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Verfahren zum Herstellen von Zeichen auf nicht weichgemachten bzw.
höchstens 5 1/o Weichmacher und gegebenenfalls Pigmente enthaltenden
Folien aus Polyvinylehlorid oder Vinylchlorid-Mischpolymerisaten durch Prägen Die
Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Anbringung von farblich kontrastierenden
Buchstaben, Zeichen oder bildlichen Buchstaben, Zeichen oder bildlichen Darstellungen
- im folgenden Zeichen genannt - aus Kunststoffolien aus Polyvinylchlorid
oder Vinylchloridmischpolymerisation durch Prägen.
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Es ist bekannt, Zeichen auf Kunststoffolien durch Prägen aufzubringen.
Solche nach bekannten Verfahren aufgeprägten Zeichen heben sich jedoch nur durch
die Schattenwirkung ihrer erhabenen Struktur hervor und lassen deswegen weitgehend
eine optische Wirkung vermissen.
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Es ist daher das Ziel der Erfindung, ein Verfahren zum Herstellen
von Zeichen auf nicht weichgemachten bzw. höchstens 511/a Weichinacher und gegebenenfalls
Pigmente enthaltenden Folien aus Polyvinylchlorid oder Vinylchlorid-Mischpolymerisaten
durch Prägen zu schaffen, das Zeichen ergibt, die sich nicht nur, wie bekannt, durch
ihre Schattenwirkung, sondern auch durch ihren farblichen Kontrast von der Unterlage
abheben. Dieses Ziel wird dadurch erreicht, daß erfindungsgemäß die Folie an den
Prägestellen mindestens bis zur vorzugsweise über die Streckgrenze hinaus bis zum
Eintritt eines Farbwechsels bleibend verformt wird. Auf diese Welse können Kunststoffgegenstände,
wie Etiketten, Scluilder, Platten usw., mit farblich kontrastierenden erhabenen
Zeichen rasch und einfach ohne komplizierte oder teure Ausrüstung hergestellt werden.
Die erhaltenen Zeichen sind entweder von weißer Farbe oder heben sich sonstwie farblich
stark vom Untergrund ab.
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Ausgangsmaterial zur Durchführung der Erfindung ist ein Kunststoffmaterial
in Folien- oder Badform, das einen gleichmäßigen Farbwert aufweist.
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In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung dargestellt.
Es zeigt F i g. 1 eine schaubildliche Ansicht einer Folie aus thermoplastischem
Harz auf Polyvinylchloridbasis vor dem Aufprägen, Fig. 2 einen Querschnitt durch
die Kunststoffolie beim Prägen mittels eines ineinanderpassenden Satzes von Prägeformen,
F i g. 3 eine perspektivische Ansicht der Folie nach erfolgter Aufprägung,
F i g. 4 einen Querschnitt durch die Folie entlang der Schnittebene 4-4 gemäß
F i g. 3.
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Die Erfindung beruht auf der Entdeckung, daß gewisse starre Kunststoffmaterialien
an Stellen, an denen sie einem Kaltfluß, d. h. einer viskoelastischen Deformation,
unterworfen werden, einen stark kontrastierenden und undu#rchsichtigen Farbton annehmen.
Es gilyt eine Vielzahl von Mitteln, um eine solche Deformation zu bewirken, wodurch
die verschiedenartigsten dekorativen Gegenstände und Gebrauchsgegenstände hergestellt
werden können. Durch die Anwendung ineinanderpassender Prägeformen oder die Ausübung
eines sonstigen Deformationsdruckes auf die auf einer zurückspringenden Unterlage
liegende Kunststoffolie las-sen sich eThabene Zeichen von scharf kontrastierenden
Farbwerten darauf herstellen. Andere Kaltvexformungsverfahren, die einen ähnlichen
Kaltfluß bewirken, zeftigen ähnliche Ergebnisse.
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Die Vorgänge, durch welche eine solche Undurchsichtigkeit erzielt
oder ein solcher Farbwechsel herbeigeführt werden, lassen sich nicht bis ins einzelne
verklären; doch wird, angenommen, daß die Wirkung allgemein auf die verschiedenartigen
physikalischen Veränderungen in der Feinstruktur des erfindungsgemäß hergestellten
Materials zurückgeführt werden kann- Diese strukturellen Änderungen können mehr
oder
weniger die micellare oder laminare Orientierung oder Verlagerungen oder Verzerrungen
betreffen, die insbesondere durch den Kaltfluß hervorgerufen werden und starke innere
Spannungen verschiedenen Grades in dem bearbciteten Material hervorrufen. Zur Herstellung
von Etiketten, Schildern und Verpackungsmaterialien, die einen bevorzugten Anwendungsbereich
der Erfindung darstellen, werden die Kunststoffolien mit einer Stärke von nur wenigen
10 Mikron bis 0,76 bis 1,02 mm oder darüber verwendet. Materialien
mit einer Stärke innerhalb der Größenordnung von 0,076 bis 0,508 mm
eignen sich besonders gut für die Herstellung von Etiketten, Erkennungsmarken u.
dgl.
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Als zur Durchführung der Erfindung geeignet erwiesen sich aus nicht
weichgemachtem Polyvinylchlorid oder Mischpolymerisaten aus Vinylchlorid und Vinylacetat
hergestellte Folien, die in ihren Eigenschaften den handelsüblichen »starren« Kunststoffolien
entsprechen. Im Rahmen der vorliegenden Beschreibung soll die Bezeichnung »starr«
ein Material bezeichnen, dessen Streckgrenze bei einem niedrigen Längungsgrad beginnt
und dessen weitere Längung über diesen Punkt hinaus ein viskoelastisches Dehnen
mit sich bringt, das allgemein als »Kaltfließen« bezeichnet wird. Der Farbwechselbereich
beginnt hier schon nahe der Streck- (Dehn-) Grenze und erstreckt sich bis zu dem
Punkt, an dem die Folie reißt. Für das Verfahren geeignete Stoffe werden durch Polymerisation
in Suspension oder Emulsion hergestellt, wobei farblose, transparente Teilchen oder
Agglomerate von Teilchen gebildet werden, deren Größe 0,2 bis 2,OMikron beträgt.
Neues Material mit größeren Teilchen oder zurückgeführte oder zurückgewonnene Materialien
erwiesen sich von ähnlicher Feinheit und lassen sich in ähnlicher Weise verarbeiten.
Starre Kunststoffolien, die sich für das erfindungsgemäße Verfahren eignen, werden
üblicherweise aus einem solchen körnigen Kunststoffrohmaterial durch Einarbeiten
von einem oder mehreren Stabilisatoren, Pigmenten, Farbstoffen, Weichmachern und
Schmierstoffen und Ausformen dieser Mischung auf dem Kalander, auf Plan- oder Ziehpressen
bei Temperaturen zwischen 121 und 1771 C hergestellt. Auffallenderweise führen
regenerierte Materialien für gewöhnlich zu besseren Eigenschaften, vielleicht, weil
diese Materialien im allgemeinen in höherem Maße gelartige Anteile enthalten, die
durch eine vorhergegangene Verarbeitung und Alterung entstanden sind. Bei jedem
dieser Verfahren wird das Material nach dem Ausformen zur Folie und der gegebenenfalls
erforderlichen Wärmebehandlung, wie später beschrieben, abgekühlt, bis der endgültige
starre Zustand erreicht ist.
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Für eine starre Kunststoffolie, die entweder aus einer gemischten
oder einer ungemischten Rohmasse aus,geformt wurde, läßt sich erwarten, daß sie
von zusammengesetzter Natur ist und aus zähen oder unzerteilten, körrnchenähnlichen,
plastischen Regionen gleichartiger Einheitlichkeit besteht, die an Regionen unterschiedlicher
Zähigkeit grenzen bzw. mit diesen verbunden sind. Diese plastischen, einheitlichen
Regionen können etwa die gelartigen Anteile des Polymeren sein, unzertzilte plastische
Teilchen, flachgedrückte oder zerbrochene Polymerenteilchen, sowohl micellare als
auch laminare Kontaktflächen. In ungemischten plastischen Massen, z. B. mit innerer
Weichmachung, dienen wohl die niedriger polymeren Anteile als Bindemittel, das die
kompakten., orientierten und verzerrten dichteren Regionen zu einem komplexen Festkörper
vereinigt. Die Schmiermittel, Stabilisatoren, Pigmente, Weichmacher usw. der gemischten
Rohmassen sind in ähnlicher Weise verteilt und entsprechend ihrer Verträglichkeit
und Dispergierbarkeit mit den verschiedenen Regionen des komplexen Feststoffes verbunden.
bei guter Verträglichkeit werden allgemein die weicheren Regionen bevorzugt; bei
schlechter Verträglichkeit verteilen sie sich zwischen den verschiedenen Regionen.
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Wie oben beschrieben. erhält man ein zur Folie ausgeformtes komplexes
Material, das nach einer Wärmebehandlung von einheitlicher Farbe ist, die im folgenden
als Grundfarbton bezeichnet wird. Es kann auch das gemischte Material auf Kalandern
zur Folie ausgeforint werden, die im unteren Bereich der vorerwähnten Verarbeitungstemperaturen
arbeiten- (beispielsweise 121 bis 149' C), wobei je nach der Zusammensetzung
und besonders beim raschen Ab-
kühlen starke Spannungen in der so gewonnenen
Folie verbleiben. In diesem nicht wärmebehandelten Zustand können Farbwechsel beobachtet
werden. Jedoch trägt eine tiefere Temperatur bei der Ausformung der Folien zu der
gewünschten Feinstruktur bei. Sollte ein solches kalt ausgeformtes Material als
Folge der niedrigen Verarbeitungstemperatur nicht den üblichen Grundfarbton besitzen,
so wird das Material einer Wärrnebehandlung unterworfen, indem die Temperatur für
kurze Zeit beispielsweise in einer Planpresse auf 93 bis 163' C erhöht
wird, bis der übliche Farbton erreicht ist, worauf man langsam abkühlen läßt. Dem
Aussehen nach scheint dann die wärinebehandelte Folie im wesentlichen homogen und
von einheitlicher und gleichförrniger Struktur zu sein; wird sie jedoch geknickt
oder in anderer Weise über die kritische Streckgrenze hinaus deformiert, so nehmen
die hier beschriebenen Materialien eine weiße Farbe an oder erfahren eine andersartige
Änderung in ihrer Lichtdurchlässigkeit oder ihrem Reflexionsvermögen. Elektronenmikroskopische
Aufnahmen dieses Zustandes zeigen, daß der komplexen Struktur die bindende Region
fehlt, wodurch unregelmäßige Teilchenoberflächen freigelegt sind, die dann als lichtzerstreuende
oder -beugende Flächen wirken.
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Während normale, ungemischte Polymere wie oben angegeben hergestellt
werden können, um ein geeignetes Produkt zu erhalten, wird es im allgemeinen bevorzugt,
Stabilisatoren, Schmierstoffe, Weichmacher und Farbstoffe beizumischen, um den Farbwechsel
zu steigern, dekorative Wirkungen hervorzurufen und die Verarbeitbarkeit zu erleichtern,
ferner um die Streckgrenze auf eine solche Höhe zu bringen, bei der eine übliche
Prägeeinrichtung die erforderliche Deformation durch Kaltfluß bewirken kann. Dabei
werden im Gegensatz zu der üblichen Arbeitsweise, die auf ein Höchstmaß an Homogenität
abzielt, solche Mischungsvorschriften und Verfahrensweisen angewandt, die zur Ausbildung
einer komplexen Struktur führen.
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Zur Zusammenstellung der Mischung können durchsichtige oder auch mit
einem löslichen Farbstoff bei der Herstellung oder beim Mischen angefärbte Kunststoffe
der beschriebenen Art verwendet werden. Der Grundfarbton kann auch durch Anfärben
mit roten, blauen, gelben, hellen, durchscheinenden usw. Pigmenten ohne große Deckkraft
festgelegt
werden. Die Brechungszahl dieser Pigmente sollte nur
wenig über der des Kunststoffes (1,5 bis 1,6) und noch unter 2,0,
also wesentlich unter der Brechungszahl von stark deckenden Materialien, wie z.
B. Titandioxyd, liegen. Ein ausgezeichnetes Material ist Tonerde,hydrat in der gebräuchlichen
Handelsform. Ebenso läßt sich Chromoxydhydrat verwenden. Die vorbeschriebenen
' bevorzugt verwendeten Materialien ergeben mit klarem Kunststoff schillernde,
durchsichtige Folien und mit gefärbtem Kunststoff farbige Folien. Diese Materialien
können auch mindestens teilweise in Form der im Handel erlältlichen. Farblackpigmente
mit sauren Farbstoffen verwendet werden. Andere Pigmente, die ganz oder teilweise
verwendet werden können, umfassen gemahlenen Talk oder Steatit, Schlämmkreide, Kieselgur,
Bentonit, Porzellanerde, weißen Ton und ähnliche Materialien von großer Teilchenfeinheit.
Normalerweise belaufen sich die verwendeten Mengen an Pigment von kleinen Anteilen,
d. h. -etwa 104, bis zu einer oberen Grenze, bei welcher das Material
in dünnen Schichten nicht mehr transparent oder durchscheinend ist. Im allgemeinen
haben sich Anteile zwischen 2 und 10 1/o als befriedigend erwiesen. Gewisse
Materialien lassen sich in Mengen von mehr als 10 '/ü, des Harzes anwenden.
Anscheinend ist es wichtig, daß das wärmebehandelte, Material mindestens in dünnen
Schichten durchscheinend ist, so daß das auffallende Licht genügend weit eindringen
kann, um den Grundfarbton hervortreten zu lassen und einen guten Kontrast herbeizuführen.
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Schmierstoffe, wie Stearinsäure und andere Materialien, werden in
Mengen von einigen Promille bis zu mehreren Prozenten verwendet, und dasselbe gilt
von Stabilisatoren, wie gemischten Barium-Cadmium-F,e,ttsäurese-ife,n, Blei(11)-phosphit,
Blei(11)-stearat u. dgl., wie allgemein üblich. Doch lassen sich die Stabilisatoren,
die zugleich Schmiereigenschaften aufweisen, wie auch die eigentlichen Schmierstoffe
in etwas größeren Mengen als üblich verwenden, wodurch die Erzielung der gewünschten
Struktur begünstigt wird. Wenigstens im Falle des unpigmentierten Polyvinylchlorid-Kunststoffmaterials,
das vorher schon einmal zu Folien ausgeformt worden war, läßt sich ein in höchstem
Maß zufriedenstellendes Produkt durch Ausmahlen auf eine entsprechende Teilchenfeinheit
und Zusatz von etwa 1 bis 5 % eines leicht unverträglichen polymeren
(z. B. aliphatischen) oder spröden, harzartigen Weichmachers (Cumaron-und Inden-Harz)
und nachfolgendes Ausformen zu
Folien in der üblichen Weise erzielen. Obwohl
diese Weichmacher bei den Verarbeitungstemperaturen flüssig oder halbflüssig sind,
verhalten sie sich doch bei Raumtemperatur wie, Feststoffe und wirken daher in derselben
Art wie die genannten Pigmente. Es werden solche Weichtnacher gewählt, die bei Raumtemperatur
auf die Kunststoffteilchen von nur geringer weichmachender Wirkung sind.
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Während dies, Mischens und des Ausformens zur Folie werden die genannten
Pigmente" Schmierstoffe, Stabilisierungsmittel und/oder unverträglichen Weichmacher
mehr oder weniger gleichmäßig in die Zwischenräume zwischen den Kunststoffteilchen
oder den sonstigen Struktureinheiten des Kunststoffes verteilt. Die Orientierung
und Verteilung in der komplexen Struktur der Folie gelingt am besten durch Kalandem
oder Ziehpressen, wird aber auch durch Planpressen der Folien noch in brauchbarem
Maß erreicht. Der gleichmäßig rein transparente oder durchscheinende Farbton der
wärmebehandelten Folie zeigt an, daß im wesentlichen keine Unregelmäßigkeiten in
der Struktur oder im Lichtbrechungsvermögen vorhanden sind oder daß Unregelmäßigkeiten
in der Lizhtbrechung in der wärmebehandelten Folie in bezug auf die vorliegenden
Zwecke nur in nicht zu beanstandendem Umfang vorliegen. Die Folie wird in Karten,
Bogen oder Bänder zerteilt, um sie der Prägung in der entsprechenden Vorrichtung
zuführen zu können.
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Wie aus der Zeichnung ersichtlich, läßt sich das Kaltfluß-Prägeverfahren
auf einfache- Weise durchführen, indem die Folie 6 in den Formen
7 und 8
mit ineinanderpassenden Prägeflächen 11 und 12kalt bearbeitet
wird, um auf ihr erhabene Zeichen anzubringen, wie diew in den F i g. 3 und
4 mit 13 bezeichnet sind. Im allgemeinen haben sich Temperaturen unterhalb
von etwa 40' C als befriedigend erwiesen. Die Handprägemaschinen, die zur
Zeit zur Prägung weicher Metallbänder verwendet werden, sind auch für diesen Zweck
geeignet, es können aber ebensogut mit großer Geschwindigkeit arbeitende Prägepressen
verwendet werden. Das einzige kritische Problem beim Prägen ist, daß das Kunststoffmaterial
über seine Elastizitätsgrenze oder seine Streckgrenze hinaus gedehnt wird, so daß
sich eine dauernde Verformung durch Kaltfließen des Materials in den geprägten,
das heißt erhabenen Bereichen ergibt. Für die Herstellung von großen geprägten Plaketten,
Tafeln usw. lassen sich mechanische Pressen, die eine negative Form und ein.- entsprechende
Unterlage aufweisen, sowie andere Kaltprägevorrichtungen verwenden.
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Es ist wesentlich, daß an den durch Prägen gebildeten erhabenen Stellen
das Kunststoffmaterial über seine Streckgrenze hinaus beansprucht wird und m#it
einer beträchtlichen Dehnung kaltgezogen wird, die als Dauerverformung erhalten
bleibt. überdies werden gewisse Flächenstücke unter hohem Druck gepreßt und andere
Bereiche stark geknickt, was zu inneren Spannungen führt. In diesen erhabenen Flächenstücken
tritt dann eine Farbänderung auf, so daß diese Teile sich vom Grundfarbton gut abheben.
Ist das Material der Grundschicht: beispielsweise schillernd, durchsichtig oder
transparent oder durchscheinend gefärbt, so wird es an den erhabenen Stellen ganz
weiß und undurchsichtig. In anderen Fällen nehmen die geprägten Stellen stark kontrastierende,
undurchsichtige Pastelltöne oder eine ganz andere Farbe an. Bei den Farblackpigalenten
lassen sich durch die nachstehend beschriebene Technik viel dunklere oder hellere
Schattierungen erzielen.
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Die beschriebenen Farbänderungen können auf verschiedenartige, in
der mikroskopischen Struktur des starren Kunststoffes hervorgerufene, Veränderungen
zurückgeführt werden. In einer wärmebehandelten starren Folie sind offensichtlich
keine scharfen optischen Ungleichmäßigkeiten, d. h. lichtzerstreuende, Undurchsichtigkeit
oder Reflexion des Lichts verursachende Strukturen vorhanden, und die den Farbton
der erhabenen Flächenstücke verursachenden Lichtabsorptions- undReflexionseigenschaften
fehlen. Bei dem durch das Prägen verursachten Kaltfließen und unter dem Einfluß
der dabei auftretenden Spannung können verschiedene Zonen der komplexen Struktur
entlang bestimmter Ebenen aufeinander
abgleitem die bei der vorhergehenden
Behandlung durch Zerreißungen in mikroskopischen Bereichen erzeugt wurden, so daß
sich in den getrennten Ber--ichen scharfe Unterschiede im Brechungsexponenten,
d. h. lichtzerstreuende Strukturen ausbilden, die eine Brechung oder Beugung
des Lichts bewirken. überdies sind die Zwischenräume bzw. die Oberflächen der Kunststoffteilchen
oder -micellen mit einer Mischung der eingearbeiteten Pigmente, Weichmacher, Schmiermittel
usw. ausgefüllt bzw. bedeckt, wodurch diese Teilchen eine rauhe Oberfläche bekommen
und daher nicht mehr in optischem Kontakt mit den Oberflächen des übrigen Kunststoffmaterials
stehen, so daß sie infolge der durch die Spannungen verursachten größeren Unterschiede
im Brechungsindex in der Lage sind, das Licht wirksamer zu zerstreuen und zu reflektieren.
Liegt ein farbiges Pigment vor, so wird farbiges Licht reflektiert. Im Endeffekt
bewirken solche strukturellen Änderungen daher Undurchsichtigkeit, eine
Ab-
schwächung der Farbe, und zwar dadurch, daß der Durchtritt des Lichts
durch das farbige Material vermindert oder praktisch ganz unterbunden wird oder
eine Vertiefung, Änderung oder Aufhellung des Grundfarbtones eintritt. Sowohl die
Teilchen als auch die, Moleküle sind möglicherweise orientiert, da Untersuchungen
im polarisierten Licht zeigen, daß unter der Wirkung der erwähnten Spannungen verschiedene
für Polarisation und innere Spannungen typische Bilder undVeränderungen auftreten.
Es muß darauf hingewiesen werden, daß ein solcher Effekt bei den gebräuchlichen
Verfahren im allgemeinen dadurch absichtlich vermieden wird, daß man die Arbeitstemperatuxen
zwischen etwa 50 und 60' C
hält.
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Merkwürdigerweise führt das Erwärmen der ge-
prägten Zonen auf
eine etwas über derjenigen liegenden Temperatur, bei der das Material eine gummiähnliche
Beschaffenheit annimmt, zu einer mit einem Rückgang der Spannungen verbundenen »Vergütung«
des Materials, wobei die erhabene Zone den ursprünglichen Grundfarbton wieder zurückgewinnt.
Mit Hilfe einfacher Versuche läßt sich die Eignung der starren Folie erproben. Wird
das Material mit Sch--ren geschnitten, so werden die Kanten meist undurchsichtig
oder nehmen eine abweichende Farbe an. Wird ein dünner Teil zerrissen, so ergibt
sich in den gestreckten und gerissenen Bereichen der gleiche Farbwechsel. Die richtigeWärmebehandlung
gibt sich durch die Rückkehs der normalen Grundfarbe zu erkennen.
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Ein bevorzugtes Material ist eine Kunststoffolie aus einem Mischpolymerisat
von Vinylchlorid und Vinylacetat, in das ein Farbpigrnent und Tonerdehydrat, das
als Füllstoff dient, eingearbeitet sind, mit einer Dicke von ungefähr
0,25 mm; diese wird im Handel als starr zum Unterschied von flexibel bezeichnet.
Dieses Material besteht im wesentlichen aus Harz oder Harzrrtischungen, die bei
höheren Temperaturen auf einem Kalander zu Folien geformt und als kalandrierte starre
Folien erhältlich sind; es steht auch in Form von plangepreßten starren Folien zur
Verfügung, wie sie durch Pressen in einer Mehrfachplattenpresse als Fertigfolien
mit glänzender oder matter Oberfläche erhalten werden.
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Als Harz können Polyvinylchlorid allein oder Vinylehlorid-vinylacetat-Mischpolymerisate,
etwa ein Mischpolymerisat aus ungefähr 88% Vinylchlorid und 12% Vinylacetat, verwendet
werden. In dieses Mischpolymerisat sind geringe Mengen von Stabilisierungsmitteln,
Schmierrnitteln, Farbpigmenten und verstärkenden Fünstoffen, von welchen oben Tonerdehydrat
genannt wurde, eingearbeitet. Das Pigment und das Tonerdehydrat sollen in einer
Menge bis zu 5% in der Mischung enthalten sein. Bei der hier angewandten Mischung
ist die Streckgrenze ungefähr 4,9 kg7mm2.
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Nicht weichgemachtes, ungefülltes (nicht pigmentiertes), starres Polyvinylchlorid-Rohband,
das eine geringe Menge Schmiermittel und Stabilisator enthält, ist für gewöhnlich
von schillernder, blauweißer, halbdurchsichtiger Farbe. Beim Prägen in der beschriebenen
Weise nehmen die erhabenen Flächenstücke eine weiße Farbe an. Ähnliches Material
aus Rückständen, z. B. Abfallstücke, die nach Zerkleinerung zu feineren Teilchen
mit 2 bis 3 % Weichmacher verarbeitet und auf dem Kalander zu Folien geformt
wurden, ist besonders gut geeignet. Die ursprüngliche Farbe ist bei Verwendung eines
hellen, harzartigen Weichmachers durchscheinend schillernd blauweiß, sie verändert
sich beim Prägen nach vollständig undurchsichtig weiß. Beispiel Eine geeignete starre
Polyvinylchloridfolie ist nach dem folgenden Rezept zusammengesetzt: Nicht weichgemachtes,
klares Polyvinylehlorid ............. 100,0 Teile Stabilisator auf der Basis
einer zinnorganischen Verbindung . . 0,5 Teile Barium-Cadmium-Fettsäureseife
0,5 Teile Tonerdehydrat ................ 2,0 Teile Die angegebenen
Bestandteile werden vorgemischt und dann in einer Banbury-Mühle bei einer Temperatur
von 149' C gemischt, bis eine halbgeschmolzene Masse entstanden ist. Mit
der warmgehaltenen Mischung wird ein Vierwalzen-Kalander beschickt, in dem sie bei
134 bis 149' C zu Folien der gewünschten Dicke verarbeitet wird. Die Folie
wird dann im Durchlauf, z. B. durch eine Drei- oder Neunwalzen-Kühleinrichtung,
abgekühlt und zurechtgeschnitten. Das geschnittene Material wird erforderlichenfalls
zur Erzielung des gewöhnlichen Grundfarbtones, d. h. einer halbdurchsichtigen
oder durchscheinenden hellen oder weißlichen Farbe, einer Wärmeb2handlung bei über
93' C unterzogen. Eine ähnliche Arbeitsweise wird auch angewandt, wenn die
Mischung weitere Zusätze, enthielt.
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Ein ausgeprägter Aufhelleffekt wird unter anderem bei roten, braunen,
grünen und blauen Kunststofffarben erzielt. Gelb, Orange und Grau scheinen weniger
geeignet, möglicherweise, weil sie weniger Kontrast bieten.
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Dem Kunststoffachmann ist selbstverständlich, daß sich im Sinne der
oben angestellten Überlegungen bezüglich der Zusammensetzung der Kunststoffmischungen
eine Vielzahl von starren, folienartigen Kunststoffprodukten angeben läßt, die sich
für das eTfindungsgemäße Verfahren eignen.