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Verfahren zum Verhindern von Gleitbeschädigungen an Glasscheiben-Oberflächen
In den letzten Jahren hat man Glasscheiben mit immer stärkeren Krümmungen hergestellt,
um der Nachfrage der Kraftwagenindustrie nach gebogenen Windschutzscheiben und Rückfenstern
zu entsprechen. Insbesondere hat die Entwicklung von Rundsicht-Windschutzscheiben,
für die flache Glasscheiben in solche verwickelte Krümmungen gebogen werden müssen,
bei denen ein verhältnismäßig schwach gebogener Mittelabschnitt in der Längsrichtung
in Abschnitte mit sehr starken Krümmungen übergeht, die dann wieder in verhältnismäßig
flachen Endstücken enden, die Glasbiegetechnik vor schwierige Aufgaben gestellt.
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Um solche Biegungen zu erzeugen, hat man mehrteilige gitterartige
Glasbiegeformen entwickelt. Diese Formen bestehen aus einer Anzahl von Abschnitten,
die einerseits zum Auflegen der flachen Glasscheiben in eine äußere offene Stellung
und andererseits in eine geschlossene Stellung gegeneinander drehbar sind, um eine
nahezu lückenlose Auflagefläche zu ergeben, die im Um- und Aufriß der Gestalt der
gebogenen Glasscheibe entspricht.
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Da die Verwickeltheit und die Stärke der Krümmungen immer größer geworden
sind, hat man versucht, dieser Tatsache dadurch Rechnung zu tragen, daß man noch
weitere Abschnitte vorsah, damit sich die Form in genügender Länge öffnen kann,
um das richtige Auflegen der flachen Glassscheiben vor dem Biegen zu ermöglichen.
Um jedoch die Kosten für die Herstellung und Unterhaltung der Formen möglichst gering
zu halten, sollen andererseits die Biegeformen so wenig bewegliche Teile enthalten,
wie es für den Biegebetrieb möglich ist. Bei Glasformen mit nur drei Abschnitten
ist es z. B. schwieriger, sie genügend weit zu öffnen, um Unterschiede in den Entfernungen
auszugleichen, die die äußersten Enden der Glasscheiben zwischen ihren flachen und
gekrümmten Abschnitten trennen, wenn diese Glasscheiben in besonders stark gekrümmte
Formen gebogen werden sollen, als es etwa bei Biegeformen mit fünf Abschnitten der
Fall ist. Deshalb wurde es notwendig, flache Glasscheiben so auf Formen mit drei
Abschnitten aufzulegen, daß die Längsenden weiter als bisher über die Kanten der
Biegeform überstehen, um die Vorteile auszunutzen, die man bei Biegeformen mit möglichst
wenigen beweglichen Teilen erhält.
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Bewegen sich die Formabschnitte einer Biegeform mit drei Abschnitten
aus der offenen in die geschlossene Biegestellung und sinkt auf ihnen die Glasscheibe
ab, bis sie ihre Krümmung entsprechend der Oberflächengestalt der geschlossenen
Form angenommen hat, so gleiten die äußersten Enden der Scheibe ein solches Stück
auf den äußersten Enden der Glasbiegeform entlang, das größer ist als die Breite
des Rahmens, in den später die fertiggebogene Glasscheibe eingesetzt wird. Ein solches
Gleiten verursacht örtliche Formveränderungen, die die optischen Eigenschaften der
fertigen Scheiben beeinträchtigen und für die Verkaufsfähigkeit der Scheibe nachteilig
sind.
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Um die genannten übelstände zu vermeiden und Gleitbeschädigungen an
Glasscheiben-Oberflächen beim Biegen von flachen Glasscheiben auf mehrteiligen metallischen
Gelenkrahmenformen zu verhindern, bringt man nach vorliegender Erfindung ein Trennmittel,
das in dem Temperaturbereich zwischen Zimmertemperatur (-I-20° C) und der Temperatur
der Glaserweichung etwa (675° C) am Metall, aber nicht am Glas haftet, vorzugsweise
mit Papier kaschierte Klebestreifen, Kreide oder Metalloxydpigmente in einem organisch-wachsartigen
Bindemittel als Gleitmittel gegenüber dem Glas auf die metallische Auflagefläche
der Rahmenbiegeform vor dem Biegevorgang auf. Es genügt dabei, daß die erwähnte
Trennschicht
nur auf die äußersten Enden der Rahmenbiegeform aufgebracht wird.
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Es hat sich gezeigt, daß derartige Trennschichten, wenn sie Temperaturen
ausgesetzt werden, bei denen das Glas erweicht und sich an die Oberseite der Biegeform
anlegt, eine glattes und fehlerfreies Biegen und ein leichtes Gleiten des Glases
auf den Auflageformen ermöglichen, und zwar sogar so, daß man dieselbe Form sogar
zum Biegen weiterer Glasscheiben mehrmals verwenden kann. Ein anderer Vorteil ist
die Pufferwirkung der Trennschichten, wodurch mechanische Stöße zwischen Glas und
Metall abgeschwächt werden. Die äußersten Enden der Glasscheiben sind nämlich sehr
empfindlich gegen mechanische Beschädigungen, z. B. Kratzer, die leicht Sprünge
oder schwache Stellen hervorrufen, die wiederum zum Bruch führen, wenn das Glas
mit Metall in Berührung kommt.
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Die obenerwähnten Kreiden oder Anstreichstifte bestehen hauptsächlich
aus pigmentierten Metalloxyden, die in einem organischen Wachsbindemittel dispergiert
sind. Die chemische Zusammensetzung solcher Stifte umfaßt etwa 40 bis 60 Gewichtsprozent
organisches Bindemittel und als Rest gewöhnlich die als Pigmente verwendeten Metalloxyde.
In der nachfolgenden Übersicht werden zwei Gewichtsanalysen solcher Stifte wiedergegeben
Bestandteil Typ DAR |
Zeichenstift |
Typ B |
Verbrennbares organisches |
Bindemittel........... 45,50/0 58,1% |
Ti0> .................. 48,2% 22,0% |
Alp 03 .................. 5, 8 0/0 2, 3 % |
Zr O, .................. 0,10/0 0,10/0 |
c172 Ö:3 ................. 0,20/0 - |
CuO................... 0,1% 16,8% |
Si o ................... 0,10/0 0,10/0 |
Mg0 .................. - 0,6% |
In ähnlicher Weise sind die obengenannten Kreiden zusammengesetzt.
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Die flüchtigen organischen Bestandteile aller dieser Überzugsmittel
verbrennen mit rußender Flamme und hinterlassen einen kohlenstoffhaltigen Rückstand,
der erst bei längerem Glühen verschwindet.
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Es erwies sich, daß das Aufbringen von Kohlenstoff in Form einer pulverförmigen
Schicht (Ruß) oder eines Graphitblockes durch Anreißen mit einem Stift auf die Oberseite
der Form aufgetragen oder in flüchtiger Dispersion, z. B. in Methanol, sich nicht
für diesen Zweck bewährt, da der Ruß durch Oxydation verschwindet, bevor das Glas
die zum Biegen erforderlichen hohen Temperaturen erreicht hat, so daß er nicht mehr
als Trennmittel zwischen dem Glas und dem Metall während des kritischen Abschnittes
des Biegevorganges wirken kann, wenn das Glas während des Biegens nur dann über
die äußersten Ränder der Form hinweggleitet. Graphit-Fett-Gemische jedoch eignen
sich als Trennmittel, wenn sie vor jedem Beladen auf die Enden der Form gestrichen
werden.
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Mit Papier kaschierte Klebestreifen, die unter Druck an der Oberseite
der Enden der Biegeform haften, hinterlassen dagegen unter Umständen bei der Oxydation
eine feine weißliche Asche, die verhältnismäßig lange schmierend gegenüber dem Glas
wirkt. Bringt man solche Klebestreifen auf die Enden der Biegeform auf, so kann
man die Form mehr als zehnmal durch den Biegeofen laufen lassen, bevor ein neuer
Streifen als Trennmittel zugeklebt werden muß. Auch bei Verwendung der oben beschriebenen
Stifte muß man die Enden der Form nicht bei jedem neuen Auflegen einer flachen Glascheibe
neu bestreichen. In der Tat sind sechzehn aufeinanderfolgende erfolgreiche Durchgänge
ohne neues Bestreichen im Großbetrieb nichts Ungewöhnliches hierbei.
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Selbstverständlich ist jeder Stoff mit den gewünschten Eigenschaften,
nämlich zwischen Zimmertemperatur und dem Erweichungsbereich der Glasscheiben an
Metall zu haften und das Glas in diesem Temperaturbereich nicht zu beschädigen,
für diesen Zweck geeignet. Es zeigt sich auch, daß nicht nur die Verwendung eines
solchen Trennmittels an den äußersten Enden der Form sehr wichtig ist, sondern daß
auch dann, wenn die flachen Glasscheiben auf Zwischenstützpunkten entlang der Auflagefläche
der Biegeform ruhen, zweckmäßig diese Zwischenstützpunkte in derselben Weise zu
behandeln sind. Bei einer solchen Behandlung kann der Mittelabschnitt der Glasscheibe
bis auf den Mittelteil der Form absinken, ohne daß durch diese Stützpunkte Verformungen
hervorgerufen werden.
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Es ist zwar bereits vorgeschlagen worden, bei der Formgebung rohrartiger
Glasgegenstände durch Rufweiten oder Einsinkenlassen unter Benutzung eines Kerns
oder Dorns das Anhaften des Glases an letzterem durch überziehen mit Wachs, Harz,
Öl oder Kohlenstoff zu verhüten. Diese Maßnahmen bei Querschnittsveränderungen von
Rohren haben jedoch deshalb nichts mit dem vorliegenden Verfahren zu tun, weil bei
ihnen die genannten Überzüge nicht zur Verminderung einer Reibungsbeanspruchung
dienen, die mit solchen Reibungen vergleichbar sind, wie sie beim Hinweggleiten
zu biegender, flachliegender Glasscheiben über mehrteilige konkave Biegeformen auftreten.
Im letzteren Fall kommt es darauf an, störende Streckerscheinungen der Scheiben
und dadurch bedingte optische Verzerrungen zu vermeiden; etwas derartiges hat keine
Parallele damit, wenn man bereits vorhandene Glasrohre sich unter dem Einfluß von
Vakuum verengen läßt, denn dabei treten überhaupt keine Reibungen auf. Beim Auftreiben
von Rohren mit einem Rohr hingegen sind die Temperaturen bedeutend höher als beim
Biegen flacher Glasscheiben, und auch deshalb sind die hierbei auftretenden Vorgänge
nicht mit dem Biegen der Scheiben vergleichbar. Würde man flache Glasscheiben so
hoch erwärmen, so würden sie auf den Rahmenformen so weit durchsinken, daß man mit
Sicherheit unbrauchbare Krümmungen erhielte.