Das herkömmliche Pfandrücknahmesystem, das
seit vielen Jahren erfolgreich praktiziert wird, wird für Verpackungen
eingesetzt, die nach der Rückgabe erneut
befüllt
werden. Es basiert auf dem Abfüller, der
die bepfandete Verpackung abfüllt,
zurücknimmt und
erneut befüllt.
Der Abfüller
liefert die befüllte
Verpackung an einen Händler,
der ihm dafür
Pfandgeld entrichtet. Dieser Händler
liefert die befüllte
Verpackung dann entweder an weitere Händler oder direkt an den Konsumenten
aus. Der Konsument bzw. Zwischenhändler gibt wiederum Pfandgeld
an den ersten Händler
und erhält
dafür die
befüllte
Verpackung. Der Konsument entleert die Verpackung und bringt diese
zu einem Händler
zurück.
Der Händler
erhält die
Verpackung und gibt dafür
Pfandgeld an den Konsumenten zurück.
Dieser Händler
kann sowohl identisch als auch verschieden sein von dem Händler, bei dem
der Konsument die befüllte
Verpackung erworben hat. Der Händler
gibt schließlich
die leere Verpackung an den Abfüller
zurück
und bekommt von diesem Pfandgeld zurück. Dadurch ist der Kreislauf
geschlossen, die Verpackung ist wieder beim Abfüllbetrieb angelangt, und die
Pfandgeldkonten sind ausgeglichen.
Mit der seit Anfang 2003 geltenden
Verpackungsverordnung und den dadurch bepfandeten Verpackungen verhält es sich
jedoch dahingehend anders, dass diese Verpackungen nicht erneut
befüllt werden,
sondern nach der Rückgabe
durch den Konsumenten der Entsorgung bzw. dem Recycling zugeführt werden.
Infolgedessen erweist sich das herkömmliche Pfandsystem als kaum
geeignet, da die Pfandlast auf dem Abfüller liegt, der jedoch kein
Interesse daran hat, Verpackungen, die er nicht erneut befüllen kann,
zu entsorgen und gleichzeitig das Pfandgeld zu verwalten. Derzeit
läuft das
System so ab, dass der Konsument die entleerte Verpackung zu dem
Händler
zurückbringen
muss, bei dem er diese befüllt
erworben hat, und er erhält
von diesem Händler
sein Pfandgeld zurück.
Dies ist jedoch sowohl für die
Händler
als auch für
die Konsumenten unbefriedigend. Zum einen muss jeder Händler ein
gesondertes Pfandsystem verwalten, und zum anderen ist es für die Konsumenten
aufwändig,
da sie für
jede einzelne Verpackung den Kassenbon aufheben müssen und
genau wissen müssen,
wo sie diese Verpackung käuflich
erworben haben.
Die WO 02/089073 A2 schafft insoweit
Abhilfe, dass sie ein Pfandrücknahmesystem
für Einwegverpackungen
bereitstellt. Sie sieht eine zentrale Pfanddatenbank vor, die Pfandnummern
verwaltet. Die Pfanddatenbank verkauft Pfandnummern an die Abfüller, die
ihre Verpackungen mit den Pfandnummern versehen und in den Handel
bringen. Hierfür bekommen
sie vom Handel Pfandgeld. Die Händler verkaufen
die bepfandete Einwegverpackung an Konsumenten weiter, die wiederum
Pfandgeld an sie bezahlen müssen.
Die Konsumenten bringen die entleerten Verpackungen zu einem Händler zurück oder speisen
diese in einen Automaten ein, wodurch die Konsumenten ihr Geld zurückerhalten.
Bei diesem Händler
oder in dem Automaten wird die Pfandkennzeichnung der Verpackung
unleserlich gemacht, wodurch einem Missbrauch vorgebeugt werden
soll. Der Händler
oder Automat meldet die Pfandnummer der abgegebenen Verpackung an
die Pfanddatenbank weiter, wo die Nummer aus dem System ausgetragen
wird.
Dieses System weist mehrere Nachteile
auf. Zum einen erhält
jede einzelne Verpackung, nicht jeder einzelne Verpackungstyp, sondern
jedes einzelne Stück
Verpackung, eine gesonderte Pfandnummer. Diese muss auf die Verpackungen
aufgebracht werden. In der Praxis bedeutet dies, dass jeder Abfüller eine
Unzahl an Pfandnummern erhält
und er auf jede einzelne Verpackung eine separate Pfandnummer aufdrucken
muss. Dies ist mit vergleichsweise hohem technischen und verwaltungsmäßigen Aufwand
verbunden. Ein weiterer Nachteil ist, dass der Händler bzw. Automat, bei dem
die entleerte Verpackung zurückgegeben
wird, in ständigem
Kontakt mit der Pfanddatenbank stehen muss, da vorgesehen ist, dass
online überprüft wird,
ob die Pfandnummer noch aktuell ist, also ob diese in der Pfanddatenbank noch
als existierend gemeldet ist oder aber, ob sie bereits deaktiviert
ist, d. h. bereits schon einmal zurückgegeben worden ist. Dies
ist mit erheblichen Kosten verbunden, da so ständig sämtliche Händler oder zentralen Rückgabestationen
mit der Pfanddatenbank in dauerhafter oder zumindest häufiger,
regelmäßiger Kommunikation
stehen müssen. Überdies
bedeutet dies auch bei der zentralen Pfanddatenbank einen hohen
Aufwand, da das System so ausgelegt werden muss, dass gleichzeitig
eine Vielzahl von Zugriffen auf die Pfanddatenbank möglich wird.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung
ist es daher, ein Pfandrücknahmesystem,
insbesondere für Einwegverpackungen
bereitzustellen, das im Vergleich zu bekannten Pfandsystemen vereinfacht
ist.
Diese Aufgabe wird gelöst durch
ein Pfandrücknahmesystem
nach Anspruch 1. Vorteilhafte Ausgestaltungen sind Gegenstand der
Unteransprüche.
Das erfindungsgemäße Pfandrücknahmesystem bezieht eine
Zentrale, zumindest einen Händler
und zumindest einen Konsumenten ein. Es ist erfindungsgemäß vorgesehen,
dass der erste des zumindest einen Händlers Pfandgeld an die Zentrale abführt für eine Verpackung,
die er von einem Abfüller
bezieht. Der Konsument führt
an den Händler
wiederum Pfandgeld für
die Verpackung ab. Er erhält das
Pfandgeld von der Zentrale wieder zurück, nachdem er oder ein Überbringer
die Verpackung an diese zurückgegeben
hat. Im Gegensatz zu dem Pfandrücknahmesystem
der vorstehend genannten WO-Schrift kann auf ein umständliches
Pfandnummernsystem verzichtet werden. Es wird lediglich dem Verpackungstyp
ein bestimmtes Pfandgeld zugeordnet, so wie es von dem seit langem
praktizierten Pfandsystem für
mehrfach verwendbare Verpackungen bekannt ist. Dadurch wird dieses
System sehr wirtschaftlich, da nicht nur die Verwaltung der Pfandnummern
bei der Pfanddatenbank entfällt;
es braucht im Gegensatz hierzu überhaupt
keine Pfanddatenbank angelegt werden. Außerdem entfällt auch die Online-Rückmeldung
der Händler
bzw. Rückgabeautomaten
mit der Pfanddatenbank. Da nun das Pfandgeld über eine Zentrale abgewickelt
wird, kann der Konsument oder ein Überbringer die Verpackung bei jedem
beliebigen Händler
zurückgeben.
Ferner erhält
er sein Pfandgeld für
die Rückgabe
der Verpackung, ohne dass er einen Kassenbeleg oder Bon vorzeigen
müsste.
Im Gegensatz zum derzeit praktizierten Rückgabesystem für Einwegverpackungen bringt
dies noch den Vorteil mit sich, dass auch weggeworfene Einwegverpackungen,
auf die ein Pfand zu entrichten ist, von einem Dritten aufgesammelt und
zurückgebracht
werden können.
Ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel
der Erfindung sieht vor, dass der Handel Einwegverpackungen, z.
B. Dosen und Flaschen, verkauft. Auf den Verpackungen ist ein Strichcode,
der auch als Barcode bezeichnet wird, vorgesehen, der mit einem entsprechenden
Scanner eingelesen werden kann. Dieser enthält neben den üblichen
Informationen über
Preis, Hersteller etc. auch die Information, dass dieser Artikel
bepfandet ist. Folglich wird das Pfand an der Kasse sofort mit eingerechnet.
Das eingenommene Pfandgeld wird in der Buchhaltung gesondert behandelt,
d. h. es wird ein Sonderkonto angelegt, ähnlich wie für die Umsatzsteuer.
Der Handel führt dieses
Pfandgeld dann separat an die Zentrale ab. Es ist bevorzugt vorgesehen,
dass es sich bei der Zentrale um die staatlichen Finanzbehörden, d.
h. das Finanzamt, handelt, da dieses auch die Umsatzsteuer behandelt
und diese dann mit dem Pfandgeld abgleichen kann. Die Zentrale,
d. h. bevorzugt das Finanzamt, verwaltet die Pfandgelder und führt sie
später
entsprechend wieder den Konsumenten zu. Die Rückgabe der Pfandwaren kann
an verschiedenen Stellen erfolgen.
Bevorzugt erfolgt diese über Automaten
oder über
die Wertstoffhöfe,
wenn es sich bei den Pfandwaren beispielsweise um kleinere Elektroartikel
oder Reifen handelt. Alternativ kann die Rückgabe jedoch auch wiederum über die
Händler
erfolgen. Im Gegensatz zu den bekannten Pfandsystemen steht die Rückgabe der
Verpackungen jedoch unter der Obhut und Verwaltung der Zentrale
und nicht der Händler. Dies
bedeutet, dass der Konsument sein Pfandgeld von der Zentrale zurückerhält und nicht
von dem Händler,
bei dem er die Verpackung gekauft hat bzw. an den er die Verpackung
zurückgegeben
hat. Ist ein Automat für
die Verpackungsrückgabe
vorgesehen, so handelt es sich hierbei um ein Gerät, in das
die Verpackung eingespeist wird. Es sind Mittel zur Erkennung der
Verpackung und zum Zählen
der Anzahl der eingegebenen Verpackungen vorgesehen. Beispielhaft
seien ein Lichtschranken-Zählwerk
und ein Scanner zum Abtasten der Verpackungen aufgeführt. Die
eingeworfene Verpackung wird einem Behältnis zugeführt. Dabei erfolgt vorzugsweise
eine Verformung oder Zerstörung
der Verpackung, beispielsweise durch Press-, Walz- oder Zerschneidevorrichtungen.
Bei diesem Vorgang können
beispielsweise auch Kennzeichnungen aufgebracht werden, beispielsweise
Symbole oder Lochmuster, so dass insbesondere auch für die Rücknahmeautomaten,
d. h. für
die entsprechenden Lesegeräte,
ersichtlich ist: dieser Artikel wurde bereits einmal dem Entsorgungssystem
zugeführt.
Dadurch wird einem Missbrauch des Pfandrücknahmesystems vorgebeugt. Durch
das Pressen oder Schreddern der Verpackung wird überdies eine Volumenreduzierung
des Pfandgutes erzielt, was sich als sehr vorteilhaft herausstellt,
da die Lagerräume
und Behälter
für das
Pfandgut entsprechend klein gehalten werden können. Der Konsument erhält dann
entweder von dem Automaten sein eingesetztes Pfandgeld zurück, oder
aber er erhält
eine Gutschrift des Pfandgeldes.
Die bargeldlose Rückerstattung ist als bevorzugtes
Ausführungsbeispiel
anzusehen, da auf diese Art und Weise sowohl das Auffüllen der
Automaten mit Münzen
entfällt
und zum anderen dem Diebstahl von Pfandgeld aus den Automaten vorgebeugt
wird, so dass diese Automaten auch nicht das Opfer von Zerstörung werden,
aufgrund dessen, dass jemand an die in dem Automaten vorhandenen
Pfandgelder herankommen will. Diese Gutschrift kann sowohl in Art
eines Beleges ausgestellt werden als auch auf einer Chipkarte gespeichert
werden. Hierfür
kann entweder von der Zentrale eine separate Chipkarte herausgegeben
werden, es kann jedoch ebenso gut auf eine bereits vorhandene Chipkarte,
beispielsweise eine EC- oder Kreditkarte, zurückgegriffen werden. Die Karte
wird folglich in den Automaten eingeführt. Das Gerät kann wahlweise
die auf der Karte vorhandenen Daten anzeigen, beispielsweise, dass
noch Pfandgutschriften eingespeichert sind. Nach der Rückgabe der
Verpackung wird die neue Datenmenge auf dem Chip gespeichert. Wird
kein Bargeld von dem Automaten oder der Rücknahmestelle ausgegeben, so
führt der
Konsument mit der Zentrale eine Abrechnung durch. Dies kann auf
unterschiedliche Art und Weise erfolgen. Zum einen kann der Konsument
seinen Anspruch auf Pfandgeld in regelmäßigen Abständen direkt bei der Zentrale
geltend machen. Es kann jedoch auch vorgesehen sein, dass von der
Zentrale beauftragte Stellen, beispielsweise Stadt- und Gemeindeverwaltungen
oder Banken, dazu berechtigt sind, Kontenabgleiche durchzuführen bzw.
das Pfandgeld bar auszuzahlen. Der Konsument wird sich folglich
zu diesen Stellen begeben und mit diesen die Verrechnung durchführen.
Alternativ kann auch vorgesehen sein,
dass diese unterberechtigten Stellen wie Stadt- und Gemeindeverwaltungen
oder Banken lediglich ein Auslesen der Daten von der Chipkarte durchführen und dem
Konsumenten einen Beleg ausstellen. Die von den bevollmächtigten
Stellen erhobenen Daten werden dann in regelmäßigem Abstand der Zentrale,
beispielsweise dem Finanzamt, zugeführt, von dem dann wiederum
ein Ausgleich der einzelnen Haushalte vorgenommen wird. Das erfindungsgemäße bevorzugte
Ausführungsbeispiel
nutzt vorhandene Systeme aus, die auch miteinander vernetzt werden
können
und die so den kommerziellen Anteil des Pfandsystems ausführen. Das
Finanzamt ist von Haus aus auf das Einbehalten und Ausgleichen von
Geldern ausgelegt, so dass es problemlos auch angepasst werden kann,
um die Pfandgelder zu verwalten. Weiterhin ist auch ein Kontrollsystem
bereits vorhanden, so dass die Verwaltung der Pfandgelder auch problemlos
kontrolliert werden kann. Durch das Vorsehen von Chipkarten kann
auch einem Missbrauch vergleichsweise einfach vorgebeugt werden.
Bei einem Missbrauch kann der Automat oder die Rücknahmestelle die Karte einbehalten,
auf der wiederum die Daten des Eigentümers gespeichert sind, so dass dieser
von höherer
Stelle dann belangt werden kann.
2 zeigt
eine alternative Ausführung.
Zusätzlich
zu den Wegen der Verpackung, dargestellt durch Pfeile mit durchgezogenen
Linien, und des Pfandgeldes, dargestellt durch Pfeile mit gestrichelten
Linien, ist der Weg einer Gutschrift eingetragen, dargestellt durch
Pfeile mit strichpunktierten Linien. Ein Abfüller 110 liefert eine
Verpackung wiederum an einen Händler 130,
dargestellt durch den Pfeil 101. Der Händler 130 führt Pfandgeld
an die Zentrale 120 ab, dargestellt durch den Pfeil 104.
Der Händler 130, der
wiederum als erster Händler
bezeichnet werden kann, sofern noch weitere Händler vorgesehen sind, verkauft
die Verpackung weiter (Pfeil 102), im Ausführungsbeispiel
der 2 an einen Konsumenten 140.
Der Konsument 140 bezahlt dem Händler 130 Pfandgeld,
dargestellt durch den Pfeil 105. Der Konsument 140 gibt
die Verpackung an einen Entsorger 150 weiter, dargestellt
durch den Pfeil 103. Bei dem Entsorger 150 kann
es sich sowohl direkt um ein Unternehmen handeln, das Einwegverpackungen
entsorgt, beispielsweise Müllverbrennungsanlagen
oder Recycling-Unternehmen; es kann sich aber auch um vorgelagerte
Stellen handeln, beispielsweise Annahmestellen für Verpackungen oder die sog.
Wertstoffhöfe.
Der Entsorger 150 stellt dem Konsumenten 140 eine
Gutschrift aus, dargestellt durch den Pfeil 107. Diese
Gutschrift kann, wie oben ausgeführt,
durch einen Beleg erfolgen oder aber als Datenspeicherung auf einem
entsprechenden Datenträger,
beispielsweise einer Chipkarte. Der Konsument 140 gibt
die Gutschrift an die Zentrale 120 weiter, dargestellt durch
den Pfeil 108. Das heißt,
der Konsument 140 wendet sich mit dieser Gutschrift an
die Zentrale 120. Von der Zentrale 120 erhält der Konsument 140 dann das
von ihm eingesetzte Pfandgeld zurück, dargestellt durch den Pfeil 106,
bevorzugt in Form einer Aufbuchung einer Chipkarte oder einer Gutschrift.