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Die
Erfindung betrifft einen porösen
Film mit einem Funktionskörper
auf Basis von Cellulosenitrat mit hydrophilen Eigenschaften und
dessen Verwendung gemäß den Patentansprüchen 1 bis
7.
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Die
Erfindung betrifft weiterhin ein Verfahren zur Herstellung eines
porösen
Films gemäß den Patentansprüche 8 bis
11.
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Poröse Filme
mit einem Funktionskörper
auf Basis von Cellulosenitrat, die aus Cellulosenitrat oder Cellulosenitrat
unter Zusatz weiterer Celluloseester, wie z.B. Cellulosedi- oder
Cellulosetriacetat oder von Cellulosemischestern bestehen, finden
weite Anwendung als Substrat in diagnostischen „Dip-Stick" Schnelltests auf der Basis von spezifischen
Immunoessays im Lateral-Flow Format.
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Cellulosenitrat-
oder Cellulose-Mischester-Schichten sind leicht entzündbare Schichten
mit einem Stickstoffgehalt <12,6%,
die der Gefahrgut-Überwachung
unterliegen und international nur nach Klasse 4.1 nach den ADR-/RID-Vorschriften
(3b) unter der Nummer UN 3270 transportiert werden dürfen. Sie
haben sich bei Lateral-Flow Tests durchgesetzt, da sie eine hohe
unspezifische Proteinbindungskapazität haben und mit gleichförmigen Poren
im Bereich von 0,01 bis 20μm
herstellbar sind.
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Nachteilig
ist, dass das Polymer Cellulosenitrat oder Cellulose-Mischester
nicht wasserbenetzbar sind und den Cellulosenitratfilmen ein Netzmittel
zugefügt
werden muss, um sie zu sammen mit in wässrigen Lösungen vorliegenden Proteinen
einzusetzen.
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Aus
der
DE 44 38 381 A1 ist
eine mikroporöse
Membran aus Cellulosenitrat bekannt, die durch eine Trägerfolie
aus Polyester unterstützt
wird. Zur Erzeugung hydrophiler Eigenschaften enthält die Membran
zusätzlich
ein Netzmittel. Die folienunterstützte Membran wird dabei durch
Phaseninversion nach dem Verdunstungsverfahren hergestellt. Die
verwendete Gießlösung enthält ein Lösemittel/Fällmittelgemisch.
Das Lösemittel
weist einen höheren
Dampfdruck als das Fällmittel
auf, so dass sich die Konzentrationsverhältnisse während des Verdunstens der Lösemittelkomponente
zu Gunsten des Fällmittels
verschieben. Mit dem Durchschreiten der Mischungslücke entsteht
die Porenstruktur. Die in der Struktur verbliebenen, flüchtigen
Komponenten werden in einem folgenden Trocknungsschritt entfernt.
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Nachteilig
dabei ist, dass zur Erzielung der hydrophilen Eigenschaften bzw.
zur Erzielung der notwendigen Benetzbarkeit mit Wasser den Filmen
bzw. der Membran teils schon in der Gießlösung, spätestens aber vor dem letzten
Trocknungsschritt Netzmittel (üblich
sind anionische Tenside, wie z.B. SDS, SDBS) zugefügt werden
müssen.
Die Anwendung als Diagnostiksubstrat erfordert dabei nicht nur eine
poröse
Matrix sondern auch eine sehr gute Benetzbarkeit und eine hohe Proteinbindungskapazität der Oberfläche. Eine
netzmittelfreie Cellulosenitratstruktur weist dabei hohe Proteinbindungskapazitäten auf,
ist aber nicht benetzbar. Daraus wird deutlich, dass Netzmittel
selbst für
den Test unerwünscht
aber notwendig sind. Auf Grund des amphiphilen Charakters der Netzmittel
ergeben sich kompetitive Wechselwirkungen mit den Proteinlösungen sowie
den Schichtoberflächen,
die die Proteinbindungskapazitäten,
die Antikörper/Antigen-Bindungen
und damit die Sensitivität
des Tests vermindern. Das Netzmitteladditiv muss daher sehr intensiv
auf seine Auswirkungen im Test geprüft werden.
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Aus
der
US 4,457,145 ist
ein Apparat zur Niedertemperaturplasmabehandlung zur Oberflächenaktivierung
(Entschlichten und Säubern)
von Textilien bekannt.
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Weiterhin
ist aus der
EP 0 695
622 B1 eine Methode und Vorrichtung zur Behandlung von
flächigen, porösen Gegenständen, wie
z.B. Membranen, für
die Separation bekannt. Durch die Anbindung von polaren oder unpolaren
chemischen Gruppen mittels eines Niedertemperaturplasmas lassen
sich die Oberflächen
gezielt modifizieren.
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Auch
ist aus der
US 6,074,534 die
Behandlung von porösen
Körpern
durch ein Niedertemperaturplasma bekannt. Dort wird die Behandlung
von Filter- und Elektrolyse- oder Elektrophoresemembranen beschrieben.
Die Behandlung erfolgt durch ein aktivierendes Niedertemperatur-Stickstoff/Sauerstoffplasma,
bei dem der Sauerstoffanteil zwischen 1 und 5% liegt. Als Material
des porösen
Körpers
wird Polypropylen vorgeschlagen, bei dem keine Zersetzung des Polymers
zu erwarten ist.
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Weiterhin
ist aus der Veröffentlichung
von M.L. Stehen; JMS 188 (2001), 97-114 die Niedertemperaturplasmabehandlung
von asymmetrischen Hohlfasermembranen aus Polyäthersulfon beschrieben.
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Gemeinsam
ist den obigen Druckschriften, dass eine Niedertemperaturplasmabehandlung
bisher nur mit stabilen Kunststoffen durchgeführt wird, die zudem dem Fachmann
keine Zersetzung des Polymers erwarten lassen. Dadurch, dass Cellulosenitrat
ein selbstzersetzender Stoff ist, erscheint er dem Fachmann als
für die
Niedertemperaturplasmabehandlung nicht geeignet.
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Aufgabe
der vorliegenden Erfindung ist es daher, einen porösen Film
mit einem Funktionskörper
auf Basis von Cellulosenitrat mit hydrophilen Eigenschaften zu schaffen,
bei dem auf ein Netzmittel verzichtet werden und bei dem eine Zersetzung
seiner Struktur vermieden werden kann.
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Diese
Aufgabe wird in Verbindung mit dem Oberbegriff des Anspruches 1
dadurch gelöst,
dass der Funktionskörper
ohne Verwendung von Netzmitteln durch eine Niedertemperaturplasmabehandlung
unter Beibehaltung seiner Struktur hydrophilisiert wurde.
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Bei
dem erfindungsgemäßen porösen Film
bzw. seinem Funktionskörper
auf Basis von Cellulosenitrat und seiner Niedertemperaturplasmabehandlung
hat sich überraschenderweise
herausgestellt, dass eine Niedertemperatur-Plasmamodifikation am
Cellulosenitratfilm möglich
ist, ohne dass sich die Struktur zersetzt. Zudem ergeben sich die
folgenden Vorteile:
- • Die Schicht wird ohne Netzmittel
dauerhaft hydrophilisiert und weist kurze Eindringzeiten von Flüssigkeiten
auf.
- • Die
laterale Sauggeschwindigkeit wird erhöht.
- • Das
Liniensignal wird im Vergleich zu konventionell behandelten Schichten
bezüglich
seiner Farbintensität und
Signalschärfe
verbessert.
- • Die
chemische Stabilität
der behandelten Schicht ist hinsichtlich der Selbstzersetzung höher als
für das Ausgangsmaterial.
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Weitere
bevorzugte Ausführungsformen
der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen.
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Die überraschend
guten Anwendungseigenschaften ergeben eine besondere Eignung des
erfindungsgemäßen porösen Films
für seine
Verwendung in der Diagnostik. So wird nach einer bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung der poröse
Film bzw. sein Funktionskörper
als Substrat eines Dip-sticks für
einen immunochromatographischen Lateral-Flow-Test verwendet.
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Der
typische immunochromatographische Lateral-Flow Test wird als Dip-Stick-Test
(Teststab- bzw. Teststreifen-Test) eingesetzt und ist gebrauchsfertig
zum Eintauchen in die Probe, ohne dass der Nutzer weitere Verfahrensschritte
vornehmen muss. Nach wenigen Minuten ist das Testergebnis als optisches
Signal sichtbar.
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In
einer typischen Herstellung dieses Tests wird im ersten Schritt
auf einem Cellulosenitrat-Filmstreifen als Testsubstrat eine spezifische
Antikörperlinie
sowie eine unspezifische Kontrolllinie aufgetragen. Die Qualität dieser
Linien, insbesondere der spezifischen Antikörperlinie bezüglich Intensität und Signalschärfe ist
entscheidend für
die Bewertung des Testergebnisses. Insbesondere bei quantitativen
Essays ist eine hohe Reproduzierbarkeit gefordert. Intensität und Signalschärfe dieser
Linien hängen
von der Schichtstruktur, den Oberflächeneigenschaften (spontan
benetzbar, offene Struktur) und der Protein-Film-Wechselwirkung
(spontane irreversible Bindung) ab. Die Qualität der Positivlinie wird maßgeblich
durch diesen ersten Auftragsschritt und die verwendeten Komponenten
bestimmt.
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An
den Anfang des Teststreifens wird ein Reservoir eines weiteren spezifischen
Antikörpers
im Gemisch mit einer unspezifischen Protein-/Pufferlösung appliziert.
Der spezifische Antikörper
ist in der Regel mit farbigem Latex oder Gold als Konjugat gelabelt,
um die optische Auswertung der Immunreaktion zu ermöglichen.
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In
einer typischen Anwendung des Tests wird das zu bestimmende Antigen,
der Analyt in Kontakt mit dem Startpunkt des trockenen Teststreifen
gebracht. Er reagiert dort mit dem spezifischen, gelabelten Antikörper (AK1)
im Reservoir und wird dann durch den durch die zunehmende Benetzung
entstehenden Lateralfluss der Protein-/Pufferlösung konvektiv über die
Reaktionszone der spezifischen Antikörperlinie (AK2) geführt, an der
er bindet. Der gelabelte spezifische Antikörper wird hierbei nicht unspezifisch
an die Oberfläche
des CN-Substrat gebunden, da diese mit einem unspezifischen Protein
abgesättigt
wird. Durch die spezifische Bindung des gelabelten Antikörper/Antigenkomplexes
(AK1) an der vorliegenden Antikörperlinie
(AK2) entsteht eine positive Signallinie, die im Fall von Gold-
und Latexlabeln optisch ausgelesen wird.
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Die
Kontrolllinie bindet unspezifisch überschüssige Antikörper-Labelkomplexe und gibt
lediglich Aufschluß über die
korrekte Durchführung
des Tests.
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Weitere
Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zur Herstellung des
erfindungsgemäßen porösen Films
anzugeben.
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Diese
Aufgabe wird in Verbindung mit dem Oberbegriff des Anspruches 12
dadurch gelöst,
dass nach Herstellen des auf Cellulosenitrat basierenden Funktionskörpers nach
einem Verdunstungs-Fällprozess
der Funktionskörper
zur Hydrophilisierung mit einem reaktiven schichtabtragenden Niedertemperaturplasma nachbehandelt
wird.
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Da
sich überraschenderweise
herausgestellt hat, dass eine Niedertemperatur-Plasmamodifikation
am Cellulosenitratfilm möglich
ist, ohne dass sich die Struktur zersetzt, wird die Hydrophilisierung
des porösen Films
durch Nachbehandlung mit einem reaktiven schichtabtragenden Niedertemperaturplasma
ermöglicht und
zwar mit den oben genannten verbesserten Eigenschaften.
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Unter
einem Gasplasma versteht man eine ionisierte, aktivierte Zustandsform
von Gasen. Man kann Plasmen erzeugen, indem in einer Vakuum-Prozesskammer
unter Niederdruck Gase aber auch Gasgemische durch Anlegen hochfrequenter
elektromagnetischer Felder zur Entladung gebracht werden. Dabei
wird das Gas ionisiert und es entstehen chemische Radikale sowie
UV-Strahlung. Das
so gebildete Prozessgas reagiert mit der Oberfläche der Schicht in den obersten
Monolagen. Abhängig
von der Gaszusammensetzung und der Anregungsenergie werden unterschiedliche
Effekte erzielt. Je nach Verfahrensart wird die Oberfläche dabei abtragend
aktiviert und gereinigt oder es werden durch geeignete Monomere
in dem aktivierten Gas Schichten aufgetragen. In der vorliegenden
Erfindung ist ein abtragendes, aktivierendes Verfahren vorteilhaft.
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Sauerstoffradikale
und -ionen reagieren mit der unpolaren Oberfläche und bilden hydrophile Gruppen, die
die Schicht benetzbar machen. Wichtig ist hierbei, dass offensichtlich
die unspezifische Proteinbindungskapazität der Cellulosenitrat oder
Cellulose-Mischester-Struktur nicht vermindert wird.
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Gemäß der Erfindung
wird die Plasmaleistung und die Verweilzeit im Plasma so gestaltet,
dass die Schichtstruktur nicht zerstört wird. Die Nachbehandlung
des Filmes bzw. Funktionskörpers
erfolgt in einer Sauerstoffatmosphäre. Es ist aber auch möglich, eine
Inertgasatmosphäre
zu verwenden.
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Nach
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung wird eine Argon/Sauerstoffatmosphäre verwendet.
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Anwendungs-Beispiel:
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Basis
für die
folgenden Anwendungs-, und Behandlungs-Vergleiche ist immer dieselbe Cellulosenitratfilm-Produktionscharge
(spezifiziert durch Herstell-Chargennummer).
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Eine
im Stand der Technik bekannte Gießlösung aus einem Polymerblend
von handelsüblichem
Cellulosenitrat (5-10%) und Celluloseacetat (<2%) in einem Lösungsmittelgemisch aus Methylacetat
(40-60%), Alkoholen (30-50%) und Wasser wird in einer Ziehmaschine
auf eine Trägerfolie
oder ein umlaufendes Trägerband
aufgetragen. Die beschichtete Folie oder die freitragende Folie
wird unter Verdunstung der überwiegenden
Bestandteile des Lösungsmittelgemisches
zum Ausgang der Ziehmaschine transportiert, wobei unter Phaseninversion
der Cellulosenitratfilm entsteht.
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Diese
Filmcharge wird entweder imprägniert
mit Netzmittel (z.B.: SDBS <0,5%)
(derzeit eingesetzte Anwenderreferenz – Probe 1), als netzmittelfreier
Film (Probe 2), oder als plasmanachbehandelter Film verglichen (Probe
3).
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Die
Behandlung der Schicht mit Niedertemperatur-Plasma erfolgt im Vakuum
nach dem Stand der Technik von Rolle zu Rolle oder batchweise in
Bogenformaten entweder in einer Sauerstoffatmosphäre, in Inertgasatmosphären (z.B.
Ar) oder Mischungen derselben. Bevorzugt findet die Behandlung in
einer Ar/Sauerstoffatmosphäre
(80/20) statt.
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Die
Behandlung erfolgt von Rolle zu Rolle bei Prozessdrücken von
ca. 0,1-0,5 mbar.
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Die
Plasmaleistung (100-500W) und die Verweilzeit (0,1-5 min) im Plasma
wird so gestaltet , dass die Schichtstruktur nicht zerstört wird,
vorzugsweise wird dazu eine Probe mit einer Schichtdicke von 170μm 2 Minuten
in einem Argon/Sauerstoffplasma (80/20 Vol%) bei einer Plasmaleistung
von 400W belassen. Dabei erfolgt ein Oberflächenabtrag der Schicht bis
zu einer Schichtdicke von 145-150μm.
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Die
Qualität
und die Intensität
der Behandlung können über die
Benetzbarkeit, die resultierende Schichtdicke und die Saugzeit eingestellt
werden.
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In
der folgenden Tabelle 1 sind die Eigenschaften eines typischen netzmittelhaltigen,
eines netzmittelfreien und eines plasmabehandelten, netzmittelfreien
Films gegenübergestellt.
Tabelle
1
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Die
Benetzbarkeit der plasmabehandelten Probe – gemessen als Eindringzeit
[s/10μl] – gibt die
Zeit in Sekunden an, in welcher nach dem Aufsetzen eines Tropfenvolumens
von 10μl
einer wässrigen
20%iger NaCl-Lösung
mit einer Eppendorf-Pipette auf die Probenoberfläche, kein Flüssigkeitsspiegel
mehr auf der Oberfläche
erkennbar ist. Die Benetzbarkeit ist auch noch nach mindestens fünf Monaten
im Rahmen der Prüfmethode
unverändert.
Es ist ersichtlich, dass Probe 3 die kürzesten Eindringzeiten aufweist.
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Die
Migrationszeit-Bestimmung erfolgt an Proben (10 × 41 mm), die quer (axial)
zur Schichtrolle gestanzt werden, da in dieser Vorzugsrichtung auch
die Diagnostiktests angewandt werden. Das Reservoir (Tiefe 1 mm)
der Prüfvorrichtung
wird mit Phenolrotlösung
gefüllt,
die Schichtproben mit der Schmalseite hineingestellt und gleichzeitig
die Stoppuhr gestartet. Wenn die Saugfront das obere Ende des Probestreifens
erreicht, wird die Zeit abgelesen. Die Probe 3 weist eine deutlich
schnellere Saugzeit auf als die Referenz-Probe 1. Für eine nichtbenetzbare,
netzmittelfreie, unbehandelte Probe ist dieser Test nicht anwendbar.
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Die
chemische Stabilität
nach Bergmann-Jung bestimmt die Freisetzung nitroser Gase unter
erhöhter Temperatur
mit nachfolgender Titration. Die Bestimmung erfolgt in der Prüfapparatur
nach Bergmann-Junk (Fa. Haake), bestehend aus einem beheizbaren,
thermostatisierbaren sog. Abspaltungsapparat und Probenaufnahmegefäßen mit
Schliffaufsätzen,
die als Wasserverschluss für
das gebildete NO-Gas wirken.
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In
der Durchführung
erhitzt man in dem konstant auf 130 °C gehaltenen Abspaltungsapparat
die mit je 1,00 g trockener Probe beschickten Probenaufnahmegefäße mit wassergefüllten Schliffaufsätzen 1 h
lang. Die Probe und der Inhalt des Auf satzes werden anschließend mit
Wasser in ein Becherglas gespült
und mit 0,01 n KOH Kongorot als Indikator titriert.
Tabelle
2
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Ein
Vergleich der Oberflächenenergien
(Tabelle 2) von unbehandelten, tensidfreien und plasmabehandelten
Cellulosenitratfilmen zeigt, dass eine Zunahme der polaren Anteile
die gute Benetzbarkeit bewirkt.
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Die
Oberflächencharakterisierung
erfolgt an einem Tensiometer Typ K12 mit Software K121 der Fa. Krüss nach
der Washburn-Methode
und der Auswertung nach Owens/Wendt/Rabel/Kälble. Hierbei wird das Sorptionsverhalten
von Lösungsmitteln
unterschiedlicher Polarität
zur Bestimmung der Oberflächenenergien eingesetzt.
Nach dem Kontakt mit der Testflüssigkeit
wird die Massenzunahme pro Zeiteinheit registriert. Testflüssigkeiten
sind n-Heptan (zur Bestimmung der Kapillaritätskonstante) und Diiodmethan
sowie eine Ethanol/Wasser-Mischung (20/80 wt%).
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Testdurchführung:
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Die
gestanzten, unterstützten
CN-Schichtproben 35 × 45
mm werden in dem Probenhalter (Krüss- Wilhelmy-Probenhalter „F012") immer so eingespannt,
dass die Schmalseite zum Flüssigmedium
weist und die untere Kante parallel zu Flüssigkeitsoberfläche ausgerichtet
ist. Die Durchführung
einer Untersuchung erfolgt an 3 Probestreifen, die nebeneinander
aus der zu bestimmenden Schichtprobe gestanzt werden.
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Im
ersten Schritt wird die zeitabhängige
Sorptionsmessung zur Bestimmung der Kapillarität (Geometriefaktor c) durchgeführt.
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Medium:
n-Heptan. Das Programm „Laboratory
Desktop"; Add-In-Modul „K12 Contact
Angle" wird gestartet
und analog der Anweisung durchgeführt.
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Nach
Abschluss der Messung wird die vermessene Probe verworfen.
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Die
erhaltene Kapillarität
(Geometriefaktor c) wird als Parameter zur Bestimmung der Kontaktwinkel für die nachfolgenden
Messungen übernommen.
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Die
Kapillarität
wird als materialtypische Konstante ermittelt und gibt folgende
Beziehung wieder.
- c
- Materialkonstante
bzw. c-Faktor
- r
- Kapillarradius
- nk
- Anzahl der Kapillaren
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Im
zweiten Schritt werden die Sorptionsmessungen zur Bestimmung der
Kontaktwinkel durchgeführt.
- 1. Medium: Diiodmethan. Das Programm „Laboratory
Desktop"; Add-In-Modul „K12 Contact
Angle" wird gestartet
und analog der Anweisung durchgeführt.
Die Probe wird nach
der Messung verworfen.
- 2. Medium: EtOH/Wasser (20/80%Gewicht). Das Programm „Laboratory
Desktop"; Add-In-Modul „K12 Contact
Angle" wird gestartet
und analog der Anweisung durchgeführt.
Die Probe wird nach
der Messung verworfen.
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Aus
den erhaltenen Ergebnissen der Kontaktwinkel und der Kapillarität errechnet
das Programm laut nachfolgender Gleichung die Oberflächenenergie
des porösen
Körpers.
- θ
- Kontaktwinkel zwischen
Proben-Oberfläche
und Flüssigkeit
- t
- Zeit
- η
- Viskosität der Flüssigkeit
- ρ
- Dichte der Flüssigkeit
- σ
- Oberflächenspannung
der Flüssigkeit
- c
- Materialkonstante
bzw. c-Faktor
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Die
Probe 3 weist einen höheren
polaren Anteil der Oberflächenenergie
auf, der offensichtlich zur verbesserten Benetzbarkeit führt.
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Um
einen Eindruck in der Diagnostikanwendung zu erhalten, wurde zusätzlich das
folgende anwendungsnahe Testverfahren benutzt.
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Definierte
Volumina von BSA- und IgG- Lösungen
(s.u.) werden auf Filmproben in Linienform appliziert. Danach werden
die Linien durch direkte Anfärbung
des an den Film adsorbierten Proteins mittels Ponceau S sichtbar
gemacht. Es folgt eine qualitative, visuelle Bewertung der Testlinien
hinsichtlich Intensität, Schärfe und
Form.
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Proteinlösungen:
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- – 1
mg/ml Albumin (albumin bovine fraction V, pH 7,0), gelöst in 0,15
M PBS- Puffer
- – 1
mg/ml g- Globulin (g- globulin from bovine blood; gelöst in 0,15
M PBS- Puffer
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Die
Testlinien werden jeweils in 1 cm Abstand von der Längskante
aufgebracht und die Filmproben werden anschließend 30 min bei 40 °C im Trockenschrank
getrocknet.
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Die
getrockneten Filmproben werden 10 min in 0,2% Ponceau S-Lösung (in 5% Essigsäure) behandelt.
Dabei wird der gesamte Film einschließlich der applizierten Testproteine
angefärbt.
Die Entfärbung
erfolgt durch 2 × je
5 min Schütteln
in 5 Gew.-% Essigsäure,
wobei die nicht mit Protein belegte Filmfläche wieder entfärbt wird.
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Anschließend folgt
eine 30 min Trocknung bei 40 °C
im Trockenschrank.
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In
den Zeichnungen zeigen:
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1:
Probe 1 mit einem porösen
Film aus Cellulosenitrat als Referenz, imprägniert mit Standardnetzmittel
und standardisierten Linienauftrag,
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2:
Probe 3, mit einem porösen
Film aus Cellulosenitrat, plasmabehandelt [Ar/O2]
und standardisierten Linienauftrag,
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3:
Probe 1 als REM-Aufnahme mit einem porösen Film aus Cellulosenitrat
als Referenz, imprägniert
mit Standardnetzmittel und
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4:
Probe 3 als REM-Aufnahme mit einem porösen Film aus Cellulosenitrat,
plasmabehandelt [Ar/O2].
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In
den 1 und 2 wird der standardisierte Linienauftrag
wiedergegeben. Die plasmabehandelte Probe zeigt klar die schärferen Liniensignale
insbesondere der BSA-Linie verglichen mit der unbehandelten, netzmittelhaltigen
Kontrollschicht.
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Die 3 zeigt
Probe 1 mit einem porösen
Film aus Cellulosenitrat, netzmittelhaltig mit Porengrößen von
ca. 10.μm
Durchmesser als Rasterelektronenmikroskopaufnahme.
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Die 4 zeigt
Probe 3 mit einem porösen
Film aus Cellulosenitrat ohne Netzmittel plasmabehandelt mit Porengrößen von
ca.10μm
Durchmesser als Rasterelektronenmikroskopaufnahme.
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Ein
Vergleich der Strukturen (s.u.) im REM zeigt keine signifikanten
Strukturunterschiede des behandelten zum Ausgangs-Film.
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Glossar:
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- BSA
- 1 mg/ml Bovine Serum
Albumin (albumin bovine fraction V, pH 7,0; Serva # 11930) gelöst in 0,15
M PBS- Puffer
- Diiodmethan
- 99% (Aldrich # 15.842-9)
- EtOH/H2O
- 20/80 %Gewicht (EtOH
Qualität
abs. reinst. von Merck # 1.00986.1000, H2O Qualität ROW mit
Leitfähigkeit < 8μS)
- n-Heptan
- Qualität p.a. (Merck
# 1.04379.2500)
- IgG
- 1 mg/ml γ- Globulin
(γ- globulin
from bovine blood; Fluka # 49030), gelöst in 0,15 M PBS-Puffer
- PBS-Puffer
- nach Maniatis: 8,00
g NaCL; Merck # 1.06404, 0, 20 g KCL; Merck # 1. 04935, 0, 44 g Na2HPO4; Merck # 1.06576,
0, 24 g KH2PO4;
Merck # 1.04871 mit HCl auf pH 7,4 einstellen+ entionisiertes Wasser
ad 1 Liter
- Ponceau S
- 0,2 Gew.-% Ponceau
S (Merck # 1.15927.0025), gelöst
in 5 Gew.-% Essigsäure
- SDS
- Natriumdodecylsulfat
- SDBS
- Natriumdodecylbenzylsulfonat
- Phenolrot-Lsg
- 0,13 g Phenolrot {Merck-
Nr. 7241} gelöst
in 1 Liter 0,05 m Tris/ HCl- Puffer, pH 8,6.
- Tris/ HCl-Puffers
- 6,1 g Tris (hydroxymethylamin)-
aminomethan {Merck- Nr. 8382} in 900 entionisiertem Wasser lösen, mit
1 n Salzsäure
{Merck Nr. 9057.1000} auf pH 8,6 einstellen und mit entionisiertem
Wasser auf 1000 ml auffüllen.
Beachtung: Die Lösung
ist nur begrenzt haltbar und nur max. 3 Tage für Prüfzwecke zu verwenden.
- 20% NaCl
- 20 g NaCl {Riedel-
de Haen Nr. 13423} in 80 g entionisiertem Wasser lösen.