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Tupfer für medizinische Zwecke und Verfahren su seiner Herstellung
Die Erfindung betrifft einen Tupfer für medizinische Zwecke und ein Verfahren zu
seiner Herstellung.
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Die in der ärstlichen und klinischen Praxis in großen Mengen verwendeten
Tupfer zur Versorgung von Wunden oder bei Operationen aind durchweg aus Mullstücken
hergestellt, weil Mull die Aufgabe des Kupfers, nämlich Blut, Sekrete o.dgl. beim
Betupien möglichst vollständig aufsusaugen, in besonders wirksamer Weise erfüllt.
Außerdem gestattet der Mull ein Sterilisieren des Tupfers ohne Beeinträchtigung
der Saugkraft.
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Diese meist kegeligen oder eiförmigen Mulltupfer haben Jedoch den
Nachteil, daß sie nur in seitraubender Arbeit aus vielen Mullstückchen in der Weise
hergestellt werden können, daß die Schnittkanten der Mullstückchen durch mehrmaliges
Einschlagen der Ränder und Ecken möglichst weit in dss Innere des Tupfer hineingebracht
werden, um zu vermeiden, daß sich bei der Benutzung der Tupfer Fasern oder Faserreste/von
den Schnittkanten des Mullstückchens lösen und auf der Wunde verbleiben.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Tupfer zu schaffen,
der ebenfalls die oben genannten, für einen Tupfer wesentlichen Eigenschaften aufweist,
der aber maschinell und deshalb wesentlich billiger hergestellt werden kann.
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Zur Lösung dieses Problems ist gemäß der Erfindung vorgesehen, daß
der Tupfer aus einem Wattebälchen besteht, dessen im Oberflächenbereich liegende
Fasern vliesstoffartig verfestigt, d.h. nur an ihren Kreuzungs- und Berührungspunkten
miteinander verhaftet sind.
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Derartige Wattebälichen lassen sich in einfacher Weise maschinell
herstellen, indem z.B. von einem bahnförmigen Wattevlies entsprechender Dicke in
Längsrichtung der
Wattevliesbahn Streifen in einer der Bällchengröße
entsprechenden Breite abgeschnitten und dann diese Streifen in dem Volumen der den
Wattebällchen entsprechenden Teilstückchen zerrissen werden. So hergestellte Wattebällchen
eind ftir kosmetische Zwecke bereits bekannt. Sie können jedoch nicht als Tupfer
in der ärztlichen und klinischen Praxis zur Versorgung von Wunden u.dgl. benutzt
werden, weil sich aus dieeen Bällchen die einzelnen Fasern lösen.
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Wenn aber gemäß der Erfindung die in den Oberflächenbereich reichenden
Fasern untereinander vliesstoffartig verfestigt sind, so daß sich um das Wattebällchen
herum sozusagen ein flordünnes, hochdurchlässiges Netz bildet, sind die Tupfer für
die genannten medizinischen Zwecke in gleicher Weise wie die bisherigen Mulltupfer
verwendbar, wobei Jedoch auch diese vliesstoffartige Verfestigung der Bällchenoberfläche
in gleicher Weise wie die Bällchenherstellung maschinell durchgeftihrt werden kann.
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Bei der Auswahl der Fasern für solche Tupfer für medizinische Zwecke
wird man natürlich darauf achten, daß sie besonders bauschelastisch sind, weil dadurch
ein gutes Saugvermögen der Mllchen und die Erhaltung ihrer Form beim Voll saugen
mit Flüssigkeit gewährleistet ist, und zwar auch dann, wenn gemäß
der
Erfindung eine oberflächliche vliesstoffartige Verfestigung der Fasern eines solchen
Bällohens geschaffen ist. Dabei können in Analogie zum Röntgenkontrastmul auch solche
Bällchen mit Röntgenkontraatmittel versetzte Fasern enthalten.
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Ein Tupfer gemäß der Erfindung kann so aufgebaut sein, daß das Bällchen
Teilstück eines mehrlagigen Wattetlleaes ist.
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Bei der Herstellung von Tupfern der oben beschriebenen Art ist gemäß
der weiteren Erfindung so vorzugehen, daß die aus Watevlies-Teilstücken geformten
Bällohen auf einem Förderweg bewegt werden, auf dem sie in mindestens einem Teilabsohnitt
desselben allseitig der Einwirkung eines die vliesstoffartige Verfestigung ausschließlich
der in ihrem Oberflächenbereich liegenden Fasern bewirkenden Mediums (Verfestigungsmedium)
ausgesetzt werden.
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Hierbei hat sich als einfaches Verfahren zum Benetzen der Oberfläche
der Wattebällohen mit dem Verfestigungsmittel ergeben, wenn das Verfestigungsmedium
als Strahl auf die Oberfläche der Wattebälchen aufgebracht, z.B. aufgesprUht oder
aufgeblasen wird, die sich gegebenenfalls während des Vorbeiganges an den Autbringstellen
in einer Rotations- und/oder Abrollbewegung befinden.
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Im einzelnen kann dieses Verfahren z.B. eo durchgeführt werden, daß
ein aus nativen oder regenerierten Zellulose-und/oder Synthesefasern bestehendes
Fasergemisch zunächst kardiert und daraus ein Wattewlies hergetellt wird, das gegebenenfalls
aus mehreren Vlieslagen bestehen kann. Aus diesem Wattevlies werden, z.B. in der
oben geschilderten Art, Wattebllchen gefertigt. Diese Wattebällchen werden dann
in einer Kammer mit Absaugevorrichtung allseitig mit Hilfe von Spritzpistolen mit
dem Verfestigungsmedium besprüht, so daß dieses die Oberfläche der in der Kammer
bewegten und sich dabei drehenden Bällchen allseitig benetst, jedoch nicht tief
in die Wattebällchen eindringt.
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Gemäß einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung kann die für das
allseitige Benetzen der Bällchenoberfläche erforderliche Rotation dadurch erreicht
werden, daß die Wattebällchen auf nadelartigen Stiften steckend an Dtisen zum Aufsprühen
oder Aufblasen des Verfestigungsmediums - vorbeigeführt werden und sich dabei gegebenenfalls
unter der Wirkung des entsprechend gerichteten Strahls drehen. Dies kann im einzelnen
zeB0 dadurch erreicht werden, daß die Wattebälichen vor dem Beßpruhen auf die Nadeln
eines mit Nadeln besetzten Gurtes aufgesetzt werden und mit diesem durch den Bereich
des Auf bringens des Verfestigungsmediums hindurchgeführt werden.
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Weiterhin kann das Verfestigungsmedium so aufgebracht werden, daß
die Wattebälichen auf Flächen abrollen, auf welche das Verfestigungemedium autgebracht
ist und sioh beim Abrollen auf die Oberfläche der Wattebällohen ttberträgt. Zu diesem
Zweck werden t. B. die Wattebällchen auf eine Fläche, die mit einer Kunststofflösung
oder Kunststoffdispersion (Verfestigungsmedium) benetzt ist, in rollende Bewegung
versetzt, eo daß sich Teilchen des auf der genannten Fläche befindlichen Kunststoffilms
auf die Oberfläche der Wattebällohen übertragen.
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Wenn die Rollbewegung auf dieser Fläche durch äußere Einwirkung ständig
ihre Richtung wechselt, so ist hierdurch ein allseitiger, aber nur oberflächlicher
Auftrag des Verfestigungsmediums sichergestellt.
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Die bisher nur allgemein als Verfestigungsmedium bezeichneten Mittel
haben die Aufgabe, die in den Oberflächenbereich des Wattebällchens ragenden Fasern
an diesen Stellen vliesstoffartig zu verfestigen, d.h. lediglich an ihren Kreuzungsetellen
in eine dauernd haftende Verbindung miteinander zu bringen (vgl. den Aufsatz von
Dr. Helmut Jörder, " "Textilverbundstoffe, insbesondere Vliesstoffe, in "Lenzingerr
Berichtet, Folge 15 vom Oktober 1963, wo in dem Kapitel 3.3 Aber die Verfestigung
von Faservliesen zu Vliesstoffen als eine Unterkategorie der Verfestigung in den
Absätzen 3.3.2 bis 3.3.5 die Verklebung der Fasern mit verschiedenen Hilfsmitteln
beschrieben ist).
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Bei der Herstellung der Tupfer für medizinische Zwecke aus Wattebällohen
gemäß der Erfindung haben sich als solche Verfestigungsmedien besonders Hochpolymere
bewehrt, die in Form von Lösungen oder wässrigen Dispersionen als Verklebungemittel
angewandt werden könne, wobei in letzterem Fall wiederum gegebenenfalls denjenigen
der Vorzug su geben wäre, die reaktiv. und/oder thermisch vernetzbare Gruppen enthalten.
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Zu diseen zählen ternetsbtre Polymere auf Basis Acrylsäureester, Nethylsäureester,
Butadien-Styrol, Butadien-Acrylnitril, Harnstoff- oder Melamin-Formaldyd-Harze,
Epoxyd-Harze, Isocyanate. Es kommen natürlinch für diese Verklebung nur Hochpolymere
in Frage, die physiologisch unbedenklich sind.
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Die Auftragsmenge ist selbstverständlich so zu bemessen, daß die Pasern
der Wattebällohen nur im Oberflächenbereich und nur an den Kreuzungs- und Berührungspunkten
miteinander verklebt werden. Bei der Verwendung wäseriger Dispersionen von Hochpolymeren,
die thermisch vernetzbare Gruppen enthalten, ergibt sich der Vorteil, daß die Wanderungstendenz
feinteiliger Dispersionen vor allem bei großer Verdünnung in der Weise ausgenutzt
werden kann, daß die aufgetragene Dispersion, soweit sie durch die Oberfläche der
Wattebällchen nach ianen eingedrungen ist, wieder zu dieser Oberfläche hin wandert
und dadurch noch mehr gewährleistet ist, daß nur ein oberflächliches Verfestigen
der Fasern der Wattebällchen zum Vliesstoff bewirkt wird.
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Es kann gemäß einer Weiterbildung der Erfindung als Verfestigungsmedium
auch ein solches verwendet werden, das auf in den Wattebälchen enthaltene Fasern
als Lösungs- oder Quellmittel wirkt.
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Hierzu ist es erforderlich, daß die Wattebällchen neben anderen auch
solche Fasern enthalten, die sich durch die Lösungs- oder Quellmittel anlösen oder
anquellen lassen.
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Hierzu zählen Zellwolle einerseits und Natronlauge andererseits bzw.
Acetatfasern einerseits und Aceton andererseits oder auch Dralontasern seinerseits
und Dimethylformamid andererseits.
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Bei der Verwendung von Lösungsmitteln zum Anlösen oder Anquellen der
Fasern sollen diese möglichst einen niedrigen Siedepunkt aufweisen, um leicht und
restlos durch Verdampfen entfernt werden su können. Anlösbare Fasern können beispielsweise
Acetat, Polyacryl@, Polyvinylchlorid-Fasern oder solche aus deren Mischpolymerisaten
sein. schließlich kann bei der oberflächlichen Verfestigung der Wattebälchen su
Vliesstoff auch Jenes vorbekannte Verfahren in Erwägung gesogen werden, bei d.m
die Verfestigung eines Vlieses durch Erweichung einet thermoplastischen Kunststoffe
bewirkt wird. Bei der Durchfährung dieser Art der vliesstoffartigen Verfestigung
der Oberfläche der Wattebällchen ist das
Beimischen von schmelzbaren
Fasern oder das Aufbri@gen von schmelzbaren Hochpolymeren erforderlich. Die mit
diesen Fasern bzw. Kunststoffen versetzten Wattebällochen können dann durch oberflächliches
Erhitzen, z.B. in einem von den Bällchen durchquerten Heißluftstrom, zum Schmelzen
gebracht werden, wobei dann dieser Heißluftstrom im Sinne der Erfindung als im Oberflächenbereich
der Bällchen zur Wirkung zu bringendes Verfestigungsmedium anzusehen ist, der beim
Vorhandensein schmelzbarer Fasern oder Stoffe diese in die Form einer das Verkleben
der Fasern bewirkenden Schmelze bringt. Als thermoplastische Kunststoffe und Kunststofflösungen
für die Schmelz-Verklebung kommen vorzwingend lineare Hochpolymere in Betracht.
Hierdurch tritt im Oberflächenbereich der Wattebällchen ein Verkleben der Fasern
an ihren Kreuzungsstellen, d.h. eine vliesstoffartige Verfestigung der Fasern im
Oberflächenbereich, ein. Diese Herstellungeart kommt allerdinge nur dann in Frage,
wenn ein Sterilisieren der Wattebällchen nicht erforderlich ist.
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Nach dem Aufbringen von Flüssigkeit entha1ltenden Verfestigungsmedien
auf die Wattebällehen ist sweckmäßig vorzusehen, daß dio Wattebällohen auf einem
weiteren Teilabschnitt des Förderweges einer eine Trocknung bewirkenden Wärmeeinwirkung
ausgesetzt werden.
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Diese Trocknung kann sXB. durch einen Heißluftstrom bewirkt werden,
wobei darauf su achten ist, daß die durch diesen Luftstrom bewegten Bällchen nicht
aneinanderkleben. Andererseite ist bei diesem Trocknungsvorgang anzustreben, daß
die Bällchen den Trocknungsabsohnitt des Pörderweges mit glatter Oberfläche ohne
vorstehende Fasern verlassen. Zu die Bem Zweck kann vorgesehen werden, daß die Wattebällchen
während dieser Wärmeeinwirkung auf einer mit ihrer mit dem Verfestigungsmedium benetzten
Oberfläche nicht verklebenden Fläche abrollen.
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Insbesondere wenn die Wattebällchen ständig mit einer solchen Fläche
in rollender Berührung bleiben, wird eine Glättung ihrer Oberfläche im Sinne des
Anpressens etwa abstehender Fasern erreicht0 Diese Glättung kann gegebenenfalls
auch in der Weise erreicht werden, daß im Trocknungsabschnitt des Förderweges der
Wattebällchen ein heißer Luftstrom auf diese Bällchen gerichtet wird, der die Wattebälichen
gegen die nicht mit ihrem Verfestigungsmedium verklebende Fläche wirbelt.
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Bei beiden oben vorgeschlagenen Arten der oberflächlichen Glättung
der Watteblällchen durch ihr Abrollen an nicht klebenden Flächen empfiehlt es sich,
in einer Trooknungsvorrichtung die nicht klebende Wirkung dadurch zu fordern
daß
diese Fläche mit einem aus Silikon, Tetrafluoräthylen o.dgl. bestehenden, mit dem
Verfestigungemedium nichet verklebenden Überzug versehen ist.
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Die getrockneten und oberflächlich zu einem Vliesstoff verfestigten
Wattebällc!ien sollten u.U. noch sinem anschliessenden Kondensationsprozeß unterworfen
@erden, um die Vernetsung des aufgetragenen Kunststoffs ZU erreichen und die Sterilisierbarkeit
sicherzustellen.
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Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt
und in der nachfolgenden Beschreibung näher erläutert. Ea zeigen: Fig. 1 einen Längeschnitt
durch ein Wattebällchen nach der Schnittlinie 1-1 in Fig. 2 Fig. 2 einen Querschnitt
durch ein Wattebällchen nach der Schnittlinie 2-2 in Fig. lc Das im Beispiel eiförmige
Wattebällchen 10 besteht in seinem Kern 11 aus Wattefasern von hoher Bauschelastizität.
Lediglich in einem ganz dilnnen Oberflächenbereich 12 sind die Wattefasern durch
ein Verfestigungsmedium zu einem Vliesstoff verfestigt, wobei dort die Fasern also
nur an Kreuzungspunkten miteinander verklebt sind. Dieser florartig dUnne UzÜhllungsvliesstoff
12 umgibt den Kern 11 wie ein grobmaschiges Netz, läßt keine Fasern vorstehen oder
gar austreten, beeinträchtigt aber die Saugfähigkeit des Wattekerns nicht.