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Die Erfindung betrifft ein Verfahren
zur Regelung der Elektronenstrahlleistung von Elektronenquellen
im Nennleistungsbereich von Null bis 1200 kW, bestehend aus einer
indirekt geheizten Katode und einer Anode sowie einer das elektrische
Feld im Katoden-Anoden-Zwischenraum beeinflussenden Fokussierelektrode.
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Elektronenquellen von Elektronenstrahlkanonen
im Leistungsbereich von 10 kW bis 1200 kW bestehen im Allgemeinen
aus einer indirekt geheizten scheiben- oder stabförmigen Katode,
einer Fokussierelektrode zur Beeinflussung des elektrischen Feldes
im Katoden-Anoden-Zwischenraum und einer Anode. Bei Axialkanonen
sind diese Elemente im Allgemeinen axialsymmetrisch aufgebaut, wobei
die Anode eine Bohrung besitzt, durch die der erzeugte Elektronenstrahl
hindurchgeführt
wird. Die Leistung einer derartigen Elektronenquelle ist abhängig von mehreren
Parametern. Ihre Leistungsregelung erfolgt in der Praxis üblicherweise
durch Verwendung eines der Parameter Katodentemperatur, Katodenspannung,
Katoden-Anoden-Abstand oder Fokussierelektrodenspannung als Stellgröße. Dabei
ergeben sich für
jeden der Parameter unterschiedliche Leistungskennlinien.
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Die Katodentemperatur-Leistungs-Kennlinie ist
verallgemeinert eine ansteigende Gerade, die ab einer bestimmten
Temperatur in eine Gerade nahezu konstanter Leistung übergeht.
Wie bei Schiller, Heisig, Panzer, „Electron Beam Technology". Verlag Technik Berlin,
ISBN 3-341-01153-6, S. 48 ff. beschrieben, liegt der physikalische
Hintergrund in den beiden Betriebszuständen der temperaturbegrenzten Emission
und der raumladungsbegrenzten Emission.
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Bei Ranke, et al., „Melting
and Evaporation with the Newly Developed Leybold-Heraeus 600 kW EB
Gun at Different Pressure Levels".
Proc. of Conf. Electron Beam Melting and Refining State of the Art 1985,
ISSN 0740-8706, S. 77 ff. und bei Melde, et al., „Controlling
of High-Power Electron Beam Guns". Proc.
of Conf. Electron Beam Melting and Refining State of the Art 1992,
ISSN 0740-8706, S. 20 ff. ist dargestellt, dass sich mit der Stellgröße Katodentemperatur
eine Elektronenquelle prinzipiell von Null bis zur Nennleistung
regeln lässt.
Da hierbei die Elektronenkanone im Betriebszustand der temperaturbegrenzten
Emission betrieben werden muss, ist der Fokussierzustand des Elektronenstrahles
prinzipiell deutlich schlechter als im raumladungsbegrenzten Betrieb.
Wird hohe Druckentkopplung der Elektronenquelle vom Prozessraum
gefordert, sind den Elektronenstrahl eng umschließende Bauteile
erforderlich, die bei Temperatur begrenzter Emission deutlich höhere Elektronenstrahlverluste
innerhalb der Elektronenkanone verursachen, als dies bei raumladungsbegrenzter
Emission der Fall wäre,
wie dies bei von Ardenne, et al., „40 Years von Ardenne EB Guns – Milestones
and Current Applications". Proc.
of Conf. Electron Beam Melting and Refining State of the Art 1998,
ISSN 0740-8706, S. 13 ff. beschrieben ist.
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Die Katodenspannungs-Leistungs-Kennlinie folgt
bei Gewährleistung
eines raumladungsbegrenzten Betriebes einer Potenzfunktion. Mit
der Stellgröße Katodenspannung
lässt sich
eine Elektronenquelle von Null bis zur Nennleistung regeln, wenn
die Katode ausreichend geheizt wird. Elektronenkanonen mit dieser
Art der Leistungsregelung sind beispielsweise aus Melde et al. (s.o.)
bekannt. Ihr wesentlicher Nachteil besteht jedoch in der Abhängigkeit
der Elektronengeschwindigkeit von der Katodenspannung und somit
von der Leistung. Damit verbunden sind eine unterschiedliche Wirksamkeit
der Elektronen am Prozessort und vor allem eine unterschiedliche
Ablenkempfindlichkeit im allem eine unterschiedliche Ablenkempfindlichkeit
im magnetischen Feld. Da übliche
Linsenspulen zur Strahlfokussierung sowie Ablenk- und Umlenksysteme
in elektronenstrahltechnischen Anlagen auf elektrischen Spulen basieren,
müssen
deren erregende Ströme
bei Leistungsänderungen
aufgrund der variablen Katodenspannung nachgeführt werden, um konstante Fokussierzustände bzw.
Elektronenstrahlfiguren am Prozessort zu erhalten.
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Die Kennlinie zwischen Katoden-Anoden-Abstand
und Elektronenstrahlleistung ist eine Hyperbel. Im raumladungsbegrenzten
Betrieb lässt sich
die Leistung einer Elektronenquelle mittels Veränderung des Katoden-Anoden-Abstandes
bei ansonsten konstanten Betriebsparametern kontinuierlich zwischen
Nennleistung und einer Minimalleistung regeln, die etwa bei 10%
der Nennleistung liegt. Elektronenkanonen mit derartiger Leistungsregelung sind
allgemein aus der
DE 44 43 830 ,
der
DD 237 932 , der
DD 134 168 oder aus Erbkamm,
et al., „The Latest
Developments of Von Ardenne Electron Beam Guns". Proc. of Conf. Electron Beam Melting
and Refining State of the Art 1996, ISSN 0740-8706, 5.98 ff. bekannt.
Neben ihren Vorzügen
der guten Strahlfokussierung und geringen internen Elektronenstrahlverlusten
besteht ihr Nachteil in der Minimal- bzw. Einschaltleistung, die
bei derartiger Leistungsregelung nicht unterschritten werden kann.
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Die Fokussierelektrodenspannungs-Leistungs-Kennlinie
ist bei konstanter Katodenspannung eine abfallende Kurve, deren
Verlauf jedoch sehr stark von der Geometrie und Lage der Fokussierelektrode
sowie der Katodenspannung abhängt.
Die Leistung einer Elektronenquelle lässt sich mittels der Fokussierelektrodenspannung
prinzipiell zwischen Null und Nennleistung regeln. Diese Art der
Leistungsregelung wird bei Elektronenquellen geringer Leistung für Schweiß- und Bearbeitungsprozesse
angewandt. Für
Elektronenquellen mit großflächigen Katoden und
Nennleistungen oberhalb 50 kW findet diese Art der Leistungsregelung
kaum Anwendung, da eine Veränderung
der Fokussierelektrodenspannung zur Leistungsänderung die Strahlelektronen
abbremst und die Elektronenstrahlgeometrie stark beeinflusst, was
ohne hohen Kompensationsaufwand ähnliche Nachteile
wie bei einer Leistungsregelung mittels Katodenspan nung zur Folge
hat, wie bei Schiller, Heisig, Panzer (s.o.) beschrieben.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein
Verfahren zur automatischen Leistungsregelung von Elektronenquellen
zu schaffen, das eine kontinuierliche Regelung von Null bis zur
Nennleistung bei guter Fokussierbarkeit des Elektronenstrahles und Minimierung
der internen Elektronenstrahlverluste ermöglicht.
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Erfindungsgemäß wird die Aufgabe dadurch gelöst, dass
die Leistungsregelung der Elektronenquelle automatisch kontinuierlich
von Null bis zur Nennleistung bzw. einem Teil davon über mindestens zwei
unabhängige
Stellglieder erfolgt, welche jeweils einen der Parameter Katodentemperatur,
Katodenspannung, Fokussierelektrodenspannung oder Katoden-Anoden-Abstand
als Stellparameter derart verändern,
dass die bekannten Nachteile der verschiedenen Leistungsregelungen
mit Hilfe einer einzigen Stellgröße umgangen
bzw, unterdrückt
werden können.
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In einer vorteilhaften Verfahrensausgestaltung
wird die Elektronenstrahlleistung in Abhängigkeit vom Systemzustand
mittels jeweils eines der unabhängigen
Stellglieder geregelt, während
die Stellwerte aller anderen unabhängigen Stellglieder gestellt
werden, d.h. konstant gehalten oder entsprechend voreingestellter
Kennlinien unabhängig
vom Leistungsistwert verändert
werden. Insbesondere übernimmt
ein Regler im mittleren und oberen Leistungsbereich der Elektronenquelle
die Veränderung des
Katoden-Anoden-Abstandes, wobei der Katoden-Anoden-Abstand ebenso
durch eine beweglich angeordnete Anode wie durch ein beweglich angeordnetes
Katodensystem verändert
werden kann. Da in diesem Leistungsbereich der Betrieb raumladungsbegrenzt
erfolgt, ist bis zur Nennleistung eine gute Fokussierbarkeit des
Elektronenstrahles innerhalb des Strahlerzeugers, verbunden mit
einer hohen Druckentkopplung vom Prozessort, und die Minimierung
der internen Elektronenstrahlverluste gewährleistet. Der Nachteil der
Regelbegrenzung durch die vorhandene Minimalleistung bei alleiniger
Verstellung des Katoden-Anoden-Abstandes wird durch einen zweiten
unabhängigen
Regler beseitigt, der die Leistung der Elektronenquelle über den
Stellparameter Katodentemperatur im unteren Leistungsbereich bis
Null regelt. In diesem Leistungsbereich sind die Nachteile der Regelung
mittels Katodentemperatur kaum noch wirksam.
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Ein besonderer Vorteil der Erfindung
besteht in der Aktivierung und kontinuierlichen Ablösung der einzelnen,
voneinander unabhängigen
Regler ohne Lücken
und Sprungstellen in der geregelten Elektronenstrahlleistung.
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Bei einem derartigen Verfahren der
Leistungsregelung bleiben die Katoden- und Fokussierelektrodenspannungen
konstant, so dass die Erregerströme
für Linsenspulen
der Ablenk- und Umlenksysteme nicht extra korrigiert werden müssen.
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Angepasst an spezielle Anforderungen
an das Strahlleistungsregelsystem sind die jeweiligen Stellparameter
und die Anzahl der unabhängigen Regler
auszuwählen
und zu verknüpfen.
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Eine weitere zweckmäßige Ausgestaltung der
Erfindung besteht darin, dass eine Parametrierung der Stellglieder
so gewählt
wird, dass abhängig vom
Leistungssollwert jeweils eines der Stellglieder dominiert.
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Regelsysteme der beschriebenen Art
arbeiten stabil mit fest voreingestellten Reglerparametern. Bedingt
durch das Arbeitsprinzip verändern
sich allerdings einige Parameter der Elektronenquellen während des
Betriebes. Beispielsweise zieht die Alterung von Katoden aufgrund
des Materialabtrages durch rückwärtig beschleunigte
Ionen eine Verschiebung bzw. Verformung der Katodentemperatur-Leistungs-Kennlinie
nach sich. In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung
werden daher die optimalen Reglerparameter über adaptive Regelkonzepte
ermittelt und während
des Betriebes bei sich ändernden
Eigenschaften der Elektronenquelle automatisch nachgeführt.
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Die Erfindung soll nachfolgend anhand
eines Ausführungsbeispieles
näher erläutert werden.
Die zugehörige
Zeichnung zeigt in
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1 das
Regelkreisschema des Leistungsregelsystems,
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2 das
Flussdiagramm des Leistungsregelsystems und
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3 die
Elektronenquelle mit der erfindungsgemäßen Leistungsregelung als Detailauszug.
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Das in 1 dargestellte
Regelkreisschema stellt die Leistungsregelung einer Elektronenquelle mittels
Katoden-Anoden-Abstand
und Katodentemperatur als die zwei gewählten unabhängigen Stellglieder dar.
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Die in 3 dargestellte
Elektronenquelle 8 besteht aus einer Drahtkatode 1,
die bei ausreichendem Heizstrom Stoßelektronen 2 emittiert.
Diese Stoßelektronen 2 werden
mittels der angelegten Stoßspannung
Us in Richtung der Katode 3 beschleunigt
und bilden den Stoßstrom,
der die Katodentemperatur bestimmt. Ist die Emissionstemperatur
der Katode 3 erreicht, werden von dieser Strahlelektronen 5 emittiert,
die mittels der angelegten Beschleunigungsspannung Ub in
Richtung der Anode 6 beschleunigt und zum Elektronenstrahl
formiert werden. Eine Fokussierelektrode 4 ist in der Regel
notwendig, um den Elektronenstrahl mit minimalen Verlusten durch
die Bohrung der Anode 6 zu leiten. Die Fokussierelektrode 4 wird üblicherweise
fest auf das elektrische Potential II oder III gelegt oder bei Leistungsregelung
mittels Fokussierelektrodenspannung mit einem isolierten Hochspannungskontakt
verbunden. Die Anode 6 liegt üblicherweise auf Massepotential.
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Um den Katoden-Anoden-Abstand dka zu variieren, ist im beschriebenen Ausführungsbeispiel
die Anode 6 beweglich in der Elektronenquelle 8 angeordnet
und mit einem Antrieb 7 gekoppelt. Die Bewegung wird durch
einen Positionsregler gesteuert, der seinen Sollwert aus dem Elektronenstrahlleistungsregelkreis
erhält.
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Das Regelsystem der Elektronenstrahlleistung
umfasst die Programmierbare Steuereinheit 9, zwei Regelkreise
für die
beiden unabhängigen
Stellgrößen sowie
den Hochspannungserzeuger 10. Die beiden Regelkreise umfassen
jeweils eines der Stellglieder für
die Stellgrößen Katoden-Anoden-Abstand 11,
im Folgenden Stellglied A genannt, bzw. für die Stellgröße Katodentemperatur
12,
im Folgenden Stellglied B genannt, und jeweils einen nachgeschalteten
Limitauswerter 13. Die Veränderung des Katoden-Anoden-Abstandes
zwischen den beiden Grenzwerten dkamin und
dkamax erfolgt mittels eines Antriebes 7 in
der oben beschriebenen Weise. Die Steuerung der Katodentemperatur
erfolgt, indem von einem Hochspannungserzeuger 10 der Heizstrom
der Drahtkatode 1 variiert wird, der die Stoßelektronen 2 unmittelbar
beeinflusst und damit die Temperatur der Katode 3 einstellt.
Die Bestimmung der Elektronenstrahlleistung erfolgt über die
Messung des Stromes der Strahlelektronen 5 und der Beschleunigungsspannung
Ub.
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Für
die Regelung der Elektronenstrahlleistung dient deren Sollwert als
Initialgröße. Nach
dem Systemstart erfolgt in der Programmierbaren Steuereinheit 9 der
Vergleich des den Leistungskennlinien der Elektronenquelle 8 entsprechenden
Leistungsschwellwerts mit dem für
den Prozess benötigten
und voreingestellten Leistungssollwert. Liegt dieser über dem
Leistungsschwellwert wird das Stellglied A 11 aktiviert, liegt der
Leistungssollwert unter dem Leistungsschwellwert wird das Stellglied
B 12 aktiviert. In diesen beiden Regelzuständen ist jeweils das zweite Stellglied 11, 12 deaktiviert.
Unabhängig
davon, welches der beiden Stellglieder 11, 12 eingangs
von der Programmierbaren Steuereinheit 9 aktiviert wird,
erfolgt nach wenigen Sekunden im jeweiligen, dem Stellglied 11, 12 nachgeschalteten
Limitauswerter 13 sowohl der Vergleich des Leistungsist-
mit dem Leistungssollwert als auch der jeweiligen Stellgröße mit ihrem
Maximalwert. Die Ergebnisse dieser zwei Vergleichsmessungen werden
logisch verknüpft
und das Ergebnis in die Programmierbare Steuereinheit 9 rückgeführt. Die
logische Verknüpfung
erfolgt derart, dass ihr Ergebnis negativ ist, wenn der Stellbereich der
entsprechenden Stellgröße noch
nicht ausgeschöpft
und/oder der Leistungsistwert, im Regelkreis A, größer bzw.,
im Regelkreis B, kleiner dem Leistungssollwert ist. In diesem Fall
erfolgt die Regelung weiterhin mit der aktiven Stellgröße. Ein
positives Ergebnis der logischen Verknüpfung liegt vor, wenn der Maximalwert
der Stellgröße erreicht
und der Leistungsistwert im Regelkreis A größer bzw. im Regelkreis B kleiner
dem Leistungssollwert ist, was zum Übergang in den jeweils anderen
Regelkreis führt. Das
bedeutet, das aktiven Stellglied 11, 12 wird deaktiviert
und das inaktive wird aktiviert. Durch geeignete Programmierung
wird mittels der Programmierbaren Steuereinheit 9 ein ständigen Wechseln
zwischen den Regelkreisen in einem dem Leistungsschwellwert nahen
Leistungsbereich verhindert und die Regelbereiche den sich mit dem
Betrieb ändernden
Eigenschaften und Kennlinien der Elektronenquelle 8 nachgeführt.
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- 1
- Drahtkatode
- 2
- Stoßelektronen
- 3
- Katode
- 4
- Fokussierelektrode
- 5
- Strahlelektronen
- 6
- Anode
- 7
- Antrieb
- 8
- Elektronenquelle
- 9
- Programmierbare
Steuereinheit
- 10
- Hochspannungserzeuger
- 11
- Stellglied
für die
Stellgröße Katoden-Anoden-Abstand
- 12
- Stellglied
für die
Stellgröße Katodentemperatur
- 13
- Limitauswerter