DE19502096A1 - Verfahren und Vorrichtung zur Steuerung von Rußbläsern in einer Kesselanlage - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zur Steuerung von Rußbläsern in einer KesselanlageInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Steuerung von
Rußbläsern beim Betrieb einer Kesselanlage, wobei die Wärmetauscher
flächen des Kessels in Zeitabständen durch einzeln oder gruppenweise
aktivierbare Rußbläser von Ablagerungen befreit werden, sowie eine
zugehörige Vorrichtung.
Kesselanlagen, insbesondere die großer konventioneller Kraftwerksblöcke
unterliegen in Abhängigkeit von dem verwendeten Brennstoff einer mehr
oder weniger starken Verschmutzung. Besonders in Kohlekraftwerken,
aber auch bei mit anderen Brennstoffen, z. B. Abfall, betriebenen Kraft
werken, setzen sich Ablagerungen auf den Wärmetauscherflächen der
Kesselanlage ab, verschlechtern die Wärmeübertragung und führen so zu
einem verringerten Wirkungsgrad der Gesamtanlage.
Zur Beherrschung dieses Problems ist es seit langem bekannt, sogenannte
Rußbläser einzusetzen, welche je nach Anwendungsfall mit Wasser
Wasserdampf, einem Gas (Luft, Inertgas etc.) betrieben werden. Das
jeweils verwendete Reinigungsmedium wird aus einer oder mehreren
Düsen auf die Wärmetauscherflächen gespritzt und reinigt diese von
Ablagerungen. Die Reinigungsvorgänge werden nicht kontinuierlich,
sondern in zeitlichen Abständen durchgeführt, wobei große Kraftwerks
anlagen eine Vielzahl von einzelnen Rußbläsern aufweisen, die im all
gemeinen gruppenweise nacheinander aktiviert werden.
In einer Kesselanlage können auch gleichzeitig unterschiedliche Typen
von Rußbläsern zum Einsatz kommen. Aus der DE-PS 22 45 702 und
der DE-PS 23 07 311 sind Rußbläser und Verfahren zu ihrem Betrieb
bekannt, mit denen Ablagerungen an den Kesselwänden und Rohrwärme
tauschern im Inneren einer Kesselanlage abgelöst werden können. Diese
Rußbläser werden als Lanzen in das Innere des Kessels eingefahren und
ihre Düsen nach bestimmten Vorgaben entlang der zu reinigenden
Wärmetauscherflächen bewegt. Bei derartigen Rußbläsern gibt es ver
schiedene Arten der Bewegung, insbesondere Kombinationen von Trans
lation und Rotation.
Im eigentlichen Brennraumbereich, in dem die Wärmetauscherflächen im
allgemeinen gleichzeitig die Wände bilden, werden häufig sogenannte
Wasserlanzenbläser eingesetzt, die beispielsweise in der DD 2 81 468 A5
beschrieben sind. Mit solchen beweglichen Wasserlanzen wird von einer
Seite des Kessels aus die gegenüberliegende Wand durch Bewegen des
Wasserstrahls gereinigt.
Es sind auch Rußbläser mit einer Vielzahl von über die Lanzenlänge
verteilten Blasöffnungen bekannt, die im Kessel verbleiben und beim
Rußblasen translatorische Bewegungen mit nur geringen Bewegungsweiten
und evtl. einer überlagerten Rotation ausführen.
Bei den bekannten Vorrichtungen werden die geometrischen Gegebenhei
ten bei der Wahl der Reinigungsparameter im allgemeinen dahingehend
berücksichtigt, daß die Reinigungsintensität pro Flächeneinheit der zu
reinigenden Fläche konstant bleibt. Die Translation bzw. Rotation haben
daher nicht unbedingt konstante Werte während eines Blasvorganges,
sondern sind in ihrem Verlauf an Abstand und Winkel des Rußbläsers
zur zu reinigenden Fläche angepaßt.
Da der Reinigungsvorgang selbst den Wirkungsgrad der Kesselanlage
durch das Einblasen des Reinigungsmediums verschlechtert und außerdem
die Bereitstellung des Reinigungsmediums erhebliche Kosten verursacht,
insbesondere bei der Reinigung mit Wasserdampf, und zusätzlich natür
lich die Rußbläser selbst einem Verschleiß unterliegen, wird seit langem
angestrebt, nicht häufiger als unbedingt nötig die Rußbläser zu aktivieren.
Hinzu kommt noch, daß übermäßiges Reinigen von Wärmetauscherflächen
zu Erosion führen kann, so daß die Komponenten selbst geschädigt
werden und sich ihre Lebensdauer verringert. Dementsprechend sind viele
unterschiedliche Versuche zur Optimierung des Einsatzes von Rußbläsern
gemacht worden, indem die Intervalle zwischen dem Aktivieren von
einzelnen Rußbläsergruppen durch Kosten/Nutzen-Überlegungen festgelegt
wurden. Solche Optimierungsverfahren sind beispielsweise in der
EP 0 137 709 B1 und der EP 0 132 135 B1 beschrieben.
Aus der US 5,181,482, von der die vorliegende Erfindung ausgeht, ist es
auch schon bekannt, eine Kesselanlage in einem Simulationsmodell
nachzubilden und Reinigungsvorgänge zunächst in dem Simulationsmodell
zu simulieren, bevor sie tatsächlich durchgeführt werden. Dabei werden
in der Kesselanlage zahlreiche Meßwerte beobachtet und in dem Simula
tionsmodell verwendet. Ziel ist es dabei, keine Reinigung durchzuführen,
wenn dadurch die stabile Betriebsweise der Kesselanlage beeinträchtigt
werden würde. Daher wird in dem Simulationsmodell im wesentlichen die
Auswirkung eines Reinigungsvorganges auf technische Verträglichkeit mit
dem Anlagenbetrieb überprüft. Wirtschaftliche Betrachtungen fließen bei
der Bewertung, ob ein Reinigungsvorgang durchgeführt werden darf oder
nicht, nicht ein.
Trotz vielfältiger Bemühungen, die Reinigungsintervalle und andere
Reinigungsparameter optimal einzustellen, ist es bisher nicht gelungen,
ein weitgehend automatisch arbeitendes und die wichtigsten Faktoren
berücksichtigendes Verfahren zu einer auch wirtschaftlich optimalen
Steuerung von Rußbläsern zu finden. Der Grund liegt einerseits darin,
daß jeder Rußbläser einen größeren Bereich, z. B. ein ganzes Rohrbün
del, reinigen muß, so daß schon in diesem Bereich ungleichmäßige
Reinigungswirkungen auftreten. Nahe am Rußbläser angeordnete Rohre
werden schon durch Erosion geschädigt, wenn die Reinigungswirkung bei
weiter entfernt liegenden Rohren noch nicht ausreicht. Außerdem war
eine Überprüfung der jeweils angewendeten Reinigungskonzepte im
allgemeinen nur bei Stillstand der Anlage durch Inspektion möglich, so
daß das Auftreten von Erosion und/oder das Auftreten von nicht ent
fernten Ablagerungen im Reinigungsbereich erst nach langer Zeit festge
stellt und das Reinigungskonzept entsprechend angepaßt werden konnte.
Schließlich hängt es auch von den Vorgaben bei einem Reinigungskon
zept ab, ob überhaupt ein wirtschaftlich optimaler Einsatz erreicht wer
den kann.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist daher die Schaffung eines Ver
fahrens zur Steuerung von Rußbläsern, welches nicht unnotig oft, aber
immer, wenn es wirtschaftlich sinnvoll ist, reinigt (wobei natürlich überge
ordnete technische Notwendigkeiten berücksichtigt werden können).
Insbesondere soll das Verfahren über lange Betriebszeiträume möglichst
nah an einem optimalen Einsatz bleiben, wobei es bevorzugt selbstler
nend auf geänderte Bedingungen reagieren soll. Auch die Schaffung einer
entsprechenden Vorrichtung ist Aufgabe der Erfindung.
Zur Lösung dieser Aufgabe dienen ein Verfahren nach dem Anspruch 1
und eine Vorrichtung nach dem Anspruch 8. Vorteilhafte Ausgestaltungen
sind in den jeweils abhängigen Ansprüchen angegeben.
Die Nutzung eines Simulationsmodels der Kesselanlage zur Festlegung
der Reinigungsintervalle und Zeitpunkte für einzelne Rußbläser oder
Rußbläsergruppen eröffnet viele Möglichkeiten zum wirkungsvolleren und
kostenoptimierten Einsatz. Erfindungsgemäß werden bestimmte Meßwerte
und/oder daraus berechnete Größen aus der gesamten Kesselanlage
und/oder aus einzelnen Stufen, die Aussagen über den Reinigungszustand
der Wärmetauscherflächen zulassen, beobachtet. Anhand eines Simula
tionsmodells der Kesselanlage und unter Einbeziehung von gespeicherten
Erfahrungswerten und/oder früheren Meßwerten wird in Zeitintervallen
die Wirkung der Aktivierung von einzelnen Rußbläsern oder Gruppen
von Rußbläsern auf die gemessenen und/oder berechneten Größen
simuliert. Dabei muß das Simulationsmodell nicht unbedingt den Kessel
perfekt beschreiben, da auch einfache Modelle schon gute wirtschaftliche
Ergebnisse liefern. Es ist jedoch möglich und wünschenswert, die einzel
nen Wärmetauscherflächen in dem Modell auch einzeln zu simulieren
und die Wirkung einer Reinigung dieser Flächen anhand geeigneter
Meßwerte einzeln festzustellen. Die simulierte Wirkung auf die gemesse
nen und/oder berechneten Größen wird im Hinblick auf wirtschaftliche
Vor- und Nachteile, insbesondere unter Berücksichtigung der Auswirkung
auf Kostenersparnis für Brennstoff durch Wirkungsgraderhöhung, Kosten
für Reinigungsdampf, Rußbläserverschleiß und Folgekosten für Erosions
schäden, bewertet. Es wird nur dann eine Reinigung mit den betreffen
den Rußbläsern durchgeführt, wenn die Vorteile der simulierten Wirkung
dieser Rußbläser bei der Aktivierung gegenüber wirtschaftlichen Nach
teilen der Aktivierung überwiegen.
Im Gegensatz zu früheren Konzepten des Einsatzes von Rußbläsern wird
entsprechend der vorliegenden Erfindung nicht mehr anhand von Erfah
rungswerten früherer Messungen ein Zeitintervall bis zur nächsten Reini
gung festgelegt und dann das Ergebnis dieser Reinigung mit Erfahrungs
werten für eine optimale Reinigung verglichen, sondern es werden unter
Einbeziehung aktueller Meßwerte und Betriebsdaten des Kessels in viel
kürzeren Zeitabständen jeweils eine Simulationen der Reinigung durch
geführt und die Auswirkungen der simulierten Reinigungen wirtschaftlich
bewertet. Auf diese Weise können beispielsweise Änderungen im Be
triebszustand des Kessels während des Zeitintervalls zwischen zwei Reini
gungen automatisch berücksichtigt werden, während bei bisherigen Kon
zepten erst nach Durchführen einer Reinigung festgestellt worden wäre,
daß diese zu einem nicht optimalen Zeitpunkt stattgefunden hat.
Bei den meisten Kesselanlagen stehen sehr viele Meßwerte, insbesondere
Temperaturen, Brennstoffdurchsätze, Dampfdurchsätze bei einzelnen
Wärmetauschern usw. zur Verfügung, aus denen sich der Gesamtwir
kungsgrad der Anlage und/oder die Wärmeübergangszahlen an einzelnen
Wärmetauscherflächen errechnen lassen. Eine hinreichend genaue Basis
für ein gutes Simulationsmodell ist daher im allgemeinen gegeben. Zu
sätzlich kann das Simulationsmodell bei jedem tatsächlich aktivierten
Reinigungsvorgang bezüglich seiner Ergebnisse mit den in der Wirklich
keit erzielten Ergebnissen verglichen werden, wobei bei Abweichungen
zwischen Modell und Wirklichkeit die gespeicherten Erfahrungswerte
und/oder Parameter des Simulationsmodells angepaßt werden können.
Auch diese Stufe der Lernfähigkeit führt zu im Laufe der Zeit immer
genaueren und besser optimierten Ergebnissen, während bei anderen
Konzepten im allgemeinen die Ergebnisse mit zunehmender Betriebszeit
schlechter werden, bzw. oft erst beim nächsten Stillstand der Anlage nach
Inspektion der Wärmetauscherflächen überprüft werden können.
Natürlich kann ein solches Simulationsmodell mehrere oder alle Heiz
stufen der Kesselanlage gleichzeitig simulieren und Wechselwirkungen
zwischen den Heizstufen bei Reinigungsvorgängen mit berücksichtigen. So
ist es aus der oben zitierten EP 0 132 153 B1 bereits bekannt, daß der
Reinigungsvorgang bei einer Wärmetauscherfläche zu einer stärkeren
Verschmutzung der stromabwärts davon liegenden Wärmetauscherflächen
führen kann, so daß bestimmte Reihenfolgen bei aufeinanderfolgenden
Reinigungen eingehalten werden sollten. Auch zeigt sich, daß in bezug
auf den wirtschaftlich wichtigen Gesamtwirkungsgrad der Anlage die
Reinigung unterschiedlicher Wärmetauscherflächen bei gleichem Reini
gungsaufwand unterschiedlich wirkungsvoll sein kann. So kann eine
schlechte Wärmeaufnahme bei einzelnen Wärmetauscherflächen unter
Umständen durch eine bessere Wärmeaufnahme bei nachfolgenden
Wärmetauscherflächen ausgeglichen werden, was jedoch nicht für die am
weitesten stromab im Kessel angeordneten Wärmetauscherflächen, z. B.
eines Economizers, möglich ist. Auch hier hat ein Simulationsmodell
Vorteile, welches die Reinigung einer Wärmetauscherfläche nicht nur auf
die Wirkung in diesem Wärmetauscher prüft, sondern auch die Wirkung
auf die nachfolgenden Stufen bei der Gesamtbetrachtung der Wirtschaft
lichkeit berücksichtigt.
Zwar ist der wichtige Faktor der Erosion im allgemeinen durch Meßwer
te und daraus abgeleitete Größen nicht feststellbar, jedoch gibt es, da es
sich um ein Langzeitphänomen handelt, oft gute Erfahrungswerte hierzu,
die bei Inspektionen des Kessels ggf. überprüft und korrigiert werden
können. Erfindungsgemäß wird die Erosion als additiver Kostenanteil
jedes Reinigungsprozesses bei der Bewertung der Simulationsergebnisse
berücksichtigt, so daß erfahrungsgemäß hohe Kosten durch Erosion
bestimmter Komponenten zu einer selteneren Aktivierung der Rußbläser
in diesen erosionsgefährdeten Bereichen führen. Dies eröffnet auch die
Möglichkeit, auf einfache Weise gezielt die evtl. bekannte Vorschädigung
oder Anfälligkeit einer Wärmetauscherfläche durch Erosion automatisch
zu berücksichtigen. Durch Erhöhung der für diese Wärmetauscherfläche
angesetzten Erosionskosten ergeben sich automatisch längere Zeitabstände
zwischen den turnusmäßigen Reinigungen, da die Erosionskosten bei der
Bewertung der Simulationsergebnisse eingehen.
Wie anhand der Zeichnung noch näher erläutert wird, dienen zur Lösung
der gestellten Aufgaben auch Vorrichtung gemäß den Ansprüchen 8 und
9.
Ausführungsbeispiele der Erfindung und deren Umfeld werden anhand
der schematischen Zeichnung näher erläutert, und zwar zeigen
Fig. 1 eine Kesselanlage mit zugehöriger Steuervorrichtung für
Rußbläser,
Fig. 2 schematisch die Wärmetauscher einer Kesselanlage mit
zugehörigen Rußbläsergruppen, Meßstellen und Steuereinheit
der Rußbläser und
Fig. 3 den Brennstoffmehrverbrauch bei einer Kesselanlage vor,
während und nach einer Maximalreinigung aller Rußbläser
gruppen in einer Kesselanlage gemäß Fig. 2.
Fig. 1 zeigt schematisch eine Kesselanlage 1 mit Wandwärmetauschern 2
im Bereich der Feuerung und Rohrwärmetauschern 3 im nachfolgenden
Teil der Kesselanlage. Beispielhaft für eine Vielzahl von Rußbläsern ist
ein Rußbläser 4 dargestellt, welcher im Betrieb ein Reinigungsmedium 5
auf die von ihm zu reinigenden Wärmetauscherflächen spritzt. Jeder
Rußbläser wird von einem variablen Antrieb 6 angetrieben und über
eine druckgeregelte Zuführung 7 bei Betrieb mit dem Reinigungsmedium
versorgt. Dabei kann die Druckregelung sowohl an jedem Rußbläser 4
gesondert vorhanden sein oder aber lediglich in einer Sammelzuleitung
für eine oder mehrere Gruppe(n) von Rußbläsern. Da meist nur ein
Rußbläser 4 oder eine Gruppe von benachbarten Rußbläsern 4 gleichzei
tig aktiviert wird, kann der Aufwand für Druckregeleinrichtungen klein
gehalten werden, da ein- und dieselbe Druckregeleinrichtung durch
programmierte Sollwertvorgabe jedem individuellen Rußbläser einen
anderen Druck liefern kann. Es ist immer noch möglich, durch individu
ell einstellbare Drosseln an jedem Rußbläser 4 eventuelle Unterschiede
zwischen gleichzeitig betriebenen Rußbläsern auszugleichen. In der Kessel
anlage 1 sind viele Meßeinrichtungen 8 angeordnet, insbesondere Meß
einrichtungen für Temperatur, Druck, Durchsatz usw. Im Bereich man
cher Wärmetauscherflächen kann eine Kühlwassereinspritzung 9 vorgese
hen sein. Ein zentrale Steuereinheit 10 erhält über Meßleitungen 13
Meßwerte von den Meßeinrichtungen 8 und über weitere Datenleitungen
14 zusätzliche Informationen, die unter Umständen auch manuell eingege
ben werden können, über Brennstoff, Lastzustände und andere betriebs
relevante Daten. Über Steuerleitungen 15, 16 steht die Steuereinheit 10
mit den variablen Antrieben 6 und der Druckregeleinrichtung 7 in
Verbindung. Ein Speicher 11 enthält die aktuellen Reinigungsparameter
für jeden Rußbläser 4 bzw. jede Rußbläsergruppe. Ein Vergleicher 12
enthält Referenzdaten und Erfahrungswerte, die mit aktuellen Reinigungs
parametern und Meßwerten verglichen werden können. Ein Rechnermodul
17 kann in einer erweiterten Ausführungsform ein Simulationsmodell der
Kesselanlage 1 enthalten, mit dessen Hilfe Reinigungsvorgänge vor ihrer
Ausführung simuliert und nach wirtschaftlichen und technischen Gesichts
punkten bewertet werden können, so daß die tatsächliche Ausführung nur
stattfinden muß, wenn der Nutzen größer als die technischen und wirt
schaftlichen Nachteile ist.
Fig. 2 zeigt in schematischer Darstellung die in einer Kesselanlage 1
angeordneten Wärmetauscher und ihre Verschaltung untereinander. Es
handelt sich um einen typischen Kessel eines Großkraftwerkes. Die
Wände des Feuerungsraumes enthalten (Wand-)Wärmetauscher 2, die zur
Verdampfung von Wasser und zur Überhitzung des entstehenden Damp
fes dienen. Dahinter sind im Inneren der Kesselanlage verschiedene,
meist aus vielen Rohren bestehende (Rohr-)Wärmetauscher 3 angeordnet,
die als Hochdrucküberhitzer, Zwischenüberhitzer und schließlich als
Economizer ausgebildet sind. Weiterhin gezeigt sind mehrere Rohrwärme
tauscher 3 mit nachgeschalteter Kühlwassereinspritzung 9. Im allgemeinen
sind alle Stufen der Kesselanlage mit Meßgeräten zum Betrieb ausgestat
tet, so daß die Meßwerte von Druck P Temperatur T und Durchsatz
menge M an vielen Stellen zur Verfügung stehen. Diese und andere
Meßwerte können über Meßleitungen 13 und Datenleitungen 14 der
zentralen Steuereinheit 10 zugeführt und dort ausgewertet werden, ins
besondere in einem Rechnermodul 17 zur Simulation der Kesselanlage 1
dienen. Die zentrale Steuereinheit steht dabei mit einem Speicher 11 für
Reinigungsparameter und einem Vergleicher 12 mit Referenzdaten und
Erfahrungswerten in Verbindung. Über Steuerleitungen 15, 16 können
Antrieb und druckgeregelte Zuführung von Reinigungsmedium für be
stimmte Rußbläser 4 angesteuert werden, wenn eine Aktivierung erfolgen
soll. Dabei steuert die zentrale Steuereinheit 10 sowohl die in den
Kessel 1 einfahrbaren Rußbläser 4 als auch eventuelle, in Fig. 2 nicht
dargestellte Wasserlanzen für die Wandwärmetauscher im Bereich des
Feuerraumes. Es sei noch erwähnt, daß als zusätzliche Informationen für
die zentrale Steuereinheit weitere Meßwerte über den Brennstoff, den
Wassergehalt des Brennstoffs, den Sauerstoff im Abgas, die Abgastempe
ratur usw. zugeleitet werden können. Auch Meßwerte von Sensorsystemen
zur direkten Bestimmung von Ablagerungen an Wärmetauscherflächen
können mitverwertet werden, um die Genauigkeit der Steuerung zu
erhöhen. Als besonders günstig hat es sich auch erwiesen, die Dampf
überhitzung in der Trennflasche 18, in der Wasser und Dampf getrennt
werden, zu messen und daraus eine genauere Aussage über den Zustand
der Wandwärmetauscher des Feuerraumes zu gewinnen.
Im folgenden seien nochmals einige Grundlagen, auf denen die Erfindung
basiert und die für ein Simulationsmodell eines Kessels wichtig sind
angegeben:
Ein einfaches Simulationsmodell benötigt z. B. folgende Daten für seinen Betrieb:
Ein einfaches Simulationsmodell benötigt z. B. folgende Daten für seinen Betrieb:
- - Last (MW oder %) oder Brennstoffverbrauch (GJ/h) oder eine andere den Lastzustand beschreibende Größe;
- - Abgastemperatur;
- - Lufttemperatur.
(Abgastemperatur und Lufttemperatur werden als Differenz zur Berech
nung des Kesselwirkungsgrades herangezogen).
- - Luftüberschuß;
- - Wassergehalt des Brennstoffes;
- - Dampfüberhitzung an der Trennflasche;
- - Einspritzmengen der Kühler;
- - Rauchgas-Druckverlust.
Die Kesselverschmutzung erhöht die Abgastemperatur und damit den
Abgasverlust des Kessels, der nach bekannten Formeln aus einigen
elementaren Meßgrößen berechnet werden kann. Erhöhter Abgasverlust
des Kessels muß durch zusätzlichen Brennstoff kompensiert werden. Die
Kesselverschmutzung bewirkt demnach einen Brennstoffmehrverbrauch, der
in die Optimierung der Kesselreinigung einzubeziehen ist.
Die Verschmutzung aller Heizflächen zusammen bewirkt die o.g. Erhö
hung des Abgasverlustes. Durch Einsatz der Rußbläser werden die Heiz
flächen gereinigt und damit der Abgasverlust wieder verringert. Eine
Teiloptimierung des Rußbläsereinsatzes würde schon dadurch erreicht, daß
die Lange des Blasintervalls (Zeitabstand von Blasbeginn zu Blasbeginn)
so gewählt wird, daß die Summe aus Brennstoffmehrverbrauch und den
Kosten des Rußbläserbetriebes ein Minimum annimmt. Die Auswertung
von Betriebsmessungen an Kesseln zeigt jedoch, daß die Heizflächen
unterschiedlich stark verschmutzen und daß zusätzlich die gleiche Ver
schmutzung unterschiedlicher Heizflächen eine unterschiedlich große
Auswirkung auf den Abgasverlust hat. Es ist daher sinnvoll, die unter
schiedlichen Rußbläsergruppen mit unterschiedlichen Blasintervallen zu
betreiben.
Fig. 3 zeigt einen typischen Verlauf von Heizflächenverschmutzung und
Reinigung, wobei alle Bläser nacheinander gruppenweise (Gruppen 1 bis
13) betrieben wurden. Dargestellt ist über der Zeit t (h) der Brennstoff
mehrverbrauch X (%) gegenüber dem "vollständig sauberen Zustand". Die
Bläsergruppen 1 bis 6 sind im Feuerraum, die Bläsergruppen 7 bis 13
an den Berührungsheizflächen angeordnet, wobei Gruppe 13 den Econo
mizer reinigt.
Während der Zeitperioden ohne Bläserbetrieb ist eine Verschmutzungs
rate zu verzeichnen, die durch die Steigerung des Brennstoffmehrver
brauchs von ΔXV/Δt gekennzeichnet ist. Beim Betrieb der ver
schiedenen Bläsergruppen wird durch deren Reinigung der Abgasverlust
des Kessels und damit der Brennstoffmehrverbrauch gegenüber dem
"vollständig sauberen Zustand" unterschiedlich stark beeinflußt. Die
größten Verbesserungen treten beim Blasen der Heizflächen auf, die am
Ende des Rauchgasweges angeordnet sind. Dies ist physikalisch dadurch
zu erklären, daß einerseits die Dampftemperaturen des Dampfstromes an
mehreren Stellen durch Einspritzkühler konstant gehalten werden, und
andererseits die Verschmutzung von Heizflächen mit großem Abstand
zum Abgasaustritt durch erhöhte Wärmeaufnahme nachgeschalteter Heiz
flächen kompensiert wird.
Die Bläsergruppe 12 beispielsweise bewirkt im Zeitintervall ΔtBB12 eine
dargestellte Verringerung des Brennstoffmehrverbrauchs ΔX₁₂. Die
gesamte Verbesserung durch Blasen mit Gruppe 12 ist größer, da die
beschriebene Verringerung auf den Anstieg ΔXV/Δt ohne Blasen
bezogen werden muß, und beträgt insgesamt in erster Näherung:
ΔX₁₂ total = ΔX₁₂ + ΔXV/Δt*ΔtB12
Die Heizflächenverschmutzung ΔX₁₂ total, die durch Blasen der Gruppe
12 beseitigt wurde, ist im Zeitintervall ΔtV12 entstanden, das den Abstand
zwischen zwei Blaszyklen der Bläsergruppe 12 beschreibt. Bei Verlänge
rung oder Verkürzung dieses Zeitintervalls ändert sich ΔX₁₂ total entspre
chend mit proportionaler Abhängigkeit.
Das System speichert den Quotienten ΔX₁₂ total/ΔtV12 und hat
damit die Information verfügbar, welche Verbesserung ΔX ein Blasbe
trieb der Bläsergruppe 12 zu einem beliebigen Zeitpunkt erbringen
würde, wenn zu diesem Zeitpunkt geblasen würde. Die mit dem Zeit
intervall seit dem letzten Blasen dieser Gruppe errechnete Verringerung
des Brennstoffmehrverbrauchs (%) multipliziert mit dem Brennstoffver
brauch des Kessels (GJ/h) und den Brennstoffkosten (DM/GJ) ergibt
eine Kostensenkung (DM/h).
Die Verschmutzungsraten sind abhängig von der verfeuerten Brennstoff
menge und anderen Betriebsbedingungen. Vereinfachend wird angenom
men, daß die Verschmutzungsrate proportional zur Last (% oder MW
oder t/h) sei.
In kurzen Zeitintervallen (in Zeiten ohne Bläserbetrieb) bestimmt das
Simulationsmodell den Anstieg der Brennstoffmehrkosten ΔXV/Δt und
normiert diese Steigung proportional auf eine Last von 100%. Dabei
wird über mehrere Zeitintervalle gemittelt, um Ungenauigkeiten zu
beseitigen. Mit diesem Wert wird, wie oben beschrieben, für jede Bläser
gruppe getrennt und entsprechend der augenblicklichen Last der augen
blickliche Brennstoffmehrverbrauch durch Verschmutzung der dieser
Bläsergruppe zugeordneten Heizfläche berechnet, wobei das Zeitintervall
seit dem letzten Blasen dieser Bläsergruppe eingeht.
Dieser Brennstoffmehrverbrauch wird über die Vielzahl der Zeitintervalle
seit dem letzten Blasen integriert, wobei auch die unterschiedlichen
Lastzustände in diesem Zeitraum Berücksichtigung finden. Insgesamt wird
für jede Bläsergruppe ein Brennstoffmehrverbrauch (DM) seit dem letzten
Blasen aufsummiert.
Falls eine Bläsergruppe in diesem Augenblick betrieben würde, entstün
den Betriebskosten durch Blasen (DM)
Blasmittelverbrauch
Beeinträchtigung der Kesselleistung durch Einmischen des Blasmittels in den Rauchgasstrom
Verschleiß und entsprechende Wartungskosten der Rußbläser
Erosionsgefährdung der Kesselrohre.
Blasmittelverbrauch
Beeinträchtigung der Kesselleistung durch Einmischen des Blasmittels in den Rauchgasstrom
Verschleiß und entsprechende Wartungskosten der Rußbläser
Erosionsgefährdung der Kesselrohre.
Mit Ausnahme der Erosionsgefährdung sind dies feste Kosten, die an
lagenspezifisch in dem System gespeichert sind. Die Erosionsgefährdung
wird später behandelt.
Nach jedem Meßintervall wird die Gesamtkostensumme (DM) gebildet
aus Brennstoffmehrverbrauch (DM) seit dem letzten Blasen und Betriebs
kosten durch Blasen (DM), falls in diesem Augenblick geblasen würde.
Durch Disvision dieser Gesamtkostensumme durch das Zeitintervall seit
dem letzten Blasen dieser Bläsergruppe werden die mittleren Gesamt
kosten (DM/h) gebildet. Betrachtet man den Zeitraum nach dem Blasen
einer Gruppe, so fallen die Werte für diese mittleren Gesamtkosten
(DM/h) zunächst steil ab. Der Abfall wird immer flacher und erreicht
irgendwann ein Minimum, um danach wieder anzusteigen. Der optimale
Blaszeitpunkt für eine Bläsergruppe ist erreicht, sobald die mittleren
Gesamtkosten (DM/h) das Minimum erreicht haben und wieder anstei
gen.
Bei jedem Blasen einer Bläsergruppe wird ΔX erneut gemessen und
entsprechend berücksichtigt, wobei auch hier zum Ausgleich von Un
genauigkeiten mehrere Zyklen gemittelt werden können.
Neben dem Abgasverlust überwacht das System zusätzlich die Dampf
überhitzung am Verdampferaustritt (gemessen z. B. an der Trennflasche),
da dieser Wert mit großer Genauigkeit eine Aussage über die unter
schiedliche Verschmutzung der Wandheizflächen im Feuerraum ermög
licht. Damit wird die Aussagegenauigkeit der Abgastemperatur und damit
des Wertes ΔX im Bereich der Verdampferheizflächen beträchtlich ver
bessert.
Kesselrohre sind auch ohne Rußblasen einer Korrosions- und Erosions
beanspruchung unterworfen. Die Kinetik der Stahloxydation unter dem
chemischen Einfluß der Brennstoffasche ist abhangig vom Rohrwerkstoff,
der örtlichen Temperatur und der örtlichen Aschezusammensetzung
(Brennstoff, Temperatur). Mögliche Erosion findet statt oberhalb spezifi
scher Grenzwerte für die Rauchgasgeschwindigkeit, in Abhängigkeit vom
Rohrwerkstoff, der örtlichen Rauchgasgeschwindigkeit und -temperatur
sowie in Abhängigkeit von Aschekörnung und -konzentration.
Die Erosionsgefährdung für Kesselrohre durch den Rußbläserbetrieb hat
zwei unterschiedliche Komponenten:
- - Mechanischer Abtrag der Oxidschicht und von Basismaterial durch den Kraftimpuls des Rußbläserstrahles, verstärkt durch den örtlichen Aschegehalt des Rauchgases und eventuellen Wassergehalt des Blas mediums.
- - Erhöhte Korrosionsrate unter dem Einfluß der Brennstoffasche nach teilweiser oder vollständiger Zerstörung der Oxidschicht durch den Kraftimpuls des Rußbläserstrahles, bis zum Aufbau einer neuen Oxidschicht.
Bei Auslegung und Inbetriebsetzung der Rußbläseranlagen zur Minimie
rung der Erosionsgefährdung sollte beachtet werden, daß der Kraftimpuls
des Blasstrahles spezifische Grenzwerte nicht überschreitet, in Abhängig
keit von Düsendurchmesser, Blasmedium, Blasdruck, Entfernungen Düse -
Heizfläche, Rauchgastemperatur und Brennstoff.
Eine aus Erfahrungen gewonnene Erkenntnis ist, daß bestimmte Betriebs
parameter der Rußbläseranlage auf die Erosionsgefährdung in erster
Näherung direkt proportional wirken. Man kann daher recht gute Ab
schätzungen machen, welche Kosten bestimmte Reinigungsparameter bei
jedem Reinigungsvorgang durch Erosion verursachen, da man typische
Anzahlen von Reinigungsvorgängen bestimmter Intensität bis zur nächsten
notwendigen Sanierung wegen Erosion und die Sanierungskosten kennt.
Zusätzlich zu den hier beschriebenen Maßnahmen ist es natürlich mög
lich in erweiterten Steuerungssystemen zusätzlich Blasdruck und Verfahr
geschwindigkeit der Bläser zu beeinflussen. Ohne diese Erweiterung
nehmen die Korrekturfaktoren einen festen Wert an. Letzlich enthält das
System für einen spezifischen Kessel mit einer spezifischen Rußbläser
anordnung für jede Bläsergruppe einen festen Wert
EK Erosionskosten (DM/Bläsergruppe je Blasvorgang),
der zusammen mit den übrigen o.g. Kosten in die Optimierung einfließt.
Dampfseitig werden an mehreren Stellen die Dampftemperaturen durch
Einspritzen von Kesselspeisewasser (oder von niedrigerem Druckniveau)
geregelt. Durch Heizflächenverschmutzungen verschieben sich im Kessel
die übertragenen Wärmemengen und führen zu Änderungen des Dampf
temperaturverlaufes, die durch geänderte Einspritzmengen kompensiert
werden. Die Einspritzmengen sind jedoch in ihrer Kapazität begrenzt.
Der Rußbläsereinsatz muß daher auf diese Kapazitätsgrenzen Rücksicht
nehmen.
Für jedem Rußbläser läßt sich qualitativ in Abhängigkeit von der
aktuellen Heizflächenverschmutzung die Einwirkung auf die verschiede
nen Einspritzmengen festlegen. Diese Abhängigkeiten berücksichtigt das
Simulationsmodell bei der Festlegung der optimalen Blasstrategie.
Für alle Bläsergruppen wird außerdem ein maximal zulässiges Blasinter
vall (h) festgelegt, das nicht überschritten werden soll. Je geringer die
Differenz zwischen aktuellem Zeitintervall seit dem letzten Blasen dieser
Gruppe und dem maximal zulässigen Wert, desto höher wird die Not
wendigkeit bewertet, diese Bläsergruppe zu betreiben.
Wie oben beschrieben, soll aus wirtschaftlichen Gründen dann geblasen
werden, wenn die mittleren Gesamtkosten (DM/h) für diese Bläsergruppe
ein Minimum annehmen. Der Abstand vom Minimum wird durch die
Steigung der Kurve (DM/h je h) beschrieben. Diese Werte sind zunächst
negativ. Je größer dieser Wert, desto höher wird die Notwendigkeit
bewertet, diese Bläsergruppe zu betreiben. Die Einwirkung des Betriebes
einer Bläsergruppe auf die verschiedenen Einspritzmengen in Abhängig
keit von der aktuellen Heizflächenverschmutzung wird für jeden spezifi
schen Kessel einprogranuniert.
Es kann eine Entscheidungstabelle aufgestellt werden, die eine begrenzte
Anzahl möglicher Blasalternativen enthält, von denen jede aus dem
Betrieb einer oder mehrerer Bläsergruppen besteht. Das Simulations
modell bewertet in kurzen Zeitabständen, ob eine der Blasalternativen
eines der drei genannten Kriterien erfüllt. Befinden sich mehrere Blasal
ternativen in einem festgelegten Entscheidungsspielraum, so wird die
günstigste ausgewählt.
Nach Durchführung des vorgeschlagenen Blasvorganges überprüft das
System den Erfolg und berücksichtigt diesen bei späteren Entscheidungen.
Bei einer übermäßigen Abnahme des Reinigungserfolges gegenüber einem
vorgegebenen Grenzwert kann ein Alarmsignal oder eine Fehlermeldung
ausgelöst werden.
Bei allen Aktionen werden weitere in einer zusätzlichen Datei festgeleg
ten Grenzwerte beachtet, wie z. B. eine max. zulässige Abgastemperatur.
Die zentrale Steuereinheit bzw. das Simulationsmodell können die oben
beschriebenen Änderungen des Abgasverlustes nur dann den einzelnen
Rußbläseraktionen zuordnen, wenn von der Rußbläseranlage entspre
chende Rückmeldungen erfolgen.
Nach Durchführung und Bestätigung durch das Betriebspersonal wird jede
Blasaktion in einer Datei gespeichert und steht für eine spätere Aus
wertung zur Verfügung.
Mit dem bisher beschriebenen Modell werden die thermodynamischen
Auswirkungen unterschiedlicher Blasaktionen auf den Abgasverlust des
Kessels und damit auf den durch Heizflächenverschmutzung verursachten
Brennstoffmehrverbrauch ausgewertet. Dabei ist nicht erkennbar, um
welche Heizfläche es sich handelt; nur Gesamtwirkungen werden sichtbar
und damit optimierbar.
Eine Verbesserung der Aussagegenauigkeit und damit der Optimierungs
qualität ist durch Einbeziehung von Daten über die Einzelheizflächen zu
erreichen, der die einzelnen Heizflächen des Kessels gesondert in den
Überwachungs- und Optimierungsprozeß einbezieht.
Das System ermittelt in kurzen Zeitabständen von z. B. 5 Minuten den
Istzustand des Kessels. Dazu sind die zentrale Steuereinheit bzw. das
Rechnermodul mit der Kessel-Meßanlage verbunden.
Für jeden Rohrwärmetauscher (z. B. Hochdrucküberhitzer "HD1" oder
Ekonomizer "EKO") werden für die Rauchgasseite und die Dampfseite
Massenströme sowie Ein- und Austrittstemperaturen und für die Dampf
seite zusätzlich Ein- und Austrittsdrücke gemessen bzw. aus anderen
Meßwerten berechnet.
Für die Dampfseite ermittelt das System aus Druckmeßwerten (Pd1, Pd2)
und Temperaturmeßwerten (Td1, Td2) die Dampfenthalpie (Hd1, Hd2)
und basierend auf Enthalpiedifferenz und Dampfmassenstrom die über
tragene Wärmeleistung Q (kW).
Da Dampfkessel in der Regel nur wenige aussagefähige Meßstellen für
die Temperaturprofile des Rauchgasstromes besitzen, errechnet das
System für jede Heizfläche A (m²) getrennt die Rauchgastemperatur Trg1
vor der Heizfläche mit Hilfe der Rauchgastemperatur Trg2 nach der
Heizfläche, dem Massenstrom Mrg des Rauchgases und der dampfseitig
ermittelten übertragenen Wärmeleistung Q. Die spez. Wärme des Rauch
gases wird temperaturabhängig aus gespeicherten Stoffwerten übernom
men. Als Basistemperaturmessung dient in der Regel die Rauchgastempe
ratur hinter dem Ekonomizer vor dem Luftvorwärmer.
Basierend auf den Temperaturen Trg1, Trg2, Td1 und Td2 berechnet das
System die logarithmische Temperaturdifferenz ΔTln, wobei z. B. die
Heizflächen als Gleichstrom- oder Gegenstromwärmetauscher zu kenn
zeichnen sind.
Aus den o.g. Werten berechnet das System für jede Heizfläche den
aktuellen Wärmedurchgangskoeffizienten K aus der Beziehung
K = Q/(A*ΔTln)
Durch Vergleich des aktuellen K-Wertes mit einem gespeicherten Refe
renz-K-Wert für den "sauberst möglichen Zustand" Kref wird der Reini
gungszustand CF berechnet nach der Beziehung
CF = K/Kref
Dieser beschreibt den Sauberkeitszustand der Heizfläche in % vom
saubersten Zustand (Referenzzustand).
Für die Strahlungsheizflächen des Verdampfers ist die o.g. K-Wertmes
sung nicht anwendbar. Für diese Heizflächen überwacht das System die
Dampfüberhitzung am Verdampferaustritt (gemessen z. B. an der Trenn
flasche) sowie die Abgastemperatur, wie oben beschrieben.
Neben dem Reinigungszustand der einzelnen Heizflächen sind die Ein
spritzmengen der Einspritzkühler von besonderem Interesse, da partielle
Verschmutzungszustände des Kessels die Einspritzmengen (hauptsächlich
die Einspritzmenge des ZÜ-Kühlers) stark beeinflussen, und die Kapazität
der Einspritzmengen begrenzt ist.
Die Referenzwerte Kref in Abhängigkeit von der Last und eventuell in
Abhängigkeit vom Brennstoff werden in einem Speicher abgelegt. Diese
Werte Kref können einigen aktuellen Zustandsgrößen entsprechend mit
Korrekturfaktoren korrigiert werden über die Beziehung
1/Kref = 1/α rg + 1/α d
So erfolgt beispielsweise die Korrektur von α d nach der Dampfge
schwindigkeit über die Beziehung
α d1/α d2 = (Wd1/Wd2)ˆ0,8
Korrekturen werden nur in einem Umfang vorgenommen, wie es der
Aufgabenstellung entspricht.
Insgesamt ermöglicht die vorliegende Erfindung den gezielten Einsatz
einzelner Rußbläser oder Rußbläsergruppen mit jeweils individuellen den
aktuellen Zuständen entsprechenden Reinigungsabständen, die so festge
legt werden, daß die Gesamtkosten für den Anlagenbetrieb möglichst
gering sind.
Claims (9)
1. Verfahren zur Steuerung von Rußbläsern (4) einer Kesselanlage, die
einzeln oder gruppenweise aktivierbar sind und die Wärmetauscher
flächen (2, 3) des Kessels (1) in Zeitabständen von Ablagerungen
befreien,
mit folgenden Merkmalen:
- a. bestimmte Meßwerte (P, T M) und/oder daraus berechnete Größen der gesamten Kesselanlage (1) und/oder einzelner Stufen, die Aussagen über den Reinigungszustand der Wärme tauscherflächen (2, 3) zulassen, werden beobachtet;
- b. anhand eines Simulationsmodells der Kesselanlage und unter Einbeziehung von gespeicherten Erfahrungswerten und/oder früheren Meßwerten wird in Zeitintervallen die Wirkung der Aktivierung von einzelnen Rußbläsern (4) oder Gruppen von Rußbläsern (4) auf die gemessenen und/oder berechneten Grö ßen simuliert;
- c. die Wirkung auf die gemessenen und/oder berechneten Größen wird im Hinblick auf wirtschaftliche Vor- und Nachteile, ins besondere unter Berücksichtigung der Auswirkung auf Kosten ersparnis für Brennstoff durch Wirkungsgraderhöhung, Kosten für Reinigungsdampf und Verschleiß der Rußbläser (4) und Folge kosten für Erosionsschäden, bewertet;
- d. es werden erst dann einzelne Rußbläser (4) oder Gruppen von Rußbläsern (4) aktiviert, wenn die Vorteile der simulierten Wirkung dieser Rußbläser bei Aktivierung gegenüber wirtschaftli chen Nachteilen der Aktivierung überwiegen.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Meß
werte ohnehin bei der Kesselanlage (1) gemessene Meßwerte, ins
besondere Druck, Temperaturen, Brennstoffdurchsätze, Dampfdurch
sätze bei einzelnen Wärmetauschern etc., herangezogen werden, aus
denen sich insbesondere der Gesamtwirkungsgrad der Anlage und/oder
die Wärmeübergangszahlen an einzelnen Wärmetauscherflächen
(2, 3) berechnen lassen.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das
Simulationsmodell bei jedem tatsächlich aktivierten Reinigungsvorgang
die sich dabei ergebenden Meßwerte und/oder daraus berechneten
Größen mit den Ergebnissen der vorherigen Simulation vergleicht
(12) und bei Abweichungen zwischen Modell und Wirklichkeit, die
gespeicherten Erfahrungswerte und/oder Parameter des Simulations
modells anpaßt.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß das Simulationsmodell mehrere oder alle Heiz
stufen der Kesselanlage (1) gleichzeitig simuliert und Wechselwirkun
gen zwischen den Heizstufen bei Reinigungsvorgängen mit berück
sichtigt.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, daß bei der
Berechnung der Kosten für einen Blasvorgang die indirekten Kosten
durch Erosionsschäden mit einbezogen werden, indem ein Erfah
rungswert oder ein Schätzwert für diese Kosten zu den direkten
Reinigungskosten addiert wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß bei be
kannter Vorschädigung einer Wärmetauscherfläche durch Erosion der
Reinigungsintervalle für diese Wärmetauscherfläche zu verlängern und
so die Lebensdauer der vorgeschädigten Wärmetauscherfläche der
von anderen Wärmetauscherflächen anzupassen.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche für Kessel
anlagen (1), in denen geregelt Kühlwasser zur Vermeidung von
Übertemperaturen an bestimmten Wärmetauscherflächen eingespritzt
(9) wird, dadurch gekennzeichnet, daß ein turnusmäßiger Reinigungs
vorgang nur ausgelöst wird, wenn die eingespritzte Kühlwassermenge
pro Zeiteinheit einen vorgebbaren Betrag unterschreitet, und/oder
unterbunden wird, wenn die eingespritzte Kühlwassermenge pro
Zeiteinheit einen vorgebbaren Betrag überschreitet.
8. Vorrichtung zur Steuerung von Rußbläsern (4) einer Kesselanlage,
die einzeln oder gruppenweise aktivierbar sind und die Wärmetau
scherflächen (2, 3) des Kessels (1) in Zeitabständen von Ablagerun
gen befreien, mit
- - Meßeinrichtungen (8) für Meßwerte (P, T, M), aus denen sich Aussagen über den Reinigungszustand der Wärmetauscherflächen (2, 3) gewinnen lassen, insbesondere über den Gesamtwirkungs grad des Kessels;
- - einer zentralen Steuereinheit (10) zur Ansteuerung der Ruß bläser (4);
- - einem mit der zentralen Steuereinheit (10) verbundenden Rech nermodul (17) zur Berechnung von Daten aus den Meßwerten anhand eines Simulationsmodells der Kesselanlage und zur Simulation und Bewertung von Reinigungsvorgängen;
- - einem zentralen Speicher (12) mit Erfahrungswerten über die Auswirkungen und Kosten der Aktivierung einzelner Rußbläser (4) oder von Gruppen von Rußbläsern (4).
9. Vorrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß die
zentrale Steuereinheit eine Sperrschaltung umfaßt, die eine Ansteue
rung von Rußbläsern (4) erst freigibt, wenn anhand des Simulations
modells im Rechnermodul (17) der auszulösende Reinigungsvorgang
simuliert und als wirtschaftlich sinnvoll bewertet wurde.
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