Hintergrund der Erfindung
5-Methylcytosin
ist die häufigste
kovalent modifizierte Base in der DNA eukaryontischer Zellen. Sie spielt
eine wichtige biologische Rolle, u.a. bei der Transkriptionsregulation,
beim genetischen Imprinting und in der Tumorgenese (zur Übersicht:
Millar et al.: Five not four: History and significance of the fifth
base. In: The Epigenome, S. Beck and A. Olek, eds.: The Epigenome.
Wiley-VCH Verlag
Weinheim 2003, S. 3-20). Die Identifizierung von 5-Methylcytosin
als Bestandteil genetischer Information ist daher von erheblichen
Interesse. Ein Nachweis der Methylierung ist allerdings schwierig,
da Cytosin und 5-Methylcytosin das gleiche Basenpaarungsverhalten
aufweisen. Viele der herkömmlichen,
auf Hybridisierung beruhenden Nachweisverfahren vermögen daher
nicht zwischen Cytosin und Methylcytosin zu unterscheiden. Zudem
geht die Methylierungsinformation bei einer PCR-Amplifikation vollständig verloren.
Die
gebräuchlichen
Methoden zur Methylierungsanalyse arbeiten im wesentlichen nach
zwei unterschiedlichen Prinzipien. Zum einen werden methylierungsspezifische
Restriktionsenzyme benutzt, zum anderen erfolgt eine selektive chemische
Umwandlung von nicht-methylierten Cytosinen in Uracil (Bisulfit-Behandlung).
Die enzymatisch oder chemisch vorbehandelte DNA wird dann meist
amplifiziert und kann auf unterschiedliche Weise analysiert werden
(zur Übersicht:
WO 02/072880 S. 1 ff).
Das
erfindungsgemäße Verfahren
erlaubt eine direkte Methylierungsanalyse in der Ziel-DNA ohne vorgeschaltete
enzymatische oder chemische Vorbehandlung und ist damit schneller
und einfacher als die konventionelle Methodik. Erfindungsgemäß werden
Oligomere eingesetzt, die sequenzspezifisch an die DNA binden und
dort Triplexstrukturen formen. Die Bindung erfolgt bevorzugt an
den Positionen, an denen Cytosin unmethyliert vorliegt, was überwiegend
auf sterische Einflüsse
der Methylgruppe des 5-Methylcytosins
zurückzuführen ist.
Der Nachweis der Triplexbildung und damit des Methylierungsstatus
kann auf unterschiedliche Weise erfolgen. So ist es möglich, die
nicht-methylierten Positionen direkt durch Einsatz markierter triplexbildender Oligomere
nachzuweisen. Die Detektion einer Methylierung kann über eine
Amplifkation der methylierten DNA erfolgen, während gleichzeitig die Amplifikation
unmethylierter DNA durch die Triplexstruktur blockiert wird.
Die
Erfindung nutzt die Erkenntnis, dass DNA unter bestimmten Umständen in
einer Triplex-Struktur auftreten kann. Begünstigt wird die Triplex-Bildung
durch eine Homopurin-Homopyridin-Sequenz im DNA-Doppelstrang. In
die große
Furche des Doppelstranges kann sich dann sequenzspezifisch ein dritter
DNA-Strang anlagern, wobei es zur Ausbildung von Wasserstoffbrückenbindungen
mit der Homo purin-Sequenz kommt. Abhängig von der relativen Orientierung
des dritten Stranges zum Purin-Strang treten zwei unterschiedliche Triplex-Strukturen
auf. Im sog. Pyrimidin-Motiv ist der dritte Strang reich an Pyrimidin
(Y) und bindet parallel zum Purin (R)-Strang der Doppelhelix (Y-RY-Motiv).
Dabei werden jeweils zwei Hoogsteen-Wasserstoffbrückenbindungen zwischen Thymin
und Adenin (T-AT) sowie zwischen protoniertem Cytosin und Guanin (C+-GC) ausgebildet. Die Y-RY-Triplexe sind
nur unter aciden Bedingungen stabil. Im Purin-Motiv bindet ein Purin-reicher
dritter Strang anti-parallel zu dem Purin-Strang der Duplex (R-RY). Es kommt zu
zwei reversen Hoogsteen Basenpaarungen zwischen Guanin und Guanin
(G-GC), Adenin und
Adenin (A-AT) bzw. Thymin und Adenin (T-AT). Die Purin-Struktur ist pH-unabhängig und
stabiler als das Pyrimidin-Motiv. Die Bildung beider Typen von Triplexen
ist abhängig
von Kettenlänge,
Basenzusammensetzung, Konzentration divalenter Kationen und Temperatur
(zur Übersicht:
Guntaka et al.: Triplexforming oligonucleotides as modulators of
gene expression. Int J Biochem Cell Biol. 2003 Jan; 35 (1): 22-31).
Da
es zur Triplexbildung erforderlich ist, dass der dritte Strang mit
einer Homopurin-Sequenz im Doppelstrang in Wechselwirkung tritt,
können
grundsätzlich
nur GC- und AT-, nicht aber CG- und TA-Basenpaare im
Doppelstrang erkannt werden. Pro Fehlpaarung wird die Triplex um
etwa 2,5- 4,0 Kcal/mol destabilisiert; die Stabilität der Triplexbildung
verringert sich um einen Faktor von 10-100 oder mehr (Vasquez and
Wilson: Triplex-directed modification of genes and gene activity.
Trends Biochem Sci. 1998 Jan; 23 (1): 4-9 1998 S. 4, 5). In der
letzten Zeit gab es verschiedene Ansätze, den Triplex-Erkennungscode
auch auf die anderen beiden Watson-Crick-Basenpaare auszudehnen.
Die vielversprechendsden Kombinationen sind G-TA und T-CG. Dabei
kann T-CG sowohl in einer parallelen wie in einer antiparallen Struktur
vorkommen, während
G-TA nur in paralleler Form auftritt (zur Übersicht: Gowers and Fox: Towards
mixed sequence recognition by triple helix formation. Nucleic Acids
Res. 1999 Apr 1; 27 (7): 1569-77.)
Allerdings sind auch diese Triplexe weniger stabil als die kanonischen
YRY-Triplexe. Ein Grund hierfür
liegt darin, dass es zwischen T-CG und G-TA jeweils nur zur Ausbildung
einer einzigen Wasserstoffbrückenbindung
kommt, die kanonischen Triaden aber durch zwei Wasserstoffbrücken stabilisiert
werden. Zudem scheinen die Basen-Stapelungs-Wechselwirkungen über lange
Entfernungen destabilisiert zu sein (zur Übersicht: Coman and Russu:
Site-resolved energetics in DNA triple helices containing G*TA and
T*CG triads. Biochemistry. 2002 Apr 2; 41 (13): 4407-14, mit weiteren
Nachweisen).
In
der Vergangenheit ist es mehrfach gelungen, eine Pyrimidinerkennung
im Doppelstrang durch chemische Modifikation der Basen des Triplexstranges
zu erreichen. Für
eine Cytosin-Erkennung innerhalb paralleler Triplexe eignen sich
insbesondere N4-substituierte Cytosin-Derivate mit Seitenketten,
die Wasserstoffbrücken
auch zu Guanin ausbilden können
(zur Übersicht:
Gowers and Fox 1999, a.a.o. S. 1573 mit weiteren Nachweisen; Vasquez
and Gla-ser: Triplex-forming oligonucleotides: principles and applications.
Q. Rev. Biophys. 2002 Feb; 35 (1): 89 ff, 98). Besonders geeignet
sind N4-(3-Acetamidopropyl)cytosin und N4-(6
Amino-2-pyridinyl)cytosin (1 und 2).
Neben
veränderten
Basen wurden eine Vielzahl von Modifikationen des dritten Strangs
entwickelt, um Triplexe zu stabilisieren und ihre Degradation in
Zellen und Geweben zu verringern. So wurden bei den eingesetzten
Triplexbildenden Oligonukleotiden die Phosphoratome im Phosphat-Rückgrat durch Schwefel ersetzt, die
OH-Gruppen in der Ribose und den Purin-Ringen methyliert oder die
5' und 3' Enden mit unterschiedlichen Komponenten
blockiert (zur Übersicht:
Guntaka et al. 2003, a.a.o. S.23 mit weiteren Nachweisen). Auch
andere Triplex-bildende Moleküle
werden verwendet, insbesondere Peptidnukleinsäuren (Peptide Nucleic Acids PNA).
Interessant ist dabei, dass sehr stabile Triplexe aus triplexbildenden
PNAs mit DNA-PNA-Duplexen gebildet werden können (PNA2-DNA-Triplexe,
zur Übersicht:
Ray and Norden: Peptide nucleic acid (PNA): its medical and biotechnical
applications and promise for the future. FASEB J. 2000 Jun; 14 (9):
1041 ff, 1048).
Die
Triplexbildung ist Grundlage mehrerer medizinischbiologischer Anwendungen,
etwa zur Transkriptionsmodulation, zur ortsgerichteten Mutagenese,
zur Rekombinationsförderung
und zur Hemmung von Polymerasen (zur Übersicht: Guntaka et al. 2003,
a.a.o. S.26 f, Vasquez and Glaser 2002, a.a.o. S. 98 ff, jeweils mit
weiteren Nachweisen).
T.
Ito et al. („Sequence-specific
DNA purification by triplex affinity capture", Proc. Natl. Acad. Sci, USA, 1992,
89 (2), 495-8) beschreiben ein Verfahren zur Isolation von DNA unter
Verwendung von Tripelhelix-Bildung und magnetischer Auftrennung.
In
der WO 01/29269 (Case Western Reserve Universität) wird ein Verfahren zur Identifizierung und/oder
Klassifizierung von Patienten mit entzündlichen Darmerkrankungen beschrieben.
Hierbei wird auch die Verwendung von Triplexbildenden Molekülen beschrieben.
Beschreibung
der Erfindung
Aufgabe
der vorliegenden Erfindung ist, ein neuartiges Verfahren zur Verfügung zu
stellen, welches eine bessere Unterscheidung zwischen methylierten
und nicht methylierten Positionen erlaubt.
Die
Aufgabe wird durch die kennzeichnenden Merkmale des Hauptanspruchs
gelöst.
Vorteilhafte Weiterbildungen des erfindungsgemäßen Verfahrens sind in den
abhängigen
Unteransprüchen
gekennzeichnet.
Die
Aufgabe wird durch ein Verfahren zum Nachweis von Cytosin-Methylierungen
in DNA gelöst,
wobei man die zu untersuchende DNA mit einem triplexbildenden Molekül in Kontakt
bringt, das zwischen methylierter und nicht methylierter DNA unterscheidet.
Erfindungsgemäß bevorzugt
ist es, dass das triplexbildende Molekül mit der zu untersuchenden
DNA eine Triplex bildet, wobei die Triplexbildung bei unmethylierter
DNA gegenüber
der Triplexbildung bei methylierter DNA bevorzugt ist, und man die
Triplexbildung zum Nachweis des Methylierungsstatus verwendet.
Erfindungsgemäß bevorzugt
ist auch, dass man als triplexbildende Moleküle Oligonukleotide, Peptid-Nukleinsäure (PNA)-Oligomere,
andere Oligonukleotid-Analoga oder chimäre, von diesen Substanzklassen
abgeleitete Moleküle
verwendet.
Es
ist ferner bevorzugt, dass das triplexbildende Molekül sowohl
eine duplex- wie auch eine triplexbildende Sequenz trägt.
Es
ist auch bevorzugt, dass das triplexbildende Molekül mindestens
eine modifizierte Nukleobase trägt,
die in der Triplex an ein Cytosin spezifisch oder selektiv bindet.
Dabei ist weiterhin bevorzugt, dass man als Nukleobase N4-substituierte
Cytosin-Derivate verwendet. Bevorzugt ist hierbei auch, dass man
als Nukleobase N4-(3-Acetamidopropyl)cytosin
oder N4-(6 Amino-2-pyridinyl)cytosin
verwendet. Ganz besonders bevorzugt ist dabei, dass man als Nukleobase
N4-substituierte Cytosine verwendet, die zusätzliche Modifikationen in der
3-Position tragen.
Bevorzugt ist insbesondere auch, dass die 3-Position mit einem Methyl-,
Ethyl- oder Isopropylrest modifiziert ist.
Erfindungsgemäß ist auch
ein Verfahren, bei dem das triplexbildende Molekül eine nachweisbare Markierung
trägt.
Bevorzugt
ist ein Verfahren, bei dem der Nachweis des Methylierungsstatus über eine
in situ-Hybridisierung erfolgt.
Weiterhin
bevorzugt ist ein Verfahren, bei dem zum Nachweis des Methylierungsstatus
eine Amplifikation der DNA erfolgt, wobei durch die Triplexbildung
die Amplifikation der methylierten DNA gegenüber der Amplifikation der unmethylierten
DNA bevorzugt ist.
Besonders
bevorzugt ist auch ein Verfahren, bei dem zum Nachweis des Methylierungsstatus
eine Amplifikation der DNA erfolgt, wobei durch die Triplexbildung
die Amplifikation der unmethylierten DNA gegenüber der Amplifikation der methylierten
DNA bevorzugt ist.
Besonders
bevorzugt ist es, dass triplexbildende Moleküle eingesetzt werden, die zugleich
als Primer in der Amplifikation dienen.
Bevorzugt
ist auch ein Verfahren, bei dem man durch die Triplexbildung Strukturen
ausbildet, die eine Amplifikation behindern.
Dabei
ist besonders bevorzugt, dass man bei der Amplifikation Desoxy-5-Methyl-Cytosintriphosphat, nicht
aber Desoxy-Cytosintriphosphat (dCTP) einsetzt.
Weiterhin
ist dabei bevorzugt, dass man zur Amplifikation eine Real-Time-PCR
einsetzt.
Erfindungsgemäß ist auch
ein Verfahren zur Trennung von methylierter und unmethylierter DNA,
wobei
- a) man die DNA mit einem triplexbildenden
Molekül
in Kontakt bringt,
- b) das triplexbildende Molekül
mit der DNA eine Triplex bildet, wobei die Triplexbildung bei unmethylierter DNA
gegenüber
der Triplexbildung bei methylierter DNA bevorzugt ist,
- c) man die Triplexbildung zur Trennung ausnutzt.
Erfindungsgemäß ist auch
ein Verfahren zur spezifischen Einführung von DNA-Schäden in unmethylierte
DNA, wobei
- a) man die DNA mit einem triplexbildenden
Molekül
in Kontakt bringt, das eine reaktive chemische Gruppe trägt,
- b) das triplexbildende Molekül
mit der DNA eine Triplex bildet, wobei die Triplexbildung bei unmethylierter DNA
gegenüber
der Triplexbildung bei methylierter DNA bevorzugt ist,
- c) man die reaktive chemische Gruppe mit der in Triplexform
vorliegenden DNA umsetzt.
Weiterhin
ist erfindungsgemäß auch ein
Verfahren zur spezifischen Inhibition der Replikation unmethylierter
DNA, wobei
- a) man die DNA mit einem triplexbildenden
Molekül
in Kontakt bringt,
- b) das triplexbildende Molekül
mit der DNA eine Triplex bildet, wobei die Triplexbildung bei unmethylierter DNA
gegenüber
der Triplexbildung bei methylierter DNA bevorzugt ist,
- c) man die Replikation der in Triplexform vorliegenden DNA hemmt.
Erfindungsgemäß ist auch
ein Verfahren zur spezifischen Inhibition der Transkription unmethylierter DNA,
wobei
- a) man die DNA mit einem triplexbildenden
Molekül
in Kontakt bringt,
- b) das triplexbildende Molekül
mit der DNA eine Triplex bildet, wobei die Triplexbildung bei unmethylierter DNA
gegenüber
der Triplexbildung bei methylierter DNA bevorzugt ist,
- c) man die Transkription der in Triplexform vorliegenden DNA
hemmt.
Ein
weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist die Verwendung
von Oligonukleotiden, Peptid-Nukleinsäure (PNA)-Oligomeren, anderen
Oligonukleotid-Analoga oder chimären,
von diesen Substanzklassen abgeleitete Molekülen, die N4-(3-Acetamidopropyl)cytosin,
N4-(6 Amino-2-pyridinyl)cytosin oder andere N4-substituierte Cytosin-Derivate enthalten, zur Therapie von
Krankheiten, die mit einer Demethylierung von Cytosinen assoziiert
sind.
Das
erfindungsgemäße Verfahren
benutzt zur Unterscheidung zwischen Methylcytosin und Cytosin die
sterische Hinderung, die von der Methylgruppe des Methylcytosin
ausgeht, und welche die Bindung bestimmter triplexbildender Oligomere
behindern kann. Dabei spielen neben sterischen Gründen vermutlich
auch elektronische Einflüsse
der Methylgruppe eine Rolle. Als triplexbildende Oligomere können sowohl
Oligonukleotide wie auch Peptid-Nukleinsäure (PNA)-Oligomere eingesetzt
werden. Auch der Einsatz anderer Oligonukleotid-Analoga oder chimärer, von
den oben genannten Substanzklassen abgeleiteter Moleküle ist möglich. Der
Bindungscode für
den dritten Strang und die bevorzugten Konditionen unter denen es
zu einer Triplexbildung kommt, sind Stand der Technik (s.o., vgl.
Nachweise bei
US 6461810
B1 Sp.3 Zeilen 30ff). Für
die Cytosin-Erkennung
ist zu berücksichtigen,
dass für
die Triplexbildung grundsätzlich
eine Wechselwirkung des dritten Strangs mit einer Homopurinsequenz
erforderlich ist, es sich bei Cytosin aber um eine Pyrimidin-Base
handelt. Für
die Cytosin-Erkennung ist daher der Einsatz einer modifizierten
Base erforderlich. Innerhalb paralleler Triplexe eignen sich insbesondere
N
4-substituierte Cytosin-Derivate mit Seitenketten, die Wasserstoffbrücken auch
zu Guanin ausbilden und so die Triplex-Stabilität erhöhen.
Für eine Unterscheidung
zwischen Cytosin und Methylcytosin ist es erforderlich, dass die
modifizierten Basen so strukturiert sind, dass durch die 5-Methylgruppe
des Cytosins eine Triplexbildung sterisch erschwert ist. Als modifizierte
Basen besonders bevorzugt sind etwa N4-(3-Acetoamidopropyl)-cytosin und N4-(6
Amino-2-pyridinyl)-cytosin.
Die Herstellung dieser Basen ist Stand der Technik (zur Übersicht:
Gowers and Fox 1999, a.a.o., S. 1573 mit weiteren Nachweisen). Es
ist zu erwarten, dass die sterische Hinderung und damit die Fähigkeit
zur Unterscheidung zwischen Cytosin und Methylcytosin weiter verstärkt wird,
wenn die eingesetzten N4-substituierten
Cytosin-Derivate zusätzliche
Modifikationen an der 3-Position
tragen, etwa Methyl-, Ethyl- oder Isopropylsubstituenten.
Zum
Stand der Technik gehören
auch eine Vielzahl von weiteren Modifikationen an den Zuckern und am
Rückgrat
der Nukleotide, die zu einer Triplexstabilisierung genutzt werden
können.
So werden insbesondere Peptid-Nukleinsäure (PNA)-Oligomere verwendet
(zur Übersicht:
Guntaka et al. 2003, a.a.o. mit weiteren Nachweisen). Es ist außerdem bekannt,
dass die Triplex-Bildung durch Interkalatoren oder Triplex-spezifische Liganden
stabilisiert werden kann (zur Übersicht:
Sun: New targets for triple helix forming oligonucleotides. S. 273
ff, 276; Escude and Garestier: Triple helix stabilizing agents.
S.257 ff, jeweils in: C. Malvy, A. Harel-Bellan, LL Pritchard, eds:
Triple helix-forming oligonucleotides. Kluwer academic publishers
1999).
Die
zu untersuchende DNA kann sowohl einzel- wie auch doppelsträngig vorliegen.
Bei doppelsträngiger
DNA werden als triplexbildende Moleküle bevorzugt Oligonukleotide
eingesetzt. Geht man von einzelsträngiger DNA aus, so muss der
Triplex- zunächst
eine Duplex-Bildung vorausge hen. Beide Schritte können durch
dasselbe Molekül
vermittelt werden, wenn dieses eine der Ziel-DNA komplementäre Sequenz
trägt und zudem über eine
triplexbildende Domäne
verfügt.
Hierbei ist es besonders bevorzugt, PNA-Moleküle („bis-PNA") einzusetzen, da PNA2-DNA-Triplexe
besonders stabil sind (zur Übersicht:
Ray and Norden 2000, a.a.o. S 1048). Die Orientierung des Watson-Crick-PNA-Strangs
ist dabei antiparallel zur DNA, die Orientierung des Hoogsteen-Strangs
parallel zur DNA. Beide Sequenzen sind über einen flexiblen Linker
miteinander verknüpft.
Angaben über
Art und Länge
des Linkers sind etwa in
US 5693773 (Sp.
7 Zeilen 64 ff) beschrieben. Zur Bildung paralleler Triplexe ist
eine Protonierung der Cytosine im dritten Strang erforderlich. Diese
pH-Abhängigkeit
kann jedoch umgangen werden, wenn die Cytosine durch Pseudoisocytosine
(J) ersetzt werden. Die triplexbildenden PNA-Moleküle enthalten dann in der Watson-Crick-Sequenz
Cytosin und in der Hoogsteen-Sequenz Pseudoisocytosin. Bis-PNA-Moleküle können auch
zur Untersuchung doppelsträngiger
DNA eingesetzt werden. Dabei verdrängt der duplexbildende Strang
der PNA den entsprechenden DNA-Doppelstrang (Vgl.: Bentin and Nielsen:
Triplexes involving PNA, in: C. Malvy, A. Harel-Bellan, LL Pritchard,
eds: Triple helix-forming oligonucleotides. Kluwer academic publishers
1999, S. 245 ff mit weiteren Nachweisen).
Die
methylierungsabhängige
Triplexbildung lässt
sich auf unterschiedliche Weise detektieren. So ist es erfindungsgemäß, das triplexbildende
Molekül
zu markieren und dann die Triplex, also den nicht-methylierten Status,
nachzuweisen. Eine bevorzugte Ausführungsform dieses Verfahrens
ist die in situ Hybridisierung. Hiermit kann etwa in Zellen unmethylierte
doppelsträngige
DNA nachgewiesen werden. Die Sequenzspezifität des erfindungsgemäßen Verfahrens
ist dabei ein besonderer Vorteil gegenüber anderen bekannten Methoden zur
in situ Detektion von Cytosin- Methylierungen,
etwa über
methylierungsspezifische Antikörper.
Als
triplexbildende Moleküle
können
insbesondere chemisch modifizierte Oligonukleotide dienen (s.o.).
Die Oligonukleotide sind zwischen 7 und 50 Nukleotide, bevorzugt
zwischen 10 und 30 Nukleotide lang. Sie tragen Reportermoleküle, die
mit chemischen oder physikalischen Methoden detektiert werden können, etwa
Biotin-, Fluoreszenz- oder radioaktive Markierungen. Die exakten
Bedingungen für
eine in situ-Hybridisierung unter Triplex-Bildung sind Stand der
Technik (
US 6461810
B1 , insbesondere Sp. 3 ff).
In
einer anderen erfindungsgemäßen Variante
erfolgt die Detektion einer Methylierung über eine Amplifikation der
methylierten DNA, während
gleichzeitig die Amplifikation unmethylierter DNA durch die Triplexstruktur
blockiert wird. Zur Amplifikation können die gängigen Verfahren, etwa die
PCR, benutzt werden. Dabei erfolgt die Primerbindung unabhängig vom
Methylierungstatus, aber die Verlängerung der Primer wird durch die
Triplexbildung an bestimmten Stellen blockiert. Es ist bekannt,
dass DNA-Polymerasen
nicht in der Lage sind, Triplex-Strukturen aufzulösen. Die
Polymerisation kommt daher an diesen Stellen zum Erliegen (WO 96/18732,
insbesondere S. 18, Zeile 17 ff). Wegen der besonderen Stabilität der Triplex
ist es bevorzugt, zur Blockierung die oben erwähnten bis- PNA-Moleküle zu verwenden, die sowohl
duplex- wie auch triplexbildende Sequenzen tragen. Natürlich können auch
zwei unterschiedliche Moleküle
oder Olionukleotide eingesetzt werden. Auch ist es denkbar und bevorzugt,
andere Oligonukleotid-Analoga zu verwenden, etwa LNA (Locked Nucleic
Acids). Dem Fachmann sind Verfahren zur Herstellung der entsprechenden
Oligonukleotid-Analoga bekannt (zur Übersicht: Braasch and Corey:
Locked nucleic acid (LNA): fine-tuning the recognition of DNA and RNA.
Chem Biol 2001 Jan;8(1):1-7 mit weiteren Nachweisen).
Die
Konzentration der Blockermoleküle
muss so hoch sein, dass eine vollständige Blockierung gewährleistet
ist. Bevorzugt ist dabei ein Konzentrationsbereich zwischen 100-1000 nmol/l. Die
Amplifikation der methylierten DNA erfolgt im übrigen nach dem Stand der Technik.
Zu beachten ist allerdings, dass nur 5-Methyl-Cytosin-Nukleosidtriphosphate
eingesetzt werden dürfen.
Würde in
die neu synthetisierten DNA-Stränge Cytosin
eingebaut, so würden
die Triplex-bildenden Moleküle
nicht nur an die ursprünglich
unmethylierte DNA binden, sondern auch an die neuen, aus der ursprünglich methylierten
DNA hergestellten Moleküle.
Die Amplifikate können
auf unterschiedliche, dem Fachmann bekannte Arten detektiert werden,
etwa über
Methoden der Längenmessung
wie Gelelektrophorese, Kapillarelektrophorese und Chromatographie
(z.B. HPLC). Auch Real-Time-Varianten können eingesetzt werden, etwa
das Taq-man- oder das Lightcycler-Verfahren.
Eine
andere erfindungsgemäße Ausführungsform
zur selektiven Amplifikation der methylierten DNA liegt darin, Primer
einzusetzen, die gleichzeitig über
eine triplexbildende Domäne
verfügen.
Bevorzugt setzt man hierzu Oligonukleotide ein. Die Watson-Crick-bildende
Sequenz liegt dabei am 3'-Ende
des Primers, die Hoogsteen-bildende Sequenz am 5'-Ende. Beide Teile sind wie oben beschrieben über einen
Linker verbunden. Die Primer sind zwischen 30 und 80 Nukleotide
lang, bevorzugt verfügen
sie über
40-60 Nukleotide. Eine Amplifikation kann nur dann erfolgen, wenn
der Primer keine Triplex bildet, also wenn die entsprechende Cytosin-Position
methyliert vorliegt. Bei der Amplifikation ist wiederum auf den
Einsatz von methyliertem Desoyxcytosintriphosphat zu achten. Die
Detektion der Amplifikate kann wie oben beschrieben erfolgen. Erfindungsgemäß ist auch
die umgekehrte Variante, bei der die Primer so konstruiert sind,
dass eine Verlängerung
nur dann erfolgt, wenn eine Triplex gebildet wird, also wenn Cytosin
in der unmethylierten Form vorliegt.
Neben
dem Nachweis methylierter DNA kann das erfindungsgemäße Verfahren
auch genutzt werden, um methylierte Sequenzen von unmethylierten
zu trennen. Dabei wird
- a) die DNA mit einem
triplexbildenden Molekül
in Kontakt gebracht,
- b) das triplexbildende Molekül
bildet mit der DNA eine Triplex, wobei die Triplexbildung bei unmethylierter DNA
gegenüber
der Triplexbildung bei methylierter DNA bevorzugt ist, und
- c) die Triplexbildung wird zur Trennung ausgenutzt.
Eine
bevorzugte Möglichkeit
hierzu ist die in der Literatur beschriebene Triple Helix-Affinitätschromatographie
(vgl.: Kamenetskii: Triplexes and biotechnology. In: C. Malvy, A.
Harel-Bellan, LL Pritchard, eds: Triple helixforming oligonucleotides.
Kluwer academic publishers 1999, 285, 287 f mit weiteren Nachweisen).
Auch
für weitere
Anwendungen kann die methylierungsspezifische Triplexbildung genutzt
werden. Eine erfindungsgemäße Möglichkeit
ist die sequenzspezifische Einführung
von DNR-Schäden
in unmethylierte DNR. Dabei wird
- a) die DNA
mit einem triplexbildenden Molekül
in Kontakt gebracht, das eine reaktive chemische Gruppe trägt,
- b) das triplexbildende Molekül
bildet mit der DNA eine Triplex, wobei die Triplexbildung bei unmethylierter DNA.
gegenüber
der Triplexbildung bei methylierter DNA bevorzugt ist,
- c) die reaktive chemische Gruppe reagiert mit der in Triplexform
vorliegenden DNA.
Als
reaktive chemische Gruppen kommen insbesondere Psoralen oder alkylierende
Reagenzien in Betracht. Die genauen Bedingungen vergleichbarer Verfahren
sind in der Literatur beschrieben (zur Übersicht: Faria and Giovannangeli,
Triplex-forming molecules: from con-cepts to applications. J Gene
Med. 2001 Jul-Aug;3(4):299-310 mit weiteren Nachweisen) Andere erfindungsgemäße Anwendungen
sind die Transkriptionsmodulation, die Replikationsinhibition, die
ortsgerichteten Mutagenese und die Rekombinationsförderung bestimmter
unmethylierter DNA-Sequenzen. Dabei wird
- a)
die DNA mit einem triplexbildenden Molekül in Kontakt gebracht,
- b) das triplexbildende Molekül
bildet mit der DNA eine Triplex, wobei die Triplexbildung mit unmethylierter DNA
gegenüber
der Triplexbildung mit methylierter DNA bevorzugt ist und
- c) die Replikation bzw. die Transkription der in Triplexform
vorliegenden DNA wird ge-hemmt, bzw. es erfolgt eine Förderung
von Mutationen oder Rekombinationen.
Die
genauen Bedingungen vergleichbarer Verfahren sind in der Literatur
beschrieben (zur Übersicht: Faria
and Giovannangeli, Triplex-forming molecules: from concepts to applicati-ons.
J Gene Med. 2001 Jul-Aug;3(4):299-310 mit weiteren Nachweisen).
Erfindungsgemäß ist es
auch, die oben genannten Verfahren therapeutisch anzuwenden. Es
ist bekannt, dass viele Krankheiten mit einer Cytosin-Demethylierung
von Promotorregionen oder anderen regulatorischen Bereichen bestimmter
Gene verbunden sind. Durch diese Demethylierung kommt es zu einer
Transkriptionsaktivierung. Die Applikation triplexbildender Moleküle erlaubt
eine sequenzspezi fische Transkriptions- oder Replikationsinhibierung
bzw. eine gezielte Schädigung
der entsprechenden Sequenzen. Als mögliche Therapeutika kommen
insbesondere Oligonukleotide, Peptid-Nukleinsäure (PNA)-Oligomere, anderen Oligonukleo-tid-Analoga
oder chimäre,
von diesen Substanzklassen abgeleitete Moleküle in Betracht, die N4-substituierte
Cytosin-Derivate enthalten, etwa N4 (3-Acetamidopropyl)cytosin
oder N4-(6 Amino-2-pyridinyl)cytosin. Dabei können die
Oligomere zusammen mit einem pharmazeutischen Träger und eventuell mit weiteren
Hilfsstoffen über
unterschiedliche Wege verabreicht werden. Auch eine Kombination
mit anderen therapeutischen Agenzien ist möglich. Die genaue Zusammensetzung
und die Art der Verabreichung vermag der Fachmann nach den konventionellen
pharmazeutischen Prinzipien zu bestimmen.
Kurze Beschreibung der
Figuren.
1 zeigt N4-(3-Acetamidopropyl)cytosin
und die Ausbildung von Wasserstoffbrückenbindungen zu einem C-G-Paar. Die Abbildung
ist aus Gowers and Fox 1999, a.a.o entnommen.
Figur
zeigt N4-(6 Amino-2-pyridinyl)cytosin und
die Ausbildung von Wasserstoffbrückenbindungen
zu einem C-G-Paar.
Die Abbildung ist aus Gowers and Fox 1999, a.a.o entnommen.