Beschreibung
Verfahren und Vorrichtung zur Ermittlung von Fouling bei ei- nem Wärmetauscher
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Ermittlung von Fouling bei einem Wärmetauscher gemäß Patent- anspruch 1 bzw. Patentanspruch 16.
Wärmetauscher, häufig auch als Wärmeübertrager bezeichnet, sind technische Apparate, die verwendet werden, um ein Medium zu heizen oder zu kühlen. Hierzu wird Wärme von einem wärme- ren ersten Medium an ein kälteres zweites Medium übertragen. Je nach Bauform unterscheiden sich Wärmetauscher in ihrem Funktionsprinzip. Die häufigsten Bauformen werden in eine der drei Funktionsgruppen Gleichstrom-, Gegenstrom oder Kreuz- stromwärmetauscher eingeordnet.
Das zu heizende oder zu kühlende Medium wird häufig auch als „Produktmedium" bezeichnet und das Heiz- oder Kühlmedium wird häufig auch als „Servicemedium" bezeichnet. Das Servicemedium kann beispielsweise Heizdampf oder Kühlwasser sein. Das Ser- vicemedium strömt üblicherweise entweder durch eine Leitungs- anordnung, welche innerhalb des Produktmediums angeordnet ist, oder umströmt eine Leitungsanordnung, die vom Produktme- dium durchströmt wird.
Das erste und das zweite Medium werden durch den Wärmetau- scher geleitet, wobei die beiden Medien üblicherweise durch eine Wand getrennt aneinander vorbeifließen und dabei durch die Wand die Wärme des wärmeren Mediums an das kältere Medium abgegeben wird.
Ein zentrales Problem bei Wärmetauschern stellt das so ge- nannte „Fouling" dar, bei dem sich an den Innenwänden des Wärmetauschers Ablagerungen oder Beläge bilden. Die Gründe für die Entstehung solcher Ablagerungen können physikali- scher, chemischer, oder biologischer Natur sein. Sie lassen
sich in vielen Fällen, z.B. aufgrund der gegebenen produkt- seitigen Rahmenbedingungen, nicht verhindern. Die Beläge hem- men den Wärmeübergang zwischen den Medien und reduzieren dadurch den Wirkungsgrad des Wärmetauschers. Ist ein bestimm- ter Grad der Verschmutzung erreicht, wird eine chemische oder mechanische Reinigung oder ggf. sogar der Austausch des Wär- metauschers notwendig. Dieses Problem ist besonders ausge- prägt bei großen Industriewärmetauschern, die in verfahrens- technischen Prozessanlagen (d.h. z.B. Anlagen der Branchen Chemie, Petrochemie, Glas, Papier, Metallerzeugung oder Ze- ment) oder in Kraftwerken zum Einsatz kommen und dort übli- cherweise auf eine Wärmeübertragungsleistung von mehr als 100 kW ausgelegt sind.
Von außen ist es sehr schwer festzustellen, wie stark die Verschmutzung im Inneren des Wärmetauschers ist, so dass es nicht möglich ist, den Wärmetauscher bedarfsabhängig zu rei- nigen oder zu ersetzen. Ein Temperaturregelkreis ist bis zu einem bestimmten Grad in der Lage, die Auswirkungen der Ver- schmutzung zu kompensieren, sodass die Verschmutzungen nicht sofort an der Ausgangstemperatur des Produktmediums erkennbar werden. Aufgrund dieser Unkenntnis ist es häufig nicht mög- lich, den Wärmetauscher bedarfsabhängig zu reinigen oder zu ersetzen.
Bisher werden von Verschmutzung betroffene Wärmetauscher des- halb in regelmäßigen Zeitabständen gereinigt oder ausge- tauscht, also ohne Wissen über den tatsächlichen Verschmut- zungszustand. Bei diesem Vorgehen können die Wartungsinter- valle nicht abhängig von verschieden starken Verschmutzungs- graden angepasst werden. Infolgedessen kann die Reinigung o- der der Austausch des Wärmetauschers beispielsweise zu früh erfolgen, obwohl bis dahin nur geringfügige Ablagerungen vor- handen sind. Dies würde zwar den effizienten Betrieb des Wär- metauschers gewährleisten, wäre jedoch unwirtschaftlich, weil sowohl direkte Kosten für die Wartungsarbeiten entstehen, als auch indirekte Kosten durch die zusätzliche Beeinträchtigung des laufenden Betriebs der Anlage, in der der Wärmetauscher
eingesetzt ist. Werden entsprechende Maßnahmen zu spät durch- geführt, so führen übermäßige Ablagerungen im Inneren des Wärmetauschers bereits zu einem deutlich verringerten Wärme- übergang. Die Folge ist, dass für den gleichen zu übertrage- nen Wärmestrom ein viel größerer Durchfluss des Servicemedi- ums benötigt wird als im sauberen Zustand des Wärmetauschers der Fall ist. Dies führt zu einem erhöhten Energieaufwand, welcher für die Bereitstellung des Servicemediums aufgewandt wird, also Heiz- und Pumpleistung, was ebenfalls einen Kos- tenfaktor darstellt. Weiterhin besteht bei starker Belagbil- dung auch die Gefahr einer verschlechterten Qualität des Pro- duktmediums, da beispielsweise Temperaturvorgaben nicht adä- quat eingehalten werden.
Aus der EP 2128 551 Al ist ein Verfahren zur Überwachung der Wirksamkeit eines Wärmetauschers in Hinblick auf Fouling be- kannt, bei dem ein aktueller Wärmestrom
des Produktmedi- ums oder
des Servicemediums erfasst und mit mindestens einem Referenz-Wärmestrom verglichen wird, der einem
vorbestimmten Verschmutzungsgrad, z.B. dem Verschmutzungsgrad Null und einem maximal zulässigen Verschmutzungsgrad, des Wärmetauschers entspricht. Der jeweilige Referenz-Wärmestrom wird in Abhängigkeit von dem aktuellen Arbeitspunkt des Wärmetauschers aus einem vorher mit Hilfe eines Simulations- programmes für unterschiedliche Arbeitspunkte erstellten und abgespeicherten Kennfeld ermittelt, wobei der Arbeitspunkt des Wärmetauschers durch die Durchflüsse F
P, F
s beider Medien und ihre Temperaturen T
P,Ein, T
S,Ein bei Eingang in den Wärme- tauscher bestimmt ist. Durch den Einsatz des Simulationspro- gramms kann die Arbeitspunktabhängigkeit der übertragbaren Wärmemenge beispielsweise an mehreren hundert Stützstellen vorherberechnet werden, ohne entsprechend zeitaufwendige Mes- sungen an der realen Anlage durchführen zu müssen.
Aus der WO 2019/001683 Al ist ein Verfahren zur Überwachung eines Wärmetauschers bekannt, bei dem die Durchflüsse, Ein- trittstemperaturen und Austrittstemperaturen von Service- und Produktmedium Prozessgrößen darstellen, von denen produktsei-
tig mindestens eine Prozessgröße variabel ist und servicesei- tig die Eintrittstemperatur festgelegt ist und die übrigen Prozessgrößen variabel sind. Zur Überwachung des Wärmetau- schers ohne Temperaturmessung auf der Serviceseite ist vorge- sehen, die variable(n) Prozessgröße(n) des Produktmediums und den Durchfluss des Servicemediums zu messen und aus den dabei in einem Referenzzustand des Wärmetauschers erhaltenen Mess- werten ein Kennfeld für die gegenseitige Abhängigkeit der va- riablen Prozessgröße(n) des Produktmediums und des Durchflus- ses des Servicemediums zu ermitteln und abzuspeichern. Für die in einem aktuellen unbekannten Zustand des Wärmetauschers erhaltenen Messwerte wird dabei ein Abstand des von ihnen ge- bildeten Messwert-Tupels von dem Kennfeld als Maß für eine Abweichung des aktuellen Zustands des Wärmetauschers von dem Referenzzustand ermittelt.
Aus Zolzer K et al. "Einsatz des Kessel-Diagnose-Systems KEDI im Kraftwerk Staudinger 5", VGB Kraftwerkstechnik, Es- sen, DE, Bd. 75, Nr. 9, 1. September 1995, Seiten 755-762, ISSN: 0372-5715, der DE 195 02 096 Al, US 4390 058 A oder EP 0 470 676 A2 ist es bekannt, zur Überwachung von Wärmetau- schern den Wärmedurchgangskoeffizienten oder k-Wert zu be- trachten. Der innerhalb des Wärmetauschers übertragene Wärme- strom
hängt von diesem k-Wert, von der Aus- tauschfläche A und von der den Wärmeübergang treibenden sog. logarithmischen Temperaturdifferenz DT
M ab. Sowohl der k-Wert als auch die logarithmische Temperaturdifferenz sind jeweils von dem Arbeitspunkt des Wärmetauschers und damit von den Durchflüssen F
P, F
s des Produkt- und Servicemediums und ihren Temperaturen T
P,Ein, T
S,Ein bei Eintritt in den Wärmetauscher abhängig.
Im Fall der DE 19502 096 Al wird für jede Heizfläche ein ak- tueller K-Wert aus einer berechneten Wärmeleistung, einer lo- garithmischen Temperaturdifferenz und der Heizflächengröße ermittelt. Durch Vergleich des aktuellen K-Wertes mit einem gespeicherten Referenz-K-Wert Kref für den "sauberst mögli- chen Zustand" wird ein Reinigungszustand CF berechnet nach
der Beziehung CF = K/Kref. Die Referenzwerte Kref werden in Abhängigkeit von der Last und eventuell in Abhängigkeit vom Brennstoff in einem Speicher abgelegt. Die Referenzwerte Kref können einigen aktuellen Zustandsgrößen entsprechend mit Kor- rekturfaktoren korrigiert werden. So erfolgt beispielsweise eine Korrektur nach der Dampfgeschwindigkeit. Es bleibt aber offen, auf welche Art und Weise die Referenzwerte gewonnen werden.
Im Fall von Zölzer ist eine sogenannte „Heizflächenwertigkeit FV" als Maß für eine Heizflächenverschmutzung definiert. Die- se ist definiert als das Verhältnis von einem Istbewertungs- faktor fist zu einem Basisbewertungsfaktor fBasis. Der Istbe- wertungsfaktor fist ist das Verhältnis eines „gemessenen" Wärmedurchgangskoeffizienten Kist zu einem theoretischen Wär- medurchgangskoeffizienten KTheorie. Der „gemessene" Wärme- durchgangskoeffizienten Kist wird anhand der Medientemperatu- ren und der Heizflächengröße ermittelt. Der theoretischen Wärmedurchgangskoeffizient KTheorie wird u.a. anhand der Geo- metriedaten wie Rohrabmessung, Breite- und Längsteilung usw. der Heizfläche bestimmt. Der Basisbewertungsfaktor fBasis wird aus einem als optimal geltendem Betriebszustand mit vor- handener Grundverschmutzung, z.B. Abnahmeversuch des Dampfer- zeugers, ermittelt und abgespeichert. Die Berechnung des Re- ferenzzustandes beinhaltet eine Nachrechnung des Dampferzeu- gers mit den im System abgespeicherten Basisdaten und einigen momentanen Prozessdaten, wie Speisewasser-, Frischdampf und ZÜ-Parametern . Genaue Details zu den verwendeten Prozessdaten sind aber nicht offenbart.
Die DE 102016 225 528 Al offenbart ein Verfahren zur Überwa- chung eines Verschmutzungszustandes bei einem Wärmetauscher mit Hilfe eines zusätzlichen Temperatursensors, der in oder an der Wärmetauscherwand angeordnet ist. Der Temperatursensor erfasst eine Betriebs-Wandtemperatur des Wärmetauschers. Die- se Betriebs-Wandtemperatur wird korrekturgerechnet und eine Abweichung zwischen der korrekturgerechneten Betriebs-Wand- temperatur und einer Referenz-Wandtemperatur ermittelt. Die
Korrektur der Betriebs-Wandtemperatur berücksichtigt Mess- wertveränderungen, die sich durch von Referenzbedingungen ab- weichenden Betriebsbedingungen einstellen, wie z.B. Abwei- chungen in den Fluidtemperaturen oder in den Volumenströmen der Fluide. Betriebs-Wandtemperatur und Referenz-Wandtempera- tur sind Werte, die an derselben Stelle gemessen und/oder für dieselbe Stelle am Wärmetauscher vorgegeben sind.
Ein aktueller Fouling-Widerstand Rf kann aus der Differenz zwischen einem aktuellen Wärmedurchgangswiderstand l/ki
St und einem Wärmedurchgangswiderstand 1/k
soll der im sauberen Zu- stand des Wärmetauschers ermittelt wurde, berechnet werden:
Wie sich aber herausgestellt hat, ist eine Auswertung des Fouling-Widerstandes auf dieser Basis ungenau. Beispielsweise kommt es zu kurzzeitigen Schwankungen oder Niveausprüngen des Wärmedurchgangswiderstands ohne ersichtlichen besonderen Grund, wie er z.B. bei einer Reinigung oder einem Austausch des Wärmetauschers vorliegen würde.
Aus der noch unveröffentlichten Patentanmeldung PCT/EP2021/055563 der Anmelderin ist bereits ein Verfahren zur Ermittlung von Fouling bei einem Wärmetauscher bekannt, bei dem ein Wert für eine das Fouling charakterisierende Grö- ße aus einem Wert für eine vom dem Fouling beeinflussten ers- ten Größe und einem Wert einer zweiten Größe ermittelt wird, wobei eine durch eine Änderung eines Durchflusses eines ers- ten Mediums und/oder eines zweiten Mediums durch den Wärme- tauscher bewirkte Änderung der ersten Größe von der zweiten Größe zumindest teilweise kompensiert wird. Die Ermittlung der zweiten Größe, d.h. der Kompensationsgröße, basiert dabei auf Messwerten von Durchflüssen und Temperaturen der Medien, d.h. ohne dass Daten zu Stoffeigenschaften der Medien und zu baulichen Eigenschaften des Wärmetauschers verwendet werden.
Ausgehend hiervon ist es Aufgabe vorliegender Erfindung, ein Verfahren und eine Vorrichtung anzugeben, mit denen eine noch genauere Ermittlung von Fouling bei einem Wärmetauscher er- folgen kann.
Die Lösung dieser Aufgabe gelingt durch ein Verfahren gemäß Patentanspruch 1 und eine Vorrichtung gemäß Patentanspruch
16. Ein Computerprogramm ist Gegenstand des Patentanspruchs
17. Vorteilhafte Ausgestaltungen sind jeweils Gegenstand der Unteransprüche .
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren wird zur Ermittlung von Fouling bei einem Wärmetauscher, bei dem Wärme von einem ers- ten Medium zu einem zweiten Medium durch eine Wand übertragen wird, eine Funktion mit zumindest einem Parameter verwendet, die eine Abhängigkeit einer von dem Fouling beeinflussten ersten Größe von einem Durchfluss und/oder einer Temperatur des ersten Mediums und/oder des zweiten Mediums, insbesondere von einem gleichzeitigen Einfluss von Durchfluss- und Tempe- raturänderungen auf die erste Größe, beschreibt, und wobei ein Wert für den zumindest einen Parameter mit Hilfe von Messwerten des ersten Mediums und/oder des zweiten Mediums ermittelt wird.
Die Erfindung beruht zum einen auf der Erkenntnis, dass sich Schwankungen, insbesondere Niveausprünge, der das Fouling charakterisierenden Größe häufig mit Durchflussänderungen und/oder Temperaturänderungen des ersten und/oder des zweiten Mediums erklären lassen. Der Grund liegt darin, dass sich bei Durchflussänderungen und/oder Temperaturänderungen auch die Strömungsgeschwindigkeit und die Strömungsart an den Stellen des Wärmeübergangs von dem ersten zu dem zweiten Medium än- dern kann. Je nach sich dann einstellender Strömungsart (z.B. laminare Strömung, schwach turbulente Strömung, stark turbu- lente Strömung) und Strömungsgeschwindigkeit kann es dann aber auch zu Änderungen des Wertes der von dem Fouling beein- flussten ersten Größe kommen. Selbst innerhalb einer Strö- mungsart kann sich die Durchmischung und somit der Wärmeüber-
gang in Abhängigkeit der Strömungsgeschwindigkeit ändern. Beispielsweise bildet auch eine turbulente Strömung an den Randbereichen laminare Grenzschichten, deren Größe und damit Einfluss beispielsweise vom Durchfluss bzw. der Strömungsge- schwindigkeit abhängt. Für eine genauere Ermittlung eines Wertes der das Fouling charakterisierenden Größe müssen des- halb diese Änderungen berücksichtigt werden.
Die Erfindung beruht zum anderen auf der Erkenntnis, dass mit Hilfe thermodynamischer Modellierungen und mithilfe von Simu- lationsstudien Funktionen gewonnen werden können, die eine Abhängigkeit einer von dem Fouling beeinflussten ersten Größe von einem Durchfluss und/oder einer Temperatur des ersten Me- diums und/oder des zweiten Mediums, insbesondere von einem gleichzeitigen Einfluss von Durchfluss- und Temperaturände- rungen auf die erste Größe, beschreiben. Ausgangspunkt können hierfür sogenannte White-Box-Modelle des Wärmetauschers sein, mit denen das Fouling theoretisch nahezu exakt berechnet wer- den kann. Für die praktische Anwendung sind diese Modelle aber nur bedingt verwendbar, da hierzu alle geometrischen Größen des Wärmetauschers und zum anderen die temperaturab- hängigen Stoffgrößen der verwendeten Medien bekannt sein müs- sen. Diese sind aber oftmals nicht bekannt. Außerdem ist für diese Modelle ein hoher Parametrieraufwand notwendig. Aus diesen Modellen kann aber mit Hilfe von Simulationsstudien eine Funktion mit einem oder mehreren unbekannten Parametern abgeleitet und für verschiedene Rahmenbedingungen validiert werden. Unter Verwendung von Messwerten können dann der oder die Parameter ermittelt (bzw. geschätzt), daraus ein Wert der ersten Größe abgeleitet oder korrigiert werden und somit letztlich ein genauer Wert für eine das Fouling charakteri- sierende Größe ermittelt werden.
Eine das Fouling charakterisierende Größe ist vorzugsweise ein Wärmedurchgangswiderstand oder eine Wärmedurchgangsleit- fähigkeit. Es kann sich aber beispielsweise auch um einen Strömungswiderstand handeln.
Die erste Größe wird vorzugsweise aus einer Wärmebilanz des Wärmetauschers ermittelt. Die von dem Fouling beeinflusste erste Größe ist deshalb von Vorteil ein Wärmedurchgangswider- stand oder eine Wärmedurchgangsleitfähigkeit (bzw. ein Wärme- durchgangskoeffizient, häufig auch als „k-Wert" bezeichnet). Der Wärmedurchgangswiderstand oder die Wärmedurchgangsleitfä- higkeit (bzw. der k-Wert) kann besonders einfach mit Hilfe einer Wärmebilanz aus Messwerten von Durchflüssen des ersten und zweiten Mediums durch den Wärmetauscher und von Tempera- turen des ersten Mediums und des zweiten Mediums jeweils an einem Eingang und an einem Ausgang des Wärmetauschers ermit- telt werden.
Bevorzugt wird ein Wert für eine das Fouling charakterisie- rende Größe aus einem Wert für die von dem Fouling beein- flussten ersten Größe und einem Wert einer zweiten Größe, die einen Einfluss einer Abhängigkeit der ersten Größe von einem Durchfluss und/oder einer Temperatur des ersten Mediums und/oder des zweiten Mediums, insbesondere von einem gleich- zeitigen Einfluss von Durchfluss- und Temperaturänderungen auf die erste Größe, kompensiert, ermittelt, wobei der Wert der zweiten Größe mit Hilfe der Funktion mit dem zumindest einen Parameter ermittelt wird.
Wenn die Wärme von dem ersten Medium zu dem zweiten Medium durch eine Wand übertragen wird, dann setzt sich beispiels- weise der k-Wert in der Theorie wie folgt zusammen: bzw.
mit
Rf. Fouling-Widerstand (in m2K/W) sw: Wanddicke (in m) λw: Wärmeleitfähigkeit der Wand (in W/mK) α1: Wärmeübergangskoeffizient vom ersten Medium zur Wand (in W/m2K)
α2: Wärmeübergangskoeffizient vom zweiten Medium zur Wand (in W/m2K)
Änderungen des Durchflusses des ersten und/oder zweiten Medi- ums durch den Wärmetauscher können zu Änderungen der Strö- mungsgeschwindigkeit und Strömungsart und somit zu Änderungen der Wärmeübergangskoeffizienten α1,2 führen.
1/k = X + Rf
Der Fouling-Widerstand Rf lässt sich dann berechnen durch
Rf = 1/k - X.
Dabei sind
Rf. die das Fouling charakterisierende Größe,
1/k: die erste Größe,
X: die zweite Größe.
Vorzugsweise ist die zweite Größe somit ein Maß für den Wär- meübergangskoeffizienten zwischen dem ersten Medium und der Wand, der Wärmeleitfähigkeit der Wand und den Wärmeübergangs- koeffizienten zwischen dem zweiten Medium und der Wand.
Alternativ kann die von dem Fouling beeinflusste erste Größe ein Strömungswiderstand des ersten oder des zweiten Mediums durch den Wärmetauscher sein. Ein Strömungswiderstand kann besonders einfach aus Messwerten von Drücken des ersten Medi- ums und des zweiten Mediums jeweils an einem Eingang und an einem Ausgang des Wärmetauschers ermittelt werden.
Bevorzugt basiert die Ermittlung des Wertes des zumindest ei- nen Parameters auf Messwerten von Durchflüssen und Temperatu- ren des ersten Mediums und/oder des zweiten Mediums. Diese können sehr einfach an einem Wärmetauscher gemessen werden.
Gemäß einer besonders vorteilhaften Ausgestaltung berücksich- tigt die Funktion mit dem zumindest einen Parameter für zu- mindest eine Seite der Wand, vorzugsweise für beide Seiten der Wand, eine Abhängigkeit eines Wärmeübergangskoeffizienten a der jeweiligen Seite von dem Durchfluss und/oder der Tempe- ratur des an der Seite der Wand jeweils vorbeigeführten ers- ten oder zweiten Mediums. Wie sich herausgestellt hat, lassen sich auf Basis des bzw. der Wärmeübergangskoeffizienten be- sonders gut der Einfluss von Durchfluss- und/oder Temperatur- abhängigkeiten berücksichtigen.
Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung wird im Fall, dass lediglich Durchflussänderungen vorliegen, die Ab- hängigkeit des Wärmeübergangskoeffizienten α von dem Durch- fluss des an der jeweiligen Wand vorbeigeführten Mediums be- schrieben durch die Funktion α(F) = a · F(t)b,wobei F der Durch- fluss des Mediums an der jeweiligen Seite der Wand, t die Zeit und a, b Parameter sind. Wie sich durch Validierungen herausgestellt hat, können hierdurch Ergebnisse mit guter Ge- nauigkeit erzielt werden.
Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung wird im Fall, dass lediglich Temperaturänderungen vorliegen, die Ab- hängigkeit des Wärmeübergangskoeffizienten a von der Tempera- tur des an der jeweiligen Wand vorbeigeführten Mediums be- schrieben durch die Funktion α(T) = a·(T (t) + b)c, wobei T die mittlere Temperatur des Mediums an der jeweiligen Seite der Wand, t die Zeit und a, b, c Parameter sind. Auch hier haben Validierungen gezeigt, dass hierdurch Ergebnisse mit guter Genauigkeit erzielt werden können.
Gemäß einer weiteren besonders vorteilhaften Ausgestaltung wird die Abhängigkeit des Wärmeübergangskoeffizienten a von Durchfluss und Temperatur bei gleichzeitigen Änderungen von Durchfluss und Temperatur des an der jeweiligen Wand vorbei- geführten Mediums beschrieben durch die Funktion α(F,T)= a- Fb · (T + c)d, wobei F der (zeitabhängige) Durchfluss und T die
(zeitabhängig) mittlere Temperatur des Mediums an der jewei- ligen Seite der Wand und a, b, c, d Parameter sind. Wie sich durch Validierungen herausgestellt hat, lassen sich hierdurch gleichzeitige Durchfluss- und Temperaturänderungen sehr genau abbilden.
Gemäß einer weiteren besonders vorteilhaften Ausgestaltung umfasst das messwertbasierte Ermitteln des zumindest einen Parameters :
- Bereitstellen einer Zielfunktion, die auf der Funktion mit dem zumindest einem Parameter basiert,
- Ermittlung des Wertes des zumindest einen Parameters durch eine Optimierung der Zielfunktion auf Basis von Messwerten von Durchflüssen und/oder Temperaturen des ersten und/oder zweiten Mediums mit Hilfe eines Parameteroptimierungsalgo- rithmus.
Bei der Optimierung kann es sich entweder um eine Minimierung oder um eine Maximierung der Zielfunktion handeln. Beschreibt die Zielfunktion beispielsweise einen Fehler, so besteht die Optimierung in einer Minimierung des Fehlers.
Bevorzugt wird die Zielfunktion basierend auf einer zeitli- chen Ableitung zumindest erster Ordnung der Funktion mit dem zumindest einen Parameter gewonnen. Da der Foulingprozess ei- ne sehr langsame Dynamik besitzt, kann durch die zeitliche Ableitung der Einfluss des Foulingwiderstandes auf die Para- meterermittlun vernachlässigt werden.
Wie sich herausgestellt hat, können sehr gute Ergebnisse bei der Parameteroptimierung erzielt werden, wenn eine Partikel- schwarmoptimierung (PSO) oder ein Evolutionsstrategie- Algorithmus als Parameteroptimierungsalgorithmus verwendet wird.
Gemäß einer besonders vorteilhaften Ausgestaltung wird ein Wert einer das Fouling charakterisierenden Größe bzw. ein Wert der ersten Größe und ein Wert der zweiten Größe ohne
Verwendung von Stoffdaten des ersten und zweiten Mediums oder ohne Verwendung von Geometriedaten des Wärmetauschers, vor- zugsweise ohne Verwendung sowohl der Stoffdaten als auch der Geometriedaten, ermittelt.
Gemäß einer weiteren besonders vorteilhaften Ausgestaltung wird ein Wert einer das Fouling charakterisierenden Größe bzw. ein Wert der ersten Größe und ein Wert der zweiten Grö- ße, vorzugsweise ausschließlich, aus Messwerten von mehreren der folgenden Messgrößen ermittelt:
- Temperaturen ( TP, Ein, TP, Aus , TS, Ein, TS, Aus ) des ersten Mediums (S) und des zweiten Mediums (P) am Eingang und am Ausgang des Wärmetauschers (1) und
- Durchflüsse (Fp , Fs ) des ersten Mediums (S) und des zweiten Mediums (P) durch den Wärmetauscher (1).
Mit Hilfe dieser Messgrößen und Wärmebilanzberechnungen kön- nen sehr gute Ergebnisse bei der Ermittlung der das Fouling charakterisierenden Größe erzielt werden. Dies kommt mit der oftmals bei Wärmetauschern vorhandenen Instrumentierung aus und erfordert dabei keine speziellen zusätzlichen Messinstru- mente (z.B. einen Temperatursensor an einer Wärmetauscher- wand).
Wegen Überbestimmtheit der Wärmebilanzgleichungen kann zudem auf eine der Messungen von Durchflüssen und Ein-/Ausgangs- Temperaturen der Medien auch verzichtet werden, sodass nicht einmal eine vollständige Instrumentierung vorausgesetzt wird.
Wenn einzelne Prozessgrößen des Produktmediums oder Service- mediums, beispielsweise die Eintrittstemperatur, aufgrund von gegebenen Rahmenbedingungen festgelegt sind und daher als un- veränderlich angenommen werden können, brauchen sie ebenfalls nicht gemessen zu werden.
Eine Erfassung weiterer Größen wie Stoffeigenschaften der beiden Medien oder bauliche Eigenschaften des Wärmetauschers ist nicht notwendig. Vielmehr wird bevorzugt davon ausgegan-
gen, dass diese nicht bekannt sind. Es können bei den Berech- nungen hierfür beliebige Konstanten angenommen werden, die dann zwar zu absolut gesehen falschen Werten für die erste Größe, die zweite Größe und für die das Fouling charakteri- sierende Größe führen, aber letztendlich sind die relativen Änderungen dieser Größen ausreichend für die Funktionsweise und den Erfolg des Verfahrens in der Praxis. Bevorzugt werden deshalb nur relative Werte für die das Fouling charakterisie- rende Größe bzw. für die erste und die zweite Größe ermit- telt.
Mit der Erfindung konnte am Beispiel eines Industrie-Wärme- tauschers ein deutlich besseres Ergebnis bei der Ermittlung von Fouling erzielt werden als mit einer konventionellen Be- rechnung. Die Ergebnisse können damit einen Anlagenfahrer zu einer deutlich besseren Bewertung des Fouling-Widerstandes verhelfen. Vorteilhafterweise kann die Erfindung nicht nur auf die Wärmebilanzen angewendet werden, sondern auch auf die Betrachtung der Druckdifferenzen und damit der Strömungswi- derstände.
Eine erfindungsgemäße Vorrichtung zur Durchführung des vor- stehend erläuterten Verfahrens umfasst:
- eine Einrichtung zum Empfang von Messwerten oder daraus ab- geleiteten Größen des Wärmetauschers und
- eine Auswerteeinrichtung, in der eine Funktion mit zumin- dest einem Parameter gespeichert ist, die eine Abhängigkeit einer von dem Fouling beeinflussten ersten Größe von einem Durchfluss und/oder einer Temperatur des ersten Mediums und/oder des zweiten Mediums, insbesondere von einem gleichzeitigen Einfluss von Durchfluss- und Temperaturände- rungen auf die erste Größe, beschreibt, wobei die Auswer- teeinrichtung eingerichtet ist, einen Wert für den zumin- dest einen Parameter mit Hilfe der Messwerte oder der dar- aus abgeleiteten Größen des ersten Mediums und/oder des zweiten Mediums zu ermitteln.
Bei den „abgeleiteten Größen" kann es sich beispielsweise um statistische Größen wie Mittelwerte, Minima, Maxima von Mess- werten handeln.
Ein erfindungsgemäßes Computer-Programm umfasst Anweisungen, die, wenn das Programm auf einem Computer ausgeführt wird, den Computer veranlassen, ein vorstehend beschriebenes erfin- dungsgemäßes Verfahren auszuführen.
Ein entsprechendes Computer-Programm-Produkt umfasst ein Speichermedium, auf dem ein Programm mit Anweisungen gespei- chert ist, die, wenn das Programm auf einem Computer ausge- führt wird, den Computer veranlassen, ein vorstehend be- schriebenes erfindungsgemäßes Verfahren auszuführen.
Die Erfindung sowie weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung gemäß Merkmalen der Unteransprüche werden im Fol- genden anhand von Ausführungsbeispielen in den Figuren näher erläutert; darin zeigen:
FIG 1 ein Blockschaltbild eines Wärmetauschers und einer
Vorrichtung zur Ermittlung von Fouling in dem Wärme- tauscher,
FIG 2 einen zeitlichen Verlauf von Durchflüssen und Tempe- raturen eines Servicemediums und eines Produktmediums für einen Industrie-Wärmetauscher,
FIG 3 einen zeitlichen Verlauf eines normierten k-Werts für die Durchflüsse und Temperaturen von FIG 2 FIG 4 einen zeitlichen Verlauf eines mit dem erfindungsge- mäßen Verfahren ermittelten normierten Foulingwider- standes im Vergleich zu dem normierten k-Wert von FIG3,
FIG 5 einen zeitlichen Verlauf des mit dem erfindungsgemä- ßen Verfahren ermittelten normierten Foulingwider- standes von FIG 4 im Vergleich zu einem durch eine rigorose Modellierung ermittelten normierten Fouling- widerstandes, und
FIG 6 ein Blockschaltbild eines Wärmetauschers und einer cloudbasierten Vorrichtung zur Ermittlung von Fouling in einem Wärmetauscher.
FIG 1 zeigt beispielhaft und in vereinfachter Darstellung ei- nen Wärmetauscher 1 zur Übertragung von Wärme oder Kälte von einem Servicemedium S an ein Produktmedium P. Der Wärmetau- scher 1 ist beispielhaft als ein Gegenstromwärmetäuscher dar- gestellt, es sind aber auch andere Bauformen von Wärmetau- schern möglich. Das Produktmedium P fließt durch eine Leitung 2. In Flussrichtung vor dem Wärmetauscher 1 werden mittels eines Durchflusssensors 4 und eines Temperatursensors 5 der Durchfluss FP (bzw. die Durchflussrate oder der Volumenstrom) des Produktmediums und seine Temperatur TP, Ein vor dem Eintritt in den Wärmetauscher 1 gemessen. Ein in Flussrichtung hinter dem Wärmetauscher 1 angeordneter weiterer Temperatursensor 6 misst die Temperatur TP, Aus des aus dem Wärmetauscher 1 austre- tenden Produktmediums P.
Das Produktmedium P wird mittels eines Servicemediums S er- wärmt oder gekühlt, das dem Wärmetauscher 1 aus einer Heiz- oder Kühlmittelversorgung zugeführt wird. In Flussrichtung vor dem Wärmetauscher 1 werden mittels eines Durchflusssen- sors 7 und eines Temperatursensors 8 der Durchfluss Fs (bzw. die Durchflussrate oder der Volumenstrom) des Servicemediums und dessen Temperatur TS, Ein vor dem Eintritt in den Wärmetau- scher 1 gemessen. Ein in Flussrichtung hinter dem Wärmetau- scher 1 angeordneter weiterer Temperatursensor 9 misst die Temperatur TS, Aus des aus dem Wärmetauscher 1 austretenden Servicemediums S.
Zur Überwachung des Wärmetauschers 1 in Hinblick auf Fouling werden der Durchfluss-Messwert FP und die Temperatur-Messwer- te TP, Ein, TP, Aus des Produktmediums P und der Durchfluss-Mess- wert Fs sowie die Temperatur-Messwerte TS, Ein, TS, Aus des Ser- vicemediums S an eine Vorrichtung 10 zur Ermittlung von Fou- ling übertragen. Wenn einzelne Prozessgrößen des Produktmedi- ums P oder des Servicemediums S, beispielsweise seine Ein-
trittstemperatur TP, Ein bzw. TS, Ein , aufgrund von gegebenen Rah- menbedingungen festgelegt sind und daher als unveränderlich angenommen werden können, brauchen sie nicht gemessen zu wer- den.
Für die produkt- und serviceseitigen Wärmeströme und
gilt:
und ·
Mit cP,p Wärmekapazität des Produktmediums, cP,S Wärmekapazität des Servicemediums, ρP Dichte des Produktmediums, ρs Dichte des Servicemediums.
Unter Vernachlässigung von Verlusten geht die gesamte von dem Servicemedium S abgegebene Wärmemenge auf das Produktmedium P über, so dass beide Wärmeströme gleich sind ·
Alternativ lässt sich der Wärmestrom auch mit folgender For- mel berechnen, die sich aus dem mechanischen Aufbau des Wär- metauschers ergibt:
Hierbei gilt: k: Wärmedurchgangskoeffizient (in W/m2K)
A: zur Verfügung stehende Fläche für Wärmeaustausch (in m2 )
ΔTm: mittlere logarithmische Temperaturdifferenz : Wärmestrom.
Die mittlere logarithmische Temperaturdifferenz ΔT
m ist defi- niert als
wobei ΔT
A für die Temperaturdifferenz der Eingangsseite (aus Sicht des Produktmediums) und ΔT
B für die der Austrittseite steht.
Damit kann der übertragene Wärmestrom in drei Varianten be- rechnet werden, als: c) Wärmestrom, der von Medium 1 abgegeben wird
b) Wärmestrom, der durch den Wärmetauscher 1 hindurchtritt
c) Wärmestrom, der von Medium 2 abgegeben wird
Allgemein geht man nun davon aus, dass der Fouling-Widerstand unabhängig vom Betriebspunkt ist. Der aktuelle Fouling-Wider- stand kann aus der Differenz zwischen dem aktuellen Wärme- durchgangswiderstand 1 / kist und dem Wärmedurchgangswiderstand 1 / ksoii, der im sauberen Zustand ermittelt wurde, berechnet werden.
mit s
w: Wanddicke (in m) λ
w: Wärmeleitfähigkeit der Wand (in W/mK) α
S: Wärmeübergangskoeffizient vom Servicemedium zur Wand (in W/m
2K) α
p: Wärmeübergangskoeffizient vom Produktmedium zur Wand (in W/m
2K)
Somit lässt sich der k-Wert mit der Formel
(1)
berechnen, mit
ΔTA = TP, Ein — TS, Aus und ΔTB = TP, Aus — TS, Ein für den Fall eines Gegenstromwärmetäuschers.
Bei als konstant angesehenen Werten für A, cP,P, cP,S, ρP und ps lässt sich ein relativer Wert für k somit lediglich mit Hilfe der Messwerte der ein- und ausgangsseitigen Temperatu- ren sowie der Durchflüsse der beiden Medien berechnen.
FIG 2 zeigt hierzu beispielhaft zeitliche Verläufe von Mess- werten von Durchflüssen und Temperaturen an einem industriel- len Rohrbündelwärmetauscher und FIG 3 einen mit einer Wärme- bilanz gemäß (1) daraus berechneten Verlauf des 1/k-Wertes, wobei dieser auf einen Maximalwert normiert wurde.
Der Verlauf zeigt zwar einen grundsätzlich steigenden Trend, jedoch fallen kurzfristige Schwankungen deutlich stärker als der Trend aus. Je nach Daten und Arbeitspunkt kann damit kei- ne Foulingaussage getroffen werden.
Wie sich herausgestellt hat, kann die Ermittlung des Fouling- Widerstandes dadurch genauer erfolgen, dass Durchfluss- und/oder Temperaturänderungen beim Produkt- und/oder Service- medium bei der Auswertung mitberücksichtigt werden.
Wenn die Wärme von dem Servicemedium S zu dem Produktmedium P durch eine Wand übertragen wird, dann setzt sich der k-Wert in der Theorie wie folgt zusammen:
(2)
Durchfluss- und oder Temperaturänderungen und damit Änderun- gen der Strömungsart oder innerhalb einer Strömungsart können zu Änderungen der Wärmeübergangskoeffizienten αs,p führen.
Basierend auf einer thermodynamischen Modellierung und mit- hilfe von Simulationsstudien kann für beide Seiten der Wand eine Abhängigkeit der Wärmeübergangskoeffizienten α von dem Durchfluss bei geeigneter Wahl der Designparameter a, b ∈ R durch die Strukturfunktion α(F) = α•F(t)b ( 3 ) beschrieben werden, wobei F der Durchfluss des jeweiligen Me- diums und t die Zeit ist.
Wie sich weiterhin durch eine thermodynamischen Modellierung und mithilfe von Simulationsstudien herausgestellt hat, kann darüber hinaus eine Abhängigkeit der Wärmeübergangskoeffi- zienten α von der Temperatur bei geeigneter Wahl der Design- parameter a, b, c G R durch die Strukturfunktion α(T) = α·(T (t) + b)c (4) beschrieben werden, wobei T die mittlere Temperatur des je- weiligen Mediums und t die Zeit ist.
Bei gleichzeitiger Änderung von Durchfluss und Temperatur können die beiden vorstehenden Strukturen zusammengeführt werden zu der Gesamtstrukturfunktion α(F,T)= α•Fb •(T + c)d (5) mit den Designparametern a, b, c, d G R und wobei F der (zeitabhängige) Durchfluss und T die (zeitabhängig) mittlere Temperatur des jeweiligen Mediums ist. Diese Funktion be- schriebt somit eine Abhängigkeit des Wärmeübergangskoeffi- zienten αvon sowohl dem Durchfluss und der Temperatur.
Eine Validierung mit Hilfe von Simulationsdaten hat ergeben, dass sich mit dieser Gesamtstrukturfunktion sowohl Durch-
flussabhängigkeiten als auch Temperaturabhängigkeiten sehr genau abbilden lassen.
Da der Foulingprozess eine sehr langsame Dynamik besitzt, kann der Foulingwiderstand in einer Ableitung erster Ordnung von (2) nach der Zeit vernachlässigt werden und es ergibt sich
(6)
wobei bei Einsetzen der Strukturfunktionen (3), (4) oder (5) in (6) als unbekannte Größen nur noch die jeweiligen Design- parameter enthalten sind. Die Gleichung (6) führt zur Ziel- funktion
(7)
welche bezüglich der Designparameter mithilfe eines Parame- teroptimierungsalgorithmus für vorliegende Betriebsdaten (Messwerte) des Wärmetauschers optimiert (hier minimiert) wird. Die Optimierung kann hierbei ausschließlich mit Mess- werten der Temperaturen T
P, Ein, T
P, Aus , T
S, Ein, T
S, Aus des Ser- vicemediums S und des Produktmediums P am Eingang und am Aus- gang des Wärmetauschers 1 und der Durchflüsse F
p, F
s des Ser- vicemediums S und des Produktmediums P durch den Wärmetau- scher 1 erfolgen.
Bevorzugt wird als Parameteroptimierungsalgorithmus eine Par- tikelschwarmoptimierung (PSO) oder ein Evolutionsstrategie- Algorithmus verwendet.
Das Ergebnis der Optimierung (hier Minimierung) sind die ge- suchten Designparameter. Diese können dann in die jeweilige Strukturfunktion (3), (4) oder (5) eingesetzt werden.
Die jeweilige Strukturfunktion (3), (4) oder (5) mit den er- mittelten Designparamatern kann dann in (2) eingesetzt wer- den.
Bevorzugt werden nur relative Werte bzw. relative Änderungen des Foulingwiderstandes betrachtet. In (2) kann daher der konstante thermischer Widerstand Rw = s
w/λ
w der Wand vernach- lässigt werden und der Foulingwiderstand dann durch
berechnet werden.
Der 1/k-Wert in (8) kann mit Hilfe der Wärmebilanz gemäß (1) berechnet werden. Da nur relative Werte bzw. Änderungen des Foulingwiderstandes betrachtet werden, können in (1) alle Stoffparameter der Medien S, P und alle Geometrieparameter des Wärmetauschers 1 auf 1 gesetzt werden. Der k-Wert in (8) kann mit Hilfe von (1) dann ausschließlich aus Messwerten der Temperaturen TP, Ein, TP, Aus , TS, Ein, TS, Aus des Servicemediums S und des Produktmediums P am Eingang und am Ausgang des Wärmetau- schers 1 und der Durchflüsse Fp , Fs des Servicemediums S und des Produktmediums P durch den Wärmetauscher 1 berechnet bzw. geschätzt werden.
FIG 4 zeigt hierzu beispielhaft relative zeitliche Verläufe von mit (1) ermittelten 1/k-Werten und mit (8) berechneten bzw. geschätzten Werten für den Foulingwiderstand Rf für die Messwerte von FIG 2. Es wurde dabei auf das Maximum des 1/k- Wertes normiert. Im Vergleich zum 1/k-Wert ist der Anstieg des Foulingwiderstands Rf sehr klar zu erkennen.
FIG 5 zeigt einen zeitlichen Verlauf des mit dem erfindungs- gemäßen Verfahren ermittelten normierten Foulingwiderstandes Rf von FIG 4 im Vergleich zu einem normierten Foulingwider- standes Rf,rig,der durch eine rigorose White-Box-Modellierung unter Berücksichtigung aller Stoffeigenschaften und geometri- scher Größen für die Messwerte von FIG 2 berechnet wurde. Der
Vergleich zeigt die hohe Güte des erfindungsgemäßen Verfah- rens.
Die eigentliche Aufgabe der Foulingbestimmung tritt somit zu- nächst in den Hintergrund und gerade die Foulingauswirkung wird durch Ableitungsbildung kompensiert, um die Designpara- meter im obigen Ansatz zu ermitteln. Erst anschließend wird das Fouling mithilfe der Struktur bestimmt.
Selbstverständlich ist es jederzeit möglich, weitere Daten hinzuzunehmen um die Designparameter damit besser zu ermit- teln (bzw. zu schätzen).
Der große Vorteil des vorgestellten Verfahrens liegt darin, dass nur sehr wenig Informationen des Wärmetauschers benötigt werden bzw. Annahmen getroffen werden müssen. Stoff- oder Ge- ometriedaten sind nicht notwendig.
Grundsätzlich lässt sich mit und
k = X + Rf. der Fouling-Widerstand R
f berechnen durch
Rf = 1/k - x.
Dabei sind
Rf. eine das Fouling charakterisierende Größe,
1/k: eine erste Größe, die von dem Durchfluss beeinflusst ist,
X: eine zweite Größe, die nicht von dem Fouling beeinflusst ist.
Die zweite Größe X ist somit ein Maß für den Wärmeübergangs- koeffizienten zwischen dem ersten Medium und der Wand, der
Wärmeleitfähigkeit der Wand und den Wärmeübergangskoeffizien- ten zwischen dem zweiten Medium und der Wand.
Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren können somit Werte für die zweite Größe X ermittelt werden, mit denen dann der Ein- fluss von Durchfluss- und/oder Temperaturänderungen auf die Werte der ersten Größe, hier des aus Messwerten berechneten 1/k-Wertes, kompensiert werden kann. Hierdurch kann die Ge- nauigkeit bei der Ermittlung des Foulingwiderstandes, d.h. der das Fouling charakterisierenden Größe, erhöht werden.
Dieselben Methoden lassen sich grundsätzlich auch auf die Be- trachtung der Druckdifferenz übertragen. Auch der Strömungs- widerstand erhöht sich bei Fouling, hängt aber auch vom Durchfluss ab.
Mit diesen Methoden konnte am Beispiel eines Industrie-Wärme- tauschers ein deutlich besseres Ergebnis bei der Ermittlung von Fouling erzielt werden, als mit der konventionellen Be- rechnung. Die Ergebnisse könnten damit einen Anlagenfahrer zu einer deutlich besseren Bewertung des Fouling-Widerstandes verhelfen. Vorteilhafterweise können die Methoden nicht nur auf die Wärmebilanzen angewandt werden, sondern auch auf die Betrachtung der Druckdifferenzen und damit der Strömungswi- derstände.
Das erfindungsgemäße Verfahren kann als stand-alone-Anwendung in einer Prozessanlage bereitgestellt werden oder in ein Pro- zessleitsystem einer Prozessanlage integriert werden. Es kann auch in einem lokalen oder entfernten Rechnersystem („Cloud") bereitgestellt werden, z.B. von einem Service-Anbieter als „Software as a Service".
Eine in FIG 1 beispielhaft gezeigte erfindungsgemäße Vorrich- tung 10 zur Ermittlung von Fouling umfasst
- eine Einrichtung 20 zum Empfang der Messwerte TP, Ein, TP, Aus , TS, Ein, TS, Aus , FP , FS des Wärmetauschers 1 und
- eine Auswerteeinrichtung 30, die eingerichtet ist, mittels eines vorstehend beschriebenen Verfahrens aus diesen Mess- werten einen Wert für den Fouling-Widerstand Rf zu ermit- teln und auszugeben. Zusätzlich oder alternativ kann die Auswerteeinrichtung auch als Überwachungsvorrichtung fun- gieren: sie kann den ermittelten Fouling-Widerstand auf Überschreiten eines Schwellwertes überwachen und bei Über- schreiten ein Signal ausgeben, das beispielsweise eine Not- wendigkeit einer Reinigung signalisiert.
Die Auswerteeinrichtung 30 umfasst hierzu eine Prozessorein- heit 31, einen Speicher 32 zur Abspeicherung der empfangenen Messdaten, und einen Speicher 33, in dem ein Programm 34 mit Anweisungen gespeichert ist, bei deren Ausführung mittels der Prozessoreinheit 31 das vorstehend beschriebene Verfahren ausgeführt wird. Die Prozessoreinheit 31 speichert die von der Einrichtung 20 empfangenen Messwerte M in dem Speicher 32.
Eine Erfassung weiterer Größen wie beispielsweise A, cP,P, CP,S, ρP, ps, ist zwar möglich, aber nicht notwendig. Das er- findungsgemäße Verfahren geht vielmehr davon aus, dass diese nicht bekannt sind. Es können beliebige Konstanten angenommen werden, die dann zwar zu einem absolut gesehen falschen k- Wert führen werden, aber letztendlich sind die relativen Än- derungen dieses k-Wertes ausschlaggebend für die Funktions- weise und den Erfolg des Verfahrens.
Die in FIG 1 gezeigte Vorrichtung 10 kann beispielsweise als stand-alone-Anwendung in einer Prozessanlage bereitgestellt werden oder in ein Prozessleitsystem einer Prozessanlage in- tegriert werden.
Eine in FIG 6 gezeigte Vorrichtung 100 zur Ermittlung von Fouling kann dagegen durch ein lokales oder entferntes Rech- nersystem („Cloud") bereitgestellt werden, z.B. um die Er- mittlung von Fouling durch einen Service-Anbieter als „Soft- ware as a Service" anzubieten. Die Empfangseinrichtung 20 be-
findet sich dabei vor Ort in der Prozessanlage des Wärmetau- schers 1 und die Auswerteeinrichtung 30 befindet sich auf ei- nem lokalen oder entfernten Rechnersystem („Cloud"). Die Emp- fangseinrichtung 20 speichert hierzu die empfangenen Messwer- te in einem Speicher 21 und sendet (z.B. in regelmäßigen zeitlichen Abständen, ereignisgesteuert oder nach Aufforde- rung durch die Auswerteeinrichtung 30) die Messwerte M (oder daraus abgeleitete Größen) mittels einer Sendeeinrichtung 22, z.B. über das Internet oder ein Intranet, an die Auswerteein- richtung 30.
Die Auswerteeinrichtung 30 umfasst eine Prozessoreinheit 31, einen Speicher 32 zur Abspeicherung der empfangenen Messda- ten, und einen Speicher 33, in dem ein Programm 34 mit Anwei- sungen gespeichert ist, bei deren Ausführung mittels der Pro- zessoreinheit 31 das vorstehend beschriebene Verfahren ausge- führt wird.
Die Prozessoreinheit 31 speichert die von der Einrichtung 20 über eine Schnittstelle 36 empfangenen Messwerte M in dem Speicher 32, sowie ggf. für weitere Eingangsgrößen, die über eine separate Schnittstelle 37 empfangen werden. Die mit dem Programm 34 ermittelten Werte der für den Fouling-Widerstand Rf, und/oder ein Signal, welches eine Notwendigkeit einer Reinigung signalisiert, werden über eine Schnittstelle 38 ausgegeben. Die Schnittstellen 36, 37 und 38 können dabei auch durch eine einzige gemeinsame Schnittstelle, zum Bei- spiel zum Intranet oder einem Intranet, bereitgestellt sein.
Durch eine nahezu EchtZeiterfassung der Messwerte und Berech- nung des Fouling-Widerstandes kann eine kontinuierliche lau- fende datenbasierte Fouling-Analyse und Überwachung des Fou- ling begleitend zum Betrieb der Anlage bzw. des Wärmetau- schers erfolgen. Es ist aber auch eine offline-Fouling- Analyse mit einem Zeitversatz zum realen Betrieb der Anlage möglich.