-
Die
Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Beeinflussung des Fahrverhaltens
eines Fahrzeugs oder eines das Fahrzeug repräsentierenden Fahrzeugsimulators,
mit Referenzmodellmitteln zur Bereitstellung eines Sollwertsignals
anhand von einem ersten oder mindestens einem zweiten Referenzmodell
des Fahrzeugs, zwischen denen umgeschaltet werden kann. Die Erfindung
betrifft ferner ein Fahrzeug mit einer derartigen Vorrichtung. Die
Erfindung betrifft auch eine derartiges Verfahren, bei dem Sollwerte
anhand von einem ersten oder mindestens einem zweiten Referenzmodell
des Fahrzeugs bereitgestellt werden, zwischen denen umgeschaltet
werden kann.
-
Beispielsweise
können
anhand eines Referenzmodells Sollwerte für die Gierwinkelgeschwindigkeit oder
den Schwimmwinkel des Fahrzeugs ermittelt werden. Ein derartiges
Referenzmodell kann beispielsweise das sogenannte Einspurmodell
sein, bei dem ein Fahrzeug modellhaft auf ein Fahrzeug mit lediglich
einem Vorderrad und einem Hinterrad rechnerisch reduziert wird.
Ein Referenzmodell kann beispielsweise auch ein besonders sportliches
oder besonders komfortables Fahrzeug repräsentieren. Beim Umschalten
zwischen derartigen Referenzmodellen treten unter Umständen Sprünge bei
den Sollwertsignalen auf, die bei den jeweiligen Referenzmodellen
unterschiedliche Verläufe
haben.
-
Im
Zusammenhang mit einer Fahrstabilitätsregelschaltung ist aus der
deutschen Offenlegungsschrift
DE 195 15 055 A1 eine kontinuierliche Umschaltung
zwischen einem Kreisfahrtmodell, das eine stationäre Kreisfahrt
eines Fahrzeugs repräsentiert
und einem Einspurmodell bekannt. Beim Übergang vom Kreisfahrtmodell
zum Einspurmodell wird die Kontinuität dadurch erzielt, dass die
durch das Kreisfahrtmodell berechneten Sollwerte für die Gierwinkelgeschwindigkeit
und den Schwimmwinkel Startwerte für das Einspurmodell bilden.
Bei der umgekehrten Umschaltung zwischen dem Referenzmodell wird
mit Korrekturfaktoren gearbeitet, deren Einfluss über die
Zeit exponentiell abnimmt.
-
Die
bekannte Umschaltung zwischen Referenzmodellen ist auf den Anwendungsfall
für eine
Fahrstabilitäts-Regelschaltung
optimiert, die bei Grenzsituationen eingreift, beispielsweise wenn
das Fahrzeug in einer Kurve auszubrechen droht. Sofern ein derartiger
Eingriff nicht stattfindet, das Fahrzeug also fahrstabil ist, merkt
der Fahrer des Fahrzeuges von der Umschaltung nichts.
-
Eine
andere Situation ergibt sich im Zusammenhang mit einer Fahrdynamikregelung,
die beispielsweise die Lenkung, die Federung und/oder die Bremsen
des Fahrzeugs beeinflusst. Eine solche Fahrdynamikregelung beeinflusst
auf der Basis unterschiedlicher Referenzmodelle, beispielsweise
sportlich, komfortabel, geländegängig oder
dergleichen, aktiv das Fahrverhalten des Fahrzeugs. Sprünge oder
drastische, beispielsweise exponentielle Änderungen, beim Sollwertsignal,
zum Beispiel bei der Soll-Gierwinkelgeschwindigkeit, sind dabei
nicht ak zeptabel. Der Fahrer des Fahrzeugs kann auf derartige drastische
Veränderungen
im Fahrverhalten des Fahrzeugs nicht oder zumindest nur verzögert reagieren,
so dass gefährliche
Fahrsituationen entstehen können. Ähnliches
gilt für
einen Fahrzeugsimulator, der das Fahrzeug repräsentiert und beispielsweise zu Übungs- und
Trainingszwecken genutzt wird. Auch bei einem Fahrzeugsimulator
wird der Fahrer durch drastische Sollwertveränderungen überfordert.
-
Es
ist daher die Aufgabe der Erfindung, eine optimierte Umschaltung
zwischen Referenzmodellen, insbesondere im Zusammenhang mit einer
Fahrdynamik-Regelungsvorrichtung, bereitzustellen.
-
Zur
Lösung
der Aufgabe ist bei einer Vorrichtung zur Beeinflussung des Fahrverhaltens
eines Fahrzeugs oder eines das Fahrzeug repräsentierenden Fahrzeugsimulators
der eingangs genannten Art vorgesehen, dass die Referenzmodellmittel
zur Ermittlung und Ausgabe von Zwischen-Sollwerten in dem Sollwertsignal
bei einer Umschaltung zwischen dem ersten Referenzmodell und dem
mindestens einen zweiten Referenzmodell während einer vorbestimmten Wechselzeitdauer
ausgestaltet sind, wobei die Zwischen-Sollwerte zeitlich kontinuierlich
zwischen ersten, anhand des ersten Referenzmodells während der
Wechselzeitdauer gebildeten Sollwerten und zweiten, anhand des mindestens
einen zweiten Referenzmodells während
der Wechselzeitdauer gebildeten Sollwerten verlaufen.
-
Zur
Lösung
sind ferner ein Verfahren gemäß der technische
Lehre eines weiteren unabhängigen
Anspruches und ein Fahrzeug oder Fahrsimulator mit einer erfindungsgemäßen Vorrichtung
vorgesehen.
-
Bei
einem Umschalten zwischen den Referenzmodellen findet ein kontinuierlicher,
sozusagen gleitender Übergang
statt. Die Referenzmodellmittel überblenden
sozusagen von den ersten Sollwerten, die dem ersten Referenzmodell
zugeordnet sind, zu den zweiten Sollwerten, die dem zweiten Referenzmodell
zugeordnet sind. Während
der Wechselzeitdauer werden Sollwerte beider Referenzmodelle, also
des Ausgangs- und des Zielmodells, gebildet und anhand dieser Sollwerte
Zwischen-Sollwerte
erzeugt, die zeitlich kontinuierlich von den Ausgangs- zu den Ziel-Sollwerten
verlaufen. Die Zwischen-Sollwerte
starten sozusagen mit den ersten Sollwerten und enden mit den zweiten
Sollwerten. Dabei wird beispielsweise ein linearer Verlauf gemäß der nachfolgenden
Formel.
gewählt. Das
Sollwertsignal enthält
Sollwerte y, die aus ersten, Ausgangs-Sollwerten Ya eines ersten
Referenzmodells, beispielsweise eines sportlichen Fahrzeugmodells,
und zweiten Ziel-Sollwerten yz eines Ziel-Referenzmodells, beispielsweise
eines komfortablen Referenzmodells gebildet sind. Die Relation zwischen
den Ausgangs-Sollwerten ya und den Ziel-Sollwerten yz verändert sich linear, indem zu
den Ausgangs-Sollwerten ein
Gewichtungsfaktor s(t) und zu den Ziel-Sollwerten yz ein Gewichtungsfaktor
1-s(t)addiert wird, wobei s(t) linear von 1 nach 0 während einer
Wechselzeitdauer T verläuft.
Vorzugsweise wird ein Umschaltvorgang zu Ende gebracht, bevor ein
neuer Umschaltvorgang beginnt, beispielsweise wenn an den obengenannten
Umschaltvorgang anschließend
vom zweiten auf das erste oder ein sonstiges Referenzmodell umgeschaltet
wird.
-
Vorteilhafte
Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den abhängigen Ansprühen sowie
der Beschreibung.
-
Zweckmäßigerweise
verlaufen die Zwischen-Sollwerte zumindest abschnittsweise linear
zwischen den ersten und zweiten Sollwerten. Auch ein gestufter Verlauf
ist möglich,
bei dem die Zwischen-Sollwerte in gestuften Abschnitten gebildet
werden, zwischen denen im wesentlichen konstante Abschnitte verlaufen.
Während
der konstanten Abschnitte werden die Zwischen-Sollwerte nach einer im wesentlichen
konstanten Formel aus den ersten und den zweiten Sollwerten gebildet.
-
Wie
schon erwähnt,
kann man das erste Referenzmodell als Start-Referenzmodell und das
zweite Referenzmodell als Ziel-Referenzmodell
bezeichnen. Bei einem nachfolgenden Umschaltvorgang bildet das zweite
Referenzmodell beispielsweise das Start-Referenzmodell und das erste
Referenzmodell das Ziel-Referenzmodell.
Zur Bildung der Zwischen-Sollwerte werden die ersten, mit dem Start-Referenzmodell
gebildeten Sollwerte beispielsweise mit einem ersten Gewichtungsfaktor
und die zweiten Sollwerte mit einem zweiten Gewichtungsfaktor beaufschlagt.
Die Relation zwischen den Gewichtungsfaktoren wird kontinuierlich
verändert, wobei
zunächst
der erste Gewichtungsfaktor "1" und der zweite Gewichtungsfaktor "0" ist und am Ende der Wechselzeitdauer
der erste Gewichtungsfaktor "0" und der zweite Gewichtungsfaktor "1" ist. Die Summe der beiden Gewichtungsfaktoren
ist während
der Wechselzeitdauer "1".
-
Zweckmäßigerweise
findet der erfindungsgemäße Wechsel
zwischen den Sollwerten in Abhängigkeit von
einer Lenkaktivität
an einer Lenkhandhabe des Fahrzeugs, beispielsweise an einem Lenkrad
oder an einem Side-Stick, statt. Sofern nicht gelenkt wird, die
Lenkaktivität
also z.B. "0" ist, findet kein
Wech sel zwischen den Referenzmodellen statt, damit der Fahrer nicht
durch eine von ihm unbemerkte Referenzmodell-Umschaltung bzw. einen Sollwert-Wechsel
zwischen zwei Lenkvorgängen,
also durch ein schlagartig verändertes
Fahrverhalten des Fahrzeuges überrascht
wird.
-
Für die Lenkaktivität ist zweckmäßigerweise
ein Schwellenwert definiert, das heißt, dass beispielsweise bei
einer geringen Lenkaktivität
keine erfindungsgemäßen Sollwertwechsel
stattfinden, wohingegen bei Überschreitung
des Lenkaktivitäts-Schwellenwerts der
Wechsel erfolgt. Der Lenkaktivitäts-Schwellenwert ist zweckmäßigerweise
von der Geschwindigkeit des Fahrzeugs abhängig, wobei vorteilhafterweise
eine Hysterese bei dem Lenkaktivitäts-Schwellenwert oder Lenkaktivitäts-Schwellenwertverlauf
vorgesehen ist.
-
Zweckmäßigerweise
wird während
und/oder nach einer Lenkaktivitätsphase
zwischen den anhand der unterschiedlichen Referenzmodelle gebildeten
Sollwerten gewechselt. Dabei kann während einer einzigen Lenkaktivitätsphase
vollständig
gewechselt werden oder im Zusammenhang mit mehreren Lenkaktivitätsphasen.
Zwischen Lenkaktivitätsphasen
wird zweckmäßigerweise
die Relation zwischen den ersten und den zweiten Sollwerten beibehalten.
Zwischen zwei Lenkvorgängen
bleibt das Fahrverhalten des Fahrzeugs damit im wesentlichen gleichbleibend,
so dass sich der Fahrer schrittweise bei jeder Lenkaktivität an das
Ziel-Referenzmodell gewöhnen
kann.
-
Zwar
kann der Sollwertwechsel prinzipiell bei jedem Lenkvorgang, also
beim Einlenken und beim Auslenken aus einer Kurve stattfinden. Zweckmäßigerzweise
wird zwischen den anhand des ersten Referenzmodells gebildeten ersten
Sollwerten und den anhand des zweiten Referenzmodells gebildeten
Sollwerten zu mindest im Wesentlichen nur bei einem Auslenken aus
einer Kurve gewechselt. Der Fahrer des Fahrzeugs steuert die Kurve
sozusagen auf der Basis des Ausgangs-Referenzmodells an und korrigiert
seinen Lenkeingriff beim Auslenken aus der Kurve, um seine Fahr-Bedienhandlungen
schrittweise an das zweite, das Ziel-Referenzmodell anzupassen.
-
Als
besonders vorteilhaft hat sich erwiesen, dass bei einem Übergang
von einem sozusagen komfortableren ersten Referenzmodell, bei dem
intensivere Lenkeingriffe des Fahrers erforderlich sind, zu einem zweiten
Referenzmodell, das sozusagen sportlich ist und geringere Lenkeingriffe
verlangt, von den anhand des ersten Referenzmodells gebildeten ersten
Sollwerten zu den anhand des zweiten Referenzmodells gebildeten zweiten
Sollwerten sowohl beim Einlenken als auch beim Auslenken gewechselt
wird. Beim Umschalten vom zweiten auf das erste Referenzmodell,
also vom direkten zum indirekten Referenzmodell, wird zweckmäßigerweise
nur bei einem Auslenken aus einer Kurve zwischen den zweiten und
den ersten Sollwerten gewechselt.
-
Wie
bereits erläutert
kann der Wechsel zwischen den Sollwerten sozusagen in einem Zug
geschehen und/oder in Zusammenhang mit mehreren Lenkaktivitätsphasen.
-
Die
Referenzmodelle sind zweckmäßigerweise
durch einen Fahrer es Fahrzeugs wählbar. Sie können auch
durch einen Zustandsparameter des Fahrzeugs, beispielsweise die
Fahrzeuggeschwindigkeit und/oder durch ein externes, aus der Umgebung
des Fahrzeugs oder des Fahrzeugsimulators empfangbares Steuerungssignal
beeinflussbar sein. Beispielsweise kann das Steuerungssignal durch
ein Verkehrsleitsystem versendet werden. Die Wechselzeitdauer, in
der zwischen den Sollwerten der Re ferenzmodelle gewechselt wird, kann
einstellbar sein. Auch ein Zusammenhang mit dem jeweiligen Referenzmodell
ist möglich.
Die Wechselzeitdauer kann auch durch einen Zustandsparameter des
Fahrzeugs, beispielsweise die Fahrzeuggeschwindigkeit oder dergleichen
beeinflusst werden.
-
Zweckmäßigerweise
enthält
die erfindungsgemäße Vorrichtung
das Sollwertsignal auswertende Regelungsmittel zur Fahrdynamikregelung
und/oder zur Stabilisierung des Fahrzeugs. Die Regelungsmittel sind vorzugsweise
zur Bildung von Ausgabesignalen an eine Aktuatoranordnung des Fahrzeugs
ausgestaltet. Die Aktuatoranordnung kann beispielsweise die Bremsen,
die Lenkung, aktive Federungselemente oder dergleichen des Fahrzeugs
beeinflussen. Die erfindungsgemäße Vorrichtung
enthält
zweckmäßigerweise
eine Eingangsschnittstelle für
Messsignale, beispielsweise für
die Fahrzeuggeschwindigkeit, den aktuellen Gierwinkel des Fahrzeugs,
Bremsmomente oder dergleichen.
-
Das
Sollwertsignal enthält
beispielsweise einen oder mehrere der nachfolgend genannten Sollwerte. Giergeschwindigkeitssollwert,
Schwimmwinkelsollwert, Wankwinkelsollwert, Lenkradmomentsollwert
(Rückwirkung
auf das Lenkrad), Schwimmwinkel-Geschwindigkeitssollwert,
Wankwinkelgeschwindigkeitssollwert oder dergleichen. Beispielsweise
bildet ein Giergeschwindigkeitssollwert ein Eingangssignal für ein Steer-by-Wire-System, ein Schwimmwinkelsollwert
einen Eingangswert für
eine Hinterachslenkung, ein Wankwinkelsollwert einen Eingangswert
für ein
aktives Federungssystem (Active Body Control).
-
Die
erfindungsgemäße Vorrichtung
kann wahlweise in Hardware und/oder Software realisiert sein. Sie enthält zweckmäßigerweise
Programmcode, der durch ein Steuermittel, z.B. ein Prozessor, ausgeführt werden kann.
Die erfindungsgemäße Vorrich tung
kann beispielsweise ein Fahrdynamiksystem eines Fahrzeugs oder eines
Fahrzeugsimulators bilden, das die Lenkung und/oder die Bremsen
und/oder die Federung/Dämpfung des
Fahrzeugs beeinflusst.
-
Nachfolgend
wird ein Ausführungsbeispiel
der Erfindung anhand der Zeichnung näher erläutert. Es zeigen:
-
1 ein Fahrzeug mit einer
erfindungsgemäßen Vorrichtung,
-
2 einen ersten und
-
3 einen zweiten Verlauf
eines durch die Vorrichtung gemäß 1 gebildeten Sollwertsignals,
und
-
4 den Verlauf von Lenkaktivitätsgrenzwerten,
die durch die Vorrichtung gemäß 1 gebildet und ausgewertet
werden.
-
In 1 ist ein Fahrzeug 10 mit
einer Vorderachse 11 und einer Hinterachse 12 dargestellt.
Räder 13, 14 der
Vorderachse 11 sind lenkbar, die hinteren Räder 15, 16 der
Hinterachse 12 sind nicht lenkbar. Mittels Bremsen 17 bis 20 sind
die Räder 13 bis 16 abbremsbar.
Drehzahlsensoren 21 bis 24 erfassen die jeweilige Drehzahl
der Räder 13 bis 16.
Anhand der Drehzahl kann beispielsweise eine Fahrzeuglängsgeschwindigkeit vx ermittelt werden.
-
Das
Fahrverhalten des Fahrzeugs 10 wird durch eine erfindungsgemäße Fahrdynamikvorrichtung 25 beeinflusst.
Beispielsweise steuert die Fahrdynamikvorrichtung 25 mittels
Bremseingriffsignalen 26 bis 29 die Bremsen 17 bis 20 an
und bildet z.B. ein sogenanntes Brake-by-Wire-System oder ein konventionelles
hydraulisches oder pneumatisches Bremssystem. Von den Drehzahlsensoren 21 bis 24 erhält die Fahrdynamikvorrichtung 25 Drehzahlsignale 30 bis 34,
die die jeweilige Drehzahl des Rades 13 bis 16 repräsentieren.
-
Mittels
eines Motorsteuersignals 41 kann die Fahrdynamikvorrichtung 25 einen
Motor 42 oder eine nicht dargestellte Motorsteuerung des
Motors 42 ansteuern.
-
Die
Fahrdynamikvorrichtung 25 könnte auch ein Active-Body-Control-System bilden,
also eine aktive Federung des Fahrzeugs 10. Die Fahrdynamikvorrichtung 25 würde dann
beispielsweise den Rädern 13 bis 16 zugeordnete
Dämpferelemente
mittels entsprechender Steuersignale beeinflussen. Dies ist jedoch
in der Figur aus Gründen
der Vereinfachung nicht dargestellt.
-
Dargestellt
ist jedoch, dass die Fahrdynamikvorrichtung 25 die Lenkung
des Fahrzeugs 10 beeinflusst und z.B. ein Steer-by-Wire-System bildet.
Ein Fahrer 36 des Fahrzeugs 10 gibt an einem Lenkrad 35 oder
einer sonstigen Lenkhandhabe des Fahrzeugs 10 einen Lenkwinkel δH vor.
Der Vorgabe-Lenkwinkel δH wird durch einen Lenkwinkelsensor 37 erfasst
und als Vorgabe-Lenkwinkelsignal 38 der
Fahrdynamikvorrichtung 25 übermittelt. Die Fahrdynamikvorrichtung 25 generiert
in einer nachfolgend noch näher
erläuterten
Weise ein Lenkeingriffssignal 39 und steuert mit diesem
Lenkeingriffssignal 39 eine Lenkaktoranordnung 40 an,
die die Räder 13, 14 lenkt.
-
Die
Fahrdynamikvorrichtung 25 ist vorliegend in Hardware und
Software realisiert, wobei ein Prozessor 43 Programmcode
ausführt,
der in einem Speicher 44 gespeichert ist. Der Programmcode
repräsentiert nachfolgend
näher erläuterte Mittel,
beispielsweise Referenzmodellmittel 45.
-
Die
Referenzmodellmittel 45 bilden anhand von Referenzmodellen 46, 47, 48 aus
dem Vorgabe-Lenkwinkelsignal 38 und/oder anhand eines nicht
dargestellten Vorgabe-Geschwindigkeitssignals, das der Fahrer 36 beispielsweise
durch Betätigung
von Bremse oder Gaspedal des Fahrzeugs 10 beeinflusst,
Sollwertsignale 49 bis 51. Die Sollwertsignale 49 bis 51 enthalten
beispielsweise eine Soll-Giergeschwindigkeit des Fahrzeugs 10,
einen Soll-Schwimmwinkel des Fahrzeugs 10, einen Soll-Wankwinkel
des Fahrzeugs 10 und dergleichen. Der Schwimmwinkel ist
der Winkel zwischen der Fahrzeuglängsachse und dem Vektor der
Fahrzeuggeschwindigkeit vx des Fahrzeugs 10. Der Wankwinkel
beschreibt die Drehbewegung bzw. Kippbewegung des Fahrzeugs 10 um
dessen Längsachse.
Der Gierwinkel beschreibt die Drehbewegung des Fahrzeugs 10 um
seine Hochachse.
-
Zwischen
den Referenzmodellen 46, 47, 48 kann
der Fahrer 36 mittels einem Betätigungselements 52,
das beispielsweise an einer graphischen Bedienoberfläche dargestellt
ist oder aber als konventionelles Schaltermittel ausgebildet ist,
umschalten. Das Betätigungselement 52 sendet
ein Umschaltsignal 53, das beispielsweise eine Umschaltung
vom Referenzmodell 46 auf das Referenzmodell 47 oder 48 bewirkt.
-
Generierungsmittel 54,
die das Umschaltsignal 53 empfangen, generieren in Abhängigkeit
von dem Umschaltsignal 53 anhand der Eingangs-Sollwertsignale 49, 50, 51 ein
Ausgabe-Sollwertsignal 55,
das beispielsweise die Soll-Giergeschwindigkeit des Fahrzeugs 10 enthält. Die
Soll-Giergeschwindigkeit hängt
somit vom jeweils gewählten
Fahrzeug-Referenzmodell 46, 47, 48 ab,
wobei beispielsweise das Referenzmodell 46 ein sehr sportliches, "direktes" Fahrzeug und das
Referenzmodell 48 ein sehr bequemes, "indirektes" Fahrzeug repräsentiert.
-
Vom
Ausgabe-Sollwertsignal 55 werden Istwerte von Istwertsignalen 56, 57 abgezogen
um ein Abweichungs-Signal 58 zu generieren. Das Abweichungssignal 58 bildet
das Eingangssignal für
Regelungsmittel 59. Die Regelungsmittel 59 bilden
beispielsweise das Lenkeingriffssignal 39 zur Ansteuerung
der Lenkaktorenanordnung 40, ein Lenkrückwirkungssignal 60 zur
Ansteuerung eines Lenkrückwirkungsaktors 61 sowie
die Bremseingriffssignale 26 bis 29.
-
Der
Lenkrückwirkungsaktor 61 stellt
ein Lenkrückwirkungsmoment
am Lenkrad 35 ein.
-
Die
Bremseingriffssignale 26 bis 29 werden beispielsweise
durch Ein-/Ausgabemittel 62, 63 ausgegeben. Die
Ein-/Ausgabemittel 62, 63, die eine Ein-/Ausgabe-Schnittstelle
der Fahrdynamikvorrichtung 25 bilden, können prinzipiell auch das Lenkeingriffssignal 39 sowie
das Lenkrückwirkungssignal 60 ausgeben.
Ferner dienen die Ein-/Ausgabemittel 62, 63 zur
Erfassung von Eingangssignalen, beispielsweise der Drehzahlsignale 30 bis 34 sowie
eines Gierwinkelgeschwindigkeitssignals 64, das ein Giersensor 65 übermittelt.
-
Die
Generierungsmittel 54 wechseln zwischen den Sollwertsignalen 49, 50, 51 vorliegend
in Abhängigkeit
von der Lenkaktivität
am Lenkrad 35. Hierzu werten Lenkaktivitätsmittel 66 das
Vorgabe-Lenkwinkelsignal 38 aus. Die Lenkaktivitätsmittel 66 werten
ferner, was in der Figur aus Gründen
der Übersichtlichkeit
nicht dargestellt ist, die Fahrzeug-Längsgeschwindigkeit
vx des Fahrzeugs 10 aus. Der erfindungsgemäße kontinuierliche
Wechsel zwischen dem Sollwertsignal 49, 50 und 51 wird
nachfolgend anhand der 2 bis 4 näher erläutert.
-
In
den 2 und 3 ist die Soll-Giergeschwindigkeit ψ .soll
des Fahrzeugs 10, die im Ausgangs-Sollwertsignal 55 enthalten
ist, dargestellt.
-
Bei
der Darstellung in 2 wird
das Fahrzeug 10 während
einer Zeit "0" bis t1 mit dem Referenzmodell 47 betrieben.
Zum Zeitpunkt t1 wird auf das Referenzmodell 46, zum Zeitpunkt
t3 auf das Referenzmodell 48 umgeschaltet. Bei einem zur
Veranschaulichung als konstant angenommenen Vorgabe-Lenkwinkelsignal 38 bilden
die Generierungsmittel 54 einen Soll-Giergeschwindigkeitsverlauf
gemäß 2. In der Praxis jedoch schwankt
das Vorgabe-Lenkwinkelsignal 38 unter Umständen erheblich,
wenn der Fahrer 36 durch entsprechende Lenkeingriffe am
Lenkrad 35 das Fahrzeug 10 entlang einer gewünschten
Bewegungsbahn steuert.
-
Das
Referenzmodell 47 entspricht einem "normalen" Fahrverhalten des Fahrzeugs 10,
das einen Kompromiss zwischen einem sportlichen Fahrverhalten (=
Referenzmodell 46) und einem komfortablen Fahrverhalten
bildet, das dem Referenzmodell 48 entspricht.
-
Bei
dem Referenzmodell 47 sind stärkere Lenkeingriffe am Lenkrad 35 notwendig
als beim sportlichen Referenzmodell 46. Andererseits sind
beim komfortableren Referenzmodell 48 stärkere Lenkradeingriffe
notwendig als beim Referenzmodell 47. Würde nun in bekannter Weise
zwischen den Referenzmodellen umgeschaltet werden, würde das
Ausgabe-Sollwertsignal 55 beispielsweise in Bezug auf die
Soll-Gierwinkelgeschwindigkeit ψ .soll bei t1 und t3 springen. Dies
führt jedoch
zu gefährli chen
Fahrsituationen und wird von den Generierungsmitteln 54 folgendermaßen verhindert.
-
Die
Generierungsmittel 54 wechseln linear und kontinuierlich
zwischen den Sollwerten 67, die dem Referenzmodell 47 zugeordnet
sind und Sollwerten 68, die dem Referenzmodell 46 zugeordnet
sind während einer
Wechselzeitdauer T, so dass die Ziel-Sollwerte 68 zu einem
Zeitpunkt t2 ereicht sind. Dabei bilden die Generierungsmittel Zwischen-Sollwerte 69 aus
den Sollwerten 67 und 68, beispielsweise gemäß der Formel (1).
Wenn zum Zeitpunkt t3 auf das Referenzmodell 48 umgeschaltet
wird, bei dem Sollwerte 70 gebildet werden, bilden die
Generierungsmittel 54 während
der Wechselzeitdauer T Zwischen-Sollwerte 71,
bis zu einem Zeitpunkt t4 die Sollwerte 70 erreicht sind.
Die Zwischen-Sollwerte 71 verlaufen ebenfalls linear zwischen
den Sollwerten 68 und 70.
-
Es
versteht sich, dass die Wechselzeitdauer abhängig von dem Umschalten zwischen
den Referenzmodellen unterschiedlich groß sein können. Beispielsweise könnte die
Wechselzeitdauer zwischen den Zeitpunkten t1 und t2 kleiner sein
als die Wechselzeitdauer zwischen den Zeitpunkten t3 und t4. Hierzu
kann unter anderem auch die Fahrzeuggeschwindigkeit vx des Fahrzeugs 10 ausgewertet
werden.
-
3 zeigt einen gestuften
Verlauf des Ausgangs-Sollwertsignals 55 in
Bezug auf die Soll-Gierwinkelgeschwindigkeit ψ .soll des Fahrzeugs 10.
-
Dabei
wird vom Fahrzeugmodell 48 auf das Fahrzeugmodell 46 zu
einem Zeitpunkt t5 umgeschaltet. Zum Zeitpunkt t5 allerdings findet
am Lenkrad 35 keine Lenkaktivität statt. Dabei hat das Lenkaktivitätssignal 72,
das die Lenkaktivitätsmittel 66 an die
Generierungsmittel 54 senden, beispielsweise den Wert "0". Die Generierungsmittel 54 behalten
bei fehlender Lenkaktivität
das Ausgabe-Sollwertsignal 55 konstant bei.
-
Zu
einem Zeitpunkt t6 jedoch lenkt der Fahrer 36 am Lenkrad 35.
Das Lenkaktivitätssignal 72 nimmt dann
beispielsweise den Wert "1" an, so dass während einer
Wechselzeitdauer T10 von Sollwerten 73, die dem Referenzmodell 48 zugeordnet
sind, zu Sollwerten 74 gewechselt wird, wobei während der
Wechselzeitdauer T10 bis zu einem Zeitpunkt t7 Zwischen-Sollwerte 75 gebildet
werden. Die Zwischen-Sollwerte 75 verlaufen linear zwischen
den Sollwerten 73 und 74.
-
Vom
Zeitpunkt t7 bis zu einem Zeitpunkt t8 findet keine Lenkaktivität am Lenkrad 35 statt.
Dementsprechend werden die Sollwerte 74 beibehalten. Erst
zum Zeitpunkt t8 nimmt das Lenkaktivitätssignal 72 wieder den
Wert "1" an, so dass die
Generierungsmittel von den Sollwerten 74 zu Sollwerten 76 während einer
Wechselzeitdauer T20 wechseln. Während
der Wechselzeitdauer T20 werden Zwischen-Sollwerte 77 gebildet,
die linear zwischen den Sollwerten 74 und 76 verlaufen.
-
Die
Summe der Wechselzeitdauern T10 und T20 ist beispielsweise die Wechselzeitdauer
T. Mit anderen Worten, eine Gesamt-Wechselzeitdauer kann auch in Teil-Wechselzeitdauern
aufgeteilt sein, wobei während
der Teil-Wechselzeitdauer jeweils eine teilweise erfindungsgemäße Sollwertveränderung
stattfindet.
-
Die
Wechselzeitdauern T10 und T20 entsprechen beispielsweise jeweils
einer Lenkaktivitätsphase
am Lenkrad 35. Es ist auch möglich, dass sich die Wechselzeitdauern
T10 und T20 jeweils an eine Lenkaktivitätsphase anschließen oder
während
einer Lenkaktivitätsphase
beginnen und über
diese Lenkaktivitätsphase
hinausgehen.
-
Bei
dem in 3 dargestellten
Verlauf wird von einem eher indirektem zu einem eher direkten Referenzmodell
des Fahrzeugs 10 übergegangen.
Das Wechseln von den Sollwerten des Ausgangsreferenzmodells 48 zum
Ziel-Referenzmodell 46 findet dabei sowohl beim Einlenken
als auch beim Auslenken in einer Kurve, das heißt bei jeder einen vorbestimmten
Grenzwert überschreitenden
Lenkaktivität
statt. Bei einem umgekehrten Umschaltvorgang, beispielsweise vom
Referenzmodell 46 auf das Referenzmodell 48, das
heißt
bei einem Übergang
von einem direkten, z.B. sportlichen Referenzmodell zu einem indirekten,
z.B. komfortablem Referenzmodell wechseln die Generierungsmittel 54 beispielsweise
nur bei einem Auslenken aus einer Kurve in Bezug auf die Sollwerte.
Es ist auch möglich,
dass prinzipiell nur bei einem Auslenken aus einer Kurve gewechselt
wird.
-
In 4 sind Lenkaktivitätsgrenzwertverläufe 78 und 79 dargestellt.
Die Lenkaktivitätsmittel 66 werten das
Vorgabe-Lenkwinkelsignal 38 sowie
in nicht dargestellter Weise die Fahrzeuggeschwindigkeit vx aus, um das Lenkaktivitätssignal 72 zu erzeugen.
Das Lenkaktivitätssignal 72 hat
z.B. die Werte "0" und "1" bzw. "nicht aktiv" und "aktiv". Bei einem Unterschreiten des Lenkaktivitätsgrenzwertverlaufes 78,
was durch einen Pfeil 81 dargestellt ist, wird das Lenkaktivitätssignal 72 von
den Lenkaktivitätsmittel 66 auf "0" bzw. "nicht aktiv" gesetzt. In diesem Zustand überblenden
die Generierungsmittel 54 nicht von den Sollwerten eines
ersten Referenzmodells zu den Sollwerten eines zweiten Referenzmodells.
Der Sollwertverlauf und somit das Fahrverhalten des Fahrzeugs 10 bleiben
dann konstant. Bedient der Fahrer 36 je doch das Lenkrad 35 wieder
stärker,
beispielsweise beim Einlenken oder Auslenken aus einer Kurve, wird
der Lenkaktivitätsgrenzwertverlauf 79 wieder überschritten
und das Lenkaktivitätssignal 72 wechselt
von nicht aktiv auf aktiv, beispielsweise auf "1".
Dann wechseln die Generierungsmittel 54 von den Sollwerten
eines ersten zu den Sollwerten eines zweiten Referenzmodells, z.B.
wie während
der Wechselzeitdauern T10 und T20 in 3.
-
Die
Lenkaktivitätsgrenzwertverläufe 78, 79 sind
um einen Hysteresewert 80 in δlim-Richtung zueinander beabstandet,
wobei der Lenkaktivitätsgrenzwertverlauf 78 oberhalb
des Lenkaktivitätsgrenzwertverlaufes 79 verläuft.
-
Die
Lenkaktivitätsgrenzwertverläufe 78, 79 sind
geschwindigkeitsabhängig.
Der Lenkaktivitätsgrenzwertverlauf 78 beginnt
bei einem Startwert δlim0
und nimmt linear bis zu einer Grenzgeschwindigkeit vg ab.
Bei der Grenzgeschwindigkeit vg erreicht
der Lenkaktivitätsgrenzverlauf 78 einen
Wert δlimvg.
Bei höheren
Geschwindigkeiten als der Grenzgeschwindigkeit vg bleibt
der Lenkaktivitätsgrenzwertverlauf 78 konstant
beim Wert δlimvg.
Die Grenzgeschwindigkeit vg beträgt beispielsweise
100 km/h.
-
Es
versteht sich, dass die Referenzmodellmittel 45 auch andere
Sollwerte als die Gierwinkelgeschwindigkeit ψ .soll auf die erfindungsgemäße Weise
beim Umschalten zwischen den Referenzmodellen 46, 47 und 48 bilden
können.
Beispielsweise kann ein kontinuierlicher Verlauf des Lenkrückwirkungssignals 60 bei
einem derartigen Referenzmodellwechsel durch die Referenzmodellmittel 45 eingestellt
werden. Der Fahrer 36 erfährt dementsprechend bei einem
Wechsel der Referenzmodelle 46 bis 48 eine kontinuierliche
Veränderung des
Rückstellverhaltens
des Lenkrades 35.
-
Das
Ausgabe-Sollwertsignal 55 enthält beispielsweise einen Vektor
mit einem oder mehreren Sollwerten, die jeweils zeitlich veränderlich
sind.
-
Die
Wechselzeitdauern, beispielsweise die Wechselzeitdauer T, kann durch
den Fahrer 36 an entsprechenden Einstellmitteln der Fahrdynamikvorrichtung 25 einstellbar
sein.
-
Die
Fahrdynamikvorrichtung 25 kann auch einen Bestandteil eines
Fahrzeugsimulators bilden, der beispielsweise die Werte der Drehzahlsensoren 17 bis 20 sowie
des Giersensors 65 bereitstellt und in umgekehrter Richtung
die von der Fahrdynamikvorrichtung 25 vorgegebenen Werte,
beispielsweise das Lenkeingriffssignal 39 umsetzt.
-
Eine
Variante des Ausführungsbeispiels
könnte
vorsehen, dass die Vorrichtung 25 im wesentlichen lediglich
die Referenzmodellmittel 45 enthält, da die Regelungsmittel 54 nicht
unbedingt einen Bestandteil der Vorrichtung 25 bilden müssen.