowie ein Verfahren zur
Entschwefelung von Roheisenschmelzen vorzustellen, welches die
o.g. Nachteile beseitigt.
Erfindungsgemäß wird die Aufgabe dadurch gelöst, daß in dem
Mittel zur Entschwefelung von Eisenschmelzen auf Magnesiumbasis
die Magnesiumkomponente in Form einer Legierung zusammen mit
anderen den Dampfdruck des Magnesiums herabsetzenden und/oder
desoxidierend wirkenden Legierungspartnern eingesetzt wird.
Nach einem bevorzugten Merkmal der Erfindung enthält die
Magnesiumlegierung bis zu 20%, vorzugsweise 8 bis 10%
Aluminium.
Die Magnesiumlegierung kann nach einem anderen Merkmal der
Erfindung auch Silicium und/oder Calcium in Form einer Zwei- oder
Mehrstofflegierung enthalten, da diese Legierungspartner
in geeigneter Weise den Dampfdruck des Magnesiums herabsetzen
und/ oder desoxidierend wirken.
Nach einem bevorzugten Merkmal der Erfindung wird die
Magnesiumlegierung auf eine Korngröße < 2 mm, vorzugsweise
< 0,8 mm aufgemahlen und ohne den sicherheitstechnisch
problematischen Feinstkornanteil eingesetzt.
Das Entschwefelungsmittel enthält nach einem besonders
bevorzugten Merkmal der Erfindung Calciumcarbid und/oder Kalk,
Fließhilfsmittel und/oder gasabspaltende Stoffe als Zusätze.
Das erfindungsgemäße Verfahren besteht nach einem anderen
bevorzugten Merkmal darin, daß die Eisenschmelze mit dem oben
beschrieben Mittel derart entschwefelt wird, daß die
Magnesiumkomponente in Form einer Magnesiumlegierung entweder
als eigenständige Komponente getrennt von den übrigen
Bestandteilen nach dem Prinzip der Koinjektion oder gemeinsam
mit den übrigen Bestandteilen in Form einer Viel-Komponenten-Mischung
nach dem Prinzip der Monoinjektion in die
Eisenschmelze eingebracht wird.
Ein weiteres Merkmal der Erfindung beinhaltet die vorteilhafte
Verwendung einer Magnesiumlegierung in Form einer Zwei- oder
Mehrstofflegierung als Magnesiumkomponente in einem Mittel zur
Entschwefelung von Eisenschmelzen, wobei die Legierung den
Dampfdruck des Magnesiums herabsetzende und/oder desoxidierend
wirkende Legierungspartner enthält.
Durch die gemäß der Erfindung eingesetzte Magnesiumkomponente
wird erreicht, daß sich sowohl bei Monoinjektion als auch bei
Koinjektion zusammen mit Calciumcarbid oder Kalk, die
Magnesiumausbeute, verglichen mit dem Einsatz eines technisch
reinen Magnesiums in äquivalenten Mischungen wesentlich
erhöht.
Der größte Teil der Roheisenschmelzen wird gegenwärtig unter
Verwendung technisch reinen Magnesiums unter Zuhilfenahme der
bekannten Injektionstechniken behandelt. Um die Ausbeute des
Magnesiums zu verbessern und gleichzeitig die Eisenverluste in
der Schlacke zu verringern, werden dem Magnesium andere Stoffe
beigemischt oder mittels Koinjektion zur Seite gestellt. Diese
Zusätze enthalten jedoch teilweise Sauerstoffverbindungen, die
wiederum mit dem reinen Magnesium unter Bildung von
Magnesiumoxid reagieren und damit die Effizienz des Magnesiums
für seine eigentliche Aufgabe, nämlich die Entschwefelung,
reduzieren.
Daneben wird ein Teil des eingeblasenen Magnesiums auch von dem
in der Roheisenschmelze gelösten Sauerstoff unter Bildung von
Magnesiumoxid aufgebraucht.
Stoffe wie Aluminium können unter Bildung ihrer Oxide einen
Teil dieses Sauerstoffes abbinden und damit diesem Mechanismus
entgegenwirken. Aus diesem Grund führt man häufig eine
Vordesoxidation der Roheisenschmelzen mit Aluminium durch oder
mischt dem Entschwefelungsmittel direkt Aluminium-Metall oder
aluminiumhaltige Stoffe bei.
Es wurde nun gefunden, daß die Effizienz des eingeblasenen
Magnesiums erhöht werden kann, wenn Magnesium-Aluminium-
Legierungen bei der Roheisenentschwefelung anstelle einer
äquivalenten Mischung von Magnesium mit Aluminium oder anderen
Zusätzen, eingesetzt werden.
Es wird vermutet, daß der Anstieg der Magnesiumeffizienz auch
auf die dampfdruckerniedrigende Wirkung des Aluminiumzusatzes
in der Mg-Al-Legierung zurückzuführen ist.
Liegt der Dampfdruck des reinen Magnesiums bei den
üblicherweise bei der Roheisenbehandlung herrschenden
Temperaturen von 1350-1400°C gemäß Gleichung 1:
in der Größenordnung von 5,35 bis 6,95 atm, so werden diese
Werte schon bei Zusatz von weniger als 10% Aluminium deutlich
reduziert. (Siehe auch Fig. 1)
Der an der Austrittsöffnung der Einblaslanze herrschende Druck,
der sich aus der Summe des atmosphärischen Druckes von ca. 1 atm
und dem ferrostatischen Druck der Eisenschmelze berechnen
läßt, wirkt dem Dampfdruck der eingeblasenen Legierung bei der
vorliegenden Temperatur des Roheisens entgegen. Überschreitet
der Dampfdruck der Legierung den im System vorliegenden Druck,
so kommt es zur Bildung zunächst kleiner, mit dem Aufstieg zur
Badoberfläche sich ständig vergrößernder Gasblasen, wodurch
auch die Aufstiegsgeschwindigkeit der Gasblasen selbst ständig
anwächst.
Dieser Mechanismus läuft bei der Roheisenentschwefelung unter
Verwendung von Magnesiumgranalien zwangsläufig ab, wodurch sich
der starke Einfluß von zum Beispiel der Einblasrate des
metallisch reinen Magnesiums oder derjenige der Einblastiefe in
der Schmelze ableiten läßt. (Siehe Fig. 2)
Gelingt es nun durch eine Verzögerung der Verdampfung des
metallischen Magnesiums dessen Verweilzeit in der
Roheisenschmelze zu erhöhen, so erhöht sich damit zwangsläufig
auch dessen Ausnutzung für die Entschwefelung des Roheisens.
Diese Verzögerung der Verdampfung wirkt sich dergestalt aus,
daß zunächst die erste Bildung kleinster Gasblasen in höhere
Regionen der Roheisenschmelze verlagert wird, daß die Gasblasen
aufgrund ihres späteren Bildungszeitpunktes weniger schnell
durch die mit dem Aufstieg verbundene Abnahme des Gegendruckes,
dargestellt durch den atmosphärischen und ferrostatischen
Druck, anwachsen und damit auch weniger schnell in der
Roheisenschmelze aufsteigen. Wird aber die Verweilzeit des
Magnesiums in der Schmelze angehoben, so muß zwangsläufig sein
Ausnutzungsgrad ebenfalls ansteigen.
Durch Zulegieren von Aluminium und/oder anderen
Desoxidationsmitteln wie zum Beispiel Silicium und/oder Calcium
zum Magnesium wird darüberhinaus die Gefahr einer Entmischung
der Magnesiumkomponente ausgeschlossen.
Damit ist sichergestellt, daß unter vergleichbaren
Einblasbedingungen reproduzierbare Entschwefelungsergebnisse
erzielt werden können und die Ergebnisse nicht einem Einfluß
etwa des Füllgrades des Vorratssilos unterliegen.
Dies ist jedoch eine wesentliche Voraussetzung für den
großtechnischen Einsatz moderner Entschwefelungsanlagen, deren
Plankapazität im allgemeinen immer im betrieblichen Einsatz
überschritten wird.
Nachfolgend soll die Erfindung anhand eines
Ausführungsbeispieles näher erläutert werden.
In verschiedenen Anlagen der Roheisenentschwefelung wurden
Versuche nach dem Tauchlanzverfahren und dem Verfahren des
seitlichen Einblasens in die Pfanne durchgeführt.
Beispielsweise wurde in eine offene Pfanne, nach dem Verfahren
der Koinjektion, ein Mittel aus Calciumcarbid, gasabspaltenden
fließverbessernden Zusätzen auf der einen Seite sowie einer
Magnesium-Aluminium-Legierung auf der anderen Seite in das
Roheisen geblasen.
Der CaC₂-Gehalt der Calciumcarbidmischung betrug zwischen 69
und 73%.
Die Magnesiumlegierung bestand aus 90% Mg und 9% Al als
wesentliche Bestandteile.
In der Pfanne befanden sich durchschnittlich 190t Roheisen.
Der gewichtete Mittelwert für den Schwefelgehalt betrug vor der
Behandlung 64×10-3%. Nach der Behandlung wurde ein gewichteter
Endschwefelgehalt von 9,4×10-3% festgestellt.
Es zeigte sich ebenfalls eine gute Trefferquote, da sich die
Nachblasrate halbierte, was sich aus den beschriebenen
Vorteilen des erfindungsgemäßen Mittels wie beispielsweise
einer besseren Ausnutzung des Magnesiums durch Reduzierung des
Dampfdruckes ergibt.
Durch die idealere Mischung des Magnesiums in Form einer
Legierung kommt es auch zur Ausschaltung von Störfaktoren,
wie beispielsweise einem schwankenden Sauerstoffgehalt durch
die Reaktion mit Aluminium bzw. anderen Desoxidationsmitteln.
Claims (9)
1. Mittel zur Entschwefelung von Eisenschmelzen auf
Magnesiumbasis, dadurch gekennzeichnet, daß
die Magnesiumkomponente in einer Legierung, zusammen mit
anderen den Dampfdruck des Magnesiums herabsetzenden und/oder
desoxidierend wirkenden Legierungspartnern enthalten ist.
2. Mittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
Magnesiumlegierung bis zu 20% Aluminium
enthält.
3. Mittel nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die
Magnesiumlegierung 8 bis 10% Aluminium enthält.
4. Mittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
Magnesiumlegierung Silicium und/oder Calcium in Form einer
Zwei- oder Mehrstofflegierung enthält.
5. Mittel nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die
Magnesiumlegierung aufgemahlen auf eine Korngröße < 2 mm,
vorzugsweise < 0,8 mm ohne den sicherheitstechnisch
problematischen Feinstkornanteil eingesetzt wird.
6. Mittel nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß Calciumcarbid und/oder Kalk,
Fließhilfsmittel und/oder gasabspaltende Stoffe als Zusätze
enthalten sind.
7. Verfahren zum Entschwefeln von Eisenschmelzen mit einem
Mittel nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch
gekennzeichnet, daß
die Magnesiumkomponente in Form einer
Magnesiumlegierung als eigenständige Komponente getrennt von
den übrigen Bestandteilen nach dem Prinzip der Koinjektion in
die Eisenschmelze eingebracht wird.
8. Verfahren zum Entschwefeln von Eisenschmelzen mit einem
Mittel nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch
gekennzeichnet, daß
die Magnesiumkomponente als Magnesiumlegierung gemeinsam mit
den übrigen Bestandteilen in Form einer Viel-Komponenten-Mischung
nach dem Prinzip der Monoinjektion in die
Eisenschmelze eingebracht wird.
9. Verwendung einer Magnesiumlegierung in Form einer Zwei- oder
Mehrstofflegierung als Magnesiumkomponente in einem Mittel
zur Entschwefelung von Eisenschmelzen,
wobei die Legierung den Dampfdruck des Magnesiums
herabsetzende und/oder desoxidierend wirkende
Legierungspartner enthält.
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