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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Bestimmung von Schüttgutparametern,
bei dem Schüttgut
in einen Behälter
gefüllt,
einer Verdichtung und anschließend
einer Scherbelastung bis zu einem Bruch unterzogen wird und die
dafür aufzuwendenden
Spannungen bestimmt werden.
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Die
Erfindung betrifft ferner eine Vorrichtung zur Bestimmung von Schüttgutparametern
mit einem becherartigen Behälter
und einer auf die freie Oberfläche
des Schüttguts
aufsetzbaren Druckplatte mit einer Druckstange, über die eine Druckspannung
auf das Schüttgut
ausübbar
ist und mit einer Messeinrichtung zur Bestimmung von Druckspannungswerten.
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Für die Auslegung
von Silos und anderen Anlageteilen, in denen Schüttgüter gelagert oder bewegt werden,
ist die Bestimmung der Fließeigenschaften
von Schüttgütern wichtig.
Die Fließeigenschaften
dienen auch dazu, Schüttgüter hinsichtlich ihrer
Fließfähigkeit
zu vergleichen bzw. einzuordnen. Wichtig ist ferner die Bestimmung
der Verfestigung eines Schüttgutes
bei längerer
Lagerzeit (Zeitverfestigung, „Caking").
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Ein
einfaches Messprinzip zur Bestimmung von Schüttgutparametern ist der einachsige
Druckversuch. Ein Hohlzylinder mit möglichst reibungsfreien Innenwänden wird
mit einem feinkörnigen
Schüttgut
gefüllt.
Das Schüttgut
wird mit einer Spannung in vertikaler Richtung belastet und so verfestigt.
Senkrecht zu der Verfestigungsspannung – somit in horizontaler Richtung – stellt
sich eine kleinere Reaktionsspannung ein, die in der Regel etwas
40 bis 50 % der Verfestigungsspannung beträgt. Durch die Belastung des
Schüttgutes
nimmt dessen Volumen etwas ab, und zwar um so mehr, je verdichtbarer
das Schüttgut
ist. Neben der Dichtezunahme wird man regelmäßig durch die Verfestigungsspannung
auch eine Zunahme der Festigkeit der Schüttgutprobe feststellen. Die
Schüttgutprobe
wird also durch die Wirkung der Verfestigungsspannung sowohl verdichtet
als auch verfestigt. Nach der Verfestigung wird die Verfestigungsspannung
weggenommen. Anschließend
wird der Hohlzylinder entfernt. Setzt man die verfestigte zylindrische
Schüttgutprobe
dann einer zunehmenden vertikalen Druckspannung aus, wird es bei
einer bestimmten Spannung zum Bruch der Probe kommen. Diese zum
Erzielen des Bruchs notwendige Spannung wird als Druckfestigkeit
bzw. Schüttgutfestigkeit
bezeichnet.
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Den
Bruchvorgang bezeichnet man in der Schüttguttechnik als „beginnendes
Fließen", weil eine zunächst feste
Schüttgutprobe
zum Fließen
gebracht wird. Im Bereich der Bruchfläche lockert sich das Schüttgut dabei
auf, da sich die Abstände
zwischen den einzelnen Partikeln vergrößern. Beim beginnenden Fließen handelt
es sich somit um plastisches Fließen unter Dichteabnahme. Da
der Bruch erst bei einer bestimmten Vertikalspannung, die gleich
der Druckfestigkeit ist, eintritt, existiert also eine schüttgutspezifische
Fließgrenze.
Erst wenn diese Fließgrenze
erreicht wird, beginnt das Schüttgut
zu fließen.
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Die
Fließgrenze
eines Schüttgutes
ist auch von seiner Vorgeschichte, also der vorangegangenen Verfestigung,
abhängig.
Um so größer die
Verfestigungsspan nung ist, desto größer sind Schüttgutdichte
und Schüttgutfestigkeit.
Die mit dem einachsigen Druckversuch ermittelbaren Abhängigkeiten
der Schüttgutdichte
und der Schüttgutfestigkeit
von der Verfestigungsspannung sind beispielsweise in Chem.-Ing.-Tech.
67/1995, Seiten 60 bis 68, dort in den 1 und 2,
dargestellt.
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Der
einachsige Druckversuch ist problematisch, da in der Realität Reibung
an der Innenseite des Hohlzylinders existiert und zu einer Abnahme
der Vertikalspannung von oben nach unten führt, sodass das Schüttgut nicht überall gleichmäßig stark
verfestigt wird. Maßnahmen
zur Verminderung der Reibung durch Schmierung (z. B. Fettschmierung
der Wand und Abdeckung mit dünner
Kunststofffolie) vergrößert den
Zeitaufwand für
die Messung. Bei der einachsigen Verdichtung werden tendenziell
zu kleine Werte für
die Schüttgutfestigkeit
gemessen, weil die einachsige Verdichtung in vielen Fällen nicht
ausreicht, alle Hohlräume
im Schüttgut
zu beseitigen.
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Für die Erzielung
quantitativer Aussagen, wie sie für die Auslegung von Silos benötigt werden, werden
daher sogenannte Schergeräte
benutzt. In Chem.-Ing.-Tech.
67/1995 ist daher auch die Verwendung eines Schergeräts am Beispiel
eines Jenike-Schergeräts
erläutert.
Das Jenike-Schergerät
besteht aus einem becherförmigen
Bodenring, der ortsfest auf einem Sockel verankert ist. Auf den
Bodenring ist ein oberer Ring aufgesetzt und der so gebildete becherartige
Behälter
mit Schüttgut
gefüllt.
Ein den Querschnitt des eingefüllten
Schüttguts
entsprechender Deckel ist mit einer Normalkraft belastbar. Darüber hinaus
wird der obere Ring mit einem horizontal vorgefahrenen Scherstift
beaufschlagt, der somit gegen den oberen Ring drückt, um diesen gegenüber dem
Bodenring horizontal zu verschieben. Das Messverfahren besteht aus
zwei Verfahrensschritten, dem „Anscheren" und dem „Abscheren". Beim Anscheren
wird die Schüttgutprobe
verfestigt, indem auf den Deckel zentrisch eine Normalkraft N ausgeübt wird.
Durch das horizontale Verschieben des Deckels und des oberen Rings
gegenüber
dem fixierten Bodenring wird die Schüttgutprobe einer Scherverformung
unterworfen. Die zum Scheren notwendige Kraft S wird durch den Scherstift
aufge bracht und gemessen. Aus der Normalkraft N und der Scherkraft
S werden die Normalspannung σ und
die Schubspannung τ in
der angenommenen Scherebene (die Ebene zwischen oberen Ring und
Bodenring) berechnet. Das Anscheren geschieht mit einer definierten
Normalspannung σan, die durch das Anlegen einer entsprechenden
Normalkraft N eingestellt wird. Es ergibt sich ein Anstieg der Scherkraft
S bzw. der Schubspannung τ mit
der Zeit. Zusammen mit der Schubspannung nehmen auch Schüttgutdichte
und Festigkeit der Probe zu, bis nach einer gewissen Zeit eine konstante
Schüttgutdichte
und eine konstante Schubspannung τan erreicht wird. Dieser Zustand wird als
stationäres
Fließen
bezeichnet, da sich Schüttgutdichte
und erreichte Schubspannung für
die aufgebrachte Normalspannung σan nicht mehr ändern. Die zum Erreichen der
kostanten Schubspannung τan gemessene Normalspannung σan bildet
im σ,τ-Diagramm
den Anscherpunkt.
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Nach
dem Anscheren wird die Schüttgutprobe
unter verringerter Normalspannung „abgeschert". Bei hinreichend
großer
Scherkraft S bzw. Schubspannung τ beginnt
die Probe zu fließen,
was mit einer Dichteabnahme und entsprechender Abnahme der Schubspannung
verbunden ist. Das Maximum im Schubspannungsverlauf kennzeichnet
den Beginn des Fließens.
Das zugehörige σ,τ-Wertepaar bildet einen
Punkt der Fließgrenze,
des sogenannten Fließortes,
im σ,τ-Diagramm.
Werden mehrere Schüttgutproben
unter jeweils identischer Normalspannung σan angeschert
(verfestigt), aber unter verschiedenen Normalspannungen abgeschert,
lässt sich
der Verlauf eines Fließortes
ermitteln. Wie in der Literaturstelle dargestellt ist, erfolgt die
Auswertung mit Hilfe zweier Mohrscher Spannungskreise, wobei ein
durch den Ursprung des σ,τ-Diagramm
verlaufender Mohrscher Spannungskreis die Schüttgutfestigkeit σc und der
andere Mohrsche Spannungskreis an seinem Schnittpunkt mit der σ-Achse die
maßgebliche
Verfestigungsspannung charakterisiert. Prinzipiell lässt sich
so die Fließfunktion
als Funktion σc(σ1) ermitteln.
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Die
Vorteile der Schergeräte
gegenüber
dem einachsigen Druckversuch bestehen darin, bei der Verfestigung
des Schüttgutes
ein stationäres
Fließen erreicht
wird.
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Hierbei
stellt sich bei gleicher Verfestigungsspannung eine stärkere Verfestigung
ein. Außerdem kommt
es durch die intensivere Verformung zu einer homogeneren Schüttgutprobe,
in dem kleine Fehlstellen, wie z. B. Hohlräume beseitigt werden, was bei
einachsiger Verdichtung nicht immer gegeben ist. Eine Schwäche der
Schergeräte
besteht jedoch darin, dass man beim An- und Abscheren nur jeweils
einen Punkt eines Spannungskreises misst, wobei die Lage des Punktes
auf dem Spannungskreis nicht bekannt ist. Daher lässt sich
auch hinsichtlich der Richtung der größten Hauptspannung 1 im Schüttgut
keine genaue Aussage machen. Die tatsächlichen Spannungskreise sind
somit nicht bekannt. Das Zeichnen des Fließortes durch die Abscherpunkte
ist folglich ebenso eine Näherung
wie die Konstruktion des Spannungskreises für das stationäre Fließen. Die
zu ermittelnden Parameter c und 1 werden daher durch die bei der Auswertung
durchgeführten
Näherungen
beeinflusst.
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DE 198 06 903 A1 offenbart
ein Gerät
zur Untersuchung von Bodenproben, bei dem die Bodenprobe in einer
Kammer durch Aufbringung eines Normaldrucks von oben kompaktiert
und anschließend der
Boden der Kammer gegenüber
dem den Normaldruck aufbringenden Stempel verschoben wird, um die
Bodenprobe zu scheren. Die Mantelwand der Kammer besteht aus flachen,
aufeinandergelegten Rahmen, die gegeneinander verschiebbar ausgebildet
sind, um so über
die Höhe
der Bodenprobe der Scherung der Bodenprobe folgen zu können.
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US
2001/0049969 A1 offenbart ein Gerät zur Überprüfung der Scherfestigkeit von
als Straßenbelag
verwendbarem Material, in dem eine die Materialprobe aufnehmende
Kammer Gyratorbewegen zur Kompaktierung des Materials unterworfen
werden kann. Die Gyratorbewegung bewirkt eine umlaufende geringfügige Schrägstellung
der belasteten Flächen der
Probenkammer.
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Der
Erfindung liegt somit die Problemstellung zugrunde, eine verbesserte
Bestimmung von Schüttgutparametern
zu ermöglichen.
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Zur
Lösung
dieses Problems ist erfindungsgemäß ein Verfahren der eingangs
erwähnten
Art dadurch gekennzeichnet, zur Verdichtung mittels einer Druckplatte
auf eine Oberfläche
des Schüttguts
eine Kraft unter einem spitzen Winkel mit 10° ≤ α ≤ 60° bis zu einer vorgegebenen Größe ausgeübt wird,
wobei eine senkrecht zur ausgeübten
Kraft entstehende Reaktionskraft aufgenommen wird, und dass auf
das verdichtete Schüttgut
mittels der Druckplatte eine steigende Messkraft unter demselben
Winkel ohne Aufnahme einer senkrecht zur ausgeübten Kraft entstehenden Reaktionskraft
ausgeübt
wird, bis es zum Bruch der Schüttgutprobe
kommt, wobei die ausgeübte
maximale Spannung bestimmt wird.
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Zur
Lösung
des genannten Problems ist ferner erfindungsgemäß eine Vorrichtung der eingangs erwähnten Art
dadurch gekennzeichnet, dass die Druckstange zur Ausübung einer
Druckspannung unter einem spitzen Winkel mit 10° ≤ α ≤ 60° schrägt zur Druckplatte ausgerichtet
ist und dass eine Führungseinrichtung
vorgesehen ist, die seitlichen Reaktionskräften der Druckplatte entgegenwirkt.
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Erfindungsgemäß befindet
sich die Schüttgutprobe
somit in einem Behälter,
dessen Boden vorzugsweise rauh ist, um das Gleiten des Schüttgutes am
Boden zu vermeiden. Auf der Schüttgutoberfläche liegt
die Druckplatte, die ebenfalls vorzugsweise mit einer rauhen Unterseite
versehen ist. Die Druckplatte wird von der Druckstange mit einer
um den Winkel α zur
Oberfläche
des Schüttgutes
geneigten Richtung mit einer Druckkraft beaufschlagt. Die Druckstange
ist beispielsweise mit einem Linearantrieb zur Ausübung der
Druckkraft und einer Vorrichtung zur Messung der Druckkraft, beispielsweise
einer Wägezelle
oder Kraftmessdose, versehen. Die Druckplatte wird in geeigneter
Weise so geführt,
dass sie sich nur geradlinig in Richtung der mit der Druckstange
ausgeübten
Druckkraft bewegen kann.
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Anhand
der nachstehend detaillierten Beschreibung wird erläutert, dass
die erfindungsgemäße Bestimmung
von Schüttgutparametern
nicht mit den auswertungsbedingten Unsicherheiten der Scherverfahren
versehen ist.
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Die
Erfindung soll im Folgenden anhand von in der Zeichnung dargestellten
Ausführungsbeispielen
näher erläutert werden.
Es zeigen:
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1 eine schematische Darstellung
einer ersten Ausführungsform
einer erfindungsgemäßen Vorrichtung
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2 eine schematische Darstellung
der auf ein Schüttgutelement
durch die Vorrichtung gemäß 1 einwirkenden Spannungen
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3 eine schematische Darstellung
der Erzeugung eines Bruches in der Schüttgutprobe
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4 eine schematische Darstellung
der durch die Anordnung gemäß 3 auf ein Schüttgutelement
einwirkenden Spannungen
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5 ein σ,τ-Diagramm mit Mohrschen Spannungskreisen
für die
Verwendung der Vorrichtung gemäß den 1 bis 4 für
eine einachsige Verdichtung
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6 eine zweite Ausführungsform
der erfindungsgemäßen Vorrichtung,
die eine Verdichtung mit anschließendem stationären Fließen ermöglicht
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7 eine Variante der zweiten
Ausführungsform
gemäß 6
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8 eine schematische Darstellung
der auf ein Schüttgutelement
durch Vorrichtungen gemäß 6 und 7 einwirkenden Spannungen
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9 eine schematische Darstellung
eines σ,τ-Diagramms
mit Mohrschen Spannungskreisen für
die Bruchspannung und für
die Verfestigungsspannung beim stationären Fließen
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10 das σ,τ-Diagramm gemäß 9 mit der Darstellung eines
linearisierten Fließortes.
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1 lässt einen Behälter 1 mit
einem Behälterboden 2 und
Seitenwänden 3 erkennen,
der mit Schüttgut 4 gefüllt ist.
Der Behälter 1 ist
ortsfest verankert. Das Schüttgut 4 weist
zur Oberseite hin eine freie Oberfläche 5 auf, auf die
eine Druckplatte 6 aufliegt. In der Zeichnung ist schematisch
angedeutet, dass die Unterseite der Druckplatte 6 und die
zum Schüttgut 4 zeigende
Seite des Bodens 2 aufgeraut sind, und zwar derart, dass
ein relatives Gleiten zum Schüttgut 4 verhindert
wird.
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Die
Druckplatte 6 wird durch eine Druckstange 7 gegen
das Schüttgut 4 gedrückt. Die
Druckstange 7 ist in einem spitzen Winkel α zur Oberfläche 5 des
Schüttguts 4 ausgerichtet.
In der in 1 dargestellten
Ausführungsform
besteht die Druckstange 7 aus einer Spindel 8 und
einem Druckstift 9, wobei zwischen beiden ein Kraftaufnehmer 10 angeordnet ist.
Die Spindel 8 ist mittels eines ortsfest angeordneten Spindelhubgetriebes 11 durch
einen Getriebemotor 12 antreibbar, wodurch die Druckstange 7 in
ihrer Längsrichtung
unter dem Winkel α in
Richtung auf die Druckplatte 6 bzw. von ihr weg verfahrbar
ist, wie dies durch einen Doppelpfeil 13 angedeutet ist.
Der Druckstift 9 ragt in eine entsprechende Ausnehmung 14 in
der Oberseite der Druckplatte 6 hinein. Eine entsprechende
Verbindung besteht zum Kraftaufnehmer 10.
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Mit
der Druckplatte 6 ist ferner eine Führungsstange 15 verbunden,
die in 1 als senkrecht
zum Druckstift 7 stehender Lenker 16 ausgebildet
ist. Der Lenker 16 ist mit der Druckplatte 6 über ein
Drehgelenk verbunden und an seinem anderen Ende mit einem Drehgelenk 18 ortsfest
verankert.
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Zur
Verfestigung des Schüttguts 4 wird
die Druckstange 7 in Richtung zum Schüttgut 4 durch den
Getriebemotor 12 und das Spindelhubgetriebe 11 verfahren.
Dabei übt
die Druckstange 7 auf die Druckplatte 6 eine Kraft
aus, die durch den Kraftaufnehmer 10 gemessen wird. Die
Druckstange 7 wird nur soweit vorgefahren, bis eine gewünschte Kraft
FV erreicht ist. Die Kraft FV wird
im weiteren Verlauf der Verfestigung konstant gehalten. Da die Länge der Führungsstange
groß gegenüber dem
von der Druckplatte 6 zurückgelegten Weg ist, bewegt
sich die Druckplatte 6 näherungsweise geradlinig in
Richtung der Kraft FV bzw. senkrecht zur
Längsrichtung der
Führungsstange 15.
Durch die Ausübung
der Kraft FV verformt sich das Schüttgut und
es erfolgt eine Dehnung Δ∊ des
von der Druckplatte 6 erfassten Schüttguts 4 in Richtung
von FV. Eine Dehnung in dazu senkrechter
Richtung wird durch die Führungsstange 15 verhindert,
in der sich die Reaktionskraft FQ einstellt.
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Die
im Schüttgut 4 in
Richtung der Kräfte
FV und FQ wirkenden
Spannungen σ1 und σ2 ergeben sich aus den Kräften FV und
FQ dividiert durch die Projektionsfläche der
Druckplatte 6 (Druckplattenunterseite) in Richtung der
jeweiligen Kraft. Die in einem Schüttgutelement 4' unter der Druckplatte 6 wirkenden
Spannungen sind in 2 vergrößert dargestellt.
Die gestrichelten Linien deuten die Form des Schüttgutelements 4' nach der Verformung
an. In 2 findet nur
eine Dehnung in Richtung von FV statt. Unter
Annahme von Isotropie in dem Schüttgutelement 4' wirkt die größte Hauptspannung σ1C am Ende
der Verdichtung in Richtung von FV bzw. Δ∊ und die
kleinste Hauptspannung σ2C wirkt senkrecht zu dieser Richtung.
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Somit
wird in einem begrenzten Bereich unterhalb der Druckplatte 6 mit
dem Aufbau von 1 ein
Dehnungs- und Spannungszustand wie bei einem einachsigen Druckversuch
erreicht, jedoch ohne die Problematik der Wandreibung. Diese kann
hier vernachlässigt
werden, da die Höhe
der Schüttgutprobe
klein und die Entfernung der Druckplatte 6 zur Wand demgegenüber groß ist.
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Nach
der Verfestigung wird das Schüttgut 4 entlastet,
indem die Druckstange 7 zurückgefahren wird, bis die durch
den Kraftaufnehmer 10 gemessene Kraft gleich Null ist.
Dann wird die Führungsstange 15 entfernt
und die Druckstange 7 zur Ausübung einer zunehmenden Kraft
FM in Richtung der zur Verfestigung benutzten
Kraft FV auf die Druckplatte 6 vorgefahren,
wie dies in 3 angedeutet
ist. Bei hinreichend großer
Kraft FM kommt es zum Bruch entlang einer
Bruchlinie 19 in dem Schüttgut 4. Unmittelbar
vor dem Bruch nimmt die Hauptspannung σ1 ein
Maximum an und fällt
dann aufgrund des Bruchs ab. Die größte Hauptspannung am Maximum entspricht
der Druckfestigkeit σC. Die Spannungen im Moment des Bruchs sind
an einem Schüttgutelement 4' in 4 angedeutet. In Richtung
der Kraft FM wirkt die größte Hauptspannung σ1,
senkrecht dazu die kleinste Hauptspannung σ2. Bei
Vernachlässigung der
Masse der Druckplatte 6 und des Schüttguts 4 ist die kleinste
Hauptspannung σ2 = 0 und der Maximalwert der größten Hauptspannung σ1 unmittelbar
vor dem Bruch gleich der Druckfestigkeit σC des
Schüttgutes 4.
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Die
in 4 gezeichnete Bruchlinie 19 stellt eine
Vereinfachung dar. In der Praxis bildet sich eine stark zerklüftete Bruchlinie 19.
Der größte Anteil
der Bruchlinie 19 hat jedoch eine ausgezeichnete Richtung,
die in 4 von links nach
rechts leicht ansteigend ausgebildet ist.
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5 verdeutlicht ein σ,τ-Diagramm
mit den eingezeichneten Werten für
die Druckfestigkeit σC und die Werte für die größte Hauptspannung σ1C und die
kleinste Hauptspannung σ2C im Fall der beschriebenen einachsigen
Verdichtung. Hieraus resultiert je ein Mohrscher Spannungskreis
für den
Moment des Bruchs, der durch den Koordinatenursprung und den Wert σC läuft, und
einer für
die einachsige Verdichtung, der durch die Spannungswerte σ2C und σ1C bestimmt
ist.
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Der
größere Spannungskreis,
der den Spannungszustand beim Verdichten zeigt, verdeutlicht, dass
die kleinere Hauptspannung σ2C häufig
etwa 40 % bis 50 % der größten Hauptspannung σ1C beträgt.
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Die
in 1 dargestellte Anordnung
ermöglicht
somit ohne Manipulationen am Behälter 1 des Schüttguts 4 sowohl
die Durchführung
der einachsigen Verdichtung als auch die Messung der Druckfestigkeit σC.
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Bei
dem in 6 dargestellten
zweiten Ausführungsbeispiel
einer erfindungsgemäßen Vorrichtung
ist die Führungsstange 15 in
gleicher Weise wie die Druckstange 7 längenverstellbar ausgebildet. Hierzu
besteht die Druckstange 15 aus einem Lenker 20,
der über
einen Kraftaufnehmer 21 mit einer Spindel 22 verbunden
ist. Die Spindel ist über
ein Spindelhubgetriebe 23 und einem Getriebemotor 24 verschiebbar,
wie dies durch den Doppelpfeil 25 angedeutet ist.
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Diese
Anordnung ermöglicht
die Kombination des vorbeschriebenen einachsigen Druckversuchs mit
der Verfestigungsmethode „Verdichten
mit anschließendem
stationären
Fließen", die von Schergeräten bekannt
ist. Die durch die Führungsstange 15 bewirkte
Führung
der Druckplatte 6 wird dabei derart ausgeführt, dass sie
zusätzlich
eine gesteuerte Bewegung der Druckplatte 6 senkrecht zur
Richtung der Kraft FV erzeugen kann.
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Zur
Verfestigung des Schüttguts 4 wird
bei dieser Vorrichtung die Druckstange 7 in Richtung zum
Schüttgut
bewegt, bis die Druckstange 7 die vorbestimmte Kraft FV die vorbestimmte Kraft FV auf
das Schüttgut 4 ausübt. Wenn
dieser Zustand erreicht ist und dadurch eine Dehnung Δ∊ des
von der Druckplatte 6 erfassten Schüttguts 4 in Richtung
von FV hervorgerufen wird, wird die Führungsstange 15 langsam
von dem Schüttgut 4 weg
bewegt. Die in der Führungstange 15 wirkende
Kraft FQ verringert sich dabei. Dabei kommt
es gleichzeitig zum Abfallen der Kraft FV.
Diesem Abfall wird entgegengewirkt, indem durch einen Regler die
Druckstange 7 vorgefahren wird, sodass die Kraft FV konstant gehalten wird. Dabei kommt es
näherungsweise
zum stationären
Fließen
des Schüttguts 4,
d. h. zu einem Fließen
unter konstanten Spannungen σ und
konstanter Schüttgutdichte ρ.
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In
gleicher Weise wirkende Variante der zweiten Ausführungsform
einer erfindungsgemäßen Vorrichtung
ist in 7 dargestellt.
Sie unterscheidet sich von dem Ausführungsbeispiel gemäß 6 lediglich dadurch, dass
der Lenker 20 durch einen Führungsstift 26 ersetzt
ist, der mit der Druckplatte 6 und dem zugehörigen Kraftaufnehmer 21 jeweils
durch eine als Ausnehmung ausgebildete Aufnahme 27 verbunden
ist, wodurch das bei der Bewegung der Druckplatte 6 benötigte Winkelspiel
gewährleistet
ist.
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8 verdeutlicht wiederum
die an einem Schüttgutelement 4' auftretenden
Spannungen in der Verdichtungsphase. In Richtung der Kraft FV wirkt die größte Hauptspannung σ1sf,
in dazu senkrechter Richtung die kleinste Hauptspannung σ2sf.
Die Verformung des Schüttgutelements 4' zeigt das gestrichelte
Rechteck. In Richtung der größten Hauptspannung σ1sf erfolgt
eine Verdichtung des Schüttgutes und
senkrecht dazu eine Ausdehnung. Die bei Verdichtung und Ausdehnung
auftretenden Dehnungen haben beim stationären Fließen umgekehrte Vorzeichen,
sind aber betragsmäßig gleich,
denn das Volumen bleibt konstant. Somit wird in den Messeinrichtungen
gemäß 6 und 7 im Rahmen der Verfestigung des Schüttgutes
schließlich
stationäres
Fließen ähnlich wie
bei einem Schergerät
erreicht, wobei hier aber unter der Voraussetzung von Isotropie
die Richtungen der größten Hauptspannungen – und damit der
Mohrsche Spannungskreis – bekannt
sind.
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9 zeigt die zugehörigen Mohrschen Spannungskreise.
Gestrichelt dargestellt ist ein Spannungskreis wie in 5, der bei einachsiger Verdichtung
erreicht wird, also bevor die Führungsstange 15 vom
Schüttgut 4 weg
bewegt wird. Sobald die Führungsstange 15 vom
Schüttgut 4 weg
gefahren wird, wobei die Kraft FV konstant
gehalten wird, verringert sich die Hauptspannung σ2 und
erreicht schließlich
beim stationären
Fließen
den Wert σ2sf, der kleiner ist als der Wert σ2c.
Die durch den Koordinatenursprung verlaufende Gerade, die den Mohrschen
Spannungskreis für
das stationäre
Fließen tangiert,
definiert den effektiven Reibungswinkel φe. Um σ2sf und
damit φe bestimmen zu können, ist die Führungsstange 15 mit
dem Kraftaufnehmer 21 zur Messung der Kraft FQ versehen.
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Die
Messung der Druckfestigkeit erfolgt nach der Verfestigung in gleicher
Weise durch die Bruchbestimmung wie anhand der 5 erläutert.
Mit dem Spannungskreis für
den Bruch und den Spannungskreis für das stationäre Fließen lässt sich
ein linearisierter Fließort 28 als
gemeinsame Tangente an beide Spannungskreise konstruieren. Ein Punkt
A, an dem der Spannungskreis für
die Druckfestigkeit σc den linearisierten Fließort 28 tangiert,
legt einen Winkel β fest,
den die Ebene im Schüttgut,
in der die Bruchlinie 19 auftritt, zu der Ebene, in der
die größte Hauptspannung σc wirkt,
einnimmt. Da der Fließort
in der Regel gekrümmt
und nicht geradlinig ist, handelt es sich bei dem abgelesenen Winkel β um eine
Näherung.
Es wird jedoch deutlich, dass die Normale der Bruchlinie 19 um
etwa (α + β) gegen die
Horizontale geneigt ist. Wählt
man α hinreichend
klein, kann man erreichen, dass sich die Bruchlinie 19 bzw.
Teile der zerklüfteten
Bruchlinie in horizontaler Richtung oder von der Kraft FV weg zeigend in aufsteigender Form ausbilden
können.
Dadurch kann der Bruch ungehindert erfolgen, denn das Schüttgut 4 oberhalb der
Bruchlinie 19 bewegt sich beim Bruch in die durch die Bruchlinie 19 vorgegebene
Richtung, also aus dem Schüttgut 4 nach
oben. Würden
sich dagegen Bruchlinien in abfallender Richtung ausbilden wollen, so
wäre der
Bruch behindert, da sich das Schüttgut 4 oberhalb
der Bruchlinie in das übrige
Schüttgut 4 hinein
bewegen müsste.
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Die
erfindungsgemäßen Vorrichtungen
eignen sich auch zur Bestimmung der Zeitverfestigung („Caking"). Hierfür wird die
Verfestigungsspannung nicht nur kurzzeitig auf das Schüttgut 4 ausgeübt, sondern
länger,
z. B. eine Stunde oder einen Tag. Dadurch lässt sich die Druckfestigkeit σC messen,
die sich nach einer entsprechenden längeren Verfestigungszeit ergibt.
Viele Schüttgüter zeigen
mit zunehmender Verfestigungszeit eine zunehmende Druckfestigkeit.
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Der
Messablauf entspricht dem der Messung zur Druckfestigkeit. Das Schüttgut wird
zunächst
verfestigt, und zwar entweder durch die einachsige Verdichtung mit
einer Vorrichtung gemäß 1 oder durch die einachsige
Verdichtung und anschließendes
stationäres
Fließen
mit einer Vorrichtung gemäß 6 oder 7. Dann wird während der zu wählenden Verfestigungszeit
die Verfestigungsspannung σ1C bzw. σ1sf konstant gehalten, während in Querrichtung (Richtung
von σ2) keine Bewegung erfolgt. Bei vorangegangener
einachsiger Verdichtung wird hierzu dient die Druckplatte 6 entsprechend 1 festgehalten, bei vorangegangenem
stationären
Fließen entsprechend 6 oder 7 wird die Führungsstange 15 nicht
bewegt.
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Die
Messung der Druckfestigkeit erfolgt nach Ende der Verfestigungszeit
in der anhand der 3 erläuterten
Weise.
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Durch
die Kraftaufnehmer 10, 21 können bei der Verfestigung beide
Hauptspannungen σ2 und σ1 gemessen werden. Das Verhältnis der
Hauptspannungen σ2/σ1 ist das sogenannte Horizontal-Lastverhältnis λ, das für die Bemessung
von Silos wichtig ist (vgl. DIN 1055 „Lastannahmen für Bauten", Teil 6).