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Für Kolbenringe und analog benutzte Bauteile brauchbares Gußeisen
Die im heutigen Motorenbau vorkommenden Beanspruchungen der Kolbenringe verlangen
Werkstoffe von höherer Festigkeit, als sie mit normalen Graugußringen erreicht werden
können.
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Man ging daher auf Werkstoffe über, in denen der Graphit nicht als
Lamellengraphit (Typ A oder B) vorlag, sondern als kompakter Graphit, also in Form
von Temperkohle oder als Kugelgraphit.
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Diese Graphitausbildungsform ist mit einer Verminderung der Laufeigenschaften
der betreffenden Werkstoffe unter Gleitbeanspruchung verbunden.
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Setzt man den Werkstoffen jedoch Kupfer in solchen Mengen zu, daß
sich im Gefüge bei Raumtemperatur Kupfereinschlüsse von mäßiger Größe, jedoch in
verhältnismäßig großer Anzahl vorfinden, so übernehmen überraschenderweise diese
Kupfereinschlüsse zum Teil die Rolle des Graphits, d. h., sie verleihen dem Material
gute Laufeigenschaften.
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Die gewünschte Ausbildungsform der Kupfereinschlüsse wird erzielt,
wenn die Lösungsgrenze des betreffenden Gußeisens für Kupfer bei 1000° C erreicht
oder überschritten wird.
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Das Gußeisen gemäß der Erfindung, in dem 2,6 bis 3'% C, 1,4 bis 1,9-%
Si, 0,9 bis 1,211/o Mn, 3% P und Cu vorhanden sind, das nach Vergießen weiß und
nicht austenitisch ist, in dessen Gefügebild nach bekannter vergütender Wärmebehandlung
in perlitischer, sorbitischer oder bainitischer Grundmasse regelmäßig verteilte
Temperkohle erkennbar ist, kennzeichnet sich somit dadurch, daß noch 4,5 bis 6,5,1/o
Cu, 0,2 bis 0,661o V und Cr vorhanden sind, wobei der Cr-Anteil so eingeregelt ist,
daß Cr -I- V gleich 14 bis 33'% Cu ist, und im Gefügebild regelmäßig verteilte Cu-Einschlüsse
erkennbar sind. Zweckmäßig ist es, wenn dieses Gußeisen noch in an sich bekannter
Weise mit 0 bis 211/o Ni, 0 his 0,3% Al, 0 bis 0,2,1/o Ti, 0 bis 1;0,1/o Mo und/oder
0 bis 0,20'% Sn zur Beeinflussung der Ausbildung des Graphits und der Temperkohle
sowie der Bearbeitbarkeit bzw. des Korrosionswiderstandes legiert wird.
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Beispiele für die zweckmäßige Zusammensetzung von Gußeisen gemäß der
Erfindung sind der folgenden Tabelle zu entnehmen:
Analyse C si Mn P Cr Cu V Mo Ni Sn Ti |
Nr. |
1 3,10 1,80 1,10 0,20 0,70 5,50 0,40 - - - - |
2 2,80 1,50 1,10 0,20 0,50 5,00 0,40 - - - - |
3 2,60 1,40 1,00 0,15 0,80 4,50 0,35 - - - - |
4 3,30 1,90 0,90 0,28 0,50 5,00 0,20 - - - - |
5 3,10 1,80 0,90 0,30 0,70 4,50 0,30 - - - - |
6 3,00 1,90 1,00 0,15 0,50 5,00 0,35 0,60 0,0 0,10 - |
7 3,00 1,80 0,90 0,15 1 0,60 5,50 0,40 0;10 0,60 0,00 0,10 |
Aus diesen Schmelzen wurden nach entsprechender Wärmebehandlung
Kolbenringe für nachfolgende Anwendungsfälle hergestellt: 1. Einzelgußringe, 225/210
Durchmesser - 5 mm, als Verdichtungsringe in schnellaufenden Zweitakt-Dieselmotoren;
2. Einzelgußringe, 400/370 Durchmesser - 12 mm, für den Gebrauch in aufgeladenen
heißgekühlten Viertatkmotoren; 3. Ringtrommeln zum Abstechen von Ringen, 720/680
Durchmesser, zur Herstellung von Verdichtungsringen für große, langsam laufende,
hochaufgeladene Zweitakt-Schiffsdieselmotoren mit Schwerölbetrieb; 4. Einzelgußringe,
105/99 Durchmesser - 33 mm, zur Verwendung in schnellaufenden Zweitaktfahrzeug-Dieselmotoren;
5. Einzelgußringe, 228/210 Durchmesser - 10 mm, zur Herstellung von COlabstreifringen
in schnelllaufenden Dieselmotoren.
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6. und 7. Ringtrommeln zum Abstechen von Ringen, 1501130 Durchmesser,
zur Herstellung von Verdichtungs- und Ölringen für ZweitaktfahrzeugDieselmotoren.
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Die erfindungsgemäß zusammengesetzten und hergestellten Gußteile werden
zunächst in an sich bekannter Weise weichgeglüht, wobei der Zementit zerfällt und
sich Temperkohle ausscheidet, und dann entweder an Luft gehärtet, normalisiert oder
über Martensit vergütet oder schließlich besser noch zwischenstufen- (bainit-) vergütet.
Die besten Ergebnisse sind bei Ringhärten von 270 bis 350 HB zu erzielen, doch sind
die Eigenschaften der Werkstoffe auch bei darunter (bis herab zu HB = 190) und darüber
(bis hinauf zu HB = 450) liegenden Härten hervorragend günstig. Die jeweils günstigste
Härte richtet sich natürlich auch nach dem im Einzelfall verwendeten Zylinderwerkstoff.
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Die Ringe liegen hoch im Elastizitätsmodul, der sich übrigens durch
den Anteil und die Ausbildungsart des als Fadengraphit ausgeschiedenen C-Anteils
regulieren läßt. Die Biegefestigkeit und die Wechsel-Biegefestigkeit liegen außerordentlich
hoch, die Biegestreckgrenze je nach Höhe der Vergütung bei bis zu 80% der Biegefestigkeit.
Ebenso liegt die Kriechgrenze innerhalb des für Kolbenringe in Frage -kommenden
Temperaturbereiches ungewöhnlich hoch. Der Spannungsabfall war bei allen erfindungsgemäß
hergestellten Ringen nach einer Erprobung bei 330°C wäTrend 6 Stunden gleich Null.
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Diese Eigenschaften verbinden sich mit einer außerordentlich geringen
Freßneigung gegenüber allen früher erwähnten Zylinderwerkstoffen, mit sehr günstigen
Laufeigenschaften und mit einem sehr hohen Verschleißwiderstand, so daß die Laufflächenbelastung
auf ungewöhnlich hohe Werte gesteigert werden kann. Gleichzeitig liegt der Korrosionswiderstand
bemerkenswert günstig.