-
Die vorliegende Erfindung betrifft eine selbstfahrende Erntemaschine, insbesondere einen Mähdrescher wie aus
EP 3 959 959 A1 bekannt. Im Ernteeinsatz wird der Mähdrescher mit einem Schneidwerk vorneweg über ein Feld gefahren, um Ernteguthalme zu schneiden und einem Dreschwerk im Innern des Mähdreschers zuzuführen. Ausgedroschenes Stroh wird dabei fortlaufend auf die abgeerntete Feldfläche hinter dem Mähdrescher ausgeworfen.
-
Reisstroh ist ein strapazierfähiges Material, das traditionell für die Herstellung von Sandalen, Bodenmatten und Besen verwendet wird, sich aber gerade wegen dieser Strapazierfähigkeit im Boden nur langsam zersetzt. Unzureichend verrottete Halme im Boden sind beim Pflügen hinderlich, da sie den Widerstand erhöhen, den der Boden der Pflugschar entgegensetzt. Deswegen ist es insbesondere in Nordindien verbreitete Praxis, nicht benötigtes Reisstroh unmittelbar nach der Ernte auf dem Feld abzubrennen. Der dabei entstehende Rauch führt zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Luftqualität in weiten Landesteilen; wenn die zurückbleibende Asche vom Wind verweht wird kann sie anderenorts zu Umweltbelastungen führen, gleichzeitig gehen dem Acker wertvolle Mineralien verloren. Auch für die Fruchtbarkeit wertvolle Bodenorganismen werden durch die Hitze geschädigt.
-
Um diesem Problem abzuhelfen, sind Mähdrescher mit Häckselwerk entwickelt worden, die anstelle langer Halme nur kurze Bruchstücke auswerfen, die aber aufgrund der hohen Kosten des Häckselwerks nur geringe Akzeptanz finden.
-
Es besteht daher Bedarf nach einer kostengünstigeren Technik, die es ermöglicht, das Abbrennen des Strohs überflüssig zu machen.
-
Die vorliegende Erfindung befriedigt diesen Bedarf durch eine selbstfahrende Erntemaschine, an der eine Verteilervorrichtung angeordnet ist, mit der ein die Zersetzung des Strohs beschleunigendes Spritzmittel ausgebracht werden kann. Ein solches Spritzmittel ist vom Indian Agriculture Research Institute (IARI) entwickelt worden und unter dem Namen Pusa decomposer bekannt.
-
Während Spritzmittel in den meisten Fällen ausgebracht werden, um eine Wirkung auf einen lebenden Pflanzenbestand zu haben, ist dies im Rahmen der Erfindung gerade nicht der Fall. Deshalb ist es zweckmäßig, dass die Erntemaschine eine Karosserie aufweist, an der an einer in einer Normalfahrtrichtung vorderen Seite ein Erntewerkzeug angebracht ist, das zumindest die werthaltigen Bestandteile eines auf dem Feld vorhandenen Pflanzenbestands aufnimmt, und dass die Spritzvorrichtung an einer in der Normalfahrtrichtung hinteren Seite der Karosserie vorgesehen ist, um das Spritzmittel auf das auszugeben, was auf dem Feld nach der Aufnahme der werthaltigen Bestandteile durch die Erntemaschine zurückbleibt.
-
Wenn die selbstfahrende Erntemaschine eine Auswurfvorrichtung zum Auswerfen von ausgedroschenem Stroh aufweist, sollte die Spritzvorrichtung geeignet angeordnet sein, um das Spritzmittel zumindest auf von der Auswurfvorrichtung ausgeworfenes Stroh auszubringen.
-
Reis wird bei der Ernte in einem größeren Abstand vom Boden geschnitten als anderes Getreide, so dass nach der Ernte eine beträchtliche Menge Material in Form von noch im Boden verwurzelten Halmen zurückbleibt. Um deren Abbau zu fördern, sollte die Arbeitsbreite der Spritzvorrichtung der des Erntewerkzeugs entsprechen.
-
Um eine Ackerfläche effizient bearbeiten zu können, sollte die selbstfahrende Erntemaschine einen Tank für das Spritzmittel aufweisen.
-
Der Tank und/oder die Verteilervorrichtung kann zeitweilig an der Erntemaschine montierbar sein, um deren Gewicht und Abmessungen nicht in Einsätzen zu erhöhen, in denen die Verteilervorrichtung nicht benötigt wird. Denkbar ist auch, die Verteilervorrichtung und ggf. den Tank an einer existierenden Erntemaschine nachzurüsten. In beiden Fällen ist der Tank zweckmäßigerweise an einer Oberseite der Karosserie und/oder außerhalb einer Karosserie der Erntemaschine angeordnet, etwa über einem Hordenschüttler, aber hinter einem Korntank oder einem Motorblock, so dass im Falle eines Lecks des Tanks der Motor bzw. der Inhalt des Korntanks vor Kontakt mit dem Inhalt des Tanks der Verteilervorrichtung geschützt sind.
-
Die Verteilervorrichtung ist vorzugsweise mit einem Druckquelle gekoppelt, um das Spritzmittel in der Verteilervorrichtung unter einem für das Versprühen benötigten Überdruck zu halten. Als Druckquelle kommen ein Kompressor und/oder ein Drucklufttank in Betracht, die herkömmlicherweise bereits zu anderen Zwecken in einem Mähdrescher vorgesehen sind und mit minimalen Kosten zum Betrieb der Verteilervorrichtung nutzbar gemacht werden können.
-
Gegenstand der Erfindung ist ferner ein Verfahren zum Betreiben einer selbstfahrenden Erntemaschine wie oben beschrieben mit dem Schritten:
- - Beladen der Erntemaschine mit einem Vorrat des Spritzmittels;
- - Bewegen der Erntemaschine über ein Feld, um gleichzeitig Gut vom Feld zu ernten, ausgedroschenes Stroh auf das Feld auszubringen und das Spritzmittel auf dem ausgedroschenen Stroh zu verteilen.
-
Bei dem Spritzmittel kann es sich insbesondere um einen Zersetzungsbeschleuniger, insbesondere eine wässrige Suspension einer lebenden Pilz- oder Mikroorganismenkultur handeln.
-
Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung von Ausführungsbeispielen unter Bezugnahme auf die beigefügten Figuren. Es zeigen:
- 1 schematisch den Aufbau eines erfindungsgemäßen Mähdreschers für die Reisernte; und
- 2 eine Ansicht des Mähdreschers schräg von hinten.
-
1 zeigt schematisch den Aufbau eines erfindungsgemäßen Mähdreschers 1. In einer Karosserie 1 des Mähdreschers sind, hinter einer Fahrerkanzel oder -kabine 2, ein Dreschwerk 3, Hordenschüttler 4 sowie an sich bekannte und hier nicht beschriebene Vorrichtungen zum Reinigen von in Dreschwerk 3 und Hordenschüttler 4 abgeschiedenem Korn, ein Korntank 5 und ein Motor 6 untergebracht. Vorn an der Karosserie 1 ist ein Erntewerkzeug 7 austauschbar und höhenverstellbar montiert. Das Erntewerkzeug 7 für die Reisernte hat eine Schneidkante 8, die bei der Ernte in einer Höhe von 240 mm über dem Boden positionierbar ist, so dass bei seinem Einsatz Halmreste von dieser Länge auf dem Feld stehenbleiben. Diese Halme sollten, wenn das Feld typischerweise ca. 3 Wochen nach der Ernte gepflügt wird, weit genug abgebaut sein, um das Pflügen nicht zu behindern.
-
Eine Oberseite der Karosserie 1 verläuft in Stufen; ein vorderer Teil 9 überdeckt den Motor 6 und den Korntank 5; ein hinterer Teil 10 auf geringerer Höhe ein hinteres Ende des Hordenschüttlers 4 und einen Strohauswurf 11 am Heck der Karosserie 1. Der Höhenunterschied zwischen den Teilen 9 und 10 wird genutzt, um auf dem hinteren Teil 10 einen Tank 12 unterzubringen, der Teil einer Verteilervorrichtung 22 für ein den Abbau des Reisstrohs förderndes Spritzmittel ist.
-
Der Tank 12 ist vorzugsweise lösbar an der Karosserie 1 montiert; insbesondere kann er Teil eines Nachrüstsatzes sein, mit dem ein herkömmlicher Mähdrescher erfindungsgemäß umgebaut werden kann.
-
Die Höhe des Tanks 12 ist vorzugsweise nicht größer als die Höhendifferenz zwischen den Teilen 9, 10, so dass die Gesamthöhe des Mähdreschers durch die Anbringung des Tanks 12 nicht vergrößert wird.
-
Der Tank 12 ist hermetisch verschließbar und beständig gegen einen inneren Überdruck von mehreren Bar, der von einer mit dem Tank 12 verbundenen Druckquelle, hier einem von dem Motor 6 angetriebenen Kompressor 13 und einen Druckluftbehälter 14 bereitgestellt wird. Die Druckquelle ist vorzugsweise nicht Teil des oben erwähnten Nachrüstsatzes; vielmehr kann eine Druckluftquelle, die herkömmlicherweise zum Reinigen des Motors 6 und anderer sich im Betrieb erhitzender Teile des Mähdreschers von brennbaren Staubablagerungen, z.B. durch Abblasen mit Hilfe einer Druckluftlanze, oder zur Bremskraftverstärkung in einer Druckluftbremse eingesetzt wird, auch zum Druckbeaufschlagen des Tanks 12 herangezogen werden.
-
Der Tank 12 speist mit dem Spritzmittel als weiteren Bestandteil der Verteilervorrichtung 22 eine Düsenleiste 15. Die Düsenleiste 15 erstreckt sich im Betrieb quer zur Fahrtrichtung entlang einer Rückwand 16 der Karosserie 1, oberhalb des Strohauswurfs 11, und ist mit einer Mehrzahl von nach unten und/oder nach hinten orientierten Düsen 17 bestückt. Der Überdruck von der Druckluftquelle gewährleistet den zum Zerstäuben des Spritzmittels an den Düsen 17 benötigten Druckabfall. Das am Strohauswurf 11 austretende Stroh kreuzt die Strahlen der Düsen 17 und wird dadurch mit dem Spritzmittel benetzt.
-
Die Düsenleiste 15 kann mit der Karosserie 1 über um eine Achse 18 schwenkbare Arme 19 verbunden sein, um aus ihrer in den Figuren gezeigten Gebrauchsstellung hinter der Rückwand 16 in eine Ruhestellung benachbart zum Tank 12 beweglich zu sein.
-
Wie insbesondere aus der Ansicht der 2 deutlich wird, umfasst die Düsenleiste 15 mehrere gelenkig miteinander verbundene Segmente 20, 21. In der in 2 gezeigten Arbeitsstellung stehen die äußeren Segmente 21 seitlich im Wesentlichen genauso weit über wie das Erntewerkzeug 7, um einen Ackerstreifen mit der Breite des Erntewerkzeugs 7 besprühen zu können und so auch die vom Erntewerkzeug 7 stehengelassenen Resthalme zu versorgen. Die äußeren Segmente 21 sind aus der Arbeitsstellung, in der sie das zentrale Segment 20 beidseitig verlängern, jeweils um ca. 180° in eine mit dem zentralen Segment 20 überlappende oder um ca. 90° in eine von der Karosserie 1 rückwärts abstehende Transportstellung schwenkbar, in der sie nicht seitwärts über die Karosserie 1 überstehen und somit nicht Gefahr laufen, bei Straßenfahrt an Gebüsch oder anderen Hindernissen hängenzubleiben. Insbesondere in letzterem Falle sind die Arme 19 vorzugsweise jeweils Teil eines parallelogrammförmigen Viergelenks, das es erlaubt, die Düsenleiste 15 unter Beibehaltung ihrer räumlichen Orientierung zwischen der Arbeits- und der Ruhestellung zu bewegen, so dass in beiden Fällen die äußeren Segmente 21 in der Transportstellung im Wesentlichen horizontal nach hinten weisen, ohne über den vorderen Teil 9 aufzuragen.
-
Das Spritzmittel ist vorzugsweise eine Suspension von lebenden Mikroorganismen wie etwa Pilzen oder Bakterien, die, indem sie sich von dem Stroh ernähren, für dessen schnellen biologischen Abbau sorgen. Da sich die Mikroorganismen auf dem Stroh vermehren, genügt eine geringe Menge, um den Abbau des Strohs deutlich zu beschleunigen. So kann der Acker bereits wenige Tage nach der Ernte gepflügt werden, ohne dass dafür das Stroh abgebrannt werden muss.
-
Bezugszeichen
-
- 1
- Karosserie
- 2
- Fahrerkanzel
- 3
- Dreschwerk
- 4
- Hordenschüttler
- 5
- Korntank
- 6
- Motor
- 7
- Erntewerkzeug
- 8
- Schneidkante
- 9
- vorderer Teil
- 10
- hinterer Teil
- 11
- Strohauswurf
- 12
- Tank
- 13
- Kompressor
- 14
- Druckluftbehälter
- 15
- Düsenleiste
- 16
- Rückwand
- 17
- Düse
- 18
- Achse
- 19
- Arm
- 20
- zentrales Segment
- 21
- äußeres Segment
- 22
- Verteilervorrichtung
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
-
Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
-
Zitierte Patentliteratur
-