DE165744C

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Publication number: DE165744C
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KAISERLICHES

PATENTAMT.

-.JHi 165744 KLASSE 23 c.

Der Erfinder hat gefunden, daß leichte Kohlenwasserstoffe, insbesondere Petroleumäther, bei tief liegenden Temperaturen die Eigenschaften von Schmiermitteln annehmen, und er verwertet diese Erkenntnis dazu, die betreffenden Kohlenwasserstoffe zur Schmierung von Maschinen zu benutzen, die bei besonders niedrigen Temperaturen arbeiten, beispielsweise zur Schmierung von zur Herstellung von flüssiger Luft bestimmten Maschinen, deren Wirkungsweise auf dem Prinzip der Luftexpansion mit äußerer gewinnbarer Arbeit beruht.

Vom theoretischen Standpunkt aus bieten letztere Maschinen große Vorteile gegenüber den üblichen, keine äußere Arbeit liefernden Expansionsmaschinen; in der Praxis aber, z. B. bei den Untersuchungen namhafter Forscher, u.a. Solvay, Hampson, Linde, Thrupp usw., die versuchten, das erwähnte, von Siemens im Jahre 1857 aufgestellte Prinzip zu verwerten, entstanden besondere Schwierigkeiten, die die Durchführung der gestellten Aufgabe unmöglich machten.

■ Der Erfinder erkannte nun, daß von allen diesen Schwierigkeiten die einzige, wirklich in Betracht kommende darin besteht, die Schmierung der Kraftmaschine bei den allmählich erreichten sehr tiefen Temperaturen zu sichern.

Deshalb waren die ganzen Anstrengungen des Erfinders darauf gerichtet, eine solche Schmierung bei den betreffenden Temperaturen zu ermöglichen.

Es wurde nun gefunden, daß von allen den bekannten Flüssigkeiten allein die bei der Destillation von Petroleum abziehenden, mit Petroleumäther oder Gazoline usw. bezeichneten leichteren Flüssigkeiten, die ein spezifisches Gewicht von etwa 0,62 bis 0,74 besitzen, auch bei Temperaturen, die tiefer liegen als die kritische Temperatur der Luft (—-140°), nicht gefrieren. Insbesondere hat Petroleumäther vom spezifischen Gewicht 0,640 die Eigenschaft, selbst bei der Temperatur der flüssigen Luft, die unter atmosphärischem Druck bei —194° siedet, nicht zu gefrieren.

Ferner sind Petroleumäther sowie die Petroleumgemische · von annähernd gleichem spezifischen Gewicht bei gewöhnlicher Temperatur sehr schlechte Schmiermittel; es sind sehr bewegliche Flüssigkeiten, ohne Viskosität, die eine starke Abnutzung und ein baldiges Einfressen der unter ihrer Einwirkung stehenden Reibungsflächen verursachen. Sie treten aber bei tiefer als —120 bis —190⁰ liegenden Temperaturen in Gestalt eines klebrigen Öles auf, welches desto konsistenter wird, je mehr die Temperatur sinkt, welcher Umstand für die Schmierung von bei solchen Temperaturverhältnissen arbeitenden Kraftmaschinen sehr günstig ist. Diese bemerkenswerten Eigenschaften waren vor den Arbeiten des Erfinders nicht bekannt. Es ist überdies zu bemerken, daß die in der Technik verwendeten Kältemaschinen eines solchen Schmiermittels nicht bedurften, weil

(2. Auflage, ausgegeben am 25. April igoS.J

hier Temperaturen von —50 bis —6o° niemals überschritten wurden und bei letztgenannten Temperaturen die mit dem Gefrieren verbundenen Schwierigkeiten unverhältnismäßig geringer waren.

Bei der praktischen Benutzung der .Erfindung wird Petroleumäther gewöhnlich mit Schmierölen vermischt verwendet. Je tiefer die mit der Maschine erzielten Temperaturen liegen, um so mehr Petroleumäther setzt man zu. Auf diese Weise kann man den Gang der Maschine von Anfang an bis zur Temperatur der Luftverflüssigung sichern.

Als Beispiel sei ein Gemisch von Petroleumäther vom spezifischen Gewicht von 0,64 und von leichtem Vaselineöl vom spezifischen Gewicht 0,88, welches erst bei ungefähr —60 ° erstarrt, erwähnt. Bei der Ingangsetzung der Maschine wird man nun beispielsweise, bis die Einlaßtemperatur auf —20⁰ herabgesunken ist, reines Vaselineöl verwenden, dann von ungefähr —20 bis —60° ein Gemisch, welches 50 Prozent dieses Vaselineöls und 50 Prozent Petroleumäther vom spezifischen Gewicht 0,64 enthält, bei —60 bis

— I2O° ein Gemisch aus 25 Prozent Vaselineöl und 75 Prozent Petroleumäther, bei

— 120 bis —i6o° ein Gemisch aus 10 Prozent Vaselineöl und 90 Prozent Petroleumäther. Man wird fortfahren, mit diesem Gemisch zu schmieren, wenn die normale Betriebstemperatur am Einlaß —120 bis —i6o° beträgt. Dagegen wird man bis zur Verwendung des reinen Petroleumäthers schreiten, wenn die Temperatur unter —i6o° liegt.

Selbstverständlich sind die angegebenen Verhältnisse je nach Beschaffenheit des Petroleumäthers und seinem spezifischen Gewicht in gewissen Grenzen veränderlich.

Claims

Patent-Anspruch:

Die Verwendung von Petroläther oder anderen leichten Kohlenwasserstoffen, allein oder im Gemisch mit anderen Schmiermitteln als Schmiermittel für Maschinen, die bei niedrigen Temperaturen arbeiten.