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Die Erfindung betrifft ein System zur Bedienung einer Hörvorrichtung, insbesondere eines Hörhilfegeräts.
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Hörvorrichtungen dienen üblicherweise zur Ausgabe eines Tonsignals an das Gehör des Trägers dieser Hörvorrichtung. Die Ausgabe erfolgt dabei mittels eines Ausgabewandlers, meist auf akustischem Weg über Luftschall mittels eines Lautsprechers (auch als „Hörer“ oder „Receiver“ bezeichnet). Häufig kommen derartige Hörvorrichtungen dabei als sogenannte Hörhilfegeräte (auch kurz: Hörgeräte) zum Einsatz. Dazu umfassen die Hörvorrichtungen normalerweise einen akustischen Eingangswandler (insbesondere ein Mikrofon) und einen Signalprozessor, der dazu eingerichtet ist, das von dem Eingangswandler aus dem Umgebungsschall erzeugte Eingangssignal (auch: Mikrofonsignal) unter Anwendung mindestens eines üblicherweise nutzerspezifisch hinterlegten Signalverarbeitungsalgorithmus derart zu verarbeiten, dass eine Hörminderung des Trägers der Hörvorrichtung zumindest teilweise kompensiert wird. Insbesondere im Fall eines Hörhilfegeräts kann es sich bei dem Ausgabewandler neben dem Lautsprecher alternativ auch um einen sogenannten Knochenleitungshörer oder ein Cochlea-Implantat handeln, die zur mechanischen bzw. elektrischen Einkopplung des Tonsignals in das Gehör des Trägers eingerichtet sind. Unter dem Begriff Hörvorrichtungen fallen zusätzlich insbesondere auch Geräte wie z.B. sogenannte Tinnitus-Masker, Headsets, Kopfhörer und dergleichen.
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Typische Bauformen von Hörvorrichtungen, insbesondere Hörgeräten, sind Hinter-dem-Ohr- („BTE“-) und In-dem-Ohr- („IdO“- oder „ITE"-) Hörvorrichtungen. Diese Bezeichnungen zielen auf die bestimmungsgemäße Trageposition ab. So weisen Hinter-dem-Ohr-Hörvorrichtungen ein (Haupt-) Gehäuse auf, das hinter der Ohrmuschel getragen wird. Hier kann in Modelle unterschieden werden, deren Lautsprecher in diesem Gehäuse angeordnet ist - die Schallausgabe an das Ohr erfolgt dabei üblicherweise mittels eines Schallschlauchs, der im Gehörgang getragen wird - sowie in Modelle, die einen externen Lautsprecher, der im Gehörgang platziert wird, aufweisen. In-dem-Ohr-Hörvorrichtungen weisen hingegen ein Gehäuse auf, das in der Ohrmuschel oder sogar vollständig im Gehörgang getragen wird.
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Aufgrund der fortschreitenden Miniaturisierung sind aus Platzgründen an Hörvorrichtungen, insbesondere an Hörgeräten, nur noch wenige Bedienelemente vorhanden, häufig nur noch ein oder zwei Tasten zur Lautstärkesteuerung und/oder zum Ein-/Ausschalten. Da Hörgeräte teilweise von Menschen genutzt werden, die neben ihrer Hörminderung auch mit weiteren Einschränkungen, bspw. verringerte Sensibilität der Finger, verringertes Sehvermögen oder dergleichen zu kämpfen haben, bilden Hörgeräte häufig gemeinsam mit einer zugeordneten Fernbedienung ein Hörvorrichtungssystem, um die Steuerung der Hörgeräte zu vereinfachen. Aufgrund der mittlerweile vorliegenden Möglichkeiten, sind die Fernbedienungen teilweise auch durch Mobilgeräte wie Smartphones oder Tablets gebildet, die eine Steuerungssoftware (Softwareapplikation oder App) aufweisen. Eine Kommunikation mit der Hörvorrichtung erfolgt drahtgebunden oder drahtlos, bspw. via Funkverbindung oder auch häufig mittels einer akustischen Signalübertragung.
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In letzterem Fall kann eine zu gering eingestellte Ausgabelautstärke des Mobilgeräts aber die Erfassung der Kommunikation mittels der Hörvorrichtung erschwert oder verhindert sein. Dies kann wiederum für ältere Menschen oder solche mit geringerem technischem Verständnis zu Bedienproblemen führen, die wiederum den Nutzungskomfort der Hörvorrichtung zumindest subjektiv beeinträchtigen.
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Der Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, den Nutzungskomfort für Hörvorrichtungen zu erhöhen.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch ein System zur Bedienung einer Hörvorrichtung mit den Merkmalen des Anspruchs 1. Vorteilhafte und teils für sich erfinderische Ausführungsformen und Weiterentwicklungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen und der nachfolgenden Beschreibung dargelegt.
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Das erfindungsgemäße System dient zur Bedienung einer Hörvorrichtung. Das System weist dabei eine Softwareapplikation („Bedien-App“) auf, die lauffähig auf einem tragbaren Gerät („Mobilgerät“) installiert ist und mit diesem ein Fernkonfigurationsgerät für die Hörvorrichtung bildet. Vorzugsweise stellt das Mobilgerät nach Installation der Bedien-App und zumindest während der bestimmungsgemäßen Nutzung einen Teil des Systems dar. Optional bildet auch die Hörvorrichtung einen Teil des Systems. Das System weist weiterhin eine zur Kurzstreckenkommunikation mit dem tragbaren Gerät eingerichtete elektronische Einheit auf. Die elektronische Einheit weist eine Nutzereingabeschnittstelle auf und ist dazu eingerichtet, auf eine Nutzereingabe (insbesondere in die Nutzereingabeschnittstelle) hin ein Signal („Triggersignal“) an das Mobilgerät zu senden. Das Mobilgerät ist mittels der Softwareapplikation oder eines zusätzlichen Softwaremoduls (bspw. einer Art Betriebsapplikation für die elektronische Einheit) dazu eingerichtet, auf Empfang des Triggersignals hin wenigstens eine Einstellung, die einen Kommunikationsweg des Mobilgeräts mit der Hörvorrichtung betrifft, auf einen vorgegebenen Wert zu setzen, und/oder eine Aktivierung der Bedien-App durchzuführen.
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Bei dem Mobilgerät handelt es sich vorzugsweise um ein Smartphone, ein Tablet, eine Mischung aus diesen, optional auch um einen Laptop, oder dergleichen.
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Vorzugsweise ist der Wert für die Einstellung derart vorgegeben, dass eine Kommunikation zwischen dem Mobilgerät und der Hörvorrichtung überhaupt ermöglicht wird.
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Die Erfindung hat dabei den Vorteil, dass mittels (vorzugsweise nur) einer Nutzereingabe die Bedien-App gestartet und/oder zumindest eine Einstellung zur Kommunikation zwischen dem Mobilgerät und der Hörvorrichtung vorgenommen wird. Zwar sind insbesondere Smartphones und/oder Tablets häufig dazu eingerichtet, im Betrieb einer Softwareapplikation Warnmeldungen auszugeben, wenn entsprechend erforderliche Einstellungen und/oder Freigaben nicht passend sind oder nicht vorliegen (bspw. wenn Datenschutzfreigaben fehlen, Drahtlosschnittstellen inaktiv sind oder dergleichen), wobei häufig ein Dialog angeboten wird, mittels dessen der Nutzer die Einstellungen „nachziehen“ (bspw. also aktivieren) kann. Gerade für ältere Nutzer oder solche mit wenig Erfahrung, technischem Verständnis oder anderen körperlichen Einschränkungen (verringerte (Finger-) Motorik, verringertes Sehvermögen oder dergleichen) stellen aber auch solche Dialoge eine zumindest gewisse Barriere dar, die den subjektiven Nutzerkomfort einschränkt.
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Vorzugsweise ist das Mobilgerät dazu eingerichtet, auf den Empfang des vorstehend beschriebenen Triggersignals hin, ohne weitere Rückfrage oder Bestätigung hin, die Einstellung auf den vorgegebenen Wert zu setzen bzw. die Bedien-App zu starten (aktivieren). Dies ist dahingehend vorteilhaft, da der Nutzer keine zusätzliche Bestätigung der ausgelösten Aktion mehr abgeben muss, was wiederum für oben genannten eingeschränkte Nutzer in der Bedienung hinderlich wäre.
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Vorzugsweise ist hierfür die elektronische Einheit signalübertragungstechnisch mit dem Mobilgerät verknüpft, bspw. über eine Art „Handshake“, und/oder mittels einer App (bspw. des vorgenannten zusätzlichen Softwaremoduls) auf dem Mobilgerät installiert, hinterlegt oder dergleichen. Dadurch ist die elektronische Einheit dem Mobilgerät insbesondere bekannt, so dass letzteres das Triggersignal als „berechtigten“ Einstellbefehl auch ohne Rückfragen heranziehen kann. Weiter optional kann aber bereits die Kurzstreckenkommunikation zwischen der elektronischen Einheit und dem Mobilgerät als ausreichende Berechtigung herangezogen werden, da eine solche Kurzstreckenkommunikation, die vorzugsweise lediglich nur über wenige Zentimeter, bspw. bis maximal 30 Zentimeter, funktioniert, als vergleichsweise sicher gegen unbefugten Zugriff angenommen werden kann.
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Besonders bevorzugt handelt es sich bei der zur Kurzstreckenkommunikation mit dem tragbaren Gerät eingerichteten elektronischen Einheit um einen NFC-Tag oder ein NFC-Zubehörteil. NFC - englisch kurz für „near field communication“ - ist als Übertragungsstandard, insbesondere zur - bevorzugt induktiven - Signalübertagung nach dem Prinzip der RFID-Technik, bereits per se zur Übertragung mit Reichweiten im Bereich von wenigen 10 Zentimetern, insbesondere sogar von weniger als 10 Zentimetern, eingerichtet und vorgesehen. Derart geringe Übertragungsreichweiten ermöglichen wie vorstehend beschrieben, eine Steuerung des Mobilgeräts auch ohne zusätzliche (nutzerseitige) Freigabe.
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In einer zweckmäßigen Ausführung handelt es sich bei dem Kommunikationsweg des tragbaren Geräts um einen Lautsprecher, eine Drahtlos-Schnittstelle und/oder einen Bildschirm.
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In einer Weiterbildung des Systems ist die elektronische Einheit, insbesondere der NFC-Tag bzw. das NFC-Zubehörteil dazu eingerichtet, im Rahmen des Triggersignals einen spezifizierten Einstellbefehl an das tragbare Gerät zu senden. Anders ausgedrückt, enthält in dieser Weiterbildung das Signal bspw. einen konkreten Befehl, den das Mobilgerät ausführen soll oder kann. Alternativ ist das Mobilgerät dazu eingerichtet, auf das lediglich einen (insbesondere unspezifischen) Befehl enthaltende Triggersignal quasi selbständig (d. h. insbesondere aufgrund von „Workflows“ der Bedien-App oder des zusätzlichen Softwaremoduls) mit einer entsprechenden Maßnahme zu reagieren.
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Zweckmäßigerweise ist das Mobilgerät dazu eingerichtet, auf Empfang des Triggersignals hin, eine Tonausgabelautstärke (oder auch: Lautsprecherlautstärke) auf einen vorgegebenen Mindestwert, vorzugsweise auf mindestens 50%, zu setzen. Dies ist insbesondere für den Einsatz mit einer akustisch fernbedienbaren Hörvorrichtung zweckmäßig. Der Nutzer braucht in diesem Fall nicht mehr zwingend die Tonausgabelautstärke selbst anpassen, um ein befriedigendes Ergebnis, insbesondere eine akustische Erfassung des akustischen Steuersignals durch die Hörvorrichtung, zu erhalten.
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In einer alternativen oder zusätzlichen Ausführung ist das Mobilgerät dazu eingerichtet, auf Empfang des Triggersignals hin, die eigene Drahtlos-Schnittstelle zu aktivieren. Insbesondere handelt es sich bei der Drahtlos-Schnittstelle um eine nach dem Bluetooth-Standard arbeitende Schnittstelle („Bluetooth-Schnittstelle“).
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Alternativ kann aber auch das Mobilgerät zur Kurzstrecken- (oder auch: Nahfeld-) Kommunikation (NFC) mit der Hörvorrichtung eingerichtet sein. In diesem Fall wird optional die NFC-Schnittstelle, insbesondere ein NFC-Sender, des Mobilgeräts aktiviert.
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In einer weiteren zweckmäßigen Ausführung ist das Mobilgerät (vorzugsweise zusätzlich) dazu eingerichtet, auf Empfang des Triggersignals hin, einen Ruhe- oder Nicht-Stören-Betriebsmodus, optional auch einen „Flugmodus“, zu beenden. Insbesondere Mobiltelefone oder Tablets weisen die Möglichkeit auf, einen Ruhemodus aufzunehmen, in dessen Rahmen bspw. der Lautsprecher lautlos gestellt ist und/oder weitere Kommunikationsschnittstellen (bspw. Drahtlos-Schnittstellen) deaktiviert sind. Dies ist insbesondere für den Fall zweckmäßig, dass während des Ruhemodus optional sogar die Lautsprecherlautstärke erhöht werden kann, aber aufgrund einer Priorisierung des Ruhemodus ohne tatsächliche Auswirkung bleibt, da der Lautsprecher insgesamt deaktiviert ist, in diesem Fall wird eine solche Lautstärkeänderung eventuell erst mit Deaktivierung des Ruhemodus effektiv.
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Zusätzlich oder alternativ ist das Mobilgerät zweckmäßigerweise dazu eingerichtet, auf Empfang des Triggersignals hin, zu prüfen, ob ein Soundprofil auf still (auch als „mute“ bezeichnet) gesetzt ist, und das Soundprofil in diesem Fall auf normal zu setzen.
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Optional ist das Mobilgerät außerdem dazu eingerichtet, die vorstehend beschriebenen Maßnahmen - insbesondere also das Einstellen der Tonausgabelautstärke auf den Mindestwert, die Aktivierung der Drahtlos-Schnittstelle, das Beenden des Ruhe- oder Nicht-Stören-Betriebsmodus und/oder das Beenden des Soundprofils „mute“ - nur für die Nutzung der vorstehend beschriebenen Bedien-App durchzuführen. Für andere Applikationen kann somit optional vorgesehen sein, die genannten Einstellungen unverändert zu belassen (für eine Telefon- oder Messenger-App bleibt also bspw. der Nicht-Stören-Betriebsmodus).
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Insbesondere um zu vermeiden, dass eine Kommunikationsverbindung zwischen dem Mobilgerät und der Hörvorrichtung unterbrochen und nicht wiederaufgenommen wird - teilweise wird zwar die Kopplung beider Geräte angezeigt, aber es erfolgt keine Datenübertragung -, ist das Mobilgerät in einer weiteren zweckmäßigen Ausführung (zusätzlich oder alternativ zu den vorstehend beschriebenen Ausführungen) dazu eingerichtet, auf Empfang des Signals hin, eine Kommunikationsverbindung mit der Hörvorrichtung zu trennen und wieder zu schließen. Dadurch wird insbesondere eine erneute Kopplung mit der Hörvorrichtung „erzwungen“.
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In einer weiteren zweckmäßigen Ausführung, insbesondere für den Fall, dass das Mobilgerät nicht aufgrund des Bedien-App zur Kommunikation mit der elektronischen Einheit eingerichtet ist, ist das Mobilgerät dazu eingerichtet, insbesondere mittels des zusätzlichen Softwaremoduls, auf Empfang des Triggersignals hin, auf dem Mobilgerät selbst installierte Applikationen nach einer Anweisungssammlung zum Ferneinstellen einer Hörvorrichtung zu durchsuchen und, falls keine solche Anweisungssammlung gefunden wird, einen Hinweis an einen Nutzer des Geräts auszugeben. Anders ausgedrückt, ist das Mobilgerät insbesondere dazu eingerichtet, auf Empfang des Triggersignals hin, zu prüfen, ob die Bedien-App (oder eine vergleichbare Software-Applikation) installiert ist.
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Des Weiteren ist das Mobilgerät zweckmäßigerweise dazu eingerichtet, auf Empfang des Triggersignals hin, eine Funktion zur Anpassung einer Bildschirmhelligkeit auf adaptiv, insbesondere auch auf einen Automatikbetrieb, zu setzen.
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Die Konjunktion „und/oder“ ist hier und im Folgenden insbesondere derart zu verstehen, dass die mittels dieser Konjunktion verknüpften Merkmale sowohl gemeinsam als auch als Alternativen zueinander ausgebildet sein können.
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Nachfolgend werden Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand einer Zeichnung näher erläutert. Darin zeigen:
- 1 in einer schematischen Ansicht ein System zur Bedienung einer Hörvorrichtung, und
- 2 in einem schematischen Ablaufdiagramm einen Verfahrensablauf des Systems im bestimmungsgemäßen Betrieb.
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Einander entsprechende Teile sind in allen Figuren stets mit gleichen Bezugszeichen versehen.
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In 1 ist ein System 1 zur Bedienung einer Hörvorrichtung 2 dargestellt. Das System 1 weist eine Softwareapplikation („Bedien-App 4“) auf, die lauffähig auf einem tragbaren Gerät (auch: Mobilgerät, hier „Smartphone 6“) installiert ist. Das Smartphone 6 wird dadurch im bestimmungsgemäßen Einsatz Teil des Systems 1 und bildet mit der Bedien-App 4 zusammen ein Fernkonfigurationsgerät für die Hörvorrichtung 2. Das System 1 weist außerdem eine zur Kurzstreckenkommunikation mit dem Smartphone 6 eingerichtete elektronische Einheit auf. Die elektronische Einheit ist dabei durch ein NFC-Tag 8 gebildet. Dieser NFC-Tag 8 weist wiederum eine Nutzereingabeschnittstelle auf, die durch einen Knopf 10 gebildet ist. Der NFC-Tag 8 ist dabei dazu eingerichtet, auf eine Nutzereingabe (d. h. auf Betätigung des Knopfs 10) hin ein Signal („Triggersignal TS“) an das (mit dem NFC-Tag 8 gekoppelte oder optional gepairte) Smartphone 6 zu senden. Das Smartphone 6 ist mittels der Bedien-App 4 oder alternativ mittels eines zusätzlichen Softwaremoduls (konkret einer weiteren App, hier: „NFC-App 12“) dazu eingerichtet, auf Empfang des Triggersignals TS hin wenigstens eine Maßnahme zu ergreifen, die die Kommunikation zwischen dem Smartphone 6 und der Hörvorrichtung 2.
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Für den Fall, dass das Smartphone 6 mittels der NFC-App 12 dazu eingerichtet ist, das Triggersignal TS als Auslöser für eine nachfolgende Maßnahme zu ergreifen, ist das Smartphone 6 in alternativer Variante auch dazu eingerichtet, eine Aktivierung der Bedien-App 4 durchzuführen.
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Im vorliegenden Ausführungsbeispiel handelt es sich bei der Hörvorrichtung 2 um ein Hörhilfegerät. Dieses ist im vorliegenden Ausführungsbeispiel durch ein sogenannten Hinter-dem-Ohr-Hörhilfegerät (kurz: „HdO“) gebildet und umfasst dabei zwei Mikrofone 20, einen mit diesen gekoppelten Signalprozessor 22 sowie einen Lautsprecher 24, der wiederum ausgangsseitig mit dem Signalprozessor 22 gekoppelt. Außerdem weist das Hörhilfegerät 2 einen Energiespeicher 26 zur Energieversorgung der vorgenannten Komponenten auf. Ohne Einschränkung kann das Hörhilfegerät aber auch durch eine andere Hörhilfegeräte-Bauweise ausgestaltet sein, bspw. als In-dem-Ohr-Hörhilfegerät (kurz: „IdO“).
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Der Signalprozessor 22 ist dazu eingerichtet, von den Mikrofonen 20 empfangene Signale zu verarbeiten, je nach Hörminderung des Nutzers des Hörhilfegeräts bspw. frequenzabhängig zu verstärken, zu filtern und dergleichen. An den Lautsprecher 24 gibt der Signalprozessor 22 ein prozessiertes Signal aus, das zusätzlich insgesamt verstärkt oder gedämpft (im Sinne einer Lautstärkeneinstellung) werden kann.
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Der Nutzer hat häufig die Möglichkeit, neben der Lautstärke auch unterschiedliche Hörprogramme - Einstellungssätze, die für spezifische Hörsituationen angepasst sind, bspw. für ein Gespräch in Ruhe, ein Gespräch mit Störgeräuschen, Fernsehen und dergleichen - anzuwählen, um die Signalverarbeitung aktiv an eine veränderte Hörsituation anzupassen. Da Hörhilfegeräte immer kleiner werden, fallen zunehmend auch physische Schnittstellen am Hörhilfegerät selbst weg. Zur Vornahme von Einstellungen weisen Hörhilfegeräte deshalb häufig eine Fernbedienung auf. Aufgrund der Fähigkeit von Smartphones und dergleichen zur Kommunikation mit einer Vielzahl von Drittgeräten, bspw. via Funk oder dergleichen, bietet es sich an, Smartphones als Fernbedienung für Hörhilfegeräte zu nutzen.
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Ein Nachteil gerade für Leute mit körperlichen, insbesondere motorischen und/oder optischen, Einschränkungen, ist allerdings, dass bei Problemen mit einer Datenübertagung vom Smartphone 6 auf die Hörvorrichtung 2 erforderliche Einstellungen am Smartphone 6 häufig nicht ohne weiteres zu verstehen oder durch derartige Nutzer kaum vorgenommen werden können.
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Deshalb umfasst das System 1 auch den NFC-Tag 8. Das System 1 ist dazu eingerichtet, ein Betriebsverfahren in Interaktion mit dem Nutzer durchzuführen. Beispielhafte Schritte des Verfahrens sind in 2 schematisch dargestellt. Das Verfahren geht dabei davon aus, dass der NFC-Tag 8 mit dem Smartphon 6 gekoppelt oder diesem zumindest bekannt ist (d. h. bereits eine Kopplung, ein „Handshake“ oder dergleichen vorgenommen wurde). In einem alternativen Ausführungsbeispiel kann eine solche Kopplung und/oder ein „Handshake“ auch entfallen. In einem solchen Fall erfolgt die Authentifikation (und insbesondere eine Art Berechtigungsprüfung) des NFC-Tags 8 allein aufgrund dessen erforderlicher Nähe zum Smartphone 6, um überhaupt Signale mit letzterem austauschen zu können. Hier liegt also die Annahme vor, dass aufgrund der erforderlichen Nähe des NFC-Tags 8, bspw. unter 10 Zentimeter zum Smartphone 6, es hinreichend sicher ist, dass der Nutzer den NFC-Tag 8 bedient.
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Im Rahmen des Verfahrens wird weiter von der Annahme ausgegangen, dass der Nutzer Einstellungen am Smartphone 6, bspw. einen Wechsel eines aktuellen Hörprogramms vornehmen möchte. Die Einstellungen selbst kann der Nutzer in der Bedien-App 4 vornehmen. Um das Smartphone 6 auf die bevorstehende Kommunikation mit der Hörvorrichtung 2 vorzubereiten, nimmt der Nutzer in einem ersten Schritt S1 den NFC-Tag 8 und bringt diesen in unmittelbare Nähe (d. h. in einen Abstand von gleich oder weniger als 10 Zentimetern) zum Smartphone 6. Anschließend betätigt der Nutzer in einem zweiten Schritt S2 den Knopf 10 des NFC-Tags 8. Dieser sendet darauf mittels Kurzstreckenkommunikation das Triggersignal TS, das in einem dritten Schritt S3 von dem Smartphone 6 empfangen wird.
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Das Smartphone 6 wird durch das empfangene Triggersignal TS dazu veranlasst, in einem vierten Schritt S4 die wenigstens eine Maßnahme zu ergreifen, die die Kommunikation zwischen dem Smartphone 6 und der Hörvorrichtung 2 betrifft. Z. B. setzt dabei das Smartphone 6 wenigstens eine Einstellung, die einen Kommunikationsweg des Smartphones 6 mit der Hörvorrichtung 2 betrifft, auf einen vorgegebenen Wert.
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In einem ersten Ausführungsbeispiel stellt das Smartphone 6 konkret als Maßnahme eine Lautsprecherlautstärke auf wenigstens 50 Prozent oder mehr. Das ist dahingehend vorteilhaft, da eine Vielzahl von Hörvorrichtungen 2 akustisch ansteuerbar ist. Konkret wird akustisch, meist in einer für Normalhörende nicht oder kaum hörbaren Tonhöhe, ein Einstellbefehl von dem Smartphone 6 an die Hörvorrichtung 2 übertragen. Damit dieser Einstellbefehl von der Hörvorrichtung 2, konkret von deren Mikrofone 20, aufgenommen werden kann, wird hier quasi automatisch eine üblicherweise hinreichend hohe Ausgabe-Lautstärke voreingestellt. Unter der Annahme, dass sich bei einer bestimmungsgemäßen Nutzung das Smartphone 6 in der Hand des Nutzers und die Hörvorrichtung 2 an dessen Ohr befindet, wird eine Lautstärkeeinstellung von wenigstens 50 Prozent als ausreichend angesehen. Sollte die vorliegende Lautstärkeeinstellung des Smartphones 6 bereits höher eingestellt sein, erfolgt vorzugsweise kein Zurücksetzen der Lautstärkeeinstellung. Anschließend kann der Nutzer eine Einstellung für die Hörvorrichtung 2 in der Bedien-App 4 wählen und diese anschließend mit entsprechender Lautstärke an die Hörvorrichtung 2 ausgeben.
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In einem alternativen Ausführungsbeispiel aktiviert das Smartphone 6 als Maßnahme eine Drahtlos-Schnittstelle, die bspw. nach dem Bluetooth-Standard arbeitet, um eine Drahtlos-Kommunikationsverbindung mit der Hörvorrichtung 2 aufzubauen. Dies ist für Fälle zweckmäßig, in denen die Fernsteuerung der Hörvorrichtung funkbasiert erfolgt und nicht akustisch.
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In einem weiteren Ausführungsbeispiel (zusätzlich oder alternativ zu den vorstehend genannten Ausführungsbeispielen) deaktiviert das Smartphone 6 als Maßnahme einen derzeit aktiv geschalteten Ruhe-, Flug- oder Nicht-Störenmodus (oder vergleichbare Modi, bei denen insbesondere Datenübertagungsschnittstellen und/oder Lautsprecher deaktiviert oder besonders leise gestellt sind) und aktiviert einen Normal-Betriebsmodus des Smartphones 6.
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In beiden Fällen sind den jeweiligen Maßnahmen entsprechende Befehle in der Bedien-App 4 oder dem zusätzlichen Softwaremodul enthalten, d. h. in einem „Workflow“ hinterlegt, der bei Empfang des Triggersignals TS gestartet wird. Alternativ kann der NFC-Tag 8 aber auch dazu eingerichtet sein, einen auf die jeweilige Maßnahme (oder auch auf mehrere Maßnahmen) gerichteten Befehl im Rahmen des Triggersignals TS zu übermitteln. Dieser Befehl veranlasst das Smartphone 6 dann direkt, die vorstehend beschriebenen Maßnahmen zu ergreifen.
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Die vorstehen beschriebene Erfindung hat den Vorteil, dass eine nahezu automatische „Vorbereitung“ des Smartphones 6 auf eine nachfolgende Datenübertragung auf die Hörvorrichtung 2 erfolgt. Die jeweilige Maßnahme dieser Vorbereitung wird dabei vorzugsweise nur für den Fall ausgeführt, dass aktuell keine erforderlichen Einstellungen vorliegen. Vorzugsweise prüft also das Smartphone 6, ob bspw. eine aktuelle Lautstärkeeinstellung bereits über 50 Prozent liegt und führt, falls dies zutreffend ist, die Maßnahme nicht aus. Für Nutzer wird dadurch besonders effektiv vermieden, dass bei Start der Bedien-App 4 oder auch erst bei Absenden des entsprechenden Einstellbefehls in der Bedien-App 4 Fehlermeldungen, gegebenenfalls mit Lösungsvorschlägen, generiert werden, die für den Nutzer zumindest lästig oder - je nach Kenntnis über das Smartphone 6 oder körperlicher Voraussetzungen - schwer handzuhaben sind.
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Der Gegenstand der Erfindung ist nicht auf die vorstehend beschriebenen Ausführungsbeispiele beschränkt. Vielmehr können weitere Ausführungsformen der Erfindung von dem Fachmann aus der vorstehenden Beschreibung abgeleitet werden. Insbesondere können die anhand der verschiedenen Ausführungsbeispiele beschriebenen Einzelmerkmale der Erfindung und deren Ausgestaltungsvarianten auch in anderer Weise miteinander kombiniert werden.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- System
- 2
- Hörvorrichtung
- 4
- Bedien-App
- 6
- Smartphone
- 8
- NFC-Tag
- 10
- Knopf
- 12
- NFC-App
- 20
- Mikrofon
- 22
- Signalprozessor
- 24
- Lautsprecher
- 26
- Energiespeicher
- TS
- Triggersignal
- S1-S4
- Schritt