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Technisches
Gebiet
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Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung
zum elektrochemischen Nachweis von Ligat-Ligand-Assoziationsereignissen,
insbesondere zur Durchführung
des Verdrängungsassays
nach zumindest einem der Verfahrensansprüche der Patentanmeldung 101
41 691.1.
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Stand der
Technik
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In der Krankheitsdiagnose, bei toxikologischen
Testverfahren, in der genetischen Forschung und Entwicklung, sowie
auf dem Agrar- und pharmazeutischen Sektor werden Immunoassays und
zunehmend auch die Sequenzanalyse von DNA und RNA eingesetzt. Neben
den bekannten seriellen Verfahren mit autoradiographischer oder
optischer Detektion finden zunehmend parallele Detektionsverfahren
mittels Array-Technologie unter Verwendung so genannter DNA- oder
Protein-Chips Anwendung. Auch bei den parallelen Verfahren beruht
die eigentliche Detektion entweder auf optischen, radiographischen,
massenspektrometrischen oder elektrochemischen Methoden.
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Oligonukleotid- oder DNA-Chips können neben
der Anwendung zur Sequenzierung auch zur SNP- (Single-Nucleotide-Polymorphism)
oder Genexpressions-Analyse verwendet werden, da sie es erlauben,
das Aktivitätsniveau
einer großen
Anzahl individueller aktiver Gene (cDNA oder mRNA) eines spezifischen
Zelltyps oder Gewebes parallel zu messen, was mit konventionellen
(seriellen) Gendetektionsmethoden nur schwer oder unter großem Aufwand
möglich
ist. Die Analyse pathologisch veränderter Genaktivitäten wiederum
kann zur Aufklärung
von Krankheitsmechanismen und zur Identifizierung neuer therapeutischer
Angriffspunkte beitragen. Daneben ermöglichen (nur) DNA-Chips so
genannte pharmakogenomische Untersuchungen während der klinischen Entwicklung,
durch die die Wirksamkeit und Sicherheit der Medikamente deutlich
erhöht
werden kann. Bei den pharmakogenomischen Untersuchungen steht die
Frage im Vordergrund, welche genetischen Faktoren dafür verantwortlich
sind, dass Patienten unterschiedliche Reaktionen auf das gleiche
Arzneimittel zeigen. Durch umfangreiche Polymorphismen-Analysen
(Basenpaar-Mismatch-Analysen)
von Genen, die wichtige Stoffwechsel-Enzyme kodieren, können Antworten
auf solche Fragen gefunden werden.
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Zur Genanalyse auf einem Chip wird
auf einer Oberfläche
eine Bibliothek bekannter DNA-Sequenzen ("Sonden-Oligonukleotide") in einem geordneten
Raster fixiert, so dass die Position jeder individuellen DNA-Sequenz
bekannt ist. Existieren in der Untersuchungslösung Fragmente aktiver Gene
("Target-Oligonukleotide"), deren Sequenzen
zu bestimmten Sonden-Oligonukleotiden auf dem Chip komplementär sind,
so können
die Target-Oligonukleotide durch Nachweis der entsprechenden Hybridisierungsereignisse
auf dem Chip identifiziert (gelesen) werden.
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Protein-Chips, deren Test-Sites statt
Sonden-Oligonukleotiden bestimmte Antigen- (oder Antikörper-)Sonden
tragen, können
in der Proteom-Analyse oder in der Parallelisierung der Diagnostik
eingesetzt werden.
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Die Verwendung radioaktiver Markierungen
bei der DNA-/RNA-Sequenzierung ist mit mehreren Nachteilen verbunden,
wie z. B. die aufwendigen, gesetzlich vorgeschriebenen Sicherheitsvorkehrungen
beim Umgang mit radioaktiven Materialien. Bei der Fluoreszenz- und
massenspektrometrischen Detektion sind die Kosten der apparativen
Ausstattung sehr hoch.
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Die Nachteile der Markierung mit
radioaktiven Elementen oder Fluoreszenzfarbstoffen können z.T. umgangen
werden, wenn Assoziationsereignisse anhand der damit verbundenen Änderung
der elektrochemischen Eigenschaften detektiert werden (vgl. WO 97/46568,
WO 99/51778, WO 00/31101, WO 00/42217).
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Sowohl für die Protein- als auch für DNA-Analyse
ist es wünschenswert
und für
den Anwender vorteilhaft, wenn die Targets (Antikörper bzw.
Antigen oder DNA-Fragment) nicht mit einem Detektionslabel modifiziert
werden müssen.
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Obwohl es also viele Detektionsmöglichkeiten
für Ligat-Ligand-Assoziate
gibt, ist der Bedarf an einfachen, kostengünstigen, problemlos durchzuführenden
und verlässlichen
Detektionsprinzipien vor allem im Bereich der weniger dichten Arrays
(low density DNA- und Protein-Chips mit wenigen bis wenigen hundert
Test-sites pro cm2 z. B. für so genannte
POC (Point of Care)- Systeme) hoch.
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Darstellung
der Erfindung
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Hier setzt die Erfindung an. Der
Erfindung, wie sie in den Ansprüchen
gekennzeichnet ist, liegt die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung
zur Durchführung
eines Detektionsverfahrens für
Ligat-Ligand-Assoziaten zu schaffen, welche die Nachteile des Standes
der Technik vermeidet.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch
die Vorrichtung nach Anspruch 1 gelöst. Weitere vorteilhafte Details,
Aspekte und Ausgestaltungen der vorliegenden Erfindung ergeben sich
aus den abhängigen
Ansprüchen,
der Beschreibung, den Figuren und den Beispielen.
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Im Rahmen der vorliegenden Erfindung
werden die folgenden Abkürzungen
und Begriffe benutzt:
DNA | Desoxyribonukleinsäure |
RNA | Ribonukleinsäure |
PNA | Peptidnukleinsäure (synthetische
DNA oder RNA, bei der die Zucker-Phosphat-Einheit durch eine Aminosäure ersetzt
ist. Bei Ersatz der Zucker-Phosphat-Einheit durch die -NH-(CH2)2-N(COCH2-Base)-CH2CO- Einheit hybridisiert PNA mit DNA.) |
A | Adenin |
G | Guanin |
C | Cytosin |
T | Thymin |
U | Uracil |
Base | A,
G, T, C oder U |
Bp | Basenpaar |
Nukleinsäure | wenigstens
zwei kovalent verbundene Nukleotide oder wenigstens zwei kovalent
verbundene Pyrimidin- (z. B. Cytosin, Thymin oder Uracil) oder Purin-Basen (z.
B. Adenin oder Guanin). Der Begriff Nukleinsäure bezieht sich auf ein beliebiges "Rückgrat" der kovalent verbundenen Pyrimidin-
oder Purin-Basen, wie z. B. auf das Zucker-Phosphat Rückgrat der
DNA, cDNA oder RNA, auf ein Peptid-Rückgrat der PNA oder auf analoge
Strukturen (z. B. Phosphoramid-, Thio-Phosphatoder Dithio-Phosphat-Rückgrat).
Wesentliches Merkmal einer Nukleinsäure im Sinne der vorliegenden
Erfindung ist es, dass sie natürlich
vorkommende cDNA oder RNA sequenzspezifisch binden kann. |
nt | Nukleotid |
Nukleinsäure- | Nukleinsäure nicht
näher spezifizierter
Basenlänge (z.
B. Nuk |
Oligomer | leinsäure-Oktamer:
Eine Nukleinsäure
mit beliebigem Rückgrat,
bei der 8 Pyrimidin- oder Purin-Basen kovalent aneinander gebunden
sind). |
ns-Oligomer | Nukleinsäure-Oligomer |
Oligomer | Äquivalent
zu Nukleinsäure-Oligomer. |
Oligonukleotid | Äquivalent
zu Oligomer oder Nukleinsäure-Oligomer, also
z. B. ein DNA-, PNA- oder RNA-Fragment nicht näher spezifizierter Basenlänge. |
Oligo | Abkürzung für Oligonukleotid. |
Mismatch | Zur
Ausbildung der Watson Crick Struktur doppelsträngiger Oligonukleotide hybridisieren
die beiden Einzelstränge
derart, dass die Base A (bzw. C) des einen Strangs mit der Base
T (bzw. G) des anderen Strangs Wasserstoffbrücken ausbildet (bei RNA ist
T durch Uracil ersetzt). Jede andere Basenpaarung bildet keine Wasserstoffbrücken aus,
verzerrt die Struktur und wird als "Mismatch" bezeichnet. |
ss | single
strand (Einzelstrang) |
ds | double
strand (Doppelstrang) |
Substrat,
Cofaktor, Coenzym | Komplexbindungspartner
eines Proteins (Enzyms) |
Antikörper | Komplexbindungspartner
eines Antigens |
Antigen | Komplexbindungspartner
eines Antikörpers |
Rezeptor | Komplexbindungspartner
eines Hormons |
Hormon | Komplexbindungspartner
eines Rezeptors |
Oxidationsmittel | chemische
Verbindung (chemische Substanz), die durch Aufnahme von Elektronen
aus einer anderen chemischen Verbindung (chemischen Substanz) diese andere
chemische Verbindung (chemische Substanz) oxidiert. |
Reduktionsmittel | chemische
Verbindung (chemische Substanz), die durch Abgabe von Elektronen
an eine andere chemische Verbindung (chemische Substanz) diese andere chemische
Verbindung (chemische Substanz) reduziert. |
redoxaktiv | redoxaktiv
bezeichnet die Eigenschaft einer Einheit unter bestimmten äußeren Umständen an
ein geeignetes Oxidationsmittel Elektronen abzugeben oder von einem
geeigneten Reduktionsmittel Elektronen aufzunehmen. |
EDTA | Ethylendiamin-Tetraacetat
(Natriumsalz) |
sulfo-NHS | N-Hydroxysulfosuccinimid |
NHS | N-Hydroxysuccinimid |
EDC | (3-Dimethylaminopropyl)-carbodiimid |
HEPES | N-[2-Hydroxyethyl]piperazin-N'-[2-ethansulfonsäure] |
Tris | Tris-(hydroxymethyl)-aminomethan |
Ligand | Bezeichnung
für Moleküle, die
von Ligaten spezifisch gebunden werden; Beispiele von Liganden im
Sinne der vorliegenden Erfindung sind Substrate, Cofaktoren oder
Coenzyme eines Proteins (Enzyms), Antikörper (als Ligand eines Antigens),
Antigene (als Ligand eines Antikörpers),
Rezeptoren (als Ligand eines Hormons), Hormone (als Ligand eines
Rezeptors) oder Nukleinsäure-Oligomere
(als Ligand des komplementären
Nukleinsäure-Oligomers). |
Ligat | Bezeichnung
für (Makro-)
Molekül,
an dem sich spezifische Erkennungs- und Bindungsstellen für die Ausbildung
eines Komplexes mit einem Liganden befinden (Template). |
Linker | molekulare
Verbindung zwischen zwei Molekülen bzw.
zwischen einem Oberflächenatom,
Oberflächenmolekül oder einer
Oberflächenmolekülgruppe
und einem anderen Molekül. |
| In
der Regel sind Linker als Alkyl-, Alkenyl-, Alkinyl-, Hetero-Alkyl-, Hetero-Alkenyl-
oder Hetero-Alkinylkette käuflich
zu erwerben, wobei die Kette an zwei Stellen mit (gleichen oder
verschiedenen) reaktiven Gruppen derivatisiert ist. Diese Gruppen
bilden in einfachen/bekannten chemischen Reaktionen mit den entsprechenden
Reaktionspartnern eine kovalente chemische Bindung aus. Die reaktiven
Gruppen können auch
photoaktivierbar sein, d. h., die reaktiven Gruppen werden erst
durch Licht bestimmter oder beliebiger Wellenlänge aktiviert. Bevorzugte Linker
sind solche der Kettenlänge
1 – 20,
insbesondere der Kettenlänge
1 – 14,
wobei die Kettenlänge
hier die kürzeste durchgehende
Verbindung zwischen den zu verbindenden Strukturen, also zwischen
den zwei Molekülen
bzw. zwischen einem Oberflächenatom,
Oberflächenmolekül oder einer
Oberflächenmolekülgruppe und
einem anderen Molekül,
darstellt. |
Spacer | Äquivalent
zu Linker. |
Mica | Muskovit-Plättchen,
Trägermaterial
zum Aufbringen dünner
Schichten. |
Au-S-(CH2)2-ss-oligo | Gold-Film
auf Mica mit kovalent aufgebrachtem Monolayer aus derivatisiertem
Einzelstrang-Oligonukleotid. Hierbei ist die endständige Phosphatgruppe
des Oligonukleotids am 3' Ende
mit (HO-(CH2)2-S)2 zum P-O-(CH2)2-S-S-(CH2)2-OH verestert, wobei die S-S Bindung homolytisch
gespalten wird und dadurch je eine Au-S-R Bindung bewirkt. |
Au-S-(CH2)2-ds-oligo | Au-S-(CH2)2-ss-oligo-Spacer
hybridisiert mit dem zu ss-oligo komplementären Oligonukleotid. |
KA | Assoziationskonstante
für die
Assoziation von Ligat und Ligand bzw. Ligat und Signal-Ligand |
E | Elektrodenpotential,
das an der Arbeitselektrode anliegt. |
EOx | Potential
beim Strom-Maximum der Oxidation einer reversiblen Elektrooxidation
oder -reduktion. |
i | Stromdichte
(Strom pro cm2 Elektrodenoberfläche) |
Cyclovoltametrie | Aufzeichnung
einer Strom/Spannungskurve. Hierbei wird das Potential einer stationären Arbeitselektrode zeitabhängig linear
verändert,
ausgehend von einem Potential, bei dem keine Elektrooxidation oder
-reduktion stattfindet bis zu einem Potential, bei dem eine gelöste oder
an die Elektrode adsorbierte Spezies oxidiert oder reduziert wird
(also Strom fließt).
Nach Durchlaufen des Oxidations- bzw. Reduktionsvorgangs, der in
der Strom/Spannungskurve einen zunächst ansteigenden Strom und
nach Erreichen eines Maximums einen allmählich abfallenden Strom erzeugt,
wird die Richtung des Potentialvorschubs umgekehrt. Im Rücklauf wird
dann das Verhalten der Produkte der Elektrooxidation oder – reduktion
aufgezeichnet. |
Amperometrie | Aufzeichnung
einer Strom/Zeitkuve. Hierbei wird das Potential einer stationären Arbeitselektrode
z. B. durch einen Potentialsprung auf ein Potential gesetzt, bei
dem die Elektrooxidation oder -reduktion einer gelösten oder
adsorbierten Spezies stattfindet und der fließende Strom in Abhängigkeit
von der Zeit aufgezeichnet. |
Chronocoulometrie | Aufzeichnung
einer Ladungs/Zeitkurve. Hierbei wird das Potential einer stationären Arbeitselektrode
z. B. durch einen Potentialsprung auf ein Potential gesetzt, bei
dem die Elektrooxidation oder -reduktion einer gelösten oder
adsorbierten Spezies stattfindet und die transferierte Ladung in
Abhängigkeit
von der Zeit aufgezeichnet. Die Chronocoulometrie kann folglich
als Integral der Amperometrie verstanden werden. |
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Erfindungsgemäß umfasst die Vorrichtung zum
elektrochemischen Nachweis von Ligat-Ligand-Assoziationsereignissen,
insbesondere zur Durchführung des
Verdrängungsassays
nach zumindest einem der Verfahrensansprüche der Patentanmeldung 101
41 691.1, eine Messkammer zur Aufnahme eines Messsubstrats mit einer
modifizierten Oberfläche,
bei der die Modifikation in der Anbindung wenigstens einer Art von
Ligaten besteht, eine Zufuhreinrichtung zum Zuführen von Signal-Liganden und
einer Probe zu der modifizierten Oberfläche, eine Nachweiseinrichtung
zur Detektion der Signal-Liganden mit einer oberflächensensitiven,
elektrochemischen Detektionsmethode, und eine Vergleichseinrichtung
zum Vergleichen der durch die Nachweiseinrichtung ermittelten Messwerte
mit Referenzwerten.
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Bei der erfindungsgemäßen Vorrichtung
kann eine separate Messkammer vorgesehen sein, in die das Messsubstrat
eingebracht wird. Die Messkammer kann auch auf dem Messsubstrat
angeordnet sein, so dass Messkammer und Messsubstrat eine gekapselte
Einheit bilden, die zum Nachweis von Ligat-Ligand-Assoziationsereignissen mit der
Zufuhreinrichtung in Kontakt gebracht wird.
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Das Verdrängungsassay der Hauptanmeldung
101 41 691.1 umfasst in seiner allgemeinsten Form die Schritte Bereitstellen
einer modifizierten Oberfläche,
wobei die Modifikation in der Anbindung wenigstens einer Art von
Ligaten besteht, Bereitstellen von Signal-Liganden, Bereitstellen
einer Probe mit Liganden, Inkontaktbringen einer definierten Menge
der Signal-Liganden mit der modifizierten Oberfläche, Inkontaktbringen der Probe
mit der modifizierten Oberfläche,
Detektion der Signal-Liganden und Vergleich der bei der Detektion
der Signal-Liganden erhaltenen Werte mit Referenzwerten.
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Die angesprochenen Referenzwerte
werden insbesondere vor dem Inkontaktbringen der Probe mit der modifizierten
Oberfläche
jeweils neu bestimmt. Dazu wird nach Inkontaktbringen einer definierten
Menge der Signal-Liganden mit der modifizierten Oberfläche eine
Detektion der Signal-Liganden durchgeführt und erst danach die Probe
mit der modifizierten Oberfläche
in Kontakt gebracht. Danach werden die Signal-Liganden ein zweites
Mal detektiert und die bei der zweiten Detektion bestimmten Werte
mit den bei der ersten Detektion bestimmten Referenzwerten verglichen.
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In dem oben beschriebenen Verfahren
kann zweckmäßig nach
der ersten Detektion der Signal-Liganden die modifizierte Oberfläche gewaschen
werden und nach dem Inkontaktbringen der Probe mit der modifizierten
Oberfläche
nochmals die gleiche definierte Menge an Signal-Liganden mit der
modifizierten Oberfläche in
Kontakt gebracht werden. Erst danach wird die zweite Detektion der
Signal-Liganden durchgeführt.
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Weiter werden vorteilhaft in dem
oben beschriebenen Verfahren nach dem Inkontaktbringen einer definierten
Menge der Signal-Liganden mit der modifizierten Oberfläche, aber
vor dem Waschen der modifizierten Oberfläche, Bedingungen eingestellt,
die zur zumindest überwiegenden
Dissoziation von Ligaten und Signal-Liganden führen. Dadurch wird bei dem
anschließenden
Wasch-Schritt ein möglichst
großer
Teil der Signal-Liganden von der Oberfläche entfernt.
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Eine Bedingung, die in jedem Fall
zu einer erhöhten
Dissoziation von Ligaten und Signal-Liganden ist die Zugabe von
chaotropen Salzen, vorteilhafterweise in einer Konzentration von
wenigstens 3 mol/l. Werden als Ligat und als Signal-Ligand Oligonukleotide
verwendet, so ist auch eine Temperaturerhöhung über die Schmelztemperatur des
Ligat – Signal-Ligand – Oligonukleotids
möglich,
insbesondere bis wenigstens 5°C über die
Schmelztemperatur, sowie das Anlegen eines Potentials, das über dem
elektrostringenten Potential liegt, insbesondere eine Erhöhung des
(negativen) Potentials um wenigstens 10 mV über das elektrostringente Potential.
Werden als Ligat und als Signal-Ligand Antigen (bzw. Antikörper) und
Antikörper
(bzw. Antigen) verwendet, so kann eine erhöhte Dissoziation z. B. durch
Zugabe von Harnstoff, vorteilhafterweise in einer Konzentration
von wenigstens 3 mol/l, oder durch Zugabe eines Guanidinium-Salzes,
vorteilhafterweise in einer Konzentration von wenigstens 3 mol/l,
erreicht werden.
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Die Schmelztemperatur des Ligat – Signal-Ligand – Oligonukleotids
kann entweder bei den entsprechenden äußeren Bedingungen bestimmt
werden, also bei gegebener Konzentration der Oligonukleotide, einem
bestimmten Salzgehalt, einem bestimmten Salz, in Gegenwart dissoziationsfördernder
organischer Lösungsmittel
wie Formamid, DMF etc. Die Schmelztemperatur kann aber auch in weiten
Bereichen relativ genau errechnet werden (siehe z. B. den im Internet
verfügbaren
Oligo-analyzer www.idtdna.com/program/main /home.asp).
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Das Elektrodenpotential kann bei
Elektroden-immobilisierten Ligaten-Oligonukleotiden mit assoziiertem Gegenstrang
dazu benutzt werden, den polyanionischen Gegenstrang von der Elektrode
zu verdrängen. Wie
für die
Schmelztemperatur beschrieben, kann auch dieses so genannte elektrostringente
Potential für
bestimmte äußere Parameter
experimentell bestimmt werden.
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Anionen chaotroper Salze für die Dissoziation
von Doppelstrang-Oligonukleotiden
sind z. B. CCl
3COO
–,
CNS
–,
CF
3COO
–, ClO
4
– ,
I
–,
(siehe auch: Robinson und Grant, Journal of Biological Chemistry,
241, 1966, S. 1329ff und Kessler et al.
US 5,753,433 ). Durch chaotrope Salze
wird die Schmelztemperatur erniedrigt.
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Die Erfindung der Hauptanmeldung
betrifft außerdem
die Verwendung von Substraten, Cofaktoren, Coenzymen, Proteinen,
Enzymen, Antikörpern,
Antigenen, Rezeptoren, Hormonen und Nukleinsäure-Oligomeren als Ligaten
und/oder Signal-Liganden und/oder Liganden in einem Verfahren zur
Detektion von Ligat-Ligand-Assoziationsereignissen.
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Die Erfindung der Hauptanmeldung
stellt somit ein Verfahren zur Detektion von Ligat-Ligand- Assoziationsereignissen
wie z. B. sequenzspezifischen Nukleinsäure-Oligomer-Hybridisierungsereignissen
oder Antigen-Antikörper- Assoziaten anhand
eines Verdrängungsassays
zur Verfügung.
Dabei dienen auf Oberflächen immobilisierte
Ligate wie z. B. DNA-/RNA-/PNA-Oligomer-Einzelstränge oder Antigene, die an einer
Oberfläche
gebunden sind, als Assoziationsmatrix (Sonde) zum Nachweis bestimmter
Targets (z. B. bestimmter Oligonukleotide, DNA-Fragmente oder bestimmter
Antigene). Zunächst
werden die Ligaten der Assoziationsmatrix mit einer Lösung von
Signal-Liganden in Kontakt gebracht, wodurch einige der Signal-Liganden
an die oberflächenimmobilisierten
Ligaten komplexiert werden und die restlichen Signal-Liganden in der überstehenden
Lösung
bleiben. Die Signal-Liganden sind so gewählt, dass die Oberflächen-Assoziate
aus Ligat und Signal-Ligand eine Assoziationskonstante besitzen,
die geringer ist als die Assoziationskonstante zwischen Ligat und
Ligand. Daneben fungieren die Signal-Liganden entweder selbst als
signalgenerierende Substanz für
die Detektion oder sie sind mit einer detektierbaren signalgenerierenden
Substanz markiert. In einer ersten (Referenz-) Detektion werden
die oberflächenimmobilisierten
Signal-Liganden mit einer geeigneten oberflächensensitiven Messmethode
(z. B. der total internal reflection fluorescence oder elektrochemischen
Methoden wie z. B. der Chronocoulometrie) erfasst, die es erlaubt,
zwischen oberflächenimmobilisierten
Signal-Liganden und Signal-Liganden in der Volumenphase zu diskriminieren.
Anschließend
wird durch Zugabe der zu untersuchenden Ligandenenthaltenden Lösung zu
der modifizierten Oberfläche
ein Teil der Signal-Liganden
vom Ligaten verdrängt,
wodurch das ursprünglich
im System Ligat / Signal-Ligand vorhandene Referenzsignal moduliert wird
und qualitative wie quantitative Aussagen über Liganden in der Untersuchungslösung ermöglicht werden. In
der allgemeinsten Ausführungsform
besteht die Assoziationsmatrix aus nur einem Test-Site mit einem
Ligaten.
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Grundsätzlich erfolgt also die Bestimmung
einer unbekannten Substanz (Ligand) durch Detektion einer dritten
Verbindung (Signal-Ligand), die ebenso wie die unbekannte Substanz
(Ligand) an ein Sonden-Molekül
(Ligat) assoziiert. Bei Anwesenheit von Signal-Ligand und Ligand
wird durch die stärkere
Assoziationsfähigkeit
der unbekannten Substanz (Ligand) zumindest ein Teil der Signal-Liganden
aus dem vorher gebildeten assoziierten Komplex aus Signal-Ligand
und Sonden-Molekül
(Ligat) verdrängt.
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Das Verdrängungsassay umfasst also ein
Komplexierungsereignis zwischen einem Ligaten und einem Signal-Liganden,
dem sich ein weiteres Komplexierungsereignis nach Zugabe des eigentlichen
Targets (Ligand) anschließt,
welches unter Verdrängung
des Signal-Liganden erfolgt.
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Oberflächensensitive Detektionsmethoden
erlauben die Unterscheidung zwischen an eine Oberfläche assoziierten
und im Überstand
gelösten
Markermolekülen.
Als Detektionsmethoden eignen sich dabei elektrochemische, spektroskopische
und elektrochemolumineszente Verfahren, wobei im Rahmen der vorliegenden Erfindung
die oberflächensensitive
elektrochemische Detektion zum Einsatz kommt.
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Bei elektrochemischen Methoden kann
anhand der Kinetik der elektrochemischen Prozesse prinzipiell zwischen
an eine Oberfläche
adsorbierten und im Überstand
gelösten
redoxaktiven Detektionslabel unterschieden werden. Oberflächenadsorbierte
Detektionslabel werden im Allgemeinen schneller elektrochemisch umgesetzt
(z. B. oxidiert oder reduziert) als redoxaktive Detektionslabel
aus der Volumenphase, da letztere vor der elektrochemischen Umsetzung
erst zur (Elektroden-) Oberfläche
diffundieren müssen.
Beispiele für
elektrochemische oberflächensensitive
Methoden sind die Amperometrie und die Chronocoulometrie.
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Die Methode der Chronocoulometrie
erlaubt es, oberflächennahe
redoxaktive Komponenten von (identischen) redoxaktiven Komponenten
in der Volumenphase zu unterscheiden und ist z. B. in Steel, A.B., Herne,
T.M. und Tailov M.J.: Electrochemical Quantitation of DNA Immobilized
on Gold, Analytical Chemistry, 1998, Vol. 70, 4670 – 4677 und
darin zitierten Literaturstellen beschrieben.
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Das Messsignal der Chronocoulometrie
(transferierte Ladung Q in Abhängigkeit
von der Zeit t) setzt sich aus drei Komponenten zusammen: einem
diffusi ven Anteil, der durch die gelösten redoxaktiven Komponenten
in der Volumenphase hervorgerufen wird und eine t½-Abhängigkeit
aufweist, einen ersten instantanen Anteil, der aus der Ladungsumverteilung
in der Doppelschicht (dl, double layer) an der Elektrodenoberfläche resultiert
und einen zweiten instantanen Anteil, der durch die Umsetzung redoxaktiver
Komponenten bedingt ist, die an der Elektrodenoberfläche adsorbiert
(immobilisiert) sind.
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Im chronocoulometrischen Experiment
ist die Ladung Q als Funktion der Zeit t durch die Cottrell-Gleichung
gegeben:
wobei
n: Anzahl der
Elektronen pro Molekül
für die
Reduktion
F: Faraday Konstante [C/mol]
A : Elektrodenfläche [cm
2]
D
0: Diffusionskoeffizient
[cm
2/s] C * / 0 : Konzentration [mol/cm
3]
Q
dl: Kapazitive
Ladung [C]
nFAΓ
0: Ladungen, die bei der elektrochemischen
Umsetzung der adsorbierten redoxaktiven Detektionslabel umgesetzt
werden, wobei Γ
0 [mol/cm
2] die Oberflächenbelegungsdichte
des Detektionslabels darstellt.
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Der Term Γ0 steht
somit für
die Menge an Detektionslabel an der Elektrodenoberfläche. Im
chronocoulometrischen Experiment wird bei t = 0 die Summe der Doppelschicht-Ladungen
und des Oberflächenüberschusses
erhalten.
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Ein chronocoulometrisch detektiertes
Verdrängungsassay,
wie es in einer erfindungsgemäßen Vorrichtung
durchgeführt
wird, soll am Beispiel eines 20 nt Sonden- Nukleinsäureoligomers als Ligaten erläutert werden.
Die mit 20 nt Ligat-Oligonukleotiden
modifizierte Arbeitselektrode wird mit einer definierten Menge an Signal-Liganden,
z. B. einem 12 nt Signal-Nukleinsäureoligomer, das ein oder mehrere
Redoxlabel trägt
und zu einem möglichst
oberflächennahen
Bereich des Ligat-Oligonukleotids komplementär ist, in Kontakt gebracht,
so dass eine Assoziation zwischen Ligat-Oligonukleotid und redox-markiertem
ss-Nukleinsäureoligomer-Komplexbildner
stattfinden kann. Danach wird die Arbeitselektrode anfangs auf ein
Potential U1 gesetzt, bei dem wenig bis
gar keine Elektrolyse, also eine elektrochemische Änderung
des Redoxzustands der Redoxmarkierung stattfinden kann. Dann wird
die Arbeitselektrode durch einen Potentialsprung auf ein Potential
U2 gesetzt, bei dem die Elektrolyse der
Redoxmarkierung im diffusionslimitierten Grenzfall stattfindet.
Die transferierten Ladungen werden in Abhängigkeit von der Zeit aufgezeichnet.
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Anschließend wird die Probenlösung zugegeben,
die das Ligand-Oligonukleotid
enthalten soll oder kann, welches eine nt-Sequenz aufweist, die
in einem Bereich zu den 20 nt der Ligat-Oligonukleotide komplementär ist. Nach
Hybridisierung des Targets an die Ligat-Oligonukleotide und somit
nach partieller Verdrängung
der Signal-Liganden wird eine zweite elektrochemische Messung durchgeführt. Die Änderung
(Abnahme) des instantanen Ladungssignals ist proportional zur Anzahl
der verdrängten
Signal-Oligonukleotide und ist somit proportional zur Anzahl der
in der Untersuchungslösung
vorhandenen Target-Oligonukleotide.
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Nach einer bevorzugten Ausführungsform
ist die Nachweiseinrichtung für
die Detektion der Signal-Liganden an einem Messsubstrat eingerichtet,
dessen modifizierte Oberfläche
eine Mehrzahl von beabstandeten Teststellen aufweist, an die jeweils
eine Art von Ligaten angebunden ist.
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Die Nachweiseinrichtung weist mit
Vorteil einen Kontaktkopf zur elektrischen Kontaktierung einer Mehrzahl
von mit den beabstandeten Teststellen elektrisch verbundenen Kontaktflächen auf,
der relativ zum Messsubstrat bewegbar ist. Beispielsweise kann das
Messsubstrat ortsfest montiert sein und der Kontaktkopf wird zur
Kontaktierung auf das Substrat zugefahren. Es liegt jedoch ebenfalls
im Rahmen der Erfindung, den Kontaktkopf ortsfest zu montieren und
das Messsubstrat motorisch oder von Hand in Kontakt mit dem Kontaktkopf
zu bringen.
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Zur Kontaktierung der Kontaktflächen weist
der Kontaktkopf ein Prüfnadelarray
mit elastischen Kontaktfedern auf, die um einen Federweg eindrückbar sind,
um Toleranzen in dem Messsubstrat auszugleichen.
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Die Nachweiseinrichtung ist mit Vorteil
durch eine Amperometrie-, Chronocoulometrie- oder AC-Voltametrie-Nachweiseinrichtung
gebildet. Sie weist bevorzugt einen Potentiostaten zum Anlegen verschiedener Potentiale,
insbesondere eines Potentialsprungs an die modifizierte Oberfläche auf.
Insbesondere ist vorteilhaft vorgesehen, mittels des Potentiostaten
verschiedene Potentiale und insbesondere einen Potentialsprung an
die mit den beabstandeten Teststellen elektrisch verbundenen Kontaktflächen anzulegen.
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Nach einer bevorzugten Weiterbildung
der Erfindung weist die Nachweiseinrichtung eine Strom- oder Ladungsmesseinrichtung
zur Messung des zwischen der modifizierten Oberfläche und
einer Gegenelektrode fließenden
Stroms oder der fließenden
Ladung als Antwort auf einen Potentialsprung auf. Die Strom- oder
Ladungsmesseinrichtung misst insbesondere den zwischen einer Teststelle
und einer Gegenelektrode fließenden
Strom oder die fließenden
Ladung als Antwort auf einen Potentialsprung.
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Die Strom- oder Ladungsmesseinrichtung
ist mit Vorteil zur Abtastung der Strom- oder Ladungswerte eingerichtet.
Bevorzugt ist dabei eine Abtastrate zwischen 50 kHz und 5 MHz, besonders
bevorzugt zwischen 100 kHz und 2 MHz.
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Gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung
weist die Nachweiseinrichtung Mittel zur Bestimmung der transferierten
Ladung Q als Funktion der Zeit t aus dem gemessenen Strom auf. Diese
Mittel können
entfallen, wenn die Strom- oder Ladungsmesseinrichtung die zwischen
der modifizierten Oberfläche
bzw. einer Teststelle und der Gegenelektrode fließende Ladung
direkt erfasst.
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Weiter weist die Nachweiseinrichtung
zweckmäßig Mittel
zur Anpassung einer Geraden Q = a*(x–x0) +
b an den bestimmten oder gemessenen Ladungs-Zeit-Zusammenhang auf, wobei x = √t und x0 eine Konstante zur Korrektur des Zeitnullpunktes
ist, sowie Mittel zur Ausgabe des Achsenabschnitts b als Messwert des
instantanen Ladungssignals.
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In einer vorteilhaften Ausgestaltung
weist die Nachweiseinrichtung eine mit dem Kontaktkopf zusammenwirkende
Multiplexeinrichtung auf, die zur Verringerung der kapazitiven Belastung
jeweils nur eine Teilgruppe von Teststellen mit dem Potentiostaten
und der Strom- oder Ladungsmesseinrichtung verbindet und die restlichen
Teststellen durch Unterbrecher, wie Relais oder hochohmige Transistoren
elektrisch abtrennt.
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Die Messkammer weist vorteilhaft
eine Temperaturregelung zur Einstellung einer Temperatur in der Messkammer
auf, bevorzugt in einem Bereich zwischen etwa 0 °C und Zimmertemperatur.
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Gemäß einer weiteren vorteilhaften
Ausgestaltung weist die Messkammer eine Referenzelektrode zur Definition
angelegter Potentiale auf, insbesondere eine Ag/AgCl (sat. KCl)
Elektrode.
-
Die Vergleichseinrichtung vergleicht
die durch die Nachweiseinrichtung ermittelten Messwerte bevorzugt
mit gespeicherten oder mit vorab gemessenen Referenzwerten. Die
Referenzwerte können
beispielsweise vom Hersteller ermittelt und der Vorrichtung fest
einprogrammiert sein oder vor dem Inkon taktbringen der Probe mit
der modifizierten Oberfläche
jeweils neu bestimmt werden.
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Für
weitere Details, Merkmale und vorteilhafte Ausgestaltungen des Verdrängungsassays
der Hauptanmeldung wird auf die Offenbarung der 101 41 691.1 verwiesen,
deren Inhalt insoweit in die vorliegende Anmeldung einbezogen wird.
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Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen,
Merkmale und Details der vorliegenden Erfindung ergeben sich aus
den abhängigen
Ansprüchen,
der Beschreibung der Ausführungsbeispiele
und den Zeichnungen.
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Kurze Beschreibung
der Zeichnungen
-
Nachfolgend soll die Erfindung anhand
von Ausführungsbeispielen
im Zusammenhang mit den Zeichnungen näher erläutert werden. Dabei sind nur
die für
das Verständnis
der Erfindung wesentlichen Elemente dargestellt. Es zeigt
-
1 eine
schematische Darstellung der Detektion von Komplexbildungsereignissen
mittels Verdrängungsassay;
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2 eine
chronocoulometrische Messung der sequenzspezifischen Hybridisierung
eines 20mer-Nukleinsäure-Ligaten
mit komplementärem
Gegenstrang (Ligand) durch Detektion der durch die Hybridisierung verdrängten ferrocenmarkierten
Tetramer-Signal-Liganden;
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3 einen
Biochip zur Durchführung
eines Verdrängungsassays;
-
4 ein
schematisches Blockschaltbild einer Messvorrichtung nach einem Ausführungsbeispiel
der Erfindung;
-
5 den
Potentialverlauf an einer Arbeitselektrode bei Durchführung eines
Verdrängungsassays; und
-
6 die
Abhängigkeit
der transferierten Ladung Q von √t nach dem Potentialsprung
von 5.
-
Wege zur Ausführung der
Erfindung
-
Zunächst wird mit Bezug auf die 1 und 2 das Prinzip eines Verdrängungsassays
zur Detektion von Ligat-Ligand-Assoziationsereignissen am Beispiel
der Detektion von Nukleinsäureoligomer-Hybridisierungsereignissen
kurz erläutert.
Für eine
ergänzende
Darstellung wird auf die Hauptanmeldung 101 41 691.1 verwiesen,
deren Offenbarung insoweit in die vorliegende Anmeldung einbezogen
wird.
-
In 1 bezeichnet
das Bezugszeichen A ein Array mit über geeignete Linker x immobilisierten
Ligat-Nukleinsäureoligomeren
(zwei Test-Sites), B ein Array inkubiert mit einer Lösung von
Signal-Nukleinsäureoligomer-Liganden,
C ein Array mit an Ligat-Nukleinsäureoligomeren assoziierten
Signal-Nukleinsäureoligomer-Liganden,
D ein Array mit spezifischer Komplexierung eines Test-Sites mit
Target und E ein Array mit spezifischer Komplexierung eines Ligat-Nukleinsäureoligomeren
mit Target und mit an einen Ligat-Nukleinsäureoligomeren assoziierten
Signal-Nukleinsäureoligomer-Liganden.
Das Bezugszeichen 101 bezeichnet dabei ein Ligat-Nukleinsäureoligomer 1, 102 ein
Ligat-Nukleinsäureoligomer 2, 103 einen
Signal-Nukleinsäureoligomer-Ligand, 104 ein
Detektionslabel, z. B. Ferrocen, 105 eine Oberfläche, z.
B. Gold und 106 einen Nukleinsäureoligomer-Liganden. Weiter
stellt ➀ die Zugabe eines Signal-Nukleinsäureoligomer-Liganden, ➁ die
Hybridisierung, ➂ die Dissoziation und Entfernen der Signal-Nukleinsäureoligomer-Liganden
und anschließende Zugabe
des Nukleinsäu reoligomer-Liganden, ➃ die
Zugabe des Nukleinsäureoligomer-Liganden
und OO die Zugabe der Signal-Nukleinsäureoligomer-Liganden dar.
-
Um die Vorteile der DNA-Chip-Technologie
auf die Detektion von Nukleinsäureoligomer-Hybriden durch
das Verdrängungsassay
anzuwenden, werden verschiedene modifizierte Ligat-Nukleinsäureoligomere unterschiedlicher
Sequenz mit einer Immobilisierungstechnik an verschiedene Teststellen
(206 in 3)
eines Träger
gebunden. Mit der Anordnung der Ligat-Nukleinsäureoligomere bekannter Sequenz
an definierten Positionen der Oberfläche, einem DNA-Array, soll
das Hybridisierungsereignis eines beliebigen Nukleinsäureoligomer-Liganden
oder einer (fragmentierten) Ligand-DNA detektierbar sein, um z.
B. Mutationen im Nukleinsäureoligomer-Liganden
aufzuspüren
und sequenzspezifisch nachzuweisen. Dazu werden auf einer Oberfläche die
Oberflächenatome
oder -moleküle
eines definierten Bereichs (einer Test-Site) mit DNA-/RNA-/PNA-Nukleinsäureoligomeren
bekannter, aber beliebiger Sequenz verknüpft. Der DNA-Chip kann auch
mit einem einzigen Ligat-Oligonukleotid derivatisiert werden. Als
Ligat-Nukleinsäureoligomere
werden beispielsweise Nukleinsäureoligomere
wie DNA-, RNA- oder PNA-Fragmente
der Basenlänge 8 bis 25 verwendet.
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Die so bereitgestellte Oberfläche mit
immobilisierten Ligat-Oligonukleotiden wird mit einer Lösung einer
bestimmten Menge von Signal-Nukleinsäureoligomer-Liganden,
z. B. mit Redox-Label markierten Nukleinsäureoligomeren inkubiert, die
nur zu einem bestimmten Sequenzabschnitt des Ligat-Oligonukleotids
hybridisierbar sind, nicht aber zur gesamten Sequenz des Ligat-Oligonukleotids.
Dabei kommt es zur Ausbildung von Hybriden aus Ligat-Nukleinsäureoligomer
und den Signal-Nukleinsäureoligomer-Liganden
im Bereich komplementärer
Sequenzen. Nach der Hybridisierung zwischen Ligat und Signal-Ligand
wird in einer chronocoulometrischen Referenzmessung der oberflächenimmobilisierte
Anteil der Signal-Nukleinsäureoligomer-Liganden bestimmt.
-
Im nächsten Schritt wird die (möglichst
konzentrierte) Untersuchungslösung
mit Ligand-Oligonukleotid(en) zur Oberfläche mit immobilisierten Ligat-Oligonukleotiden,
assoziierten Signal-Nukleinsäureoligomer-Liganden
und überstehender
Lösung
(mit freien, nicht oberflächenadsorbierten
Signal-Nukleinsäureoligomer-Liganden)
gegeben. Dabei kommt es nur in dem Fall zur Hybridisierung, in dem
die Lösung
Ligand-Nukleinsäureoligomer-Stränge enthält, die
zu den an die Oberfläche
gebundenen Ligat-Nukleinsäureoligomeren komplementär, oder
zumindest in weiten Bereichen (bzw. weiteren Bereichen als das Signal-Oligonukleotid) komplementär sind.
Die ursprünglich
assoziierten Signal-Oligonukleotide werden, zumindest teilweise,
verdrängt.
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Nach der Hybridisierung zwischen
Ligat und Ligand wird in einer zweiten chronocoulometrischen Messung
der Anteil der verbliebenen oberflächenimmobilisierten Signal-Nukleinsäureoligomer-Liganden
bestimmt. Die Differenz aus Referenzmessung und zweiter Messung
je Test-Site ist proportional zur Anzahl der ursprünglich in
der Untersuchungslösung
für das
jeweilige Test-Site vorhandenen komplementären (bzw. in weiten Bereichen
komplementären)
Ligand-Oligonukleotide. Diese Vorgehensweise entspricht dem Verfahrensweg ➀, ❷, ➃ der 1.
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Alternativ können nach der Referenzmessung
die Assoziate aus Ligat-Nukleinsäureoligomer
und Signal- Nukleinsäureoligomer-Ligand
an der Oberfläche,
z. B. durch Temperaturerhöhung,
dissoziiert und sämtliche
Signal-Nukleinsäureoligomer-Liganden
oder nur die Signal-Nukleinsäureoligomer-Liganden in der überstehenden
Lösung
durch Waschen entfernt werden, so dass nach der Referenzmessung
die ursprünglich
eingesetzte Oberfläche
mit immobilisierten Ligat-Oligonukleotiden zur Verfügung steht.
Das Entfernen der Signal-Nukleinsäureoligomer-Liganden aus den
Assoziaten mit den Ligat-Nukleinsäureoligomeren
erfolgt im Allgemeinen durch Herausnehmen der modifizierten Oberfläche aus
der die Signal-Nukleinsäureoligomer-Liganden
enthaltenden Lösung
und anschließendem
Waschen der modifizierten Oberflä che.
Dehybridisierende Bedingungen können
dabei beim Waschen der modifizierten Oberfläche und/oder vor dem Entfernen
der modifizierten Oberfläche
aus der die Signal-Nukleinsäureoligomer-Liganden
enthaltenden Lösung
eingestellt werden. Im nächsten
Schritt wird dann die Probenlösung
mit Ligand-Oligonukleotid(en)
zur Oberfläche
mit immobilisierten Ligat-Oligonukleotiden gegeben und die möglicherweise
vorhandenen Ligand-Oligonukleotide können unter beliebigen, dem
Fachmann bekannten Stringenzbedingungen an die Ligat-Oligonukleotide
hybridisiert werden. Im Idealfall kann durch das Einstellen der
Stringenzbedingungen erreicht werden, dass ausschließlich komplementäre Ligand-Oligonukleotide
an den Ligat-Oligonukleotiden hybridisiert bleiben, wohingegen "Ligand-Oligonukleotide", die ein oder mehrere
Mismatches aufweisen, dehybridisieren. Überschüssige Untersuchungslösung mit
nicht angebundenen Nukleinsäureoligomer-Liganden
wird durch Waschen mit geeigneten Pufferlösungen entfernt. Anschließend wird – wie zur
Durchführung
der Referenzmessung – erneut mit
der eine bestimmte Menge an Signal-Nukleinsäureoligomer-Liganden enthaltenden
Lösung
inkubiert und in der zweiten Messung der Anteil der noch an die
Ligat-Oligonukleotide assoziierenden Signal-Nukleinsäureoligomer-Liganden
bestimmt. Dies entspricht dem Verfahrensweg ➀, ❷, ➃, ➃ der 1.
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In einer weiteren Alternative kann
die Referenzmessung weggelassen werden, wenn die Größe des Referenzsignals
vorher (z. B. durch vorausgegangene Messungen etc.) hinlänglich genau
bekannt ist. Dabei werden zunächst
die Hybridisierung mit Nukleinsäureoligomer-Liganden
und anschließend
der Schritt ➃ durchgeführt
(vgl. 1, Verfahrensweg
mit dem Schritt ➃). In diesem Fall wird zunächst die
Probenlösung mit
Ligand-Oligonukleotiden zur Oberfläche mit immobilisierten Ligat-Oligonukleotiden
gegeben und gegebenenfalls unter stringenten Bedingungen hybridisiert.
Anschließend
wird eine Lösung
zugegeben, die eine bestimmte Menge an Signal-Nukleinsäureoligomer-Liganden enthält. Dann
wird mit Hilfe einer Messung der Anteil an Signal-Nukleinsäureoligomer-Liganden
bestimmt, der an die Ligat-Oligonukleotide assoziiert vorliegt, und
die erhaltenen Werte mit dem bekannten Referenzsignal verglichen.
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2 zeigt
eine chronocoulometrische Messung der sequenzspezifischen Hybridisierung
eines 20mer-Nukleinsäure-Ligaten
mit komplementärem
Gegenstrang (Ligand) durch Detektion der durch die Hybridisierung
verdrängten
ferrocenmarkierten Tetramer-Signal-Liganden. Die Herstellung der
Oligonukleotid-Elektrode Au-S(CH2)2-ss-oligo erfolgt dabei in 3
Teilabschnitten, nämlich
durch Darstellung der leitfähigen Oberfläche, Derivatisierung
der Oberfläche
mit dem Ligat-Oligonukleotid (Inkubationsschritt) und der Nachbelegung
der so modifizierten Elektrode mit einem geeigneten monofunktionalen
Linker (Nachbelegungsschritt). Das Trägermaterial für die kovalente
Anbindung der Ligat-Oligonukleotide bildet ein ca. 100 nm dünner Gold-Film
auf Mica (Muskovit Plättchen).
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Zur Inkubation wird ein modifiziertes
20 by Einzelstrang-Oligonukleotid der Sequenz 5'-TAG CGG ATA ACA CAG TCA CC-3' verwendet, das an
der Phosphatgruppe des 3' Endes
mit (HO-(CH2)2-S)2 zum P-O-(CH2)2-S-S-(CH2)2-OH verestert ist. Die Goldoberfläche eines
Test-Sites wird mit einer ca. 5×10–5 molaren Lösung dieses
Oligonukleotids in HEPES-Puffer (0.1 molar in Wasser, pH 7.5) benetzt
und 2 – 24
h inkubiert. Während
dieser Reaktionszeit wird der Disulfidspacer P-O-(CH2)2-S-S-(CH2)2-OH des Oligonukleotids homolytisch gespalten.
Dabei bildet der Spacer mit Au-Atomen der Oberfläche eine kovalente Au-S-Bindung
aus, wodurch es zu einer Koadsorption des ss-Oligonukleotids und
des abgespaltenen 2-Hydroxy-mercaptoethanols kommt (Inkubationsschritt).
-
Anschließend wird die so modifizierte
Gold-Elektrode mit einer ca. 10–5 bis
10–1 molaren
Propanthiol-Lösung
(in Wasser oder Puffer, pH 7 – 7.5)
oder mit einem anderen Thiol oder Disulfid (geeigneter Kettenlänge) komplett
benetzt und 2 – 24h
inkubiert. Das freie Propanthiol belegt nach dem Inkubationsschritt
verbleibende freie Gold-Oberfläche
durch Ausbildung einer Au-S-Bindung.
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Zur chronocoulometrischen Messung
in Anwesenheit und Gegenwart von Ligand-Oligonukleotid wird das
oben beschriebene HO-(CH2)2-SS-(CH2)2-modifizierte Oligonukleotid
(Sequenz TAG CGG ATA ACA CAG TCA CC) auf Gold immobilisiert (50 μmol Oligonukleotid
in Phosphat-Puffer (500 mM K2HPO4/KHP2O4 pH
7), Nachbelegung mit 1 mM Propanthiol in Wasser).
-
Nach Zugabe von komplementären zweifach
ferrocengelabelten Nukleinsäure-Tetrameren (10 μM) wird ein
Potentialsprungexperiment durchgeführt. Die durch chronocoulometrische
Messung erhaltenen Werte sind in der Kurve 1 der 2 dargestellt. Nach Zugabe
des komplementären
Targets (5 μM)
wird das Potentialsprungexperiment wiederholt. Die durch die anschließend wiederholte
chronocoulometrische Messung erhaltenen Werte sind in der Kurve 2 der 2 dargestellt.
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Der Durchmesser der verwendeten Goldelektrode
betrug für
die beispielhafte Messung der 2 6 mm,
d.h. für
die Immobilisierung der Ligat-Nukleinsäureoligomeren
stand eine Fläche
von 0.28 cm2 zur Verfügung. Aus den Integralen der
Kurven 1 und 2 der 2 ergibt
sich eine Differenz von 70 × 10–8 C
(0,7 μC). Dieser
Wert entspricht 2,5 μC/cm2 bzw. 1.6 × 1013 Elektronen/cm2. Bei Annahme einer maximalen Belegung mit
Ligat-Oligonukleotiden,
also einer Belegung mit 7 × 1012 Ligat-Oligonukleotiden pro cm2,
wurden somit im Mittel mindestens ca. 2.2 Elektronen pro Ligat-Oligonukleotid umgesetzt,
d.h. 2.2 Ferrocenlabel durch Hybridisierung des Ligat-Nukleinsäureoligomeren
mit dem Nukleinsäureoligomer-Liganden
verdrängt.
Im Mittel sind somit 1.1 Tetramere von dem Ligat-Oligonukleotid
verdrängt
worden.
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3 zeigt
einen Biochip 200 zur Durchführung eines Verdrängungsassays.
Der gezeigte Biochip 200 besteht aus einer isolierenden
Trägerplatte
aus Glas, oder Kunststoff (z.B. eine in der Elektroindustrie gebräuchliche
Leiterplatte), die ein Leiterbild mit Leiterbahnen 202 und
Anschlusskontaktflächen
204 trägt. Eine Mehrzahl
von auf den Leiterbahnen angeordneten Teststellen 206 zum Aufbringen
von Biomolekülen
bilden gemeinsam die modifizierbare Oberfläche des Biochips 200.
Der Biochip enthält
100 Kontaktflächen 204,
darunter 96 Target-Kontaktflächen, von denen jeweils zwei
benachbarte mit einer Teststelle elektrisch verbunden sind, zwei
Kontaktstellen für
die Gegenelektrode 208 und zwei Kontaktstellen für die interne
Referenzelektrode 210.
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Die Leiterbahnen 202 sind
jeweils etwa 100 um breit und mit einem Abstand von etwa 200 μm (Mitte-Mitte)
auf dem Biochip 200 angeordnet. Sie enden in den Kontaktflächen 204 aus
galvanischem Feingold und einer Ausdehnung von 610 μm × 610 μm (24 mil × 24 mil).
Die quadratischen Teststellen 206 auf den Leiterbahnen 202 weisen
eine Ausdehnung von etwa 60 μm × 60 μm auf.
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Das Layout der erfindungsgemäßen Messvorrichtung
in der 4 in einem schematischen
Blockschaltbild dargestellt. Die Messvorrichtung 300 enthält eine
Messkammer 310, die zur Durchführung eines Verdrängungsassays
beispielsweise einen oben beschriebenen Biochip 200 mit
einer modifizierten Oberfläche aufnimmt.
Der Biochip 200 kann dabei von Hand in die Messkammer 310 eingebracht,
oder über
eine Motorsteuerung 305 ein- und ausgefahren werden.
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Im Ausführungsbeispiel weist die Messkammer 310 ein
Volumen von etwa 100 μl
auf. Die Flüssigkeitszufuhr
erfolgt über
eine Elektrolytflasche 320 und eine H2O-Flasche 322 jeweils
mit aufgeschraubtem Septum 324. Ein Piercingnadeldevice
mit zwei Nadeln (Air in/Liquid out) wird für beide Flaschenarten benutzt.
Der Druckausgleich in den Flaschen erfolgt über ein Ventil, wobei im Ausführungsbeispiel
ein Belüftungsfilter 326 gegen
Keime eingesetzt ist. Der Füllstand
der Flaschen 320 und 322 wird mit einem kapazitiven
Füllstandsensor 328 überwacht.
Im Waste-Kreislauf 330 wird keine Füllstandsdetektion durchgeführt.
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Die Temperatur in der Messkammer 310 ist über einen
Peltierkühler 302 in
einem Bereich zwischen etwa 0 °C
und Zimmertemperatur einstellbar. Überwacht wird die momentane
Temperatur von einem Temperaturfühler 304.
Ein weiterer kapazitiver Füllstandssensor 306 erfasst
den Füllstand
in der Messkammer 310. Zur genauen Einstellung der angelegen
Potentiale ist die Messkammer 310 weiter mit einer Hamilton
Ag/AgCl Referenzelektrode 308 ausgestattet.
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Bei der Durchführung eines Verdrängungsassays
ist der Biochip 200 der 3 derart
in der Messkammer angeordnet, dass nur der untere Bereich des Biochips
mit der modifizierten Oberfläche
von dem wässrigen Medium
bedeckt ist. Der obere Bereich des Biochips mit den Kontaktflächen 204 ragt
aus dem Flüssigkeitspegel
nach oben heraus. Diese werden von einem beweglichen Kontaktkopf 340 elektrisch
kontaktiert. Der Kontaktkopf 340 weist dazu ein Prüfnadelarray
mit einer Mehrzahl elastischer Kontaktfedern auf. Nach Beladen der
Messkammer mit dem Biochip 200 fährt der Kontaktkopf motorisch
auf den Biochip 200, bis die Kontaktfedern um maximal ihren
Federweg von etwa 0,4 mm eingedrückt
sind. Die Andruckkraft auf die Kontaktflächen 204 liegt dann
bei etwa 40 N. Durch die Elastizität der Kontaktfedern können so
vorhandene Chiptoleranzen ausgeglichen werden.
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Zur Weiterleitung elektrischer Signale
sind die Kontaktfedern des Kontaktkopfes 340 mit einem
Translatorboard 350 verbunden. Das Translatorboard 350 ist
im Ausführungsbeispiel
für 96 Ausgänge (je
zwei für die
48 Kontaktflächen
des Biochips 200, bzw. je ein Ausgang für einen alternativen Biochip
mit 96 Teststellen) mit einem gemeinsam geschalteten Kontakt ausgelegt.
Je ein weiterer Ausgang ist für
die Gegenelektrode 208 und die interne Referenzelektrode 210 vorgesehen.
Daneben sind in bekannter Weise ein Ausgang für Masse (GND) und die Abschirmung
(Shield) vorgesehen.
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Die 96 Leitungskanäle sind
auf dem Translatorboard 350 in sechs Gruppen von je 8 × 2 Eingängen, die
durch 8 Doppelrelais geschaltet werden, zusammengefasst,
wobei zur Verringerung der kapazitiven Belastung die mengefasst,
wobei zur Verringerung der kapazitiven Belastung die jeweils nicht
angesprochenen Gruppen durch Relais abgetrennt werden. Ein gemeinsames
weiteres Relais schaltet zwischen den beiden Kanälen der Doppelrelais um. Im
Ausführungsbeispiel
arbeitet das Translatorboard 350 rein passiv, enthält also keinen
Verstärker.
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Ein Potentiostat 360 dient
dem Anlegen verschiedener Potentiale an eine oder mehrere der Kontaktflächen 204 relativ
zur Referenzelektrode 308. Die Stromantwort der Teststellen 206 auf
einen angelegten Potentialsprung wird über eine Strommesseinrichtung 370 erfasst.
Ein Mikrocontroller 380 leitet die gemessenen Stromwerte
zur Auswertung an eine Rechen-, Steuer- und Auswerteeinheit 390 weiter.
Der Mikrocontroller 380 übernimmt auch die Steuerung
der verschieden I/O Sensoren, Motoren, der Heizung und der Ventile
(unter Bezugszeichen 385 zusammengefasst). Der Mikrokontroller 380,
der Potentiostat 360 und andere elektrische Komponenten
werden durch ein Schaltnetzteil 395 mit geringem Grundrauschen
mit Strom versorgt.
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Die Durchführung eines beispielhaften
Verdrängungsassays
wird nun am Beispiel einer der 48 Arbeitselektroden mit
Bezug auf 5 und 6 näher erläutert. Die mit einer Sonde
und einem Thiol belegte und mit einer Testlösung hybridisierte Arbeitselektrode
des Biochips 200 wird zunächst in eine Signaloligolösung eingetaucht
und nach einer vorbestimmten Inkubationsdauer, beispielsweise 10
min gemessen.
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Die Arbeitselektrode kann beispielsweise
mit 20 nt Ligat-Oligonukleotiden modifiziert sein. Als Signal-Nukleinsäureoligomer-Ligand
wird dann beispielsweise ein 12 nt Signal-Nukleinsäureoligomer-Ligand
verwendet, der ein oder mehrere Redoxlabel trägt und zu einem möglichst
oberflächennahen
Bereich des Ligat-Oligonukleotids komplementär ist, so dass eine Assoziation
zwischen Ligat-Oligonukleotid und redox-markiertem ss-Nukleinsäureoligomer-Komplexbildner stattfinden
kann.
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Dann wird, wie in 5 gezeigt, die Arbeitselektrode auf ein
Potential U1 bezogen auf die Referenzelektrode
gesetzt. Das Potential U1 ist so gewählt, dass
wenig bis gar keine Elektrolyse der Redoxmarkierung stattfindet.
Bei Ferrocenmodifizierten Ligat-Oligonukleotiden wird beispielsweise
U1 = 0.1 V gegen Ag/AgCl (sat. KCl) gewählt. Zum
Zeitpunkt t0 beginnt die Messung mit der
Abtastung des fließenden
Stroms zwischen Arbeitselektrode und Gegenelektrode. Die Stromwerte
werden dabei im Ausführungsbeispiel
mit einer Abtastrate von 500 kHz erfasst und ausgelesen.
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Zum Zeitpunkt t1, im Ausführungsbeispiel
zum Teilpunkt t1 = t0 +
1 ms, erzeugt der Potentiostat einen Potentialsprung an der Arbeitselektrode,
bei dem das angelegte Potential sprunghaft auf einen Wert U2 erhöht wird,
bei dem die Elektrolyse der Redoxmarkierung im diffusionslimitierten
Grenzfall stattfindet. Bei Ferrocen-modifizierten ss-Nukleinsäureoligomer-Komplexbildner
wird beispielsweise U2 = 0,5 V gegen Ag/AgCl (sat.
KCl) gewählt.
Die Stromwerte werden nach dem Potentialsprung für einige ms oder einige zehn
ms bis zu einem Zeitpunkt t2 abgetastet. Im Ausführungsbeispiel ist t2 = t0 + 12 ms gewählt. Je
nach Art der eingesetzten Signaloligos kann auch eine längere Messzeit
erforderlich sein.
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Aus dem Stromsignal I(t)
wird dann durch Integration über
die Zeit die transferierte Ladungsmenge Q(t) bestimmt. Anschließend wird
die Ladungs-Zeit-Kurve
auf den Zeitpunkt des Potentialsprungs t, als Zeitnullpunkt korrigiert.
Nach einer Transformation t → x
= √t zeigt
die transformierte Ladungs-Zeit-Kurve
Q(x) im diffusionsbegrenzten Teil im Wesentlichen lineares Verhalten.
Dieser Bereich wird durch eine Gerade Q = a*(x-x0)
+ b gefittet. Der Achsenabschnitt b bei dem Zeitnullpunkt x = x0 stellt dann gerade den gewünschten Messwert
für das
instantane Ladungssignal dar. Dies ist in der Darstellung der 6 illustriert.
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Anschließend wird die Probenlösung zugegeben,
die potentiell ein Ligand-Nukleinsäureoligomer
(Target) enthält,
das eine nt-Sequenz aufweist, die in einem Bereich zu den 20 nt
der Ligat-Oligonukleotide komplementär ist. Nach Hybridisierung
des Targets an die Ligat-Oligonukleotide und somit nach partieller
Verdrängung
der Signal-Nukleinsäureoligomer-Liganden
wird eine zweite elektrochemische Messung durchgeführt und
erneut das instantane Ladungssignal bProbe bestimmt.
Die Änderung
des instantanen Ladungssignals |b – bProbe|
ist proportional zur Anzahl der verdrängten Signal-Oligonukleotid-Liganden und ist
somit proportional zur Anzahl der in der Untersuchungslösung vorhandenen
Target-Oligonukleotide.
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Alternativ zum einfachen Sprungexperiment
nach 5 kann den Spannungen
U1 und U2 jeweils
eine Wechselspannung kleiner Amplitude (z.B. 10 mV) überlagert
werden und die jeweils übertragene
Ladung mittels dem elektrochemischen Verfahren ACV (alternating
current voltammetry) bestimmt werden. Die Frequenz der Wechselspannung
wird vorzugsweise in einem Bereich gelegt, in dem nur die Redoxmarkierungen
der am Ligat gebundenen Signal-Liganden
elektrolysiert werden und kapazitive Einflüsse nur einen geringen Einfluss haben,
beispielsweise bei etwa 250 Hz. Auf diese Weise erhält man ebenfalls
ein oberflächensensitives
elektrochemisches Signal, das proportional zu der Anzahl der oberflächengebundenen
Signal-Liganden ist. Die Abnahme dieses Signals durch Zugabe einer
Untersuchungslösung
mit Target-Oligonukleotiden
ist ebenfalls proportional zur Anzahl der verdrängten Signal-Oligonukleotid-Liganden
und somit proportional zur Anzahl der in der Untersuchungslösung vorhandenen
Target-Oligonukleotide.
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Es versteht sich, dass die Arbeitselektroden
des Biochips 200 bevorzugt verschiedene Modifikationen aufweisen,
um eine parallele Detektion verschiedener potentieller Ligat-Ligand-Assotiationsereignisse
in einer Probensubstanz zu ermöglichen.
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Während
die Erfindung insbesondere mit Bezug auf bevorzugte Ausführungsbeispiele
gezeigt und beschrieben worden ist, versteht sich für den Fachmann,
dass Änderungen
in Gestalt und Einzelheiten gemacht werden können, ohne von dem Gedanken
und Umfang der Erfindung abzuweichen. Dementsprechend soll die Offenbarung
der vorliegenden Erfindung nicht einschränkend sein. Statt dessen soll
die Offenbarung der vorliegenden Erfindung den Umfang der Erfindung
veranschaulichen, der in den nachfolgenden Ansprüchen dargelegt ist.