DE1923982C3 - Flammfestmachen von Polyurethanschaumstoffen - Google Patents
Flammfestmachen von PolyurethanschaumstoffenInfo
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Description
Der zunehmende Einsatz von Polyurethanhartschaumstoffen
in der Bau- und Fahrzeugindustrie macht es erforderlich, diesen Werkstoff mit einer flarr.mwidrigen
Ausrüstung zu versehen. Die Herabsetzung der EntHiiTimbarkeit von Polyurethanhartschaumstoffen
wurde bisher dadurch erreicht, daß man den das Urethan bildenden Reaktionskomponenten vor der
Verschäumung entweder ein inertes Flammschutzmittel inkorporierte oder die chemische Konstitution der
Reaktionskomponenten durch Einbau bestimmter Atome, wie z. B. Halogen- oder Phosphoratome, die dafür
bekannt sind, flammwidrige Eigenschaften zu verleihen, veränderte. Zusätze, die die Entflammbarkeit von
Kunststoffen herabsetzen, sind bekanntlich Verbindungen, wie Antimontrioxid, Ammoniumbromid, Ortho-
und Polyphosphate, elementarer roter Phosphor, organische Phosphor- und Halogenverbindungen sowie
Halogen-Phosphorverbindungen.
Nach dem Verfahren der deutschen Patentschrift Il 73 641 werden Urethangruppen enthaltende, selbstverlöschende
Schaumstoffe durch Umsetzen von Polyisocyanaten mit organischen Verbindungen mit
reaktionsfähigen Wasserstoffatomen sowie Wasser und/oder anderen Treibmitteln in Gegenwart von
phosphorhaltigen Flammschutzmitteln, wie z. B. roter Phosphor, hergestellt. Ein genereller Natiiteil der
Inkorporation von inerten flammwidrigen Zusätzen in Polyurethanschaumstoffe besteht darin, daß durch die
Zusätze die mechanischen Eigenschaften des Schaumstoffes, wie z. B. die Abriebfestigkeit, Druckfestigkeit,
Kantenstabilität, Dimensionsstabilität, Scherfestigkeit und Biegefestigkeit, beeinträchtigt werden. Bei Verwendung
flüssiger Zusätze für den Polyurethanschaumstoff wurde darüber hinaus beobachtet, daß diese aus dem
Werkstoff auswandern und somit einen dauerhaften flammschutz nicht gewährleisten. Der Einsar/ reaktiver
flammschutzmittel, also solcher, die an der Urethanbilclung
chemisch beteiligt sind, hat bisher keine wirtschaftliche HedeiJtiing erlangt, da diese flammschutzmittel zu
kostspielig sind. Außerdem sind Abmischungen dieser reaktiven Flammschutzmittel zu sogenannten Fertigkomponenten
infolge des mitanwesenden Wassers meistens nicht hydrolysebeständig.
In der DT-AS 12 83 532 wird die Inkorporation von
Ammoniumpolyphosphaten oder von Gemischen dieser Phosphate mit halogenhaltigen Verbindungen in Polyurethane
zwecks deren flammwidrigen Ausrüstung beschrieben, wobei die flammhemmenden Mittel mit
κι irgendeinem oder mehreren der Bestandteile der zur Herstellung des Polyurethanmaterials verwendeten
Reaktionsmasse vermischt werden. Diese Arbeitsweise ist nachteilig, indem durch das Inkorporieren des
Flammschutzmittels in den Kunststoff die physikalisehen Eigenschaften des Kunststoffs verschlechtert
werden.
Schließlich ist es nach der GB-PS 10 20 310 bekannt,
neben SbCI j auch Polyvinylchlorid in Poijurethanschaumstoffe
als Flammschutzmittel zu inkorporieren, wobei ebenfalls eine Verschlechterung der physikalischen
Eigenschaften des Polyurethanschaumstoffes in Kauf genommen werden muß.
Es bestand somit die Aufgabe, eine Anwendungsform von Flammschutzmittel zur Verhinderung oder Herab-Setzung
der Entflammbarkeit von Polyurethanhartschaumstoffen zu entwickeln, die die physikalischen
Eigenschaften des Polyurethanhartschaumstoffes nicht zu sehr beeinträchtigt. Diese Forderung wird durch die
Erfindung erfüllt.
Gegenstand der Erfindung ist die Verwendung von Gemischen aus Polyvinylchlorid, einem Lösungsmittel
für Polyvinylchlorid und einem Ammoniumpolyphosphat der allgemeinen Formel
H(n-m) +
in welcher das Verhältnis von m<·. η 0,7 bis 1,1 beträgt, als
Lösung bzw. Suspension zum Überziehen von Polyurethanhartschaumstoffen zwecks Flammfestmachen, ge-
Hi gebenenfalls unter Ersatz von einem Teil des Ammoniumpolyphosphates
durch Asbestwolle, Ammoniumbromid, roten Phosphor oder andere flammhemmende Substanzen.
Zur Herstellung der Polyvinylchoridlösung kann als
Zur Herstellung der Polyvinylchoridlösung kann als
r. Lösungsmittel beispielsweise Methylethylketon, Cyclohexanon,
Tetrahydrofuran, Dioxan oder Dimethylformamid verwendet werden. Das in das Lösungsmittel
eingebrachte Polyvinylchloridpulver soll einen K-Wert von vorzugsweise 50 bis 70 und die PVC-Pulverteilchen
in eine Teilchengröße von höchstens etwa 0,2 mm
besitzen.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform des Verfahrens der Erfindung löst bzw. suspendiert man im
Lösungsmittel auf 1 Gewichtsteil Polyvinylchlorid
v> mindestens etwa 0,1 Gewichtsteil Ammoniumpolyphosphat. Gegebenenfalls kann ein Teil des Ammoniumphosphates
durch Asbestwolle, Ammoniumbromid, roten Phosphor und andere flammhemmende Substanzen
in einer Menge bis zu etwa 30 Gew.-°/o ersetzt
mi werden.
Das Aufbringen der flammwidrigen Substanzen enthaltenden Lösung auf die Oberfläche des Polyurethanhartschaumstoffes
kann in einfacher Weise durch Aufstreichen, Aufspritzen oder Aufspachtcln erfolgen.
ι,, Von letztgenannter Arbeitsweise wird man dann
Gebrauch machen, wenn die Lösung sehr viskos ist.
Zur Erzielung eines ausreichenden Flamm,chutzes für ein Werkstück aus Polvurethanhartschaufstoff ist es
erforderlich, daO die Schichtdicke der flammwidrigen
Schutzschicht im trockenen Zustand mindestens etwa 0,05 mm, vorzugsweise etwa 0,2 bis 1 mm, beträgt Die
Trocknung des frisch beschichteten Hartschaumstoffes kann bei Raumtemperatur oder bei erhöhter Temperatur
erfolgen, wobei in letzterem Falle die Trocknungszeiten verkürzt werden.
Im einzelnen ist zur Erfindung noch folgendes zu bemerken:
Die Herstellung der erfindungsgemäß verwendeten flammwidrigen Beschichtungsmasse geht im allgemeinen
derart vonstatten, daß man das Polyvinylchloridpulver in einem geeigneten Lösungsmittel vollständig
auflöst und anschließend das Ammoniumpolyphosphat in dieser Lösung suspendiert. Je nach Mengenverhältnis
von Feststoff und Lösungsmittel wird eine Beschichtungsmasse höherer oder niederer Konsistenz erhalten,
wovon schließlich auch die Arbeitsweise zum Aufbringen der Beschichtungsmasse auf die Oberfläche des
Polyurethanhartschs:mstoffes abhängt. Zum Aufbringen
der Beschichiungsmasse bedient man sich am einfachsten einer elektrischen oder mit Preßluft
betriebenen Spritzpistole, wie sie zum Beispiel zum Spritzen von Lacken Verwendung findet. Das Aufstreichen
mit einem gewöhnlichen Malerpinsel ist ebenfalls möglich. Im Falle, daß die Masse viskos ist, läßt sie sich
vorteilhafterweise mit einem Spachtel aufbringen.
Da unbearbeitete Polyurethanschaumstoffe eine glatte Oberflächenhaut besitzen, bereitet die Haftung
der Anstrichmassen gelegentlich Schwierigkeiten. Eine gute Haftung ist jedoch gewährleistet, wenn man die
Oberfläche beispielsweise mit Hilfe einer rotierenden Schmirgelscheibe oder eines Sandstrahlgebläses aufrauht.
An den Schnittflächen von gesägten Schaumstoffkörpern erübrigt sich vorerwähnte Oberf.ichenbehandlung.
Wie überraschenderweise gefunden wurde, wird eine optimale Haftung der flammwidrigen Beschichtungsmasse
erreicht, wenn man die Masse unmittelbar nach dem Verschäumungsprozeß auf die noch nicht
völlig ausgehärtete Oberflächenhaut des Polyurethanschaumstoffes aufträgt. Die aufgebrachte Schutzschicht
ist dann so innig mit der Schaumstoffoberfläche verbunden, daß sie sich nur unter Beschädigung der
Schaumstoffoberfläche wieder entfernen läßt.
Um einem Polyurethanhartschaumstoff ein sehr gutes flammwidriges Verhalten zu vermitteln, genügt es
bereits, so viel Beschichtungsmasse aufzubringen, daß diese nach der Trocknung eine Schichtdicke von etwa
0,3 mm besitzt. Der Trocknungsprozeß dauert bei Raumtemperatur etwa I bis 3 Tage. Da die erfindungsgemäß
verwendete Beschichtungsmasse praktisch farblos ist, besteht die Möglichkeit, durch Einmischen von
Farbstoffen oder Pigmenten in die Beschichtungsmasse jede beliebige Farbe einzustellen, so daß mit dem
Auftragen der Masse auf die Oberfläche des Schaumstoffkörptrs
diesem jeweils der gewünschte Farbton gegeben werden kann.
Die nach der Erfindung präparierten Polyurethanschaumstoffe besitzen gegenüber in bekannter Weise
flammfest gemachten Polyurethanschaumstoffen den Vorteil, daß die mechanischen Eigenschaften des
beschichteten Hartschaumstoffes, wie aus nachfolgender Tabelle ersichtlich, nicht verändert werden, da die
Zusätze lediglich auf der Oberfläche des Kunststoffes haften und nicht den Kunststoff vollkommen durchdringen,
v/ic bei den bekannten Verfahren.
Zum Nachweis vorgenannten Vorteils wurde in 3
Verglcichsvcrsuchcn die Druckfestigkeit eines Polyurethanhartschaumstoffes
nach DIN-Vorschrift 33 421 geprüft, wobei im Versuch Nr. 1 Polyurethanhartschaumstoff
ohne Flammschutzmittel und in den Versuchen Nr. 2 und 3 flammwidriger Polyurethanhart-"
> schaumstoff eingesetzt wurde. Der Polyurethanhartschaumstoff gemäß Versuch Nr. 2 war mit. dem
erfindungsgemäß verwendeten Flammschutzmittel vorbehandelt, während im Versuch Nr. 3 ein Polyurethanhartschaumstoff
getestet wurde, in welchem eme
ι» bekannte flammwidrige Paste inkorporiert war. Die in der Spalte A der Tabelle aufgeführten Meßergebnisse
bedeuten die Druckfestigkeit [kp · cm-2] des entsprechenden Polyurethanhartschaumstoffes bei 10%iger
Stauchung, während in Spalte B die Druckfestigkeits-'> werte aufgezeigt sind, die beim Bruch des Polyurethanhartschaumstoffes
erhalten werden. Es ist aus der Tabelle ersichtlich, daß die Druckfestigkeitswerte des
erfindungsgemäß vorbehandelten Schaumstoffes dnd des reinen Polyurethanhartschaumstoffes nur geringfü-
-'" gig voneinander abweichen.
Ver- Prüfgegenstand
such
Nr.
1 Polyurethanhartschaumstoff 2,54 2,63 ohne Flammschutzmittel
2 Polyurethanhartschaumstoff 2,53 2,64 erfindungsgemäß beschichtet:
Schichtdicke 0,3 ,um
Schichtdicke 0,3 ,um
3 Polyurethanhartschaumstoff, 2,10 2,26 enthaltend 10 Gewichtsteile
roten Phosphor und Trichloräthylphosphat im Gewichtsverhältnis 1 :1
Überraschenderweise wurde weiterhin festgestellt, daß die erfindungsgemäß vorbehandelter Polyurethanhartschaumstoffe
gemäß ASTM D 1692-59 T als unbrennbar zu bezeichnen sind und somit die bekannten
!ediglich selbstverlöschenden Schaumstoffe hinsichtlich des Flammschutzeffektes übertreffen.
Mit nachfolgend beschriebener Beschichtungsmasse, die auf die Oberfläche eines mit Polyurethanhartschaumstoff
beschichteten, metallischen Werkstückes aufgebracht wurde, konnte ein guter Flammschutzeffekt
erzielt werden. Sie bestand aus:
3,3 Gewichtsteilen
7,7 Gewichtsteilen
7,7 Gewichtsteilen
B9,0 Gewichtsteilen
Ammoniumpolyphosphat,
Suspensions-Polyvinylchloridpulver mit einem K-Wert von 70 und einer Teilchengröße von maximal 0,16 mm und
Methyläthylketon.
Suspensions-Polyvinylchloridpulver mit einem K-Wert von 70 und einer Teilchengröße von maximal 0,16 mm und
Methyläthylketon.
Um die Wirksamkeit der Beschichtungsmasse in bezug auf Flammschutz zu prüfen, wurden im
Freigelände Abbrandvcrsuche durchgeführt. Zu diesem Zweck wurden verzinkte Eisenbleche mit einer Fläche
von 0,5 χ 2 m zunächst mit einer 5 cm dicken Polyurethanschaumstoffschicht überzogen. Obige Beschichtungsmasse
wurde dann auf die Oberfläche der Kunststoffschicht mit einem Pinsel aufgestochen. Die
getrocknete Beschichtungsmasse besaß eine durch-
schnittliche Dicke von 0,7 mm. Die Bleche wurden anschließend vertikal in einem Windfang aufgehängt
und am unteren Ende einer aus 250 cm3 Benzin entfachten Flamme ausgesetzt Während Polyurethanhartschaumstoffe,
die nicht erfindungsgemäß vorbehandelt waren, bei Flammeinwirkung vollständig abbrannten,
erwiesen sich die flammwidrig gemachten Schaumstoffe unter den gegebenen Bedingungen als unbrennbar.
In einem weiteren Versuch wurde nachfolgende Beschichtungsmasse ?uf Flammschutzwirkung getestet:
2,2 Gewichtsteile Ammoniumpolyphosphat,
1,1 Gewichtsteüe Asbestwolle,
7,7 Gewichisteile Suspensions-Polyvinylchlorid mit einem K-Wert von 70 und einer
Teilchengröße von maximal 0,16 mm,
89,0 Gewichtsteüe Methyläthylketon.
89,0 Gewichtsteüe Methyläthylketon.
Zur Durchführung des Abbrandtestes wurde analog Beispiel 1 verfahren, wobei sich der flammwidrig
gemachte Polyurethanschaumstoff als unbrennbar erwies.
B e i s ρ i e I 3
Die gemäß Beispiel 1 und 2 zum Abbrandte.it vorbereiteten verzinkten Eisenbleche wurden auf der
beschäumten Seite mit einem Autogenschweißbrenner längs einer horizontalen Linie 15 Sekunden lang
in befächelt Ohne Zusatz der erfindungsgemäß verwendeten
Beschichtungsmasse brannte der Polyurethanschaumstoff völlig ab, während der flammfest gemachte
Polyurethanschaumstoff lediglich eine leichte Schwärzung aufwies.
ι -, B e i s ρ i e 1 4
Es wurden Probekörper, die mit der erfindungsgemäß verwendeten Beschichtungsmasse versehen waren, dem
Abbraiidtest nach ASTM D 1692-59 T unterworfen. Nach dem Ergebnis des Abbrandtestes waren die
:n Probekörper in die Klassifizierung »non burning«
einzuordnen.
Claims (3)
1. Verwendung von Gemischen aus Polyvinylchlorid, einem Lösungsmittel für Polyvinylchlorid und
einem Ammoniumpolyphosphat der allgemeinen Formel
in welcher das Verhältnis von m-.n 0,7 bis 1,1
beträgt, als Lösung bzw. Suspension zum Überziehen von Polyurethanhartschaumstoffen zwecks
Flammfestmachen, gegebenenfalls unter Ersatz von einem Teil des Ammoniumpolyphosphates durch
Asbestwolle, Ammoniumbromid, roten Phosphor oder andere flammhemmende Substanzen.
2. Verwendung nach Anspruch 1 als Lösung des Polyvinylchlorids in Methylethylketon, Cyclohexanon,
Tetrahydrofuran, Dioxan oder Dimethylformamid.
3. Verwendung nach Anspruch 1 oder 2, wobei die Gemische auf 1 Gewichtsteil Polyvinylchlorid
mindestens 0,1 Gewichtsteil Ammoniumpolyphosphat enthalten.
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