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Technisches
Gebiet
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Die
Erfindung bezieht sich auf einen Faserverbundwerkstoff mit aus einem
keramischen Werkstoff bestehenden Fasern sowie einer die Fasern
einbettenden Matrix, die die Fasern unmittelbar oder getrennt durch
eine Zwischenschicht mit einer die Fasern in der Matrix fixierenden
Festigkeit umgibt.
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Stand der
Technik
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Faserverbundwerkstoffe,
insbesondere oxidkeramische Faserverbundwerkstoffe erhalten immer größer werdende
Beachtung in Bereichen, in denen es gilt technische Werkstoffe hohen
Temperaturen auszusetzen, die überdies über eine
ebenso hohe mechanische Belastbarkeit verfügen sollen, wie es bspw. in
der Kraftwerkstechnik der Fall ist, vor allem im Bereich der Wärmekraftmaschinen,
bspw. im Gasturbinenbau. Derartige Wärmekraftmaschinen erzeugen
Prozesstemperaturen oberhalb 1000°C,
denen entsprechende Maschinenkomponenten unmittelbar ausgesetzt
sind und dies zudem unter hohen mechanischen Belastungen, wie sie
bspw. bei Rotationsmaschinen aufgrund der überaus hohen Fliehkräfte an den
jeweiligen Komponenten, wie bspw. Laufschaufelblätter, auftreten. In diesem
Zusammenhang spielt das Kriechverhalten derartig hochbelasteter
Werkstoffe eine große
Rolle. Zudem besteht durch An- und insbesondere ungeplante Abschaltvorgänge die Gefahr
von Thermoschockbelastungen. Vor den Hintergründen eines möglichst
wirtschaftlichen Betriebes, langen Wartungsintervallen und hohen
Bauteillebensdauern ist somit der Einsatz von hochbelastbaren kriech-
und thermoschockbeständigen Werkstoffen
unerlässlich.
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Derzeit
werden in Anlagen zur Energieumwandlung wie Gasturbinen vorwiegend
metallische Werkstoffe, insbesondere Superlegierungen eingesetzt.
Die Anwendungstemperatur dieser Werkstoffe ist jedoch durch eine
mangelnde Kriechresistenz und Oxidationsbeständigkeit bei hohen Temperaturen
beschränkt.
Eine Alternative besteht in keramischen Beschichtungen oder aufgesetzten
keramischen Teilen. Dünne
Schichten müssen
jedoch gekühlt
werden, was den Wirkungsgrad der Anlage vermindert, dickere Schichten
unterliegen der Gefahr des Abplatzens. Aufgesetzte keramische Teile
setzen in Verbindung mit metallischen Substraten der möglichen Temperaturerhöhung enge
Grenzen.
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Ein
weiterer Fortschritt in der vorstehenden Entwicklungsrichtung ist
durch die Entwicklung nichtmetallischer Faser-Komposite erzielt
worden. Derartige Komposite bestehen in aller Regel aus drei Komponenten:
- 1. einem Faser-Gewebe, z.B. aus einem Gelege eines
viele Fasern enthaltenden Garns,
- 2. eine Matrix, in die die Fasern einbettet sind und die Zwischenräume zwischen
den Fasern möglichst
dicht ausfüllt,
sowie
- 3. einer stofflich angepassten Zwischenschicht (Interface) zwischen
Matrix und Fasern, die das Ablösungs-
bzw. Haftverhalten optimal moderieren kann.
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Verglichen
mit Metallen bieten derartige Komposite die Vorteile geringerer
Dichte bei verbesserter Kriechfestigkeit. Im speziellen Fall oxidischer Komposite
kommt eine besonders hohe Oxidationsbeständigkeit hinzu. Aufgrund der
den oxidkeramischen Werkstoffen immanente Sprödigkeit der erwähnten Komponenten
ist es jedoch erforderlich, eine ausreichende Schädigungs-
und Thermoschocktoleranz durch geeignetes Werkstoffdesign zu erzielen.
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In
diesem Zusammenhang wird in allen bisher bekannten Veröffentlichungen
die Beschichtung der Fasern mit einer Zwischenschicht niedriger
Haftung vorgeschlagen, die bei Bruch eine Faserablösung fördert und
so die Schädigungs- und Thermoschocktoleranz
erhöht.
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So
wird in der
DE 43 030
16 C2 ein keramischer Verbundwerkstoff beschrieben, der
Fasern einer beliebigen Zusammensetzung im Phasendiagramm Al
2O
3-B
2O
3-SiO
2 enthält, wobei
der Faservolumenanteil 20–70
% beträgt.
Die Fasern sind mit einer Schicht aus Kohlenstoff überzogen,
um eine ausreichende Schädigungstoleranz
zu erhalten.
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Auch
im US-Patent
US 5 567 518 sind
Faserverbundwerkstoffe beschrieben, mit den folgenden Kombinationen
bezüglich
dem System Faser/Grenzfläche/Matrix:
Al
2O
3/Al
2TiO
5/Al
2O
3, Al
2O
3/YAG/Al
2O
3, Al
2O
3/Mullit/Al
2O
3, Al
2O
3/SnO
2/Al
2O
3, YAG/SnO
2/Al
2O
3,
YAG/Al
2TiO
5/Al
2O
3. In allen beschriebenen
Ausführungsformen
wird ausdrücklich darauf
Wert gelegt, die Verbindung zwischen den Fasern und die die Fasern
umgebende Matrix möglichst schwach
auszubilden, um eine erhöhte
Thermoschockbelastbarkeit zu erzielen, wodurch jedoch andererseits
die Kriechbeständigkeit
reduziert wird.
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Zusätzlich zur
vorstehend erläuterten
Massnahme der reduzierten Verbindungsfestigkeit zwischen Faser und
Matrix vermag die Materialwahl für die
Faser einen weiteren Beitrag zur Verbesserung der Thermoschockbelastbarkeit
leisten. So geht aus der
DE
69 292 936 T2 sowie der
DE 198 26 792 C2 der Vorschlag hervor, die
Fasern aus polykristallinen oder amorphen Oxidkeramiken oder aus
polykristallinen aluminiumoxidreichen Mullitfasern zu fertigen, die
jedoch im Temperaturbereich oberhalb von 1300°C nicht kriechbeständig sind.
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Der
Temperaturbereich oberhalb von 1300°C ist jedoch nur nutzbar, falls
die Kriechanfälligkeit
oxidischer Polykristallgefüge
beherrscht wird. Dies kann zum Beispiel durch den Einsatz von einkristallinen Fasern
erreicht werden, wenn diese ihre höhere Kriechbeständigkeit
durch eine feste Anbindung an die Matrix auf den gesamten Verbundwerkstoff übertragen
können.
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Oxidkeramische
Faserverbundwerkstoffe, die für
den Bereich oberhalb 1300°C
die gewünschte Kriechresistenz
und Thermoschockresistenz erwarten lassen, sind Langfaser-Matrix-Komposite,
die besonders kriechresistente Fasern enthalten. Die erhöhte Kriechresistenz
der Fasern kann dadurch erzielt werden, dass die Fasern bereichsweise
oder vollständig
einkristallin sind. Die Verwendung solcher einkristalliner Fasern
wurde etwa im Ausführungsbeispiel
5 der vorstehend erwähnten
US 5 567 518 vorgeschlagen,
jedoch stets in Kombination mit einer schwach ausgebildeten Faser-Matrix-Grenzflächenfestigkeit,
um eine ausreichende Schädigungstoleranz
zu erreichen.
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Der
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Faserverbundwerkstoff
mit aus einem keramischen Werkstoff bestehenden Fasern sowie einer
die Fasern einbettenden Matrix, die die Fasern unmittelbar oder
getrennt durch eine Zwischenschicht mit einer die Fasern in der
Matrix fixierenden Festigkeit umgibt, derart weiterzubilden, dass
den bislang unvereinbaren Forderungen nach Thermoschock-Stabilität und Schadenstoleranz
sowie Langzeit-Formstabilität,
d.h. hohe Kriechresistenz, zu gleichen Teilen entsprochen wird.
Der vorzugsweise aus Oxidkeramik bestehende Faserverbundwerkstoff
soll als Hochtemperaturmaterial und vorzugsweise für den Einsatz
in dem vorstehend genannten Bereich der Wärmekraftmaschinen geeignet
sein.
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Die
Lösung
der der Erfindung zugrundeliegenden Aufgabe ist im Anspruch 1 angegeben.
Den Erfindungsgedanken vorteilhaft weiterbildende Merkmale sind
Gegenstand der Unteransprüche
sowie der nachfolgenden Beschreibung.
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Erfindungsgemäß zeichnet
sich ein Faserverbundwerkstoff mit aus einem keramischen Werkstoff
bestehenden Fasern sowie einer die Fasern einbettenden Matrix, die
die Fasern unmittelbar oder getrennt durch eine Zwischenschicht
mit einer die Fasern in der Matrix fixierenden Festigkeit umgibt,
dadurch aus, dass die die Fasern in der Matrix fixierende Festigkeit
größer ist
als die Festigkeit, die ausschließlich durch die Gefügestruktur
der Matrix selbst vorgegeben ist.
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Zum
einen soll durch eine feste und innige Verbindung zwischen den Fasern
und der die Fasern umgebende Matrix eine hohe Kriechfestigkeit des Faserverbundwerkstoffes
erreicht werden, die den Einsatz des erfindungsgemäßen Faserverbundwerkstoffes
in technische Bereiche ermöglicht,
in der der Werkstoff hohen mechanischen Belastungen ausgesetzt ist,
wie beispielsweise innerhalb rotierender Komponenten in einer Gasturbinenanlage.
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Um
andererseits jedoch für
eine ausreichend hohe Thermoschock-Stabilität sowie hohe Schädigungstoleranz
des Werkstoffes zu sorgen, sieht die Gefügestruktur der Matrix in vorteilhafter
Weise gezielt eingebrachte Defekte vor, die als Schwachstellen dienen
und für
eine hohe lokale Festigkeitsstreuung sorgen, wodurch bei mechanischer Überbeanspruchung
des Faserverbundwerkstoffes eine große Energiedissipation innerhalb
der Matrix und eine damit verbundene hohe Rissdichte auftritt. Durch
die gezielt in die Gefügestruktur
der Matrix eingebrachten Defekte treten bei Überschreitung einer bestimmten
Beanspruchungsgröße als erstes
an den Defektstellen Versagenserscheinungen innerhalb der Gefügestruktur
auf, ohne dabei die in die Matrixstruktur eingebetteten Fasern und
insbesondere ihre mit hoher Festigkeit ausgebildeten Verbindungen
zur Matrixstruktur zu beeinträchtigen.
Auf diese Weise kann erreicht werden, dass der erfindungsgemäß ausgebildete
Faserverbundwerkstoff aufgrund der sehr starken innigen Verbindung
zwischen den Fasern und der Matrixstruktur über eine hohe Kriechfestigkeit
verfügt
und darüber
hinaus aufgrund der in Art von Sollbruchstellen in die Gefügestruktur
der Matrix eingebrachten Defekte eine in der Matrix immanent vorhandene
hohe Festigkeitsstreuung vorsieht, wodurch die Thermoschock-Beständigkeit
und damit verbunden die Schädigungstoleranz
weitaus über
jenen vergleichbaren Toleranzwerten liegt, wie sie von Seiten der
eingangs zum Stand der Technik gewürdigten Verbundwerkstoffe bekannt
sind.
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Die
Thermoschockstabilität
des erfindungsgemäß ausgebildeten
Verbundwerkstoffes wird im Gegensatz zu den eingangs genannten,
bekannten Verbundwerkstoffen nicht durch Ablöse- oder Verschiebungseffekte
zwischen Faser und der Matrix bestimmt, sondern durch die Aufnahme
der auf den erfindungsgemäß ausgebildeten
Werkstoff von außen einwirkenden
mechanischen Energie innerhalb der gesamten Gefügestruktur der Matrix durch
lokal verteilte Energieabsorption innerhalb der vorgesehenen Schwachstellen,
die sich beispielsweise durch lokal begrenzte Rissbildungen auswirken,
wobei, und dies ist in besonderer Weise hervorzuheben, ein zusammenhängendes
Risssystem bedingt durch die Festigkeitsstreuung innerhalb der Matrix
vermeidbar ist. Ein solches Risssystem würde, wie unter Bezugnahme auf
ein im folgenden dargestelltes Ausführungsbeispiel zeigt, in Einzelfällen zu
unvermeidbaren lokalen Beschädigungen
des Verbindungsgefüges
zwischen Faser und Matrix führen.
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Zur
Einbringung von Defekten in die vorzugsweise aus einem oxidkeramischen
Werkstoff bestehende Matrix stehen unterschiedliche Maßnahmen zur
Verfügung,
die alternativ oder in Kombination eingesetzt werden können. So
können
Defekte in Form von Gefügeschwachstellen
als kleine Hohlräume oder
Poren in die Matrix eingebracht werden, auch sind gezielt in die
Gefügestruktur
eingebrachte Mikrorisse oder Einschlüsse einer Fremdphase für lokale
Schwächungen
der Gefügestruktur
geeignet.
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Um,
wie bereits vorstehend erwähnt,
die Kriechfestigkeit des erfindungsgemäßen Faserverbundwerkstoffes
zu steigern, ist eine sehr stark ausgeprägte Verbindung zwischen den
einzelnen Fasern und der Matrix vorzusehen. Um die Kriechfestigkeit der
Fasern selbst möglichst
hoch zu wählen,
eignen sich in besonders bevorzugter Weise Fasern aus zumindest
abschnittsweise einkristallinem oxidkeramischem Werkstoff, bspw.
in Form unidirektionaler Saphir-Fasern. Auch hängt die Kriechbeständigkeit bzw.
Festigkeit des Verbundwerkstoffs von der gewählten Länge der einzelnen Fasern ab
beziehungsweise der einkristallinen Bereiche in den Fasern ab sowie
von ihrem Volumenanteil innerhalb der gesamten Gefügestruktur
der Matrix. Grundsätzlich
gilt die Regel, dass umso höhere
Kriechfestigkeitswerte erreichbar sind je länger die einzelnen Fasern bzw.
einkristallinen Abschnitte ausgebildet sind. Zudem sollte der Volumenfaseranteil
innerhalb der Gesamtgefügestruktur
des Faserverbundwerkstoffes zwischen 5% und 65%, vorzugsweise zwischen
40% und 65% liegen.
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Ferner
hat sich gezeigt, dass durch Dotierung der Fasern oder der Matrix
mit Fremdatomen mit einem Atomanteil zwischen 0,1% und 5% zusätzlich die
Festigkeit der Verbindung zwischen Faser und Matrix bezüglich Scher-
und Zugbelastung bei Temperaturen über 1000°C erhöht und die Beweglichkeit der
Korngrenzen heruntergesetzt werden kann. Im Falle von Aluminiumoxidfasern
ist eine Dotierung mit einem der Oxide der Seltenerdmetalle, Y, oder
Sc besonders vorteilhaft. Auf Zwischenschichten zwischen Faser und
Matrix kann so in der Regel verzichtet werden.
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Die
Erfindung wird nachstehend ohne Beschränkung des allgemeinen Erfindungsgedankens anhand
von Ausführungsbeispielen
unter Bezugnahme auf die Zeichnungen exemplarisch beschrieben. Es
zeigen:
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1 schematisierte Darstellung
der Kriechraten unterschiedlich faserverstärkter Matrizen,
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2 schematisierte Darstellung
zur Abhängigkeit
der Kriechrate einer faserverstärkten
Matrize von der Faserlänge,
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3 Darstellung zur Risssimulation
innerhalb eines faserverstärkten
Verbundwerkstoffes mit geringer Festigkeitsstreuung innerhalb der
Matrix, sowie
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4 Darstellung zur Risssimulation
innerhalb eines faserverstärkten
Verbundwerkstoffes mit hoher Festigkeitsstreuung innerhalb der Matrix.
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Wege
zur Ausführung
der Erfindung, gewerbliche Verwendbarkeit Aufgrund der wachsenden Ansprüche, insbesondere
im Wärmekraftmaschinenbau,
werden oxidationsbeständige
Verbundwerkstoffe mit geringer Thermoschock-Empfindlichkeit und hoher Kriechresistenz
bei Temperaturen oberhalb 1000°C
erforderlich. Die geforderte Langzeitbeständigkeit in oxidierenden Heissgasen,
wie sie beim Betrieb von Gasturbinen auftreten, kann nur durch Verwendung
von Werkstoffen auf oxidischer Basis sichergestellt werden. Bislang
verwendete polykristalline Oxidkeramiken können die hohen Anforderungen an
die Kriechresistenz von weniger als 1 % Längenänderung pro Jahr bei 100 MPa
Zugspannung und Temperaturen über
1400°C jedoch
nicht erfüllen.
Dagegen weisen einkristalline, oxidische Fasern ausreichend niedrige
Kriechraten auf.
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1 zeigt in einem Diagramm
die Abhängigkeit
der Kriechrate eines Faserverbundwerkstoffes, bestehend aus unidirektionalen
Saphir-Fasern, eingebettet in eine Aluminiumoxid-Matrix, in Abhängigkeit
vom Anteil sowie der Anordnung der Fasern innerhalb der Matrix.
So zeigt sich, dass für
unendlich lange Fasern und eine reine Zugbelastung des Faserverbundwerkstoffes
eine Verbesserung der Kriechbeständigkeit
um vier Zehnerpotenzen erzielbar ist, wenn mehr als 40% Volumenanteil
Fasern in die Matrix eingebettet sind (siehe den einzigen Funktionsverlauf
im Diagramm).
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Werden
hingegen kurze Fasern in die Matrix eingebettet, so spielt im Hinblick
auf die Kriechfestigkeit die Anordnung der Fasern eine große Rolle.
So führt
eine homogenere Faseranordnung innerhalb der Matrix zu niedrigeren
Kriechraten (siehe Rauten-Punkt in 1)
als Anordnungen mit größeren unverstärkten Matrizenbereichen
(siehe Quadrat-Punkt in 1).
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In 2 ist eine Gegenüberstellung
von unterschiedlich langen unidirektionalen Saphir-Fasern eingebettet
jeweils in eine Aluminiumoxid-Matrix, zusammen mit ihren jeweiligen
Kriechraten dargestellt. Es zeigt sich, dass sich die Kriechrate
für kürzere Fasern
erhöht,
also das Kriechverhalten des Faserverbundwerkstoffes sich verschlechtert.
Selbst bei Faserlängen
von 20 μm
ist jedoch eine Kriechrate erzielbar, die mehr als zwei Zehnerpotenzen
niedriger ist als im Falle einer unverstärkten, feinkörnigen Matrix.
Für alle
Faseranordnungen mit endlich langen Faserlängen gilt jedoch einheitlich,
dass niedrige Kriechraten ausschließlich erzielt werden können, wenn
eine starke Faser-Matrix-Grenzfläche
vorliegt, d.h. die Verbindung zwischen Faser und Matrix über eine
hohe Festigkeit verfügt.
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Zur
Optimierung der Thermoschock-Empfindlichkeit bzw. der Schädigungstoleranz
eines faserverstärkten
Verbundwerkstoffes war es bisherige Praxis, die Haftung zwischen
Faser und Matrix schwach auszubilden, eine Maßnahme, die jedoch kontraproduktiv
zu den vorstehenden Überlegungen zur
Reduzierung der Kriechrate steht.
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Grundsätzlich wird
die Materialschädigung beim
Thermoschock durch die thermischen und die mechanischen Eigenschaften
des Faserverbundwerkstoffes bestimmt. Da in der Regel aufgrund der extrem
hohen Thermoschockbeanspruchung eine Rissbildung nicht vermieden
werden kann, kommt der Schädigungstoleranz
eine der Faserverbundwerkstoffe eine entscheidende Bedeutung zu.
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Für das geeignete
Design eines Faserverbundwerkstoffes wird das Schädigungsverhalten
der Gefügestruktur
der Matrix im Weiteren genauer betrachtet. Durch gezieltes Einbringen
von innerhalb des Volumens der Matrix stochastisch oder gleichmäßig verteilter
Schwachstellen werden bei entsprechender mechanischer Belastung
sich ausbildende Rissmuster innerhalb der Matrix untersucht. Die
Rissbildung erfolgt im Einzelnen vor dem Hintergrund einer Werkstoff-spezifischen
Struktur von Schwachstellen, die bei Belastung sukzessive versagen.
Jede einzelne Schwachstelle verfügt über eine
individuelle Beanspruchungsgröße, die
bei Überschreiten
durch eine lokal mechanisch auftretende Spannung zum Versagen der
einzelnen Schwachstellen führt.
Ziel ist es, durch Einbringen einer Vielzahl im Volumen verteilter
Schwachstellen eine hohe Festigkeitsstreuung innerhalb der Gefügestruktur
der Matrix zu erhalten, wodurch bei mechanischer Belastung der Gefügestruktur
eine im Volumen verteilte Energieabsorption durch sukzessives Versagen
der Vielzahl einzelner Schwachstellen erreicht wird, unter Vermeidung
einer sich großflächig und
einheitlich ausbildenden Risserscheinung.
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Zur
Verdeutlichung der vorstehenden Konditionierung der Matrix mit gezielt
eingebrachten Schwachstellen bzw. Defekten wird auf die nachfolgenden 3 und 4 verwiesen, die jeweils Schädigungsmuster
innerhalb der Gefügestruktur
der Matrix 1 zeigen, in der parallel zueinander angeordnete
Fasern 2 eingebettet sind. Die gezeigten Beschädigungsmuster
sind unter Zugbelastung parallel zu den Fasern 2 ermittelt
worden.
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In
dem in 3 gezeigten Schädigungsfall ist
keine bzw. nur eine sehr geringe Festigkeitsstreuung innerhalb der
Gefügestruktur
der Matrix 1 vorgesehen, d.h. in der Matrix 1 sind
weitgehend keine bzw. nur in sehr geringem Umfang vorhandene Defekte
bzw. Schwachstellen eingebracht. Es zeigt sich, dass im Belastungsfall
bei Überschreiten
einer maximalen Belastung der Schädigungsvorgang weitgehend schlagartig
bei Erreichen einer kritischen Last verläuft, wobei sich das Material
spröde
verhält.
Es bilden sich quer durch die gesamte Gefügestruktur der Matrix 1 verlaufende
Risse aus, die sich vorzugsweise parallel zu den Grenzflächen zwischen
den Fasern 1 und der Matrix 2 fortpflanzen, aber
in Einzelfällen
auch den Faserkern 2 vollständig zu durchtrennen vermögen. Eine
derartig konditionierte Gefügestruktur
der Matrix 1 verfügt
jedoch über
nur unzureichende Thermoschock-Eigenschaften sowie Kriechverhalten.
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Demgegenüber sieht
die in 4 dargestellte
Gefügestruktur
der Matrix 1 eine Vielzahl stochastisch in der Gefügestruktur
der Matrix verteilte Schwachstellen vor, die bei Überschreiten
einer Maximalbelastung lokal versagen und zu lokal und eng begrenzten
Rissbildungen 3 führen.
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Ein
derart konditionierter Faserverbundwerkstoff mit gezielt innerhalb
der Matrix vorgesehenen Defekten bzw. Schwachstellen, die zu einer
hohen Festigkeitsstreuung führen,
weist Schädigungen
der Matrix bereits bei einem niedrigeren Lastniveau auf, die sich
jedoch nicht wie im vorstehend beschriebenen Fall gemäß 3 spontan und schlagartig
ausbreiten, sondern sich sukzessive fortbilden. Vereinzelt auftretende
Faserbrüche
werden von der fest anhaftenden Matrix überbrückt, ohne dass dies zur Ausbildung
gefährlicher,
zusammenhängender
Risssysteme und zum Sprödbruch
führt.
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Der
erfindungsgemäß ausgebildete
oxid-keramische Faserverbundwerkstoff eignet sich in besonderem
Maße für thermisch
hochbelastete Bauteile oder Anlagenkomponenten, die bei Temperaturen oberhalb
von 1000°C
eingesetzt werden. Beispielsweise betreffen derartige Anlagenkomponenten
die dem Heißgasstrom
ausgesetzten Komponenten einer Wärmekraftrotationsmaschine,
wie beispielsweise die Leit- und Laufschaufeln einer Gasturbine.
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Folgende
Ausführungsbeispiele
zeigen erfindungsgemäße Faserverbundwerkstoffe:
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Ausführungsbeispiel 1:
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Aluminiumoxidfasermatten
(Nextel 610, 3M) werden für
2 Stunden auf 600°C
an Luft erhitzt um die organische Schlichte zu entfernen. Anschließend werden
die Fasermatten für
zwei weitere Stunden auf 1900°C
in feuchtem Wasserstoff erhitzt, wobei die Fasern rekristallisieren
und abschnittsweise einkristallin werden. Der Faserverbund wird
evakuiert und mit einem wässrigen
Sol mit einem Feststoffgehalt von 40 Vol. % (85% Aluminiumoxid,
Condea HPA0.5 und 15% Zirkonoxid, Tosoh-3Y) infiltriert. Nach der Trocknung
wird das infiltrierte Fasergelege bei 1550°C für eine Stunde gesintert.
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Ausführungsbeispiel 2:
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Fasermatten
aus einer Yttriumaluminiumgranat(YAG)- Fasern werden mit einem wässrigen
Schlicker, dessen Feststoffanteil zu 80% aus Aluminiumoxid (Condea
HPA0.5), 5% aus YAG (0,2 μm
Korngröße, Seattle
Special Ceramics) und 15% aus feinverteiltem Kohlenstoff bestand
im Vakum infiltriert. Der Faserverbund wird getrocknet und der Kohlenstoff durch
Aufheizen auf 1000°C
(mit 0,2K/min) an Luft ausgebrannt. Der Verbund wird bei 1650°C in N2 mit 30MPa für eine Stunde heißgepresst.
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- 1
- Gefügestruktur
der Matrix
- 2
- Fasern
- 3
- Risse