DE1273712B - Fluessigkeitsmoderierter, heterogener Kernreaktor - Google Patents
Fluessigkeitsmoderierter, heterogener KernreaktorInfo
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Description
BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND DEUTSCHES
WJWW*
PATENTAMT
AUSLEGESCHRIFT
Int. CL:
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Auslegetag:
Aktenzeichen:
Anmeldetag:
Auslegetag:
G21c
Deutsche Kl.: 21g-21/20
P 12 73 712.1-33 (S 58402)
29. Mai 1958
25. Juli 1968
Die vorliegende Erfindung betrifft einen flüssigkeitsmoderierten,
heterogenen Kernreaktor, in dem die Moderatorflüssigkeit auch als Kühlflüssigkeit
Verwendung findet und teilweise getrennte Kreisläufe für die die Brennstoffelemente in entsprechenden
Kühlrohren unmittelbar umströmende Flüssigkeit und die den Raum zwischen den Kühlrohren
ausfüllende, im wesentlichen als Moderator dienende Flüssigkeit vorgesehen sind. Solche Reaktoren sind
in üblicher Weise mit einem sogenannten Moderatorkessel ausgerüstet, der von den die Brennelemente
enthaltenden Kühlrohren durchdrungen wird. Einen derartigen Aufbau zeigt beispielsweise der Schwerwasserreaktor,
wie er aus der Buchreihe »Peaceful Uses of Atomic Energy«, 1955, Bd. 3, S. 161, zu entnehmen
ist. Hier wird das Kühlwasser für die Kühlkanäle und das Moderatorwasser getrennt voneinander
dem Reaktorkern zugeführt. Das Moderatorwasser durchströmt den Moderatorkessel, tritt an
der Oberseite desselben aus, vermischt sich dort mit dem bereits aufgeheizten Kühlwasser und verläßt
mit diesem gemeinsam den Reaktorkessel.
Eine weitere Ausführangsform eines derartigen Kernreaktors zeigt die britische Patentschrift 753 130.
Dort durchströmt das Kühlwasser (gemäß F i g. 1 und 2) zunächst die Kühlkanäle, tritt im aufgeheizten
Zustand durch den Moderatorraum hindurch und verläßt anschließend wieder den Reaktorbehälter.
Gemäß F i g. 3 und 4 dieser Patentschrift wird die Möglichkeit aufgezeigt, Kühlwasser und Moderatorwasser
auf getrennten Bahnen durch die entsprechenden Bereiche des Reaktorkerns hindurchzuleiten.
Besondere Einbauten sind im Moderatorkessel nicht vorgesehen.
Zum Stande der Technik ist weiterhin die britische Patentschrift 793 919 zu nennen, die einen Kernreaktor
zeigt, bei dem das Kühlmittel einer zentralen Zone des Reaktorkerns zugeführt wird und über eine
radiale äußere Zone im Gegenstrom zur zentralen Zone den Reaktor wieder verläßt. Eine Unterteilung
hinsichtlich der Funktion als Kühlmittel und als Moderator ist für das Betriebsmittel hier nicht möglich,
es handelt sich um einen Leichtwasserreaktor, während die übrigen vorgenannten Reaktoren mit
schwerem Wasser als Kühl- und Moderatormittel betrieben werden.
Bei diesen bekannten Reaktorkonstruktionen wird die Moderatorflüssigkeit — soweit eine solche überhaupt
vorgesehen ist— durch besondere Einrichtungen auf einem Temperaturniveau gehalten, das
niedriger ist als jenes der Kühlflüssigkeit. Da die Aufwärmung der Moderatorflüssigkeit nur durch
Flüssigkeitsmoderierter,
heterogener Kernreaktor
heterogener Kernreaktor
Anmelder:
Siemens Aktiengesellschaft, Berlin und München, 8520 Erlangen, Werner-von-Siemens-Str. 50
Als Erfinder benannt:
Dipl.-Ing. Hermann Kumpf, 8520 Erlangen
Wärmeleitung über die Kühlmitteltrennrohre sowie durch die Absorption von Gamma-Strahlen und die
Abbremsung von Neutronen erfolgt, beträgt sie nur einen Bruchteil derjenigen des Kühlwassers, das
durch die Brennelemente direkt aufgeheizt wird. Die Durchflußgeschwindigkeit des Moderators durch den
Moderatorkessel ist daher nur sehr gering und läßt sich überhaupt nicht vergleichen mit jener des Kühlmittels
durch die Kühlkanäle. Innerhalb des Moderatorbehälters bildet sich dabei eine langsame Naturumlaufströmung
aus, die sich jener des Moderatorkreislaufes überlagert.
Bei derartigen Reaktorkonzepten besteht die Gefahr, daß es in den einzelnen Kühlmittelführungsrohren
zu örtlich konzentrierten Überhitzungen oder Unterkühlungen kommt, etwa durch eine Über- oder
Unterspeisung eines Kühlmittelführungsrohres oder durch den Einfluß der Regelorgane. Durch diese Unregelmäßigkeiten
in der Temperaturverteilung ergeben sich Änderungen in der Dichteverteilung des Moderators, die unter Umständen zu einem instabilen
Verhalten des Reaktors führen können.
Die Erkenntnis dieser Gefahr weckte das Bedürfnis, eine Reaktorkonzeption auf der Basis des
genannten Standes der Technik zu finden, bei der solche Instabilitäten mit Sicherheit nicht auftreten
können.
Dieses Ziel wird erfindungsgemäß dadurch erreicht, daß zur Aufnahme der Moderatorflüssigkeit
ein Kessel vorgesehen ist, in dem Einbauten z. B. nach Art von Leitblechen derart angebracht sind,
daß diese Flüssigkeit, getrennt von dem Zufluß für die Kühlflüssigkeit in die Zentralzone des Reaktors
eintretend, zunächst diese, dann nacheinander die jeweils in radialer Richtung angrenzenden Zonen
durchläuft und aus der Randzone durch besondere Öffnungen der Kesselwand hindurch austritt, wobei
der Kessel und diese Austrittsöffnungen so angeordnet sind, daß die Moderatorflüssigkeit an-
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schließend, mit der zulaufenden Kühlflüssigkeit vermischt, den Kühlkreislauf durchströmt. Die Leitbleche
können dabei als koaxial ineinandergeschachtelte Zylinder ausgebildet sein, die zur Bildung
eines labyrinthartigen Durchflußkanals abwechselnd an der oberen oder unteren Kesselwand befestigt
sind und eine Länge aufweisen, die kleiner ist als der Abstand der oberen von der unteren Kesselwand. Es
ist jedoch auch möglich, das Leitblech in Gestalt einer spiralig um die Kesselachse gewickelten, an den
oberen und unteren Begrenzungswänden des Kessels dicht anliegenden Blechwand anzuordnen. Dabei ist
es dann allgemein zweckmäßig, die Leitbleche zur leichteren Einfügung in die Zwischenräume zwischen
den einzelnen Kühlkanälen als Wellbleche mit parallel zur Längsrichtung der Brennelemente verlaufenden
Wellenbergen und -tälern auszubilden.
Durch die durch die Leitbleche erzwungene Ausbildung eines besonderen Strömungsweges ergibt
sich eine Moderatorströmung mit wesentlich höherer Geschwindigkeit im Vergleich zu jener bisher
üblichen in einem Moderatorkessel ohne Einbauten, so daß dadurch die möglicherweise in einzelnen
Kühlkanälen auftretenden örtlichen Überhitzungen oder Unterkühlungen keine Auswirkungen mehr auf
die Dichte des Moderators haben und somit die befürchteten Instabilitäten nicht mehr auftreten können.
Gleichzeitig damit ist aber auch ein weiterer Vorteil verbunden: Je dichter und, was gleichbedeutend
ist, je kälter die Moderatorflüssigkeit ist, desto besser ist ihre Moderatorwirkung und damit
das Spaltvermögen der auf thermische Geschwindigkeiten abgebremsten Neutronen. Dadurch, daß der
kalte Moderator zunächst der zentralen Zone des Reaktorkerns zugeführt wird, also jener Zone, die
den größten Anteil an der Wärmeerzeugung hat, wird somit die Neutronenökonomie des Reaktors
verbessert, die mit einem höheren Abbrand des Kernbrennstoffs verbunden ist. Dies aber ist ein Ziel,
dem in der Reaktortechnik ganz allgemein, vor allen Dingen auch aus wirtschaftlichen Gründen, zugestrebt
wird.
Durch die besondere Art der Strömungsführung, nämlich, daß die im Moderatorraum aufgewärmte
Moderatorflüssigkeit zusammen mit der in den Reaktor eintretenden, noch nicht aufgeheizten Kühlflüssigkeit
den Kühlkanälen zugeführt wird, wird erreicht, daß die in der Moderatorflüssigkeit entstehende
Wärme zusammen mit jener aus den Brennelementen abgeführten Hauptwärmemenge des Reaktors
technisch genutzt werden kann. Da das Temperaturniveau am Austritt des Moderatorkessels verhältnismäßig
niedrig ist, wäre eine Nutzung dieser Wärmemenge für sich allein praktisch nicht möglich,
sie müßte vielmehr, wie es aus dem Stand der Technik her bekannt ist, durch besondere Kühleinrichtungen
abgeführt und damit vernichtet werden.
Ergänzend dazu sei noch erwähnt, daß die Ausdrücke Kühlflüssigkeit und Moderatorflüssigkeit auf
die Funktion dieses Mediums, das ja in beiden Fällen das gleiche, nämlich vorzugsweise schweres
Wasser, ist, hinweisen. Diese Funktion hängt aber mit der räumlichen Anordnung dieses Mediums zusammen,
da z. B. eine ausreichende Moderatorwirkung nur durch eine entsprechende Schichtdicke
dieser Flüssigkeit erreicht werden kann. In den Kühlkanälen, wo es zum Zwecke der Wärmeabfuhr
notwendig ist, möglichst große Strömungsgeschwindigkeiten zu erzielen, ist diese Schichtdicke sehr
klein, so daß die Moderatorwirkung dieser Flüssigkeit — zusätzlich infolge der geringeren Dichte
wegen ihrer höheren Temperatur — vernachlässigbar klein ist.
Zum besseren Verständnis der vorliegenden Erfindung sei nun auf das in der Zeichnung dargestellte
Ausführungsbeispiel verwiesen. Der dort im Schnitt dargestellte Reaktor ist stark schematisiert, alle nicht
für das Verständnis der vorliegenden Erfindung notwendigen Einzelheiten sind aus Gründen der Übersichtlichkeit
weggelassen. Das Kernreaktordruckgefäß 1 enthält in seinem Inneren den Moderatorkessel
2, der seinerseits mit Einbauten zur Erzielung des definierten Strömungsweges in Gestalt koaxial
ineinandergeschachtelter Leitzylinder 3 ausgerüstet ist. Diese sind unter Bildung eines labyrinthartigen
Durchflußkanals als definiertem Strömungsweg abwechselnd an der oberen oder unteren Kesselwand
4,5 unter Belassung der Ringräume 6 und der Durchflußöffnungen 7 befestigt. Die zentrale Moderatorkesselzone
ist in ihrem unteren Teil als Eintrittszone für den durch die Leitung 8 eintretenden
kühlen Moderator vorgesehen. Es wird also gerade die kernphysikalisch wirksame Innenzone, wie bereits
beschrieben, mit kaltem, d. h. dichterem Moderator beaufschlagt. Dementsprechend mündet die
Leitung 8 in den perforierten Ringkanalverteiler 9 ein. Der Moderator strömt gemäß den eingezeichneten
Pfeilen vom Ringkanalverteiler 9 zu den Austrittsöffnungen 10 des Moderatorkessels. Dort vereinigt
er sich mit dem durch die Stutzenil in das Reaktorgefäß eintretenden Kühlmittel, durchläuft
mit diesem zusammen die KüMmittelführungsrohre 12, in denen die Brennstoffelemente 13 angeordnet
sind, und verläßt den Reaktorkessel durch den Stutzen 14. Wie bereits erwähnt, ist es zweckmäßig,
die Leitbleche nicht als glatte Zylinder auszuführen, sondern mit einem wellblechartigen Profil zu versehen,
damit sie leichter in den Zwischenräumen der Kühhnittelführungsrohre 12 untergebracht werden
können.
Das gleiche kernphysikalische Ziel wird auch dadurch erreicht, daß an Stelle der koaxialen Zylinder
ein spiralig um die Kesselachse gewickeltes, an den oberen und unteren Begrenzungswänden des Kessels
dicht anliegendes Leitblech vorgesehen wird. Auch hier ist wiederum, in Übereinstimmung mit der vorher
beschriebenen Ausführungsform, die Innenzone des Reaktorkerns am Anfang des spiralförmigen
Strömungskanals die Einspeisezone für die noch kühle Moderatorflüssigkeit.
Claims (4)
1. Flüssigkeitsmoderierter, heterogener Kernreaktor, in dem die Moderatorflüssigkeit auch als
Kühlflüssigkeit Verwendung findet und teilweise getrennte Kreisläufe für die die Brennstoffelemente
in entsprechenden Kühlrohren unmittelbar umströmende Flüssigkeit und die den Raum
zwischen den Kühlrohren ausfüllende, im wesentlichen als Moderator dienende Flüssigkeit vorgesehen
sind, dadurch gekennzeichnet, daß zur Aufnahme der Moderatorflüssigkeit ein Kessel vorgesehen ist, in dem Einbauten z.B.
nach Art von Leitblechen derart angebracht sind, daß diese Flüssigkeit, getrennt von dem Zufluß
für die Kühlflüssigkeit in die Zentralzone des
Reaktors eintretend, zunächst diese, dann nacheinander die jeweils in radialer Richtung angrenzenden
Zonen durchläuft und aus der Randzone durch besondere öffnungen der Kesselwand hindurch
austritt, wobei der Kessel und die Austrittsöffnungen so angeordnet sind, daß die Moderatorflüssigkeit
anschließend, mit der zulaufenden Kühlflüssigkeit vermischt, den Kühlkreislauf
durchströmt.
2. Kernreaktor nach Anspruch 1, dadurch ge- ίο
kennzeichnet, daß die Leitbleche als koaxial ineinandergeschachtelte Zylinder ausgebildet sind,
die zur Bildung eines labyrinthartigen Durchflußkanals abwechselnd an der oberen oder unteren
Kesselwand befestigt sind und eine Länge aufweisen, die kleiner ist als der Abstand der oberen
von der unteren Kesselwand.
3. Kernreaktor nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Leitblech die Gestalt einer
spiralig um die Kesselachse gewickelten, an den oberen und unteren Begrenzungswänden des
Kessels dicht anliegenden Blechwand hat.
4. Kernreaktor nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Leitbleche
als Wellbleche mit parallel zur Längsrichtung der Brennelemente verlaufenden Wellenbergen bzw.
-tälern ausgebildet sind.
In Betracht gezogene Druckschriften:
Britische Patentschriften Nr. 753 130, 793 919;
Proceedings of the International Conference on the Peaceful Uses of Atomic Energy, Vol. 3, 1955,
S. 118,137,138,157 bis 168, 251 bis 255, 300.
Hierzu 1 Blatt Zeichnungen
809 587/442 7.68 © Bundesdruckerei Berlin
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