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Haarfestlegemittel auf Basis von Filmbildnern, gekennzeichnet durch
lösliche, Fett einschließende und/oder Fett adsorbierende und/oder den Film porös
und/oder bröcklig machende Zusätze.
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Es ist bekannt, die Haare mittels Wasser und Seife oder Syndets zu
waschen, und bei dieser Gelegenheit gründlich zu entfetten. Die Kopfhaut vieler
Menschen reagiert aber auf diese intensive Entfettung mit erneuter, unter Umständen
intensiverer Fettbildung, so daß die Haare schon in wenigen Tagen wieder fettig,
strähnig und an unansehnlich werden.
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Weiter ist es bekannt, diesem tbeistand mit Haarpudern, auch Trockenshampoo
genannt, abzuhelfen. Die Verpackung solcher Puderstoffe in Druckdosen ist z. B.
in der österreichischen Patentschrift 217'640 beschrieben-worden. Puderstoffe sind
aber auf dem Haar deutlich sichtbar, geben. dem Haar ein graues stumpfes Aussehen
und müssen nach Erfüllung der Aufgabe, das Haarfett aufzusaugen, sorgfältig-ausgebürstet
werden.
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Weiter sind einige Aerosol-Haarsprühmittel auf dem Markt, die zum
Zwecke der Festlegung der Frisur auf das frisierte Haar gesprüht werden und denen
nachgesagt wird, daß sie mit dem Haarfett verträglich seien. Es handelt sich dabei
aber um Filmbildner, wie bei den anderen Haarsprays auch.
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Es wurde nun gefunden, daß man eine wirkliche Aufnahme von-Haarfett
in die Filmschicht der üblichen Haarsprays erreichen kann, wenn man den Haarsprays
wasserlösliche und besonders auch 1 alkohollösliche oder in Gemischen von Wasser
und Alkoholen und/oder von niederen Alkoholen und Halogenkohlenwasserstoffen und/oder
niederen Kohlenwaaserstoffen lösliche Stoffe, sofern sie nicht fettig, nicht klebrig,
nicht reizend oder giftig sind, und eine Struktur besitzen, z. B. Kristallgitter
ausbilden, die langkettige Fettstoffe einzuschließen oder anderweitig aufzunehmen
vermögen, sich als Haarentfettungsmittel hervorragend eignen, wie Harnstoff, Thioharnstoff
Harnstoffderivate, Phthalsäure, Phthalsäureanhydrid, Salze der Phthalsäure, einige
feste Phthalsäurederivate, feste, aber noch lotsliche Polykondensate von Phenolen,
Harnstoff, Melamin mit Formaldehyd, Gerbsäure und alkoholische Extrakte aus natürlichen
und künstlichen Gerbstoffen, besonders auch Substanzen gemä# den Patentschriften
565 461 und 686 906, ferner geschwefelte Phenole, Kondensationsprodukte aus Formaldehyd
und Phenolsulfonsäuren im neutralisierten Zustand, Kondensationsprodukte aus einem
Mol Cyanurchlorid und 3 Molen metanilylmetanilylsulfanilsaurem Natrium, welche auch
zur Verbesserung der Loslichkeit in Salze anderer Basen umgewandelt werden können,
Bis-N.N'-(3.4-dichlorbenzolsulfonyl-metanilylsulfonyl-metanilylsulfonyl-metanilylsulfonyl-)-benzidin-2.2'-disulfonsäure,
Bis-N.N'-(3.4-dichlorbenzolsulfonyl-metanilylsulfonyl-metnilylsulfonyl-)-benzidin-2.2'-disulfonsäure,
Bis-N.N'-(3.4-dichlorbenzolsulfonyl-metanilylsulfonyl-)-benzidin-2. 2'-diBulfonSsure
bzw. deren Salze, speziell Ammoniumsalze (Formelbilder für 2 dieser Verbindungen
siehe
zußetzt.
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Den Gerbstoffen und ahnlichen aktit auf die Keratinfaser aufziehenden
Stoffen, die man auch als substantive farblose Farbstoffe bezeichnen könnte, kommt
vermutlich die Aufgabe zu, al-s Folge des Vorhandenseins von 2 und mehr aktiven
Gruppen pro Moles-kil eine stärkere Affinität zur Keratinoberfläche zu entwickeln
als das Haarfett und dasselbe vom Haar zu verdrängen, so daß auf die Verwendung
ausgesprochener Fettlösemittel u. U. verzichtet werden kann und der Alkohol nicht
einmal 100% ig zu. sein braucht.
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Die'Lösungsmittel können so gewählt werden, daB die Auflösung g der
fettaufnehmenden Stoffe gewährleistet ist, während die Auflösung des Haarfettts
in der lösungsmittelhaltigen Phase nicht angestrebt zu werden braucht.
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Weiter wurde gefunden, daß es zweckmäßig ist, die Filme solcher Haarlacke,
die Haarfett aufnehmen sollen, mit Weichmachern zu versetzen, die einen Dampfdruck
haben, der höher ist als der des Phthalsäurediäthylesters, wie z. B. mit Phthalsäuredimethylester.
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Die weiteren Vorgänge bei der Entfernung des Haarfettes vom Haar spielen
sich vermutlich so ab : Durch Verdunstung des Weichmachers und durch die Gegenwart
der obengenannten aktiven Stoffe, die keine ausgesprochenen Filmbildner sind, die
Filmbildung möglicherweise sogar durch mikroskopisch kleine Unterbrechungen stören
und den Film porös machen, kann das Haarfett, das von der Kopfhaut her auf das Haar
aufzieht, leichter absorbiert werden. Beim Kämmen, wie es meistens täglich morgens
beim Frisieren der Haare geschieht, zerfällt der Film in kleinste, mit dem Fett
beladene Bruchstücke und entfernt sich vom Haar für das normale Auge unsichtbar.
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Sehr vorteilhaft ist die Verwendung einer Kombination mehrerer der
genannten Stoffe und zwar a) von Stoffen, die eine Affinität zur Keratinoberfläche
haben, wie Gerbstoffe, farblose Farbstoffe, d. h. Stoffe, die wie Farbstoffe auf
das Haar aufziehen, aber infolge Fehlens der chromophoren Gruppen nicht oder nur
wenig farbig sind, und b) von Stoffen, die Fette einzuschließen vermögen, wie Harnstoff,
Thioharnstoff, oder/und c) von solchen Stoffen, die nach Verdunsten des Lösungsmittels
eine Struktur aufweisen, die es ermöglicht, das menschliche Haarfett aufzusaugen,
zu absorbieren, wie Phthalsäure, Phthalsäureanhydrid, Salze oder Anlagerungsprodukte
derselben.
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AIs Filmbildner kommen die an sich bekannten, wie z. B. Polyacrylsäurederivate,
Polyvinylester, Polyvinylacetale, auch solche gemäß DAS 1 143 302, Polyvinylpyrrolidon
und Mischpolymerisate aus den zugrundeliegenden Monomeren, weiter aber-auch Naturharze,
chemisch bearbeitete Harze sowie--Kunstharze-infrage, wie z. B. Schellack, oxäthylierter-Schellack,
ölfreie-Alkydharze, auch solche aus hthalsäure und 2-bis 4-wertigen Alkohblen gemäß
DAS 1 158 214, einfache Pentaerythrit-phthalate, ölfreie Maleinatharze u. dgl. sowie
alle verträglichen Kombinationen daraus infrage.
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Haarsprays mit Lackcharakter, wie z.B. solche aus Polyvinylacetalen
und Phthalatharzen, werden häufig von den Verbrauchern abgelehnt, weil sie sich
schlecht mit einem Shampoo aus dem Haar auswaschen lassen und weil sie ganz allgemein
das Haar schwer. auskämmbar machen. Schon ein Mischungsverhältnis von 5 % Harnstoff
und 95 % dieser Lackgrundstoffe verbessert nicht nur die Auskämmbarkeit und die
Entfettungswirkung,-sondern auch die Auswaschbarkeit der Lackrückstände mit einem
Shampoo merklich.
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Die Wahl der Lösungsmittel richtet sich einerseits danach, ob es gilt,
auf eine Frisur Rücksicht zu nehmen, denn durch zu gro#e Wassermengen wird z.B.
eine Ondulation oder Wasserwelle zerstört, nicht dagegen durch wasserhaltigen, ca.
80- bis 95-%igen Alkohol. Evtl. kann auch der Wassergehalt weiter gesteigert werden,
wenn eine ausreichend feine Zerstäubung vorgenommen und nur wenig Material zur Zeit
aufgesprüht wird. Andererseits muß man sich bei der Wahl der Lösungsmittel nach
der Löslichkeit der verwendeten Stoffe richten. Die erfindungsgemäßen Haarentfettungsmittel
können von Hand versprüht werden, z. B. aus einem zusammendrückbaren Plastiksprüher,
aber auch die Verwendung aus der Druckdose, der sog. Aerosolpackung, ist für viele
der erfindungsgemäßen Haarentfettungsmittel möglich und besonders zweckmäßig.
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Die Verbesserung von Haarspray-Präparaten mit den Zusätzen gemäß der
Erfindung bezieht sich nicht nur auf Spezialsprays zur Anwendung an ausgesprochen
fettigem Haar, sondern auch-evtl. bei entsprechender Dosierung-auf Haarsprays, die
für normales Haar bestimmt sind, denn jedes Haar, außer den krankhaft trokkenen,
erhält von der Kopfhaut her einen ständigen Nachschub an Fett aus den Talgdrusen,
das sich von einer gewissen Menge an ungünstig auf die Frisur des Haares auswirkt,
so da# Haarsprays gemä# der Erfindung für etwa 90% der Frauen und viele Herren vorteilhaft
angewendet werden können, und zwar auch vorbeugend gegen das noch erst-entstehende
Haarfett.
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Nachfolgend wird die Patentliteratur zitiert, in welcher die erfindungsgemäB
wirksamen Chemikalien für andere Zwecke bereits empfohlen wurden und es wird aufgezeigt,
daß sich keine Berührungspunkte ergeben. In den Deutschen Auslegeschriften 1 134
477 und 1 138 511 werden Harnstoff, 1. 3-Dimethylolharnstoff, Dithiobiuret, 3. 3.
5-Trimethylbiuret und ähnliche Stoffe als Haarpflegemittel ganz allgemein beschrieben,
und zwar in Haarfixativen zusammen mit Rizinusöl, in Shampoos zusammen mit Schaummitteln,
in Haarwässern zusammen mit fettigen, öligen oder hygroskopischen Mitteln. Mit keinem
der in den Auslegeschriften genannten Mittel könnte man frisiertes Haar besprühen,
um eine Entfettungswirkung zu erreichen durch Eintrocknung und unsichtbar feines
Abbröckeln eines Films unter Erhaltung der Frisur. Die Haare verlieren s vielmehr-etwaige
Wasserwell-locken, werden ölig, feucht und strähnig durch die in den beiden Auslegeschriften
vorgeschlagenen Mittel. In der DAS 1 158 213 wird die Verwendung von Thioharnstoff
als Spülmittel nach der oxydativen Fixierung von kaltgewellten Haaren vorges-chlagen,
um das überschüssige Wasserstoffperoxid ; zu zerstören. Da aber das Haar zu diesem
Zeitpunkt keineswegs fettig und auch nicht frisiert ist, entfällt jeder Zusammenhang
mit der Aufgabenstellung der neuen Erfindung. Weiter wird auch der
der
Thioharnstoff bei der Reaktion chemisch verändert und auch schließlich noch ausgespült.
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Die DAS 1 145 302 beschreibt reine Losungsmittel, der Entfettungsvorgang
der Haare geschieht zwar in einem Spray, dieser enthElt aber keine aktiv an dem
Entfettungsvorgang beteiligten gelösten zusatzlichen Stoffe, die das Fett aufnehmen
und aus dem Haar heraustransportieren und die das Kennzeichen der neuen Erfindung
sind. Die DAS 1 148 039 beschreibt die Herstellung von linearen, kondensierten Harzen
auf dem Haar, um eine Verfestigung des Haares zu erreichen. Wenn dort auch Harnstoff
und Thioharnstoff als Ausgangsprodukte genannt sind, so besteht trotzdem kein Vergleich
mit der neuen Erfindung, weil letztere keine chemischen Reaktionen auf dem Haar
vorsieht. Abgesehen davon, daß den erzielten Verbindungen dieser DAS keine Entfettungswirkung
zugesprochen wird, wurde auch eine chemische Umsetzung auf dem Haar für die tägliche
Entfettung und Festlegung der Haare zu umstindlich sein.
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Die DAS 1 158 214 verwendet Alkydharze mit einer besonderen Fettverträglichkeit.
Diese Alkydharze sollen sich mit den zugesetzten kosmetischen Fettstoffen besonders
zur Pflege trokkener Haare-eignen, was gerade das Gegenteil zu der Aufgabenstellung
der vorliegenden Erfindung bedeutet.
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Alkydharze allgemein lassen sich jedoch durch Zusätze gemåß der Erfindung
verbessern.
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Die DAS 1 143 302 beschreibt versprühbare Haarfestlegemittel, deren
Ausgangsstoffe aus der an sich für diesen Zweck bereits bekannten Gruppe der Polyvinylacetale
ausgewählt sind. Eine besondere Eignung derselben für die Beseitigung des menschlichen
Haarfettes wird nicht erwähnt und ist auch nicht gegeben.
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Im Gegenteil, Sprays auf Basis von Polyvinylacetal haften auf fettigen
Haaren schlecht und führen zur Bildung grober häßlich aussehender Flocken. Durch
den Zusatz der entfettend wirkenden Stoffe gemiß der Erfindung können Sprays auf
Basis von Polyvinylacetal jedoch entoprechend verbessert werden.
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In der Schweizerischen Patentachrift Nr. 360 167 ist Harnstoff als
Zusatz zu einem Haarfixiermittel auf Basis von Triäthanolamin und Polyvinylpyrrolidon
genannt. Das Mittel ist durch den hohen Gehalt an Wasser und an Triäthanolamin nicht
für das Spruhen auf ein frisiertes Haar geeignet. Die Beschreibung sieht das auch
nicht vor. Das Mittel wurde die Haare zu weich und zu hygroskopisch machen, als
da# es zur Einschlie#ung des Haarfetts bei Erhaltung der Frisur kommen könnte. Harnstoff
ist ferner schon für Dauerwellmittel, z. B. DAS 1 089 030 verwendet worden, was
ebenfalls keine Vorwegnahme des Erfindungsgedankens bedeutet, weil für die Dauerwelle
ganz andere Chemikalien - wie z.B. Thioglykolsäure - ohne Filmbildungseigenschaften
genommen werden und weil die Prozedur nur 3- bis 4-mal im Jahr vorgenommen wird
und zu umständlich, mit vielen Wäschen und Spitlungen des Haare8 verbunden ist.
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Beispiele : e 1) 2,00 g Mal@inatharz vom Typ Alresat 444 c der Fa.
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Chemische Werke Albert, Wiesbaden. Biebrich 2,00 " Stoffe oder Stoffgemische
der Formeln I und bzw. oder II 95, 50"Isopropanol o, 50"Parfüm Typ Cognac 2) 1,20
g Pentaerythrit-Phthalatharz mit einer Säurezahl von etwa 150 und einem Schmelzpunkt
über 40°C 0,85 " Harnstoff 0,27 " Phthalsäureanhydrid 63, 30"Isopropanol 33,48 "
Wasser 0,50 " Ammoniak, 25 %ig o, 40"Parfümolkomposition vom Typ eines bauquettierten
Eau de Cologne 25,00 " Treibgas vom Typ Frigen 12 3) 2, 00 g Polyvinylpyrrolidon
vom Typ K 30 1, 80"Stoffe gemmas den Formeln I und bzw. oder II 0,20 " Parfümkomposition
vom Typ Eau de Cologne 97,00 " Aethanol, 95 %ig 40,00 " Treibgas vom Typ Frigen
12/114 80:20 4) 2, 00 g Dimethylhydantoinformaldehydharz 2, 00 " Stoffe gemä# Formeln
I und II o, 50"Parfumkomposition Typ Aldehyd 95, 50"Alkohol 95 % ig 5) 2, 50 g Pentaerythrit-Phthalatharz
1, 25"Polyvinylacetal des Butyraldehyds mit etwa 18 % freien Alkoholgruppen 0, 60"Harnstoff
0,25 " Phthalsäuredimethylester 0, 25"Parfpmolkomposition vom Typ Bouquet 65,15
" Isopropanol 30,00 " Methylenchlorid 90,00 " Treibgas vom Typ Frigen 11/12 40:60
6) 1, 20 g Polyvinylacetal o, 40"Harnstoff 0,40 " Phthalsäureanhydrid 40, 00 " Methylenchlorid
58,00 " Isopropanol 50,00 " Treibgas Typ Frigen 11/12 25:75 7) o, 50 g Schellack,
wachsfrei 0,30 " Harnstoff 0,20 " Phthalsäure o, 10 " Phthalsäuredimethylester 10,00
" Methylenchlorid 90,00 " Aethanol 50,00 " Treibgas Typ Frigen 11/12 25:75