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Die
Erfindung betrifft eine Dämpfungseinrichtung
gemäß dem Oberbegriff
des Anspruchs 1 und ein Dämpfungsverfahren
gemäß dem Oberbegriff
des Anspruchs 7.
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Durch
technische Verbesserungen insbesondere bei der Direkteinspritztechnik
konnte die Dynamik der Leistungsentfaltung von Brennkraftmaschinen
deutlich gesteigert werden. Dadurch kommt es zu ausgeprägten Lastsprüngen in
Antriebssträngen
von Kraftfahrzeugen, die diese Brennkraftmaschinen zum Antrieb verwenden.
Lastsprünge
stellen eine breite Anregung im Frequenzbereich für das schwingungsfähige System
Antriebsstrang dar. Dadurch können
niederfrequente Torsionsschwingungen im Antriebsstrang ausgelöst werden.
Die Eigenform der tiefsten Torsionsschwingung besteht dabei aus
einer Winkelverdrehung des Motors gegenüber den angetriebenen Rädern. Eine
solche Schwingung macht sich besonders als Ruckeln in Längsrichtung des
Fahrzeugs bemerkbar und reduziert die Fahrbarkeit des Kraftfahrzeugs
beträchtlich.
Des Weiteren stellen diese Schwingungen wie auch die Lastsprünge selbst
eine hohe Belastung für
den Antriebsstrang dar, wodurch der Verschleiß erhöht wird und es zu Materialermüdungen kommen
kann.
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Eine
bekannte Möglichkeit,
die Schwingungen und deren negative Auswirkungen zu unterdrücken, besteht
darin, die Schwingung aus einem von einem Drehzahlsensor an der
Brennkraftmaschine aufgenommenen Messsignal herauszufiltern, und durch
die Brennkraftmaschine ein Gegendrehmoment zur Schwingung aufzubringen.
Dazu wird das Signal des Drehzahlsensors mit einem Tiefpass gefiltert
und phasenverschoben.
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Das
beschriebene Verfahren weist jedoch den Nachteil auf, dass es nahe
der Stabilitätsgrenze betrieben
werden muss, um wirksam zu sein. Problematisch ist hierbei insbesondere,
dass das Dämpfungsdrehmoment
mit einer Frequenz aufgebracht wird, die der Torsionsresonanzfrequenz
entspricht. Deswegen führen
bereits kleine Fehler bei der Berechnung des Gegendrehmoments oder
kleine Änderungen
im mechanischen Verhalten des Antriebsstrangs unter Umständen zu
Instabilitäten.
Dabei ist zu berücksichtigen,
dass sich die mechanischen Eigenschaften des Antriebsstrangs im
Allgemeinen über
die Lebensdauer eines Kraftfahrzeugs verändern, beispielsweise kommt
es zu Verschleiß an Zahnrädern oder
zu einer Änderung
der elastischen Eigenschaften von Wellenkupplungen. Ein weiterer Nachteil
des Verfahrens ist, dass nur auf bereits existierende Schwingungen
reagiert werden kann, die Dämpfung
setzt also erst ein, wenn die hohe Belastung für den Antriebsstrang bereits
vorhanden ist.
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Die
EP 0 382 872 B1 offenbart
eine Vorrichtung und ein Verfahren zum Dämpfen von Torsionsschwingungen
in einem Zwei-Massen-Torsionsschwinger,
wobei vorgeschlagen wird, eine Steuergröße einer Brennkraftmaschine
einem Modell zuzuführen,
um die Reaktion eines an die Brennkraftmaschine angeschlossenen
Zwei-Massen-Torsionsschwingers abzuschätzen. Das Modell bildet den Zwei-Massen-Torsionsschwinger
physikalisch-empirisch
ab und umfasst Konstanten, welche das Verhalten des Modells beeinflussen.
Anhand der mit dem Modell berechneten Reaktion wird die Brennkraftmaschine
angesteuert, um unerwünschte
Schwingungen zu dämpfen.
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Aus
der
DE 101 13 538
A1 ist es bekannt, einen Regler, der eine Brennkraftmaschine
mit einem physikalisch-empirischen Modell abbildet, um einen Korrekturgeber
zu erweitern, der ein LOLIMOT-Netzwerk umfasst. Das LOLIMOT-Netzwerk
beschränkt sich
dabei auf den Korrekturgeber.
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Der
Erfindung liegt also die Aufgabe zugrunde, mit möglichst geringem Aufwand Schwingungen im
Antriebsstrang zu unterdrü cken,
wobei insbesondere hohe Belastungen des Antriebsstrangs und Ruckelbewegungen
des Fahrzeugs vermieden werden sollen.
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Die
Aufgabe wird mit einer Dämpfungseinrichtung
gemäß Anspruch
1 und einem Dämpfungsverfahren
gemäß Anspruch
7 gelöst.
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Die
Erfindung geht von der physikalischen Erkenntnis aus, dass die Brennkraftmaschine,
der Antriebsstrang oder der Drehzahlsensor eine Totzeit aufweisen,
welche die Regelung von Dämpfungsdrehmomenten
zur Unterdrückung
von Torsionsschwingungen im Antriebsstrang erschwert. Beispielsweise
führt eine
erhöhte
Kraftstoffzufuhr nicht unmittelbar zu einem erhöhten Antriebsdrehmoment der
Brennkraftmaschine, da die Kraftstoffmenge getaktet in die Brennräume eingespritzt
wird, wodurch Zeitverluste entstehen.
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Vorteilhafterweise
wird deshalb im Rahmen der Erfindung ein Prädiktorglied eingesetzt, um
eine mechanische Zustandsgröße des Antriebsstrangs als
Antwort auf eine Stellgröße zu ermitteln.
Dies hat den Vorteil, dass die Stellgröße in Abhängigkeit von der ermittelten
mechanischen Zustandsgröße festgelegt
werden kann und die Brennkraftmaschine mit der so modifizierten
Stellgröße angesteuert
wird. Damit wird bereits die Anregung von Torsionsschwingungen unterdrückt.
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Die
Stellgröße für die Brennkraftmaschine kann
beispielsweise die der Brennkraftmaschine zugeführte Kraftstoffmenge sein.
Es ist jedoch auch vorstellbar, andere Stellgrößen, wie beispielsweise die
Drosselklappenstellung zu beeinflussen.
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Die
mechanische Zustandsgröße gibt
vorzugsweise die zeitliche Veränderung
der Torsion des Antriebsstrangs wieder, um Torsionsschwingungen deutlich
von den anderen im Betrieb üblichen
Belastungen zu unterscheiden.
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Die
erfindungsgemäße Vorrichtung
berücksichtigt
vorzugsweise das eingestellte Übersetzungsverhältnis des
Getriebes und andere Übersetzungen im
Antriebsstrang. So kann die Dämpfungseinrichtung
einen Signaleingang zur Aufnahme eines das Übersetzungsverhältnis des
Getriebes wiedergebenden Signals umfassen.
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Das
Prädiktorglied
weist vorzugsweise ein Modell der Brennkraftmaschine und des Antriebsstrangs
auf, um die mechanische Zustandsgröße zu ermitteln. Ein Modell
hat den Vorteil, dass es eine rechnerische Vorhersage der mechanischen
Antwort auf vorgegebene Ansteuerungen ermöglicht.
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Vorzugsweise
ist das in dem Prädiktorglied enthaltene
Modell im wesentlichen totzeitfrei. Da besonders die Brennkraftmaschine
aufgrund des Verbrennungsprozesses eine Totzeit aufweist, hat dies den
Vorteil eines Zeitgewinns. Wird vor einem Regelungseingriff die
tatsächliche
Antwort des Antriebsstrangs auf die Stellgröße abgewartet, so können während der
dabei verstreichenden Totzeit weitere schwingungsanregende Impulse
durch die Stellgröße gegeben
werden, ohne dass dagegen geregelt wird. Wird dagegen die Antwort
zeitnah, d.h. so schnell es die Recheneinheit des Modells erlaubt,
berechnet, so können
Torsionsschwingungen bereits im Anfangsstadium unterdrückt werden
oder es kann die Anregung von Torsionsschwingungen unterdrückt werden.
Auch der Antriebsstrang oder der Drehzahlsensor können eine
Totzeit aufweisen.
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Vorteilhafterweise
weist das Modell des Prädiktorglieds
adaptierbare Modellparameter auf. Dies hat den Vorteil, dass das
Modell angepasst werden kann, falls sich die mechanischen Eigenschaften
der Brennkraftmaschine, des Antriebsstrangs oder des Fahrzeugs ändern. Beispielsweise
kann der Antriebsstrang aufgrund von Verschleißerscheinungen seine mechanischen
Eigenschaften über
die Lebenszeit des Kraftfahrzeugs verändern oder durch Zuladung des
Kraftfahrzeugs kann die Masse des Kraftfahrzeugs verändert werden.
Vorzugsweise weist die Dämpfungseinrichtung
deshalb eine Adaptionseinheit zur Adaption der Modellparameter während der Fahrt
auf. Dadurch kann das Modell jederzeit geänderten mechanischen Eigenschaften
angepasst werden. Es ist außerdem
vorstellbar, die Parameter geschwindigkeitsabhängig zu verändern, beispielsweise um einen
höheren
Luftwiderstand zu berücksichtigen.
In einer vorteilhaften Ausführungsform
der Erfindung stützt
die Adaptionseinheit die Modellzustände. Die Adaptionseinheit kann
dazu Messwerte, die ohnehin im Fahrzeug gemessen werden, wie beispielsweise
die Drehzahl der Brennkraftmaschine oder der angetriebenen Räder, verwenden.
Damit können Störungen und
Modellungenauigkeiten unmittelbar korrigiert werden, was die Qualität der Vorhersage des
Prädiktorglieds
erhöht.
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In
einer vorteilhaften Ausführungsform
stellt ein Mehrmassenschwingermodell die Brennkraftmaschine und
den Antriebsstrang mit der Fahrzeugmasse im Modell dar. Dabei können je
nach benötigter Modellierungsgenauigkeit
zwei, drei, vier oder mehr Modellmassen durch Feder-/Dämpfer-elemente
miteinander verbunden werden. Dies hat den Vorteil, dass das schwingfähige System
aus Brennkraftmaschine, Antriebsstrang und Fahrzeugmasse zwar vereinfacht
aber dennoch realitätsnah
abgebildet werden kann.
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Um
die erste Torsionsschwingungseigenform des Antriebsstrangs zu erfassen
kann vorteilhafterweise ein Zwei-Massen-Torsionsschwinger-Modell
als Mehrmassenschwingermodell eingesetzt werden. Das Zwei-Massen-Torsionsschwinger-Modell
umfasst zwei Massenträgheitsmomente und
ein Feder-/Dämpferelement,
das diese Massenträgheitsmomente
verbindet. Das Feder-/Dämpferelement
besteht aus einer Drehfeder und einem Torsionsdämpfer. Es ist jedoch auch vorstellbar,
nur eine Drehfeder anzuordnen und die Dämpfung des Antriebsstrangs
unberücksichtigt
zu lassen, wodurch das Modell vereinfacht würde. Dies ist insbesondere bei
sehr kleinen Dämpfungen
des Antriebsstrangs vorteilhaft. Vorzugsweise stellt das erste Massenträgheitsmoment
die bewegten Teile der Brennkraftmaschine dar, bei spielsweise die
Kurbelwelle, die Pleuelstangen und die Kolben. Mit dem zweiten Massenträgheitsmoment
werden die Räder
und die Fahrzeugmasse modelliert, wobei die Fahrzeugmasse in die
Berechnung des Massenträgheitsmoments
mit einem Trägheitsradius
eingeht, der im wesentlichen gleich dem Radius der Räder ist.
Das Modell berücksichtigt
jeweils das eingestellte Übersetzungsverhältnis des
Getriebes. Alternativ ist auch vorstellbar, zusätzlich weitere Massenträgheitsmomente
beispielsweise für
das Getriebe in das Modell einzuführen, wodurch sich die Vorhersagegenauigkeit
des Modells erhöhen
kann.
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Vorteilhafterweise
sind die Modellparameter Konstanten der Massenträgheitsmomente oder des Feder-/Dämpferelements.
So kann ein Modellparameter den Wert des einen Massenträgheitsmomentes,
der andere Modellparameter den Wert des anderen Massenträgheitsmomentes,
ein dritter Modellparameter die Drehfederkonstante des Antriebsstrangs und
ein vierter Modellparameter die Torsionsdämpfungskonstante des Antriebsstrangs
wiedergeben. Im Zusammenhang mit der Adaptionseinheit zur Adaption
der Modellparameter kann so das Zwei-Massen-Torsionsschwinger-Modell
geänderten
mechanischen Eigenschaften des Antriebsstrangs und anderer Komponenten
angepasst werden. So kann beispielsweise das Massenträgheitsmoment,
das die Räder
mit der Fahrzeugmasse modelliert um einen entsprechenden Betrag
erhöht
werden, falls eine höhere
Zuladung des Fahrzeugs vorliegt. Dies hat den Vorteil, dass die
Vorhersagegenauigkeit des Modells nicht unter einer Veränderung
der Fahrzeugmasse leidet. Weiterhin ist vorstellbar, dass sich die
Federsteifigkeit des Antriebsstrangs über die Lebensdauer des Fahrzeugs
verändert. Über die
Adaptionseinheit kann in einem solchen Fall vorteilhafterweise die Drehfederkonstante
des Antriebsstrangs an die veränderten
mechanischen Eigenschaften angepasst werden. Außerdem kann auch die Torsionsdämpferkonstante
mit der Adaptionseinheit geänderten
mechanischen Gegebenheiten angepasst werden. In einer weiteren vorteilhaften
Ausführungsform
werden die Modellparameter in Abhängigkeit von dem eingestellten Übersetzungsverhältnis des
Antriebsstrangs festgelegt. Vorteilhafterweise werden in einem Speicher
für jedes Übersetzungsverhältnis ein
Satz Modellparameter vorgehalten. Bei Änderung des Übersetzungsverhältnisses
werden die eventuell angepassten Modellparameter des letzten Übersetzungsverhältnisses
wieder abgespeichert. Dies hat den Vorteil, dass das Prädiktorglied
bei Vorgabe eines geänderten Übersetzungsverhältnisses
unmittelbar ein passendes Modell zur Verfügung hat.
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In
der erfindungsgemäßen Ausführungsform ist
das Modell, das im Prädiktorglied
enthalten ist, ein LOLIMOT-Modell (Local Linear Model Tree), welches das
mechanische Verhalten der Brennkraftmaschine oder des Antriebsstrangs
mit Fahrzeugmasse an Hand von vorgegebenen linearen Abbildungsfunktionen
darstellt. Als Eingangsgrößen für das LOLIMOT-Modell
kommen beispielsweise die Torsionsdrehgeschwindigkeiten der Brennkraftmaschine
und der Räder
und das vorgegebene Drehmoment der Brennkraftmaschine in Betracht.
Alternativ ist auch vorstellbar, andere Größen zu berücksichtigen, beispielsweise
die Kraftstoffzufuhr zur Brennkraftmaschine oder die Drosselklappenstellung.
Das LOLIMOT-Modell berechnet aus den Eingangsgrößen vorzugsweise eine vorhergesagte
Differenz der Drehwinkelgeschwindigkeiten der Brennkraftmaschine
und der Räder
oder eine andere die Torsion des Antriebsstrangs wiedergebende Größe. Das
LOLIMOT-Modell verknüpft
dabei mehrere lineare Abbildungsfunktionen, die das teilweise annähernd lineare Verhalten
der Brennkraftmaschine und des Antriebsstrangs wiedergeben.
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Vorteilhafterweise
weist das LOLIMOT-Modell Gewichtungsfunktionen auf, die den einzelnen Abbildungsfunktionen
zugeordnet sind. Die Gewichtungsfunktionen können beispielsweise Gausssche Normalverteilungen
sein, mit denen die linearen Abbildungsfunktionen multipliziert
werden. LOLIMOT-Modelle mit linearen Abbildungsfunktionen und Gewichtungsfunktionen
sind näher
in der Veröffentlichung "Local Linear Model
Trees (LOLIMOT) Toolbox for Nonlinear System Identification" von O. Nelles et al.
(12th IFAC Symposium on System Identification, St.
Barbara, USA, 2000) beschrieben, dessen Inhalt damit der vorliegenden
Anmeldung zuzurechnen ist. Die Kombination aus linearen Abbildungsfunktionen und
Gewichtungsfunktionen lässt
einerseits eine leichte Anpassung des Modells an die tatsächlichen mechanischen
Eigenschaften zu und bietet außerdem
Vorteile in Bezug auf die Rechengeschwindigkeit, da keine rechenintensiven
nichtlinearen Gleichungen berechnet werden müssen.
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Vorzugsweise
weist die Gewichtungsfunktion Parameter auf, die als Modellparameter
beispielsweise von der Adaptionseinheit adaptiert werden können. Damit
kann die Gewichtung der einzelnen linearen Abbildungsfunktionen
angepasst werden. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass die Trennschärfe der
einzelnen Gewichtungsfunktionen geändert werden kann, wodurch
unter Umständen
eine bessere Anpassung des Modells an die Realität möglich ist.
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Vorteilhafterweise
werden die Parameter der linearen Abbildungsfunktionen des LOLIMOT-Modells
als Modellparameter von der Adaptionseinheit angepasst. Dies kann
beispielsweise über
einen Regressionsalgorithmus bewerkstelligt werden, wie er in der
oben bezeichneten Veröffentlichung
von 0. Nelles et al. beschrieben ist. Weiterhin ist vorstellbar, weitere
Abbildungsfunktionen und Gewichtungsfunktionen im Rahmen der Adaption
zu generieren, um das Modell dem mechanischen Verhalten des Antriebsstrangs
besser anzupassen.
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Eine
Motorsteuerung mit einer Dämpfungseinrichtung
in einer der beschriebenen Ausführungsformen
ist dazu geeignet, die Brennkraftmaschine so anzusteuern, dass verschleißerhöhende Belastungsspitzen
und Ruckelbewegungen in Längsrichtung des
Fahrzeugs vermieden werden.
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Des
Weiteren umfasst die Erfindung ein Dämpfungsverfahren, das beispielsweise
mit einer der beschriebenen Dämpfungseinrichtungen
durchgeführt
werden kann.
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Die
Erfindung wird nachfolgend anhand der beigefügten Figuren näher beschrieben.
Es zeigen:
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1 eine
schematische Darstellung einer nicht erfindungsgemäßen Dämpfungseinrichtung,
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2 eine
schematische Darstellung eines erfindungsgemäßen LOLIMOT-Modells und
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3 eine
schematische Darstellung eines nicht erfindungsgemäßen Zwei-Massen-Torsionsschwinger-Modells.
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1 zeigt
schematisch ein regelungstechnisches Ersatzschaltbild, bei dem eine
Brennkraftmaschine 1 von einer Stelleinrichtung 2 angesteuert wird.
In der Zeichnung ist dargestellt, dass die Stellgröße, mit
der die Brennkraftmaschine 1 von der Stelleinrichtung 2 angesteuert
wird, die Kraftstoffmenge m eines Einspritzvorgangs ist. Tatsächlich kann
die Stelleinrichtung 2 weitere Parameter der Brennkraftmaschine 1 steuern,
beispielsweise die Drosselklappenstellung.
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Die
Brennkraftmaschine 1 treibt über einen Antriebsstrang 3 die
Räder eines
Fahrzeugs an. Der Antriebsstrang 3 umfasst mehrere Wellen,
ein Getriebe, ein Differenzial und Gelenke zur Momentenübertragung
zwischen den einzelnen Komponenten. Der Antriebsstrang 3 wird
von der Brennkraftmaschine 1 mit dem Moment MIST angetrieben.
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Die
Stelleinrichtung 2 stellt die einzuspritzende Kraftstoffmenge
m entsprechend der Vorgabe des Antriebsmoments M'SOLL der Brennkraftmaschine 1 ein.
Die Stelleinrichtung 2 bedient sich dabei eines Steuerverfahrens,
das in verschiedenen Ausführungsformen
dem Fachmann hinlänglich
bekannt ist.
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Die
Dämpfungseinrichtung
umfasst ein Prädiktorglied 4,
das ein Modell der Brennkraftmaschine 1 und des Antriebsstrangs 3 enthält. Das
Modell ist ein Torsionsschwinger mit zwei Massenträgheitsmomenten
und einem Drehfederdämpferglied
zwischen den beiden Massenträgheitsmomenten.
Hierbei entspricht ein Massenträgheitsmoment
dem Massenträgheitsmoment
der bewegten Teile der Brennkraftmaschine 1. Das Drehfederdämpferelement
stellt den Antriebsstrang 3 mit seinen Komponenten dar. Das
zweite Massenträgheitsmoment
des Modells entspricht den angetriebenen Rädern und der Masse des Fahrzeugs,
die mit einem Trägheitsradius
entsprechend dem Radius der Räder
in die Berechnung des zweiten Massenträgheitsmomentes eingehen. M'SOLL wird
als Belastungsmoment auf das Modell aufgebracht. Das Prädiktorglied 4 errechnet
hieraus anhand des Modells die Winkelgeschwindigkeit der Welle der
Brennkraftmaschine 1, an der der Antriebsstrang 3 angeschlossen
ist, und die Winkelgeschwindigkeit der angetriebenen Räder. Hierbei
berücksichtigt
das Modell das eingestellte Übersetzungsverhältnis des
Getriebes. Der Ausgang des Prädiktorglieds 4 enthält ein Signal,
das die Differenz ΔαMODELL der
beschriebenen Winkelgeschwindigkeiten darstellt.
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Die
Differenz ΔαMODELL entspricht
der zeitlichen Veränderung
der Torsion des Antriebsstrangs 3 zwischen der Brennkraftmaschine 1 und
den angetriebenen Rädern.
Um eine Torsionsschwingung möglichst
wirksam zu unterdrücken,
wird entsprechend einer klassischen mechanischen Dämpfung von
einem PD-Glied 5 ein
Dämpfungsdrehmoment MKORREKTUR entsprechend der Differenz ΔαMODELL,
die die zeitlichen Veränderung
der Torsion wiedergibt, errechnet. Das PD-Glied 5 entspricht
einem an sich bekannten PD-Regler, wobei die Kennzahlen für den proportionalen
und den differenziellen Teil in Versuchen angepasst werden. Dabei
wirkt ein größerer D-Anteil
stabilisierend.
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Das
vom PD-Glied 5 berechnete Korrektormoment MKORREKTUR wird
zu einem vom Fahrer vorgegebenen Drehmoment MSOLL der
Brennkraft maschine 1 in einem Addierer 6 addiert.
Das Ergebnis dieser Addition ist das Drehmoment M'SOLL,
welches das Eingangssignal für
die Stelleinrichtung 2 und das Prädiktorglied 4 darstellt.
Im Einzelnen können
in diesem Kreislauf durch mehrere iterative Schritte immer weiter
verbesserte Momentenvorgaben M'SOLL errechnet werden.
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Die
dargestellte Dämpfungseinrichtung
unterdrückt
insbesondere deswegen sehr wirkungsvoll Torsionsschwingungen im
Antriebsstrang 3, da sie nicht wie ein Regelverfahren aufgrund
von Totzeiten im Regelkreis stabilitätskritisch ist. Die Brennkraftmaschine 1 weist
nämlich
eine Totzeit auf, die hauptsächlich
durch den Brennvorgang bedingt ist. Die Totzeit der Brennkraftmaschine 1 beträgt bei einer
Drehzahl von 800 Umdrehungen pro Minute (Upm) etwa 40 ms. Die Totzeit
ist indirekt proportional zur Drehzahl. Aufgrund dieser Totzeit
ist eine Messung der mechanischen Antwort des Antriebsstrangs 3 und der
Brennkraftmaschine 1 auf die Stellgröße m der Stelleinrichtung 2 erst
nach dieser Totzeit möglich.
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Dagegen
weist das Prädiktorglied 4 mit
dem Modell des Antriebsstrangs 3 und der Brennkraftmaschine 1 im
wesentlichen keine Totzeit auf. Die Zeitspanne, nach der am Signalausgang
des Prädiktorglieds 4 die
Antwort auf die Eingangsgröße M'SOLL bereitsteht,
hängt nur
von der Rechengeschwindigkeit des Prädiktorglieds 4 ab.
Die Zeitspanne ist bei Einsatz üblicher
mikroelektronischer Bauteile weit geringer als die Totzeit der Brennkraftmaschine 1.
Daher ist eine zeitnahe Berechnung eines Korrekturmoments MKORREKTUR möglich.
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Zur Überprüfung der
Vorhersagequalität
und zu einer eventuellen Modelladaption des Modells des Prädiktorglieds 4 wird
mit einer Messeinrichtung 7 die tatsächliche zeitliche Veränderung ΔαIST der
Torsion des Antriebsstrangs 3 gemessen. Die Messeinrichtung 7 umfasst
einen Drehzahlsensor an der Brennkraftmaschine 1, der die
Drehzahl der Brennkraftmaschine 1 misst, und Drehzahlsensoren
an jedem angetriebenen Rad. Übli cherweise
werden in einem Kraftfahrzeug ohnehin die Drehzahlen der Brennkraftmaschine 1 und
der Räder
gemessen, beispielsweise im Rahmen einer Antriebsschlupfregelung.
Die Messeinrichtung 7 errechnet aus den Signalen der einzelnen
Drehzahlsensoren die zeitliche Veränderung ΔαIST der
Torsion des Antriebsstrangs 3. Um diese gemessene zeitliche
Veränderung ΔαIST der
Torsion des Antriebsstrangs 3 mit der errechneten zeitlichen
Veränderung ΔαMODELL vergleichen
zu können, ist
es notwendig, die berechnete Zustandsgröße ΔαMODELL mit
einem Totzeitglied 8 zeitlich zu verschieben. In einer
Vergleichereinheit 9 wird die mit dem Totzeitglied 8 und
dem Prädiktorglied 4 errechnete zeitliche
Veränderung Δα'MODELL der
Torsion des Antriebsstrangs 3 mit der gemessenen zeitlichen
Veränderung ΔαIST der
Torsion des Antriebsstrangs 3 verglichen. Das Ergebnis
dieses Vergleichs stellt den Fehler der Vorhersage des Prädiktorglieds 4 dar.
Der Fehler dient als Eingangsgröße für eine Adaptionseinheit 10,
die die Aufgabe hat, das Modell des Prädiktorglieds 4 zu
adaptieren. Dies geschieht durch Parameteranpassung, beispielsweise
der Feder- und Dämpfungskonstanten
des Zwei-Massen-Schwinger-Modells. Dadurch ist gewährleistet,
dass das Prädiktorglied 4 auch
bei veränderten
mechanischen Eigenschaften der Brennkraftmaschine 1 und
des Antriebsstrangs 3 weiterhin richtig die Antwort des Antriebsstrangs 3 auf
ein Antriebsmoment M'SOLL vorhersagt.
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In 2 ist
schematisch der Aufbau einer möglichen
Ausführungsform
des in dem Prädiktorglied 4 enthaltenen
LOLIMOT-Modells
dargestellt. Das dargestellte LOLIMOT-Modell besteht aus drei lokalen
linearen Abbildungsfunktionen (lokale lineare Modelle, LLM) 11.1–11.3 und
den dazu gehörigen Gewichtungsfunktionen 12.1–12.3.
Am Eingang 13 liegt ein Signal an, welches das vorgegebenes
Antriebsmoment M'SOLL der Brennkraftmaschine enthält. Das
LOLIMOT-Modell berechnet den Einfluss des vorgegebenen Antriebsmomentes
M'SOLL auf
das schwingungsfähige
System des Antriebsstrangs. Die lokalen linearen Abbildungsfunktionen 11.1–11.3 berechnen
jeweils einen Vektor, dessen zwei Komponenten die Winkelgeschwindigkeiten α1, α2 der Brennkraftmaschine
und der angetriebenen Räder sind.
Das LOLIMOT-Modell verwendet den Vektor der Winkelgeschwindigkeiten α1, α2 als
Eingangssignal, da das vorherzusagende mechanische Verhalten des
Antriebsstrangs von den aktuellen Winkelgeschwindigkeiten α1, α2 abhängig ist.
In einem Differenzenglied 14 wird die Differenz der beiden
Komponenten des Vektors der Winkelgeschwindigkeiten α1, α2 berechnet.
Diese Differenz entspricht der zeitliche Veränderung ΔαMODELL der
Torsion des Antriebsstrangs und wird am Ausgang des LOLIMOT-Modells ausgegeben.
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Im
LOLIMOT-Modell existieren für
bestimmte Bereiche der Zustandsgrößen Antriebsmoment M'SOLL und
Drehwinkelgeschwindigkeiten α1, α2 der Brennkraftmaschine und der Räder verschiedene
lokal lineare Abbildungsfunktionen 11.1–11.3, deren Anteil
am Ergebnis durch die Gewichtungsfunktionen 12.1–12.3 gesteuert
wird. In Multiplikatorgliedern 15.1–15.3 wird das Ergebnis
einer der lokalen linearen Abbildungsfunktionen 11.1–11.3 bestehend
aus einem Vektor mit zwei Komponenten mit dem Skalar der entsprechenden
Gewichtungsfunktion der Gewichtungsfunktionen 12.1–12.3 multipliziert.
So wird das Ergebnis der lokalen linearen Abbildungsfunktion 11.1 im
Multiplikatorglied 15.1 mit der entsprechenden Gewichtungsfunktion 12.1 multipliziert.
Entsprechendes gilt für
die lokalen linearen Abbildungsfunktionen 11.2 und 11.3 und
die Gewichtungsfunktion 12.2, 12.3 mit den Multiplikatorgliedern 15.2 und 15.3.
Anschließend
werden die Vektoren der gewichteten Ergebnisse in einem Summenglied 16 summiert.
Diese Summe stellt dann das Ergebnis der Berechnung des LOLIMOT-Modells
dar, wobei das Ergebnis die Drehwinkelgeschwindigkeiten α1, α2 der Brennkraftmaschine
und der angetriebenen Räder enthält.
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Zum
Anpassen des LOLIMOT-Modells an die mechanischen Eigenschaften des
Antriebsstrangs können
die Parameter der Gewichtungsfunktion, also beispielsweise deren
Filterschärfe
und deren Integralwert verändert
werden. Des weiteren können
die Parameter der lokalen linearen Abbildungsfunktion verändert werden.
Es ist außerdem
möglich, dem
LOLIMOT-Modell weitere lokale lineare Abbildungsfunktionen und Gewichtungsfunktionen
hinzuzufügen.
Dies kann auch in automatisierter Weise geschehen, wie dies in der
oben bezeichneten Veröffentlichung
von O. Nelles et al. beschrieben ist.
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In 3 ist
eine Modellierung des Antriebsstrangs in Form eines Zwei-Massen-Torsionsschwinger-Modells
mit Feder-/Dämpferelement
gezeigt. In einer Ausführungsform
wird dieses Modell verwendet, um die mechanische Reaktion des Antriebsstrangs
auf ein Antriebsmoment M'SOLL zu ermitteln. Das Zwei-Massen-Torsionsschwinger-Modell
besteht aus einem kleineren Massenträgheitsmoment 17, das
die drehenden Teile der Brennkraftmaschine darstellt und den Wert
I1 hat. Das Massenträgheitsmoment 17 dreht
sich mit der Winkelgeschwindigkeit der der Brennkraftmaschine α'1. Über ein
Feder-/Dämpferelement 18 ist
das erste Massenträgheitsmoment 17 mit
einem zweiten Massenträgheitsmoment 19 verbunden.
Das Feder-/Dämpferelement 18 besteht aus
einer Drehfeder mit der Federkonstante k und einem Drehdämpfer mit
der Dämpfungskonstante
c. Das zweite Massenträgheitsmoment 19 hat
den Wert I2 und stellt die Räder und
die Masse des Fahrzeugs dar, wobei die Masse des Fahrzeugs mit einem
Trägheitsradius
entsprechend dem Radius der Räder
in die Berechnung des Massenträgheitsmoments 19 eingeht.
Des weiteren muss bei der Berechnung des Massenträgheitsmoments 19 eine
eventuell vorhandene Übersetzung
des Antriebsstrangs berücksichtigt
werden. Weiterhin ist auch die Winkelgeschwindigkeit der Räder α'2 nicht
die tatsächliche
Winkelgeschwindigkeit der Räder,
sondern ein Vielfaches oder ein Bruchteil der tatsächlichen
Winkelgeschwindigkeit der Räder
entsprechend des Übersetzungsverhältnisses
des Antriebsstrangs.
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Eine
Möglichkeit,
die Reaktion des Modells des Antriebsstrangs auf ein vorgegebenes
Antriebsmoment M'SOLL zu berechnen, ist numerisch in einem Zeitschrittverfahren
die Drehwinkelgeschwindigkeiten der Brennkraftmaschine α'1 und
der Räder α'2 vorherzusagen.
Die Differenz der beiden Drehwinkelgeschwindigkeiten ist dann ein
Maß für die Torsion
des Antriebsstrangs.
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Die
Parameter des Modells, im dargestellten Fall das erste Massenträgheitsmoment
I1, das zweite Massenträgheitsmoment I2,
die Drehfederkonstante k und die Dämpfungskonstante c, können vorher
festgelegt werden oder im Versuch ermittelt werden. So ist beispielsweise
das Massenträgheitsmoment
der bewegten Teile der Brennkraftmaschine üblicherweise bekannt. Aus der
Masse des Fahrzeugs und der Räder
kann unter Berücksichtigung
des Übersetzungsverhältnisses
des Antriebsstrangs das Massenträgheitsmoment 19 berechnet
werden. Dabei ist zu beachten, dass das zweite Massenträgheitsmoment 19 abhängig ist
von der Zuladung des Fahrzeugs. Sind die beiden Massenträgheitsmomente 17 und 19 bekannt,
so können
die Drehfederkonstante k und die Drehdämpferkonstante c im Versuch
und auch am fahrenden Fahrzeug bei Änderungen des vorgegebenen
Antriebsmoments M'SOLL unter Verwendung der Differentialgleichung
des Modells berechnet werden. Wie das in 2 dargestellte
LOLIMOT-Modell weist auch dieses Modell als maßgebende Zustandsgrößen das
vorgegebene Antriebsmoment M'SOLL, die Drehwinkelgeschwindigkeit der Brennkraftmaschine α'1 und
die um das Übersetzungsverhältnis korrigierte
Drehwinkelgeschwindigkeit α'2 der
Räder auf.
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Die
Erfindung ist nicht auf das vorgehend beschriebene Ausführungsbeispiel
und das beschriebene Verfahren beschränkt sondern umfasst auch andere
Vorrichtungen und Verfahren, soweit diese von dem Erfindungsgedanken
Gebrauch machen.