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Die Erfindung betrifft eine Bremspedalvorrichtung für Fahrschulfahrzeuge, mit einem schülerseitigen Bremspedal und einem lehrerseitigen Bremspedal. Des Weiteren betrifft die Erfindung ein Fahrschulbremssystem mit einer derartigen Bremspedalvorrichtung sowie ein Fahrschulfahrzeug mit einem derartigen Fahrschulbremssystem.
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Bremspedalvorrichtungen für Fahrschulfahrzeuge sind bekannt.
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Damit der Fahrlehrer in Notfällen eingreifen kann, werden Bremspedalvorrichtungen in Fahrschulfahrzeugen verwendet. Üblicherweise sind diese Bremspedalvorrichtungen Teil einer Doppelpedaleinrichtung, die neben den Bremspedalen auch ein entsprechendes fahrerseitiges Gaspedal und ggf. Kupplungspedal im Fußraum der Fahrerseite und ein lehrerseitiges Gaspedal und ggf. Kupplungspedal im Fußraum der Beifahrerseite aufweist.
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Für die Doppelpedaleinrichtung müssen aufwendige und umfangreiche Umlenkaufbauten von den Pedalen vorgenommen werden, um ein Fahrzeug in ein Fahrschulfahrzeug umzurüsten.
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Aufgabe der Erfindung ist es, eine Bremspedalvorrichtung für Fahrschulfahrzeuge bereitzustellen, die besonders einfach und kompakt gestaltet ist. Aufgabe der Erfindung ist es ferner, ein Fahrschulbremssystem bereitzustellen, das mit geringem Aufwand eingebaut werden kann, um ein Fahrzeug in ein Fahrschulfahrzeug umzurüsten.
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Die Aufgabe wird gelöst durch eine Bremspedalvorrichtung für Fahrschulfahrzeuge, mit einem schülerseitigen Bremspedal und einem lehrerseitigen Bremspedal. Das schülerseitige Bremspedal und das lehrerseitige Bremspedal bilden hierbei ein Brake-By-Wire Bremssystem. Das bedeutet, die Bremse des Fahrzeugs bzw. Fahrschulfahrzeugs wird nicht mehr wie im Stand der Technik über eine Hydraulik oder Pneumatik gesteuert, die mit dem Bremspedal direkt gekoppelt ist, sondern die Kopplung zwischen Bremspedal und Bremse wird durch eine elektrische Signalübertragung hergestellt. Mit anderen Worten sind bei einem Brake-By-Wire Bremssystem die Bremspedale von den Bremsen hydraulisch bzw. pneumatisch entkoppelt.
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Es wurde erfindungsgemäß erkannt, dass auf diese Weise auf einen aufwendigen Umlenkaufbau verzichtet werden kann, der das schülerseitige Bremspedal und das lehrerseitige Bremspedal mechanisch, hydraulisch oder pneumatisch mit der Bremse koppelt. Somit ist die Bremspedalvorrichtung besonders kompakt gestaltet.
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In einer Ausführungsform erzeugt das Betätigen des schülerseitigen Bremspedals ein schülerseitiges Bremssignal und das Betätigen des lehrerseitigen Bremspedals ein lehrerseitiges Bremssignal, die voneinander unterscheidbar sind. Hierdurch kann die Bremse besonders flexibel mittels der Bremssignale angesteuert werden.
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Insbesondere bedeutet das Betätigen des schülerseitigen bzw. lehrerseitigen Bremspedals eine Auslenkung des entsprechenden Bremspedals aus einer neutralen Stellung in eine betätigte Stellung. Mit anderen Worten ist das schülerseitige bzw. lehrerseitige Bremspedal in der neutralen Stellung nicht betätigt und es wird somit kein schülerseitiges bzw. lehrerseitiges Bremssignal erzeugt.
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Ferner kann das schülerseitige Bremssignal einen Wert für die Stärke der angeforderten Verzögerung aufweisen, der Abhängig von der Stellung des schülerseitigen Bremspedals ist, und das lehrerseitige Bremssignal einen Wert für die Stärke der angeforderten Verzögerung aufweisen, der Abhängig von der Stellung des lehrerseitigen Bremspedals ist. Die Stärke der angeforderten Verzögerung bestimmt hierbei, wie stark die Bremse betätigt werden soll, um das Fahrschulfahrzeug abzubremsen.
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Erfindungsgemäß ist zur Lösung der oben genannten Aufgabe auch ein Fahrschulbremssystem mit einer erfindungsgemäßen Bremspedalvorrichtung und einer Steuereinheit vorgesehen. Indem die Bremspedalvorrichtung als Brake-By-Wire Bremssystem gestaltet ist, kann ein Fahrzeug mit geringem Aufwand in ein Fahrzeugschulfahrzeug umgerüstet werden.
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Hierbei kann die Steuereinheit mit einer Zentralsteuereinheit des Fahrschulfahrzeugs signalübertragend verbunden sein, wodurch die Rechenleistung der Zentralsteuereinheit durch die Steuereinheit erweitert wird.
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Alternativ kann die Steuereinheit ein integraler Teil einer Zentralsteuereinheit des Fahrschulfahrzeugs sein, d.h. die Steuereinheit wird durch die Zentralsteuereinheit des Fahrschulfahrzeugs gebildet.
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In einer Ausführungsform mit einer erfindungsgemäßen Bremspedalvorrichtung, bei der voneinander unterscheidbare schülerseitige und lehrerseitige Bremssignale erzeugt werden und/oder bei der die Bremssignale einen Wert für die Stärke der angeforderten Verzögerung aufweisen, ist die Steuereinheit derart ausgebildet, dass die Stärke der angeforderten Verzögerung durch das lehrerseitige Bremssignal definiert ist, wenn das lehrerseitige Bremspedal betätigt wird. Das bedeutet, dass ein schülerseitiges Bremssignal ignoriert wird, wenn das lehrerseitige Bremspedal und das schülerseitige Bremspedal gleichzeitig betätigt werden. Hierdurch bestimmt allein das lehrerseitige Bremssignal die Stärke der angeforderten Verzögerung, so dass der Fahrlehrer die volle Kontrolle über die Stärke des eingeleiteten Bremsvorgangs hat. Insbesondere kann der Fahrlehrer das Fahrschulfahrzeug weniger stark abbremsen, als durch die Stellung des schülerseitigen Bremspedals vorgegeben wäre.
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In einer alternativen Ausführungsform mit einer erfindungsgemäßen Bremspedalvorrichtung, bei der voneinander unterscheidbare schülerseitige und lehrerseitige Bremssignale erzeugt werden und bei der die Bremssignale einen Wert für die Stärke der angeforderten Verzögerung aufweisen, ist die Steuereinheit derart ausgebildet, dass die Stärke der angeforderten Verzögerung durch das Bremssignal definiert ist, das den höchsten Wert für die Stärke der angeforderten Verzögerung aufweist. Das heißt, wenn das lehrerseitige Bremspedal und das schülerseitige Bremspedal gleichzeitig betätigt werden, bestimmt das schülerseitige Bremssignal die Stärke der angeforderten Verzögerung, falls der Wert für die Stärke der angeforderten Verzögerung des schülerseitigen Bremssignals größer ist als der Wert für die Stärke der angeforderten Verzögerung des lehrerseitigen Bremssignals, und umgekehrt. Somit ist sichergestellt, dass das Fahrschulfahrzeug stets mit der maximal angeforderten Stärke abgebremst wird, unabhängig davon, ob der Fahrlehrer oder der Fahrschüler stärker bremst. Sind die Werte für die Stärke der angeforderten Verzögerung des schülerseitigen und des lehrerseitigen Bremssignals gleich groß, so bilden im Sinne der Erfindung sowohl der Wert des schülerseitigen Bremssignals als auch der Wert des lehrerseitigen Bremssignals den höchsten Wert.
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Erfindungsgemäß ist zur Lösung der oben genannten Aufgabe auch ein Fahrschulfahrzeug mit einem erfindungsgemäßen Fahrschulbremssystem mit den obengenannten Vorteilen und einer Zentralsteuereinheit vorgesehen.
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Hierbei ist gemäß einer Ausführungsform das Fahrschulbremssystem mittels einer App und/oder mittels eines Anzeige-Bedien-Konzepts des Fahrschulfahrzeugs über die Zentralsteuereinheit freischaltbar, wodurch das Fahrschulbremssystem besonders einfach aktiviert und deaktiviert werden kann. Im Sinne der Erfindung ist eine App eine Anwendungssoftware, die im Englischen als application software bezeichnet wird.
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Weitere Vorteile und Merkmale ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung sowie aus den beigefügten Zeichnungen. In diesen zeigen:
- - 1 in einer schematischen Seitenansicht ein erfindungsgemäßes Fahrschulfahrzeug mit einem erfindungsgemäßen Fahrschulbremssystem,
- - 2 in einer schematischen Darstellung das Fahrschulbremssystem aus 1 mit einer erfindungsgemäßen Bremspedalvorrichtung, und
- - 3 in einer schematischen Darstellung das Fahrschulbremssystem aus 1 mit einer erfindungsgemäßen Bremspedalvorrichtung gemäß einer weiteren Ausführungsform.
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In 1 ist ein Fahrschulfahrzeug 10 mit einem Fahrschulbremssystem 30 und einer Bremseinrichtung 12 gezeigt.
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Das Fahrschulfahrzeug 10 ist hier ein PKW
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Grundsätzlich kann das Fahrschulfahrzeug 10 ein beliebiges Kraftfahrzeug sein, insbesondere ein LKW oder Bus.
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Die Bremseinrichtung 12 hat für jedes Vorderrad 14 des Fahrschulfahrzeugs 10 eine Vorderradbremse 16 und für jedes Hinterrad 18 des Fahrschulfahrzeugs 10 eine Hinterradbremse 20.
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Das Fahrschulbremssystem 30 (siehe 2) hat eine Bremspedalvorrichtung 40 und eine Steuereinheit 32, die signalübertragend mit einer Zentralsteuereinheit 34 des Fahrschulfahrzeugs 10 verbunden ist.
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Die Bremspedalvorrichtung 40 hat hierbei eine schülerseitige Bremspedaleinrichtung 42 mit einem schülerseitigen Bremspedal 44 sowie eine lehrerseitige Bremspedaleinrichtung 46 mit einem lehrerseitigen Bremspedal 48.
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Das schülerseitige Bremspedal 44 ist auf einer Fahrerseite des Fahrschulfahrzeugs 10 angeordnet, während das lehrerseitige Bremspedal 48 auf einer Beifahrerseite des Fahrschulfahrzeugs 10 angeordnet ist, so dass das schülerseitige Bremspedal 44 von einem Fahrschüler bzw. Fahrer, der auf der Fahrerseite sitzt, und das lehrerseitige Bremspedal 48 von einem Fahrlehrer bzw. Beifahrer, der auf der Beifahrerseite sitzt, gleichzeitig bedient werden können.
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Die schülerseitige Bremspedaleinrichtung 42 und die lehrerseitige Bremspedaleinrichtung 46 sind dabei als Brake-By-Wire Bremssystem ausgebildet.
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Das bedeutet, die schülerseitige Bremspedaleinrichtung 42 weist ein oder mehrere Sensoren auf, die die Stellung des schülerseitigen Bremspedals 44 erfassen, und die lehrerseitige Bremspedaleinrichtung 46 weist ein oder mehrere Sensoren auf, die die Stellung des lehrerseitigen Bremspedals 48 erfassen.
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Die schülerseitige Bremspedaleinrichtung 42 ist hierbei derart eingerichtet, dass ein schülerseitiges Bremssignal erzeugt wird, wenn das schülerseitige Bremspedal 44 betätigt wird, wobei das schülerseitige Bremssignal einen Wert für die Stärke der angeforderten Verzögerung umfasst, der abhängig von der Stellung des schülerseitigen Bremspedals 44 ist.
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Die lehrerseitige Bremspedaleinrichtung 46 ist derart eingerichtet, dass ein lehrerseitiges Bremssignal erzeugt wird, wenn das lehrerseitige Bremspedal 48 betätigt wird, wobei das lehrerseitige Bremssignal einen Wert für die Stärke der angeforderten Verzögerung umfasst, der abhängig von der Stellung des lehrerseitigen Bremspedals 48 ist.
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Das schülerseitige Bremssignal und das lehrerseitige Bremssignal sind hierbei diskrete Signale und somit voneinander unterscheidbar.
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Um die Bremseinrichtung 12 zu betätigen und somit das Fahrschulfahrzeug 10 zu verzögern, fordert die Steuereinheit 32 anhand des schülerseitigen Bremssignals und des lehrerseitigen Bremssignals eine Verzögerung bei der Zentralsteuereinheit 34 an, die entsprechend die Bremseinrichtung 12 steuert.
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Hierzu sind die schülerseitige Bremspedaleinrichtung 42 und die lehrerseitige Bremspedaleinrichtung 46 mit der Steuereinheit 32 sowie die Zentralsteuereinheit 34 mit der Bremseinrichtung 12 signalübertragend verbunden.
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Die Steuereinheit 32 ist hierbei derart eingerichtet, dass das schülerseitige Bremssignal oder das lehrerseitige Bremssignal die Stärke der angeforderten Verzögerung bestimmt, je nachdem welches der beiden Bremssignale den höchsten Wert für die Stärke der angeforderten Verzögerung aufweist.
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In einer alternativen Ausführungsform ist die Steuereinheit 32 derart eingerichtet, dass die Stärke der angeforderten Verzögerung allein durch das lehrerseitige Bremssignal bestimmt wird, wenn sowohl das schülerseitige Bremspedal 44 als auch das lehrerseitige Bremspedal 48 gleichzeitig betätigt werden und somit gleichzeitig ein schülerseitiges Bremssignal und ein lehrerseitiges Bremssignal vorliegen. Mit anderen Worten bestimmt das schülerseitige Bremssignal nur dann die angeforderte Verzögerung, wenn das lehrerseitige Bremspedal 48 nicht betätigt und somit in einer Neutral- bzw. Ausgangstellung ist.
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In beiden Ausführungsformen wird die Stärke der angeforderten Verzögerung durch den Wert für die Stärke der angeforderten Verzögerung des entsprechenden Bremssignals bestimmt.
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Die schülerseitige Bremspedaleinrichtung 42 und die Steuereinheit 32 sind Teil eines schülerseitigen bzw. fahrerseitigen Moduls 50, das standardmäßig im Fahrschulfahrzeug 10 verbaut ist.
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Die lehrerseitige Bremspedaleinrichtung 46 ist hingegen Teil eines lehrersseitigen bzw. beifahrerseitigen Moduls 52, das optional im Fahrschulfahrzeug 10 verbaut ist, um das Kraftfahrzeug funktional in ein Fahrschulfahrzeug umzurüsten.
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In diesem Zusammenhang weisen das fahrerseitige Modul 50 und das beifahrerseitige Modul 52 jeweils ein schülerseitiges bzw. lehrerseitiges Gaspedal und gegebenenfalls ein schülerseitiges bzw. lehrerseitiges Kupplungspedal auf.
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Das Fahrschulbremssystem 30 kann mittels eines Anzeige-Bedien-Konzepts 54 des Fahrschulfahrzeugs 10 eingestellt und/oder freigeschaltet werden, das mit der Zentralsteuereinheit 34 signalübertragend verbunden ist.
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Zusätzlich oder alternativ kann das Fahrschulbremssystem 30 mittels einer App über einen Server 56, der signalübertragend mit der Zentralsteuereinheit 34 verbunden ist, eingestellt und/oder freigeschaltet werden.
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Der Server 56 ist beispielsweise ein Server, der vom Hersteller oder einem Servicepartner des Fahrschulfahrzeugs 10 betrieben wird.
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In der vorliegenden Ausführungsform ist die lehrerseitige Bremspedaleinrichtung 46 über die Steuereinheit 32 im fahrerseitigen Modul 50 mit der Zentralsteuereinheit 34 signalübertragend verbunden. Hierzu weist das fahrerseitige Modul 50 einen entsprechenden Signaleingang, beispielsweise in Form einer Buchse, für die lehrerseitige Bremspedaleinrichtung 46 auf. Somit ist kein zusätzlicher Signaleingang an der Zentralsteuereinheit 34 für die lehrerseitige Bremspedaleinrichtung 46 erforderlich.
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Anhand der 3 wird nun ein Fahrschulbremssystem 30 gemäß einer weiteren Ausführungsform beschrieben. Für die Bauteile, die von der obigen Ausführungsform bekannt sind, werden dieselben Bezugszeichen verwendet und es wird insoweit auf die vorangegangenen Erläuterungen verwiesen.
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Im Unterschied zum in 2 dargestellten Fahrschulbremssystem 30 ist die Steuereinheit 32 im vorliegenden Fahrschulbremssystem 30 ein integraler Teil der Zentralsteuereinheit 34. Mit anderen Worten kann die Funktion der Steuereinheit 32 durch die Zentralsteuereinheit 34 bereitgestellt werden, wodurch keine separate Steuereinheit 32 erforderlich ist.
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In diesem Zusammenhang sind die schülerseitige Bremspedaleinrichtung 42 und die lehrerseitige Bremspedaleinrichtung 46 jeweils über einen separaten Signaleingang mit der Zentralsteuereinheit 34 signalübertragend verbunden. Das bedeutet, an der Zentralsteuereinheit 34 ist ein zusätzlicher Signaleingang, beispielsweise in Form einer Buchse, für die lehrerseitige Bremspedaleinrichtung 46 erforderlich.
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Auf diese Weise ist eine Bremspedalvorrichtung 40 sowie ein Fahrschulbremssystem 30 bereitgestellt, das besonders einfach aufgebaut und kompakt gestaltet ist.
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Ferner ist ein Fahrschulfahrzeug 10 bereitgestellt, das mit geringem Aufwand sowie besonders flexibel aus einem Fahrzeug ohne Doppelpedaleinrichtung in ein Fahrzeug mit Doppelpedaleinrichtung umgerüstet werden kann. Hierzu muss lediglich das beifahrerseitige Modul 52 ein- oder ausgebaut werden, ohne dass dabei die Funktionalität des Brake-By-Wire Systems des Fahrzeugs verändert werden muss.