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Die vorliegende Erfindung betrifft einen Fangbandmechanismus für mindestens ein mindestens einen Airbag aufweisendes Airbagmodul, umfassend mindestens eine erste Fangbandanordnung, wobei die erste Fangbandanordnung an einem Airbag anbringbar ist, mindestens eine zweite Fangbandanordnung, wobei die zweite Fangbandanordnung an einem Airbag anbringbar ist, und eine Straffvorrichtung für die Fangbandanordnungen, wobei die Straffvorrichtung einen Straffantrieb umfasst.
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Ein solcher Fangbandmechanismus kann insbesondere Bestandteil einer Airbagvorrichtung für einen Fahrzeugsitz sein, welche mindestens zwei Airbagmodule aufweist, wobei jedes Airbagmodul mindestens einen Airbag umfasst und zur Anbringung an dem Fahrzeugsitz eingerichtet ist, und wobei die Airbagvorrichtung mindestens einen Fangbandmechanismus umfasst. Die Fangbandanordnungen können insbesondere mit ihren freien, nicht der Straffvorrichtung zugeordneten Enden an einem Airbag befestigt sein. Es ist aber auch möglich, dass die Fangbandanordnung innerhalb des Kraftfahrzeuges mit einem Ende ortsfest festgelegt ist und ein Abschnitt der Fangbandanordnung zwischen dem am Kraftfahrzeug festgelegten Ende und der Straffvorrichtung an dem Airbag befestigt ist. Das Ende der Fangbandanordnung kann insbesondere an einem Fahrzeugsitz für ein Kraftfahrzeug befestigt sein. Insbesondere sind auch der Fangbandmechanismus und die Airbagvorrichtung in dem Fahrzeugsitz integriert. Die Erfindung betrifft daher auch einen Fahrzeugsitz für ein Kraftfahrzeug, wobei der Fahrzeugsitz eine Rückenlehne, ein Sitzkissen und eine Airbagvorrichtung umfasst.
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Der insbesondere in einem seitlichen Bereich einer Rückenlehne im Ausgangszustand angeordnete Airbag eines Airbagmoduls entfaltet sich nach seiner Auslösung neben und/oder vor einen auf dem Fahrzeugsitz befindlichen Insassen. Es kann dabei vorgesehen sein, dass die Fangbandanordnung während des Entfaltens des Airbags den Entfaltungsvorgang zumindest zeitweise führt, wenn die Fangbandanordnung beispielsweise in einem gespannten Zustand ist. Es ist auch vorstellbar, dass die Fangbandanordnung während des Entfaltens von einer Spule abgewickelt wird oder aus einem aufgewickelten oder gefalteten Zustand durch den sich entfaltenden Airbag gespannt wird.
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Die Straffvorrichtung ist dafür vorgesehen, die Fangbandanordnung während des Entfaltens oder am Ende des Entfaltungsvorgangs einzuziehen und so den Entfaltungsvorgang zu beeinflussen oder den Airbag nach dem Entfalten in eine Endposition zu bringen. Beispielsweise kann ein nach dem Entfalten vor dem Insassen angeordneter Abschnitt des Airbags durch die Straffvorrichtung in Richtung der Rückenlehne gezogen werden, so dass der Insasse ebenfalls in Richtung der Rückenlehne gezogen wird.
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Ein Fahrzeugsitz mit einem Fangbandmechanismus ist beispielsweise aus
US 2019/0248322 A1 bekannt. Aus
US 2019/0248322 A1 ist beispielsweise bekannt, die Fangbandanordnung mittels der Straffvorrichtung durch eine rotatorische Bewegung aufzuwickeln. Es ist zudem bekannt, dass für jede Fangbandanordnung und somit für jeden an der Fangbandanordnung befestigten Abschnitt eines Airbags beziehungsweise für jeden Airbags eine Straffvorrichtung vorgesehen ist, wodurch die mehreren Fangbandanordnungen mit einem zeitlichen Versatz zueinander gestrafft werden können und/oder verschiedene Straffwege zurücklegen können. Es ist somit ein relativ großer apparativer Aufwand zu betreiben, um unterschiedliche Airbags oder unterschiedliche Abschnitte von einem Airbag unterschiedlich zu straffen.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, die mit Bezug zum Stand der Technik geschilderten Nachteile zumindest teilweise zu beseitigen und insbesondere den apparativen Aufwand zu reduzieren, um mehrere Airbags oder unterschiedliche Abschnitte eines Airbags unterschiedlich stark zu straffen.
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Eine Lösung für die Aufgabe ist mit dem Fangbandmechanismus mit den Merkmalen des unabhängigen Anspruchs 1 angegeben, wobei weitere Lösungen und vorteilhafte Weiterbildungen in der vorstehenden und nachfolgenden Beschreibung angegeben sind, wobei einzelne Merkmale der vorteilhaften Weiterbildungen in technisch sinnvoller Weise miteinander kombinierbar sind.
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Gelöst wird die Aufgabe insbesondere durch einen Fangbandmechanismus mit den eingangs genannten Merkmalen, bei dem ein Ende der ersten Fangbandanordnung und ein Ende der zweiten Fangbandanordnung an der einen Straffvorrichtung angebracht sind, wobei zumindest eine der beiden Fangbandanordnungen von der Straffvorrichtung mittels mindestens eines Umlenkelements umgelenkt ist und bei der durch die Auslösung des einen Straffantriebs der einen Straffvorrichtung der an dem Airbag anbringbare Abschnitt der ersten Fangbandanordnung um eine erste Wegstrecke bewegt wird und der an dem Airbag anbringbare Abschnitt der zweiten Fangbandanordnung um eine zweite Wegstrecke bewegt wird, wobei die erste Wegstrecke und die zweite Wegstrecke unterschiedlich sind.
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Mit anderen Worten: Die Erfindung sieht in ihrem Grundgedanken vor, dass mit genau einer Straffvorrichtung unterschiedliche Fangbandanordnungen und damit auch unterschiedliche Bereiche eines Airbags oder verschiedene Airbags unterschiedlich weit mit der gleichen Straffvorrichtung gestrafft werden können. Die unterschiedlichen Wegstrecken des Straffvorgangs werden durch die Umlenkung mindestens einer Fangbandanordnung erreicht. Da somit nur eine Straffvorrichtung für die Realisierung unterschiedlich starker Straffvorgänge erforderlich ist, ist der apparative Aufwand reduziert.
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Jede Fangbandanordnung kann aus einem einzelnen Fangband oder Fangseil gefertigt sein. Das Fangband oder das Fangseil beziehungsweise die mehreren Fangbänder oder die mehreren Fangseile sind insbesondere aus einem zugbelastbaren Gewebe gefertigt. Jede Fangbandanordnung kann auch aus mehreren miteinander verbundenen Fangbändern/Fangseilen gefertigt sein. Dabei weist jede Fangbandanordnung ein Ende auf, welches an der Straffvorrichtung befestigt ist. Die Fangbandanordnung kann sodann mehrere zweite Enden aufweisen, die mit einem Abschnitt eines Airbags oder mit unterschiedlichen Airbags verbunden werden können.
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Zumindest eine der Fangbandanordnungen ist so angeordnet, dass die Fangbandanordnung zumindest vor, nach und/oder während des Straffvorgangs von dem zumindest einen Umlenkelement umgelenkt wird. Die in Fangbandanordnung-Verlaufsrichtung vor und hinter dem Umlenkelement angeordneten Abschnitte sind also in einem Winkel zueinander angeordnet. Beispielsweise kann die Fangbandanordnung von dem Umlenkelement mehr als 60°, bevorzugt mehr als 90° oder etwa 180° umgelenkt sein. Der Grad der Umlenkung kann während des Straffvorgangs konstant sein, kann sich aber auch während des Straffvorgangs ändern. Es können auch zwei Umlenkelemente für eine Fangbandanordnung vorgesehen sein, die in Fangbandanordnung-Verlaufsrichtung hintereinander angeordnet sind, so dass die Fangbandanordnung mehrfach umgelenkt ist.
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Die eine von dem Umlenkelement umgelenkte Fangbandanordnung, das Umlenkelement und insbesondere ein von dem Straffantrieb linear beschleunigbares Straffelement sind so zueinander angeordnet, dass das an dem Airbag anbringbare Ende beziehungsweise der an dem Airbag anbringbare Abschnitt der umgelenkten Fangbandanordnung während des Straffvorgangs eine größere Wegstrecke zurücklegt als das an einem Airbag anbringbare Ende (beziehungsweise ein an einen Airbag anbringbarer Abschnitt) der anderen Fangbandanordnung. Es wird somit eine Art Flaschenzug ausgebildet. Bei der Ausbildung eines Flaschenzuges ist der zurückgelegte Straffweg der Fangbandanordnung größer als der zurückgelegte Weg eines von der Straffvorrichtung beschleunigten Straffelement. Dafür ist aber auch die auf die Fangbandanordnung wirkende Kraft entsprechend reduziert. Wenn also der erste Straffweg der ersten Fangbandanordnung größer ist als der zweite Straffweg der zweiten Fangbandanordnung, so ist auch die Straffkraft der ersten Fangbandanordnung um den gleichen Faktor reduziert.
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Die erste Wegstrecke ist insbesondere 1,5-mal so lang wie die zweite Wegstrecke, bevorzugt mehr als zweimal oder genau zweimal so lang wie die zweite Wegstrecke.
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In einer ersten Ausführungsform kann vorgesehen sein, dass ein Umlenkelement durch den Straffantrieb linear beschleunigbar ist. Mit der Auslösung des Straffvorgangs wird also das Umlenkelement insbesondere geradlinig aus seiner Ausgangslage bewegt.
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Alternativ oder zusätzlich kann vorgesehen sein, dass das Ende der ersten Fangbandanordnung und/oder das Ende der zweiten Fangbandanordnung durch den Straffantrieb insbesondere linear, also geradlinig, beschleunigbar ist/sind. Im Auslösefall des Straffvorgangs wird also das an der Straffvorrichtung befestigte Ende der zugehörigen Fangbandanordnung bevorzugt geradlinig aus seiner Ausgangslage herausbewegt.
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Um das Umlenkelement, das Ende der ersten Fangbandanordnung und/oder das Ende der zweiten Fangbandanordnung geradlinig zu beschleunigen, kann die Straffvorrichtung mindestens ein insbesondere pyrotechnisch geradlinig beschleunigbares Straffelement aufweisen, an dem das Ende der ersten Fangbandanordnung und/oder das Ende der zweiten Fangbandanordnung und/oder das Umlenkelement angebracht ist.
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Das Straffelement kann insbesondere mit einem Kolben einer Kolben-Zylinder-Einheit verbunden sein, wobei der Kolben durch eine pyrotechnische Ladung linear zu dem Zylinder bewegt werden kann.
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In einer ersten Ausführungsform, in der nur genau ein geradlinig beschleunigbares Straffelement vorgesehen ist, ist ein erstes Umlenkelement für die erste Fangbandanordnung an dem einen geradlinig beschleunigbaren Straffelement angebracht, wobei das Ende der ersten Fangbandanordnung ortsfest festgelegt ist und wobei das Ende der zweiten Fangbandanordnung an dem einen geradlinig beschleunigbaren Straffelement angebracht ist und ein zweites Umlenkelement für die zweite Fangbandanordnung ortsfest festgelegt ist. Wenn durch die Umlenkelemente eine Umlenkung von 180° erfolgt, so ist der von der ersten Fangbandanordnung zurückgelegte Straffweg doppelt so lang wie der von der zweiten Fangbandanordnung zurückgelegte Straffweg, da nur für die erste Fangbandanordnung eine Art Flaschenzug ausgebildet ist, während für die zweite Fangbandanordnung lediglich eine Umlenkung ohne Flaschenzugeffekt erfolgt.
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In einer weiteren Ausführungsform kann vorgesehen sein, dass die Straffvorrichtung ein erstes, geradlinig beschleunigbares Straffelement und ein zweites, geradlinig beschleunigbares Straffelement aufweist, die von dem einen Straffantrieb in entgegengesetzte Richtungen insbesondere pyrotechnisch geradlinig beschleunigbar sind. Alternativ können die Straffelemente auch mittels einer Feder in entgegengesetzter Richtung beschleunigbar sein. Beispielsweise können die Straffelemente in einem äußeren Zylinder bewegbar angeordnet sein, wobei die Straffelemente jeweils mit einem Stab- und/oder Zylinderelement verbunden sind, die teleskopierbar ineinander angeordnet sind, wobei eine pyrotechnische Ladung oder eine Feder so angeordnet ist, dass die beiden Elemente in entgegengesetzter Richtung innerhalb des äußeren Zylinders beschleunigbar sind.
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In diesem Fall kann das Ende der ersten Fangbandanordnung und das Ende der zweiten Fangbandanordnung an dem ersten Straffelement festgelegt sein, wobei das Umlenkelement an dem zweiten Straffelement angebracht ist, wobei ausschließlich die erste Fangbandanordnung von dem Umlenkelement umgelenkt ist. Im Auslösefall entspricht der Straffweg der zweiten Fangbandanordnung also dem von dem ersten Straffelement während des Straffvorgangs zurückgelegten Weg, während bei einer Umlenkung der Fangbandanordnung um 180° durch das Umlenkelement der von der ersten Fangbandanordnung zurückgelegte Straffweg mehr als dem Doppelten des von dem ersten Straffelement zurückgelegten Wegs entsprechen kann.
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Die Erfindung sowie das technische Umfeld werden im Folgenden anhand der Figuren beispielhaft erläutert. Es zeigen schematisch
- 1: eine Seitenansicht auf einen Fahrzeugsitz mit einer Airbagvorrichtung, die einen erfindungsgemäßen Fangbandmechanismus umfasst,
- 2: eine Rückansicht auf einen Fahrzeugsitz mit einer Airbagvorrichtung, die einen erfindungsgemäßen Fangbandmechanismus umfasst, und
- 3: einen Fangbandmechanismus in einer Detaildarstellung.
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In den 1 und 2 ist jeweils ein Fahrzeugsitz mit einer Rückenlehne 1 und einem Sitzkissen 2 gezeigt.
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In den seitlichen Bereichen der Rückenlehne 1 ist ein Airbagmodul mit einem Airbag 3 und einem Gasgenerator 4 angeordnet.
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An dem Airbag 3 ist eine erste Fangbandanordnung 5 und eine zweite Fangbandanordnung 6 befestigt.
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Bei der Ausführungsform der 2 ist eine Straffvorrichtung 7 in der Rückenlehne 1 angeordnet.
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Die auch in 3 dargestellte Straffvorrichtung 7 umfasst einen äußeren Zylinder 12, in dem ein erstes Straffelement 10 und ein zweites Straffelement 11 bewegbar angeordnet sind. Das zweite Straffelement 11 ist mit einem kolbenartigen Stabelement innerhalb eines zylinderartigen Ansatzes des ersten Straffelements 10 teleskopierbar angeordnet. Innerhalb dieser teleskopierbaren Anordnung ist ein Straffantrieb 8 ausgebildet, welcher beispielsweise pyrotechnisch oder durch eine vorgespannte Feder realisiert sein kann. Im Auslösefall können das erste Straffelement 10 und das zweite Straffelement 11 in entgegengesetzter Richtung innerhalb des äußeren Zylinders 12 geradlinig angetrieben werden.
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Ein Ende der ersten Fangbandanordnung 5 ist fest an dem ersten Straffelement 10 angebracht und über ein Umlenkelement 9, welches an dem zweiten Straffelement 11 angebracht ist, um 180° umgelenkt.
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Ein Ende der zweiten Fangbandanordnung 6 ist ebenfalls an dem ersten Straffelement 10 angebracht und geradlinig aus dem äußeren Zylinder 12 herausgeführt.
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Im Auslösefall werden das erste Straffelement 10 und das zweite Straffelement 11 in entgegengesetzten Richtungen innerhalb des äußeren Zylinders 12 beschleunigt, wobei die zweite Fangbandanordnung 6 durch die Bewegung des ersten Straffelements 10 um den Straffweg in den äußeren Zylinder 12 hineingezogen wird, um den sich das erste Straffelement 10 in dem äußeren Zylinder 12 bewegt.
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Die erste Fangbandanordnung 5 wird hingegen um einen Straffweg in den äußeren Zylinder 12 hineingezogen, welcher doppelt so groß ist wie die Änderung des Abstands der beiden Straffelemente 10 und 11.
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Während also die Fangbänder der ersten Fangbandanordnung 5 über einen wesentlich größeren Straffweg gestrafft werden, erfahren die Fangbänder der zweiten Fangbandanordnung 6 eine vergleichsweise große Zugkraft.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Rückenlehne
- 2
- Sitzkissen
- 3
- Airbag
- 4
- Gasgenerator
- 5
- erste Fangbandanordnung
- 6
- zweite Fangbandanordnung
- 7
- Straffvorrichtung
- 8
- Straffantrieb
- 9
- Umlenkelement
- 10
- erstes Straffelement
- 11
- zweites Straffelement
- 12
- äußerer Zylinder
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- US 2019/0248322 A1 [0005]