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Verfahren zur Verbesserung der magnetischen Eigenschaften von Eisen-Kobalt-Legierungen
Die Erfindung bezieht sich auf die Verbesserung der magnetischen Eigenschaften von
an sich bekannten weichmagnetischen Eisen-Kobalt-Legierungen. Es ist bereits bekannt,
daß die magnetischen Eigenschaften von Eisen-Kobalt-Legierungen verbessert werden
können, wenn man die Legierungen in möglichst großcer Reinheit unter Benutzung spezieller
Schmelzverfahren herstellt.
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Es lag nahe, die Reinheit der Eisen-Kobalt-Legierungen durch Anwendung
hoher Schlußglühtemperaten zu erhöhen, wie es z. B. bei Eisen-Silizium- und Eisen-Nickel-Legierungen
möglich ist. Ein derartiger Weg ist jedoch bei Eisen-Kobalt-Legierungen deswegen
nicht gangbar, weil bei diesen eine Phasenumwandlung von :der kubisch raumzentrierten
a-Phase in die kubisch flächenzentrierte y-Phase im Legierungsbereich von D bis
700% Kobalt bei Temperaturen zwischen 800 und 1000° C auftritt.
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Durch eine solche Schlußglühung, die im Hinblick auf eine intensive
Reinigungswirkung bei genügend hohen Temperaturen, d. h. bei Temperaturen über etwa
1000° C, erfolgen müßte, würden die magnetischen Werte, z. B. die Remanenz und die
Koerzitivfeldstärke, in starkem Maße verschlechtert werden, da bei diesen Temperaturen
die Schlußglühung bereits oberhalb der a-y-Umwandlung liegt. Die Temperatur der
Schlußglühung ist daher durch die Umwandlungstemperatur nach oben beschränkt, und
zwar auf etwa 900 bis 1000° C. Eine ausreichende Reinigung ist bei dieser Temperatur
aber nicht möglich. Man war deshalb bisher gezwungen, das Material von der Schmelze
her so rein wie möglich zu halten, d. h. reinste und damit teure Rohstoffe zu verwenden.
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Die Erfindung gibt nun einen Weg an, der zu Eisen-Kobalt-Legierungen
größerer Reinheit und damit zu Legierungen mit verbesserten magnetischen Eigenschaften
führt, ohne daß es notwendig wäre, reinste Rohstoffe als Ausgangsmaterial zu benutzen.
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Erfindungsgemäß wird das gewünschte Ziel durch folgende Maßnahmen
erreicht: Als Ausgangsmaterial werden die bisher bekannten Eisen-Kobalt-Legierungen
üblicher Reinheit verwendet, die aus 15 bis 55% Kobalt, 0 bis 311/o Vanadin und
Rest im wesentlichen Eisen bestehen. Nach dem Heißwalzen oder zwischen dem ersten
und zweiten Kaltwalzschritt oder zwischen späteren aufeinanderfolgenden Kaltwalzschritten
erfolgt eine Zwischenglühung im Temperaturbereich von 1000 bis 1400° C in trockenem
Wasserstoff mit einem Taupunkt von -30° C oder tiefer. Anschließend kann ein Nachtempern
im oberen Temperaturgebiet der ca-Phase, d. h. bei einer Temperatur von etwa 800°
C in trokkenem Wasserstoff, zur Erhöhung der Duktilität für eine Zeit von 2 Stunden
oder .länger vorgenommen werden. Die Legierungen werden dann auf eine Temperatur
von 800 bis 1000° C gebracht, bis ein vollständiger Temperaturausgleich erreicht
ist, und werden danach von dieser Temperatur mit oder ohne Anwendung von Schutzgas
abgeschreckt, darauf gebeizt und anschließend kaltverformt, vorzugsweise um 25 bis
50 %. Die Legierungen werden nun zu den gewünschten Gegenständen verarbeitet und
abschließend in bekannter Weise bei einer Temperatur von 800 bis 850° C während
einer Zeit von etwa 2 bis 10 Stunden geglüht, wobei die Schlußglühung und die Abkühlung
nach der Schlußgiühung mit oder ohne Magnetfeld erfolgen.
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Die Verbesserung der magnetischen Eigenschaften des Ausgangsmaterials
gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren tritt aber nicht nur ein, wenn von Eisen-Kobalt-Legierungen
üblicher Reinheit ausgegangen wird, sondern auch dann, wenn einAusgangsmaterial
größerer Reinheit benutzt wird.
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Bei dem Verfahren gemäß der Eründung wird für die Schlußglühung und
das Nachtempern ebenso wie für die Zwischenglühung eine Atmosphäre von trokkenem
Wasserstoff mit eineng Taupunkt von -30° C oder darunter verwendet.
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Um eine möglichst gute Ausnutzung der technischen Einrichtung zu erreichen,
.isst es zweckmäßig, die Legierungen vor Durchlaufverfahren aus dem Temperaturbereich
von '800 bis 1000° C, vorzugsweise von 850°C, abzuschrecken und danach im Durchlaufefen
zu beizen.
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Besonders günstige Eigenschaften werden in .den Eisen-Kobalt-Legierungen
erzielt, wenn die Abküh-
Jung nach der Schlußglühung, wie bereits
oben erwähnt, in einem Magnetfeld erfolgt.
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Das erfindungsgemäße Verfahren ist insbesondere wirksam für Bleche,
Bänder oder Drähte bis zu einer Dicke von etwa 1 mm.
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Es wird besonders betont, daß die Atmosphäre bei der erfindungsgemäßen
Zwischenglühung für den Reinigungseffekt eine wesentliche Bedeutung hat. Bisher
wurde eine Zwischenglühung von Eisen-Kobalt-Legierungen in Wasserstoff, insbesondere
bei hohen Temperaturen, vermieden, weil damit angeblich eine Wasserstoffversprödung
verbunden sein sollte. Wie sich überraschenderweise gezeigt hat, tritt entgegen
den bisherigen Annahmen bei einer Hochglühung in Wasserstoffatmosphäre keine merkbare
Wasserstoffversprödung auf, wohl aber wurde eine intensive Reinigung der Kobalt-Eisen-Legierungen
erreicht. Um eine Vorstellung von der durch die Hochglühung bei
1000 bis
1400° C erreichten Reinigungswirkung zu geben, werden in der nachstehenden Tabelle
1 die ermittelten Gasgehalte für die Legierung A (bestehend aus 48'% Kobalt, 1,75%
Vanadin, Rest Eisen mit üblichen Oxydations- und Verarbeitungszusätzen) und für
die Legierung B (bestehend aus 49,05% Kobalt, 1,97% Vanadin, Rest Eisen mit üblichen
Oxydations- und Verarbeitungszusätzen) vor und nach der Anwendung des erfindungsgemäßen
Verfahrens in Gewichtsprozent angegeben.
Tabelle I |
Legierung A Legierung B |
Gasgehalt vor der nach der vor der nach der |
von Hoch- Hoch- Hoch- Hoch- |
glühung glühurig glühurig glühurig |
°/o ofo °/o °/o |
N2 0,00388 0,00123 0,00382 0,00155 |
02 0,0085 0,00276 0,0076 0,00374 |
H2 0,00058 0,000156 0,00079 0,000332 |
Wie aus den Zahlenangaben der vorstehenden Tabelle hervorgeht, ist sowohl der prozentuale
Gehalt an Stickstoff als auch an Sauerstoff und an Wasserstoff in beiden untersuchten
Legierungen erheblich herabgesetzt worden, d. h., es ist eine deutliche Reinigung
der Legierung eingetreten, die sich ihrerseits in einer Verbesserung der magnetischen
Eigenschaften der Eisen-Kobalt-Legierungen auswirkt.
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Durch die folgenden Beispiele soll das erfindungsgemäße Verfahren
näher erläutert werden. Beispiel 1 Eine Legierung aus 49% Kobalt, 1,64% Vanadin
und Rest im wesentlichen Eisen, die wie üblich im Hochvakuum verschmolzen und in
bekannter Weise warm gewalzt worden war, wurde zweimal unter Einschaltung einer
Zwischenglühung kalt gewalzt auf eine Dicke von 0,2 mm. Die Zwischenglühung erfolgte
während einer Zeit von 5 Stunden bei 1300° C in trockenem Wasserstoff mit einem
Taupunkt von -40° C. Bei dieser Glühurig befand sich die Legierung im Gebiet der
y-Phase.
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Nach der Hochglühung erfolgte ein Nachtempern während 65 Stunden bei
800° C, d. h. eine Wärmebehandlung, die noch im Gebiet der a-Phase liegt. Anschließend
daran wurde die Legierung mit einer Abkühlgeschwindigkeit von etwa 500° C pro Stunde
bis auf eine Temperatur von 350° C abgekühlt. Als nächster Schritt erfolgte ein
Aufheizen der Legierung auf 840° C in Wasserstoff als Schutzgas, darauf ein Abschrecken
in Wasser. Nach einer Beinbehandlung wurde ein Teil der Legierung um 50%, d. h.
bis auf eine Dicke von 0,1 mm, und der andere Teil der Legierung um 75% d. h. bis
auf eine Dicke von 0,05 mm, kaltverformt. Die erhaltenen Bänder wurden zu Ringbandkernen
mit einem Außendurchmesser von 25 mm, einem Innendurchmesser von 20 mm und einer
Breite von 5 mm verarbeitet. Danach wurden die Ringbandkerne für 2 Stunden bei etwa
850° C in trockenem Wasserstoff mit einem Taupunkt von -60° C geglüht und im Magnetfeld
abgekühlt. An den so erhaltenen Kernen mit 0,1 mm Banddicke wurde eine Remanenz
von 21200 Gauß und eine Koerzitivfeldstärke von 0,132 Oersted und an den Kernen
mit 0,05 mm Banddicke eine Remanenz von 20100 Gauß und eine Koerzitivfeldstärke
von 0,183 Oersted gemessen.
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Beispiel 2 Eine Legierung aus 48% Kobalt, 1,75% Vanadin und Rest im
wesentlichen Eisen, die, wie im Beispiel 1, in üblicher Weise im Hochvakuum erschmolzen
und danach in bekannter Art warm gewalzt worden war, wurde zweimal unter Einschaltung
einer Zwischenglühung kalt gewalzt bis auf eine Dicke von 0,2 mm. Die Zwischenglühung
erfolgte während einer Zeit von 5 Stunden bei l300° C in trockenem Wasserstoff mit
einem Taupunkt von -40° C. Bei dieser Temperatur befand sich die Legierung im Gebiet
der y-Phase.
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Auch hier erfolgte ein Nachtempern während 65 Stunden bei 800° C,
d. h. im Gebiet der a-Phase. Anschließend daran wurde die Legierung mit einer Abkühlgeschwindigkeit
von etwa 500° C pro Stunde bis auf eine Temperatur von 350° C abgekühlt.
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Als nächster Schritt erfolgte ein Aufheizen der Legierung auf 840°
C in Wasserstoff als Schutzgas, darauf ein Abschrecken in Wasser. Nach einer Beinbehandlung
wurde ein Teil der Legierung um 50%, d. h. bis auf eine Dicke von 0,1 mm, und der
andere Teil der Legierung um 75%, d. h. bis auf eine Dicke von 0,05 mm, kaltverformt.
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Die erhaltenen Bänder wurden zu Ringbandkernen mit einem Außendurchmesser
von 25 mm, einem Innendurchmesser von 20 mm und einer Breite von 5 mm verarbeitet.
Danach wurden die Ringbandkerne für 2 Stunden bei 850° C in trockenem Wasserstoff
mit einem Taupunkt von -60° C geglüht und im Magnetfeld abgekühlt.
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An den so erhaltenen Kernen mit 0,1 mm Banddicke wurde eine Remanenz
von 21200 Gauß und eine Koerzitivfeldstärke von 0,126 Oersted gemessen und
an den Kernen mit 0,05 mm Banddicke eine Remanenz von 20 300 Gauß und eine Koerzitivfeldstärke
von 0,143 Oersted gemessen. Beispiel 3 Eine Legierung aus 49,05% Kobalt, 1,97% Vanadin
und Rest im wesentlichen Eisen, die, wie im Beispiel 1, in üblicher Weise im Hochvakuum
erschmolzen und danach in bekannter Weise warm gewalzt worden war, wurde zweimal
unter Einschaltung einer Zwischenglühung kalt gewalzt bis auf eine Dicke von 0,2
mm. Die Zwischenglühung erfolgte während einer Zeit von 5 Stunden bei 1300° C in
trockenem Wasserstoff mit einem Taupunkt von
-40° C. Bei dieser
Temperatur befand sich die Legierung im Gebiet der y-Phase.
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Als nächster Schritt erfolgte ein Aufheizen der Legierung auf 800°
C in Wasserstoff als Schutzgas, darauf ein Abschrecken in Wasser. Nach einer Beizbehandlung
wurde :ein Teil der Legierung um 5011e, d. h. bis auf eine Dicke von 0,1 mm, und
der andere Teil der Legierung um 75 %, d. h. bis auf eine Dicke von 0,05 mm, kalt
verformt.
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Die erhaltenen Bleche wurden zu Ringbandkernen mit einem Außendurchmesser
von 25 mm, einem Innendurchmesser von 20 mm und einer Breite von 5 mm verarbeitet.
Danach wurden die Ringbandkerne für 2 Stunden bei 800° C in trockenem Wasserstoff
mit einem Taupunkt von -60° C geglüht und im Magnetfeld abgekühlt. An den so erhaltenen
Kernen mit 0,1 mm Banddicke wurde eine Remanenz von 20000 Gauß und eine Koerzitivfeldstärke
von 0,23 Oersted gemessen, und an den Kernen mit 0,05 mm Banddicke eine Remanenz
von 20 200 Gauß und eine Koerzitivfeldstärke von 0,31 Oersted gemessen.
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Zur Übersicht der durch die einzelnen Verfahrensschritte erreichten
Werte für die Remanenz B, in Gauß und die Koerzitivfeldstärke H, in Oersted werden
die gemessenen Werte einiger nach dem erfindungsgemäßen Verfahren behandelter Magnetkerne
in nachfolgender Tabelle zusammengestellt.
Tabelle II |
Legierung a) Legierung b) Legierung c) |
Zustand der Legierung und (Banddicke) B I
H B H B H |
Gauß Oe Gauß I Oe Gauß I Oe |
Ausgangszustand nach optimaler Magnetfeldglühung
20900 0,24 20800 0,27 2.0000 0,80 |
(0,2 mm) ..................................... |
Hochglühung 5 Stunden 1300° C in H2 ohne Magnet- |
feld (0,2 mm) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . 13700 2,04 13200 3,04 12700 4,20 |
Naehglühung 65 Stunden 800° C in H2 ohne Magnet- |
feld (0,2 mm) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . 13900 1,76 14100 2,47 - - |
Optimale Magnetfeldglühung (0,2 mm) . . . . . . . . . . . .
18700 0,99 19000 1,0 18000 2,0 |
500/0 kaltverformt (0,1 mm) 2 Stunden 860° C in H2, |
optimale Abkühlung im Magnetfeld . . . . . . . . . . . . .
21200 0,132 21200 0,126 20000 0,23 |
75 0/0 kaltverformt (0,05 mm), optimale Magnetfeld- |
glühung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . 20100 0,183 20300 0,143 20200 0,31 |
Die in Tabelle II genannten Legierungen waren wie folgt zusammengesetzt: Legierung
a) 49 % Co; 1,64 % V, Rest im wesentlichen Eisen.
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Legierung b) 48 % Co; 1,75 % V, Rest im wesentlichen Eisen.
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Legierung c) 49,5% Co; 1,970% V, Rest im wesentlichen Eisen.
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Der Tabelle ist zu entnehmen, daß die Hochglühung ohne Magnetfeld
für sich allein genommen eine Verschlechterung der Remanenz und der Koerzitivfeldstärke
ergibt, daß durch diese Hochglühung jedoch im Zusammenwirken mit einer nachfolgenden
Kaltverformung von etwa 50% und einer Wärmebehandlung im Magnetfeld eine Verbesserung
der magnetischen Eigenschaften gegenüber dem Ausgangszustand :erzielt wird, und
zwar tritt eine Erhöhung der Remanenz und eine Herabsetzung der Koerzitivfeldstärke
ein.
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Die Meßwerte lassen auch erkennen, daß das Nachtempern von je 65 Stunden
bei 800° C in Wasserstoffatmosphäre keine wesentliche Verbesserung der magnetischen
Werte ergibt. In der praktischen Ausübung des erfindungsgemäßen Verfahrens hat dieser
Behandlungsschritt aber im Hinblick auf die Verbesserung der Duktilität Bedeutung.
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Die durch die Erfindung erzielte Erhöhung der Remanenz und die Herabsetzung
der Koerzitivfeldstärke sowie die Herabsetzung der Wattverluste bei 400 Hz werden
in den A b b. 1 bis 3 veranschaulicht.
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A b b. 1 zeigt die Abhängigkeit der Induktion von der Feldstärke einmal
vor dem erfindungsgemäßen Verfahren (Kurve a) und das andere Mal nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren (Kurve b). A b b. 2 veranschaulicht die Erhöhung der Permcabilität. Aufgetragen
ist die Permeabilität in Abhängigkeit von der Feldstärke. Kurve a gibt wiederum
die Werte vor der Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens und Kurve b diejenigen
nach dem erfindungsgemäßen Verfahren an. Schließlich sind in A b b. 3 die Wattverluste
bei einer Frequenz bei 400 Hz in Abhängigkeit von der Induktion dargestellt. Kurve
a zeigt die Werte vor der Behandlung gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren und Kurve
b nach einer solchen Behandlung.
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Die erfindungsgemäß hergestellten Kobalt-Eisen-Legierungen mit hohen
Induktionen, geringen Koerzitivfeldstärken und geringen Wattverlusten weisen auch
eine gute Rechteckigkeit der Hystereseschleife auf. Sie lassen sich in besonders
günstiger Weise als Relaiswerkstoffe in Form von Drähten und Bändern verwenden.
Die erfindungsgemäßen Legierungen sind aber auch für alle Teile magnetischer Kreise,
die eine besonders hohe Induktion führen müssen, mit Vorteil zu verwenden.