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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Ermittlung eines porenanteilabhängigen Nachbruchpotentials zur Quantifizierung der Verflüssigungsneigung eines vollständig verflüssigungsfähigen Lockergesteins. Das Verfahren beruht auf der in situ - Messung des Porenanteils n2 und der laborativen Bestimmung des Porenanteils nach CASAGRANDE nR0.
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Der Porenanteil nach CASAGRANDE nR0 ist der kleinste Porenanteil n2, bei dem bei vollständiger Wassersättigung (Sättigungszahl Sr2 = 1) noch eine vollständige Verflüssigung infolge undränierter Scherdeformation möglich ist. (1)
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Nach großen Scherdeformationen stellt sich ein n - σ'3,R - Wertepaar ein, welches sich auf dem Kurvenzug des Porenanteils nach CASAGRANDE nR befindet. Für dränierte Scherdeformationen bleibt die Spannung konstant (σ'3,R = σ'3,2) und der Porenanteil n ändert sich.
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Für undränierte Scherdeformationen und vollständige Wassersättigung (Sättigungszahl Sr2 = 1) bleibt der Porenanteil n konstant und die Spannung σ'3,R ändert infolge der sich aufbauenden Porenwasserdrücke Δu (1).
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Für Porenanteile n >= nR0, eine Sättigungszahl Sr2 = 1 und undränierte Scherbelastung stellt sich eine vollständige Verflüssigung ein. In diesem Porenanteilbereich liegt der Anwendungsbereich des vorliegenden erfindungsgemäßen Verfahrens.
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Technologischer Hintergrund:
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Ein Verflüssigungsvorgang in einem Lockergestein lässt sich in vier Teilprozesse (a)...(d) untergliedern:
- (a) Initialphase
In der Initialphase erfolgt ein Überschreitend des Bruches getrieben durch ein inneres oder äußeres Initial.
- (b) Verflüssigungsphase
Nach Überschreiten des Bruches kann das Lockergesteinselement die Auflast nicht mehr tragen. Der fortlaufende Scherprozess erzeugt Porenwasserüberdrücke, bis die gesamte Auflast vom Porenwasser getragen wird. Auf den Kornkontakten liegt keine Kontaktspannung mehr, die wirksamen Hauptspannungen werden Null und das Lockergestein liegt im verflüssigten Zustand vor.
- (c) Absetzphase
In der verflüssigten Sand - Wasser- Suspension bzw. für Sr2 < 1 in der Sand - Wasser - Luft - Suspension setzen sich die Festbestandteile ab. Teile der Porenluft können nach oben steigen und befinden sich zusammen mit dem infolge der sich einstellenden dichteren Lagerung der Festbestandteile überschüssigen Wasser oberhalb der Festbestandteile.
- (d) Konsolidationsphase
Die Porenwasserüberdrücke bauen sich in Abhängigkeit von den geometrischen Bedingungen und den Wasserdurchlässigkeitsbeiwerten der prozessbeteiligten Lockergesteinsschichten ab. Gegebenenfalls wird dieser Prozess durch eine vorhandene oder auch entstehende Perforation der darüberliegenden nichtverflüssigten Lockergesteinsschichten beschleunigt. Durch den Abbau der Porenwasserüberdrücke nehmen die auf das Korngerüst wirkenden Hauptspannungen zu. Das Lockergestein konsolidiert klassisch unter Erdruhedruckbedingungen.
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Das vorliegende Verfahren beschäftigt sich mit der Quantifizierung der Verflüssigungsneigung im Teilprozess (b).
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2 zeigt in idealisierter Form die Scherverläufe zweier undränierter Stauchungen im Scherspannungs t - Deformations ε - Diagramm für die Porenanteile n2 = nR0 und n2 > nR0 für ein Lockergestein.
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Beide undränierte Stauchungen führen auf eine Restscherfestigkeit tR = 0 kPa. Eine Restscherfestigkeit tR = 0 kPa entspricht einer vollständigen Verflüssigung. Obwohl die Restscherfestigkeiten tR beider Stauchungen mit 0 kPa quantitativ identisch sind, unterscheiden sich die Scherkurvenverläufe qualitativ. Die Scherkurve der lockereren Stauchung (n2 > nR0) erreicht den Zustand der vollständigen Verflüssigung bei einer geringeren Deformation ε als die Scherkurve der dichteren Stauchung (n = nR0).
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Aufgabe der Erfindung ist die Schaffung eines Messverfahrens zur lockergesteinsübergreifenden Bestimmung einer vom Porenanteil abhängigen, das Verflüssigungsverhalten beschreibenden Maßzahl. Die Maßzahl beruht auf der infolge Verflüssigung frei werdenden potentiellen Energie der Lagerung.
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Diese Maßzahl soll es ermöglichen, die Verflüssigungsneigung wassergesättigter Böden durch Messung von Kennzahlen vor einer eventuellen Verflüssigung der Böden in situ zu quantifizieren.
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Diese Maßzahl soll es weiterhin ermöglichen, die Verflüssigungsneigung verschiedener wassergesättigter Böden für gleiche Zustände zu vergleichen. Ebenso soll der Vergleich der Verflüssigungsneigung eines wassergesättigten Bodens für verschiedene Zustände möglich sein.
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Der Zustand des wassergesättigten Bodens ist hier durch den Porenanteil n2 charakterisiert.
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Gelöst wird die Aufgabe der Bestimmung einer solchen Maßzahl durch Ermittlung des Porenanteils (n2) einer Lockergesteinsprobe und Ermittlung des Porenanteils nR0 dieser Lockergesteinsprobe mittels statischer Triaxialversuche und der Berechnung eines Kalibrierfaktors FR,n und der Berechnung des porenanteilabhängigen Nachbruchpotentials ΦR,n mittels einer Gleichung (9), wie nachfolgend erläutert wird.
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Es erfolgt die Ermittlung der während der Verflüssigung frei werdenden potentiellen Energie, die Ermittlung einer Energiedichte der infolge Verflüssigung frei werdenden potentiellen Energie sowie die Kalibrierung der während der Verflüssigung frei werdenden potentiellen Energie zu einem porenanteilabhängigen Nachbruchpotential ΦR,n gemäß den nachfolgenden Erläuterungen.
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Nachfolgend werden das Messverfahren zur Ermittlung der während der Verflüssigung frei werdenden potentiellen Energie sowie das Normierungsverfahren dieser Energie zum porenanteilabhängigen Nachbruchpotential ΦR,n beschrieben.
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Nach einer Verflüssigung liegt das verflüssigte Lockergestein dichter als vor der Verflüssigung. Damit hat sich die innere potentielle Energie des Korngerüsts verringert. 3 zeigt den für die Herleitung der Änderung dieser inneren potentiellen Energie genutzten, aus den Volumenänderungen infolge der Verflüssigung hergeleiteten Ansatz.
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Grundlage des Ansatzes ist die Annahme einer vernachlässigbar kleinen horizontalen Deformation infolge der Verflüssigung. Damit ergibt sich gemäß (Gl. 1) näherungsweise die Höhendifferenz aus der Ausgangshöhe h
2 und der Porenanteiländerung Δn:
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Die potentielle Energie berechnet sich aus der Kraft F und dem Weg s:
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Die Kraft ergibt sich aus Masse m und Beschleunigung a. Im vorliegenden Fall ist die Masse m die Masse der Feststoffanteile m
F. Die Beschleunigung a ist die Erdbeschleunigung g.
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Die Masse m
F ist das Produkt aus Feststoffvolumen V
F und Korndichte ρ
s:
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Durch das Bruchversagen des vor der Verflüssigung stehenden Bodenelementes fallen die darüberliegenden Elemente nach unten und werden mit der Erdbeschleunigung g beschleunigt. Der für die Kraftberechnung in (Gl. 3) zur Verfügung stehende Weg ist Δh aus (Gl. 1). Durch Einsetzen von (Gl. 1), (Gl. 3) und (Gl. 4) in (Gl. 2) lässt sich die umgesetzte potentielle Energie ΔE
pot berechnen:
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Der Faktor 2 im Quotienten ist dem Umstand geschuldet, dass sich nicht das gesamte Volumenelement um Δh bewegt, sondern nur dessen obere Grenze. Durch volumenbezogene Normierung V
2 von E
pot ergibt sich gemäß (Gl. 6) eine volumetrische Energiedichte ω
pot,V der im Lockergesteinselement infolge Verflüssigung umgesetzten inneren potentielle Energie ΔE
pot:
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Korndichte ρs und Erdbeschleunigung g sind Konstanten. Die Höhe h2 ergibt sich aus Annahmen oder Messungen zur Schichtmächtigkeit des verflüssigungsfähigen Lockergesteins und ist für den jeweiligen Betrachtungsfall eine Konstante. Der Porenanteil n2 ist aus direkten oder indirekten Messungen ebenfalls bekannt.
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Problematisch dagegen ist die Bestimmung des Porenanteils n4. Der Porenanteil n4 ist der Porenanteil des spannungsfrei abgelagerten Lockergesteins nach einer Verflüssigung. Dieser Zustand ist temporär, da nach Abfluss der freien Wasserlamelle in das umliegende Lockergestein die Konsolidation des verflüssigten Lockergesteins einsetzt und der Porenanteil verringert sich. In situ ist der Porenanteil n4 somit nicht bestimmbar.
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Eine in situ - Bestimmung des Porenanteils n4 wäre nicht zielführend, da das Verfahren zur Prognose der Verflüssigungsneigung von Lockergesteinen eingesetzt werden soll. Nach einer Verflüssigung ist der Verfahrenseinsatz sinnlos.
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Betrachtet man den Fall n2 = nR0 bei Sr2 = 1, so ist gemäß 1 der Porenanteil nR0 der Grenzporenanteil, bei dem das Lockergestein gerade noch verflüssigungsfähig ist. Die kurzzeitig ohne Kontaktkräfte im Porenwasser befindlichen Körner lagern sich zu einer dichteren Lagerung um. Der Porenanteil n4 kann also nicht größer sein als nR0.
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Verflüssigt man Lockergesteine im statischen Triaxialgerät mit einem Porenanteil n
2 = n
R0, so ist nur eine sehr kleine Wasserlamelle zu beobachten. Das ist der Nachweis, das der Porenanteil n
4 nur geringfügig kleiner ist als der Porenanteil n
R0. Somit kann der Porenanteil n
4 in (Gl. 6) näherungsweise durch den Porenanteil n
R0 ersetzt werden, vergleiche (Gl. 7).
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Da der Porenanteil nR0 geringfügig größer ist als der Porenanteil n4, liefert (Gl. 7) den Minimalwert der infolge Verflüssigung frei werdenden volumetrischen Energiedichte ωpotmin,V.
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Der Porenanteil nR0 ist ein materialtypischer Porenanteil, dessen Bestimmung mittels statischer Triaxialversuche Stand der Technik ist.
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Für ein Bodenelement der Höhe h2 mit einer Korndichte ρs = 2,65 g/cm3 ergibt sich für einen Porenanteil n2 = 0,4 eine Abhängigkeit der infolge Verflüssigung frei werdenden minimalen volumetrischen Energiedichte ωpotmin,V. von Porenanteildifferenz n2 - nR0 gemäß 4.
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Zur Verdeutlichung der Energiedichtewerte auf der Primärordinate ist auf der Sekundärordinate ein Fallmasseäquivalent angegeben. Die Energiedichten entsprechen einer Fallmasse, die aus einer Höhe von einem Meter auf ein Volumen von einem Kubikmeter fällt. Die Erdbeschleunigung wurde dabei mit 10 m/s2 angesetzt.
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Für eine auf den Porenanteil n
2 basierende Bestimmung der infolge Verflüssigung frei werdenden minimalen volumetrischen Energiedichte ω
potmin,V ist der Korndichte- und Geometrieeinfluss in jedoch störend. Die Division von (Gl. 7) durch den Term (ρ
s g h
2) und eine Multiplikation mit 2 führt zu (Gl. 8a):
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Der Term 2 ωpotmin,V / (ρs g h2) auf der linken Seite von (Gl. 8a) ist dimensionslos, nur von den Porenanteilen n2 und nR0 anhängig und damit als Größe für das porenanteilbezogene Nachbruchpotential ΦR,n geeignet.
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Definiert man für n
2 = n
R0 ein porenanteilbezogenes Nachbruchpotential Φ
R,n von 1 und soll Φ
R,n mit steigender Verflüssigungsneigung ebenfalls steigen, so ergibt sich folgende Gleichung 8b:
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Die Zahlenwerte in Gl. 8b jedoch sind für den Anwender nur insofern aussagekräftig, als dass kleinere Werte auf ein weniger verflüssigungsgefährdeten Boden hindeuten als größere Werte.
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Folgend soll ein Vorschlag zur Kalibrierung auf eine geologische Grundgesamtheit von Böden erläutert werden:
- Zuerst wird ein Minimalwert des porenanteilabhängigen Nachbruchpotentials ΦR,n definiert. Bei diesem Minimalwert gilt n2 = nR0. Der Boden ist definitionsgemäß eben noch verflüssigungsfähig. Im Beispiel wird diesem Zustand dem Minimalwert des porenanteilabhängigen Nachbruchpotentials ΦR,n der Wert Eins zugewiesen.
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Ein Wert von Null wäre nicht zielführend, da dieser Wert dem Anwender suggerieren würde, dass der betreffende Boden nicht verflüssigungsfähig wäre.
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Die Abhängigkeit des porenanteilabhängigen Nachbruchpotentials ΦR,n vom Porenanteil n2 ist linear, wie sich aus der Struktur von Gl. 8b erkennen lässt. Der Schnittpunkt mit der Ordinate im Diagramm zum porenanteilabhängigen Nachbruchpotential ΦR,n = f (n2 - nR0) ist im Ausführungsbeispiel wie soeben definiert Eins. Dieser Schnittpunkt wird als Kalibrierkonstante KR,n definiert. Die Kalibrierkonstante KR,n kann auch andere Werte ≠ Eins annehmen.
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Es verbleibt die Festlegung des Anstieges der Geradengleichung (Gl. 9).
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Der Anstieg in (Gl. 9) ist der Kalibrierfaktor FR,n. Für dessen Berechnung muss noch ein zweiter Kalibrierwert für das porenanteilbezogene Nachbruchpotential ΦR,n definiert werden.
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Für die geologische Grundgesamtheit Lausitzer Sande bieten sich die extrem verflüssigungsgefährdeten Sande aus dem Nordraum des Lausitzer Braunkohlereviers an. Für diese Proben ist im Konsolidierungszustand lockerste Lagerung wassergesättigt bei einer Spannung σ'1 = 50 kPa sowie einer Sättigungszahl Sr2 = 1 bei einem Porenanteil n2 = 0,55 und einem Porenanteil nR0 = 0,5 die Differenz n2 - nR0 = 0,05. Wird für die Differenz n2 - nR0 = 0,05 der Wert für das porenanteilbezogene Nachbruchpotential ΦR,n =10 gesetzt, dann ist der Kalibrierfaktor FR,n = 90.
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Mit den beiden Festlegungen für ΦR,n = 1 und ΦR,n = 10 ist das porenanteilbezogene Nachbruchpotential ΦR,n definiert.
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5 zeigt ein mit (Gl. 9) berechnetes ΦR,n - (n2 - nR0) - Diagramm, welches den gesamten Porenanteilbereich verflüssigungsfähiger Lausitzer Sande abdeckt:
- Im folgenden Anwendungsbeispiel soll unter Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens das Verflüssigungsverhalten von vier Bodenproben verglichen werden.
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Tabelle 1 enthält materialbeschreibende bodenphysikalische Kennzahlen dieser Proben. Tabelle 1:
Probe: | A-EP16 | COUS-02 | SH15199-5 | SH-BK04-12 |
Korndichte | [g/cm3] | 2,655 | 2,638 | 2,599 | 2,556 |
Fraktion Feinkorn | [%] | 6 | 2 | 4 | 8 |
Fraktion Feinsand | [%] | 15 | 26 | 20 | 20 |
Fraktion Mittelsand | [%] | 57 | 47 | 38 | 36 |
Fraktion Grobsand | [%] | 20 | 19 | 26 | 25 |
Fraktion Feinkies | [%] | 3 | 5 | 10 | 9 |
Fraktion Mittelkies | [%] | 0 | 0 | 2 | 2 |
Ungleichförmigkeitszahl | [1] | 3,43 | 2,89 | 4,33 | 5,55 |
Krümmungszahl | [1] | 1,37 | 0,81 | 0,66 | 0,78 |
Porenzahl bei lockerster Lagerung | [1] | 0,958 | 0,854 | 0,975 | 0,981 |
Porenzahl bei dichtester Lagerung | [1] | 0,461 | 0,461 | 0,422 | 0,467 |
Rundungskoeffizient | [1] | 0,7754 | 0,8012 | 0,7883 | 0,7857 |
Texturkoeffizient | [1] | 0,2558 | 0,2338 | 0,3336 | 0,3530 |
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Tabelle 2 enthält die für den Vergleich notwendigen Koeffizienten der benötigten math.-physik. Modelle des Setzungsverhaltens des erdfeuchten Lockergesteins (
DE 195 35 209 C1 )(Gl. 10), des spannungsabhängigen Grenzlagerungszustandes (
DE 195 35 210 C1 )(Gl. 11) und des Sackungsverhaltens (
DE 199 19 351 C1 ). Die Koeffizienten wurden mit Hilfe der angegebenen Verfahren im statischen Triaxialgerät nach den Gleichungen 10, 11 und 12 ermittelt.
Tabelle 2:
Modell | Koeffizient | Probe: | A-EP16 | COUS-02 | SH15199-5 | SH-BK04-12 |
Setzung erdfeucht | Er | [kPa] | 99999 | 6897354 | 15996 | 113692 |
cf | [1] | 0,07455 | 0,09581 | 0,07561 | 0,09867 |
ce | [1] | -2,4683 | -1,42629 | -2,69152 | -1,85981 |
lockerste Lagerung | ngr0 | [1] | 0,665 | 0,602 | 0,604 | 0,620 |
Egr | [kPa] | 369799 | 6960065 | 32061 | 140755 |
Cegr | [1] | 0,1213 | 0,1017 | 0,2042 | 0,1396 |
Sackung (Δn) | Ivmax n | [1] | 0,0210 | 0,0275 | 0,0167 | 0,0236 |
σrn | [kPa] | 275 | 302 | 289 | 395 |
ΔnRn | [1] | 0,0437 | 0,0663 | 0,0565 | 0,0738 |
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Mittels des Verfahrens zur Messung der teufenabhängigen Häufigkeitsverteilung vom Porenanteil abhängiger bodenphysikalischer Kennzahlen in insbesondere aus kohäsionslosem Lockergestein bestehenden Kippen (
DE 198 58 338 C1 ) wurden die mittleren auf eine Spannung von 0 kPa normierten Anfangsporenanteile n
0 der vier Bodenproben ermittelt.
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Tabelle 3 verdeutlicht die Anfangsporenanteile n
0 sowie die im statischen Triaxialgerät bestimmten Porenanteile n
R0. Tabelle 3:
Probe | nR0 [1] | n0 [1] |
A-EP16 | 0,410 | 0,606 |
COUS02 | 0,401 | 0,562 |
SH15199-05 | 0,405 | 0,564 |
SH-BK04-12 | 0,400 | 0,560 |
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Abschließend sollen die porenanteilabhängigen Nachbruchpotentiale ΦR,n der vier Bodenproben als Teufenschnitt ermittelt werden. Im Ausführungsbeispiel wurde einen Grundwasserstand GWS = 2 m betrachtet. Dazu sind folgende Schritte notwendig:
- (1) Berechnung der teufenabhängigen Porenanteile der vier Bodenproben im erdfeuchten Zustand n1 mittels (Gl. 10) unter Verwendung der Gleichungskoeffizienten aus Tabelle 2 und der Anfangsporenanteile n0 aus Tabelle 3;
- (2) Berechnung der teufenabhängigen Porenteiländerung Δn infolge Grundwasseraufgang mittels (Gl. 11) und (Gl. 12);
- (3) Berechnung des teufenabhängigen Porenanteils des wassergesättigten Bodens n2 (n2 = n1 - Δn);
- (4) Berechnung der teufenabhängigen porenanteilabhängigen Nachbruchpotentiale ΦR,n mittels (Gl. 9);
- (5) Darstellung der Berechnungsergebnisse als Diagramm (6)
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Aus dem Verfahrensergebnis in 6 können folgende Schlüsse gezogen werden:
- • Mit steigender Teufe nimmt die Verflüssigungsneigung ab. Mit steigender Teufe nimmt die Spannung zu. Mit zunehmender Spannung verringert sich der Porenanteil n2. Da der Porenanteil nR0 eine Materialkonstante ist, muss sich die Differenz n2 - nR0 mit steigender Teufe verringern. Gemäß (Gl. 9) muss sich demnach auch das porenanteilabhängige Nachbruchpotential ΦR,n mit steigender Teufe verringern.
- • Die Probe SH-BK04-12 ist ab einer Teufe von 14 m nicht mehr vollständig verflüssigungsfähig. Ab dieser Teufe ist das porenanteilabhängige Nachbruchpotential ΦR,n < 1. Das bedeutet, dass ab dieser Teufe der Porenanteil n2 kleiner als der Porenanteil nR0 ist. Für Lockergesteinszustände mit Porenanteilen n2 < Porenanteil nR0 ist eine vollständige Verflüssigung physikalisch nicht mehr möglich.
- • Die Probe SH15199-05 ist ab einer Teufe von 16 m nicht mehr vollständig verflüssigungsfähig.
- • Die Probe A-EP16 hat über den gesamte betrachteten Teufenbereich von allen vier Proben die höchsten porenanteilabhängigen Nachbruchpotentiale ΦR,n. Diese Probe ist somit von den vier im Ausführungsbeispiel betrachteten Proben die verflüssigungsgefährdetste.
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Wie im Ausführungsbeispiel dargelegt, eignet sich das erfindungsgemäße Verfahren zum quantitativen und qualitativen Vergleich der Verflüssigungsneigung verschiedener Lockergesteine.
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Eine weitere Anwendungsmöglichkeit ist der Vergleich verschiedener Zustände eines Lockergesteins, z. B. durch Variation des Anfangsporenanteils n0.
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Radiometrische Kombinationsdrucksondierungen liefern neben der Messung des Porenanteils, auch Messwerte, die eine Zuordnung laborativ untersuchter Proben zu den einzelnen Messpunkten erlauben (siehe
DE 198 58 338 C1 ).
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Im linken Diagramm von
7 sind die Ergebnisse einer radiometrischen Kombinationsdrucksondierung mit einer Probenzuordnung gemäß
DE 198 58 338 C1 zu sehen.
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Im rechten Diagramm von 7 sind die berechneten porenanteilabhängigen Nachbruchpotentiale ΦR,n dargestellt. Die mit Kurvenzügen belegten Teufenbereiche sind verflüssigungsgefährdet.
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Wie im Ausführungsbeispiel gezeigt wurde, ist das porenabteilabhängige Nachbruchpotential ΦR,n geeignet, die Verflüssigungsneigung verflüssigungsfähiger Böden zu quantifizieren.
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Der bisherige Stand der Technik mit der Messung einer Restscherfestigkeit tR = 0 kPa für verflüssigungsfähige Böden wurde mit dem vorgestellten Verfahren weiterentwickelt. Das porenanteilabhängige Nachbruchpotential ΦR,n ist in der Lage, Böden mit einer Restfestigkeit tR = 0 kPa einen der Verflüssigungsneigung entsprechenden Zahlenwert zuzuweisen.
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Figurenübersicht
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Es zeigen:
- 1 das Verflüssigungspotential im n - σ'3 - Diagramm.
- 2 die Unterschiede im idealisierten t - ε - Diagramm für die Anfangszustände n2 > nR0 und n2 = nR0.
- 2 einen Scherverlauf im t - ε - Diagramm.
- 3 das Verflüssigungspotential im n - σ'3 - Diagramm, Sr < 1 mit den Bezugszeichen gemäß 1.
- 4 vergleichende Scherverläufe im t - ε - Diagramm für unterschiedliche Sättigungszahlen Sr2.
- 5 die Volumenverhältnisse vor und nach einer Verflüssigung, für die Herleitung der Änderung dieser inneren potentiellen Energie genutzten, des aus den Volumenänderungen hergeleiteten Ansatzes.
- 6 ein Energiedichtediagramm infolge Verflüssigung maximal freiwerdender innerer Lageenergie.
- 7 das porenanteilabhängige Nachbruchpotential ΦR,n.
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Bezugszeichenliste
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Allgemeine Spannungsindizes:
- '
- wirksam (totale Spannung abzüglich Porenwasserdruck)
- 1
- größte Hauptspannung
- 3
- kleinste Hauptspannung
Allgemeine Zustandsindizes: - 0
- in situ Ablagerungszeitpunkt des Lockergesteins, im Versuch Einbauzustand, spannungsfrei (σ ≈ 0); bei Spannungsverhältnissen K in situ Erdruhedruckbedingungen, im Versuch behinderte Seitendehnung
- 1
- erdfeuchter Zustand, in situ vor Aufgang des Grundwassers, im Versuch vor Aufsättigung der Probe mit Wasser
- 2
- in situ Zustand des wassergesättigten Lockergesteins, im Versuch vor Beginn der Stauchung beziehungsweise Verflüssigung
- f
- Bruchzustand
Aufeinanderfolge Zahlenindizes werden bei Verkettung durch ein Komma getrennt. Bei Spannungen σ..,... werden zuerst die allgemeinen Spannungsindizes und anschließend die allgemeinen Zustandsindizes angegeben. - a
- Beschleunigung
- A
- Spannungsanisotropie (Verhältnis größter zu kleinster Hauptspannung)
- cf
- Koeffizient
- ce
- Koeffizient
- cegr
- Koeffizient der Funktion der spannungsabhängigen lockersten Lagerung
- Δh
- Höhendifferenz
- Δn
- Porenanteiländerung
- Δnr
- Gleichungskoeffizient
- Δu
- Porenwasserdruckentwicklung während einer undränierten passiven Stauchung
- ΔEpot
- potentielle Energie
- e
- relative Deformation, bei Scherprozessen bezogene Scherdeformation
- εf
- relative Bruchdeformation
- Er
- Referenzsteifemodul
- Egr
- Koeffizient der Funktion der spannungsabhängigen lockersten Lagerung
- Epot
- potentielle Energie
- ε
- Scherdeformation
- F
- Kraft
- FK
- Feinkornanteil
- FR,n
- Kalibrierfaktor porenanteilbezogenes Nachbruchpotential
- KR,n
- Kalibrierkonstante
- ΦV
- Verflüssigungspotential
- ΦR,n
- porenanteilbezogenes Nachbruchpotential
- Φf
- Bruchpotential
- ΦR
- Nachbruchpotential
- ΦR,D
- dränageabhängiges Nachbruchminderungspotential
- ΦRi
- inneres Nachbruchpotential
- ΦR,Sr
- sättigungszahlabhängiges Nachbruchminderungspotential
- ΦR,σ
- spannenergiebezogenes Nachbruchpotential
- ΦR,n
- porenanteilbezogenes Nachbruchpotential
- g
- Erdbeschleunigung
- GWS
- Grundwasserstand unter Geländeoberfläche
- h
- Höhe des Bodenelementes
- h2
- Höhe des Bodenelementes
- ivmax n
- Gleichungskoeffizient
- mF
- konstante Feststoffmasse des Bodenelementes
- n
- Porenanteil
- n0
- Porenanteil im spannungsfreien Zustand; Labor: Einbauporenanteil Triaxialversuch in situ: Schüttporenanteil
- n1
- Porenanteil des erdfeuchten Lockergesteins bei σ'1 > 0
- n2
- Porenanteil vor einer undränierten passiven Stauchung
- n4
- Porenanteil des nach einer Verflüssigung spannungsfrei abgelagerten Materials (≙ Porenanteil im spannungsfreien Zustand n0 des verflüssigten Materials) na Luftporenanteil
- nR
- Porenanteil nach CASAGRANDE
- nR0
- Porenanteil nach CASAGRANDE bei σ'3,R = 0 kPa
- gr
- Zustand der lockersten möglichen Lagerung
- ngr
- spannungsabhängiger Porenanteil bei lockerster Lagerung (erdfeucht)
- ngr0
- Porenanteil bei lockerster Lagerung, nur für w = 0 mit Porenanteil bei lockerster Lagerung nach DIN 18 126 identisch
- ρs
- Korndichte
- s
- Weg
- Sr
- Sättigungszahl
- Sr2
- Sättigungszahl vor einer passiven Stauchung
- σ'1
- wirksame größte Hauptspannung
- σ'1,2
- wirksame größte Konsolidierungshauptspannung vor einer der Entlastung
- σ'3,2
- wirksame kleinste Konsolidierungshauptspannung
- σ'3
- wirksame kleinste Hauptspannung
- σ'3,R
- wirksame kleinste Hauptspannung nach großen Deformationen
- σr
- Koeffizient
- t
- Scherfestigkeit
- tR
- Restscherfestigkeit
- V
- Gesamtvolumen des Bodenelementes
- V2
- Volumen vor der Verflüssigung
- V4
- Volumen nach der Verflüssigung, spannungsfrei abgelagert
- Vw
- Wasservolumen des Bodenelementes
- Vc
- Gasvolumen des Bodenelementes
- VF
- konstantes Feststoffvolumen des Bodenelementes
- Vf
- Feststoffvolumen
- ωpotmin,V
- Minimalwert der volumetrische Energiedichte der im Lockergestein durch Verflüssigung umgesetzten inneren potentiellen Energie
- ωpot,V
- volumetrische Energiedichte der im Lockergestein durch Verflüssigung umgesetzten inneren potentiellen Energie
- w
- Wassergehalt
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Gleichungsübersicht:
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 19501348 A1 [0006]
- DE 19535209 A1 [0006]
- DE 19535210 A1 [0006]
- DE 19919352 A1 [0006]
- DE 19919351 A1 [0006]
- DE 19535209 C1 [0047]
- DE 19535210 C1 [0047]
- DE 19919351 C1 [0047]
- DE 19858338 C1 [0048, 0054, 0055]