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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur proaktiven Verlegung eines Kabel-Rohrverbandes für Glasfaserkabel, nämlich zur Verlegung eines solchen Kabel-Rohrverbandes in einer Art und Weise, welche es ermöglicht, telekommunikative Endanschlüsse von Teilnehmern (Teilnehmerendanschlüsse), respektive Nutzern, welche zunächst nicht mit dem Glasfasernetz verbunden werden, später auf einfache Weise und mit wenig Aufwand, insbesondere unter Vermeidung von Erdarbeiten im öffentlichen Raum, mit dem Glasfasernetz zu verbinden. Sie bezieht sich hierbei insbesondere auf die proaktive Verlegung eines Kabel-Rohrverbandes entlang von Objekten, respektive von Gebäuden, welche unmittelbar an der Grundstücksgrenze stehen, ohne jedoch hierauf beschränkt zu sein. Ausgangspunkt des Verfahrens ist dabei die bereits praktizierte Verlegung von Kabel-Rohrverbänden nach dem Prinzip des Homes Passed.
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Im letzten Jahrzehnt ist im Bereich des Telekommunikation der Ausbau von Glasfasernetzen, welche als Zugangsnetze zum öffentlichen Weitverkehrsnetz dienen, stark vorangetrieben worden. Nur hierdurch kann den Forderungen nach einer umfassenden breitbandigen Anbindung von Büros und Wohngebäuden an die telekommunikative Infrastruktur, das heißt nach Bereitstellung zuverlässiger Hightspeed-Internet-Anschlüsse, welche eine hohe Datenübertragungsrate sowohl in der Downstream- als auch in der Upstreamrichtung gewährleisten, entsprochen werden. Hierfür stehen Konzepte wie FTTC, fibre to the curb, also Glasfaserkabelverlegung bis zum Bordstein, das heißt bis zu einem Kabelverzweiger als Übergabepunkt eines Netzproviders, wie fibre to the building FTTB, also Verlegung von Glasfaserkabel bis zu einem typischerweise mehrere Teilnehmerendanschlüsse beherbergenden Gebäude, sowie FTTH, also fibre to the home als Glasfaserversorgung bis zum einem jeweiligen Teilnehmerendanschluss.
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Die Glasfaserkabel werden hierbei typischerweise in Kabel-Rohrverbänden verlegt. Dies sind Verbände aus mehreren im Allgemeinen aus Kunststoff bestehenden Rohren, in welche jeweils ein Glasfaserkabel eingefügt ist oder bei Bedarf später eingeführt wird. Nun ist es aus unterschiedlichsten Gründen so, dass zum Zeitpunkt der Verlegung eines solchen Kabel-Rohrverbandes in einer sich entlang mehrerer Grundstücke und/oder Gebäude erstreckenden Kabeltrasse häufig nicht sofort alle sich auf den Grundstücken, respektive in den Gebäuden, befindenden Teilnehmerendanschlüsse sofort an das Glasfasernetz angeschlossen werden. Soweit es sich bei solchen Teilnehmerendanschlüssen um Teilnehmerendanschlüsse handelt, welche sich in Gebäuden auf größeren Grundstücken und mit einem gewissen Abstand zum öffentlichen Raum befinden, wird für diese häufig schon ein Leerrohr bis auf das jeweilige Grundstück und zu einem sich dort befindenden Übergabepunkt verlegt. Bei einer späteren endgültigen Versorgung des Teilnehmerendanschlusses mit Glasfaserkabel werden der bereits geschaffene Abzweig bis zum eigentlichen Endanschluss verlängert und das entsprechende Glasfaserkabel in das Leerrohr eingebracht, was häufig durch Einblasen des Glasfaserkabels geschieht.
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Eine Alternative besteht darin, bereits zum Zeitpunkt der Verlegung eines Kabel-Rohrverbandes in die zu dem Rohrverband zusammengefassten Kunststoffrohre je ein Glasfaserkabel einzubringen oder Kabel-Rohrverbände zu verlegen, deren Kunststoffrohre bereits herstellerseitig mit einem Glasfaserkabel bestückt sind.
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Durch die
DE 10 2019 117 612 A1 wird ein Verfahren beschrieben, welches dazu dient, aus einem Kabel-Rohrverband, dessen Kunststoffrohre bereits herstellerseitig mit je einem Glasfaserkabel versehen wurden, im Rahmen einer erst in einem größeren zeitlichen Abstand zur Verlegung des Kabel-Rohrverbandes und nach der Zuschüttung des Kabelgrabens erfolgenden Versorgung eines Kabelanschlusspunktes ein Glasfaserkabel bereitzustellen. Das entsprechende Glasfaserkabel wird hierbei zusammen mit dem dieses umgebenden Kunststoffrohr aus dem Rohrverband durch eine Öffnung hindurch herausgezogen, welche im Mantel des in einem Abzweigbereich vom Erdreich freigelegten Rohrverbandes erzeugt wird.
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Aus der
US 2010/0086254 A1 ist es bekannt, zur Versorgung mehrerer entlang einer Trasse gelegener Objekte mit einem Glasfaserkabelanschluss ein mehrere voneinander separierte Segmente aufweisendes Kanalprofil aus Kunststoff im Boden zu verlegen. In dieses Kanalprofil können Glasfaserkabel oder Kunststoffleerrohre für nachträglich in diese einzublasende Glasfaserkabel eingefügt werden. Zur Erzeugung eines Abzweigs für einen erst später zu realisierenden Anschluss wird in einer Seitenwand des Kanalprofils eine Öffnung geschaffen oder eine bereits vorgesehene Öffnung durch Entfernen eines Deckels freigelegt. Aus dieser Öffnung wird dann ein Glasfaserkabel herausgezogen und in ein, an einen in dem Kanalprofil erzeugten Schlitz in orthogonaler Richtung angelegtes Kanalprofil gleicher Bauart eingelegt.
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Beiden zuvor beschriebenen Lösungen ist es gemeinsam, dass im Falle einer erst später erfolgenden Realisierung eines Anschlusses zur Schaffung einer Öffnung in dem Kabelrohrverband oder in dem Kanalprofil, aus welchem dann ein Glasfaserkabel, ein Leerrohr oder ein Kunststoffrohr mit Glasfaserkabel herausgezogen wird, an der betreffenden Stelle zunächst Erdreich zu entfernen ist, um den zur Schaffung der Öffnung vorgesehenen Bereich des Kabelrohrverbandes oder des Kanalprofils freizulegen.
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Gerade im innerstädtischen Bereich oder auch in Bereichen mit einer historisch gewachsenen Bauinfrastruktur ist es jedoch häufig so, dass Gebäude mit einer Außenwand unmittelbar auf der Grundstücksgrenze stehen. In solchen Bereichen hat sich das Prinzip des Homes Passed etabliert. Hierbei wird in einer Kabeltrasse, welche sich entlang einer Mehrzahl solcher Grundstücke erstreckt, ein Kabel-Rohrverband verlegt, welcher gebildet wird durch eine Anzahl von Kunststoffrohren, welche der Anzahl aller theoretisch mit Glasfaserkabel zu versorgenden Grundstücke, respektive Teilnehmerendanschlüsse entlang der Kabeltrasse entspricht. Teilnehmerendanschlüsse, die im Zuge dessen schon mit Glasfaserkabel zu versorgen sind, werden dabei unmittelbar an das Glasfasernetz angeschlossen.
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Für alle anderen Teilnehmerendanschlüsse, welche zum Zeitpunkt der Verlegung des Kabel-Rohrverbands noch nicht mit einem Glasfaserkabel versorgt werden sollen, ist aber in diesem nach dem Prinzip des Homes Passed verlegten Kabel-Rohrverband zumindest bereits ein Leerrohr vorgesehen, respektive von dem Kabel-Rohrverband umfasst. Entsprechend diesem Konzept gelten die Objekte entlang einer Kabeltrasse mit einem Home Passed verlegten Kabel-Rohrverband als mit Glasfaserkabel versorgt, selbst wenn noch nicht alle Teilnehmerendanschlüsse, für welche in dem Kabel-Rohrverband ein Kunststoffrohr zur Aufnahme eines Glasfaserkabels vorgesehen ist, tatsächlich an das Glasfasernetz angeschlossen sind.
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Allerdings besteht hierbei das Problem, dass zur späteren Verbindung eines bis dahin nicht mit dem Glasfasernetz verbundenen Teilnehmerendanschlusses zunächst ein von dem Homes Passed verlegten Kabel-Rohrverband ausgehender Leerrohrabschnitt an das den mit dem Glasfaserkabel zu versorgenden Teilnehmerendanschluss aufnehmende Objekt herangeführt werden muss, in welchen danach das Glasfaserkabel eingebracht wird. Dies erfordert jedoch regelmäßig Erdarbeiten auf öffentlichem Grund. In nachteiliger Weise ist es dabei erforderlich, Teile eines Gehwegs oberhalb der Kabeltrasse für den Kabel-Rohrverband aufzunehmen oder mit Asphalt belegte Bereiche zu öffnen.
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Aufgabe der Erfindung ist es, eine Lösung bereitzustellen, welche unter Vermeidung von Erdarbeiten im öffentlichen Raum, eine nachträgliche Verbindung von Teilnehmerendanschlüssen mit dem Glasfasernetz ermöglicht, welche sich in entlang einer Kabeltrasse mit einem darin verlegten Kabel-Rohrverband gelegenen baulichen Objekten befinden. Dazu ist ein entsprechendes Verfahren anzugeben.
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Die Aufgabe wird durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 gelöst. Vorteilhafte Aus- und Weiterbildungen der Erfindung sind durch die Unteransprüche gegeben.
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Bei dem die Aufgabe lösenden Verfahren handelt es sich um ein Verfahren zur proaktiven Verlegung eines der Aufnahme von Glasfaserkabeln dienenden Kabel-Rohrverbandes für eine nachträgliche Glasfaserversorgung einzelner telekommunikativer Teilnehmerendanschlüsse. Als proaktiv wird die gemäß dem Verfahren vorgeschlagene Verlegung eines Kabel-Rohrverbandes insoweit angesehen, als diese auf eine vorausschauende Art und Weise der Verlegung gerichtet ist und dabei, entsprechend der gestellten Aufgabe, durch zielgerichtetes Handeln, Erdarbeiten im öffentlichen Raum im Zuge einer erst später erfolgenden Verbindung einzelner Teilnehmerendanschlüsse mit dem Glasfasernetz entbehrlich macht. Das vorgeschlagene Verfahren geht hierbei von einer Verlegung des vorgenannten Kabel-Rohrverbandes nach dem Prinzip des Homes Passed aus, bei welchem der entsprechend verlegte Kabel-Rohrverband eine der Anzahl der an der Kabeltrasse gelegenen Grundstücke, respektive Teilnehmerendanschlüsse, entsprechende Anzahl von Kunststoffrohren zur Aufnahme von Glasfaserkabeln aufweist.
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Gemäß dem Verfahren wird bereits zum Zeitpunkt der Homes-Passed-Verlegung des Kabel-Rohrverbandes für jeden hierbei nicht mit dem Glasfasernetz verbundenen Teilnehmerendanschluss auf Höhe des diesen beherbergenden baulichen Objektes ein Leerrohrendabschnitt aus dem Kabel-Rohrverband herausgelöst und an einer Grundstücksgrenze, nämlich der Grenze des mit dem betreffenden Objekt belegenen Grundstücks, in einem Bogen verlaufend, aus dem Erdreich bis auf ein Niveau oberhalb einer Gehwegoberkante oder einer Straßenoberfläche, das heißt bis oberhalb des an dem Objekt über der Kabeltrasse gegebenen Geländeniveaus, herausgeführt. Die endseitige Öffnung des entsprechenden Leerrohrendabschnitts wird mit einem Endstopfen verschlossen, so dass bei einer späteren Verbindung des Teilnehmerendanschlusses mit dem Glasfasernetz, nach dem Entfernen dieses Endstopfens, das an den Teilnehmerendanschluss heranzuführende Glasfaserkabel, ausgehend vom nächstgelegenen Übergabepunkt des Providers, beispielsweise von einem Street Cabinet, in das Leerrohr eingeblasen werden kann.
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Im Zuge der nachträglichen Versorgung eines Teilnehmerendanschlusses mit einer Glasfaseranbindung kann es dabei in Abhängigkeit von der jeweiligen konkreten baulichen Situation erforderlich sein, den bereits vorverlegten Leerrohrendabschnitt einzukürzen oder an diesen eine Rohrverlängerung mit einer Doppelsteckmuffe anzustecken. Grundsätzlich kann im Zusammenhang mit der proaktiven Verlegung gegebenenfalls bereits berücksichtigt werden, wo sich der Teilnehmerendanschluss in einem jeweiligen baulichen Objekt befindet und der aus dem Kabel-Rohrverband herausgelöste und bis oberhalb des Geländeniveaus aus dem Erdreich herausgeführte Leerrohendabschnitt an einer Außenseite des Objektes schon in dessen Nähe angeordnet werden, so dass für eine nachträgliche Verbindung des Teilnehmerendanschlusses der (wie bereits ausgeführt gegebenenfalls mittels Doppelsteckmuffe etwas verlängerte) Rohrendabschnitt mit dem darin eingebrachten Glasfaserkabel nur noch durch das Mauerwerk geführt werden muss.
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Grundgedanke der vorgeschlagenen Lösung ist es also, die eventuell später gewünschte glasfasertechnische Erschließung eines Teilnehmerendanschlusses nicht nur nach dem Prinzip des Homes Passed (HP) vorzubereiten, sondern dieses Konzept gewissermaßen zu einem „HP Plus“ weiterzuentwickeln. Dieses fortentwickelte, möglicherweise als „HP Plus“ zu bezeichnenden Konzept sieht hierbei nicht nur für jeden entlang der Kabeltrasse gelegenen Teilnehmerendanschluss ein Rohr in dem Kabel-Rohrverband vor, sondern führt zu jedem Teilnehmerendanschluss bereits einen Leerrohrendabschnitt dieses Kabel-Rohrverbandes heraus, und zwar ohne hierbei aufwendige, im Boden verbleibende und deshalb gegebenenfalls durch ein Gehäuse zu schützende Installationseinrichtungen vorzusehen und außerdem ohne später, bei einer nachträglichen Glasfaserversorgung eines jeweiligen Teilnehmerendanschlusses, irgendwelche Erdarbeiten auf öffentlichem Grund erforderlich zu machen.
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Bei mit einer Außenwand unmittelbar an der Grundstückgrenze zum öffentlichen Raum angeordneten baulichen Objekten wird der Leerrohrendabschnitt nach oben, also im Wesentlichen in vertikaler Richtung, an der betreffenden Außenwand entlang verlaufend aus dem Erdreich herausgeführt. Vorzugsweise muss dann im Falle einer späteren Endversorgung des Objektes mit Glasfaser der mit dem Glasfaserkabel versehene Rohrendabschnitt lediglich noch durch die Außenwand hindurch in das Objekt hineingeführt werden. Die Verlegung des betreffenden Leerrohrendabschnitts erfolgt gemäß dem Verfahren so, dass dieser von einer Grabensohle im Erdreich bis zum Punkt seines Austritts aus dem Erdreich in einem Bogen mit einem Radius von wenigstens 30 cm geführt wird. Dies erleichtert das Einblasen des später zur Verbindung des Teilnehmerendanschlusses mit dem Glasfasernetz in das Leerrohr einzubringenden Glasfaserkabels. Um die Zugänglichkeit des aus dem Erdreich herausgeführten Leerrohrendabschnitts auch viele Jahre nach der Homes-Passed-Verlegung des Kabel-Rohrverbandes sicher zu gewährleisten, wird der Leerrohrendabschnitt vorzugsweise mit einer das Geländeniveau um 10 cm bis 25 cm überragenden Länge aus dem Erdreich herausgeführt.
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Entsprechend einer vorteilhaften Weiterbildung des Verfahrens wird zudem der aus dem Erdreich herausragende Teilabschnitt des Rohrendabschnitts und ein bis in eine Tiefe von 10 cm bis 20 cm in das Erdreich hineinragender Teilabschnitt desselben Leerrohrendabschnitts mit einem Kunststoff-Schutzrohr umhüllt. Hierdurch wird Beschädigungen des Leerrohrendabschnitts durch äußere Einwirkungen vorgebeugt. Optional kann das Kunststoff-Schutzrohr zur einfacheren Verlegung außerdem an dem Leerrohrendabschnitt mit Klebeband oder Kabelbinder fixiert werden.
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Sofern der Leerrohrendabschnitt, welcher aus den nach dem Homes Passed Prinzip verlegten Kabel-Rohrverband herausgelöst wird, in einem Bereich verlegt wird, so kann der Leerrohrendabschnitt zudem mittels eines hitzebeständigen Rohres, wie eines Temperguss-Fittings, gegen Hitze geschützt werden. Der Leerrohrendabschnitt wird auf diese Weise beispielsweise gegen Hitze geschützt, wie sie bei eventuellen Asphaltierarbeiten, zum Beispiel zur Erneuerung einer Stra-ßendecke, auftreten kann.