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Verfahren zum Stabilisieren wäßriger Trypsinlösungen Die Erfindung
betrifft ein Verfahren zum Stabilisieren wäßriger, Calciumionen enthaltender Trypsinlösungen,
dadurch gekennzeichnet, daß der Lösung in einem pH-Bereich von ungefähr 3,5 bis
ungefähr 7,2 ungefähr 0,5 bis ungefähr 20 Gewichtsprozent einer Aminosäure, die
keine Sulfhydryl- und Disulfidgruppen enthält, zugegeben werden. Vorzugsweise wird
als Aminosäure 1-Glutamin, Glycin,1-Leucin oder 1-Lysin oder ein Gemisch dieser
Säuren verwendet.
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Es ist seit langem bekannt, daß Trypsin dazu neigt, unstabil und nach
und nach inaktiv zu werden, wenn es in wäßrigen Lösungen gelöst wird. Eine solche
Inaktivierung tritt sowohl in gekühltem Zustand als auch bei Raumtemperatur schnell
ein, und aus diesem Grunde ist es bisher nicht möglich gewesen, Trypsin in Form
einer wäßrigen Lösung herzustellen und im Handel zu vertreiben. Derartige wäßrige
Lösungen bieten jedoch bestimmte Vorteile sowohl bei lokaler als auch bei parenteraler
Anwendung, und zwar dadurch, daß sie wesentlich wohlfeiler und viel einfacher zu
verabfolgen sind als die bisher gebräuchlichen kristallisierten, lyophil gemachten
oder in Form einer Ölsuspension vorliegenden Trypsinpräparate.
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Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren werden nun stabilisierte wäßrige
Trypsinlösungen erhalten, die sowohl billiger herzustellen als auch leichter anzuwenden
sind.
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In dem älteren Patent 1 121 769 ist ein Verfahren zur Herstellung
von stabilen wäßrigen Chymotrypsinlösungen geschützt, bei welchem zu der Chymotrypsinlösung
sulfhydryl- bzw. disulfidfreie Aminosäuren zugesetzt werden. Chymotrypsin und Trypsin
sind verschiedene Substanzen, Chymotrypsin ist eines der eiweißabbauenden Enzyme
der Bauchspeicheldrüse, das im Gegensatz zum Trypsin Labwirkung besitzt, und das
Pankreas-Ferment »Chymotrypsinogen« wird schon durch Spuren von Trypsin zu dem proteolytisch
sehr wirksamen Chymotrypsin aktiviert.
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Unter den Aminosäuren, welche gemäß der Lehre der vorliegenden Erfindung
verwendet werden können, seien genannt 1-Glutamin, Glutaminsäure, Glycin, 1-Arginin,
1-Alanin, 1-Leucin, d,1-Isoleucin, 1-Lysin, d,1-Methionin, d,1-Phenylalanin, 1-Prolin,
Hydroxy-1-prolin, d,l-Serin, d,1-Threonin und d,l-Valin. Die technisch günstigste
Aminosäure-Konzentration schwankt je nach der besonderen Art der verwendeten Aminosäure.
So hat z. B. die Anwendung von 1-Glutamin in einer Konzentration von etwa 1,0 bis
etwa 5,0 Gewichtsprozent zu sehr befriedigenden Ergebnissen geführt. Im Falle des
1-Leucins hat sich eine Konzentration von etwa 0,5 bis etwa 5,0 Gewichtsprozent
als in gleicher Weise wünschenswert erwiesen. Unter den Calciumsalzen, die bei den
vorliegenden stabilisierten wäßrigen Trypsinlösungen Anwendung finden können, sind
zu nennen Calciumacetat, Calciumcitrat, Calciumchlorid, Calciumglycerophosphat,
Calciumglucoheptanat, Calciumgluconat, Calciumlactat, Calciumlactobionat, Calciumlactophosphat,
Calciumsuccinat, Calciumpanthothenat und Calciumlävulinat. Um den Zwecken der vorliegenden
Erfindung zu genügen, versteht es sich von selbst, daß das verwendete Calciumsalz
wasserlöslich und nicht toxisch ist, es ist in der Trypsinlösung in Mengen von ungefähr
0,3 bis ungefähr 5 Gewichtsprozent enthalten.
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Bei der praktischen Durchführung der vorliegenden Erfindung wird vorzugsweise
ein im wesentlichen reines Trypsin als Ausgangsmaterial benutzt, d. h., ein kristallines
oder lyophil gemachtes Trypsin von einer über 95°/oigen Reinheit. Das Trypsin kann
wie in dem Werk von N o r t h r o p und anderen, »Crystalline Enzymes«, 2. Auflage,
1948, beschrieben, hergestellt werden. Die Konzentration des Trypsins in der wäßrigen
Lösung ist nicht besonders kritisch, doch liegt sie in den meisten Fällen für die
Zwecke der vorliegenden Erfindung innerhalb des Bereiches von 1 bis 10 mg
Trypsin je Kubikzentimeter Wasser.
Bevorzugte Ansätze enthalten
etwa 1 bis etwa 5 mg/ccm. Die Proteolytische Wirksamkeit des Trypsins kann nach
der Hämoglobin-Substrat-Methode bestimmt werden, und wenn sie in dieser Weise ermittelt
wird, dann liegt sie im Durchschnitt bei wenigstens 1000 Armour-Einheiten
(AU) pro Milligramm und kann bis zu 9000 Armour-Einheiten (AU) pro Milligramm betragen.
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Die nach dieser Methode ermittelte Standardwirksamkeit wird in »Armour-Einheiten«
(AU) ausgedrückt; hierbei handelt es sich um eine Modifikation der Methode von A
n s o n , die in »Journal of General Physiology«, Bd.22, S.79 (1938), beschrieben
ist. In Übereinstimmung mit dieser heute allgemein anerkannten Methode kann das
in den Lösungen der vorliegenden Erfindung verwendete Trypsin eine Wirksamkeit von
etwa 2500 AU/mg bis zu etwa 5000 AU/mg aufweisen, und die Ansätze können eine Konzentration
von etwa 5000 AU/ccm bis etwa 25 000 AU/ccm Wasser besitzen, wobei zu den bevorzugten
Konzentrationen diejenigen von etwa 5000 AU/ccm bis zu etwa 10 000 AU/ccm gehören.
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Bei der Herstellung der wäßrigen Trypsinlösung ist es wünschenswert,
pyrogenfreies destilliertes Wasser zu verwenden, da die fertigen Präparate für ihre
pharmazeutische Anwendung steril und von irgendwelchen toxischen Verunreinigungen
frei sein sollen. Um die technisch günstigsten Ergebnisse der vorliegenden Erfindung
zu erzielen, soll der pH-Wert der Lösung vorzugsweise auf der sauren Seite liegen.
Im allgemeinen ist ein pH-Wert von etwa 3,5 bis etwa 7,2 für parVteral anzuwendende
Präparate geeignet. Jedoch ist die Einstellung eines pH-Wertes im Bereich von etwa
4,0 bis etwa 6,5 besonders vorteilhaft, wobei die optimalen Ergebnisse bei einem
pH-Wert von etwa 5,5 erhalten werden. Um die notwendige pH-Einstellung zu bewerkstelligen,
können zahlreiche nicht toxische Säuren, wie Salzsäure, Essigsäure u. dgl., verwendet
werden. Wie gefunden wurde, ist Essigsäure besonders brauchbar, weil sie nicht nur
den pH-Wert auf die gewünschte Höhe einstellt, sondern auch zusätzliche Acetationen
liefert.
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Die bevorzugten stabilisierten wäßrigen Trypsinlösungen gemäß der
vorliegenden Erfindung können vorteilhaft mit einem Zusatzstoff; wie Polyäthylenglykol,
Glycerin oder Propylenglykol, versetzt werden. Am besten eignet sich für die Zwecke
der vorliegenden Erfindung Polyäthylenglykol, das im Handel unter der Typenbezeichnung
100 bis 800 erhältlich ist, wobei die Aufwärtsstufung bei der Nummernbezeichnung
einen niedrigeren Schmelzpunkt für das Produkt angibt. Die Konzentration des Zusatzstoffes
kann zwischen 15 und 45 Gewichtsprozent liegen. Der bevorzugte Bereich liegt bei
etwa 20 bis etwa 40 Gewichtsprozent pro Volumen der Lösung.
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Die Trypsinlösung kann auch ein Konservierungsmittel enthalten, z.
B. Natrium-äthyl-mercuri-thiosalicylat (»merthiolate«), p-Hydroxybenzoesäuremethylester
(»methylparaben«) oder p-Hydroxybenzoesäurepropylester (»propylparaben«). Die beiden
letztgenannten Konservierungsmittel können entweder allein oder in Kombination miteinander
verwendet werden. Die Anwendung eines derartigen Konservierungsmittels erfolgt nach
der bei der Herstellung von pharmazeutischen Präparaten üblichen Praxis und gehört
nicht zum Gegenstand der vorliegenden Erfindung. Die vorliegende Erfindung wird
durch die folgenden spezifischen Beispiele näher erläutert.
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Beispiel l Pharmazeutisch anwendbare Trypsinlösungen wurden aus reinem
Trypsin gemäß den folgenden Versuchsansätzen hergestellt: Ansatz 1 Trypsin . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 000 AU/ccm Polyäthylenglykol 200 .
. . . . . . . . . . 300/, 1-Glutamin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30/0
Calciumacetat .................. 10/0 Merthiolat ..................... 0,010/0 P.
F. destilliertes Wasser . . . . . . . . . q. s. pH ............................
5,5 Ansatz 2 Trypsin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .... 10 000
AU/ccm Glycin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5,001, Calciumacetat
.................. 1,00/0 Polyäthylenglykol 200 . . . . . . . . . . . 300/0 Merthiolat
..................... 0,010/0 Wasser......................... q. s.
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PH ............................ 5,5 Ansatz 3 Trypsin . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . 10 000 AU/ccm 0 Calciumacetat . . . . . . . .
. . . . . . . . . . 1,00/, Polyäthylenglykol 200 . . . . . . . . . . .
300/,
Merthiolat ..................... 0,010/0 Wasser.........................
q. s.
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PH ............................ 5,5 Ansatz 4 Trypsin . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . 10 000 AU/ccm 1-Glutamin . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . 3,00/, Calciumacetat .................. 1,00/0 Polyäthylenglykol
300 . . . . . . . . . . . 300/0 Merthiolat ..................... 0,010/0 Wasser.........................
q. s.
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pH ............................ 5,5 Ansatz 5 Trypsin ........................
10 000 AU/ccm 1-Glutamin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3,00/,
Calciumacetat
.................. 1,750/0 Polyäthylenglykol 200 . . . . . . . . . . .
300/,
Merthiolat ..................... 0,010/0 Wasser.........................
q. s.
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PH ........ . ................... 5,5 Ansatz 6 Trypsin . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 000 AU/ccm 1-Glutamin . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . 3,00/0
Calciumlävulinat . . . . .. . . . . .
. . . .. 1,750/0 Polyäthylenglykol 200 . . . . . . . . . . . 3001,
Merthiolat
..................... 0,010/0 Wasser......................... q. s.
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PH ............................ 5,5
Ansatz 7 Trypsin
........................ 20 000 AU/ccm 1-Glutamin . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . 3,00/, Calciumacetat .....:............ 1,00/0 Polyäthylenglykol 200
. . . . . . . . . . . 3010
Merthiolat ..................... 0,010%
Wasser......................... q. s.
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pH ............................ 5,5 Ansatz 8 Trypsin ........................
10 000 AU/ccm 1-Glutamin ..................... 3,00/0 Calciumacetat ..................
1,0°/a Polyäthylenglykol 200 . . . . . . . . . . . 300/,
Merthiolat .....................
0,0l0/0 Wasser......................... q. s.
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pH ............................ 5,2 Ansatz 9 Trypsin . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . .... 10 000 AU/ccm 1-Glutamin ... . . .
. . . . . . . . . . . . . . . 3,0-/, Calciumacetat .................. 1,00/0 Polyäthylenglykol
200 . . . . . . . . . . . 300/,
Merthiolat ..................... 0,010/0 Wasser.........................
q. s.
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PH ............................ 5,8 Nach der Herstellung der Lösungen
gemäß den vorstehend angegebenen Rezepten wurden die Lösungen steril filtriert und
aseptisch in Ampullen von 5 ccm Inhalt gefüllt, mit einem Stopfen verschlossen und
abgedichtet. Die Ampullen wurden dann einem Test auf Lagerbeständigkeit bei Zimmertemperatur
und bei 37°C unterworfen. Die Ergebnisse dieser Teste sind weiter unten zusammengestellt.
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Es wurden die folgenden Stabilitätsdaten ermittelt, alle Werte sind
in Armour-Einheiten pro Kubikzentimeter angegeben.
Anfangs- 37'C 37° C Zimmer- |
wirksamkeit 1 Woche 2 Wochen temperatur |
4 Wochen |
Ansatz 1 10850 8 130 6300 10100 |
Ansatz 2 10760 10160 9760 11000 |
Ansatz 3 10920 11220 10260 11490 |
Ansatz 4 11270 9040 7520 10425 |
Ansatz 5 11700 9440 7120 10260 |
Ansatz 6 11440 9300 7270 10425 |
Ansatz 7 22700 15500 13285 19300 |
Ansatz 8 11760 9 175 7450 10920 |
Ansatz 9 10020 9240 7770 11080 |
Beispiel Il |
Es wurden weitere Untersuchungen, wie im Bei- |
spiel I beschrieben, durchgeführt mit der Abweichung, |
daß die Trypsinlösungen gemäß den folgenden |
Rezepten hergestellt wurden: |
Ansatz 1 |
Trypsin ........................ 10 000 AU/ccm |
Merthiolat ............. ..... 0,0l0/0 |
Glutamin ...................... 3,00/0 |
Calciumacetat .................. 1,00/0 |
Polyäthylenglykol 200 15,00/, |
Wasser......................... q. s. |
pH ............................ 5,5 |
Ansatz 2 |
Trypsin ........................ 10 000 AU/ccm |
Merthiolat ..................... 0,010/0 |
Glutamin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3,00/, |
Caleiumacetat .................. 1,00% |
Polyäthylenglykol 200 . . . . . . . . . . . 45,00/, |
Wasser......................... q. s. |
PH ............................ 5,5 |
Die bei der Prüfung auf Lagerbeständigkeit bei Zimmertemperatur und 37°C innerhalb
eines Zeitraumes bis zu 6 Wochen ermittelten Ergebnisse sind unten zusammengestellt.
Alle Werte sind in Armour-Einheiten pro Kubikzentimeter angegeben.
Anfangs- 37°C 37°C 37°C Zimmer- Zimmer- Zimmer- Zimmer- Zimmer- |
wirksamkeit 1 Woche 2 Wochen 3 Wochen temperatur temperatur
temperatur temperatur temperatur |
1 Woche 2 Wochen 3 Wochen I 4 Wochen 6 Wochen |
Ansatz 1 10830 5600 3930 3840 11200 11460 11450
10500 10600 |
Ansatz 2 10 260 6570 4390 4770 11800 11 620 12 360 10
500 |
11000 |
Die vorstehenden Beispiele zeigen die Lagerbeständigkeit der erfindungsgemäß hergestellten
Trypsinlösungen. Im folgenden wird gezeigt, daß die Lagerbeständigkeit von Trypsinlösungen,
die Calciuminonen enthalten, durch Zugabe der Aminosäure verbessert wird. Es wurden
folgende Versuche durchgeführt: 1. Es wurde eine Standardlösung von Trypsin verwendet.
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2a bis 2c.
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Trypsinlösungen mit einer bekannten Menge von Calciumacetat wurden
verwendet. 3. Es wurde eine Trypsinlösung mit Caleiumacetat und Glycin versetzt.
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Alle Lösungen hatten einen pH-Wert von 5,5. Dabei ergaben sich folgende
Werte: 1. Trypsin - Kontrolle - Kein Calciumacetat hinzugefügt.
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5500 A U/ml = Armour-Einheiten, bei 32°C nach einer Woche: 175 Armour-Einheiten
pro Milliliter.
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2a. Calciumacetat 1,2%, 5500 A U/ml, bei 32°C nach einer Woche: 2410
Armour-Einheiten pro Milliliter.
2b. Calciumacetat 1.20/" 5500 AU/ml,
bei 32-C nach einer Woche: 2565 Armour-Einheiten pro Milliliter.
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2e. Calciumacetat 1,2°/a, 5500 AI/ml, bei 32'C nach einer Woche: 1926
Armour-Einheiten pro Milliliter; bei Zimmertemperatur nach einer Woche: 4160 Armour-Einheiten
pro Milliliter; im Kühlschrank nach einer Woche: 5785 Armour-Einheiten pro Milliliter;
Stabilität von Trypsin mit Calciumacetat (10/0) und Glycin bei pH 5,5.
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3.
11850 AU/ml, bei 32'C nach einer Woche: 7900 Armour-Einheiten
pro Milliliter; bei Zimmertemperatur nach 6 Monaten: 4650 Armour-Einheiten pro Milliliter;
im Kühlschrank nach 6 Monaten:
11830 Armour-Einheiten pro Milliliter; im
Kühlschrank nach 12 Monaten: 12 210 Armour-Einheiten pro Milliliter; im Kühlschrank
nach 18 Monaten: 10 900 Armour-Einheiten pro Milliliter; im KühIschrank nach 24
Monaten: 10 355 Armour-Einheiten pro Milliliter.
Diese Ergebnisse zeigen folgendes: |
Versuchslösung Gebliebenen |
Aktivität in /o |
1. Kontrolle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3,1% |
2a. Calciumacetat allein (1,2°/0) ..... 44,0°/o |
2b. Calciumacetat allein (I,2°%) ..... 47,0°/o |
2c. Calciumacetat allein (1,2°/0) ..... 35,0°/o |
3. Calciumacetat und Glycin . . . . . . . . 66,0-/, |