DE10337511B4 - Hydraulische Fahrzeugbremsanlage mit einem Bremskrafterzeuger und einer Schlupfregeleinrichtung - Google Patents

Hydraulische Fahrzeugbremsanlage mit einem Bremskrafterzeuger und einer Schlupfregeleinrichtung Download PDF

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Abstract

Hydraulische Fahrzeugbremsanlage (10; 10a) mit einem Bremskrafterzeuger und einer Schlupfregeleinrichtung (46; 46a),
wobei der Bremskrafterzeuger eine Primärdruckkammer (18; 18a) und eine Betätigungskraft-Verstärkerstufe (44; 44a) zum Erzeugen eines hydraulischen Bremsdrucks in der Primärdruckkammer (18; 18a) nach Maßgabe einer auf ein Bremspedal (24; 24a) ausgeübten Betätigungskraft umfasst,
wobei weiter die Betätigungskraft-Verstärkerstufe (44; 44a) mit wenigstens einer motorisch angetriebenen Hydraulikpumpe (50; 50a) versehen ist und
wobei die Schlupfregeleinrichtung (46; 46a) mit wenigstens einer weiteren motorisch angetriebenen Hydraulikpumpe (84, 86; 84a, 86a) ausgebildet ist,
wobei die Hydraulikpumpe (50; 50a) der Betätigungskraft-Verstärkerstufe (44; 44a)
und die Hydraulikpumpe (84, 86; 84a, 86a) der Schlupfregeleinrichtung (46; 46a) mit einer gemeinsamen motorischen Antriebseinheit (48; 48a) antriebsmäßig gekoppelt sind,
dadurch gekennzeichnet, dass wenigstens einer Hydraulikpumpe eine wahlweise in einen eingerückten oder ausgerückten Zustand überführbare Schaltkupplung zugeordnet ist, mittels welcher sie mit der gemeinsamen motorischen Antriebseinheit antriebsmäßig koppelbar oder von dieser entkoppelbar ist.

Description

  • Die Erfindung betrifft eine hydraulische Fahrzeugbremsanlage nach dem Oberbegriff von Patentanspruch 1.
  • Aus dem gattungsbildenden Stand der Technik gemäß der DE 195 42 654 A1 ist eine hydraulische Fahrzeugbremsanlage nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1 bekannt. Bei dieser Fahrzeugbremsanlage werden die Hydraulikpumpe der Betätigungskraft-Verstärkerstufe und die Hydraulikpumpe der Schlupfregeleinrichtung von einer gemeinsamen motorischen Antriebseinheit angetrieben. Allerdings ist die antriebsmäßige Kopplung der beiden Hydraulikpumpen mit der motorischen Antriebseinheit über starre Wellenverbindungen realisiert, so dass eine bedarfsweise Ansteuerung einer oder beider Hydraulikpumpen nicht möglich ist. Dies bedeutet, dass bei einer Aktivierung der motorischen Antriebseinheit stets beide Hydraulikpumpen betrieben werden, was in bestimmten Betriebssituationen von Nachteil sein kann.
  • Ferner zeigt die europäische Patentschrift 1 070 006 B1 eine hydraulische Fahrzeugbremsanlage bei der der Bremskrafterzeuger nach Maßgabe einer gegenwärtigen Bremspedalstellung angesteuert wird. Dabei wird in Abhängigkeit von der gegenwärtigen Bremspedalstellung Hydraulikfluid über eine steuerbare Ventileinrichtung in eine Hydraulikfluidkammer der Betätigungskraft-Verstärkerstufe eingeführt, um einen der Primärdruckkammer zugeordneten Primärkolben mechanisch entkoppelt von dem Bremspedal zu verlagern. Das der Betätigungskraft-Verstärkerstufe zugeführte Hydraulikfluid wird über eine Hydraulikpumpe mit eigenem motorischen Antrieb gefördert. Neben der Betätigungskraft-Verstärker-stufe zur von dem Bremspedal entkoppelten Erzeugung eines Bremsdrucks in der Primärdruckkammer weist die Fahrzeugbremsanlage gemäß der EP 1 070 006 B1 ferner ein ABS-System auf. Bei diesem ABS-System wird in an sich herkömmlicher Weise über zwei Hydraulikzweige vermittels verschiedener ansteuerbarer Hydraulikventile der an den verschiedenen Radbremsen angelegte Bremsdruck variiert. Auch hierzu ist es erforderlich, das Hydraulikfluid umzuwälzen, um ein schnell ansprechendes ABS-System gewährleisten zu können. Daher sind beiden Hydraulikzweigen weitere Hydraulikpumpen zugeordnet, die über einen separaten Elektromotor angetrieben werden.
  • Eine zu der vorstehend diskutierten DE 195 42 654 A1 ähnliche Anordnung ist jeweils aus den Dokumenten DE 100 39 781 A1 und DE 44 16 833 A1 bekannt. Allerdings schlagen diese Dokumente vor, Freilaufkupplungen zu verwenden, die eine Drehmomentübertragung von der motorischen Antriebseinheit zu der jeweiligen Hydraulikpumpe in lediglich einer Drehrichtung zulassen und in der jeweils anderen Drehrichtung, das heißt in der Freilaufrichtung, keine Drehmomentübertragung von der Antriebseinheit zu der Hydraulikpumpe vorsehen. Auch diese Maßnahme erlaubt keine betriebsfallabhängige Ansteuerung der beiden Hydraulikpumpen.
  • Zum weiteren Stand der Technik wird allgemein auf die WO 91/05688 und die WO 90/04530 verwiesen.
  • Es ist demgegenüber eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine hydraulische Fahrzeugbremsanlage der eingangs bezeichneten Art bereitzustellen, die bei einfacherem und kostengünstigerem Aufbau eine hohe Zuverlässigkeit und eine variable Ansteuerung bietet.
  • Diese Aufgabe wird durch eine hydraulische Fahrzeugbremsanlage mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 gelöst.
  • Erfindungsgemäß werden also die im Bremskrafterzeuger und in der Schlupfregeleinrichtung erforderlichen Hydraulikpumpen über einen gemeinsamen motorischen Antrieb angetrieben, so dass man sich gegenüber dem Stand der Technik einen der dort erforderlichen Elektromotoren einsparen kann. Dadurch können die Kosten sowie der erforderliche Bauraum für die gesamte Fahrzeugbremsanlage reduziert werden. Darüber hinaus bietet der erfindungsgemäße Ansatz die Möglichkeit, den Bremskrafterzeuger und die Schlupfregeleinrichtung zu integrieren, was die Herstellung und Montage der erfindungsgemäßen Fahrzeugbremsanlage vereinfacht und deren Raumbedarf reduziert.
  • Erfindungsgemäß ist weiter vorgesehen, dass wenigstens einer, vorzugsweise jeder Hydraulikpumpe eine Schaltkupplung zugeordnet ist, mittels welcher sie mit der ge meinsamen motorischen Antriebseinheit antriebsmäßig gekoppelt ist. Die Schaltkupplung kann somit eine gezielte Ansteuerung der Hydraulikpumpen ermöglichen, indem für den Fall, dass keine Hydraulikfluidförderung in dem jeweiligen Hydraulikfluidkreis bzw. Hydraulikzweig erforderlich ist, die Schaltkupplung in einen ausgerückten Zustand übergeführt wird, so dass keine Kraftübertragung von der motorischen Antriebseinheit auf die jeweilige Kupplung erfolgt. Ist hingegen eine Hydraulikfluidförderung erforderlich, so wird die Schaltkupplung in ihren eingerückten Zustand übergeführt und die Hydraulikpumpe über die gemeinsame motorische Antriebseinheit angetrieben. Mit anderen Worten ist die wenigstens eine Schaltkupplung erfindungsgemäß nach Maßgabe der gegenwärtig erforderlichen Pumpenleistung ansteuerbar.
  • Um zu gewährleisten, dass trotz Nutzung einer gemeinsamen motorischen Antriebseinheit die von einer jeweiligen Hydraulikpumpe ausgehende Förderleistung in bedarfsgerechter Weise einstellbar ist, sieht eine Weiterbildung der Erfindung vor, dass wenigstens einer, vorzugsweise jeder, Hydraulikpumpe eine Bypassleitung mit einem dieser zugeordneten Bypassventil parallel geschaltet ist. Je nach erforderlicher Förderleistung wird das Bypassventil geöffnet bzw. geschlossen. Mit anderen Worten bedeutet dies, dass dann, wenn keine Förderleistung von der Hydraulikpumpe erforderlich ist, die Hydraulikpumpe – angetrieben von der gemeinsamen motorischen Antriebseinheit – weiterhin Hydraulikfluid fördert, dieser Hydraulikfluidfluss aber über die Bypassleitung und das geöffnete Bypassventil kurzgeschlossen wird, so dass von der Hydraulikpumpe in dem ihr zugeordneten Hydraulikzweig bzw. Hydraulikkreis effektiv keine wesentliche Hydraulikfluidförderung ausgeht. Eine derartig kurzgeschlossene Hydraulikpumpe sorgt auch allenfalls für einen geringen Leistungsabfall an der motorischen Antriebseinheit, was hinsichtlich der Effektivität der erfindungsgemäßen Fahrzeugbremsanlage vorteilhaft ist. Sobald in dem der jeweiligen Hydraulikpumpe zugeordneten Hydraulikfluidkreis bzw. Hydraulikzweig ein Hydraulikfluidfluss erforderlich ist, beispielsweise zur Aktivierung der Schlupfregeleinrichtung, wird das Bypassventil geschlossen, so dass der Kurzschluss der Hydraulikpumpe über die Bypassleitung aufgehoben wird. Dies bedeutet, dass die über die gemeinsame motorische Antriebseinheit angetriebene jeweilige Hydraulikpumpe sodann in dem ihr zugeordneten Hydraulikfluidkreis bzw. Hydraulikzweig Hydraulikfluid wirksam zum Erzeugen eines hydraulischen Bremsdrucks fördert.
  • Aus Kostengründen kann vorgesehen sein, dass das Bypassventil als 2-Wege-Ventil ausgebildet ist. Ferner kann vorgesehen sein, dass das Bypassventil nach Maßgabe der gegenwärtig erforderlichen Pumpenleistung ansteuerbar ist. Es ist jedoch auch möglich, ein Proportionalventil zu verwenden, welches ein kontinuierliches Öffnen bzw. Schließen der Bypassleitung ermöglicht. Zur unabhängigen Ansteuerung der verschiedenen Hydraulikpumpen ist erfindungsgemäß ferner vorgesehen, dass jedes der Bypassventile unabhängig von einem jeweils anderen Bypassventil ansteuerbar ist. Dies bedeutet, dass jede Hydraulikpumpe unabhängig von der bzw. den anderen Hydraulikpumpen über die Bypassleitung kurzgeschlossen werden kann.
  • Ähnlich wie vorstehend mit Bezug auf die einzelnen Bypassleitungen und deren zugeordnete Bypassventile beschrieben, ist bei einer Ausführungsvariante der Erfindung vorgesehen, dass jede der Schaltkupplung unabhängig von einer jeweils anderen Schaltkupplung ansteuerbar ist. Hinsichtlich der Schaltkupplungen kann vorgesehen sein, dass diese als formschlüssige oder reibschlüssige Kupplungen ausgebildet sind. Des Weiteren kann vorgesehen sein, dass diese lediglich zwei Schaltstellungen umfassen, nämlich geöffnet unter Vermeidung einer Kraftübertragung und geschlossen unter Gewährleistung einer Kraftübertragung. Alternativ hierzu kann jedoch auch ein kontinuierlicher Übergang zwischen der geöffneten und der geschlossenen Stellung möglich sein, so dass die Schaltkupplung in Analogie zu aus der Kraftfahrzeugtechnik bekannten herkömmlichen Reibkupplungen auch eine Teilkraftübertragung zulässt.
  • Wie vorstehend bereits angedeutet, ermöglicht es die erfindungsgemäße hydraulische Fahrzeugbremsanlage, dass die gemeinsame motorische Antriebseinheit sowie die Hydraulikpumpen von Betätigungskraft-Verstärkerstufe und Schlupfregeleinrichtung integral zu einer Baugruppe zusammengefasst sind. So ist es möglich, lediglich einfache Komponenten, wie beispielsweise die einzelnen Hydraulikpumpen, zu einer Baugruppe zusammenzufassen und die übrigen Komponenten von Betätigungskraft-Verstärkerstufe und Schlupfregelung separat voneinander auszubilden. Gleichermaßen ist es jedoch auch möglich, die beiden für die Erfindung relevanten Unterkomponenten der hydraulischen Fahrzeugbremsanlage, nämlich den Bremskrafterzeuger und die Schlupfregeleinrichtung, vollständig zu einer Baugruppe zusammenzufassen. Insbesondere der letztgenannte Ansatz erleichtert die Montage der hydraulischen Fahrzeugbremsanlage und führt zu einer beträchtlichen Bauraumreduzierung. Hinsichtlich der Schlupfregeleinrichtung kann vorgesehen sein, dass diese als Bremsschlupfregeleinrichtung ausgebildet ist, beispielsweise als Anti-Blockier-System (ABS). Sie kann jedoch gleichermaßen oder zusätzlich auch als Antischlupfregelung (ASR) ausgebildet sein.
  • Eine Weiterbildung der Erfindung sieht vor, dass die Schlupfregeleinrichtung mit zwei Hydraulikzweigen ausgeführt ist, wobei jedem der Hydraulikzweige jeweils wenigstens eine Hydraulikpumpe zugeordnet ist und wobei beide Hydraulikpumpen mit der motorischen Antriebseinheit antriebsmäßig gekoppelt sind. Dadurch ist es möglich, beispielsweise bei einem vierrädrigen Kraftfahrzeug jeweils ein Radpaar einem Hydraulikzweig zuzuordnen.
  • Eine Weiterbildung der Erfindung sieht vor, dass die Bremsanlage zusätzlich zu der Primärdruckkammer eine Sekundärdruckkammer aufweist, wobei einer der Hydraulikkreise der Schlupfregeleinrichtung mit der Primärdruckkammer und der andere der Hydraulikkreise mit der Sekundärdruckkammer hydraulisch gekoppelt sind. Hierbei kann ferner vorgesehen sein, dass der Hydraulikdruck in der Primärdruckkammer über einen Primärkolben einstellbar ist und dass der Hydraulikdruck in der Sekundärdruckkammer über einen Sekundärkolben einstellbar ist, wobei Primärkolben und Se kundärkolben vermittels der Betätigungskraft-Verstärkerstufe verlagerbar sind. Ferner kann erfindungsgemäß vorgesehen sein, dass die Betätigungskraft-Verstärkerstufe nach Maßgabe einer gegenwärtigen Pedalstellung des Bremspedals ansteuerbar ist und den Primärkolben von dem Bremspedal zumindest teilweise mechanisch entkoppelt.
  • Zusätzlich zu den verschiedenen Hydraulikpumpen, welche für die Hydraulikfluidförderung in den einzelnen Hydraulikzweigen bzw. Hydraulikfluidkreisen vorgesehen sind, kann ferner erfindungsgemäß vorgesehen sein, dass der Schlupfregeleinrichtung oder/und der Betätigungskraft-Verstärkerstufe wenigstens ein Druckspeicher zugeordnet ist. Mit diesem können Druckschwankungen aufgrund von Anlaufverzögerungen bei der Aktivierung der Hydraulikpumpen ausgeglichen werden.
  • Aufgrund der vorstehend angesprochenen mechanischen Entkopplung von Bremspedal und Primärkolben kann erfindungsgemäß ferner dem Bremspedal eine Pedalsimulationsvorrichtung zugeordnet sein, welche dem Fahrer des Fahrzeugs das gewohnte Gefühl einer herkömmlichen Bremsanlage vermittelt.
  • Die Erfindung wird im Folgenden beispielhaft anhand der beiliegenden Figuren erläutert. Es stellen dar:
  • 1 eine schematische Ansicht einer erfindungsgemäßen Fahrzeugbremsanlage gemäß einem ersten Ausführungsbeispiel und
  • 2 eine schematische Darstellung entsprechend 1 eines zweiten Ausführungsbeispiels der erfindungsgemäßen Fahrzeugbremsanlage.
  • In 1 ist eine erfindungsgemäße Fahrzeugbremsanlage allgemein mit 10 bezeichnet. Diese umfasste einen Hauptbremszylinder 12, in dem ein Primärkolben 14 und ein Sekundärkolben 16 geführt sind. Der Primärkolben 14 und der Sekundärkolben 16 schließen jeweils eine Primärdruckkammer 18 bzw. eine Sekundärdruckkammer 20 miteinander ein, wie aus dem Stand der Technik bekannt. Primärdruckkammer 18 und Sekundärdruckkammer 20 sind mit einem Hydraulikfluidreservoir 22 fluidisch verbunden.
  • Der Hauptbremszylinder 12 ist mit einem Bremspedal 24 koppelbar, dem eine Pedalsimulationsvorrichtung 26 zugeordnet ist. Die Pedalsimulationsvorrichtung 26 umfasst einen in einem Zylinder 28 verschiebbaren Kolben 30, welcher beidseitig jeweils eine Kammer einschließt. Die beiden Kammern beidseits des Kolbens 30 sind über ein Fluidsystem 32 mit einer Drossel 34 und einem Rückschlagventil 36 derart miteinander fluidisch verbunden, dass das Bremspedal 24 ein mechanisches Verhalten entsprechend einer herkömmlichen Bremsanlage zeigt.
  • Das Bremspedal 24 weist einen Stößel 38 auf, der entgegen der Wirkung einer Feder 40 verlagerbar ist. Zwischen dem Stößel 38 und dem Primärkolben 14 ist ein Kraftübertragungsglied 42 vorgesehen, welches im Falle einer Notbetriebssituation, in welcher die nachfolgend beschriebene Betätigungskraft-Verstärkerstufe 44 ausfällt, für eine unmittelbare mechanische Kopplung des Bremspedals 24 über den Stößel 38 mit dem Primärzylinder 14 sorgt.
  • Neben der Betätigungskraft-Verstärkerstufe 44 umfasst die erfindungsgemäße Fahrzeugbremsanlage ferner eine Schlupfregeleinrichtung 46, hier ausgeführt als Anti-Blockier-System (ABS). Zunächst soll jedoch die Betätigungskraft-Verstärkerstufe 44 beschrieben werden. Diese umfasst eine über einen Motor 48 antreibbare Hydraulikpumpe 50, die in einen Hydraulikfluidkreis der Betätigungskraft-Verstärkerstufe 44 eingebunden ist. Die Hydraulikpumpe 50 fördert Hydraulikfluid von dem Hydraulikfluidreservoir 22 in eine Betätigungsdruckkammer 52, um den Primärkolben 14 sowie den Sekundärkolben 16 in dem Hauptbremszylinder 12 zu verlagern. Der Hydraulikpumpe 50 sind jeweils Rückschlagventile 54 und 56 vor- bzw. nachgeschaltet. Ferner ist in dem Hydraulikfluidkreis der Betätigungskraft-Verstärkerstufe 44 ein Druckspeicher 58 vorgesehen, der über einen Drosselkanal 60 mit Hydraulikfluid von der Pumpe 50 beschickt und gefüllt werden kann und bei Bedarf über das Rückschlagventil 62 Hydraulikfluid in den Fluidkreislauf abgeben kann. Der Hydraulikpumpe 50 nachgeschaltet ist ein schaltbares 2-Wege-Ventil 64. Ferner ist in dem Hydraulikfluidkreis der Betätigungskraft-Verstärkerstufe 44 ein weiteres schaltbares 2-Wege-Ventil 66 vorgesehen. Schließlich ist an der zu der Betätigungsdruckkammer 52 führenden Hydraulikleitung ein Drucksensor 68 vorgesehen. Um eine Überlastung der Hydraulikpumpe 50 ausschließen zu können, ist ferner ein Druckbegrenzungsventil 70 vorgesehen.
  • Die Betätigungskraft-Verstärkerstufe 44 funktioniert wie folgt. Nach Maßgabe der Steuerung einer nicht gezeigten elektronischen Steuereinheit wird der Motor 48 angesteuert, der die Hydraulikpumpe 50 motorisch antreibt. Diese fördert aus dem Hydraulikfluidspeicher 22 Hydraulikfluid in den Kreislauf. Dadurch wird die Betätigungsdruckkammer 52 mit Hydraulikfluid beschickt, so dass sich in dieser bei Bedarf ein Druck aufbaut, welcher bei einer Betätigung des Bremspedals 24 dazu führt, dass ohne mechanische Kopplung von Stößel 38 und Primärkolben 14 sich der Primärkolben 14 unter Wirkung des in der Betätigungsdruckkammer 52 aufgebauten Hydraulikdrucks in 1 nach links verlagert. Dadurch baut sich in der Primärdruckkammer 18 sowie unter Verlagerung des Sekundärkolbens 16 in der Sekundärdruckkammer 20 ein Hydraulikdruck auf.
  • Ferner wird permanent über die Drosselleitung 60 Hydraulikfluid dem Druckspeicher 58 gedrosselt zugeführt. Der Druckspeicher 58 kann bei Bedarf temporär einen Druckabfall ausgleichen. Ein derartiger Druckabfall kann beispielsweise daher rühren, dass aufgrund einer Betätigung des Bremspedals 24 das 2-Wege-Ventil 64 aus seinem in 1 gezeigten geschlossenen Zustand in einen geöffneten Zustand umgeschaltet wird und damit Betätigungsdruck der Betätigungsdruckkammer 52 zugeführt wird. Aufgrund einer Anlaufverzögerung des Motors 48 kann jedoch die Pumpe 50 nicht schnell genug Betätigungsdruck aufbauen, so dass es kurzzeitig zu einem Druckabfall kommt. Dieser wird durch den Druckspeicher 58 ausgeglichen. Das 2-Wege-Ventil 64 wirkt also – gesteuert durch die nicht gezeigte elektronische Steuereinheit nach Maßgabe der Betätigung des Bremspedals sowie nach Maßgabe des Drucksensors 68 – als Aktivierungselement für die Aktivierung der Betätigungskraft-Verstärkerstufe. Ferner wirkt das 2-Wege-Ventil 66 als Druckentlastungsventil für die zu der Betätigungsdruckkammer 52 führende Hydraulikleitung. Es wird beispielsweise in seine in 1 gezeigte geöffnete Stellung geschaltet, wenn keine Bremsbetätigung vorliegt und somit auch ein Druckaufbau in der Betätigungsdruckkammer 52 nicht erforderlich ist. Dadurch kann es auch einen Druckausgleich zwischen dem Hauptbremszylinder 12 und dem Reservoir 22 zulassen. Dies ist insbesondere hinsichtlich eines möglichen Defekts des Hydraulikfluidkreises der Betätigungskraft-Verstärkerstufe 44 von Bedeutung, bei welchem der Primärkolben 14 mechanisch bewegt werden kann. Durch Öffnen des 2-Wege-Ventils 66 wird verhindert, dass eine solche mechanische Bewegung des Primärkolbens 14 durch einen in dem Hydraulikfluidkreis der Betätigungskraft-Verstärkerstufe entstehenden Überdruck oder Unterdruck behindert wird. Sobald im Normalbetrieb bei voll funktionsfähiger Betätigungskraft-Verstärkerstufe eine Bremsbetätigung am Bremspedal 24 erfasst wird, wird das 2-Wege-Ventil 66 in seine geschlossene Stellung gestellt, so dass Hydraulikfluid in die Betätigungsdruckkammer 52 eingeführt werden kann.
  • Im Folgenden soll nun die Schlupfregeleinrichtung 46 beschrieben werden. Diese ist in zwei Zweige aufgeteilt, nämlich einen ersten Zweig 72, der den beiden Radbremseinheiten 74 und 76 zugeordnet ist, und einen zweiten Zweig 78, der den beiden Radbremseinheiten 80 und 82 zugeordnet ist. Jedem der beiden Zweige 72 und 78 ist jeweils eine Hydraulikpumpe 84 und 86 zugeordnet. Beide Hydraulikpumpen 84 und 86 werden über korrespondierende Wellen von dem Motor 48 angetrieben, der ferner – gemäß vorstehender Beschreibung – die Hydraulikpumpe 50 antreibt. Zusätzlich ist jedem Hydraulikzweig 72 und 78 jeweils ein Druckspeicher 88 und 90 zugeordnet.
  • Jeder Radbremseinheit 74, 76 bzw. 80 und 82 ist jeweils ein Einlassventil 92, 94, 96, 98, sowie ein Auslassventil 100, 102, 104 und 106 zugeordnet. Die Einlass- und Auslassventile 92 bis 106 sind als 2-Wege-Ventile ausgeführt und über die nicht gezeigte elektronische Steuereinheit bei Bedarf ansteuerbar. Jedem der Einlassventile 92 bis 98 ist ein Rückschlagventil 108, 110, 112 und 114 parallel geschaltet.
  • Ein wesentlicher Aspekt der Erfindung besteht darin, dass die Rückförderpumpen 84 und 86 des ersten und zweiten Zweigs der Schlupfregeleinrichtung 46 über den selben Motor 48 angetrieben werden, wie die Hydraulikpumpe 50 der Betätigungskraft-Verstärkerstufe 44. Dadurch kann die hydraulische Fahrzeugbremsanlage 10 kostengünstiger ausgeführt werden. Ferner bietet diese gemeinsame Nutzung des Motors 48 die Möglichkeit, die Betätigungskraft-Verstärkerstufe 44 und die Schlupfregeleinrichtung 46 raumsparend und kostengünstig zu einer Baugruppe zusammenzufassen, was den Aufbau der Fahrzeugbremsanlage 10 erheblich erleichtert und diese kostengünstiger macht.
  • In 2 ist ein zweites Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Fahrzeugbremsanlage gezeigt. Zur Vermeidung von Wiederholungen sollen lediglich die Unterschiede zu dem ersten Ausführungsbeispiel gemäß 1 beschrieben werden, wobei die selben Bezugszeichen wie bei 1 verwendet werden, jedoch mit dem Buchstaben "a" nachgestellt.
  • Das Ausführungsbeispiel gemäß 2 unterscheidet sich von dem Ausführungsbeispiel gemäß 1 darin, dass jeder der Hydraulikpumpen 50a, 84a und 86a jeweils Bypassleitungen 120a, 122a und 124a zugeordnet sind, in welche schaltbare Bypassventile 126a, 128a und 130a vorgesehen sind. Je nach Bedarf der Pumpförderleistung der einzelnen Pumpen 50a, 84a und 86a werden die Bypassventile 126a, 128a und 130a in ihre geöffnete bzw. geschlossene Stellung geschaltet. Dies bedeutet, dass beispielsweise die Pumpe 86a für den zweiten Fluidzweig 78a wirkungslos bleibt, wenn das Bypassventil 130a in seine in 2 gezeigte geöffnete Stellung geschaltet ist, da die Pumpe 86a über die Bypassleitung 124a kurzgeschlossen ist. Wird hingegen das Bypassventil 130a in seine geschlossene Stellung geschaltet, so fördert die Pumpe 86a Hydraulikfluid aus dem zweiten Zweig 78a zurück zu dem Hydraulikfluidreservoir 22a. Dieselbe Funktionsweise ergibt sich für die in die Bypassleitungen 122a und 120a geschalteten Bypassventile 126a und 128a.
  • Durch gezieltes Ansteuern der Bypassventile 126a bis 130a kann also bedarfsweise Hydraulikfluid den einzelnen Hydraulikfluidkreisen bzw. Fluidzweigen zugeführt werden bzw. von diesen abgeführt werden.
  • In einem nicht gezeigten Ausführungsbeispiel ist es ferner möglich, die direkte Ansteuerung der einzelnen Hydraulikfluidpumpen 50, 84 und 86 gemäß 1 auch dadurch vorzunehmen, dass die zwischen den jeweiligen Pumpen und dem Motor 48 jeweils vorgesehenen Antriebsstränge mit schaltbaren Kupplungen versehen sind, die wahlweise in einen geschlossenen Zustand oder einen geöffneten Zustand geschaltet werden können. Auch dadurch ist es möglich, durch gezielte Änderung des Schaltzustands der jeweiligen Schaltkupplung die einzelnen Hydraulikpumpen gezielt anzusteuern bzw. zu deaktivieren.
  • Die Erfindung zeigt verschiedene Möglichkeiten auf, wie eine hydraulische Fahrzeugbremsanlage durch Integration eines Bremskrafterzeugers und einer Betätigungskraft-Verstärkerstufe vereinfacht und dadurch raumsparender sowie kostengünstiger ausgebildet werden kann.

Claims (16)

  1. Hydraulische Fahrzeugbremsanlage (10; 10a) mit einem Bremskrafterzeuger und einer Schlupfregeleinrichtung (46; 46a), wobei der Bremskrafterzeuger eine Primärdruckkammer (18; 18a) und eine Betätigungskraft-Verstärkerstufe (44; 44a) zum Erzeugen eines hydraulischen Bremsdrucks in der Primärdruckkammer (18; 18a) nach Maßgabe einer auf ein Bremspedal (24; 24a) ausgeübten Betätigungskraft umfasst, wobei weiter die Betätigungskraft-Verstärkerstufe (44; 44a) mit wenigstens einer motorisch angetriebenen Hydraulikpumpe (50; 50a) versehen ist und wobei die Schlupfregeleinrichtung (46; 46a) mit wenigstens einer weiteren motorisch angetriebenen Hydraulikpumpe (84, 86; 84a, 86a) ausgebildet ist, wobei die Hydraulikpumpe (50; 50a) der Betätigungskraft-Verstärkerstufe (44; 44a) und die Hydraulikpumpe (84, 86; 84a, 86a) der Schlupfregeleinrichtung (46; 46a) mit einer gemeinsamen motorischen Antriebseinheit (48; 48a) antriebsmäßig gekoppelt sind, dadurch gekennzeichnet, dass wenigstens einer Hydraulikpumpe eine wahlweise in einen eingerückten oder ausgerückten Zustand überführbare Schaltkupplung zugeordnet ist, mittels welcher sie mit der gemeinsamen motorischen Antriebseinheit antriebsmäßig koppelbar oder von dieser entkoppelbar ist.
  2. Hydraulische Fahrzeugbremsanlage (10a) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass wenigstens einer Hydraulikpumpe (50a, 84a, 86a) eine Bypassleitung (120a, 122a, 124a) mit einem dieser zugeordneten Bypassventil (126a, 128a, 130a) parallel geschaltet ist.
  3. Hydraulische Fahrzeugbremsanlage (10a) nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Bypassventil (126a, 128a, 130a) als 2-Wege-Ventil ausgebildet ist.
  4. Hydraulische Fahrzeugbremsanlage (10a) nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass das eine Bypassventil (126a, 128a, 130a) nach Maßgabe der gegenwärtig erforderlichen Pumpenleistung ansteuerbar ist.
  5. Hydraulische Fahrzeugbremsanlage (10a) nach einem der Ansprüche 2 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass jedes der Bypassventile (126a, 128a, 130a) unabhängig von einem jeweils anderen Bypassventil (126a, 128a, 130a) ansteuerbar ist.
  6. Hydraulische Fahrzeugbremsanlage nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die wenigstens eine Schaltkupplung nach Maßgabe der gegenwärtig erforderlichen Pumpenleistung ansteuerbar ist.
  7. Hydraulische Fahrzeugbremsanlage nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass jeder Hydraulikpumpe eine Schaltkupplung zugeordnet ist und dass jede Schaltkupplung unabhängig von einer jeweils anderen Schaltkupplung ansteuerbar ist.
  8. Hydraulische Fahrzeugbremsanlage (10; 10a) nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die gemeinsame motorische Antriebseinheit (48; 48a) sowie die Hydraulikpumpen (50, 84, 86; 50a, 84a, 86a) von Betätigungskraft-Verstärkerstufe (44; 44a) und Schlupfregeleinrichtung (46; 46a) integral zu einer Baugruppe zusammengefasst sind.
  9. Hydraulische Fahrzeugbremsanlage (10a) nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass in die Baugruppe ferner die wenigstens eine Bypassleitung (120a, 122a, 124a) mit zugeordnetem Bypassventil (126a, 128a, 130a) integriert ist.
  10. Hydraulische Fahrzeugbremsanlage (10; 10a) nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Schlupfregeleinrichtung (46; 46a) als Bremsschlupfregeleinrichtung ausgebildet ist.
  11. Hydraulische Fahrzeugbremsanlage (10; 10a) nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Schlupfregeleinrichtung (46; 46a) mit zwei Hydraulikzweigen (72, 78; 72a, 78a) ausgeführt ist, wobei jedem der Hydraulikzweige (72, 78; 72a, 78a) jeweils wenigstens eine Hydraulikpumpe (84, 86; 84a, 86a) zuge ordnet ist und wobei beide Hydraulikpumpen (84, 86; 84a, 86a) mit der motorischen Antriebseinheit (48; 48a) antriebsmäßig gekoppelt sind.
  12. Hydraulische Fahrzeugbremsanlage (10; 10a) nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Bremsanlage (10; 10a) zusätzlich zu der Primärdruckkammer (18; 18a) eine Sekundärdruckkammer (20; 20a) aufweist, wobei einer der Hydraulikkreise (72; 72a) der Schlupfregeleinrichtung (46; 46a) mit der Primärdruckkammer (18; 18a) und der andere der Hydraulikkreise (78; 78a) mit der Sekundärdruckkammer (20; 20a) hydraulisch gekoppelt ist.
  13. Hydraulische Fahrzeugbremsanlage (10; 10a) nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass der Hydraulikdruck in der Primärdruckkammer (18; 18a) über einen Primärkolben (14; 14a) einstellbar ist und dass der Hydraulikdruck in der Sekundärdruckkammer (20; 20a) über einen Sekundärkolben (16; 16a) einstellbar ist, wobei Primärkolben (14; 14a) und Sekundärkolben (16; 16a) vermittels der Betätigungskraft-Verstärkerstufe (44; 44a) verlagerbar sind.
  14. Hydraulische Fahrzeugbremsanlage (10; 10a) nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, dass die Betätigungskraft-Verstärkerstufe (44; 44a) nach Maßgabe einer gegenwärtigen Pedalstellung des Bremspedals (24; 24a) ansteuerbar ist und den Primärkolben (14; 14a) von dem Bremspedal (24; 24a) zumindest teilweise mechanisch entkoppelt.
  15. Hydraulische Fahrzeugbremsanlage (10; 10a) nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Schlupfregeleinrichtung (46; 46a) oder/und der Betätigungskraft-Verstärkerstufe (44; 44a) wenigstens ein Druckspeicher (58, 88, 90; 58a, 88a, 90a) zugeordnet ist.
  16. Hydraulische Fahrzeugbremsanlage (10; 10a) nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass dem Bremspedal (24; 24a) eine Pedalsimulationsvorrichtung (26; 26a) zugeordnet ist.
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